Wangenheim, Jobst Christoph von

Wangenheim, Jobst Christoph von; Obristleutnant [1599-13.7.1634 Zittau] Wangenheim stand 1626/27 noch als Hauptmann in kaiserlichen Diensten.

Im April 1626 war er in Eisenach[1] stationiert.[2]

„Was mit der Burg Hohnstein[3] so gründlich schief gegangen war, sollte am 4. Juli 1627 mit der Burg Klettenberg[4] besser klappen. Gewitzt durch die Erfahrung der abgewiesenen Gipfelstürmer, überrumpelten die Harzschützen diesmal die Besatzung von Klettenberg. Kapitän Wangenheim, der wahrscheinlich alles getan hatte, um den Angriff abzuwehren, konnte sich mit seinen Söldnern nicht behaupten und gab auf. Neunundzwanzig Mann mußten sich dem Diktat der Gefangenschaft unterwerfen. Nur: wie sah eine solche Gefangenschaft aus ? Unbedenklich und notgedrungen wechselten Partisanen ihren Standort und besaßen kaum Gelegenheit, Gefangene zu bewachen oder zu verpflegen. Über die Burg Klettenberg kam der Rote Hahn; er war so ungebärdig, daß er das Vorwerk gleich mit verzehrte. Trotz aller Verwüstungen, die offenbar ausnahmslos den Kampf begleitet hatten, ein ermutigender Erfolg – vielleicht sogar die erhoffte Bestätigung für alle Optimisten, die den Kaiserlichen und Ligisten ans Leder wollten“.[5]

1634 stand er als Obristleutnant in kursächsischen Diensten.[6]

„Die Schweden unter Feldmarschall Johan Banér, dem auch die brandenburgischen Truppen unterstanden, eroberten am 23. Mai Frankfurt[7] und zogen dann die Oder aufwärts. Am 12. Juni fiel Crossen[8] nach kurzer Belagerung. Ihr nächstes Ziel war Glogau.[9]

Da Freistadt[10] völlig offen und ungeschützt war, wurde das gesamte Regiment Hardegg gleich nach Beginn der Feindseligkeiten nach Glogau als Besatzung der nur teilweise wiederhergestellten Festung gelegt; bereits am 12. Mai ist es dort nachweisbar. Ehe noch die Schweden gegen Glogau vorstoßen konnten, erschien der Sieger von Liegnitz[11] vor der Stadt und begann am 3. Juni 1634 die Belagerung. Nach 13 Tagen Kampf ging dem Regiment die Munition aus, ein weiterer Widerstand war damit sinnlos geworden. Obristleutnant Mers, der zugleich Festungskommandant war, trat darum mit Generalleutnant Arnim in Unterhandlungen ein und erreichte am 16. Juni einen Akkord. Dieser bestimmte, daß die Stadt mit dem Schloß und der befestigten Oderinsel – der ‚Thumb’ – noch am gleichen Tag um 16 Uhr den kursächsischen Truppen[12] zu übergeben war. Die Artillerie und die zugehörige Munition waren auszuliefern, ebenso alle kursächsischen, brandenburgischen und schwedischen Kriegsgefangenen, desgleichen die Bagage, die sich von etlichen bei Liegnitz geschlagenen Regimentern nach Glogau geflüchtet hatte. Die härtesten Bedingungen waren jedoch die Auslieferung aller Fahnen und die Zustimmung zur ungehinderten Abwerbung der Soldaten durch die Sieger. Andererseits erhielt das Regiment freien Abzug mit Waffen und klingendem Spiel samt allem Gepäck und Troß. Der Rückmarsch zur kaiserlichen Armee hatte unter Geleit innerhalb von sechs Tagen, täglich drei Meilen, in Richtung Glatz[13] zu erfolgen. Bis zur Rückkehr des Geleits mußte ein Hauptmann als Geisel bei den Sachsen bleiben. Damit verlor das Regiment alle zehn Kompaniefahnen, und über 300 Mann, die angeblich oder wirklich vorher bei den Sachsen oder den Schweden gedient hatten, traten mit ihren Waffen in kursächsische Dienste. Obristleutnant Mers mußte überdies einen persönlichen Revers ausstellen, daß er nach Beendigung des Geleits bei Grottkau (Grodków)[14] dem nach Brieg[15] zurückgehenden Geleitskommando unter Obristleutnant Jobst Christoph von Wangenheim keine Schwierigkeiten machen werde“.[16]

[1] Eisenach; HHSD IX, S. 88ff.

[2] ENGEBELBERT, Hatzfeldt, Nr. 7.

[3] Hohnstein; HHSD VIII, S. 151f.

[4] Klettenberg; HHSD IX, S. 237f.

[5] HOFFMANN, Harzschützen, S. 78f.

[6] HAUSMANN, Regiment, S. 106.

[7] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.

[8] Crossen [Stadt u. Land]; HSSD X, S. 425ff.

[9] Glogau [Głogów]; HHSSchl, S. 127ff.

[10] Freistadt [Fryštádt], heute Stadtteil von Karviná [Bez. Karviná].

[11] Schlacht bei Liegnitz am 13.5.1634: Die kursächsische Armee unter Generalleutnant Hans Georg von Arnim schlug die Kaiserlichen unter Generalmajor Johann von Götz und Feldmarschall Rudolf Graf Colloredo: Die Kaiserlichen büßten 40 Fahnen, die gesamte Artillerie und 4.000 Tote ein, die Sachsen dagegen nur 400 Tote. Auch in dem mittlerweile wieder schwedisch besetzten Osnabrück wurde dieser Sieg entsprechend gefeiert, wie der protestantische Chronist Bellinckhausen berichtet; BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabruggischenn handlung, S. 281f.

[12] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer (ab November 2012).

[13] Glatz [Kłodzko; Grafschaft u. Stadt]; HHSSchl, S. 116ff.

[14] Grottkau [Grodków]; HHSSchl, S. 162ff.

[15] Brieg [Brzeg]; HHSSchl, S. 54ff.

[16] HAUSMANN, Regiment, S. 105f.

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