d’Avaugour [Davangour, Davangur, Arancourt] de Kergrois, Charles Dubois (du bois) baron, später comte

d’Avaugour [Davangour, Davangur, Arancourt] de Kergrois, Charles Dubois (du bois) baron, später comte; Diplomat und Obrist [um 1600-1657] d’Avaugour war französischer Diplomat und „Ambassadeur bei der Königlichen Schwedischen Armee in Deutschland“. Er verfügte über ein eigenes Regiment.

Der Erzgebirgschronist Lehmann berichtet in seiner Kriegschronik über das Jahr 1645: „Eben an den Tag [12. Januar] kamen 4 regiementer zue Pferd, die zue Debeln[1] gelegen, auf Annenberg marchiret, nemblich 1 regiement des Obrist Tannenbergs [Dannenberg; BW], 1 regiement Obrist Hammersteins, 1 regiement Obrist Fritschens, 1 regiement Obrist Davangours. Die bekahmen Scheibenberg zum Quartir, zogen von Annenberg[2] auf Schletta[3] und Waltersdorf[4] hierher ungewarneter sachen, daß Sich kein Mensch mit seinem Viehe und mobilien wohin salviren kundte. Umb 2 Uhr nach der betstunde am 1. Sonntag nach Epiphanias kamen die Quartirmeister nit 300 Officirergesindtel, die theils die Quartir machten, die andern Mauseten, Packten an Viehe, brod, Salz und schmalz, damit ihre Herren in ihren ledigen Quartiren auch was hatten, in deme die regiementer unterdeß 1 Virtelstunde an walt hielten, biß das Städtel vor die Regiementer in 4 theil ein- und außgetheilet worden. Da wurden die armen leut vollent fertig. Die besten Quartire hatten die Obristen und Officirer innen, die gemeinen reuter machten ihnen in heußern, in deren 2 oft eine gantze Compagnie lage, raum, zerschlugen cammern und gemacher vor die Pferde, zogen sie in die Stuben und auf die böden, da wurde aller vorrath an Saamen, brod, bier, salz, schmaltz und kleidung verzehret und geraubt, braw-, Acker- und haußgeräthe an tischen, bäncken, almuthen, truhen, betten und, was nur in heußern kunte loßgemacht werden, zerhauen und verbrandt, desgleichen das hew, gedreite, holtz und zeune preißgemacht, das beste viehe in und vor denen Quartiren geschlachtet, auch die hochträchtigen nicht verschonet, daß die salva venia weggeworfen kälber theils ezliche stunden lang gelebet und hin und wieder in den gaßen gelegen; die meisten haben Sie ihren hunden untter die Rüstwägen vorgeworffen und zue freßen gegeben. Kein wirth war des seinen in quartir in geringsten Mächtig, und verlohren die armen Dorfleute, was Sie hatten eingeflehet. Große gefahr stunde das Stedtlein mit den feuern auß, Deren sie nicht allein in heußern, sondern auch in den gaßen in manchen tag und Nacht 20 und mehr hatten, daß das Städtlein von ferne bey den Nachbarn geschienen, alß stünde es gantz in feuer, Gott aber hat die feuerschäden selbst verhütet, daß 8 derselben zeitlich offenbar und balt gedempft worden, ungeacht daß Waßer so selzam gewesen, daß die Soltaten ihr Waßer selbsten auß der Scheiben und von bach der Mühlen herauf holen müßten, weil Sie

zeitlich die röhren abgehauen, die röhrwaßer abgerißen, alles erschöpfet und verursacht hatten, daß das ubrige wenige eingefroren. Die Burger in heußern haben Sich deß Waßers aus den kellern erhohlet, darvon gekocht und getruncken. […] Die kirche wurde die 1 Nacht mit 8 reutern bewacht und erhalten, des andern tags aber von des Obristen Davangurs Officirern auf begehren geeffnet und visitirt der meinung, alß wehre Sie voller mobilien und gedreiht; do Sie aber nichts funden, schafften Sie die Wache ab und verriethen Sich, warumb es ihnen zue thun gewesen. Lächerlich war es, daß forne die reuter wachten, die Mauser aber hinden durch das Chor auß- und eingingen und sich eben zue der stunde in der kirchen antreffen ließen, in welcher die Officirer solche selbst aufschloßen und visitirten. […] Den 14. Januar fiel eine gantze Compagnie von Hammersteinischen ins dorff Breittenbrun,[5] beraubten die kirche, 24 Pferde beluden sie allein mit des Pfarrers Vorrath an gedreit und Victualien, funden alles durch Zauberey, was an heimiligsten ortten verstecket ward, nahmen alles weg und fuhrten es ins Quartir nach Scheibenberg“.[6]

Die fränkische Reichsritterschaft verpflichtete sich nach der Eroberung Schweinfurts[7] durch Truppen Wrangels am 22.4.1647, innerhalb von 14 Tagen an die Regimenter Avaugour, Landgraf (Friedrich von Hessen-Rotenburg), Wittkopf und Wittenberg 10.000 Rt. zu zahlen.[8]

Während der Werth’schen Revolte scheint er versucht zu haben, die meuternden weimarischen Regimenter im französischen Heer wieder für die Konföderierten zugewinnen, wie der Fürstbischof von Würzburg, Johann Philipp von Schönborn, seinem Bamberger Amtsbruder Melchior Otto Voit mitteilte: „Sporck sei mit einigen hundert Reitern bei Kronach[9] ins Thüringische gegangen, der mainung die weymarische volckher an sich zu bringen, bei denen ist aber ein schwedischer obrister undt auch monsieur d’Avangour ankommen, mit der intension und mainung selbige ad interim zur schwedischen armee zu zihen, biß nachmahl die sach mit ihnen verglichen, undt widerumb zum französischen corpo gebracht werden mögten“.[10]

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[11] aus dem von Eger[12] abhängigen Marktredwitz[13] erinnert sich: „Item [22.11.1647; BW] ward auch in einem Brieflein von dem französischen Ambassadeur gemeldet, daß er zu[r] Erlangung seiner Gesundheit ein ‚Rebitzer weißes Bier’ vonnöten hätte. Er bat uns deshalb, wir sollten ihm – was ja auch sonst in solchen Fällen kriegszulässig sei – ein Fäßlein folgen lassen. Wir haben das aber [erst] H[errn] Oberst Lacron [La Corona; BW] berichtet [und angefragt], ob er es zulassen würde. […] Den 29. November schrieb uns H[err] Oberst Lacron, dass der französische Ambassadeur, Freiherr von Arancourt, der sich auf seinen empfangen Schuß [hin] in Eger (wiederumb) kurieren ließ, bei ihm um ein Fäßlein Weißbier angehalten habe, weshalb wir ihm ein Fäßlein mit einem Schubkarren überschicken sollten; was auch am 30. November geschehen [ist]“.[14]

[1] Döbeln; HHSD VIII, S. 61f.

[2] Annaberg; HHSD VIII, S. 5ff.

[3] Schlettau [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 319f.

[4] Waltersdorf, heute Stadtteil von Liebdorf [Sächsische Schweiz-Osterzgebirge]. ?

[5] Breitenbrunn/Erzgeb. [Erzgebirgskreis].

[6] LEHMANN, Kriegschronik, S. 157ff.; Scheibenberg [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 316ff.

[7] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.

[8] Staatsarchiv Würzburg Depot Birkenfeld Akten, Militär III.

[9] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.

[10] Staatsarchiv Bamberg B 48/181 (Ausfertigung): Johann Philipp von Schönborn an Melchior Otto Voit von Salzburg, Würzburg, 1647 VIII 21.

[11] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[12] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[13] Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.

[14] BRAUN, Leopold, S. 321.

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