Hamilton [Hamelthon] of Traboun, Sir John

Hamilton [Hamelthon] of Traboun, Sir John; Obrist [5.11.1605-1638 Lanark] Sir John Hamilton [Hamelton] of Traboun stammte aus Schottland und führte ein Schotten-Regiment  [Abb. rechts] [später Ludovick Leslie übertragen] unter Gustav II. Adolf.[1]

Hamilton nahm an der Schlacht bei Breitenfeld[2] am 17.9.1631 teil, wie der schottische Kriegsteilnehmer Robert Monro berichtet: „Nachdem wir die ganze Nacht in Schlachtordnung eine Meile von Tillys Armee entfernt gestanden hatten, riefen uns am Morgen des 7. September 1631 beim ersten Ruf der Lerchen die Trompeten zu Pferd und die Trommeln zum Marsch. Wir standen unter Waffen in Bereitschaft, und nachdem wir schon zuvor in der Nacht nachgedacht und unser Gewissen erforscht hatten, begannen wir den Morgen damit, Gott unseren Leib und unsere Seele als lebendiges Opfer darzubieten. Indem wir unsere Sünden bekannten, unsere Herzen und Hände zum Himmel erhoben, erflehten wir in Christi Namen in unserem öffentlichen Gebet und in geheimen Seufzern Vergebung. Wir befahlen uns, unseren Erfolg und die künftigen Ereignisse des Tages Gott an, unserem Vater in Christo. Nachdem das geschehen war, marschierten wir in Gottes Namen ein wenig voran und hielten dann wieder an, bis die ganze Armee, sowohl die des Herzogs von Sachsen als auch unsere, in guter Ordnung aufgestellt war.

Unsere Armee marschierte auf der rechten Seite, die des Herzogs links von uns, und die abkommandierten Musketiere marschierten in einer geschlossenen Formation als Vorhut vor der Armee. Sie bestand aus drei Regimentern, zwei schottischen und einem deutschen, alles Musketiere, die von drei schottischen Obristen geführt wurden, Männern von Tapferkeit und Erfahrung, die für das Kommando, das man ihnen anvertraut hatte und für das sie ausgewählt worden waren, als Leute geeignet erschienen, die anderen im Kampf ein Vorbild sein konnten: Sir James Ramsey, genannt der Schwarze, Sir John Hamilton und Robert Monro, Baron von Foulis. So marschierten beide Armeen in Schlachtaufstellung mit Infanterie, Reiterei und Artillerie etwa bis neun Uhr morgens voran. Wir hielten dann eine halbe Meile vor der kaiserlichen Armee, die uns schon in Schlachtaufstellung erwartete. Sie zählte 40 000 Mann zu Fuß und zu Pferd, während unsere Armee aus 30 000 Mann bestand, wovon nach meinem Urteil die Armee des Königs (II, 64) 8 000 Mann zu Fuß und 7 000 Mann Kavallerie stark war. Die Sachsen hatten 11 000 Infanteristen und 4 000 Reiter.

Wir stärkten uns erst mit Speise und ließen dann unsere Kutschen zurück. Die ganze Armee erhielt grüne Laubzweige als Erkennungszeichen an der Kopfbedeckung. Der Schlachtruf ‚Gott mit uns‘ wurde ausgegeben, und der König hielt eine kurze Rede. Als wir in Schlachtordnung standen, rückten wir gegen den Feind vor, der schon die Vorteile des Geländes genützt und seine Armee an einem Ort namens Gottesgrund aufgestellt hatte, wo ihr General das Gelände höchst vorteilhaft für die Aufstellung seiner Infanterie, der Reiterei und der Artillerie ausgesucht hatte. Dragoner und Kroaten hatten auch die Dörfer besetzt, die um jenen Teil des Schlachtfeldes lagen, der uns zur Aufstellung noch zur Verfügung stand. Sie umklammerten so unsere Flügel mit ihrer wenig angenehmen Nachbarschaft. Trotz aller Vorteile jedoch, die der Feind durch das Gelände, die Windrichtung und den Sonnenstand hatte, war unser großmütiger König und Führer nächst Gott, der keinem Heerführer, von dem man je gelesen hat, an Weisheit, Mut, Rechtschaffenheit und vorbildlichem Leben nachsteht, nicht entmutigt, sondern er gab mit Edelmut und christlicher Entschiedenheit sich selbst, seine Armee und seinen Erfolg in die Hand Gottes, des Herrn der Engel und der Menschen, der auch wenigen den Sieg über viele verleihen kann. Bei der Befehlsausgabe wies er jeden höheren Offizier in sein Kommando und in seine Stellung ein, die ihm für diesen Tag anvertraut war, wie er die Offiziere auch wiederholt mit seinem Schlachtplan vertraut machte. Er stellte Pelotons von je 50 Musketieren zusammen, die von einer hinreichenden Anzahl von Offizieren kommandiert wurden, damit sie den verschiedenen Reiterregimentern beistünden. Er instruierte dazu die Offiziere, wie sie dabei vorgehen müßten, wie er auch die Artillerie in ihre Aufgaben einwies. Als das ordnungsgemäß geschehen war, wurden die abkommandierten Musketiere in ihre Kampfstellungen eingewiesen, und S. M. übernahm dann das Kommando über die vier Infanteriebrigaden, die für das erste Treffen in der Schlachtaufstellung der Armee ausgewählt worden waren. Zwischen den Brigaden war Platz gelassen worden, so daß ein Kavallerieregiment in voller Formation zwischen den Infanteristen hinausreiten konnte.

Alle vier Brigaden standen in einer Front, die Ordonanzgeschütze waren vor ihnen in Stellung gegangen, je vier große und acht kleine, wobei vier mit der Munition und den Konstablern jeweils vor den Fahnen im Zentrum der Brigaden standen. Rechts vor den Pikenieren, die vor den Fahnen standen, waren vier Kanonen aufgestellt, und links vier weitere auf der selben Höhe. In entsprechender Entfernung hinter diesen vier Brigaden standen drei Reservebrigaden mit ihrer Artillerie. Wie die Brigaden des ersten Treffens hatten auch sie Abstände zwischen den Formationen. Die Kavalleriebrigaden, denen Pelotons von Musketieren zur Unterstützung beigegeben waren, lehnten sich auf dem rechten und dem linken Flügel an die Infanterie an, einige standen auch zwischen dem ersten Treffen der Infanterie und der Reserve, um der Infanterie beizustehen, wenn es nötig sein sollte. Andere Reiterbrigaden wurden hinter der Infanteriereserve zusammengezogen. Feldmarschall Horn, General Baner und Generalleutnant Baudissin erhielten den Befehl, sich um die Reiterei zu kümmern, Baron Teuffel und Graf Nelen kommandierten die Schlachtreihe der Infanterie, Sir James Ramsey hatte als ältester Oberst das Kommando über die Vorhut der abkommandierten Musketiere, und Sir John Hepburn kommandierte als ältester Oberst die drei Reservebrigaden.

Nachdem unsere Armee aufgestellt war und der Herzog von Sachsen (II, 65) und sein Feldmarschall Arnim ihre Truppen auch in Ordnung gebracht hatten, ich weiß aber nicht im Detail auf welche Weise, erhielten die Sachsen den Befehl, links bei uns aufzuschließen, und als beide Armeen wie befohlen in einer durchgehenden Schlachtreihe standen, rückten wir etwas vor und hielten dann wieder an, da der König auf den Flügeln einige Reiter abkommandiert hatte, weit draußen vor den Formationen das Feld von den Kroaten zu säubern. Wir rückten dann in Schlachtaufstellung unter Trompetengeschmetter, Trommelklang und fliegenden Fahnen weiter vor, bis wir in den Feuerbereich der Artillerie des Feindes kamen. Dann führte der herrliche und edle Gustav, der Unbesiegbare, die Kavalleriebrigaden mit ihren Musketierpelotons eine nach der anderen auf ihren Platz, wie er auch die Infanteriebrigaden eine nach der anderen auf ihren Platz stellte. Die ganze Zeit über, in der wir unter Kanonendonner und dem Heulen und Jaulen der heranfliegenden Kanonenkugeln nach dem Schlachtplan aufmarschierten, feuerte der Feind in unsere Reihen, wo die Geschosse, wie man sich vorstellen kann, große Verluste hervorriefen. Diese, wie ich zugeben muß, kriegerische Musik war nicht wert, daß man ihr zuhörte, doch wenn Sie soviel Geduld haben, diese Zeilen ohne jede Gefahr zu Ende zu lesen, werden Sie finden, daß wir für diese Musik gut bezahlten, und zwar mit solcher Münze, daß die Musiker nicht um alles in der Welt bis zum Ende dablieben, um ihre Bezahlung zu empfangen, sondern überglücklich davonrannten.

An diesem Donnerstag, dem 7. September 1631 zogen wir dann gegen 12 Uhr trotz des wütenden Feuers der feindlichen Artillerie und des Geländevorteils, den der Feind hatte, unsere Geschütze vor, bis sie vor dem Feind standen. Dann brüllten unsere Kanonen los, große und kleine, und zahlten dem Feind mit gleicher Münze zurück. Dieses Artilleriefeuer dauerte dann auf beiden Seiten etwa zweieinhalb Stunden. Während dieser Zeit standen unsere Schlachtreihen der Infanterie und der Kavallerie fest wie eine Mauer, obwohl die Kanonenkugeln ab und zu große Lücken in die Formationen unserer Leute rissen. Aber durch die Wachsamkeit der Offiziere und dadurch, daß alle Hände mit anpackten, wurden die Lücken sofort wieder geschlossen, und die Verwundeten wurden auf die Seite zu den Feldschern gebracht. So standen die Offiziere fest, überblickten ihren Kommandobereich, und einer trat für den ein, wenn sich eine Gelegenheit dazu ergab.

Als um halb drei Uhr unsere Artillerie das Feuer für kurze Zeit einstellte, griffen die Kavallerieabteilungen auf beiden Flügeln einander wütend an, wobei unsere Reiter große Entschlossenheit zeigten. Sie feuerten ihre Pistolen erst ab, wenn der angreifende Feind seine zuvor abgefeuert hatte. Dann begrüßten unsere Musketierpelotons die feindliche Reiterei auf eine kürzere Distanz mit einer Salve. Unsere Reiter schossen nun ihre Pistolen ab und griffen den Feind mit ihren Säbeln an. Als sie zurückkamen, waren unsere Musketiere schon wieder fertig, eine zweite Musketensalve auf die feindliche Reiterei abzugeben.

Auf diese Weise leisteten unsere Reiter dem Feind tapfer Widerstand, der dazu vom Feuer der Musketierpelotons hart mitgenommen wurde. Man kann sich kaum vorstellen, wie schnell der Feind nach zwei auf diese Weise abgeschlagenen Angriffen den Mut sinken ließ. Als die Reiterei unseres rechten Flügels, die aus Finnen und Hagapellern[3] bestand und vom tapferen Feldmarschall Horn kommandiert wurde, sah, daß die Reiterei des Feindes durcheinandergebracht worden war, griff sie den linken Flügel des Feindes entschlossen an und zwang ihn, sich in völliger Unordnung auf die Schlachtreihe ihrer Infanterie zurückzuziehen, was wiederum diese durcheinanderbrachte und sie zwang, nach rechts auszuweichen.

Unsere Reiter zogen sich zurück, da S. M. das Durcheinander beim Feind und ließ mit den Ordonanzgeschützen in seine Formationen hineinfeuern. Während dieser Zeit hatte sich die Hauptmacht der feindlichen Schlachtaufstellung auf den Herzog von Sachsen geworfen und dessen Truppen zunächst im Zentrum der Schlachtaufstellung mit der Reiterei angegriffen. Dann feuerte die feindliche Infanterie zwei Musketensalven in die Sachsen, die sich nun mit der Infanterie und der Reiterei zur Flucht wandten, wobei sie der Feind verfolgte, bereits Viktoria rief (II, 66), als sei die Schlacht schon gewonnen, und so noch vor dem Sieg triumphierte. Aber unsere Kavallerie und Infanterie griff den Rest der feindlichen Reiterei und Infanterie dort an, wo ihr General seinen Posten hatte. Sie wurden gezwungen, sich in völliger Unordnung nach der anderen Seite gegen Leipzig[4] zu zurückzuziehen, während die Infanterie der schwedischen Armee noch immer stand und bisher nicht einen einzigen Musketenschuß abgefeuert hatte. Über dem Schlachtfeld lagen dichte Wolken, vor allem, weil soviel Staub aufgewirbelt worden war, so daß wir lange Zeit nicht umherblicken konnten. Als es etwas aufklarte, sahen wir zur Linken unserer Reserve zwei große Kampfgruppen von Infanterie, die wir zunächst für Sachsen hielten, die gezwungen worden seien, zurückzuweichen. Wir hatten zwar den Kampflärm gehört, den Kampf selber aber nicht gesehen. Wir fanden aber rasch heraus, daß es der Feind war, der bereits sehr viel näher bei uns stand als vorher die Sachsen. Der König schickte daher den Baron Teuffel los, damit er Gewißheit erhalte. Der kam vor unsere Brigade, und ich bestätigte ihm, daß es der Feind sei. Als er zum König zurückkehrte, wurde er erschossen. S. M. kam nun selbst und wies Oberst Hepburn an, seine Brigade mit dem linken und rechten Flügel zu schwenken und dann den Feind anzugreifen. Als der Befehl erteilt war, zog sich der König zurück und versprach, uns Verstärkung zu schicken.

Die Schlachtformation des Feindes stand unerschüttert und blickte auf uns aus nächster Nähe, als unsere Brigade und die anderen einschwenkten und Front gegen sie machten. Sie waren darauf vorbereitet, uns mit fester Entschlossenheit mit einer Salve aus ihren Kanonen und Musketen zu empfangen. Aber unsere kleinen Ordonanzgeschütze feuerten zweimal in sie hinein, und ehe wir sie angriffen, feuerten wir eine Musketensalve auf sie ab, die sie erwiderten. Doch dann rückten unsere Brigaden unaufhaltsam gegen sie mit einem Pikenangriff vor, brachten eine ihrer Schlachtformationen in Unordnung, fielen über sie her und schlugen sie in die Flucht. Ich kommandierte den rechten Flügel der Musketiere der Regimenter Reay und Lumsdale. Wir rückten gegen die andere feindliche Formation vor, die bereits ihre Kanonen verteidigen mußte. Wir bemächtigten uns ihrer Geschütze und des Schlachtfeldes, aber da die Wolken des aufgewirbelten Staubes so dicht waren, war es uns, als stünden wir in einer dichten Wolke, so daß wir nicht die Hälfte des Kampfgeschehens sehen konnten, auch nicht, welchen Weg unsere Feinde genommen hatten, ja nicht einmal unsere übrigen Brigaden. Da ich einen Trommler bei mir hatte, befahl ich ihm, den Schottenmarsch zu schlagen, bis es aufklarte. Das bewirkte, daß sich unsere Freunde bei uns sammelten, und wir konnten unsere Feinde, die wir schon geschlagen hatten, ganz zerstreuen. Als die Brigade sich sammelte, suchten die Lebenden ihre toten und verwundeten Kameraden. Oberst Lumsdale [Lumbsdain; BW] war gleich am Anfang verwundet worden, auch Oberstleutnant Musten. Verschiedene Fähnriche waren tot oder verwundet, und einige Fahnen waren die ganze Nacht über weg, wurden aber am nächsten Tag wieder gefunden. Da der Feind floh, verfolgte ihn unsere Kavallerie bis zum Einbruch der Dunkelheit. Der König schickte uns die Blaue Brigade [Winckel; BW] und die abkommandierten Musketiere zu Hilfe, aber schon vor ihrem Eintreffen wurde unserer Brigade der Sieg und der Ruhm des Tages zugesprochen, da wir bis zuletzt eingesetzt waren. Der König dankte uns, der Reserve, für unseren Einsatz in einer öffentlichen Audienz im Anblick der ganzen Armee und versprach, uns zu belohnen.

Nachdem die Schlacht so glücklich gewonnen war, schrieb S. M. den Sieg und Ruhm nächst Gottes Hilfe der schwedischen und finnischen Reiterei zu, die der tapfere Feldmarschall Gustav Horn geführt hatte. Denn wenn sich die deutsche Reiterei an diesem Tage auch mehrmals tapfer geschlagen hatte, so hatte sie doch nicht das Glück gehabt, den entscheidenden Angriff zu reiten, durch den der Feind in die Flucht geschlagen worden war. Und obwohl tapfere Brigaden von Schweden und Deutschen im Kampf standen, erhielten doch die Schotten den Siegespreis der Infanterie (II, 67), und das nicht ohne Grund, denn sie hatten sich tapfer unter der Führung eines erfahrenen Kavaliers von Fortune geschlagen, des edlen Hepburn, nicht weniger unter Oberst Lumsdale, Oberst Musten, unter den Majoren Monypenny und Sinclair, dem Oberstleutnant John Monro sowie verschiedenen anderen Kavalieren von Tapferkeit, Erfahrung und vorbildlicher Haltung, die sofort danach alle zu höheren Dienstgraden befördert wurden.

Der Sieg war unser, und wir lagerten in der Nacht auf dem Schlachtfeld, die Lebenden fröhlich und vergnügt, jedoch ohne Trunk während dieser Nachtwache, ihrer toten Kameraden und Freunde wegen, die auf dem Feld der Ehre lagen. Die Lebenden waren froh, daß der Herr ihre Tage verlängert hatte, so konnten sie sich der letzten ehrenvollen Pflicht unterziehen, ihre toten Kameraden zu begraben. Freudenfeuer aus den Trümmern der feindlichen Munitionswagen und der weggeworfenen Piken des Feindes wurden angezündet, da es an Leuten mangelte, die diese Piken noch brauchen konnten. Die ganze Nacht über aber gaben die Sachsen, unsere tapferen Kameraden, Fersengeld, weil sie dachten, es sei alles verloren. Dafür plünderten sie unsere Wagen und unser Gepäck als gute Belohnung für diese elenden Tröpfe, die ihren Herzog im Stich gelassen und die gute Sache und ihr Land verraten hatten, während wir als Fremde unser Leben für ihre Freiheit einsetzten.

Unsere Verluste einschließlich die der Sachsen gingen über 3 000 Mann nicht hinaus. Die meisten waren durch das Artilleriefeuer des Feindes ums Leben gekommen. Eine Anzahl höherer Offiziere war tot, vor allem der Reiterei, wie Oberst [Pensen von; BW] Caldenbach, Oberst Hall [Adolf von Efferen, gen. Hall; BW] und Oberst Addergest, und von der Infanterie Baron Teuffel, alles tapfere Gentlemen“.[5]

Monro berichtet über die Einnahme Würzburgs[6] am 15.10.1631 und den Mainübergang zum Angriff auf die Festung Marienberg am 18.10.: „Nachdem S. M. Schweinfurt[7] eingenommen und besetzt hatte, marschierte er nach Würzburg weiter, und als er vor der Stadt ankam, forderte er sie zur Übergabe auf. Darauf schickten sie Vater Ogleby, den Abt des Schottenklosters in Würzburg, hinaus, damit er für die Bürger mit S. M. über die Kapitulation [15.10.; BW] verhandle. S. M. gewährte ihnen in allen Punkten den gleichen Kapitulationsvertrag, wie er für Erfurt[8] abgeschlossen war. Als der Vertrag unterzeichnet war, ritt S. M. am selben Tag in die Stadt ein, an dem unsere Heeresgruppe aus Karlstadt[9] ankam und am Abend noch zwei Meilen von Würzburg entfernt war. Die Stadt hatte kapituliert, aber die Festung weigerte sich, auch nur ein Wort über einen Vertrag anzuhören, und von den Festungswerken aus begannen sie, die Armee S. M. mit ihren Kanonen zu belästigen. Wo immer unsere Leute gingen oder standen, innerhalb und außerhalb der Stadt, auf beiden Seiten des Mains, sie wurden erbarmungslos mit Kanonen beschossen, so daß es nun auf beiden Seiten Ernst wurde, denn S. M. hatte Nachricht bekommen, daß Tilly, der sich mit dem Herzog [Karl IV.; BW] von Lothringen vereinigt hatte, mit einer 50 000 Mann starken Armee heranmarschiere, der Festung beizustehen. S. M. beschloß daher, seinen Zeitvorsprung auszunützen. Der König hielt es für nötig, entweder die Festung schnell einzunehmen, oder es ganz bleiben zu lassen. Die Festung war aber sehr stark und lag außerhalb der Stadt auf einem Berg. Als sich die Soldaten dorthin zurückgezogen hatten, hatten sie einen Bogen der Mainbrücke herausgebrochen, um den Übergang S. M. über die Brücke unterhalb der Festung zu verhindern. Die Brücke war die einzige Möglichkeit hinüberzukommen, aber die Festungswerke beherrschten die Brücke, so daß nicht ein einziger Mann ohne Lebensgefahr hinüberkommen konnte, weil die ganze Brücke völlig frei unterhalb der Festung lag. In einer Höhe von fast sechs Faden[10] über dem Wasserspiegel hatte man eine lange Planke über den zerstörten Brückenbogen gelegt, so daß es für jeden Mann Glückssache und lebensgefährliches Wagnis war, über diese Planke zu gehen. Selbst tapfere Offiziere und Soldaten wären eher auf die Mündung einer Kanone zugestürmt, als über diese Planke zu laufen, selbst wenn keine Gefahr durch die Musketen und Kanonen des Feindes bestanden hätte. Aber der feuerte wütend auf die Brücke herab, um die Soldaten S. M. am Übergang zu hindern, und tatsächlich wurden gleich am Anfang zwei tapfere Gentlemen unserer Nation, ein Brüderpaar, auf der Brücke getötet, nämlich Major Bothwell von Sir Ramseys Regiment, und sein Bruder.

Trotz alledem hatte S. M., ehe wir noch von Karlstadt kamen, bereits diejenigen unserer Landsleute, die sich bei ihm befanden, für diese gefährlichste und wichtigste Aktion ausersehen, die je während des Krieges in Deutschland durchgeführt wurde. Dazu wählte er Sir James Ramsey und Sir John Hamilton mit ihren Regimentern aus, weil er sie wegen ihrer Tüchtigkeit und Tapferkeit schon kannte. Beiden wurde gesagt, daß wenn sie die Aufgabe nicht übernähmen, es dann nach ihnen keinen mehr gäbe, der das schaffen könnte. Der Übergang war aber so gefährlich und von solchem Risiko, daß es kaum eine Möglichkeit gab, hier Ehre einzulegen. S. M. wußte, daß wenn diese Edelleute mit ihren Soldaten den anderen nicht den Weg freimachten, könnte man nicht annehmen, daß sich im Augenblick nochmals eine so günstige Gelegenheit böte, denn er wußte, daß der Feind bereits auf drei Tagesmärsche herangekommen war, der Festung beizustehen (II, 80).

Zuletzt erhielten sie, damit sie den anderen ein gutes Beispiel gäben, einfach den Befehl, mit ihren Burschen, lauter Musketieren, die Brücke zu überqueren, den Feind vom Ufer zurückzutreiben und dann für die übrige Armee den Übergang zur Festung freizukämpfen. Diese Befehle waren ebenso hart, wie der Übergang schwierig war, jedoch wenn tapfere Kavaliere voll Wagemut sich einmal entschlossen haben, ist ihnen nichts zu schwer, um für sich und für ihr Land Ruhm und Ehre zu gewinnen. Sie waren ja von einem König besonders ausgewählt worden, unter den Augen der ganzen Armee Zeugnis für ihre Tapferkeit und Entschlußkraft abzulegen, die Feinde mit ihren Musketieren zum Weichen zu bringen, obwohl sie zunächst nicht einen Fußbreit Boden auf der anderen Seite des Flusses hatten, bis sie sich ihn bei ihrer Landung erkämpften. Ich selbst war nicht unter den Mitwirkenden, auch nicht unter den Zuschauern, aber ich sah mir alles am nächsten Tag an und erfuhr von meinen Kameraden alle Einzelheiten über ihren Angriff.

Die Brücke über den Main hatte in ihrer ganzen Länge sechs Bogen und war so geräumig, daß 60 Mann in einem Glied darüber marschieren konnten, lag aber frei vor den Batterien und Festungswerken. Der mittlere Bogen war herausgebrochen, doch war eine Planke darübergelegt, so daß beherzte Soldaten, einer hinter dem anderen, unter dem Feuer von Kanonen und Musketen hätten hinübergehen können. Während sie aber die Planke nur einzeln im Gänsemarsch passieren konnten, konnte sie der Feind mit geschlossenen Abteilungen von Pikenieren und Musketieren empfangen, was ein großer Nachteil für sie gewesen wäre. Der Abstand zwischen der Planke und dem Wasser schreckte jeden ab, hier den Übergang zu wagen, aus Angst zu ertrinken, selbst wenn er vor dem Feind keine Angst hatte. Viele, die zunächst beherzt hingingen, mit dem Entschluß hinüberzulaufen, kehrten wieder um und wollten den Fluß lieber mit kleinen Booten überqueren, auch wenn der Feind vor ihrer Landung ganze Musketensalven auf sie abgeben würde. Dennoch wagten es Sir James Ramsey und Sir John Hamilton in Erfüllung der Befehle S. M., mit ein paar Soldaten den Fluß in kleinen Booten zu überqueren. Ihre Leute gaben vor und während ihrer Landung Feuer auf den Feind, und nachdem sie glücklich gelandet waren, begannen sie das Gefecht. Die Soldaten, die zurückgeblieben waren, weil sie es vorher nicht wagen konnten, auf der Planke hinüberzugehen, sahen nun, daß ihre Kameraden mit dem Feind ins Gefecht kamen. Sie rannten, so schnell sie konnten, einer hinter dem anderen über die Planke, um ihnen beizustehen, bis sie alle drüben waren und einen starken Brückenkopf bildeten. Durch die Tapferkeit ihrer Führer und ihr Nachrücken brachten sie den Feind zum Weichen, und sie zwangen ihn, sich auf die Festungswerke zurückzuziehen.

Da ihre Führer noch mehr Ruhm und Ehre einlegen wollten, verfolgten sie den Feind so heftig, daß sie ihn auch aus einem Turm vertrieben, in den er geflohen war. Sir James Ramsey wurde der linke Arm durch einen Schuß gelähmt, so daß ihm sein Kamerad Sir John Hamilton mit der gleichen Kühnheit im Kommando nachfolgte. Trotz der Stärke und der Wut des Feindes gewann Sir John mit seinen Leuten an Boden, nachdem sie lange Zeit heftig gekämpft hatten. In der Zwischenzeit war S. M. hinter ihnen mit dem größten Teil der Armee übergesetzt, so daß der Feind auf allen Seiten blockiert und gezwungen war, in den Festungswerken zu bleiben, bis der Kampf an dem Abend zum Erliegen kam, an dem wir mit unserer Heeresgruppe aus Karlstadt ankamen und außerhalb der Stadt auf der anderen Seite des Mains übernachteten“.[11]

Hamilton führte sein Regiment nur bis zum Oktober 1631, angeblich, weil ihm Gustav II. Adolf die erste Erstürmung der Feste Marienberg in Würzburg versagt hatte.[12]

[1] Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 2595; dann die Erwähnungen bei ENGERISSER; HRNČIŘÍK, Nördlingen (die umfassendste und detaillierteste Darstellung der Schlacht).

[2] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f.

[3] Bei den finnischen Verbänden wäre zu differenzieren zwischen Finnländern u. Finnlandschweden (Soumen Ruotsalaiset), Deutschen in Finnland; dazu kamen noch Schotten, allerdings in geringer Anzahl; v. diesen hagapells [nach hakkaa päälle: hau drauf !] genannt. Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnischen Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten bastanten Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren im Niedersächsischen Reichskreis überflüssig.

[4] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[5] MAHR, Monro, S. 134f.

[6] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.

[7] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.

[8] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[9] Karlstadt [LK Main-Spessart], HHSD VII, S. 343ff.

[10] Ca. 11 m.

[11] MAHR, Monro, S. 147ff.

[12] ENGERISSER; HRNČIŘÍK, Nördlingen (die umfassendste und detaillierteste Darstellung der Schlacht), S. 248, Anm. 239.

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