Solms-(Hohensolms) in Lich, Philipp Reinhard I. Graf zu

Solms-(Hohensolms) in Lich, Philipp Reinhard I. Graf zu; Hofrat, Generalkriegspräsident, Obrist [24.7.1593 in Cleeberg – 18.4.1635 in Frankfurt/M.] Philipp Reinhard I. Graf zu Solms-(Hohensolms) in Lich,[1] Herr auf Münzenberg,[2] Wildenfels[3] und Sonnewalde[4] [24.7.1593[5] in Cleeberg[6] – 18.4.1635[7]], war ein Verwandter Pappenheims. Als Amberger[8] Landrichter (seit 1606) hatte er im Oktober 1620 von Friedrich V. von der Pfalz das Kommando über den gesammelten Ausschuss erhalten. 1621 wurde er zusammen mit Peblis und Jakob Balthasar von Schlammersdorf mit der Landesdefension der Oberen Pfalz betraut. Nach der Besetzung durch ligistische Truppen stand er erst in dänischen, ab 1628 in schwedischen Diensten.[9]

Er galt als einer der Hauptförderer der „Harzschützen-Bewegung“, einer vorwiegend bäuerlichen Widerstandbewegung gegen die Kaiserlich-Ligistischen im Harz. Als Christian IV. von Dänemark in Wolfenbüttel[10] von dem Anmarsch Tillys erfuhr, war er nach der Weser-Festung Hameln[11] aufgebrochen,[12] während sein dortiger Statthalter Solms versuchte, die Harzbewohner durch Aufrufe und Waffenlieferungen zum militärischen Widerstand gegen die Kaiserlichen zu mobilisieren. Im August hatten sogar „Meldungen“ kursiert, nach denen „man dahn im land zu braunschweig[13] uberal aus giebt, das herzog Cristiahn Nichd dott Sey, Sondern sich ihn berachen bey dehnen bauren ihm landel ob der ens befinden solle“.[14]

In der Hannover’schen[15] Chronik heißt: „Zu Ausgang des Aprilis oder Anfang des Maii [1627; BW] hat I. F. G. Herzog Friederich Ulrich zu Braunschweig und Lüneburg einen Landtag gehalten mit dero anwesenden Ritter- und Landschaft, darauf unter andern vernehmlich geschlossen worden, die Königsche in Wolfenbüttel mit scharfen Mandaten dahin zu persuadiren, solche Vestung I. Gnaden dem Kayserl., potius Bayrischen praetendirten General Tilly zu übergeben, welcher Befehl dann schriftlich A. 1627 nicht allein an Königl. Dennemarkschen Statthalter in Wolfenbüttel den Grafen von Solms abgangen, besondern auch an das Ministerium daselbst, solches Fürstl. Mandat von den Canzeln abzulesen.

Es hat aber der von Solms als Statthalter die Briefe, an die Geistlichkeit designiret, zu sich genommen, den Boten fast schlecht tractiret und wieder fort spedirt, weil er nicht gesinnet, sich zu accomodiren.

Den 4. Maii hat gemelter Statthalter der von Solms I. F. G. mündlich vorbringen lassen, und wegen mehren Feuers und Brands gegen I. F. G. und dero Unterthanen angedreuet, den 7. Maii auch in Schriften gegen die Landschaft in Antwort bedraulichen sich vernehmen lassen.

Den 11. Maii sub dato Braunschweig hat I. F. G. Herzog Friederich dieser Bedraulichkeit halber an den Grafen von Solms geschrieben, daß I. F. G. solches frembd vorkomme und sehr zu Herzen gehe, sie wolle ja nicht verhoffen, daß der König, als ihr naher An- und Blutsverwandter, eine solche zu I. F. G. und dero Landsassen und Unterthanen gäntzlichen Untergang, Jammer und Elend zielende Thätigkeit anbefohlen und angeordnet haben sollte, wider Gottes Wort, Geist- und Weltliche, auch aller Völker Rechte, des Heil. Röm. Reichs Verfassungen, Landfrieden und Executions-Ordnungen, auch des Kreises Abschiede, und ihnen den Kreis-Ständen des Kreisobristen Ambts ausgestalten Revers. I. F. G. wolle Königl. M. dieserwegen auch ersuchen. Derowegen wolle I. F. G. sich versehen, auch an ihn den Grafen von Solms gesonnen haben, er werde mit dero angedreueten unchristlichen Feuesbrunst nicht weiter verfahren (dann er die Vorwerke um Wolfenbüttel und Fummelsen[16] abgebrandt), sondern neben anderen Pressuren gegen I. F. G. und dero Unterthanen einstellen. Sollte aber die Vermahnung keine Statt haben, und daß er fortfahren würde mit Verderbung der Landsassen und Contributionen, so wäre I. F. G. resolviret, der Röm. Kayserl. Majestät, deren Schutz sie versichert, auch Chur- und Fürsten solches zu erkennen geben, I. F. G. wolle durch solche des Grafen Bedräuung sich nicht abschrecken lassen, besondern bey Kayserl. Majestät Devotion verbleiben und zu künftiger Verantwortung stellen, wie er als ein Graf des Reiches unter dem Deckmantel der Religion, die doch in I. F. G. Lande und sonst im Niedersächsischen Kreis bishero nicht angefochten worden, besondern nur die Einfältige dadurch infatuiret worden, die Thätligkeiten hiernechst behaupten und büßen werde, sonderlich, weil I. F. G. keinen superiorem, als Kayserl. Majestät erkenne, Königl. Maj. aber als Kreisobrister sich keiner Botmäßigkeit über I. F. G. und dero Landen zu unternehmen. Wolle derowegen I. F. G. Vestung Wolfenbüttel ungesäumet räumen und I. F. G. mit ihrem eigenen Volke zu besetzen allein gewehren lassen und die Unterthanen mit Collecten nicht mehr beschweren“.[17]

Der Rat der Stadt Einbeck,[18] das „Mordnest“, wie es Pappenheim nannte, dessen Einwohner zum Teil die »Gittelschen[19] Schützen« unterstützten, wurde von Solms aufgefordert, den Harzschützen freien Ein- und Ausgang zu gestatten. „Nachdem sich bei itzigem angefeindeten zustande der teutschen freiheit und wahren religion etzlich getreue patrioten, defensoren der religion und fromme maccabeer zusammengeschlagen, die verfolgete religion und algemeines vaterlant zu beschutzenn, und zu besserer behauptung deßen bei I. Kgl. Maj. in Dänemark hülf und zuflucht gesuchet, also hette auf genedges befehlenn des königs in Dänemark gemelter graf von Solms ihnenn dieses patent ertheilen wollen, und gelangete an alle und iede sein freuntliches und genediges gesinnen, […] solchen frommen maccabeern, welche sich hartzschutzen nennen, allerortten frei und sicher passiren und repassiren zu lassen, auch ihne alle fordernus und behueff zu thun“.[20] Der Widerstand der „harten Steine“ in dem belagerten Northeim[21] – so der ligistische Kriegskommissar Lerchenfeld[22] – hatte auch anscheinend den der Harzbauern gestärkt, wie ein schwedischer Agent meinte, der einen „gemeinen auffstand“ der übrigen Bauern erwartete.[23] Auch Solms hatte noch am 13.5.1627 in dieser Hoffnung an Christian IV. geschrieben.[24] Nach Mitteilung des Nicolaus von Los gegenüber dem sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. habe Solms den „harzischen bauren commendiret, den Northeimern zu succuriren“.[25] Im Juni 1627 sollte Solms die Harzschützen zu einem sinnlosen Angriff auf die Burg Hohnstein[26] aufhetzen.[27] „Ahn dem hartz undt Sulingerwaldt thun sich etliche bawren zusamen undt schlagen uf die Tyllische so gut sie können, dörffte dieser orten den bawren leicht zu wincken sein sie sollten ein allgemeinen uffstand machen“.[28]

Der Osteroder[29] Chronist Heinrich Wendt berichtet: „Umb diese Zeit hatten sich ein Hauffen HartzBauren und andere Schnap-hanen Zusammenrottieret, darüber vornehmlich Hanß Warnecken von Aistorff [Hans Warnecke von Eisdorf[30]] commendirte, Welcher hernacher Zum Schartzfeld[31] in 4 Theile gelegt Und vor Osteroda an dreyen Ohrten uffgehänget, das Vierte Viertel ist Zum Schartzfeld gelaßen. Diese haben nicht allein den Kaiser[lichen] Abbruch gethan, besondern auch andere Reisende Leute herumb gerückt Und die Straßen umb Osteroda vnd am Hartz herumb gar Unsicher gemacht, Es seind fürst[liche] patenta angeschlagen Und darin befohlen worden, diese Gesellen Zu verfolgen. Man hat sie dennoch so bald nicht dempffen können. Bey denn Kaiserlichen, sonderlich dem GeneralCommissario Christoff von Lerchenfeld ist die Stadt Osteroda in Verdacht kommen, Alß wan die Stadt mit solchen Schützen oder Schnaphanen es hielte, denselben allen Vorschub thäte. Hingegen der Graff von Solmß, domaliger Dennemarckscher Commendant, in Wolffenbüttel sich beschweret, daß die Stadt Osterode gegen solche Schützen, die sich in des Königes Diensten[32] gebrauchen ließen, feindlich erwiesen,[33] mit dieser angehängten commination, Wofern die Stadt bemelten Schützen kein Paß oder repas verstatten, auch alle Notturfft an vivers gegen BeZahlung anfolgen laßen wurde, daß alßdan solches vindiciret und an der Stadt und deren Einwohnern gerochen werden solte. Darumb dan Osteroda von diesen Schnaphanen nicht wenig molestiren gehabt, Dan wan die Stadt Osteroda dem fürst[lichen] Befehl Zufolge von den Schützen, Welche anhalten wollen, haben sich die Schützen der Bürger alßbald wieder bemächtiget Und die Jhrigen dagegen loßbekommen. Es haben auch diese Schützen FeindeBrieffe an die Stadt geschrieben, darauff auch am PfingstMontag 1627 einen Bürger Nahmens Andreas Segelcken von der Stadt hinweggenommen vnd denselben jämmerlich ermordet. Des Mitwochens in den H[eiligen] Pfingsten seind sie mit fliegenden Fähnlein über der Freyheit uff einen Hügel gerücket Und haben Bier, Brodt und Wein aus der Stadt abverlangen laßen. Jm Uffbruch aber sich feindlich beZeiget, Kühe vnd Schaff, Vieh und Pferde mitgenommen. Die Bürgere seindt außgefallen, haben Jhnen das Vieh wieder abgejaget und einen Von den Schützen, von Echte bürtig, gefangen mit weggenommen. Nach übergebung der Stadt Northeimb ist der Kaiser[liche] Commissarius Johan Moller[34] vor Einbeck bey dem Huefethurn von den Schnaphanen beraubet, welches dan Veruhrsachet, daß der Graff von Fürstenberg Zwey Compagn[yn] uff dem Huefethurn gelaßen, Welche von den Städten Einbeck vnd Osteroda verpfleget werden müßen. Jedoch ist solche Besatzung uff Vielfältige Bitte und gegen Revers der Städte Eimbeck und Osteroda, daß Sie, respective jhre Wartthürmer, selbst besetzen vnd den Schnaphanen kein Vorschub thun, sonderlich aber die Von Einbeck die Verfügung schaffen wolten, daß das Buschholtz umb die Huefethurn ringsherumb einen Mußqueten Schuß lang ab- und niedergehawen werden solte, hinwieder abgeführet. Geschehen im Monath Decembri 1627. Bey solcher Abführung hat auch der General Tilly von den beeden Städten Einbeck und Osteroda 4.000 Th[a]l[er] begehret Und sich daneben erkläret, daß Sie alßdan hinfürters mit weitern Contributionen verschonet bleiben sollten“.[35]

Am 20.3. war Tilly mit weiteren Verstärkungen vor Northeim eingetroffen und hatte von Moringen[36] aus zur Deckung der Belagerungstruppen eine Verteidigungslinie gegen die aus dem Solling heraus bis Einbeck, dessen Einwohner diese Widerstandsbewegung unterstützten, und Moringen operierenden Harzschützen errichtet. Solms scheint diese Aktivitäten der Sollingschützen, die ihren Stützpunkt auf dem Benneckenstein[37] hatten, sogar öffentlich Salvagarde-Briefe anschlugen[38] und Schlösser wie Ballenstedt[39] und die Güter der Anhalt wie Kloster Adersleben[40] plünderten,[41] organisiert zu haben,[42] um die Ligistisch-Kaiserlichen erfolgreich an der Konzentrierung ihrer Verbände vor Northeim zu hindern. Allerdings unterschätzte man deren Kampfstärke.[43] Teilweise sollen noch Ende Juni/Anfang Juli Bergleute und Salzknechte Verbindung mit den Harzschützen aufgenommen haben, um sich der Bewegung anzuschließen. Teilweise wurden aber auch junge Männer zwangsweise in die Rotten eingegliedert.[44]

Inzwischen hatte sich die dänische Kavallerie Anholt, dem Stellvertreter Tillys, ergeben müssen. Im Juli war Pappenheim von Tilly zur Belagerung der Schlüsselfestung Wolfenbüttel angewiesen worden.[45] Von dort aus hatte sein Verwandter Solms weiter den Widerstand der Harzschützen zu organisieren versucht, wie auch aus dem mahnenden Schreiben des Kaisers an die Grafen von Mansfeld hervorgeht: „Wolgeborne liebe getreue, wir werden glaubwürdig berichtet, daß sich die bauren ufm Harze ie lenger ie mehr rottiren, darzu sich auch sonsten friedliche vom adell und kriegs erfahrne officirer schlagen, und wie wir gewiße nachrichtung erlanget, von des königs von Dänemark bestelten ministris und in specie deßelben vermeinten stadthaltern zu Wolfenbüttel bößhaftiger weiße uffgewiegeldt, auch wieder uns so wohl als ihre eigene natürliche und unmittelbahre herrschaften, worbei nun ihr, wegen eurer aemter und herrschaften und anderer daselbst herumb liegender gueter interesirt seiet, angeraizt und unter erdichten praetexten hierzu animirt und getrieben worden. Als haben wier euch deßen alsbaldt erinnern und zeittlich vorher warnen wollen, gnedigst befehlendt, daß ihr in achtnehmung dieses nunmehr unserer wiederwertigen, als ehegedachtes königs und deßelben anhangs und helffer boßhaftige intention (welche sie mit dem vorgeschützten creiß und, wie wir vernehmen müßen, aniezo auch mit der religion defension bemänteln wollen) einst recht erkennen und warnehmen, wie diejenigen, welche sich mit turckhen und ungleubigen feinden wieder uns zu conjungiren noch vor einem jahr keinen scheu getragen, also dis orths die unterthanen wieder ihre obrigkeiten, Gottes geboth und verboth zuwieder verhetzen, auch wohl mordbrenner außschicken und die arme unschuldige leuthe ohne uhrsach in grundt verderben dürffen, und daruff ein sonderbahres auge haben, auch mit und allen benachbarten fürsten und stenden alle hierzu nothwendige ernstliche vorse-hung thuen, und mit rechtschaffener zusamensetzung diesen angehenden unwesen und ubell zeittlich vorbauen und bei unnachleßigen straffen verschaffen und gebiethen wollet, damit dergleichen unglücks anstiftern nicht allein vornehmblich zu Quedlinburg[46] noch anderer orthen einiger unterschleif nicht verstattet, sondern aller enden verdechtige zusamenkünften und rottirungen zertrennet und die redelsführer zu ernster und unnachleßiger leibs- und lebensstraff gezogen werden mögen. Wordurch wir nun ein algemeines unheil verhüten als auch ihr euren selbst eigenen ungelegenheitten und schaden vorkommen und hintertreiben helfen könnet“.[47]

Mit dem Fall der Harzburg[48] war „den Harzschützen dieses Gebietes das Mark aus den Knochen gezogen worden“.[49] Die Festung Wolfenbüttel wurde durch Aufstauung der Oker, was der Zeitzeuge Gronsfeld trotz seiner offenkundigen Feindseligkeit gegenüber Pappenheim anerkennen musste,[50] zur Kapitulation gezwungen, der größte Teil der Besatzung wurde in ligistische Verbände eingereiht.[51] Der Hildesheimer[52] Arzt und Chronist Dr. Jordan hält in seinem Tagebuch unter dem 14./24.12.1627 fest: „Wolfenbüttel Vestung vermeint manan die Kayserl. Brigadische aus Mangel vivres übergangen seyn, worinnen der Graff von Solms, Obrist Lohe und Ritmeister Oinhaußen Commande und gelegen“.[53]

Solms wurde 1628 sogar von Pappenheim in seine Dienste genommen, ohne dass dieser wusste, dass der aalglatte, umtriebige Solms bereits in schwedischen Diensten stand – zu diesem Zeitpunkt hatte er schon von Ferdinand II. Pardon für sich und seine Besitzungen erhalten und sich verpflichtet, nie mehr gegen Kaiser und Reich zu dienen[54] – und mit den Wetterauer Grafen, Hessen-Kassel,[55] Württemberg und anderen potentiellen Verbündeten Schwedens Fühlung aufnehmen sollte.

Solms unterhielt bereits gute Beziehungen zu Gustav II. Adolf. Dass Wilhelm V. von Hessen-Kassel dagegen Solms misstraute, geht aus einem Schreiben Falkenbergs an Gustav II. Adolf vom Oktober 1630 hervor.[56] Zum Leipziger Konvent hatte Gustav II. Adolf Dr. Martin Chemnitz und Solms abgeordnet. Zwar waren beide nicht zu den Sitzungen zugelassen, doch scheint Solms den einflussreichen Hofprediger Hoë von Hoënegg bestochen zu haben. Die Bestechlichkeit des geistlichen Rates Johann Georgs I. war bekannt: So wie ihm für seine Kaisertreue beträchtliche Summen zugeflossen waren, hat er sich seine Kampfrufe für die evangelische Sache honorieren lassen. Ein Schreiben Solms‘ vom April 1632, das ihm ein ansehnliches Gut im Stift Magdeburg zusagte, bestätigte wohl frühere Zusagen. Gleich zu Eröffnung des Konvents hatte er am 6.2.1631 eine antipapistische Predigt gehalten; reichlich flossen dafür die Geschenke von schwedischer Seite. Erstaunlich war nicht nur, dass er verkündete, man müsse „den widrigen Religionsverwandten den Garaus geben und mit Zusammensetzung von Leib, Gut und Blut für Einen Mann stehen“, sondern auch, dass er deutlich zum Ausdruck brachte, wen er dabei für den gottgesandten Gideon hielt Auf einmal vertrug sich sogar der Calvinistenfresser mit den Theologen der anwesenden reformierten Fürsten. Doch dieses Mal war er unter dem Einfluss von Solms zu weit gegangen. Johann Georg I. hatte sich zwar von dem brandenburgischen Kanzler Sigismund von Götzen und Hoë überzeugen lassen, dass es notwendig sei, den Konvent einzuberufen, der aber von ihm mehr als Demonstration für Ferdinand II. gedacht war, um ihm Respekt vor den protestantischen Fürsten beizubringen und ihn vor allem vor weiteren Übergriffen gegen Sachsen zu warnen.

Am 3.12.1631 installierte Solms die Vorstände der „Königlichen Landes-Regierung Herzogthum Franken“ in Würzburg.[57]

Der schottische Kriegsteilnehmer Robert Monro hat Houwalds Aufstieg lakonisch festgehalten: „Damals wurde Oberstleutnant Huball mit einer Kavallerieabteilung und 1 000 Dragonern nach Hanau[58] losgeschickt, das er mit sehr geringen eigenen Verlusten im Handstreich nahm. Einige verwundete Offiziere des Feindes, die nach der Schlacht von Breitenfeld[59] dorthin gekommen waren, sich in Hanau auszuheilen, wurden dabei gefangen. Als die Stadt genommen war und Huball einen Teil des Landes unter Kontribution gebracht hatte, erließ er, der doch vorher nur Oberstleutnant im Blauen Regiment [Winkel; BW] gewesen war, ein Patent, um mit Hilfe der Stadt Frankfurt[60] in diesem sicheren Musterungs- und Werbegebiet Reiter und Infanteristen in seinem eigenen Namen aufzustellen. Er erhielt von S. M. sofort den Auftrag, 3 000 Reiter und Infanteristen in zwei Regimentern unter seinem Kommando aufzustellen und kam so durch eine glücklich verlaufene Aktion ohne große Anstrengung seiner Person oder Verluste seiner Leute nach oben“.[61]

Der Hildesheimer[62] Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 1./11.11. 1631: „Eodem ist die Stadt Hanaw bey Frankfurt am Mayn durch den Schwedischen Obristen Christoff Henbelt mit 6 Compagnie Reuter und 1500 Dragoner mit geschwinder Furie eingenom̃en, darinnen nebest den Kayserlichen Commendanten der Obrist-Vechtmeister[63] von Piccolominischen Regiment Baron de Mercy [Franz v. Mercy; BW] und 2 Rittmeister, so beym Leibziegischen Treffen verwundet, und sich daselbst curiren laßen, gefangen“.[64]

„Der schwedische Obrist Christoph Haubold hatte am 1. November 1631 Hanau ‚mit Behendigkeit eingenommen’ und war dort zum Gouverneur ernannt worden. Er hatte die Stadt mit Hilfe von sechs Reiterkompanien und etlichen hundert Dragonern ‚abgefertigt’. Dieser Übergriff erfolgte in einer wahren ‚Nacht- und Nebel-Aktion’ zwischen fünf und sechs Uhr morgens. Der Stadtkommandant Brandis hielt die Schweden zunächst für kaiserliche Soldaten und kämpfte in den Gassen gemeinsam mit Bewohnern Hanaus, die mit Gewehren ausgestattet waren, gegen die Eindringlinge. Auch die Schweden glaubten, daß sie von Söldnern der katholischen Kriegspartei attackiert wurden und nahmen ihrerseits die Hanauer unter Beschuß. Aufgrund dieser Fehleinschätzungen kamen hierbei nicht nur Soldaten zu Tode, auch einige Hanauer Bürger wurden Opfer dieses Gefechtes. Nach der gelungenen Einnahme der Nachbarstadt richtete Haubold in seinem Brief vom 2. November 1631 von Hanau aus unverzüglich die deutliche Forderung an den Frankfurter[65] Rat, sich endlich Gustav Adolf anzuschließen, Werbungen zu gestatten und eine Garnison aufzunehmen, um den Schutz der Stadt vor den kaiserlichen Soldaten zu sichern. Frankfurt, so Haubold im Auftrag des Königs, solle nun endlich deutlich Stellung beziehen, denn sonst könne Gustav Adolf sich für mögliche Schäden, die durch die Verzögerung entstünden, nicht entschuldigen. Er gab dem Magistrat jedoch zu verstehen, daß der Monarch keinesfalls die althergebrachten Rechte und Freiheiten der Stadt zu beschneiden gedenke.

Vermerke im entsprechenden Bürgermeisterbuch zeigen, daß sowohl die Besetzung Hanaus als auch ver-schiedene Truppenbewegungen im Umland genau registriert wurden: ‚Als Hr. Hieronymus Steffan, in namen der verordneten Zeugherren anbracht, demnach sich die Zeiten und läufften abermals sehr gefährlich anlaßen, in denen die Königliche Schwedische Armee nit allein dießer statt je länger je näher komme, und vorgestriges Lager[66] die Stadt Hanaw eingenommen, sondern man auch die Nachrichtung erlangt, als ob der Hr General Tilly Vorhabens seÿn solle, die Keÿserliche auß dem Standt in Francken gleichfalls in diese Refir zu führen […]’. Angesichts einer solchen Bedrohung sah sich der Frankfurter Rat zu erhöhter Wachsamkeit veranlaßt und verfügte, ‚daß 1. der Bürgerwachten alle nacht ein Rahtsperson zugeordnet, 2. Ihnen gleich den Soldaten, daß wortt oder Losung gegeben, 3. auch zu stärkung der wachten diem Junge Manschafften von der dörffern herain beschreiben, unnd dann 4. umb mehrer ordnung und gehorsambs willen, die Bürger mit dem Spiel uffgeführet würden’. Frankfurt machte mobil, holte sich weitere Verstärkung aus den umliegenden Dörfern und bezog auch die Bürgerschaft in die Wachbereitschaft ein. Die Absicht, sich selbst ver-teidigen zu wollen, zeigte sich deutlich.

Der Frankfurter Rat lehnte die von dem Hanauer Obristen geforderte Garnison in aller Deutlichkeit ab. Noch nie sei der Stadt, solches zugemutet worden. Man befürchtete, die Reichsstadt könnte dadurch ins Verderben gezogen werden, wie es schon bei anderen Städten geschehen war. Der Handelsverkehr würde gestört und Frankfurt könnte auf diese Weise einen Angriff kaiserlicher Truppen provozieren. Eine fremde Garnison werde man nur im äußersten Notfall in die Stadt aufnehmen, ansonsten beabsichtige man, sich durch die eigenen Soldaten selbst zu verteidigen. Darüber hinaus hob der Magistrat ausdrücklich die Verpflichtungen dem Kaiser gegenüber hervor, die besonders im Hinblick auf die bestehenden Privilegien der Reichsstadt bestanden. Man werde sich ‚in dero Devotion erhalten’, um den Wohlstand und das Ansehen der Reichsstadt zu sichern. Diese Position wurde in einem Ratsschreiben vom 4. November 1631, das an Haubold gerichtet wurde, offiziell formuliert. Fast bis zum Ende der Anschlußverhandlungen hielten die Stadtoberen im Übrigen an dieser Haltung fest. Unumstößlich, fast ‚gebetsmühlenartig’ wiederholten die Ratsgesandten ihren Verhandlungspartnern gegenüber eben diese Argumente und strapazierten dadurch wohl deren Geduld über Gebühr.

Am Samstag, dem 5. November 1631 wurden der Schöffe Hieronymus Steffan von Cronstetten und der Syndikus Melchior Erasmus als Emissäre des Frankfurter Stadtrates nach Hanau entsandt, um dem schwedischen Oberst die städtische Haltung zu unterbreiten. Diese Verhandlung, die im Hanauer Schloß stattfand, blieb ergebnislos. Ein Zugeständnis jedoch machten die Emissäre Haubold gegenüber, indem sie sich im Namen des Frankfurter Magistrats bereit erklärten, zunächst kein fremdes Volk in die Stadt zu lassen. Haubold ließ allerdings nichts unversucht und schickte kurz darauf den Hanauer Oberschultheißen Engelbert Thylli [Thyllius] als Gesandten als Gesandten zu Verhandlungen nach Frankfurt. Die Unterredungen blieben abermals erfolglos, noch dazu verweigerten die Stadtoberen die von ihm geforderten Waffenlieferungen an die Royalarmee.

Ab dem 9. November verhandelte Christoph Haubold in Hanau mit dem Frankfurter Rechtsberater Georg Ludwig Heuchlin. Es blieb aber dabei, die Reichsstadt wollte nicht von der bisherigen Position abweichen. Oberst Haubold, ein Mann des deutlichen Worts, war ausgesprochen erbost über die ‚Geschraubtheit’ der Frankfurter Briefe und Resolutionen. Der Soldat hielt nicht viel von solchen ‚Schreiberpossen’ und drängte auf eine klare Antwort. Heuchlin gegenüber brachte der Oberst sogar seine Zweifel am Verstand der Frankfurter zum Ausdruck, die sich in dieser Angelegenheit ‚zimblich blödt’ anstellten. Er verlangte von den Ratsherren der Reichsstadt ausdrücklich einen unmißverständlich formulierten Assekurationsschein mit Unterschrift und deren Siegel.

Während seiner Hanauer Mission bekam der Frankfurter Syndikus im übrigen den Unmut der schwedischen Seite über die Zögerlichkeit seiner Heimatstadt sehr deutlich zu spüren. Bei einer ‚soldatisch Tractation’, einem Offiziersbankett im Schloß, an dem Heuchlin im Anschluß der Audienz mit Haubold vom 9. November 1631 teilnahm, sah sich der Frankfurter den Anwürfen des ebenfalls anwesenden Oberschultheißen Thylli ausgesetzt. Dieser stieß sich nicht nur an der stolzen Haltung des Reichsstädters, er war auch zornig darüber, daß die Schweden mit Frankfurt derartig lang verhandelten, Hanau aber ohne zu zögern eingenommen hatten. Bei Tisch ließ Thylli seinem Unmut freuen Lauf und attackierte seinen Sitznachbarn verbal, der sich seinerseits solche Anwürfe höflich aber bestimmt verbat. Der aufgebrachte Oberschultheiß störte sich nicht an dieser Zurechtweisung und unterstellte dem Frankfurter Magistrat eine absolut schwedenfeindliche Gesinnung. Lieber würde es dieser mit seinem ‚victoriosen Kayser’ als mit dem Schwedenkönig halten. In Frankfurt sei man definitiv nicht bereit, Gustav Adolf in den Mauern der Stadt zu dulden. Heuchlin gab sich schlagfertig. Es sei erstaunlich, daß Thylli so gut über die vermeintliche Haltung der Frankfurter Räte informiert sei, obwohl er niemals dazu gehört habe. Sein Vorwurf entspräche demzufolge nicht der Wahrheit. Der zornige Hanauer war jedoch nicht zur Besinnung zu bringen, außerdem stachelten die anwesenden Offiziere das Wortgefecht der beiden Streitenden zusätzlich an. Die Situation drohte zu eskalieren. Bevor daraus jedoch eine ernsthafte Konfrontation erwachsen konnte, zog sich der Diplomat Heuchlin, Müdigkeit vortäuschend, schleunigst in sein Quartier zurück. Am nächsten Morgen fand sich der Gesandte erneut bei Haubold ein, der vom Frankfurter Stadtrat bis zum 11. November 1631 eine klare Antwort verlangte. Würde eine solche nicht erfolgen, so ‚müsse er seinem König die Anzeige davon machen’. Christoph Haubold versuchte also, ultimativ zu werden und Heuchlin unter Druck zu setzen. Allerdings kann man davon ausgehen, daß der König ohnehin über den Verlauf der Verhandlungen des Obristen mit dem Ratsemissär in Kenntnis gesetzt wurde. Die Meldung bei Gustav Adolf stellte folglich nicht wirklich eine Drohung dar. Noch bevor aber Georg Ludwig Heuchlin vor dem Rat Bericht erstatten und die Weisung Haubolds vermelden konnte, mischte sich ein anderer in die Übertrittsverhandlungen. Am 10. November 1631 legte der Geheime Ratspräsident Philipp Reinhard Graf zu Solms dem Frankfurter Magistrat ein Kreditivschreiben Gustav Adolfs vor, das ihn als vertrauenswürdigen Verhandlungspartner auswies. Ratsdeputierte begrüßten Solms daraufhin im Gasthof zum Krachbein in der Fahrgasse, wo er am Abend zuvor Quartier genommen hatte, mit den üblichen Höflichkeitsbezeugungen und hörten ihn an. Der Graf hob zunächst die Verdienste des Schwedenkönigs hervor, vergaß dabei auch nicht, das Bündnis mit Kursachsen zu betonen und wies schließlich darauf hin, daß sich auch andere Reichsstädte ‚accomodirt’ und selbst Fulda sich dem Schutz Gustav Adolfs unterstellt hätte. Dieser wolle gern auch Frankfurt ‚in seinen ganz besonderen Schutz’ nehmen, müsse sich dazu der Reichsstadt aber gänzlich versichert wissen.

Selbst diesem direkten Abgesandten Gustav Adolfs zeigte der Rat der Stadt kein Entgegenkommen und ließ sich auch nicht zu dem geforderten Anschluß bewegen. Die Frankfurter Ratsmitglieder brachten die schon bekannten Argumente zum Ausdruck. Man sei bereit, die Schweden und das evangelische Wesen zu unterstützen, könne aber dem Kaiser gegenüber keinesfalls eidbrüchig werden. Anschließend erstatten die Emissäre im Römer von der Unterredung mit Solms Bericht. In dieser nachmittäglichen Ratssitzung entschloß man sich nach deren Anhörung, den Grafen um eine weitere Audienz zu bitten, um ihm die von den bisherigen Verhandlungspartnern Wolff und Haubold erbrachten Argumente und Forderungen dazulegen. Schließlich habe Gustav Adolf durch Dr. Wolff fast keine Forderungen gestellt, Haubold hingegen immer mehr von ihnen verlangt. Außerdem sollten Solms die Gründe für die ablehnende Haltung des Rates noch einmal genauestens erläutert werden.

Noch am selben Abend wurden die Ratsgesandten bei Solms vorgelassen, sie konnten aber nicht so ausführlich mit dem Gesandten sprechen, weil der es offensichtlich recht eilig hatte. Solms hörte sich zwar die Ausführungen der Emissäre an, unterstrich jedoch erneut, daß er bereits die Position des Rates kenne und drängte auf den vorbeihaltlosen Anschluß an Schweden. Der schwedische Sondergesandte wurde sogar noch deutlicher, er gab den Ratsdeputierten zu verstehen, daß sich der König sehr wohl über die Stimmung in der Reichsstadt informiert habe. Er wisse genau, wer ihm wohl gesinnen sei und seine Ankunft erwarte. Diejenigen, die sich den Schweden gegenüber sperren würden, müßten damit rechnen, daß es ihnen ‚den Kopf oder die Haut kosten’ könne. In Frankfurt gebärdeten sich einige ‚vielleicht wie jene Jungfrau, [die] so sehr geweinet und doch gern wehre verheiratet gewesen’. Es besteht kein Zweifel, Philipp Reinhard von Solms hatte die Strategie der im Grunde beitrittswilligen Frankfurter, die nur noch nach einem Rechtfertigungsgrund dem Kaiser gegenüber suchten, durchschaut. Er lieferte dem Magistrat nun ein solches Argument, indem er unmißverständlich die Absicht des Königs klar machte: Gustav Adolf müsse die Reichsstadt unbedingt ‚zu seinem Kriegsvorteil’ haben, nur deswegen sei er hierher gekommen.

Aber auch Haubold blieb nicht untätig und entsandte seinerseits von Hanau aus den schwedischen Kriegskommissar Johann Paul Ludwig nach Frankfurt, um den Beitritt der Reichsstadt voranzutreiben und diese zu Soldatenwerbungen und der Lieferung von Munition anzuhalten. Das Anliegen wurde abgewiesen, das Gewünschte sei nicht bevorratet. Haubold selbst wurde zudem von den Ratsherrn ‚abgewatscht’. Bezugnehmend auf den Bericht Heuchlins über das Treffen mit dem Oberst wehrten diese sich vor allem gegen den Vorwurf, daß die Ratsschreiben ‚dunkel und auff schrauben gestellt’ seien. Man habe ihm ‚auf wohl redlich und teutsch art’ geantwortet. Während Haubold die ‚Geschraubtheit’ der Frankfurter mokierte, gaben diese ihm ‚fein diplomatisch’ zu verstehen, daß es wohl an ihm läge, daß er ihre Schreiben nicht verstünde. Ferner wiesen die Frankfurter Oberen Haubold darauf hin, daß man sich nunmehr mit dem Grafen Solms beriet und ihm, wenn gewünscht, die Verhandlungsergebnisse kommunizieren werde. Ein Ranghöherer hatte nun die Position als Verhandlungspartner der Frankfurter eingenommen, der Hanauer Gouverneur wurde ‚damit vorerst bei Seite geschoben’.

Aber auch die ‚Angelegenheit Thylli’ war noch lange nicht erledigt. Wohlwissend, daß er nach seinen verbalen Entgleisungen Heuchlin gegenüber für die Frankfurter kein ernst zu nehmender Gesprächspartner mehr sein würde, versuchte er sozusagen auf inoffiziellem Weg, die Reichsstadt zum Übertritt zu drängen. Der Hanauer versetzte seine Frankfurter Freunde in Angst und Schrecken, indem er ihnen in seinen Briefen das militärische Vorgehen Gustav Adolfs in unmittelbarer Nähe des Stadtgebiets in den schillerndsten Farben beschrieb. Sollte sich Frankfurt nicht endlich zum Übertritt entschließen, drohe eine gewaltsame Einnahme. Zwar übergab ein schockierter Empfänger dem Rat einen derartigen Privatbrief, der aber ließ sich von der Intention des übelgesonnenen Oberschultheißen nicht beeindrucken. Dieser Brief enthielt wirklich nichts Neues, die Frankfurter Oberen wandten sich wieder ihren offiziellen Verhandlungspartnern zu, denen sie ihrerseits aber auch keine Neuigkeiten zu bitten hatten“.[67]

In der „6. Newen Vnpartheyischen Zeitung“ von 1632 heißt es: „Auß Francken vom 29. dito [24.1. a. St.; BW]. Nach dem die Schweedischen vnderm Marschalck Horn / doch nur etliche Comp. starck vor dem Bambergischen Staettlin Höchstatt[68] angesetzt / aber sie so starck herauß geschossen / daß sie weichen müssen / vnd etliche darunder den Obristen Tscherorin [Bartolomäus ze Žerotina; BW] im stich gelassen / seyn sie dise tag etlich 1000. starck / mit dem geschütz darfür kommen / vnd starck hinein geschossen / darauff die darinn haben quartier begehrt / aber abgeschlagen / doch Weib vnnd Kind herauß gelassen / ist also nach geschoßner Pressa / das Stättlin im dritten sturm gestern erobert / vnnd alles nider gemacht worden / der Schweedischen seyn auch 500. geblieben / Es seyn auch 900. Bambergische auß Forchheim[69] nach Höchstatt solches zuentsetzen / gezogen / seyn aber von den Schweedischen meisten theils nider gehaut worden / vnd die vbrigen sich wider nach Forchheim begeben / vnd die Statt verschlossen / darinn grosse forcht / weil die Schweedischen darauff zu rucken / Es haben auch etliche Compagnien Schweedische gegen Bamberg[70] gestreifft / auff welche die Keyserischen getroffen / daß beederseits zimblich vil geblieben / vnd weiln die Solmische [Solms; BW] keine Musquetierer / entgegen die Keyserischen viel Tragoner gehabt / als haben sich die Schweedischen zu ruck begeben müssen / sonst kommen etlich Regiment Tyllisch volck durch die Ober Pfaltz / das Stifft Bamberg zu entsetzen / Entgegen kompt die Schweedischen auch vil volck zu / dörffte noch zimbliche stöß im Stifft geben“.[71]

Befehlshaber in Braunfels[72] war der spanische Major Antonio de Rio. Im Dezember schloss der schwedische Oberst Hubald die Feste Braunfels ein. Philipp Reinhard von Solms rückte am 31.1.1632 von Wetzlar[73] aus vor die Feste. Graf Wilhelm I. von Solms-Greifenstein und Graf Ludwig Heinrich von Nassau-Dillenburg lieferten Geschütze zur Belagerung von Braunfels.

In der Nacht vom 28. auf den 29. 2.1632 kam es an der Leuner Brücke zu einem Gefecht zwischen Schweden und Spaniern. Der spanische Befehlshaber von Braunfels, Antonio de Rio, verweigerte trotz mehrmaliger Aufforderung die Übergabe der Feste Braunfels. Er gelobte vielmehr, sich aufs tapferste zu verteidigen und in dem gräflichen Hause zu sterben… Nach heftiger Beschießung kam es doch aber am 17.3.1632 nach fast siebenwöchiger Belagerung zur Übergabe der Festung. Die Besatzung erhielt freien Abzug.[74]

Solms, mittlerweile schwedischer Gesandter am kursächsischen Hof, erfuhr von den Kontakten, die der kaiserliche Obrist Ernst Georg von Sparr im Auftrag Wallensteins zu Arnim aufgenommen hatte. Da er, wie übrigens die meisten schwedischen Diplomaten und Offiziere, Arnim misstraute, schickte er an Gustav Adolf Meldungen, die diesen das Schlimmste in Böhmen und Sachsen befürchten ließen. Während des Aufenthaltes in Moosburg[75] entschloss sich Gustav II. Adolf daher, seine Feldzugsplanung umzuwerfen, Báner mit einem Teil seiner Truppen in Bayern zu belassen und selbst mit 16.000 Mann nach Eger[76] zu marschieren, um Sachsen gegen Wallenstein zu unterstützen und es in seiner Bündnistreue zu bestärken. Aber schon bald trafen etwas beruhigendere Nachrichten aus Dresden[77] ein. Als Solms dem Kurfürsten über die „verräterischen“ Umtriebe Arnims informierte, stellte sich heraus, dass Arnim mit Vorwissen des Kurfürsten gehandelt hatte, dass es nur um ein Abklären der jeweiligen Positionen gehandelt habe und dass man Wallenstein nur hinhalten wollte. Die Stärke des kursächsischen Heeres hatte er mit 30.000 Mann um das Doppelte zu hoch eingeschätzt. Auf Grund dieser Fehlinformation setzte Gustav Adolf am 14.5.1632 den Vormarsch nach Bayern fort.

1632 bekam Solms für seine Treue die Johanniter-Kommende Butzbach von Gustav II. Adolf geschenkt.[78]

„Anstatt des Reichskanzlers kam jedoch zunächst Graf Solms auf seiner im Auftrag Oxenstiernas unternommenen Reise nach Brandenburg am 18. Dezember [1633; BW] durch Erfurt. Er fand den Herzog [Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar; BW] in nicht geringer ‚Alteration’. Wilhelm erklärte ihm, daß das schwedische Direktorium  der Freiheit der deutschen Stände nachteilig sei und es dem Kurfürsten von Sachsen ‚eben so hoch nicht zu verdenken wäre, daß er seine kurfürstliche Dignität in acht nehmen täte’. Der Graf wußte die Angriffe zunächst nicht recht zu widerlegen, versuchte aber, „den Herzog von solchen ungleichen Gedanken auf einen anderen Weg’ zu bringen, indem er ihm entgegenhielt, daß der König selbst dem Reichskanzler das Direktorium übertragen habe. Schwedischerseits habe man das Direktorium dem Kurfürsten von Sachsen nach des Königs Tod ‚wohl gönnen mögen’, er habe es aber von sich gewiesen. Der Herzog solle sich erinnern, dass Sachsen die Stände immer im Stich gelassen habe, dagegen hätten sie die ‚treffliche, gute Tat, so sie von dem teuren Helden, dem Könige von Schweden, empfangen’ hätten, nicht vergessen. Schwedens Interesse sei mit Deutschland verknüpft, es könne ‚ohne äußersten Ruin davon nicht separiert werden’. Die Stände seien auch nicht Untertanen des Kurfürsten von Sachsen, daß sie unter seinem Direktorium stehen müßten. Oxenstierna suche nur, sein Vaterland ‚nütz- und reputierlich aus dieser Sache zu wickeln’. Herzog Wilhelm beruhigte sich zunächst, gab jedoch am folgenden Morgen, als Solms sich verabschiede, ‚mit großer Furie’ sein Mißvergnügen zu erkennen. Er war durch die Unterredung keineswegs befriedigt, äußerte dem Reichskanzler gegenüber den Wunsch nach einer persönlichen Aussprache und bat ihn um Auskunft, ‚was es wegen des in der überschickten Liste vorgeschlagenen corporis für einen Zustand habe; ob das Volk marschiere oder nicht’ “.[79]

„1635 veranlaßte der Magistrat [Frankfurts; BW], daß die städtische Kriegsordnung neu beurkundet werden sollte. Nach dem Abzug der Schweden wurde die Version von 1631 auf den neuesten Stand gebracht und um folgenden Zusatz ergänzt: ‚Nachdeme die New angenommenen Vitzthumbischen [Johann Vitzthum v. Eckstätt; BW] Soldaten under die vorige hiesige vier Compagnien, alß Obristen Leutnants Debitzen, Lerschners, Pfankuchen, unnd Quirinus: sampt allen hohen und Niederen officirern zu Roß und Fuß, wie auch die Reutter, der Stuek Capitain und die Constables, samptlich, uf diesen Articulsbrieff, im Rahmhof geschworen, veneris den 14. Augusti 1635. Im beÿwesen, Hr. Schultheiss Hierÿonmus Steffans. Hr. Johann Schwinden senioris consulis. H. Hieronÿmi Humbrachts junioris consulis. H. Hieronÿ: Stalburgks und H. H. Christoff Kelners’. Die ehemals sechs städtischen Kompanien waren auf vier reduziert worden, zudem stand dem Stadtmilitär anstelle des Wachtmeisters nunmehr ein Oberstleutnant als ranghöchster Offizier vor.

Erhard Debitz[80] folgte 1634 Johann Adolph von Holzhausen als Kommandant des Stadtmilitärs. Der Kemnauer[81] hatte in der Schlacht bei Nördlingen[82] mitgekämpft und war mit den verbleibenden Soldaten unter Bernhard von Weimar nach Frankfurt gezogen. Eigentlich wollte der Präsident des Bundesrates Philipp Reinhard von Solms den Grafen Johann von Sayn und Wittgenstein, der ebenfalls zum Wetterauer Grafenverein und zum Bundesrat gehörte, zum Kommandanten der Frankfurter Soldaten berufen sehen und setzte sich deshalb bei den Stadtoberen sogar persönlich für das in der Reichsstadt unbeliebte Mitglied des Gremiums ein. Der Magistrat, der Solms bekanntlich mit großem Mißtrauen begegnete, entschied sich jedoch für Debitz. Offensichtlich war das Verhältnis zwischen Rat und Debitz gut, man begegnete einander ausgesprochen entgegenkommend. Als der Oberstleutnant Anfang 1635 vom Rat die Erlaubnis für seine Hochzeit erhalten hatte, lud er diesen unverzüglich geschlossen zu der Feier ein. Die Stadtoberen verfügten daraufhin, Debitz einen kostbaren Pokal als Hochzeitsgeschenk zu verehren.[83]

Für Oxenstierna war Solms sein „fürnehmster und geheimster Herzensrat“.[84] Solms war nach Einschätzung des gerissenen französischen Diplomaten Feuquières „un homme d’intrigue“.[85] Am 30.10.1635 schrieb Adam von Schwarzenberg an G. L. von Schwarzenberg, dass Solms unter dem Vorwand eines Musterplatzes die ihm gehörigen Herrschaften Gimborn,[86] Neuerstadt,[87] Hückeswagen[88] und Neuenberg[89] in Besitz genommen habe, bis das Liga-Volk seine Truppen vertrieben habe.[90]

[1] Lich [LK Gießen].

[2] Münzenberg [Kr. Friedberg], HHSD IV, S. 333ff.

[3] Wildenfels [LK Zwickau].

[4] Sonnenwalde [LK Elbe-Elster].

[5] 24.7.1595 in Cleeberg; nach: www.geocities.com./Heartland/Plains/5209/zzzzzs.10.html.

[6] Cleeberg, heute Ortsteil von Langgöns [LK Gießen].

[7] 28.6.1635 in Frankfurt/M.; nach: www.geocities.com./Heartland/Plains/5209/zzzzzs.10.html.

[8] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.

[9] ISENBURG, Stammtafeln Bd. 5, T. 77; die Erwähnungen bei SCHMIDT, Der Wetterauer Grafenverein; STADLER, Pappenheim.

[10] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[11] Hameln; HHSD II, S. 192ff.

[12] JÜRGENS, Chronik, S. 426f.: „Als den Abend den 17. Augusti die Reuterey zu Wolfenbüttel sich wieder versamblet, ist Zeitung gekommen, der Tilly folgete auf dem Fuß. Derowegen die Königsche des Orts nicht lange gesäumet, besondern in Disordre neben dem Könige sich in großer Eile ins Land Lüneburg begeben und nach der Elbe zu geeilet, und als in solchem Schrecken etliche Schiffe mit Volk überladen, die sich einer vor dem andern auf die Kähne, Evere und Schiffe gedrungen, sei etliche Kähne, Bote, Evere und Schiffe mit Volk gesunken, daß ihrer viele ersoffen. Hätte damahls Tilly nachgesetzet, der König wäre strackends aufs Haupt erlegt worden. Und soll Tilly hernachmahls gesagt haben, der König hätte eine Faute begangen bey Nienburg, als er ihn im Abzuge, da er leichtlich wäre zu schlagen gewesen, nicht verfolget und sein Glück in acht genommen hätte. Er Tilly aber hätte eine Faute begangen und sein Glück versehen, als er nach dem Treffen bey Lutter den König nicht verfolget und ihne ganz aufs Haupt erleget hätte“.

[13] Braunschweig; HHSD II, S. 63ff.

[14] Zit. bei BOBLENZ, Aktionen, S. 59.

[15] Hannover; HHSD II, S. 197ff.

[16] Fümmelse, heute Stadtteil von Wolfenbüttel.

[17] JÜRGENS, Chronik, S. 448f.

[18] Einbeck; HHSD II, S. 128ff.

[19] Gittelde [Kr. Gandersheim]; HHSD II, S. 169ff.

[20] Landesarchiv Oranienbaum Abt. Bernburg C 16 c 1 Nr. 34, fol. 68 r (Abschrift): Solms an Einbeck, 1627 V 15. Vgl. das Patent Solms‘ vom 16.6.1627; BOBLENZ, Aktionen, S. 184: „treue Patrioten Machabeer, und beschüzer deß vatterlands“; so auch das Patent vom 16.6.1627; BOBLENZ, Aktionen, S. 185. Ein nicht unfeines Wortspiel, übersetzt man Makkabäer mit „Hämmerer“ = Bergleute. Zur halb- bzw. außerbiblischen Typologie vgl. OHLY, Halbbiblische und außerbiblische Theologie; zum Vergleich Gustav Adolf-Judas Makkabäus HARMS, Gustav Adolf, S. 168f. Nach BOBLENZ, Aktionen, S. 110, sollen in Einbeck im Mai 1627 einige Schützen verhaftet worden sein. Zum Edikt Christians d. Ä. v. Celle gegen die Harzschützen GÜNTHER, Harz, S. 303. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Einbl. R 2: 66; Braunschweig, 1627 V 17: Friedrich Ulrich v. Braunschweig-Wolfenbüttel; bzw. ›Offentliches Auß-Schreiben‹ [Institut für Zeitschriftenforschung 807].

[21] Northeim; HHSD II, S. 353f.

[22] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2372, fol. 36-37 (Ausfertigung): Lerchenfeld an Maximilian I., Northeim, 1627 VI 29.

[23] Riksarkivet Germanica 741: Anders Svensson-Ödell, 1627 VI 25. Vgl. TANDRUP, Svensk agent.

[24] Riksarkivet København TKIA A 96: Breve fra Grav Philip Reinhard af Solms: Solms an Christian IV., 1627 V 13; ferner 1627 VI 01. > die am 12.5.1627 geäußerte Besorgnis gegenüber dem Oberaufseher der Grafschaft Mansfeld, „es möchte ein allgemeiner uffstand erfolgen, die Bergkbursch sich zusammen rottiren die arbeitt stehen undt des liebs Berckwergk alß das herz, und Edelste schatz, der löblichen Grafschaft Manßfeldt zu trummern undt zu scheittern gehen lassen“. BOBLENZ, Aktionen, S. 163.

[25] Zit. bei BOBLENZ, Aktionen, S. 280, Anm. 65.

[26] Hohnstein bei Neustadt [LK Nordhausen].

[27] HOFFMANN, Harzschützen, S. 78; zu den erfolgreichen Aktionen gegen die Burgen Klettenberg u. Stiege a. a. O., S. 78f.; BOBLENZ, Aktionen, S. 99ff.

[28] Riksarkivet København TKIA 96 (Ausfertigung): Solms an Christian IV., 1627 V 13.

[29] Osterode; HHSD II, S. 370ff.

[30] HOFFMANN, Harzschützen, S. 59ff. Vgl. die Erwähnungen bei BOBLENZ, Aktionen. MÜHE, Geschichte, S. 68: „Außer den Erpressungen und Räubereien der regulären Truppen taten allerhand Banden und ‚Merodebrüder‘ großen Schaden. Besonders zeichneten sich hierbei die sog. Harzschützen unter dem berüchtigten Hans von Eisdorf aus. Im Juli 1627 trieben sie der Stadt über 100 Kühe weg und nahmen einige Bürger mit nach dem Harze. Für beides verlangten sie 1000 Thlr. Lösegeld. Durch Verhandlungen wurde diese Summe auf 350 Thlr. ermäßigt, dafür forderten die Räuber noch ein Schutzgeld und bedrohten die Stadt bei Verweigerung desselben mit Überfall, Raub und Brand. Sie machten diese Drohungen wahr, indem sie am 14. zurückkehrten, eine Herde Schweine wegnahmen und einen Bürger dabei erschossen. Das Schlimmste war dann noch, daß die kaiserlichen Garnisonen von Bockenem, Einbeck und Northeim behaupteten, daß die Landeseinwohner mit den Harzschützen unter einer Decke steckten, so daß der Herzog die unglücklichen Leute dagegen in Schutz nehmen mußte“. MÜHE, Geschichte, S. 71: „Räubereien kamen natürlich häufiger vor, aus der Umgegend gingen vielfach junge Leute zu den Harzschützen Hans‘ von Eisdorf, trotz aller Mandate gegen die ‚rottirten bübischen Schützen‚, so wie jener 1628 zu Westerhof ‚justifizierte Schnaphan Jürgen Sehlen‘ aus Harriehausen“.

[31] Scharzfels [Kr. Osterode]; HHSD II, S. 412.

[32] Der Chronist Dr. Jordan sprach v. „Königs Schulzen“ [gemeint sind „Königsschützen“ !; einer der üblichen Fehler in dieser Edition; SCHLOTTER, Acta, S. 18ff.].

[33] BOBLENZ, Aktionen, S. 178, Nr. 178, betr. die in Osterode gefangen genommenen Gittel’schen Schützen.

[34] Johann Müller stand in ligistischen Diensten; KAPSER, Kriegsorganisation, S.109*.

[35] WENDT, Geschichte, S. 409ff.

[36] HUEG, Aus Northeims Sturmzeit, S. 112; Moringen [Kr. Northeim]; HHSD II, S. 331f. Nach Dr. Jordan (SCHLOTTER, Acta, S. 20) hatten Gandersheim 600 Rt. u. Seesen 200 Rt. Kontribution an Hans Warnecke abführen müssen.

[37] Benneckenstein [Kr. Nordhausen]; HHSD IX, S. 43ff.

[38] Riksarkivet Stockholm Germanica 741: Anders Svensson-Ödell, VI 07 bzw. 1627 VI 09. Zu Ödell vgl. TANDRUP, Svensk Agent.

[39] Ballenstedt [Kr. Ballenstedt/Quedlinburg]; HHSD XI, S. 29ff.

[40] Adersleben, heute Ortsteil von Wegeleben [Kr. Oschersleben/Halberstadt]; HHSD XI, S. 1f.

[41] Riksarkivet Stockholm Germanica 741: Anders Svensson-Ödell, 1627 VI 03.

[42] HUEG, Aus Northeims Sturmzeit, S. 118.

[43] Staatsarchiv Wolfenbüttel 1 Alt 11/88, fol. 6 f. (Ausfertigung): Solms an Friedrich Ulrich von Braunschweig-Lüneburg, Wolfenbüttel, 1627 IV 25 (a. St.). Nach den „Nordhäuser Kriminal-Akten“ bei OSSWALD unter dem 30.8.1627 (a. St.) wurden „Speckhans, ein berühmter Straßenräuber, und Joachim Mechthild, ein Polygamus, Ehebrecher, Dieb und Straßenräuber, examinieret und weil sie beide in Kriegsdiensten stehen, aus der Stadt verwiesen“. Augenscheinlich waren beide noch rechtzeitig in kaiserliche Dienste getreten. Dagegen wurde Deneke, der sich auf den kaiserlichen Pardon berief u. bereits als kaiserlicher Soldat diente, nach dem Urteil des Leipziger Schöffengerichts u. der Bestätigung durch den Kf v. Sachsen im März 1628 in Quedlinburg hingerichtet; BOBLENZ, Aktionen, S. 122. HOFFMANN, Harzschützen, S. 91. „1627 am 27. September und 1. Oktober bekennen Melchior Lutze und Hans Müller von Klein Berndten vielfache Straßenräubereien, und daß sie zu einer Rotte, 14 an der Zahl, gehören, welche viele Plünderungen, Räubereien und dergleichen ausgeführt haben. Lutze wird mit dem Schwerte gerichtet, der Körper auf das Rad gelegt, das Haupt aber auf die Spille genagelt, Müller an seinen Armen, Beinen und anderen Gliedern mit dem Rade zerstoßen und aufs Rad geflochten“. HOFFMANN, Harzschützen, 92: „am 21. August ist Georg Mathes mit dem Schwerte gerichtet worden, weil er nebens den andern Harzpauren die Papiermühle im Schlinge hat plündern helfen“. Am 27.8. wurde in Bockenem Winkel Voss exekutiert; HOFFMANN, Harzschützen, S. 83. BOBLENZ, Aktionen, S. 121: „Lediglich die Beamten Friedrich Ulrichs scheinen analog wie im Unterharz gemäßigt gegen die Aufständischen vorgegangen zu sein. Ein Teil der Schützen erhielt von ihnen im August und September Pardon“.

[44] BOBLENZ, Aktionen, S. 124. KAISERS Bemerkung, Kriegstheater, S. 295, dass von Widerstand kaum berichtet werde, bezieht sich wohl auf die wenigen von ihm verwendeten Chroniken.

[45] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten schwarz 2304, fol. 360 (Ausfertigung): Pappenheim an Maximilian I., Emmendingen, 1627 VII 26.

[46] Quedlinburg [Kr. Quedlinburg]; HHSD XI, S. 374f.

[47] Landeshauptarchiv Magdeburg Rep. A/Nr. 569/II, fol. 237 r – 237 v (Abschrift): Ferdinand II. an die Grafen v. Mansfeld, Wien, 1627 VII 28. Vgl. HALLWICH, 5 Bücher Bd. 3; Nr. 201, S. 291f. Reinhard v. Walmerode an Ferdinand II., Sandau, 1627 VI 28.

[48] Bad Harzburg [LK Goslar].

[49] HOFFMANN, Harzschützen, S. 57.

[50] WASSENBERG, Florus, S. 126: Da „er durch den Damm / mit dem er die Revier der Ocker dermassen aufgeschwellet / daß man durch die ganze Statt mit Schiffen fahren können / vnnd weiln das Wasser von Tag zu Tag noch höcher zugenommen / wurden sie endlich gar haben müssen ersauffen / dahero sie sich beyzeiten ergeben“. Nach STADLER, Pappenheim, S. 255ff., erscheint Gronsfelds Darstellung jedoch übertrieben. Vgl. WENDT, Geschichte, S. 411: „H[ertzog] Friedrich Ulrich Zu Braunschweig vnd Lüneb[urg] wante allen Fleiß an, die Vestung Wolffenbüttel Zu erobern, nahm derhalben für, die Ocker Zu demmen Und die in der Vestunge mit dem Waßer Zu ängstigen. Sölches hetten die in Wolffenbüttel gerne Verhindert, Vermochten aber dasselbe nicht Zu endern. Derhalben Zog der Obrister Lohe den 9. [Decem]bris auß Wolffenbüttel, nachdem Graff Philipp Reinhardt von Solms schon darauß gewichen. Der General Von Papenheimb besatzte wiederumb die Vestung Und behielt darinnen guberno über Thor vnd Wälle“.

[51] Staatsarchiv Wolfenbüttel 1 Alt 11 Nr. 90, fol. 15′ (Ausfertigung): Pappenheim an Philipp Reinhard v. Solms-Hohensolms, vor Wolfenbüttel, 1627 XI 06; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv

2304, fol. 391 (Abschrift): Pappenheim an Philipp Reinhard v. Solms-Hohensolms, vor Wolfenbüttel, 1627 XI 06. Am 23.12. nahmen 765 Soldaten (die Offiziere nicht eingerechnet) Wolfenbüttel ein; OPEL, Niedersächsisch-Dänischer Krieg, Bd. 3, S. 351-362; PETERS, Söldnerleben, S. 135: „Am Heiligen Christabend sind sie abgezogen […], aber meistentheils haben sie sich lassen anwerben“. Pappenheim hatte zunächst eine strenge Kapitulation verlangt (Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2370, fol. 640 (Ausfertigung): Tilly an Maximilian I., Buxtehude, 1627 XI 21), damit die dänische Besatzung nicht zur Verstärkung Stades, Glückstadts oder Krempes eingesetzt werden konnte (Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2372, fol. 432 (Ausfertigung): Lerchenfeld an Maximilian I., vor Wolfenbüttel, 1627 XI 30). Am 5.12. hatte ihm Max. befohlen, eine ehrenvolle Kapitulation einzugehen, damit nicht zuletzt wegen der schlechten Jahreszeit u. dem großen Mangel an Subsistenzmitteln die Belagerung aufgehoben werden müsste; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2304, fol. 419 (Entwurf): Maximilian I. an Pappenheim, o. O., 1627 XII 05. Nach HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, 299, wurden in Wolfenbüttel immerhin 180 schwere Geschütze u. 500 Ztr. Pulver erbeutet; nach Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2379, fol. 25-31: Verzeichnis H. Hasemanns, Wolfenbüttel, 1627 XII 24/26, waren es sogar 190 Geschütze, eine kaum glaubliche Zahl; davon hätte schon ein Teil genügt, um die unzureichende ligistische Artillerie aufzurüsten. Vgl. JÜRGENS, Chronik, 467f.: „Den 24. Martii [1628; BW] hat Kayser Ferdinandus II. dem Tilly Befehl gethan, die Vestung und Stadt Wolfenbüttel, so nunmehr in Kayserl. Majestät Händen (potius Bayerfürsten Hand), Herzog Friedrich Ulrich wieder einzuräumen. Es ist zwar etwas zum Schein geschehen, aber man hat den guten Fürsten fast als einen Gefangenen gehalten. Gegen den falschen Schein, als ob J. F. G. nur Wolfenbüttel alleine sollte wieder eingeräumet werden, hat der Kayser mit I. F. G. fast nicht anders gemacht, als mit dem Herzog zu Mechelnburg, dan er die Grafschaften Honstein und Reinstein I. F. G. genommen und Christoph Simon, Freiherrn zu Thuen (welchen der Kayser nennet Hoch-Wohlgebornen Herrn Grafen von Thuen) des Kaysers Herrn Sohns Ferdinandi III. zu Hungarn und Böhmen Königs Obristen Hofmeister gegeben und denselben damit belehnet, so um 60000 Fl. Rheinisch demselben verschrieben zum Unterpfande, und ist die Kayserl. Commissio, denselben in die Grafschaften zu setzen, sub dato Prage den 28. Febr. 1628 abgegangen an den Wallensteiner, welche solche Commission ferner aufgetragen und subdeligiret dem Wohlgebornen Obristen David Beckern, Commandatorn in Halberstadt, welcher den Grafen von Thun auch eingeführet“.

[52] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[53] SCHLOTTER, Acta, S. 21.

[54] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 83/IV, fol. 76-79 (Ausfertigung): Revers des Philipp Reinhard v. Solms, Wien, 1629 IV 30.

[55] Staatsarchiv Marburg 4 f Schweden 100 (Ausfertigung): Gustav II. Adolf an Wilhelm V. von Hessen-Kassel, Uppsala, 1629 XI 08.

[56] KEIM, Landgraf Wilhelm V., 1. Teil, S. 153.

[57] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff. Vgl. die Erwähnungen bei ENGERISSER, Von Kronach (die derzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).

[58] Hanau; HHSD IV, S. 199ff.

[59] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f.

[60] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.

[61] MAHR, Monro, S. 153.

[62] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[63] Obrist-Wachtmeister, einer der üblichen Transkriptionsfehler in dieser Edition.

[64] SCHLOTTER, Acta, S. 34.

[65] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.

[66] Tages ?, BW.

[67] RIECK, Frankfurt, S. 33ff. u. folgende.

[68] Höchstadt a. d. Aisch [LK Erlangen-Höchstadt]; HHSD VII, S. 301.

[69] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.

[70] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.

[71] ADRIANS, Journalismus, S. 132.

[72] Braunfels [Kr. Wetzlar]; HHSD IV, S. 59f.

[73] Wetzlar; HHSD IV, S. 461ff.

[74] Vgl. KELLER, Drangsale, S. 167f.

[75] Moosburg [LK Freising]; HHSD VII, S. 461f.

[76] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[77] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.

[78] SCHUNK, Butzbach-Chronik, S. 29.

[79] HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 162f.

[80] Vgl. neuerdings STOLCH, Erhard Deibitz.

[81] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.

[82] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.

[83] RIECK; Frankfurt, S. 179f.

[84] Zit. bei KRETZSCHMAR, Heilbronner Bund Bd. 3, S. 11.

[85] FÖRSTER, Wallensteins Briefe Bd. 3, S. 402.

[86] Gimborn, Schloss [Oberberg. Kr.]; HHSD III, S. 256f.

[87] Neustadt [LK Marburg-Biedenkopf].

[88] Hückeswagen [Rhein-Wupper-Kr.]; HHSD III, S. 350f.

[89] Neuenberg, Burg; unter Lindlar [Rhein.-Berg. Kr.]; HHSD III, S. 468.

[90] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 132.

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