Volger, Barthold[t]

Volger, Barthold[t]; Reiter [ – ] Volger stand 1632 als Reiter des Leibregiments in braunschweig-lüneburgischen Diensten.

„Als der Herzog [Georg von Braunschweig-Lüneburg] im Mai 1632 das Kriegstheater in unserer Heimat als Verbündeter Gustav Adolfs wieder betrat, waren die meisten festen Plätze Niedersachsens in Händen der Liga. Zwar war Tilly im Vorjahre [Rain;[1] BW] am Lech vor Augsburg[2] gegen Gustav Adolf, der selbst in Süddeutschland stand, gefallen, aber der Reitergeneral Graf Pappenheim, dem Kaiser Ferdinand II. die Anwartschaft auf das Land Calenberg verliehen hatte, saß in seinem Hauptquartier in Hameln[3] an dem wichtigen Weserübergang, so recht an dem Tore für Calenberg. Herzog Georg hatte seine sechs Regimenter im Norden des Fürstentums Celle, in Winsen a. d. Luhe,[4] aufgestellt, und tat nun die ersten Schritte zur Befreiung der Heimat. Ihm war ein schwedisches Korps unter dem General v. Baudissin, welches vorher im Bremischen gegen Pappenheim operiert hatte, zur Unterstützung zugesagt. Aber da dieses Korps noch nicht eingetroffen war, konnte Georg vorläufig nur Operationen in kleinem Umfange vornehmen. Er brach am 18. Mai von Winsen nach Süden auf und schlug am 29. Mai in der Neustadt von Hannover[5] sein Hauptquartier auf. Die starke Festung Hannover hatte sich mit Erfolg aller Aufnahme von Truppen entziehen können, doch hatte nach langen Verhandlungen mit Georg der Magistrat eingewilligt, drei Kompagnien des Herzogs sowie dessen Gemahlin bei sich aufzunehmen. Auf diese Weise hatte Georg den stärksten Stützpunkt des Landes in seinem Besitz. Georgs Plan war zunächst, die beiden festen Schlösser Calenberg[6] und Steuerwald[7] von feindlicher Besatzung zu säubern. Er detachierte am 9. Juni die Obersten v. Lohausen und von der Heyden mit zwei Infanterie-Regimentern zur Besetzung von Hildesheim[8] und zur Belagerung von Steuerwald dorthin, er selbst nahm zum Schutz dieses Unternehmens mit zwei Kavallerieregimentern, seinem Leibregiment und dem Regiment v. Wettberg eine Bereitschaftsstellung beim Dorfe Linderte[9] vor dem Deister. Von hier konnte er sowohl die Straße von Minden[10] als auch die von Hameln, die hier zusammenstoßen, beobachten. Von beiden Weserfestungen aus war der Versuch des Entsatzes von Steuerwald zu erwarten, und richtig hatte Pappenheim von Hameln aus den General Ludloi[11] mit einem bedeutenden Kavalleriekorps zu diesem Zwecke detachiert. Ludloi marschierte über Elze,[12] Poppenburg,[13] wo er die Leine überschritt, und Sarstedt[14] auf den Hülperberg (Kipphut) nordöstlich von Sarstedt, und stellte sich hier zunächst mit der Front gegen Steuerwald auf. Gegen die Belagerer des Schlosses wurden Aufklärungsabteilungen vorgeschickt, damit Ludloi nach dem Ergebnis der Aufklärung seine Maßnahmen zum Entsatz der Festung treffen konnte. Sein Kavallerie-Korps biwakierte währenddem in der angegebenen Front.

Herzog Georg, durch seine Patrouillen von den Bewegungen des Gegners genau unterrichtet, beschloß, den bedeutend überlegenen Feind zu überfallen, der, durch die Leine im Rücken geschützt, von hier keine Gefahr vermutete. Diesen Fluß wollte Georg mit seinen beiden Kürassierregimentern an einer seichten Stelle, die ihm ein Bauer aus Linderte zu zeigen sich anheischig gemacht hatte, nächtlicherweise durchreiten und dann sofort den Überfall ausführen. Gegen Abend brach der Herzog, geführt von dem Bauern, mit den beiden Regimentern auf und erreichte auch die als seicht bezeichnete Stelle. Aber durch Regengüsse war die Leine stark angeschwollen. Man weiß, was für ein gefahrvolles Unternehmen es ist, eine Furt bei Hochwasser und starker Strömung zu durchreiten, noch dazu bei Nacht und mit schwer gepanzerten 2000 Reitern, dicht hinter der feindlichen Front. Aber der Herzog zeigte seine echten Führereigenschaften, hier, wo schnelles Handeln das einzige Gebot der Stunde war. Als erster hat er sich sofort zu Pferd in die Leine gestürzt und hat glücklich das andere Ufer erreicht. Es wird erzählt, daß seine Kürassiere zunächst noch gestutzt hätten, daß aber auf den Ruf des Herzogs: „Folgt, folgt!“ als erster nach ihm ein Reiter seines Leibregiments, namens Barthold aus Wettbergen,[15] den Sprung in den Fluß gewagt hätte, worauf beide Regimenter nacheinander die Furt ohne Unfall durchritten. Jedenfalls ist der Herzog als erster in der Gefahr voran und seinen Leuten ein wahrer Führer gewesen, wie in noch vielen Fällen später. Am anderen Ufer hat Georg in der Stille der Nacht seine beiden Regimenter zum Angriff formieren lassen und im ersten Morgengrauen den Überfall auf das ahnungslose, sehr überlegene feindliche Kavallerie-Korps ausgeführt. Der mit großem Ungestüm unternommene Angriff gelang vollständig; der Feind wurde zum großen Teil niedergemacht oder gefangen genommen, der General Ludloi entkam mit dem Rest nach Hameln. Die Belagerung von Steuerwald konnte ungestört ihren Fortgang nehmen und führte nach kurzer Zeit zur Übergabe des Schlosses. Dieses erste, nur in kleinerem Rahmen ausgeführte Unternehmen Georgs in diesem Kriegsabschnitt ist insofern von besonderem Interesse, weil es dicht bei Hannover, Georgs künftiger Residenz, sich abspielte. Der Herzog belohnt den Reiter Barthold, der ihm als erster durch die Leine gefolgt war, dadurch, daß er ihm den Namen Volger gab, ihn als stete Ordonnanz in den folgenden Feldzügen bei sich behielt und ihn mit einem Hofe in Wettbergen belohnt, auf dem seine Nachkommen noch gegenwärtig sitzen sollen. Dem Bauern aus Linderte, der ihn sicher zu der Furt geführt hatte, erteilte der Herzog für seinen Hof Befreiung von allen Abgaben“.[16]

[1] Rain am Lech [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 599f.

[2] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.

[3] Hameln; HHSD II, S. 192ff.

[4] Winsen/Luhe; HHSD II, S. 497f.

[5] Hannover; HHSD II, S. 197ff.

[6] Calenberg [Kr. Springe]; HHSD II, S. 91ff.

[7] Steuerwald [Kr. Hildesheim]; HHSD II, S. 443.

[8] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[9] Linderte, heute Stadtteil von Ronnenberg [Region Hannover].

[10] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.

[11] Timan Dietrich Lintelo v. Valbert.

[12] Elze [Kr. Alfeld]; HHSD II, S. 133f.

[13] Poppenburg [Kr. Alfeld]; HHSD II, S. 384.

[14] Sarstedt [Kr. Hildesheim-Marienburg]; HHSD II, S. 410f.

[15] Wettbergen, heute Stadtteil von Ricklingen (9. Stadtbezirk von Hannover).

[16] WERSEBE, Geschichte. Online verfügbar unter: kgl.de/NecAsperaTerrent/geschichte/30jahr/wersebe_30jahr/wersebe3.htm.

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