Spur, Veit

Spur, Veit; Jude, Hofmeister [ – ] Spur stand in den Diensten des Georg Rudolf Freiherr von Haslang zu Haslangkreit und Großhausen, der als kurbayerischer Kommandant in Heidelberg[1] lag und die kurpälzische Bevölkerung drangsalierte.

„Zur Vermehrung seines Privatvermögens hatte Haslang [- wie übrigens auch Piccolomini in dem besetzten Württemberg, der geradezu Hunderttausende von Litern beschlagnahmt und veräußert hatte; BW – ] den Weinhandel als gewinnträchtiges Geschäft ausgemacht. In Heilbronn[2] kaufte er an die 100 Fuder Wein auf, zu dessen Transport er den Bürgern von Heidelberg, Weinheim und Mosbach viele leere Fässer abnehmen ließ, welche die Küfer ohne Lohn ausbrennen, binden und zurichten, die Bürger selbst an den Neckar und die Fischer in der Fron weiter nach Heilbronn bringen mußten. Als Agenten bei diesem Weinhandel gebrauchte Haslang zunächst den Juden Veit Spur, der als Hofmeister Hartenbergs mit diesem aus Austerlitz[3] in Mähren nach Heidelberg gekommen und dort Anfang September 1635 als Postmeister eingesetzt worden war (obwohl bekannt war, daß Kurfürst Maximilian in seinen Landen keine Juden duldete).

Spur erfüllte allerdings nicht die von Haslang ihn ihn gesetzten Erwartungen, als er die erste Ladung Wein aus Heilbronn in Frankfurt[4] gegen Stiefel eintauschte, wobei das Paar zu 5, 5 Reichstalern angeschlagen wurde. Da Haslang die Stiefel zu diesem überhöhten Preis nicht loswurde, steckte er Spur zunächst ins Gefängnis, ließ ihn dann jedoch wieder frei, um ihm Gelegenheit zu geben, bei der Judenschaft zu Worms[5] und Frankfurt Geld aufzubringen und damit die Stiefel wieder auszulösen. Der in Sinsheim[6] wohnende Jude Seligmann wurde von Haslang gezwungen, vierzig Paar dieser Stiefel um je 5, 5 Reichstaler zu kaufen; als er sich weigern wollte, wurde er in den Turm geworfen, woraufhin er das Geld von der Sinsheimer Bürgerschaft zu leihen nehmen mußte und dadurch in den Ruin getrieben wurde. – Am 6.6.1636 befahl Maximilian der Heidelberger Regierung, den Postmeister Spur wegzuschaffen und die Postsachen künftig wieder zur kaiserlichen Poststation nach Rheinhausen[7] zu bestellen.[8] –

Um seinen Wein doch noch loszuwerden, ließ Haslang an der Heidelberger Neckarbrücke, in der Vorstadt und in Weinheim[9] an die nach Hanau[10] durchziehenden kaiserlichen Truppen Wein ausschenken und zu diesem Zweck den Wirten die Kannen mit Gewalt aus den Häusern nehmen. Gleichzeitig ließ er den Wirten verbieten, ihrerseits Wein an die kaiserlichen Reiter auszuschenken, was diese aber nicht beachteten. Für seinen ganzen Weinhandel zahlte Haslang weder Lagergeld noch Umgeld oder andere herrschaftliche Steuern oder Gebühren“.[11]


[1] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.

[2] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.

[3] Austerlitz [Slavkov u Brna; Bez. Wischau]; HHSBöhm, S. 17ff.

[4] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.

[5] Worms; HHSD V, S. 410ff.

[6] Sinsheim [Rhein-Neckar-Kr.]; HHSD VI, S. 745ff.

[7] Rheinhausen [LK Moers]; HHSD III, S. 638f.

[8] MAIER, Unterpfalz, S. 541, Anm. 193.

[9] Weinheim [Rhein-Neckar-Kr.]; HHSD VI, S. 870f.

[10] Hanau; HHSD IV, S. 199ff.

[11] MAIER, Unterpfalz, S. 320f.

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