Sparr [Sparre, Spara, Spee] zu Trampe auf Greifenberg, Ernst Georg Graf von; Generalfeldzeugmeister [1596-Juni/September 1666] Sparr wurde 1596[1] auf dem Gut Trampe bei Eberswalde[2] im märkischen Kreis Oberbarnim[3] geboren.[4]
Sparr war 1621 in polnische, 1626 in erzbischöflich-magdeburgische, 1627 in kaiserliche Dienste getreten. Er stand dann als Obrist und ab 1632 als Generalfeldzeugmeister in kaiserlichen Diensten, ab 1641 für kurze Zeit wieder in kaiserlichen Diensten.
Nach Wallensteins[5] Entlassung war er auch aus dem Dienst geschieden, mit der Begründung, ein General, dem er vertrauen könnte, wie er dem Herzog vertraute, sei nicht in Sicht.[6]
„Im Mai 1630 zogen kaiserliche Reiter unter Oberst von Sparr über Auma,[7] Schleiz[8] und andere Orte. Georg Gutthard aus Dörtendorf[9] und andere kamen in diesen Wirrnissen ums Leben und die Schleizer klagten, daß ihnen der Stab des Regiments ‚große Beschwer, Schaden und Ungelegenheit’ bereitet habe“.[10]
Am 28.5.1630 war Sparr durch Dessau[11] gezogen.[12]
Der Schweriner[13] Dompropst und Ratzeburger[14] Domherr, Otto von Estorf [1566 – 29.7.1637], berichtet in seinem „Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium“: „Januaris [1631; BW]. Nachdem Greifenhagen[15] vnd Garz[16] vom König in Sweden erobert vnd die Kais. Armee sich zwischen Königsberg[17] vnd Landsberg[18] versamblet, ist der König vf sie zugezogen vnd hat sie in voller bataglia[19] gefunden; darvff der Rheingraf [Salm in Kirburg, Mörchingen und Tronecken, Otto Ludwig, Wild- und Rheingraf v.; BW] mitt 20 Compagnia Kürassier vnd der Baudissin mit der Infantaria sie angegriffen vnd in die Flucht gebracht, denen der König an einem füglichen Ortt, mitt einem ganzen Hauffen vorgewartet und meistentheilß in die Oder zu springen genöthiget. Sparre [Sparr zu Trampe auf Greifenberg, Ernst Georg Graf von; BW], der Obriste, ist in währender Schlacht davon geflohen und mitt drei Wagen durch Kustrin[20] kommen, mehr alß 1000 pagagi wagen sindt von den Sweden erobert; was darvf, so den Pauern vnd Anderen genohmen, hatt man ihnen wieder geben, daß Uebrige ist den Soldaten Preiß geben worden. Vber 30 Stücke Geschützes ist den Kaiserschen auch abgenohmen. Ist darvf durch Kustrin passirt vnd geht die rede, dass Er mitt 24 000 zue Fueß vnd 6000 zu Roß vf Magdeburgk[21] zuziehe“. [22]
Der schottische Kriegsteilnehmer Robert Monro[23] schildert Sparrs Gefangennahme bei der Einnahme von Frankfurt a. d. Oder[24] am 3.4.1631: „Am Sonntagmorgen, es war Palmsonntag, der 3. April 1631, nahmen der König und die ganze Armee in ihrem besten Staat an einem Gottesdienst teil, und nach der Predigt ermunterte S. M. unsere Soldaten. Er sagte, er wünsche, daß er die schlechten Tage, die sie augenblicklich mit Geduld ertrügen, von ihnen nehmen könne, und er hoffe, ihnen in kürze bessere Tage bescheren zu können, an denen er sie Wein trinken lassen könne, anstatt des Wassers, das sie nun tränken. Dann gab der König dem General Baner Befehle, allen Brigaden mitzuteilen, sich mit ihren Waffen für weitere Anweisungen in Bereitschaft zu halten. Als dieser Befehl gegeben war, versahen sich einige der abkommandierten Musketiere, die unter Sinclairs Befehl standen, mit Leitern, da sie einen bevorstehenden Sturmangriff vermuteten.
Gegen 5 Uhr am Nachmittag kam S. M. zu unserer Brigade und ließ einen deutschen Hauptmann namens Guntier von Hepburns Regiment rufen. Er befahl ihm, einen leichten Harnisch anzulegen, seinen Degen zu ziehen, einen Sergeanten mit zwölf tüchtigen Burschen mitzunehmen, durch den Graben zu waten und zu erkunden, ob sich Leute zwischen dem Erdwall der äußeren Befestigung und dem steinernen Festungswall der Stadt aufhalten könnten. Dann sollten sie sich, so schnell sie es nur vermöchten, zurückziehen. Als die das getan hatten, kam S. M. zur Erkenntnis, daß zwischen den beiden Wällen Platz sei, Soldaten hineinzubringen, und da die Brigaden schon in Schlachtordnung standen, sollten sie, nachdem der Hauptmann ohne Verwundung zurückgekommen war, auf ein Zeichen hin angreifen. Der König befahl Baner und Hepburn, mit unserer Brigade den Graben zu überwinden und zu stürmen, und wenn sie den Feind vom Wall der äußeren Verteidigungslinie zurückgetrieben hätten, so sollten sie sich zwischen ihm und dem steinernen Hauptwall festsetzen. Wenn es glücken sollte, den Feind zum Weichen zu bringen, sollten sie mit ihm zusammen in die Stadt eindringen. Die gleichen Befehle ergingen auch an die übrigen Brigaden, die schon bereitstanden.
Der König hatte eine Anzahl großer und kleiner Kanonen in den Batteriestellungen laden lassen und befahl nun, an allen Abschnitten achtzugeben. Wenn die Geschütze abgefeuert würden, sollten die Sturmtruppen noch mitten im Pulverdampf der ersten Salve zum Angriff vorbrechen, was sie dann auch taten. Wir durchquerten den Graben und wateten dabei bis an die Hüften in Wasser und Schlamm, und als wir dann hinaufstiegen, den Wall zu erstürmen, da standen uns einige starke Palisaden im Weg, die im Wall so gut eingegraben waren, so daß wir, wenn der Feind sich nicht voller Angst vom Wall zurückgezogen hätte, nur mit großem Glück hätten eindringen können. Der Feind zeigte sich aber so schwach und zog sich zurück, so daß die Kommandeure die Befehle ausführen konnten, die sie vom König erhalten hatten (II, 13). Wir drängten nach, in der Absicht, dem zurückweichenden Feind durch eine große Ausfallpforte, die zwischen den beiden Wällen lag, in die Stadt hinein zu folgen. Sie hatten zwei große Türflügel geöffnet und drängten hier hinein. Nach ihrem Rückzug (vor einigen Tagen) hatten sie hier ein paar Orgelgeschütze in Stellung gebracht, mit denen man ein Dutzend Schüsse auf einmal abfeuern kann. Daneben hatten sie noch zwei kleine Ordonanzgeschütze aufgepflanzt, die ebenfalls den Eingang absicherten, und dann standen da noch Musketiere, die nun zusammen mit den Schüssen aus den Geschützen unbarmherzig unter unseren Musketieren und Pikenieren aufräumten.
Der tapfere Hepburn, der die Schlachtreihe der Pikeniere aus seiner eigenen Brigade anführte, wurde, als er bis auf eine halbe Pikenlänge Abstand zur Ausfallpforte vorgedrungen war, in dem Augenblick, als er eindringen wollte, oberhalb des Knies in den Schenkel geschossen, so daß er lahm wurde. Die großen Schmerzen betäubten seine Sinne, was ihn auch zwang, sich zurückzuziehen. Er sagte zu mir, ‚Schulfreund Monro, ich bin angeschossen worden‘, was mir wirklich sehr leid tat. Dann wurde sein Major, ein entschlossener Kavalier, der vorstürmte, um in die Ausfallpforte einzudringen, unmittelbar vor dem Eingang erschossen. Darauf wichen die Pikeniere zurück und blieben zunächst stehen. General Baner, der dabei war, feuerte nun die Kavaliere an, doch einzudringen. Oberst Lumsdale [Lumbsdain; BW] und ich, die wir beide an der Spitze unserer Fahnenabteilungen standen, er mit einer Partisane, ich mit einer Halbpike in der Hand und einem Sturmhelm auf dem Kopf, der mich schützte, gaben nun unseren Pikenieren das Zeichen zum Angriff. Wir führten sie Schulter an Schulter an, und beide konnten wir glücklicherweise die Pforte ohne Verletzung erreichen, doch einige von uns, wie ich weiß, fanden dort den Tod. Der Feind wurde nun gezwungen, sich in Verwirrung zurückzuziehen. Er war von unserem Eindringen so überrascht, daß er weder den Mut noch die Geistesgegenwart hatte, das Fallgatter des großen Tores herunterzulassen. So konnten wir, indem wir dem Feind auf den Fersen blieben, in die Straßen der Stadt eindringen. Dort hielten wir dann an, bis unsere Pikeniere nachgekommen waren und sich in Formation aufgestellt hatten. Flankiert von Musketieren griffen wir mit gefällten Piken an, wobei die Musketiere auf den Flanken Feuerschutz gaben, bis die Ordnung des Feindes ins Wanken gebracht wurde.
Nach uns kam General Baner mit einer Abteilung frischer Musketiere heran. Er verfolgte die Kaiserlichen in der einen Straße, Lumbsdale und ich in der anderen. Wir stießen mit dem Feind wieder zusammen, schlugen ihn aber ganz und gar, und unsere Offiziere nahmen ihm neun Fahnen ab, die dann S. M. überbracht werden sollten. Der größte Teil ihrer Soldaten wurde niedergehauen als Vergeltung für die Greueltaten, die sie in Neu-Brandenburg[25] verübt hatten, aber einige ihrer Offiziere erhielten ‚Quartier‘, so wie sie es auch gegenüber unseren gegeben hatten. Nachdem dieses Regiment besiegt war, wiesen wir einen Offizier mit einer starken Abteilung an, sich der Brücke zu bemächtigen, damit der Feind nicht mehr entkommen könne. Als den Feinden der Fluchtweg auf diese Weise abgeschnitten war, wurden sie nun alle niedergehauen, und die Straßen lagen voll mit Toten. Der größte Teil unserer Soldaten und Offiziere lief nun auseinander, um Beute zu machen, und sie ließen mich mit einer kleinen Zahl anständiger Soldaten zurück, die Fahnen zu schützen. Ich muß gestehen, daß ich einfach nicht in der Lage war, etwas gegen diese Disziplinlosigkeit zu unternehmen. Soweit zu Lumsdales Rolle und meiner. Ich kann mich dafür verbürgen, daß alles wahr ist. Und so wie ich von unseren eigenen Taten die Wahrheit ohne Aufhebens berichtet habe, auch wenn es kein Mensch als Freund der Tugend nachprüfen kann, so will ich von den Taten anderer Leute erzählen, soweit ich aus den Berichten meiner ehrenhaften Kameraden weiß, daß auch sie wahr sind.
Oberstleutnant Musten, der ernannt worden war, die Musketiere von Lumsdales Regiment und dem meines Obersts zu kommandieren, das unter meinem Befehl stand, sah uns eindringen und folgte uns nach. Er gab denen, die unter ihm standen, von sich aus den Befehl, wie sie sich verhalten sollten, so daß sie dem Feind keine besseren Bedingungen für ‚Quartier‘ gewährten, als wir es auch taten. Auch die Deutschen, die sich der Grausamkeiten erinnerten, die der Feind in Neu-Brandenburg verübt hatte, gaben nur wenig ‚Quartier‘ (II, 34). Major John Sinclair, wie mir glaubhaft versichert wurde, und Leutnant George Heatly, der ihn begleitete, beide entschlossen und tüchtig, waren die ersten, die mit Leitern über den Wall in die Stadt hineinkamen. Da sie bei ihrem Eindringen nur wenige Musketiere dabei hatten, wurden sie in den Straßen von den Kürassieren des Feindes, den besten Reitern, attackiert, die sie zwangen, dicht beieinander zu stehen, mit dem Rücken zum Wall, über den sie eingedrungen waren. Sie gaben mehrere Musketensalven auf die Reiter ab, die dadurch zum Rückzug gezwungen wurden.
Nachdem wir hineingekommen waren, drangen die Gelbe [Teuffel; BW] und Blaue Brigade [Winkel; BW], die von der ganzen Armee als entschlossen und tapfer in ihren Aktionen angesehen wurden, ebenfalls ein. Sie sollten die Stellungen der Iren angreifen, wurden aber zweimal unter großen Verlusten wütend zurückgeschlagen. Dabei erlitten sie schlimme Verluste durch die Handgranaten, die die Iren unter sie warfen. Als sie dann zuletzt doch vordrangen, stellten sich ihnen die Iren entgegen, die zahlenmäßig schwach waren. Ungeachtet des Unterschieds im Zahlenverhältnis kämpften sie lange mit Pike und Schwert in den Festungswerken, bis die meisten an der Stelle gefallen waren, an der sie gestanden waren und gekämpft hatten, so daß am Ende Oberstleutnant Walter Butler, der die Iren anführte, gefangengenommen wurde, nachdem er einen Schuß in den Arm und einen Pikenstich in den Schenkel davon getragen hatte. Am nächsten Tag konnte man an den einzelnen Stellen erkennen, wo am heftigsten gekämpft worden war, und in der Tat, hätten die anderen sich so tapfer gehalten wie die Iren, hätten wir uns mit großen Verlusten zurückziehen müssen, ohne den Sieg davongetragen zu haben.
Als die Wut verraucht war, waren alle Soldaten, die nun ihre Pflicht vernachlässigten, um so mehr darauf aus, Beute zu machen, denn die ganze Straße stand voll mit Reiteseln, Reitpferden, Kutschen und verlassenen Wagen, angefüllt mit Reichtümern aller art, Tafelsilber, Juwelen, Gold, Geld, Kleidern, so daß ich später nie mehr sah, daß man den Offizieren so schlecht gehorchte und keinen Respekt mehr vor ihnen hatte, wie es hier eine Zeitlang geschah, bis der Höhepunkt überschritten war. Und ich kenne sogar einige Regimenter, die keinen einzigen Mann mehr bei ihren Fahnen stehen hatten, bis das Wüten vorüber war. Einige Fahnen waren die ganze Nacht hindurch verschwunden, bis man sie dann am nächsten Morgen wieder beibrachte. So eine Unordnung herrschte bei uns, und das alles wurde hervorgerufen durch die Raffgier, die Wurzel allen Übels und der Ehrlosigkeit.
Als die Einnahme der Stadt abgeschlossen war, kam S. M. selbst herein. Er wurde vom Rheingrafen [Otto Ludwig v. Salm; BW] und seinen Reitern bewacht, die nun unverzüglich abkommandiert wurden, die Brücke zu überqueren und dem Feind auf den Fersen zu folgen, der in Richtung Glogau[26] auf der Flucht war. Dorthin hatten sich der Feldmarschall Tiefenbach, der Graf von Schauenburg und Montecuccoli mit jenen zurückgezogen, die entkommen waren. S. M. hatte kaum in der Stadt Quartier genommen, als ein zufällig ausgebrochenes Feuer die Stadt einzuäschern drohte. Unter Trommelschlag wurden daher Befehle in allen Straßen laut ausgerufen, daß sich alle Offiziere und Mannschaften bei Todesstrafe sofort bei ihren Fahnen auf der anderen Seite der Oder in den Außenbefestigungen einfinden sollten, wo Sir John Hepburn angewiesen war, das Kommando innerhalb der Festungswerke zu übernehmen. Ausgenommen waren die Truppen, die bestimmt worden waren, die Tore der Stadt zu bewachen, dazu das Quartier S. M. und die Unterkünfte der Generale am Marktplatz, wo eine starke Wache gehalten wurde, um Plünderungen und Übergriffe der Soldaten zu unterbinden. Obwohl diese Befehle öffentlich ausgerufen wurden, hielten sich viele nicht daran und blieben in der Stadt, um zu plündern.
Bei diesem Zusammenstoß verlor der Feind fast 3 000 Mann, nicht gerechnet die Offiziere, die dabei getötet wurden, vier Obristen, Pernstein [der allerdings erst am 26.7.1631 fiel; BW], Hydou-Mayence, [Berthold v.; BW] Wallenstein [der erst bei Lützen fiel; BW] und Joure. Weitere 36 Offiziere kamen ums Leben. Oberst [Ernst Georg v.; BW] Sparr mit fünf deutschen Oberstleutnanten und ein irischer Kavalier wurden gefangengenommen, der sich tapfer und ehrenvoll geschlagen hatte. Der Feind verlor 41 Fahnen, wie ich am nächsten Tag sehen konnte, als vor General Baner eine Zählung stattfand, dazu kamen neun Standarten der Reiterei. Auf unserer Seite kamen mindestens 800 Mann ums Leben, davon verloren das Blaue und das Gelbe Regiment allein 500. Dem König fiel hier eine sehr große Menge von Vorräten für die Armee in die hand, Getreide, Munition und 18 Ordonanzgeschütze. Am nächsten Tag ernannte S. M. Generalmajor Lesly [Alexander Leslie; BW] zum Gouverneur über die Stadt und gab ihm den Befehl, die schadhaften Festungswerke und Wälle auszubessern. Dann wurde der Befehl gegeben, die Toten zu begraben, was man in sechs Tagen nicht völlig schaffen konnte. Zuletzt warf man sie in Haufen in große Gruben, mehr als hundert in jedes Grab. Am nächsten Tag erhielten wir die Anweisung, unsere Regimenter zu versammeln, damit man sie mit den Waffen ausrüsten könne, die den Soldaten fehlten, da viele von ihnen in der dem Sturm folgenden Unordnung ihre Waffen verloren hatten“.[27]
Philipp Reinhard von Solms, mittlerweile schwedischer Gesandter am kursächsischen Hof, erfuhr von den Kontakten, die Sparr im Auftrag Wallensteins zu Arnim aufgenommen hatte. Da Solms, wie übrigens die meisten schwedischen Diplomaten und Offiziere, Arnim misstraute, schickte er an Gustav II. Adolf unzutreffende Meldungen, die diesen das Schlimmste in Böhmen und Sachsen befürchten ließen. Während des Aufenthaltes in Moosburg[28] entschloss sich Gustav II. Adolf daher, seine Feldzugsplanung umzuwerfen, Báner mit einem Teil seiner Truppen in Bayern zu belassen und selbst mit 16.000 Mann nach Eger[29] zu marschieren, um Sachsen gegen Wallenstein zu unterstützen und es in seiner Bündnistreue zu bestärken. Aber schon bald trafen etwas beruhigendere Nachrichten aus Dresden[30] ein. Als Solms dem Kurfürsten über die „verräterischen“ Umtriebe Arnims informierte, stellte sich heraus, dass Arnim mit Vorwissen des Kurfürsten gehandelt hatte, dass es nur um ein Abklären der jeweiligen Positionen gehandelt habe und dass man Wallenstein nur hinhalten wollte. Die Stärke des kursächsischen Heeres[31] hatte er mit 30.000 Mann um das Doppelte zu hoch eingeschätzt. Auf Grund dieser Fehlinformation setzte Gustav Adolf am 14.5.1632 den Vormarsch nach Bayern fort.
Am 10.8.1632 geriet Sparr in einem Gefecht mit Gustav II. Adolf erneut in Gefangenschaft. Ausführlich beschrieben hat dieses Treffen wiederum Monro: „Am 28. Juli [a. St.; BW] hatte S. M. Oberst Taupadel mit Reitern und Dragonern abkommandiert, Freystadt[32] in der Oberpfalz anzugreifen, das etwa zwei Meilen von Neumarkt[33] entfernt liegt. Die Kaiserlichen hatten dort ihr Hauptversorgungslager für Lebensmittel und Munition, das mit 500 Soldaten besetzt war. Am 30. Juli kam Taupadel noch vor Tagesanbruch dorthin, teilte seine Truppen sofort in zwei Sturmgruppen auf und warf die eine gegen das obere Tor, die andere gegen das untere. Das obere Tor sprengten sie mit einer Petarde[34] auf, und als die Schweden hineinstürmten, gaben sie Feuer und töteten dabei Oberstleutnant [Hans v.; BW] Khevenhüller, einen ihrer eigenen Leute, den sie für einen Feind hielten. Er erhielt einen Schuß in die Schulter und starb kurz darauf in Nürnberg.[35] Die kaiserliche Garnison wurde ganz und gar niedergemacht, die Proviantwagen wurden geplündert, die Stadt brannte man nieder. Wir brachten vierhundert große und fette Ochsen nach Nürnberg. Der König, der unmittelbar hinter Taupadel hermarschierte, folgte ihm mit einer Kampfgruppe von 1 000 Musketieren und etwa 800 Reitern bis zum Dorf Burgthann[36] nach, denn er dachte, der Feind würde Taupadel nachsetzen, wenn er von seiner Aktion erführe. Um seinen Rückzug abzudecken, stieß S. M. bis Postbauer[37] vor. Zur selben Zeit unternahm Generalmajor Sparr mit 800 Reitern, 20 Kornetts Kroaten und 500 Musketieren, die von Oberstleutnant Gordon und Major Lesly [Walter Leslie; BW] kommandiert wurden, einen Anschlag auf die Stadt Lauf.[38] Sie sollten Lauf einnehmen, um uns zu hindern, auf dieser Seite Fourage zu holen, denn es gab für uns keine Möglichkeit mehr, aus dem Blockadering herauszukommen, als in dieser Richtung. Sparrs Abteilung stieß mit den Truppen S. M. im Feld zusammen. Da griff sie der König heroisch an und tötete viele schon beim ersten Angriff. Generalmajor Sparr selbst stand bei [Rudolf Graf; BW] Colloredos Kavallerie, während die Infanterie von Lesly und Gordon geführt wurde, zwei schottischen Kavalieren, die damals dem Kaiser dienten. Sie hielten sich eine Zeitlang tapfer. Ich hörte, wie S. M. von Schweden ihrer Tapferkeit das beste Zeugnis ausstellte und sagte, wenn sich die Reiterei des Kaisers so tapfer gehalten hätte wie das Fußvolk, wäre er nicht als Sieger heimgekehrt. Sparr beabsichtigte, die Reiterei des Königs zu durchbrechen, aber da die Kroaten davongelaufen waren, wurde der Rest der kaiserlichen Reiterei überwältigt und der größte Teil ihres Fußvolks zusammengehauen. Generalmajor Sparr wurde zusammen mit Gordon und Lesly gefangengenommen. Alle drei brachte man mit drei erbeuteten Standarten nach Nürnberg. Bei dieser Gelegenheit wurde Oberst [Johann; BW] Riese getötet, und nach seinem Tode mußte S. M. vom Pferd absteigen und die Musketiere anführen, die etwa eine Stunde lang tapfer kämpften, auch die der anderen Seite, was der König der Tapferkeit der schottischen Edelleute zuschrieb, die er, noch ehe sie gefangen waren, innerhalb von drei Tagen ohne Lösegeld freizugeben versprach. Dennoch wurden sie fünf Wochen bei uns, ihren Landsleuten, festgehalten, wobei wir es uns als Freunde gutgehen ließen“.[39]
„Ein bemerkenswerter Zwischenfall ereignete sich auch um diese Zeit bei Burgthann in der Nähe Nürnbergs. Am 7. August 1632 war der schwedische Dragoneroberst Georg Christoph von Taupadel mit einigen Truppen vor Freystadt in der Oberpfalz (zwischen Hilpoltstein[40] und Neumarkt) gerückt, wo sich das gesamte kaiserliche Nachschubmagazin befand. Er nahm die Stadt am 9.8. ein und führte den größten Teil der ca. 1000 Wagen wallensteinischer Vorräte ab, der Rest wurde verbrannt. Als die Nachricht von diesem Überfall das kaiserliche Lager bei Zirndorf[41] erreichte, beauftragte Wallenstein seinen mit 6 Regimentern um Neumarkt stehenden Generalwachtmeister Ernst Georg von Sparr zu Trampe damit, Taupadel den Rückweg abzuschneiden. Sparr, der bereits am 8. August aus dem Zirndorfer Lager aufgebrochen war, in der Absicht, einen Anschlag auf Altdorf[42] zu versuchen, zog seine Regimenter zusammen, darunter 8 Cornets Reiter aus den Regimentern Rudolf Colloredo und Annibale (Hannibal) de Gonzaga (einem Cousin der Kaiserin Eleonora), 20 Kompanien Kroaten und 500 kommandierte Musketiere, und begab sich zurück in Richtung Nürnberg.
Gustav Adolf hatte hingegen seinerseits von den kaiserlichen Absichten erfahren und hatte sich in der Nacht des 9. August mit 2000 Reitern und Dragonern in Richtung Altdorf auf den Weg gemacht. Am 31.07./10.8.1632 trafen Gustav Adolfs Schweden bei Fröschau,[43] zwischen Burgthann und Feucht,[44] auf Sparrs Truppen. Diese wurden auf dem sumpfigen Gelände des ‚Paßloh‘ schnell dezimiert und schließlich überwältigt. Der Wallenstein’sche Obrist Adam Erdmann Graf von Trčka (Terzka), dessen Oberstleutnant Johann Gordon und Obristwachtmeister Walter Leslie gerieten in Gefangenschaft. (Soden I, S. 347f.) Sparr selbst versuchte zu entkommen, indem er sein Pferd an einen Baum band und sich hinter einem nahen Gebüsch versteckte. Er wurde jedoch von seinem Pferdejungen verraten und daurch von einem schwedischen Musketier entdeckt, ‚der ihn zuerst um seine massiv goldene Kette erleichterte und ihm daraufhin mit dem Musketenkolben einen gehörigen Streich über die Schultern verpaßte‘. Als man ihn vorden König führte, begrüßte ihn dieser mit den Worten: ‚Ha Monsieur Sparre ! Ich sehe daß Ihr mich so gerne mögt, daß Ihr es nicht übers Herz bringt, lange Zeit von mir getrennt zu sein‘. Diese seltsame Begrüßung rührte daher, daß Sparr am 13. April 1631 bei der Einnahme Frankfurts an der Oder bereits schon einmal in die Hände des Schwedenkönigs gefallen war. Er wurde damals gegen den Generalwachtmeister Dodo von Knyphausen[45] ausgetauscht, den Tilly in Neu-Brandenburg[46] gefangengenommen hatte. (Swedish Intelligencer III, S. 20, 22). Gustav Adolf sah nun die Gelegenheit, Sparr zur Übermittlung eines Friedensangebotes an Wallenstein zu verwenden. Der Generalwachtmeister wurde zu diesem Zweck entlassen, jedoch auf ehrenwörtliches Versprechen, binnen 24 Stunden zurückzukommen. Am 10. September verhandelte Sparr mit dem Herzog von Friedland und brachte noch am gleichen Tag dessen abschlägige Antwort, daß er ‚zu tractiren keine plenipotenz hette‘. Sparr mußte sich zwangsweise in Begleitung des Königs begeben. Am 13. Oktober befand er sich in Würzburg,[47] am 19. in Donauwörth.[48] (Pekař/Wallenstein, S. 228). Nach der Rückkehr des Königs nach Nürnberg verblieb Sparr dort als Gefangener, wo er streng bewacht bei Endres Rumpler im Gasthaus zum roten Ochsen untergebracht wurde (Soden I, S. 350) und sich wegen der Folgen des Musketenstreichs einer ärztlichen Kur unterzog“.[49]
Wie auch aus dem Protokoll der Beratungen des schwedischen Reichskanzlers Oxenstierna[50] mit der kurbrandenburgischen Regierung hervorgeht, hatte Oxenstierna im Februar 1633 ausgeführt: „Er [Oxenstierna; BW] hette gesagt, wenn man einen guten universalfrieden haben könte, were er in alle wege zu acceptiren, und könte des königs tod nicht besser als durch einen solchen frieden gerochen werden. Sächsische hetten gesaget, man solte den angebotenen frieden nicht ausschlagen, allein er wüste noch nicht, daß das gegentheil einen solchen frieden angeboten hette, ja der könig hette sich kegen den herzogen von Friedland bei Nurmberg erbieten lassen, daß er mit ihme im felde zuer unterredung zusammen kommen wolte, aber der herzog zu Friedland hette dem könige durch den obersten Sparren sagen lassen, daß er, mit ihm zu tractiren, keine plenipotenz hätte“.[51]
„Den Rest des Winters [1632; BW] verbrachte Arnim im Brandenburgischen, um auf seinen Gütern nach dem Rechten zu sehen. Unterwegs, im fernen Städtchen Berlin, begegnete er ganz zufällig einem Landsmann, der Wallensteinischer Oberst war, aber im Gebiete des Kurfürsten Georg Wilhelm, Schwedens Bundesgenossen, sich ungehindert bewegte, Sparr mit Namen. Ihn kennen wir; er hatte nach Wallensteins Entlassung den Dienst im Protest quittiert und nun unter Wallenstein sich neu verpflichtet. Ein Parteigänger also, ein Botengänger jetzt. Mehrfach trug er während des nächsten halben Jahres Angebote Wallensteins zu Arnim und brachte Antworten zurück; diese, wenn sie kein Ja enthielten, können doch auch kein klares Nein enthalten haben, sonst hätte ja der Austausch sich nicht so lange hingeschleppt. Was Wallensteins Friedensbedingungen waren und wen sie einschließen sollten, ist im Ungefähren bekannt. Sie sollten Schweden nicht einschließen. Ein Sonderfriede also; Gustav Adolfs Leute, mißtrauisch lauernd, verstanden es nicht anders. Daß Wallenstein des Kaisers[52] Vollmacht nur zu Verhandlungen mit Sachsen besaß, hätte an sich nicht entscheiden gewirkt; er fühlte sich jetzt als Herr der österreichischen Politik und wäre, wenn er einen Sinn darin gesehen hätte, über das ihm eingeräumte Recht wohl hinausgegangen. Er sah keinen, mindestens, solange die große Protestantenkoalition nicht aufgelöst war. Deren Auflösung ging über Sachsen. Der im Kern immer reichstreuen, konservativen, in dem fremden Zwangsbündnis unglücklichen Führungsmacht der Lutheraner bot er die Aufhebung des Edikts [Restitutionsedikts;[53] BW].
Soviel ist sicher und einleuchtend; es entsprach seinen Gesinnungen von alters her, und Berichte aus verschiedenen Federn, auch Arnims eigener, stimmen darin überein. Von einem sächsischen Offizier, der bei den Unterredungen zwischen Arnim und Sparr assistiert hatte, hörte Thurn, der Emigrant, Weiteres: überall, auch in den Erblanden, sollte die Ausübung der evangelischen Religion wieder frei sein, ob es dem Kaiser lieb wäre oder nicht; ihren konfiszierten Besitz würden alle Evangelischen zurückerhalten; als ein Reichsfürst werde der General das Wohl des Reiches in acht zu nehmen wissen. »Dabei soll sich der Fürst von Wallenstein haben verlauten lassen, er wisse wohl, wenn der Papst erfahren würde, das kaiserliche Edict sei cassiert, so würde er unsäumlich den Kaiser in den Bann tun, doch wollte er solches nicht ungerochen lassen, wenn er gleich den Papst von Rom sollte vertreiben … « Hier werden die Dinge wieder unsicher, weil es sich um indirekte Überlieferung handelt, obendrein durch das Medium von Thurns Plappermaul. Sollten auch den böhmischen Herren ihre Güter restituiert werden ? War Wallenstein so blind, zu glauben, er könne Ferdinand zur Preisgabe auch seines frühesten und heiligsten Werkes, der katholischen Reformation in Steiermark, Kärnten, Österreich zwingen ? Daß er aber über Urban VIII. so sprach, glauben wir; es lag ihm; wogegen kein Einwand ist, daß er in der gleichen Epoche dem Papste mit frommer Inbrunst die Füße küßte. Brieflich, wohlgemerkt; nie hätte er’s mit dem Munde getan.
Arnim, gleichgültig was seine Gesinnungen, fügte sich der Partei, die in Dresden überwog, der schwedischen, weil der ewig schwankende Kurfürst sich ihr fügte; er könne nichts gegen die mit Ihrer Königlichen Majestät aufgerichtete Allianz. Von da ab war es nur noch ein Hinhalten um des militärischen Vorteils willen, bis Wallenstein seinerseits die Geduld verlor. So lasse sich das Werk nicht weitertreiben; treu und ehrbar habe er es gemeint und alles könnte in einer Stunde abgemacht sein, wenn es die andere Seite nur wollte. Wolle sie nicht, traue sie der Schärfe mehr als der Güte, so habe er keinen Grund, auf die Schärfe der eigenen Waffen nicht zu vertrauen . . . Daß er Arnim nichts nachtrug, lehrte die Folge. Bitter gekränkt war nur der Botengänger, Oberst Sparr: »Eure Fürstliche Gnaden haben es so gut gemeint, daß mirs im Herzen wehe tut, daß ich itzo die getane Untreue von Arnim hören muß … «“.[54]
„Oberst Sparr, jener politisierende Soldat, der das Pech gehabt hatte, bei Nürnberg in schwedische Gefangenschaft zu geraten, nun des Königs Sendbote, hatte an Wallenstein drei Vorschläge zu richten. Ob ein Austausch gefangener Offiziere genehm wäre. Das war zu Wallensteins Vorteil; noch von Tillys Zeiten her schleppten die Schweden mehr Gefangene mit sich herum, als er hatte. Ob man ein »allgemeines Quartier« einrichten könnte, eine den Unterlegenen überall und immer zu gewährende Schonung ? Wallenstein lehnte ab: so sei es in den Niederlanden üblich, daß wenn 70 Reiter auf 50 stießen, die 50 sich alsbald ergäben; wohin dann der Krieg käme ? »Die Truppen sollen combattieren oder crepieren … « Schließlich und hauptsächlich: ob in Anbetracht so vielen schon vergossenen unschuldigen Christenblutes etc. etc. es nicht heilsam wäre, alsbald Friedenstractationen zu beginnen, sei es zwischen abgeordneten Kommissaren, sei es zwischen dem König und dem Herzog persönlich ? Mit eisiger Korrektheit antwortete Wallenstein, zu dergleichen besitze er keine Vollmacht, er werde an seine Kaiserliche Majestät referieren. Gustav, als Sparr ihm diese Gegenbotschaft überbrachte, wußte Bescheid: Beschlüsse des Wiener Geheimrats waren eine Sache von Monaten und enthielten, wenn sie überhaupt zustande kamen, selten etwas Besseres als Plattitüden und Schnörkel, endlosen Geschichtsunterricht und trostlose Rechthaberei“.[55]
Wann Sparr aus schwedischer Gefangenschaft freikam, ist nicht überliefert. Es wird berichtet, er sei von Gustav II. Adolf nochmals zu Verhandlungen zu Wallenstein entsandt worden.[56]
Sein Regiment nahm unter der Führung seines Obristleutnants Albrecht Freiherr von Hofkirchen an der Schlacht bei Lützen[57] teil, während er selbst der Schlacht als neutraler Beobachter beiwohnte. In der Ebene bei unweit von Leipzig,[58] trafen am 16. 11. 1632 das kaiserliche Heer unter Wallenstein und das schwedische Heer unter Gustav II. Adolf aufeinander. Im Verlauf der Schlacht wurden sowohl Gustav II. Adolf als auch der legendäre kaiserliche Reitergeneral Pappenheim[59] tödlich verwundet. Pappenheim wurde von seinem Trompeter aus dem Gewühl der Schlacht geschleppt. Als seine Kürassiere den verwundeten Pappenheim erblickten, wendeten sie die Pferde. Verdiente Offiziere, wie Oberst Bönninghausen, Obristleutnant Hofkirchen und all die anderen demonstrierten mit ihrer Flucht, welchen ungeheuren Einfluss eine Persönlichkeit wie Pappenheim auf die Kampfmoral der Truppe gehabt haben muss.
Hofkirchen war nicht so weit geflohen wie die anderen; er schämte sich wohl etwas. Die kaiserlichen Offiziere beschworen ihn, er möchte jetzt seine Ehre retten; die Schlacht sei halb gewonnen, der schwedische König sei tot. ‚Hofkirchen kann sich nicht überwinden, sondern schleicht mit seinen Leuten noch eine Weile hinter der Front umher, um endlich, unauffällig, sich dem rechten Flügel anzuschließen, den er für den weniger schrecklichen hält; worin er irrt’.[60] Die Schlacht entwickelte sich nämlich anders, als es die Generäle Wallensteins annahmen. Bernhard von Sachsen-Weimar,[61] der zunächst den linken Flügel des schwedischen Heeres befehligt hatte, übernahm nun den Oberbefehl. Obwohl einer der schwedischen Kommandanten, Knyphausen,[62] Bernhard riet, die Schlacht nach dem Tode des Königs abzubrechen, zeigte sich Bernhard hier als geschickter Psychologe. Er rief die Soldaten zur Rache auf und zum Kampf um den toten Körper des Königs. Weitere sechs Stunden wurde der Kampf verbissen geführt. Militärhistoriker sind sich darüber einig, dass die Schlacht bei Lützen ein totaler Erfolg für Wallenstein geworden wäre, wenn der rechte Flügel der Kaiserlichen Stand gehalten hätte. Aber auf dem rechten Flügel kämpfte unter anderem Hofkirchen. Golo Mann beschreibt die damalige Situation mit folgenden Worten: ‚Es ist das Nervenbündel, der Oberstleutnant Hofkirchen, der auf dem rechten Flügel nun das gleiche Unheil anrichtet wie am Vormittag auf dem linken’.[63] Hofkirchen weigerte sich, „einem ausdrücklichen Befehl des Generalissimus zu folgen; sprengte zwar zuerst sinnloserweise seinem Regiment voran, sah sich aber erschrocken um, als der Feind nahte, drehte ab und floh, und seine Reiter folgten ihm wie Schafe dem Leithammel. Der Akt kläglichen Ungehorsams verfehlte nicht seinen Eindruck auf andere, zum Beispiel auf die Arkebusiere des Obersten von Hagen, wie man aus dem Urteil gegen diesen Offizier weiß. Wäre Hagen, heißt es, nicht ausgerissen, so wäre der rechte Flügel nicht teils gebrochen worden, die vollkommene Victoria dem Herrn Generalissimus nicht entgangen. Sie entging ihm, nicht links, wohl aber rechts. Piccolomini konnte seine Leistung nicht zu einem Durchbruch forttreiben, weil ihm von rechts nicht mehr sekundiert wurde, und auch die Mitte vereinsamte wegen des Geschehens auf der Rechten“.[64] Wallenstein hatte Hofkirchen mehrfach befohlen, wieder vorzugehen.
Hofkirchen antwortete ihm, „er solle selbst gehen und das schwedische Blutbad näher ausprobieren, von ihm selbst könne das nicht mehr verlangt werden, er habe sich schon zu sehr erhitzt. Wallenstein reagierte in dem gleichen Tonfall: Hofkirchen möge nur nach Haus zurückkehren, er werde ihm dort ein noch heißeres Blutbad bereiten“.[65] In einem anonymen Bericht von kaiserlicher Seite über diese Schlacht an den Wiener Hof hieß es: „Sind beide Armeen wie zween beißende Hahnen voneinander geschieden, daß man also nicht recht sagen kann, ob einer oder der andere Teil das Feld erhalten“ konnte.[66]
Weder in der Schlacht noch im Ergebnis der Schlacht gab es einen eindeutigen Sieger. Generationen von Historikern beschäftigten sich seitdem mit der Frage, wer der eigentliche Sieger der Schlacht war. Jede Seite beanspruchte damals – und in der Literatur auch noch heute – den Sieg für sich. Nach den damaligen militärischen Regeln hatte die Kriegspartei die Schlacht verloren, die entweder als erste das Schlachtfeld verließ oder die Kanonen dem Gegner überlassen musste. Bei Lützen konnten die Kaiserlichen die Kanonen am Abend nach der Schlacht nicht fortschaffen, weil sie keine Packpferde mehr besaßen. Wahrscheinlich aber ist, dass über den Ausgang und die historische Wertung der Schlacht, wie so oft, der Zufall entschied. Auch die Schweden berieten bereits, ob sie nach Einbruch der Nacht sich nicht doch nach Weißenfels zurückziehen sollten. Obrist J. Henderson hatte bereits den Befehl erhalten, die Lafetten der elf eroberten kaiserlichen Geschütze zu zerstören, als sich in der Dunkelheit der Nacht ein Reiter, der Hofkirchen suchte, hinter die schwedischen Linien verirrte. Es bleibt völlig ungeklärt, wo sich Hofkirchen zu diesem Zeitpunkt überhaupt aufhielt. Auf die Frage an den Kurier, wer er sei und zu wem er wolle, antwortete er wahrheitsgemäß: zu Hofkirchens Regiment. Der Zufall wollte es, dass es auch bei den Schweden ein Regiment Hofkirchen gab. Der Reiter übermittelte deshalb den Befehl Wallensteins, dass sich alle Kaiserlichen nach Leipzig zurückzuziehen hätten. Daraufhin wurde der Befehl an Henderson sofort widerrufen; zwei Lafetten waren allerdings bereits zerstört. Den schwedischen Soldaten wurde der glorreiche Sieg verkündet und der Befehl erteilt, auf dem Schlachtfeld zu kampieren.
Für den schwedischen König und auch für seinen militärischen Gegner Wallenstein war es die letzte Schlacht; Gustav II. Adolf starb auf den Schlachtfeld, Wallenstein wurde Monate später von seinen eigenen Offizieren ermordet. Auch für 9.000 Obristen und Soldaten beider Seiten war es die letzte Schlacht.
Nachdem Wallenstein in Lützen[67] knapp einer Niederlage entgangen war, ließ er mit unnachgiebiger Härte Soldaten und Offiziere wegen Feigheit und Verrat aburteilen. „Der Prozeß begann am 31. Januar im Liechtensteinpalais auf der Prager Kleinseite. Da es unter der Bevölkerung hieß, der kursächsische Obrist Lorenz von Hofkirchen werde seinen verhafteten Bruder Albrecht vor der Hinrichtung bewahren, wurden drei Regimenter zu Fuß für die nötigen Sicherheitsvorkehrungen aufgeboten. Die Verhafteten, die bis dahin teils im Weißen Turm der Burg, teils im Altstädter Rathaus in Arrest saßen, wurden unter Bedeckung ins Liechtensteinpalais überführt. Am 11. Februar [1633; BW] wurden die Urteile verkündet“.[68] Die Urteile sprach ein Gericht, das sich aus Justizbeamten und aus Offizieren zusammensetzte, die sich wegen ihrer Tapferkeit ausgezeichnet hatten; bewährte Offizieren, vom Oberst bis zum Wachtmeister, darunter so prominente Persönlichkeiten wie Piccolomini[69] und Rudolf Graf Colloredo. Es wurde nichts in die Anklage aufgenommen, was nicht durch Zeugen mehrfach bestätigt oder von den Beschuldigten selbst eingestanden wurde.
Trotz beschwörender Beschwichtigungsversuche führender Offiziere ließ Wallenstein am 14. Februar 1633 in Prag dreizehn Offiziere, darunter auch Hofkirchen, Hagen und solche von angesehenem Adel, und fünf Reiter öffentlich mit dem Schwert hinrichten. Die Namen von 50 fahnenflüchtigen Offizieren wurden mit allen Zeremonien militärischer Entehrung an einen Galgen genagelt.[70] Bönninghausen hatte dank der Fürsprache des einflussreichen Holk[71] keine Strafe erhalten.
Ende 1633 stieg Sparr zum General der Artillerie auf. Sparr, der den 1. und 2. Pilsener Schluss unterschrieben hatte, wurde nach Wallensteins Ermordung verhaftet, zusammen mit Herzog Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg in Budweis[72] inhaftiert[73] und zum Tode verurteilt, dann zu lebenslänglicher Haft begnadigt. Hätte er Schaffgotschens Vermögen gehabt, stünde wohl sein Kopf nicht mehr auf dem Rumpf, soll Sparr sarkastisch geäußert haben.[74] Nach seiner Begnadigung stand er wieder in kaiserlichen Diensten. Im April 1635 war er in ein Duell mit dem böhmischen Freiherrn von Šwamberk verwickelt.[75] „Am Osterdienstag (10.4.) des Jahres 1635 wird von einem Duell berichtet, das der den Lesern des ersten Teils dieses Buches näher bekannte Ernst Georg von Sparr zu Trampe, der gewesene Generalfeldmarschall Wallensteins, mit dem Böhmischen Freiherren von Schwanberg (z Swamberka bzw. Švamberk) austrug. Beide waren in Leipzig bei dem sächsischen Generaladjutanten Fischer zum Essen eingeladen, wo sie in Streit gerieten und sich für den folgenden Tag zum Duell verabredeten. Dabei verletzte Sparr den Švamberk tödlich, wobei ‚Schwanenberg zween Stöß, einen in Arm, den andern ins Herz bekommen, daß er also bald todt geblieben‘. (Theatr. Europ. III, S. 449). Švamberk, der wegen seiner Verwicklung in den Böhmischen Aufstand 1620 nach Sachsen emigrieren mußte, war ein Nachkomme des Petr von Švamberk, einem der 30 Direktoren des Herrenstandes und Obersten Hofrichter der böhmischen Ständeregierung. Letzterer, Beisitzer der Herrschaft Wittingau (Třeboň)[76] und ehemals einer der reichsten Adeligen Böhmens, war der Verfolgung und Verurteilung der kaiserlichen Richter nur durch seinen vorzeitigen Tod entkommen. Der junge Švamberk scheint überhaupt als notorischer Duellant verrufen gewesen zu sein, denn bereits Mitte August 1632 wird von einem Zwischenfall aus Nürnberg berichtete, als ein böhmischer Edelmann, der sich als ‚Schwedischer Avanturier[77] und Freireiter von Schwanberg‘ ausgab, ohne offiziellen Paß Einlaß in die Stadt begehrte. Der wachhabende Offizier, Hans Wilhelm Kreß (von Kressenstein, ein Nürnberger Patrizier und Mitglied des Rates), ließ diesen daraufhin festnehmen, entwaffnen und ohne Hut und Degen vor die Kriegsstube führen, woraufhin Švamberk von Kreß Genugtuung verlangte (Soden I, S. 363). Zum Duell scheint es jedoch nicht gekommen zu sein“.[78] Im Mai 1635 saß Sparr in Regensburg[79] ein und versicherte Melchior von Hatzfeldt seine Schuldlosigkeit an dieser Affäre.[80] Er wurde noch vor Ende 1635 nach Polen freigelassen.
Am 6.3.1638 teilte Ferdinand III.[81] seinem Generalleutnant Gallas[82] mit, er habe durch Sparr von dem Stralsunder[83] Beschluss erfahren, die in der Stadt liegende schwedische Besatzung niederzumachen.[84]
Aus seinem Hauptquartier Fritzlar[85] schrieb Erzherzog Leopold Wilhelm[86] am 20.8.1640 an Rudolf Graf Colloredo, er solle die Getreidemagazine in Böhmen bewachen lassen und zusammen mit Sparr alles Nötige einrichten.[87] Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold [1603 – 1676][88] aus dem von Eger abhängigen Marktredwitz[89] erinnert sich an Anfang Dezember 1640: „Den 21. Nov[ember] ist Herr Generalfeldzeugmeister Sparr, samt seinem Weib und Kindern anhero [ge]kommen. [Er] hatte auch (sonsten) bei sich 5 Wagen, 46 Pferde und fast [eben]so viele Personen; darüber hinaus auch eine Konvoi von Eger, an die 30 Musketiere(r). Die selben hat er zu Haag[90] und Wölsau[91] gelassen. Den anderen Tag ist er still gelegen und hat auch die Musketiere(r) hier einquartieren lassen. Den 23. ist er auf[ge]brochen und gegen Kemnath[92] marschiert. Da [haben] wir ihm 6 Ochsen zur Vorspann verschafft, so auch wieder zurück[ge]kommen [sind]“.[93]
Strauch teilte Gallas am 8.10.1641 aus Regensburg mit, Karl IV. von Lothringen[94] stelle angeblich eine neue Armee auf, deren oberste Offiziere Geleen,[95] de Haes und Sparr werden sollten.[96]
Ab Oktober 1641 versuchte Sparr mit 3.000 Mann die Höhenfestung Hohentwiel[97] einzunehmen. So berichtet der Ulmer Chronist Heberle [1597-1677][98]: „Es ist auch in disem jar von dem keysserischen oberste Spara die gewaltige vestung Hohenwiehl angegriffen worden, in meinung die selbige zu bezwingen und von dem felßen herunder zu stirtzen. Aber es hat im weit gefehlt, indem er lange zeit darvor gelegen, die selbig starckh beschoßen, granaten und feür hinauffgeworffen, hat er nichts mögen außrichten, dan der schwedisch oberest Widerhold, ein dapfferer man, ist mit seinem kriegsvolckh starckh außgefallen und im grossen schaden thaun, das er unverrichter sachen muß abziehen mit grossem schaden und spot“.[99] Sehr viel ausführlicher berichtete der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[100] in seinem „Florus“ von 1647 über diese Belagerung: „Nun müssen wir auch etwas meldung thun / was sich vmb diese zeit mit der Vestung Hohenwiel zugetragen. Diese Vestung wird zu dieser zeit vnter andern in Teutschland gelegenen für eine weltberühmte vnnd fast vnüberwindlich gehalten : Solche ist von dem Keyserischen General Sparren / vnnd Cantzler Volmarin [Volmar; BW] in den 9. 19. Octobris mit drey tausent Mann zu Roß vnnd Fuß würcklich vnnd ernstlich belägert / vnd so nahe vmbgeben worden / daß die Belägerten von der Vestung sie mit den Stücken erreichen können.
Vnterdessen sind die Keyserischen mit verfertigung etlicher Battereyen starck fortgefahren / auch von einer verfertigten bey dem Schloß Hohenstauffen[101] / die Vestung mit zehen stücken zu beschiessen angefangen / die mitler Brücke des Schlosses vnnd Vorhoffs zu ruinieren / vorhabens / auch gäntzlichen vermeinet diesen vesten Orth mit Gewalt vnd Fewerkugeln[102] zu bezwingen / welcher Intent vnd Meynung allerdings ihnen gefehlet / dieweil die Granaten die höhe vnd weite der Vestung nicht erreichen können.
Ob nun wohl mit canoniren vnd schiessen so viel außgerichtet worden / daß eine Fallbrücken den Belägerten ruiniret / haben sie solches sehr wenig geachtet / in dem sie angesichts dieselbe ernstlich wiederumb repariret, auch mit Stücken von Hagel[103] geladen / also grawsamlich vnter die Keyserlichen geschossen / daß sich keiner blicken / viel weniger zu miniren gelüsten lassen dörffen: Vnd weiln der Commendant / Obrister Widerholt / nach abschaffung der Reutterey / Weib vnd Kindern / den Orth sehr tapffer vnd mannlich defendirt, als haben die Keyserischen mit verlust die Belägerung vnverrichter sachen nothdrünglich auffheben müssen.
Vnerachtet nun solches schlechten fortgangs / haben sich die Keyserischen auff einen andern Weg bedacht / vnd die Vestung abermahls noch häfftiger zu belägern / zu beschiessen vnd zu ruiniren angefangen / der Hoffnung / den Belägerten je länger je näher bey zu kommen; welches ihnen doch vnmüglich / weiln der Berg / worauff die Vestung gelegen / einer vngläublichen Höhe vnd grösse : Doch sind sie letztlich mit Schantzen vnnd Lauffgraben biß an den Vorhoff kommen / also daß beyde Theile mit einander reden können / welches aber den Keyserischen sehr geringen Nutzen gebracht / in dem sie von den Belägerten zum öfftern überfallen / viel schaden zugefüget / vnd viel von den Keyserischen nieder gemacht worden.
Bey dieser Gelegenheit / ob es wol den Keyserischen ziemlich schlecht her gangen / haben sie doch nicht vnterlassen am Stauffenberg Häuser vnd Hutten auffzurichten (als wolten sie sich Jahr vnnd Tag daselbsten auffhalten) vmb die Belägerung ferner vnd länger zu continuiren, wie ihnen dann / ohne Keyserliche Ordre davon nicht abzulassen / anbefohlen worden / deßwegen in die drey hundert Bawren auß dem Würtenberger Land zum schantzen / vnd viel Ertz-Knappen zum vntergraben dahin geführet / wie auch das ander Volck mit Geld vnd Lebensmittel versehen / dieselbe zur ernstlichen Belägerung / vnd harter Arbeit desto williger zu machen.
Ob nun die Keyserischen ihr bestes gethan / sind doch die Belägerten den 18. Novembr. vnversehens außgefallen / sich einer Schantz bemächtiget / vnd der Keyserischen in 50. darinn nider gemacht / der Rest sich salviren / eine halbe Carthaunen / zwo Feldschlangen / welche die victorisirende vernagelt / etliche Tonnen Pulvers / welche angezündet worden / hinterlassen müssen.
Als nun die Keyserischen vor der Vestung wiederumb viel Munition zu kommen / ist das schiessen beyderseyts starck fort-gesetzet / Generalen Gil de Haes, in abwesen General Sparren das Commando übergeben / den Constabeln zimlich Geld versprochen worden / wann sie das Geschütz in den Vorhoff richten / vnnd denselben sampt den new erbaweten Häusern in die Asche legen würden. Da aber solches dem Commendanten durch einen Gefangenen verkundschafftet / ist ein blinder Alarm mit anzündung etlicher bund Stroh gemacht / vnd da die Belägerten vermeinet / daß es nun vmb den Vorhoff geschehen seyn müste / desto behertzter vnd näher den Berg Vorhoff angefallen / ihnen dermassen mit starckem Außfall vnd dem Geschütz begegnet worden / daß sie also nicht mit geringem verlust ihren Intent ändern / vnd davon ablassen müssen.
Bey solchem Verlauff haben die Keyserischen doch nicht gefeyret / sondern sie von einer Batterey acht hundert Canonschüsse auff einen sehr hohen vnd vesten Thurn gethan / in Meynung damit den Commendanten zur übergab zu bringen / hat doch solches / nach dem er nur die höhe des Thurns gefället / keinen glücklichen fortgang gewinnen mögen.
Da nun die Keyserischen gesehen / daß die Belägerung ihren gewünschten Außgang nicht gewinnen mögen / hat der Keyserische Feld-Zeugmeister Sparr versucht / ob die Belägerte durch Keyserliche Mandata vnd general Perdon / welche zu Regenspurg kürtzlichen beschlossen / vnd publiciret, zur Vbergabe vnd in Keyserliche devotion köndten gebracht werden / vnd ob zwar die Stadt Schaffhausen sich auch häfftig bemühet / den Commendanten durch schreiben zur Vbergabe zu bereden / haben sie doch gantz das contrarium vnnd Widerspiel / in dem sich gedachter Commendant zu keinem Accord / viel weniger zur Vbergabe verstehen wollen / sondern in beständiger vnnd auffrichtiger Resolution, sich zuverthätigen / vernehmen müssen“.[104]
Im Januar 1642 berichtete er Hatzfeldt vom Abbruch der Belagerung von Radolfzell,[105] im September hielt er sich in Wien auf.[106]
Im Juni 1643 schrieb Sparr aus Wien und bat Hatzfeldt, in seine Dienste treten zu dürfen und äußerte seine Verzweiflung über seine derzeitige Lage.[107] Werbungen, die er für Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg unternahm, blieben erfolglos. Im Juli 1643 berichtete der kaiserliche Rat Drach Hatzfeldt über den Hofkriegsratsprozess zwischen de Haes und Sparr.[108] Sparr informierte Hatzfeldt im Oktober selbst über seinen Streit mit de Haes.[109]
Im Januar 1644 weilte er wieder in Wien und äußerte seine Hoffnung auf die baldige Übernahme in die Dienste Hatzfeldts.[110]
Am 6.2.1644 schrieb Lamberg aus Wien an Gallas, auf Intervention des Gesandten Venedigs hin sei Sparr aus dem Gefängnis in Wiener Neustadt entlassen, mit Dr. [Andreas ?] Burckhardt jedoch aus den kaiserlichen Erblanden verwiesen worden.[111]
Sparr nahm in diesem Jahr am sogenannten „Torstensson-Krieg“ gegen das von Habsburg unterstützte Dänemark teil.
Am 12.8.1644 teilte Gallas aus Kiel[112] Ferdinand III. mit: Am vorigen Nachmittag habe er mit der Armee Kiel erreicht und des Nachts den Schwentinefluss überschritten. Er verfolge die schwedische Flotte, die von Bauern und Fischern mit Proviant beladen wurde und dann in Richtung Fehmarn[113] in See stach. Die Flotte bestehe aus insgesamt 34 Schiffen. – Die schwedische Reiterei habe in Neumühl[114] die Schwentine überschritten und eine Eroberung der Schanze verursacht, sei jedoch von den Soldaten und Bauern der umliegenden Dörfer zurückgeschlagen worden. Dabei seien Oberst Sack [Osten, genannt Sack; BW] sowie viele Offiziere und Soldaten, insgesamt 500 Schweden, ums Leben gekommen. Laut Bericht eines gefangen genommenen schwedischen Proviantmeisters aus Christianpries[115] kam es zwischen der schwedischen und der dänischen Flotte zu einer Schlacht, in der die Schweden vier Schiffe verloren und viele weitere Schiffe beschädigt wurden. – Angesichts der Bedeutung von Stadt und Schloss Kiel habe er beschlossen, sie zu besetzen. Torstensson stehe mit der Armee bei Rendsburg,[116] wo er Reiterei und Infanterie anwerbe. Eine große Gefahr stelle ferner die Flotte Louis de Geer vor. Laut Berichten rüste sich Königsmarck zur Elbüberschreitung bei Bleckede.[117] Aus Hamburg[118] sei die Nachricht von der am 29.7. stattgefundenen Kapitulation Gravelingens[119] eingetroffen. Die Schweden wollen durch Werbungen jedes zehnten Mannes die Franzosen unterstützen. Gegenwärtig sei seine, Gallas‘, Armee 6000 Reiter und nur 400 Mann stark, dazu einige Kroaten. Oberst Sparr habe bei der Schiffsbrücke 1000 Mann stehen. Pässe und Forts seien besetzt.[120]
Sparr, der bereits als Stellvertreter Hatzfeldts fungierte,[121] kümmerte sich zusammen mit Holzappel um die Befestigungsanlagen des Westfälischen Kreises, als Hatzfeldt 1645 wegen seines zögerlichen Vorgehens gegen die Hessen-Kasselischen nach Böhmen „abberufen“, im Prinzip jedoch strafversetzt wurde.[122]
Im März 1645 sandte Kurfürst Ferdinand von Köln[123] seinem Bruder Maximilian I. von Bayern[124] einen ausführlichen Lagebericht: „E. L. erinnern sich vngezweifelt zu wass endt dieselbe vor diesem von mir freuntlich begert, dass durch den Veltmarschalcken Grauen von Holtzapfel [Holzappel; BW] eine diuersion gegen das landt von Hessen furgenommen werden möge. E. L. habe ich auch hinwiederumb zu erkennen geben, dass derselbe vnangesehen wegen bey vorigen Jahrs Campagnien durch den Veltmarschalcken Grauen von Geleen E. L. Reichs Armada auss hiesigen Craiss zugefuhrten Succurs die Regimenter vnd compagnien zimblich geschwecht, dannoch solche anstalt gemacht, dardurch Er den Hessischen general Maicus [Maior ?] Gysen [Johann Geyso; BW] ahn sich gezogen vnnd verursacht, dass derselbe von dero sonsten besorgter coniunction mit dem Khönigsmarck oder anderen Reichsfeinden abgehalten worden. Weiln nun dardurch die manschaft etwass weit abgeführt, unndt der feindt dohero anlass genommen, sich einiger Päss unnd vesten heuseren auf Jehner seithen Rheins im landt von Berge zubemegtigen, vmb die correspondentz auss westualen biss ahn unnd über den Rhein von mir abzuschneiden, hat der general wachtmeister Sparr theilss dieser seiten Rheins noch vberplibne Volcker so viel deren immer zu entrahten, zusammen gezogen erstlich eine von den Hessen ahn Rhein oberhalb Düsseldorf[125] gegen den Neusser[126] Fahr aufgeworfene Schantz geschluhtet, ferrers die hauser Beyenburg[127] und Huikeswagen[128] recuperirt vnnd eingenommen. Vnterdessen aber der Obrist Rabenhaupt auss allenn dieser seithen Rheins habende hessischen guarnisonen die Volckher zue ross unnd fuess zusamen gezogen vnd in der nacht vom 18. auf den 19. dieses meine vnderhalb Collen[129] unweid von Neuss gelegene Statt Zonss[130] mit Canonen, Feuermorsen vnnd stücken per forte angegriffen, aber solchen wiederstand befunden dass, obzwarn er alle pforten bis auf die letztere mit schiessen und petarden[131] eröfnet, dannoch mit schaden wieder abweichen müssen, dessen gleich wol vnerachtet Er sich noch mehrers gesterckt, alles geschutz auss Neuss gnohmen vnnd vorgestrigen nachts sich wiederumb von newem dafur begeben vnndt selbigem orth mit noch grösser Furi dann vorhin steetigen canonieren, auch hineinwerffung bomben und granaten abermahlen gewaltsamblich zugesetzt auch auf gemachte bresche etliche sturmb gethan, endtlich gleichwol auch durch dapfere gegenwehr vnnd weilen inmittels der generalwachtmeister Sparr in der nähe wieder ankommen vnnd bereitz einige Reutterey auf diese seith gesezt, wiederumb mit verlust etzlicher haubtleuth auch einer zimblichen anzahl volckher abzuweichen genöthiget worden. Ob nun zwarn die gefahr, welche hiesigem meinem Ertz Stift vnnd sonderlich der Statt Collen dahero angetröhet, für dismahl insoweit abgewendet, weilen dannoch zu besorgen, man auch die nachricht hat, es werde der Maicus Gysen heraussgehen, vnnd sich der sachen mit annehemen, alss welches Ime auch vmb so viel leichter, weilen Er die Böninghaussische und andere ahn der hand vndt solchen falss man dieser endts ohne anderwertliche hülff zu widerstehen nit bastant sein würde, vnd dan Ich berichtet, dass E. L. ohne dass dero Obristen Storkhen [Sporck; BW] befelch ertheilt haben solten, sich gegen Hessen zu auanciren, So habe dieselbe Ich bey so bewandten sachen vmb dero rath vnnd that freuntl. bruderlich pitten unnd dohin ersuchen wollen, Sie geruhen ahn dero Generalitet befelch ergehen zu lassen, dho der Maisus Gysen dem Rhein zugehen würde, dass alsdan gleichwie von hirauss beschehen, also von E. L. Reichs Armada vermittelss einer gleichmessigen Caualcada der feind von seinem bösen vornehmen mich dieser endts gantz zu ruiniren abgehalten werde. Vnnd thue gegen E. L. mich dessen vmb so viel mehrers getrösten, weil dieselbe mit mir vnnd ich mit Iro in dem ainig, dass ob zwarn daß friedenswerck alss viel immer möglich zu befürdern vnndt neben Ihro ich dohero den punctum satisfactionis pester massen poussiren zu helfen mich erklert, dannoch vnderdessen man sich vor gewalt moglichst schutzen vnnd nicht gar von land und leuth vertrieben (!) lassen solle, habs E. L. in freuntlich vertrauen vnuerhalten wollen“.[132]
Im September 1645 wird Sparr in der Chronik von Bietigheim[133] (Herzogtum Württemberg) erwähnt: „Etlich wenig Tag vor diesem grundverderblichen Refrechierquartier [die Einquartierung La Pierres; BW] als den 27. Septembris ist Beßigheimb,[134] welches mit Schwedisch Volk besetzt war, von dem Kay. Obrist. Dunckhel [Dunkel; BW] berennt und den 30. dis von dem General Wachtmeister Sparn beschossen, auch mit Accord erobert worden. Welche Belägerung dem Städtlin Bietigheim auch viel Schrecken und Uncosten verursacht“.[135]
Da Wrangel, Hessen-Kassel, Königsmarck und Turenne sich 1648 zum erneuten Angriff auf Bayern anschickten, sollte Lamboy, der eigenwillige Günstling Ferdinands von Köln, den Angriff auf Ostfriesland einstellen und sich gegen St. Goar,[136] Bacharach[137] und Bingen[138] wenden, um die kaiserliche Armee unter Holzappel zu entlasten.[139] Bereits zum 4. Mal war Lamboy die Diversion befohlen worden.[140] Lamboy zog stattdessen eine Diversion an die Weser vor, was in Wien als Befehlsverweigerung angesehen wurde und zur Ablösung Lamboys durch Sparr führen sollte.[141] Am 11.3.1648 schrieb Ferdinand III. an Sparr: „Dieweiln aber […] durch dergleichen Hintenansetzung und Versäumnis Unserer Kaiserlichen Befehle die größten und wichtigsten Occassiones in dem Hauptwerk des heiligen römischen Reiches mit des gemeinen Wesens höchstem Schaden negligiert worden, wie auch solches noch länger zuzusehen keineswegs gemeint sei: Also haben wir ermelten Feldmarschall Lamboy an Unseren Hof gefordert und befohlen, daß er Dir das Kommando über alle Völker in Westfalen bis auf weitere Unsere Verordnung überlassen soll. Und ist es demnach Unser ernstlicher und gemessener Befehl an Dich, alsobald ermeldte Impressa zu unternehmen, dieselbe mit allem Ernst und Gewalt fortzusetzen und Dich auf der Welt durch nichts, was es immer sein mag, aufhalten noch verhindern zu lassen“.[142] Als Sparr wegen Erkrankung ausfiel, wurde Lamboy zum 5. Mal (!) bei seinem Kopf die Diversion befohlen,[143] allerdings wiederum vergeblich.
Als die Operation endlich anlief, konnten zwar bei Geseke[144] hessen-kasselische Regimenter eingeschlossen werden,[145] denen jedoch unter Geysos Führung der Ausbruch gelang.[146] „Als Geyso sich mit etwa 2500 auf den Weg von Warburg[147] nach Coesfeld[148] in Geseke aufhielt, wurde er im März von etwa 8000 Mann unter dem Kommando von Lamboy belagert, der sein Hauptquartier in Störmede[149] hatte. Die eingeschlossenen Hessen waren zunächst kaum zu Abwehrmaßnahmen gegen die Beschießung in der Lage, da ihnen ihre Munitionswagen fehlten, sie hatten aber das Wetter auf ihrer Seite. Während eines dichten Schneegestöbers konnte eines Nachts aus Lippstadt[150] unbemerkt Verstärkung mit Pulver Geseke erreichen. Der auf freiem Felde lagernden Kreisarmee machten Nässe und Kälte dagegen sehr zu schaffen: Der Boden war aufgeweicht, so daß die Musketiere bis zu den Knien im Schlamm standen und die Pferde kaum noch vorankamen. Als Geyso am 25. März mit der Kavallerie nach Lippstadt entkommen war, brach Lamboy die Belagerung ab“.[151]
Nach Ende des Krieges kehrte Sparr in seine Heimat zurück, wo er durch Vermittlung seines Vetters Otto Christoph von Sparr eine Pension des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg erhielt. Am 17.2.1654 ließ ihm der Kaiser ein Patent über die Erhebung in den Grafenstand ausstellen. Seine finanziellen Verhältnisse blieben desolat und bei seinem Tod 1666 musste der Kurfürst mit einem Kredit den Konkurs abwenden. Zeitgenossen charakterisierten ihn als habgierig, roh und zur Gewalttätigkeit neigend. William Watts beschrieb Sparr in seinem „Swedish Intelligencer“ als „little blacke man and a Pommerlander“.
Am 18.9.1666 wurde Sparr in aller Stille in der Marienkirche zu Berlin beigesetzt.
[1] SCHMIDT-BRENTANO, Kaiserliche und k. k. Generale, S. 94; vgl. die Erwähnungen bei KELLER; CATAlANO, Tagebücher. POTEN, Sparr, S. 62, nennt dagegen 1602 als Geburtsjahr.
[2] Eberswalde [LK Barnim]; HHSD X, S. 165ff.
[3] Oberbarnim [LK Märkisch-Oderland].
[4] Vgl. MÖRNER, Kriegs-Obriste, S. 77ff.
[5] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.
[6] HALLWICH, Briefe und Akten Bd. 1, S. 148.
[7] Auma [LK Zeulenroda]; HHSD IX, S. 26f.
[8] Schleiz [Saale-Orla-Kr.]; HHSD IX, S. 380ff.
[9] Dörtendorf, heute Ortsteil von Zeulenroda-Triebes [LK Greiz].
[10] BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 58.
[11] Dessau [Stadtkr. Dessau]; HHSD XI, S. 77ff.
[12] WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 219.
[13] Schwerin; HHSD XII, S. 114ff.
[14] Ratzeburg [Kr. Herzogtum Lauenburg]; HHSD I, S. 216f.
[15] Greifenhagen [Gryfino]; HHSD XII, S. 193f.
[16] Gartz a. d. Oder [Kr. Randow]; HHSD XII, S. 185ff.
[17] Königsberg (Stadtkr.); HHSPr, S. 100ff.
[18] Landsberg/Warthe [Gorzów Wielkopolski, Brandenburg, h. Polen]; HHSD X, S. 446ff.
[19] in voller Schlachtordnung.
[20] Küstrin [Kostrzyn nad Odrą, Kr. Königsberg]; HHSD X, S. 441ff.
[21] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[22] DUVE, DIARIUM BELLI BOHEMICI ET ALIARUM MEMORABILIUM 2, S. 72f.
[23] Vgl. generalrobertmonro.com [in Bearbeitung].
[24] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.
[25] Neubrandenburg [Kr. Neubrandenburg]; HHSD XII, S. 69ff.
[26] Glogau [Glogów]; HHSSchl, S. 127ff.
[27] MAHR, Monro, S. 110ff.
[28] Moosburg [LK Freising]; HHSD VII, S. 461f.
[29] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[30] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.
[31] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer (ab November 2012).
[32] Freystadt [LK Neumarkt/OPf.].
[33] Neumarkt i. d. OPf.; HHSD VII, S. 505f.
[34] Petarde: durch „Petardiere“ angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren.
[35] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[36] Burgthann [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 120.
[37] Postbauer-Heng [LK Neumarkt/OPf.]; HHSD VII, S. 593.
[38] Lauf (Pegnitz) [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 393.
[39] MAHR, Monro, S. 182f.
[40] Hiltpoltstein [LK Roth]; HHSD VII, S. 296f.
[41] Zirndorf [LK Fürth].
[42] Altdorf bei Nürnberg [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 8.
[43] Fröschau, heute Ortsteil von Schwarzenbruck [LK Nürnberger Land].
[44] Feucht [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 196.
[45] SATTLER, Reichsfreiherr Dodo zu Innhausen und Knyphausen.
[46] Neubrandenburg [Kr. Neubrandenburg]; HHSD XII, S. 69ff.
[47] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[48] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.
[49] ENGERISSER, Von Kronach, S. 106 (die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).
[50] Vgl. FINDEISEN, Axel Oxenstierna.
[51] LORENZ, Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 264.
[52] Vgl. BROCKMANN, Dynastie.
[53] Restitutionsedikt vom 6.3.1629: „Das von Ferdinand II. erlassene Edikt sprach dem Kaiser das alleinige Recht zu, den Augsburger Religionsfrieden von 1555 authentisch zu interpretieren. In Ausübung dieses Rechts setzte der Kaiser die Calvinisten außerhalb der Augsburger Friedensbestimmungen. Zudem befahl er die Rückgabe aller nach 1552 von den Protestanten eingezogenen (säkularisierten) Kirchengüter. Davon betroffen waren 12 reichsunmittelbare Bistümer, 500 Klöster und Konvente. Proteste gegen das Restitutionsedikt erhoben sich nicht nur von protestantischer, sondern auch von katholischer Seite. Dass HAPPE den ganzen Text des Edikts aufnimmt, zeigt doch wohl, dass er die damit verbundenen oder potentiellen Gebietsveränderungen und deren Folgen wohl einzuschätzen glaubte. Allerdings zeigen kaiserliche Kostenberechnungen aus dem Niedersächsischen Kreis, dass die Kosten für die Restitutionen die tatsächlichen Einnahmen für das Haus Habsburg überstiegen“. [mdsz]
[54] MANN, Wallenstein, S. 681ff.
[55] MANN, Wallenstein, S. 718.
[56] SODEN, Gustav Adolph Bd. 1, S. 404, 406.
[57] Schlacht bei Lützen am 16.11.1632 zwischen den Schweden unter Gustav II. Adolf (18.000 Mann) und den Kaiserlichen (16.000 Mann) unter Wallenstein. Die für die Schweden siegreiche Schlacht endete mit dem Tod Gustav Adolfs und dem Rückzug Wallensteins, der etwa 6.000 Mann verloren hatte, nach Böhmen. Nach Lützen schlug Wallenstein keine Schlacht mehr. Vgl. dazu HAPPES ausführliche Schilderung und Reflexion der Ereignisse [HAPPE I 295 v – 302 r; mdsz.thulb.uni-jena]. Vgl. SIEDLER, Untersuchung; STADLER, Pappenheim, S. 729ff.; WEIGLEY, Lützen; BRZEZINSKI, Lützen 1632; MÖRKE, Lützen als Wende; WALZ, Der Tod, S. 113ff.
[58] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[59] Vgl. STADLER, Pappenheim.
[60] MANN, Wallenstein, S. 742.
[61] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.
[62] Vgl. SATTLER, Reichsfreiherr Dodo zu Innhausen und Knyphausen.
[63] MANN, Wallenstein, S. 744.
[64] MANN, Wallenstein, S. 744.
[65] DIWALD, Wallenstein, S. 502.
[66] MANN, Wallenstein, S. 746.
[67] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.
[68] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 275.
[69] Vgl. BARKER, Generalleutnant. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des umfangreichen Archivmaterials noch immer nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturverzeichnis).
[70] JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 325f.: Zeitungsnachricht aus Prag, 4. Febr. 1633: „Demnach in der bei Lützen den 6. Nov. gehaltenen Feldschlacht die kaiserische Armada unter Herrn Generalissimo Herzog von Friedland von den Schwedischen aus dem Feld geschlagen und darauf ermeldeter Herzog von Friedland aus Meißen nach Prag in Böhmen sich retiriert, hat er daselbst diejenigen hohen und niederen Offiziere und Soldaten, so in ermeldeter Schlacht feldflüchtig geworden und zu der schnöden Flucht und Confusion Ursach und Anlaß gegeben, gefänglich annehmen, wohl verfahren, endlich im Fürstlichen Liechtensteinischen Haus General-Stand-, Malefiz- und Kriegsrecht über sie gehalten und letztlich exequieren lassen. […] Die alle (11 Officiere) sind alsd abtrünnige, leichtfertige Feldflüchtige sämtlich mit dem Schwert gerichtet auf einem bei dem Rathaus hierzu sonderlich aufgerichteten hohen und mit schwarzem Tuch bedeckten Theatro. Hierauf sind noch andere sieben zum Galgen geführet, vier enthauptet und zween aufgehängt und einer, Jacob Winckler, nachdem ihm sein Degen auf dem Haupt gebrochen, vom Scharfrichter unehrlich gemacht, von der Kaiserlichen Armaden abgeschafft worden, wie dann auch bei 50 hoher und niedriger Officiere Namen, so gleichfalls bei der Lützener Schlacht ausgerissen, an den Galgen geschlagen und also die Execution vollzogen“.
[71] Vgl. ARENDT, Wallensteins Faktotum.
[72] Böhmisch Budweis [České Budějovice]; HHSBöhm, S. 46ff.
[73] TOEGEL, Der schwedische Krieg, Nr. 891, 1071.
[74] SCHEBEK, Lösung, S. 366.
[75] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 449.
[76] Wittingau [Třeboň, Bez. Neuhaus] HHSBöhm, S. 666ff.
[77] Aventurier: Abenteurer, Schlachtenbummler, die zeitweise auf eigene Rechnung im Heer dienten. Vgl. dazu auch ERNSTBERGER, Abenteurer.
[78] ENGERISSER, Von Kronach, S. 525f.
[79] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[80] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 139.
[81] Vgl. HENGERER, Kaiser Ferdinand III.; HÖBELT, Ferdinand III.
[82] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[83] Stralsund [Kr. Stralsund]; HHSD XII, S. 292ff.
[84] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 564.
[85] Fritzlar; HHSD IV, S. 149ff.
[86] Vgl. SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.
[87] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1072.
[88] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.
[89] Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.
[90] Haag, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[91] Wölsau, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[92] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.
[93] BRAUN, Marktredwitz, 127f. Braun datiert nach dem a. St.
[94] Vgl. BABEL, Zwischen Habsburg und Bourbon.
[95] Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).
[96] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1243
[97] Hohentwiel [Singen, LK Konstanz]; HHSD VI, S. 352ff.
[98] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 115f.
[99] ZILLHARDT, Zeytregister, S. 187.
[100] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[101] Hohenstaufen [Göppingen, LK Göppingen]; HHSD VI, S. 351.
[102] Feuerkugel: Geschoss mit Spreng-, Brand- und Leuchtwirkung, das von Mörsern im Steilfeuer über die Stadtmauer geschossen werden konnte.
[103] Hagel: klein gehacktes oder gesprungenes Blei, Eisen und Nägel, die aus Kanonen und Mörsern verschossen wurden, auch die Kartätschenfüllung, was auf kürzere Entfernung fürchterliche Wunden riss.
[104] WASSENBERG, Florus, S. 460ff. Vgl. ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 139: Bericht vom Dez. 1639. HOLTZ, Holtz, S. 81.
[105] Radolfzell [LK Konstanz], HHSD VI, S. 636ff.
[106] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 139.
[107] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 139.
[108] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 331.
[109] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 139.
[110] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 139.
[111] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 159.
[112] Kiel; HHSD I, S. 131ff.
[113] Fehmarn [Kr. Oldenburg]; HHSD I, S50f.
[114] Neumühl = Neumünster (Holstein); HHSD I, S. 187f. ?
[115] Friedrichsort [Stadt Kiel]; HHSD I, 60f.
[116] Rendsburg; HHSD I, S. 219ff.
[117] Bleckede [Kr. Lüneburg]; HHSD II, S. 51f.
[118] Hamburg; HHSD I, S. 83ff.
[119] Gravelingen [Gravelines; Span. Niederlande, h. Frankreich, Dép. Nord].
[120] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 365.
[121] SCHMIDT, Sparr, S. 4f., 8f.
[122] SCHMIDT, Sparr, S. 2.
[123] Vgl. FOERSTER, Kurfürst Ferdinand von Köln.
[124] Grundlegend ist hier ALBRECHT, Maximilian I.
[125] Düsseldorf; HHSD III, S. 185ff.
[126] Neuss; HHSD III, S. 556ff.
[127] Beyenburg [Stadt Wuppertal], HHSD III, S. 72f.
[128] Hückeswagen [Rhein-Wupper-Kr.]; HHSD III, S. 350f.
[129] Köln; HHSD III, S. 403ff.
[130] Zons [LK Grevenbroich]; HHSD III, S. 811f.
[131] durch „Petardiere“ angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren.
[132] Ferdinand von Köln an Max., Bonn, 1645 III 25; ENNEN, Ferdinand, S. 33f.
[133] Bietigheim [Bietigheim-Bissingen, LK Ludwigsburg], HHSD VI, S. 83f.
[134] Besigheim [LK Ludwigsburg]; HHSD VI, S. 77f.
[135] BENTELE, Protokolle, S. 215.
[136] Sankt Goar; HHSD V, S. 328ff.
[137] Bacharach [Kr. St. Goar]; HHSD V, S. 18ff.
[138] Bingen; HHSD V, S. 43ff.
[139] Holzappels Schreiben an Ferdinand III., Freystadt, 1648 II 24; Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 175, fol. 366-371, hier 369 v – 369 r (Ausfertigung).
[140] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 176, fol. 50-51 (Entwurf): Ferdinand III. an Lamboy, Prag, 1648 III 04.
[141] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 176, fol. 166-205 (Entwurf): Ferdinand III. an Lamboy, Prag, 1648 III 14; in der Anlage Ferdinand III. an Lamberg in Osnabrück, der den Abberufungsbefehl zuzustellen hatte; Ernennung v. Sparr, Befehl an Sparr zur Übernahme des Kommandos u. Durchführung der Diversion; Schreiben an Kurfürst Ferdinand zur Enthebung Lamboys.
[142] SCHMIDT, Kalvinist, 136: Ferdinand III. an Sparr, 1648 III 11.
[143] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 176, fol. 369 (Ausfertigung): Lamberg an Lamboy, Osnabrück, 1648 III 26; bzw. fol. 373-375 (Ausfertigung): Lamberg an Ferdinand III., Osnabrück, 1648 III 26: Vollzugsmeldung.
[144] Geseke [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 253f.
[145] APW II C 4/1, Nr. 181: Salvius an Christina v. Schweden, Osnabrück, 1648 III 13/23.
[146] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 176, fol. 363-366 (Ausfertigung): Lamboy an Holzappel, vor Geseke, 1648 III 26.
[147] Warburg [LK Warburg]; HHSD III, S. 752ff.
[148] Coesfeld [LK Coesfeld]; HHSD III, S. 144ff.
[149] Störmede [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 708f.
[150] Lippstadt [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 474f.
[151] TESKE, Bürger, S. 148.