Seckendorff [Zeckendorff], Joachim Ludwig von

Seckendorff [Zeckendorff], Joachim Ludwig von; Obrist [1591-3./13. Februar 1642 in Salzwedel geköpft] Joachim Ludwig von Seckendorff[1] aus der Gutendischen Linie des alten fränkischen Geschlechts war Obristleutnant bzw. Obrist im schwedischen Heer. Er stammte aus der Gegend von Langenzenn[2] und Herzogenaurach.[3] Er war verwandt mit Joachim Christoph von Seckendorff, Oberschultheiß zu Würzburg[4] und Amtmann zu Iphofen,[5] der der schwedischen Zwischenregierung in Franken angehörte. Seine Frau Anna Maria war eine geborene Schertlin von Burtenbach, die in den Jahren 1632 bis 1634 in Coburg[6] wohnte.

Er hatte seinen Wohnsitz in Coburg und war im Oktober 1631 als Obristwachtmeister (Major) in die Dienste Herzog Ernsts von Sachsen-Weimar [des späteren Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha] getreten, unter dem er Ende 1631 mit einer berittenen Kompanie in Seßlach[7] einquartiert war.[8] Zehmen, der spätere Kommandant der Feste Coburg, war zu diesem Zeitpunkt bereits Obristleutnant.

„Der Gunst des Schwedenkönigs erfreuten sich jetzt vor allem die protestantischen Städte und Adeligen, die mit ansehnlichen Landschenkungen bedacht wurden, nicht in letzter Linie die Reichsstadt Schweinfurt,[9] die Gustav Adolf geradezu mit Gnaden überhäufte. So stellte er ihr, wohl auf Verwendung des Fabritius,[10]  zu Frankfurt a. M.[11] am 2. Februar [a. St.; BW] 1632 eine Schenkungsurkunde aus, die auch für Gochsheim[12] und Sennfeld[13] von Bedeutung war, weil dadurch Schweinfurt nicht nur die Reichsvogtei über diese Dörfer zurückgewann, sondern auch die Einkünfte des Klosters Ebrach[14] daselbst erhielt. Dazu kamen noch die Zinsen und Gülten des Klosters in Grettstadt[15] und den beiden Euerheim,[16] der Zehnt auf Schweinfurter und Oberndorfer[17] Markung, die Höfe Dambach und Hoppach und die Waldungen Hain und Iheusung.

Am 2./12. März fügte der König noch dazu die Dörfer Grettstadt, Röthlein,[18] Grafenrheinfeld,[19] Garstadt,[20] Hergolshausen,[21] Schnackenwerth,[22] Geldersheim,[23] Egenhausen,[24] Oberwerrn,[25] Kronungen,[26] Dittelbrünn,[27] Hambach,[28] Uechtelhausen,[29] Hesselbach,[30] den Reichelshof,[31] Bergrheinfeld,[32] Weyer,[33] Dorf und Kloster Heidenfeld[34] und am 18./28. März Waigolshausen[35] zur Entschädigung der Bürger, welche ihre Gärten und Felder zum Festungsbau hatten hergeben müssen; denn Schweinfurt war zu einem der Hauptstützpunkte der schwedischen Waffen ausersehen und erhielt eine verstärkte Umwallung.

Am 15./25. März erging an den Generalkommissar Sigismund Heußner [Heusner; BW] von Wandersleben der Befehl, die Stadt in ihre neuen Besitzungen einzuweisen und vor Kriegslasten zu schützen und dieser erteilte daher am 10./20. April dem Schweinfurter Stadtkommandanten Karl Hardt [Hårdt; BW] den Auftrag, die Stadt und ihre Dörfer von Einquartierungen und Vorspanndiensten zu befreien; dafür wurden die Bauern zum Schanzenbau herangezogen.

Drei Wochen vorher hatte der Stadtkommandant der Gemeinde Gochsheim einen eigenen Schutzbrief folgenden Inhalts ausgestellt:

Demnach von der Königl. Mayt. zu Schweden, unsern gnädigsten König und Herrn, der Evangelische Flecken Gochsheim wegen zuvor hero vielfältig erlittenen Durchzug Einquartirungen und Stillagern aus sonderbahren Königl. Mild und Gnad gnädigst Salvaguardirt und befreyet worden, Als wolle mein daselbsten verordnete lebendiger Salvaguardia nicht zugeben, daß mein ohne sonderbahre habende und mir zuvor hero eingeschickte Ordonandz der Orten Quartier machen oder nehmen, sondern mich uf begebenden unverhofften Fall ein solches also balden berichten und fernern Bescheidts gewarten.

Signatum im Hauptquartier

Schweinfurt den 22. März ao 1632

Höchst gedachter Ihrer Königl. Mayt.

bestellter Obrister und Comandant

Carl Hardt.

Als trotzdem der Obristwachtmeister Joachim Ludwig von Seckendorf sich in Gochsheim einquartierte und die Bewohner schwer heimsuchte, obwohl Bürgermeister und Rat der Reichsstadt sich für sie verwandten, bekam er auf ihre Beschwerde von dem Generalkommissar ganz gehörig den Kopf gewaschen“.[36]

Seckendorf, der im April 1632 als Obristwachtmeister des schwedischen Holstein’schen Regiments[37] zu Pferde tituliert wird, schrieb am 16.4.1632 aus Seßlach[38] an den Schosser Andreas Götz zu Heldburg,[39] Wolf von Schönstadt zu Dürrenrieth nicht eher aus dem Arrest zu entlassen, bis er dem Soldaten David Opitz aus Seßlach, den er auf dem Jahrmarkt zu Heldburg mit einem Stich in den Arm lebensgefährlich verletzt hatte, Satisfaktion geleistet habe.[40]

Seckendorf führte zur Belagerung Kronachs[41] 1632 3 Kompanien aus dem Regiment Wilhelm von Goldstein heran.

„Zum Verständnis der vielfältigen Unzulänglichkeiten und logistischen Probleme bei der Belagerung Kronachs im Mai/Juni 1632 ist es aufschlußreich, einen näheren Blick auf Stärke und Beschaffenheit der protestantischen Belagerungstruppen zu werfen. Am 11. März 1632 schrieb der Amtmann Hanß Wolff zu Wolfsthal aus Lichtenfels[42] dem Bischof [Johann Georg II. Fuchs v. Dornheim; BW], der Obrist Hastver sei mit seinem hier gelegenen Fußvolk ‚uf 250 und Reuterei von 150 Pferden, lauter unredlich ungemustertes Gesindlein‘ durch den Lichtenfelser Wald zwischen Coburg und Seßlach hindurch in Richtung Königshofen[43] marschiert. Ihr Nachtquartier für ca. 300 Mann, darunter 60 Finnen, und 1 Cornett unter Rittmeister Gropp nahmen sie in Ummerstadt.[44] Hastver übernachtete bei Herzog Johann Casimir in Coburg (Looshorn VI, 242). Bei dieser Gelegenheit hat der Coburger Herzog, der nun die Gelegenheit genommen sah, den störenden Fremdkörper zwischen den beiden protestantischen Herrschaftsgebieten ein für alle Mal zu beseitigen, mit Sicherheit die Vorgehensweise zur Belagerung und Eroberung Kronachs erörtert und Hastver darin bestärkt, die militärische Leitung zu übernehmen. Der Plan zu diesem Vorhaben wurde in den folgenden Wochen, als Teil einer Offensive gegen die Städte des Hochstifts, Forchheim,[45] Bamberg[46] und Kronach, von der königlich-schwedischen Regierung in Würzburg[47] entworfen und die Koordination der dafür notwendigen Truppen dem Obersten Wolf Dietrich Truchseß von Wetzhausen übertragen.

Den Oberbefehl über die geplante Einnahme Kronachs erhielt der schwedische Obrist Claus Hastver, welchem zu diesem Zweck auch das brandenburg-kulmbachische Regiment Muffel sowie der markgräfliche und sachsen-coburgische Ausschuß unterstellt wurden. Markgraf Christian von Brandenburg, der nach wie vor im Interesse leidlicher nachbarlicher Beziehungen den endgültigen Bruch mit dem Hochstift vermeiden wollte, wehrte sich zwar noch gegen dieses Vorhaben, schickte seinen Hofmeister Moritz Kanne und den Obersten Muffel zu Vermittlungen an Hastver und bemühte sich auch vergeblich, Statthalter und Rat in Kronach durch Briefe zu einem Akkord zu bewegen (Sticht, S. 148). Indes, die Sache war bereits entschieden und die Vorbereitungen für den Überfall auf das nördliche Bollwerk des Bistums Bamberg getroffen.

Hastver verfügte zu diesem Zeitpunkt, außer seinen in Königshofen fest stationierten 4 Kompanien Finnen, nur über 3 schwache Kompanien geworbenes Fußvolk, zusammen ca. 300 Mann zu Fuß, und über 4 Kompanien Reiter, eine eigene unter Rittmeister Gropp und 3 Kompanien aus dem Regiment Wilhelm von Goldstein unter Major Joachim Ludwig von Seckendorf. Dieses relativ geringe Truppenkontingent, darunter nur zwei eigene Kompanien des Obristen, wurde am 2. Tag der Belagerung, dem 18. Mai, noch durch 200 Reiter eines in Pegnitz stationierten Reiterregiments unter dem Oberstleutnant Jaroslav Schaffmann […] und zwischen dem 23. und 25.5. noch mit 4 Kompanien Fußvolk aus Hastvers geworbenen Regiment verstärkt, die der Truchseßische Oberstleutnant Georg Reichert heranführte“.[48]

„Die Stärke der regulären Truppen Hastvers betrug also zu Beginn der Belagerung nur 300 Mann zu Fuß und ca. 500 Mann zu Roß, ab 25.5. dann ca. 700 Mann zu Fuß und 500 zu Roß, zu denen erst 2 Tage vor Ende der Belagerung (am 10.6.) noch 2 Kompanien zu Fuß des Markgrafen Hans Georg unter dessen Oberstleutnant Johann Winkler (Soden I, S. 258) und eine bis zwei Kompanien Finnen, die Hastver aus seiner Garnison in Königshofen anforderte, zusammen wohl 400 Mann, hinzuzurechnen sind. […] Zusammen mit den markgräflichen Truppen des Obristen Hans Christoph Muffel, max. 600 Mann und ca. 100 Reiter, hatte man während der meisten Zeit vor Kronach im Idealfall eine Stärke von ca. 1300 Mann zu Fuß und 600-700 Reitern an geworbenem Volk (also ca. 2000 Brufssoldaten).

Die tatsächlich zur Verfügung stehenden Truppen dürften weit niedriger zu beziffern sein, da die berittenen Kompanien in der Hauptsache dazu eingesetzt wurden, die Zufahrtswege und Ausfallstraßen um Kronach zu blockieren und […] die von Bamberg und Weismain[49] erwarteten Ersatztruppen abzufangen. Auch verließen die 3 Goldstein’schen Reiterkompanien unter dem Major Seckendorf Hastvers Truppen bereits in den ersten Tagen der Belagerung wieder und quartierten sich um Marktzeuln[50] ein“.[51]

„ ‚Montags den 17. abgewichenen Monats Maij abends zwischen 7. vnd 8. Uhr [hat] obgemehlter Obrister Hastuer mit 3. Compagnien geworbenen Volkh zu Fuß, 6. Compagnien zu Roß[52] und 1500 sächsischen Ausschüssern an hiesige Vorstadt vor dem haßlacher Thor mit großer furi unversehens, nebends mit sich führenden zweyer halber und einer viertels schöner neuer Carthaunen mit obenhabenden fg: Herzogens von Sachsen zu Coburg Wappen, dreyen Petarden, etlichen wägen und munition und anderem Kriegs und Schanz Zeug ganz ernstlich [zum Sturm] angesetzt, dann aber durch verleihung Göttlicher sonderbarer großen gnaden durch die Bürgerschafft von der Statt wie mit Stückhen vom hauß Roßenberg[53] sehr widerstand die ganze Nacht hinauß bis anderntags des nachmittags zwischen 12. vnd 1. Uhr in die 17. Stundt lang durch stetiges scharmuzieren vnd fechten beschehen, das sie letztlich die erwehnte Stükh geschütz samt munition mußten dahinten lassen‘. So berichtet der Statthalter Wolfgang Philipp Fuchs von Dornheim und der Festungskommandant zu Kronach Francesco de Melon in einem Brief an Kurfürst Maximilian von Bayern am 31. Juli 1632 (BHSTA München, Akten Dreißigj. Krieg, Tom. 185, Fol. 429ff.).

Johann Nikolaus Zitter schreibt über die ersten Kampfhandlungen: ‚das zwar etliche wenige Bürger / dem Feind aber viel Volcks geblieben‘, und weiter: ‚Als nun frühe der Tag kaum angebrochen [18.5.] / das man sich etwas vmbsehen können / seint die Bürger resolut hinaußgefallen / mit dem Feindt biß Mittags 12. Vhr scharmuzirt / der sich starck vmb die Städel vnd Holweeg vnter der Hoffwiesen [Schützenplatz], die Reüterey aber oben am Berg / wo der weeg vff Mitwitz[54] zugeht [Breitenloher Berg] / gehalten / das man den Feindt / vorn an den weeg / wo man zu dem Pfaffenbrunnen gehen will [Einfahrt in den Dobersgrund] von seinen Stücken bieß auff die Hoffwiesen hinauffgetrieben / vnser Statt-Leütenambt Jeremias Rheinfald [Reinfalt] setzete mit 100. Musquetirern an die Reiterei vffn Berglein / bedienete sich der steinmauren vnd DornRhein / vnd brachte sie mit abwürffung etlicher Kaschket und Bruststück [Sturmhauben und Brustharnische] in die Flucht‘.

Der erste Ansturm Hastvers wurde also von den Kronachern erfolgreich abgeschlagen, wobei diese die oben erwähnten Geschütze samt Munition sowie ‚alle Pagagiwägen wie auch ein schönes Veldapotecklein‘ erbeuteten. (Zitter 1666, S. 5). Der Kronacher Chronist Georg Fehn bringt in seiner Schilderung der Abläufe einige Einzelheiten, die er dem Bericht des Coburger Konstablers (Büchenmeisters, Kanoniers) Conrad Rüger entnimmt, obwohl er diesen als ungenau und unzuverlässig beschreibt. Dies trifft in einigen Bereichen zu, jedoch hat Rügers Bericht (abgedruckt bei Karche, S. 444ff., fälschl. pag. mit S. 344) einige interessante Details, die sich im Vergleich der Quellen, abgesehen von der zwar nach altem Stil geführten, aber fälschlich um 3 Tage hinterher hinkenden Datierung, als durchaus stichhaltig erweisen.

Nach Rüger brachen die sächsischen Ausschußtruppen am 3. (13.) Mai von Coburg auf (richtig ist der 6./ 16.5.). An Geschütz führte man ‚2 halbe und 2 viertels Karthaunen‘ sowie 10 (richtig 8) Munitions- und Schanzwägen mit sich. In Neustadt a. d. Heide (Neustadt bei Coburg[55]), ‚allwo Ihro k. Maj. in Schweden sich aufhielt‘ (hier schwadroniert Rüger, er meinte wohl: ‚die Soldaten Ihro königl. Maytt.‘, denn Gustav Adolf war auf dem Weg nach München und befand sich am 14. Mai in Moosburg[56]) verband man sich mit dem Obristen Hastver, welcher nach Rüger je eine Kompanie zu Roß und eine zu Fuß mit sich führte, welche Angabe sich mit den Aussagen Hastvers deckt. Rüger nennt den Obristen Hastver ‚Ajaffer‘, wohl in Verwechslung mit Hastvers 1634 in Regensburg[57] gefallenen schottischem Obristwachtmeister John Affleck. In Neustadt, wo man über Nacht blieb, mußte (wie der Chronist Georg Paul Hönn, fürstlich-sächsischer Rat und

Amtmann, im Jahr 1700 berichtet) Herzog Johann Casimir zurückbleiben, da er sich bei einem Sturz verletzt hatte. Rüger erwähnt nichts davon.

Der Angriff auf Kronach erfolgte nach Rüger sofort nach der Ankunft gegen Mitternacht (richtig: gegen 8 Uhr abends. Rüger kam aber wohl erst gegen Mitternacht vor Kronach an), ‚weil der Herr Obrist die Ankunft der Markgräflichen nicht erwarten, sondern die Ehre alleine haben wollte‘. Die Coburger wurden jedoch von den Kronachern mit etlichen Stücken und anderen Geschützen dermaßen empfangen, daß ‚sie des Dankes vergaßen‘. Daraufhin gab Hastver den Befehl, die Stücke auf den Haßlacher Berg zu führen. Bei dieser Aktion blieben 3 Geschütze und alle Munitionswägen im Hohlweg (am Dobersgrund) stecken und wurden später von den Kronachern erbeutet. Nur Rügers Geschütz, welches sich an letzter Stelle befand, fiel bereits beim Übergang über das Wasser (den heute verrohrten Dobersbach, nicht, wie Fehn annimmt, die Haßlach) um, nachdem sich ein Rad der Lafette gelöst hatte, und konnte auf dem Rückweg gerettet werden. Durch Geschützfeuer aus der Festung wurde ein Pulverfaß der Coburger getroffen, und etliche Musketiere jämmerlich verbrannt. ‚Und obwohl der Herr Obrist [Hastver] das Volk anmahnte und antrieb, so war doch alles vergebens. Da sich nun die Sache in schlechtem Zustand befand, so brach der Herr Obrist mit Winden und Ringen der Hände heraus: ‚Ach das Gott erbarm ! Nun ist Ehr‘ und Reputation verloren !‘ So wurden wir denn durch die Noth gezwungen abzumarschieren und alles im Stich zu lassen, ausgenommen mein umgefallenes Gestück, welches endlich mit großer Mühe noch aufgehoben und nach Neustadt gebracht wurde‘. Soweit der Bericht Rügers.

Interessant im Vergleich zu diesen Schilderungen ist die Sichtweise der Ereignisse durch Hastver selbst, die er in seinem Brief vom 3./13. Juni aus ‚Neustatt an der Heidt‘ an Herzog Wilhelm von Weimar darlegt: ‚[…] vnnd hab nicht vorüber gekönt, bey E. f. Gn: mich meiner schuldigkeit nach mit dießem [Bericht] einzustellen, das ich den 7. [17.] Jüngst abgewichenen Monats May mit 4. Ccompagnien Reutter vnnd etlich .100. Coburgischen Ausschuß nebenst .100. von meinem Regimenth abents nacher Cronach gangen, mich der einen Portten vnd etlichen Heußer[n] inn der Vorstatt bemechtiget, dz der feindt schon inn die Statt gewichen, worauff ich die stuek [Geschütze] auff den negsten Berg zue führen, vnnd fewer inn die Statt zu geben bevohlen. Alß aber der feind wiederumb etliche schuß in die Vorstatt gethan, unnd mit den stucken von der Vestung gespielet, haben die Ausschüsser nebenst Ihren officirern, unangesehen Ich Ihnen gnugsam zuegesprochen, ohne einige gefahr keinen standt mehr halten wollen, sondern sich einer nach dem andern absentirt vnd ausgerissen‘. (Riksarkivet Vol. E 842, Bl. 223). Einige zusätzliche Einzelheiten zu diesen ersten Kampfhandlungen bringt der sehr detaillierte Bericht Khevenhillers (Bd. XII, S. 148): ‚Nachdem aber die Bischöfliche [Kronacher] wieder etliche Schüße in die Vorstadt gethan, hat der Coburgische Ausschuß neben ihren zugegebenen Unter-Officiren nicht mehr fort [nach vorne] gewolt, sondern einer nach dem andern sich absentirt, auf welches der Obriste [Hastver] von seinem neugeworbenen Volcke mit 24. Musquetirern den Posto [die Städel bei der Hofwiese] zu verwahren commandirt, und allen Ausschuß wieder auf die Posten gebracht, auch biß gegen den Tag allda behalten.

Da aber der Tag angebrochen [18.5.], und die Bischöflichen vom Schlosse etwas mit Stücken gespielet, ob sie wohl an selbigen Orte keinen Schaden thun können, sind sie [die 24 Musketiere] doch ohne einige Noth und Gefahr ausgerissen, welches, als die Coburgische Bauern, so den Stücken und Munition zugeordnet gewesen, gesehen, haben sie die Stücke übern Haufen geworffen und sind mit den Pferden davon geritten. Dieses alles haben die Bischöfliche zu ihrem Vortheil fleißig in Acht genommen, in starcker Anzahl ausgefallen, und sich dreyer Stücke bemächtiget‘. (gleichlautend im Theatr. Europ. II, S. 567). Ein interessanter Aspekt bei der Betrachtung der gegnerischen Quellen ist die Erkenntnis, daß sich doch vieles im kleinen Rahmen abspielte, obwohl natürlich die Verliererseite stets versucht, die für sie negativen Aspekte herunterzuspielen, während die Lokalchroniken, ein häufig zu beobachtendes Phänomen, den Feind gerne in Tausenden aufmarschieren lassen.

Die Coburger bekamen schließlich, einen Tag später als geplant, Unterstützung durch die Truppen des Markgrafen Christian von Brandenburg-Kulmbach. Hastver dazu in seinem Brief an Herzog Wilhelm: ‚Vnnd haben zwar die Marggreffischen, Ihrem Verlaß nach, selbigen abent [17.5.] uff der andern seitten auch ankommen sollen, Sie seindt aber erst den andern tag gegen mittags angelegt (Riksarkivet s. o.). Jedenfalls rekognoszierten am Nachmittag des 18. Mai 300 Reiter, bestehend aus einer kulmbachischen Eskadron und Jaroslavs Schaffmanns 200 Reitern, Kronach von Osten her. Befehligt wurden die markgräflichen Truppen von dem brandenburg-kulmbachischen Obersten und Festungskommandanten Hans Christoph Muffel, welcher ‚Mitwochen [19. Mai] frühe vmb 6 Uhr hiesige Vorstatt […] bey dem Spithal und Kaulanger Prückhen mit vier Compagnien geworbenen volkh zu Fuß, fast seinem ganzen Landtausschuß und unterschiedlichen Compagnien zu Roß […] angreiffen lassen, mit zweyen schönen Feldschlangen, darauff SE: Marggrafen Wappen, einer kleinen Haubizen, zweyen Mörschnern, etlichen Granaten und dergleichen bey St. Niclaus Kirchen allda in die vorstatt gelangen wollen […]‘ (Bericht des Statthalters und Kommandanten vom 31. Juli).

Den Markgräflichen erging es jedoch nicht besser als den Coburgern. Durch einen Ausfall der Kronacher, unterstützt durch die Geschütze aus der Festung, wurden die Truppen Muffels vertrieben und büßten ihre gesamte Artillerie ein, indem: ‚von Herrn Statthaltern / Commendanten, vnd Bürgermaistern resolviert wurde / das nit lang zu warten / biß sich der Feindt vergrube / vnd Polwerck auffwurffe / sondern alßbalden mit Macht an jhne zusetzen / wie dan die Stuck vffm Hauß Rosenberg [Festung] scharpff vffn Feind vnd in die Claßkirchen [St. Nikolaus am Friedhof] gericht wurden / das der Feindt hauffenweiß darauß loffe / alßdan theils Burgerschafft oben an der Kaulanger Landtwehr vnd Brucken mit dem Feind scharmuzierte / denselben auffhielt / vndten aber bey d‘ Spitalbruchen die ubrige mit gesambter Handt neben theils Außschüssern resolut vff den Feind außfielen / vnd ein Salve vff die hinter den Stadel logirte Mußquetirer gaben / das theils sitzen bleiben / die andere sich mit der Flucht vff die Claßkirchen und Kirchhoff reterirten / als sie aber ersahen, das man mit gantzer Macht so hertzhafft in freyen Veld an Sie vnd jhre Stuck setzete / vnd sowol mit Stucken vffn Schloß alß disseits mit Musqueten vnd Doppelhacken [schweren Wallbüchsen] vffn Pfarrthurn gegen Sie Fewer gab / wurden sie alle in die Flucht gebracht / das sie zwo schöne Veldschlangen, zween Fewermörschner / ein Hagelstuck [gemeint ist die Haubitze] / viel Munition vnd Granaten neben vielen Instrumenten Hawen und Schauffeln / im stich lassen müssen / vnd wan wir damals mit einem Troup Reutern in der Statt versehen gewesen / solten wenig von dem Muflischen Regiment entronnen sein. Die zwo Veldschlangen (welches notatu dignum) waren noch mit 24. Pferdten bespannet / welche Pferd die ersten Burger so solche ergrieffen / zur Beute außspannen wolten / alß haben die Officirer sie dahin persvadirt / das sie zuvorn die Stuck in die Stadt führen […] welches sie gethon / vnd sich ein jeder auff sein erobertes Pferd gesetzt / bieß sie die Stuck in die Statt vffn Marckt gebracht / alßdann außgespannet / vnd jeder das seinig nach Hauß geritten‘. (Zitter 1666, S. 9).

Der erste Angriff der Markgräflichen ging also völlig daneben, vor allem auch, ‚weil sein unterhabender Ausschuß es nicht besser gemacht als die Coburgischen‘ (Theatr. Europ. II, 567). Aus Rache für diese blamable Niederlage steckten die Markgräflichen die umliegenden Dörfer in Brand, u. a. Rennesberg,[58] Birkach,[59] Bierberg,[60] Vonz,[61] Zeiern,[62] Katharagrub[63] und am folgenden Tag den Poppenhof. Sie errichteten am 20.5. ein Lager ‚vffn Weinberg am Trutenängerlein‘ (heute Kreuzberg nahe der Kapelle), welches jedoch am 21.5. wieder verlassen und in Brand gesteckt wurde, nachdem der Kronacher Kommandant Francesco de Melon mit 30 Bürgerpferden und 200 Musketieren einen Ausfall dorthin unternommen hatte. Die kulmbachischen Truppen zogen sich schließlich gegen Seibelsdorf[64] zurück.

Am 23.5. vereinigten sich die Markgräflichen unter Obrist Muffel mit den Coburgern, ‚wozu auch SE: Marggrafen Hans Geörgen wie auch Obristen Truchsessen volkh gestoßen‘ (Bericht Statthalter und Kommandant). Da die Kompanien des Markgrafen Hans Georg, auf die später noch im Einzelnen eingegangen werden soll, erst am 10.6. vor Kronach eintrafen, handelte es sich bei der Verstärkung um die eingangs erwähnten, von dem Truchseßischen Oberstleutnant Georg Reichert herangeführten 4 Kompanien zu Fuß. Gemeinsam bezog man am 25.5. ein Lager hinter der Festung, in einem ‚Tigel, do man ihme [dem Feind] mit Stücken nichts thun können‘ (heute im Bereich des landwirtschaftlichen Anwesens Blinzler). Hastver dazu in seinem Brief an Herzog Wilhelm: ‚Mittlerweilen seindt meine .4. Compagn:, so Obrist Truchsees [bisher] bey sich gehabt, auch ankommen. Alß bin ich den 15. [25.] gedachts Monats May wiederumb vor Cronach geruckt, vnnd mich auff dem Roßßenberg, darauff auch die Vestung liegt, logiert, dz quartier befestigt vnnd folgenden .17. [27. Mai] solche anfangen zue approchieren‘. (Riksarkivet s. o.). Um das Lager zu befestigen, wurden von den umliegenden Schneidmühlen Holz und Bretter herbeigeschafft, wobei die ‚Edelmännische Vnderthonen‘ der Umgegend kräftig dazu halfen. Die Schildwachen der Belagerer standen in der Nacht so nahe an der Festung Rosenberg, daß man sich gegenseitig mit Schmähreden bedachte. Die Markgräflichen beschimpften die Kronacher als ‚Stuckdieb‘ (Geschützdiebe), während die Verteidiger sich mit Rufen wie ‚Ihr Mordbrenner, ihr Kühedieb‘ revanchierten. Dies heizte natürlich die Stimmung an und es kam zu fortwährenden Scharmützeln. Währenddessen erweiterten die Kronacher ihre Verschanzungen und zogen Laufgräben, um einen Einbruch der Belagerer zwischen Festung und Stadt zu verhindern.

Da man von der Festung aus das feindliche Lager nicht mit Kanonen erreichen konnte, schafften die Bürger zwei kleine Geschütze in des Bürgermeisters Zitters Garten am Pfaffenbrunnen und gaben Feuer auf die Belagerer, die sich dadurch genötigt sahen, ihre Zelte weiter hinter den Berg zu legen, dann aber mit zwei Feldschlangen das Feuer derart erwiderten, daß man diese Geschützstellung wieder aufgeben mußte. ‚Den 27. May hat der Feind viel Fewerwerck in der Statt einzuwerffen angefangen / vnd den 28. dito vnderschiedliche Fewerkugeln vnd Granaten deren jede ein Centner gewogen / hereingeworffen / welche nit wenig Schrecken verursachet / jedoch aber ohne sonderbaren grossen Schaden / Gott lob / abgangen. Vnd weiln wir uns besorget / es möge der Feind sich mit dem Pfählholtz so in grosser Mäng vff dem Anger die Metzmännin genannt [s. Plan] / gestanden / verbauen / vnd desto eher bey der Bigenmühl [Krahenberg Nr 22] in die Vorstatt einbrechen / haben wir durch ein Außfall solches in Brandt gesteckt / worauff der feind das noch aller Orthen befindliche Pfählholz / wie auch die Kleyen Mühl [an Stelle des ehemaligen Fertighauswerkes Beierschoder an der Südbrücke] sambt den Prettern angezündet / vnd im Rauch auffgehen lassen‘. (Zitter 1666, S. 10f.).

‚Den 29. May hat der Feind mit Stucken deren von tag zu tag mehrer von Coburg vnd Culmbach ins Läger geführet worden / gewaltig vff die hülzerne Pastey [Nordwestecke der Festung] vnd dicken Thurn gespielet / solche sehr zerschmättert / vnd am H. Pfingstag [30. Mai] alle Stuck in die Statt gerichtet / die Thürn Mar-tinskirchen [heute Feuerwehrgerätehaus] / vnd Wohnhäuser sehr zerlöchert / vnd einen alten Mann Erhard Gräbnern, der in dem Hauß beim vntern Thor [Bamberger Thor] hinder dem Tisch gesessen / den rechten Fuß abgeschossen / solches gewaltige schiessen vnd Fewer einwerffen hat nun täglich continuiert [30. u. 31.5.], das wir ein sehr traurige Pfingsten gehabt / vnd seint die Häuser am Semmelmarck herunder biß vffm Kirchhoff fast alle durchschossen vnd durchlöchert worden‘. (Ebd.).

Dem oben erwähnten Schreiben des Statthalters Fuchs von Dornheim und des Festungskommandanten F. Melon vom 31.7.1632 an den Kurfürsten, welches vor allem in Bezug auf Zeitabngaben sehr verläßlich ist und deshalb vom Kronacher Chronisten Fehn häufig zitiert wird, ist eine Skizze des Feldlagers hinter der Festung angefügt. Fehn bildet die Skizze in seinem 6. Band der Chronik von Kronach ab, schreibt sie jedoch irrtümlich dem bereits am 15. Februar 1632 verstorbenen Festungskommandanten Carl Neustetter zu.

Die Texte der Belagerungsskizze decken sich in vielen Einzelheiten mit den Einträgen im Tagebuch des Kronacher Stadtschreibers Martin Tülp. Die kolorierte Zeichnung selbst befindet sich im Staatsarchiv München (Plansammlung 11029) und war bis vor kurzem durch Ausleihe an diverse Ausstellungen und unsachgemäße Handhabung stark beschädigt. Mittlerweile [mit Randverlusten] restauriert, bietet sie einige interessante Aspekte der Belagerung.

Das Blatt, mit den vier Himmelsrichtungen markiert (auffgang = O, mittag = S, nittergang = W, mitternacht = N) zeigt die Festung Rosenberg noch im ursprünglichen Zustand ohne den äußeren Bastionsring. Schön zu sehen sind die Laufgräben, welche die Kronacher von der Festung hinunter zur Bigenmühle (Am Krahenberg 22) und auf der anderen Seite zum Friesener Tor gezogen hatten. Unterhalb Kronachs ist der erste Angriff der Coburger an die Haslacher Vorstadt und der Ausfall der Kronacher bezeichnet mit ‚erster ausfal in der Haslag‘ (17. u. 18.5.). Die Coburger fliehen in Richtung Seelach[65] (Saelig), bezeichnet mit: ‚Coburgische geben die Flucht, die selbige stück und wegen [Wägen] bekommen‘. Die 3 dabei erbeuteten Coburger Geschütze sind richtig am Eingang des Dobersgrundes eingezeichnet (‚an dem Weg, wo man zu dem Pfaffenbrunnen geht‘). Rechts von Kronach wird der Kronacher Ausfall gegen die Kulmbacher unter Muffel an der Friedhofskapelle, ebenfalls mit Erbeutung der Geschütze, dargestellt mit Text: ‚St. Niclaß, die markgräfliche Stuck bekommen‘ (19.5.). Die rechte obere Ecke zeigt den dritten Ausfall der Kronacher auf den Kreuzberg: ‚Cronacher ausfall im ersten leger vffn Weinberg‘ (21.5.). Darüber sieht man Unterrodach[66] (Rothag) mit Text: ‚Haubtmann Muffel gibt die Flucht nach steinig‘ (Stadtsteinach[67]).

Das Hastver’sche Lager ist rechts und links des Weges von der Haingasse, etwa ab dem heutigen Anwesen Blinzler, in Richtung Bernsrot[68] (Bernetzroth) gruppiert. Die Fußregimenter führen weiße Fahnen; nach Kronach zu sieht man die markgräflichen Truppen mit dem schwarzweißen Zollernschild, im dritten Lagersegment das sächsisch-coburgische Wappen. Auf der Hochebene hinter der Festung hatte man die Geschützstellungen mit den Schanzkörben errichtet, welche mit Laufgräben untereinander und mit dem Lager verbunden waren. Die Geschütze waren nach den Verlusten der ersten Tage von Coburg und Kulmbach erneut herangeführt worden. Nach Rügers Schilderung hatten die Coburger wieder zwei halbe und zwei viertel Kartaunen. Die Markgräflichen hatten zwei halbe Kartaunen, 4 vierpfündige Schlangen und 2 Feuermörser in Stellung gebracht. Um die Stadt Kronach zu beschießen, mußten die Belagerer rechts (westlich) an der Festung vorbeischießen, was erklärt, daß fast ausschließlich das Gebiet vom Semmelmarkt abwärts (heute untere Amtsgerichtsstraße) bis zur Stadtpfarrkirche getroffen wurde. Am 27. Mai wurden aus den Geschützen nach Angaben Rügers bis zum Abend 28 Zentner Pulver verschossen, was bei einer Pulverladung von durch-schnittlich halbem Kugelgewicht etwa 500 Schuß entsprach. Rüger rühmt sich hierbei auch, ein hinter der Festung von den Kronachern errichtetes Schilderhaus mit allen darin liegenden Musketieren getroffen zu haben, wofür er ‚vom Herrn Obrist [Hastver] und Hrn. Hauptmann Muffeln eine ziemliche Verehrung‘ bekam. Auch gibt er an, den Kronacher Konstabler Sebastian Zitzmann (am 3. Juni) eigenhändig erschossen zu haben, ‚daß das Gehirn samt dem Kopf um das Gestück herumflog und der Schuß auch einem Handlanger die Hand wegnahm. Dieser Handlanger ist hernach zweimal bei mir gewesen und hat mir dies mit Verwunderung erzählt‘. (Rügers Bericht bei Karche, S. 448).

Am 1. Juni ließ sich ein Trommelschläger Hastvers auf der Hofwiese (Schützenplatz) verlauten und wurde von dem Bürgerhauptmann Michael Steinmüller in Begleitung etlicher Musketiere in die Stadt geführt. Er überbrachte 2 Schreiben, eines von Hastver und eines von dem brandenburgischen Obersten Muffel. Hastver beruft sich in seinem Schreiben auf den Brief, den er bereits im Winter aus Lichtenfels[69] an die Bürger geschrieben hatte, wirft ihnen Halsstarrigkeit und Belästigung der benachbarten Fürsten und des Adels mit Raub und Plünderungen vor, und fordert sie ultimativ auf, mit ihm einen Akkord zu schließen, da sonst ‚jhr Statt gantz ruiniert, vnd in die Asch gelegt werden sollte […] dan wir gottlob Mittel an die Hand haben, das wir verhoffentlich bald bey jhnen sein, auch wie es gegen solchen Leüthen gebühret mit jhnen Procedirn, vnd vmbgehen wöllen […]‘. Die Kronacher sollten sich nur nicht einbilden, ‚das Ich eher von hinnen oder abziehen werde, es seye dann ihr gantze Statt in aschen vnd zu grund gelegt worden. Weiln wir sonderlich in diesem Land keinen andern Feind haben, alß Burger vnd Baurn, Alß müssen wir sie auch Alß Feind mit Fewer vnd Schwerdt verfolgen […]. Dofern sie sich aber bequemen, soll das vbel, so sie hiebevorn begangen nicht so hoch extendirt, sondern vilmehr moderiert vnd begnadet werden […]‘.

Der brandenburg-kulmbachische Oberst Muffel gibt sich in seinem Schreiben etwas moderater. Im Auftrag seines ‚Durchleüchtig Hochgebornen Fürst[en] und Herrn, Herrn Christian Markgraff zu Brandenburg, in Preussen, zu Stettin, Pommern, der Cassuben vnd Wenden, auch in Schlesien zu Crossen vnd Jägerndorff Hertzog, Burggraff zu Nürnberg, vnd Fürst zu Rügen, als Fränckischen Craiß Obrister etc.‘ fordert er die Stadt auf, weil es einmal der ‚Königl. Maytt. [in Schweden] Will vnd Begehren‘, durch ‚gütliche Tractaten‘ einzulenken und, ‚damit aber der gemaine Mann im Land nit gantz vnd gar vmb Haab vnd Gut, auch Leib vnd Leben‘ gebracht werde, einen gütlichen Akkord einzugehen.

Nachdem nun der Trommler keine halbe Stunde in der Stadt war, begannen die Belagerer bereits wieder mit der Beschießung derselben, so daß sich dieser, ohne eine Antwort abzuwarten wieder davonmachte und schleunigst seinem Lager zueilte. Am nächsten Morgen (2.6.) gegen 5 Uhr war er jedoch wieder zur Stelle um die Antwort von Bürgermeister und Rat der Stadt abzuholen. Diese beschwerten sich zuerst einmal: ‚ob diß Ehrlicher Kriegsmanier seye‘, daß man gestern abends ‚mittels nicht einer halben stund nichts desto weniger erschrecklichste Fewerwerck in die Statt geworffen, vnd Feindlichstens geschossen‘. Wer aber etwas von ihnen wolle, ‚der mag bey der Röm. Kayserl. Maytt. vnserm Allergnädigsten Herrn etc. oder bey vnserm LandsFürsten vnd Erb=Herrn [Fürstbischof Johann Georg] eß gebührlich vnd nicht de facto vnbefügter weiß suchen‘.

Die Belagerer waren jetzt verständlicherweise aufs äußerste gereizt. Man schoß kontinuierlich aus halben Kartaunen in die Stadt. Die Kronacher verstanden dies jedoch auszunutzen, indem sie die feindlichen Kugeln von den Buben einsammeln ließen und mit den erbeuteten Geschützen wieder zurückschossen, ‚dahero der Commendant alhie den Buben, so vil Kugel sie jhme gebracht, für eine 2 Cr. geben, welche dan vf deß Feinds Canonschüß vleissige Vffsicht gehabt‘. Auch konnte man zwei feindliche Geschütze zerstören, welche am gleichen Tag nach Coburg zurückgeführt wurden. Am 3. Juni wurde, wie berichtet, der beste Kronacher Kanonier, der ‚Bürger und Jung-Büchsenmeister‘ Jacob Sebastian Zitzmann erschossen, ‚indeme er neben der steinern Pastey [nordöstliche Bastei, später Bastion Lothar] ein Stuck gerichtet, vnd zuvor dem Feind grossen Schaden zugefügt […] vnd noch einem Burger mit selbem Schuß die Hand hinweggenommen‘ [welche Schilderung sich mit dem Bericht Rügers deckt). Zudem gruben die Belagerer den vom Haßlacher Berg in die Stadt gehenden Röhrenbrunnen ab, worauf die Kronacher einen Ausfall auf das Theisendorfer Jägerhaus (am Haslacher Berg bei Ziegelerden) machten, dort ein Cornet (Kompanie) Reiter antrafen, welches sie in die Flucht trieben und den Trompeter samt einigen Reitern, ‚warunter einer von Adel gewesen‘, erschossen. Das denen von Redwitz zugehörige Jägerhaus wurde angezündet.

Am Freitag, den 4. Juni fiel der Obristwachtmeister über den Ausschuß, Johann Rudolph Mayer, welcher nach der Chronik Zitters ‚ein geborner Türck‘ war, mit 60-70 teils beritten gemachten Bürgern und Ausschüssern nach Unterrodach aus, erbeutete 3 Munitions- und Proviantwägen, welche die Markgräflichen in das Lager führen wollten und ließ sie nach Kronach schicken. Durch diesen Erfolg wurde Mayer jedoch übermütig. Auf Kosten der ihm unterstellten Kronacher Bürger und Ausschüsser wollte er ein Bravourstück liefern, indem er sich ‚mit dem Volck vffn Cronacherberg [hinterer Teil des Kreuzbergs] gantz unbesonnen begeben / dem Feind ein Pravada[70] machen wollen / vnd die guten ehrlichen Leuth mutwillig in den Todt geführt / dan als dem Feindt solches sobalden verkundschafft / welcher mit einerCcompagni zu Pferdt ober den Reneßberg [Rennesberg zwischen Marktrodach[71] und Friesen[72]] vff der höhe die Wacht gehabt / vnd die vnsrigen selbsten ersehen / hat er mit ein Regiment zu Pferd / so zu Friesen logirt, herüber gesetzt vff den Berg / alda anjtzo die Kirchen zum H. Creutz [Kreuzbergkapelle] stehet / vff vnsere Burger loßgangen / den hohen Berg hinein gejagt / theils vorgehieben / das vil von vns im stich gebliben‘. (Zitter 1666, S. 11-16). Hastver dazu in seinem Brief an Herzog Wilhelm: ‚Den 25. May [4. Juni] seind etliche Cronacher ausgangen vnnd die Waldischen Pauren, so sich gleicher gestaldt zue etlich .100. Rottirt, inn die Statt partiren wollen, welchen Ich durch meine Reutter aufpassen, vnnd bey .40. davon niederhauen lassen, seindt mir auch 4 gefangene eingebracht worden, seindt meistentheils Bürger gewesen‘. (Riksarkivet s. o.). Am 5. Juni herrschte wegen dieser herben Verluste große Trauer in der Stadt, währenddessen die kontinuierliche Beschießung fortdauerte. Am Sonntag, dem 6. Juni, dem Fest der H. Dreifaltigkeit, wurde das Glockenläuten, ja selbst das Schlagen der Uhr eingestellt. Während des Gottesdienstes flog eine Geschützkugel durch das Orgelfenster in die Kirche, eine andere traf den Vorbau der Ehetür (Westportal). Dabei wurde niemand verletzt, jedoch wurde ein Student aus Enchenreuth[73] auf dem Festungswall von einer Geschützkugel getötet. (Zitter s. o.).

Über das Schicksal der am 4. Juni gefangenen Kronacher Bürger herrschte noch lange Zeit Unsicherheit in der Stadt. Die betroffenen Familien reichten deshalb am 7. Juli 1632 eine Liste der noch vermißten Personen bei Statthalter Fuchs von Dornheim und dem Kommandanten de Melon ein. Hierin werden aufgezählt: der Bäcker Hannß Pfautsch, der Bürger Pauluß Vischer, der Sailerssohn Erhardt Ell, die Bürgerssöhne Hanß Scheitlein und Claus Schubert, ‚eins armen lahmen Mans sohn‘, Friedrich Halcke, ‚alß für einen Pothen ausgesandt‘, der Färber Hanß Hofmann, die Bürgerkinder Eckhart peter, ‚ein armer Vatter: undt mutterloser waiß, so auch für einen Pothen außgeschickt worden‘, Michael Thurndecker, ‚ein ganz armer Jung‘ und schließlich Jacob Müller ‚Popp genant von Neuses‘, welche Personen ‚gefenglich hinweg: vndt wie verlaut wurdt nach Königßhofen sein geführet worden‘.

Dieses eindringliche, von den Vätern, Ehefrauen und Müttern (teils Witwen) der Vermißten unterschriebene Schriftstück (StA Coburg, LA B 3122, Bl. 4-5) vermittelt in bedrückender Weise die Realität des Krieges und die Notsituation der betroffenen Familien. Statthalter und Kommandant nahmen sich deshalb auch dieser Angelegenheit mit Nachdruck an und schickten die Eingabe gleich am folgenden Tag (8. Juli) mit einem Begleitschreiben versehen weiter nach Coburg an den ‚durchleuchtigen hochgebornen Fürsten und Herrn Herrn Johann Casimir, Herzog zu Sachsen‘ etc. Als Faustpfand bot man einige gefangene Coburger Untertanen aus dem Amt ‚Neühauß (Neuhaus-Schiernitz[74]) im Austausch gegen die Kronacher an: ‚[…] da solche alda zu Königshofen[75] gefangen liegende Bürger pludtarmb undt mit dem geringsten sich bey herrn Obristen [Hastver] zu rantzonirn keineswegs vermögen, alß pitten Euer Fürstl: Gn: wir unterthenig […] es bey herrn Obristen dahin zu vermitteln, damit gehörte Bürger gegen Loßlaßung Euer Fürstl: Gn: Unterthanen, mögen entlaßen werden‘. (ebd, Bl. 2, 3). Die Gefangenen mußten noch bis Ende November 1632 auf ihre Auswechslung warten. Für zwei der Genannten kam jedoch jede Hilfe zu spät. Sie waren, wie die Liste der Gefallenen bestätigt, in der Gefangenschaft oder bereits auf dem Weg dorthin umgekommen.

‚Den 7. Junij, alß man alhie Kundtschaft erlangt / das die maiste Feindsreütterey gegen Teuschnitz[76] marchiert, seint die Officirer mit der Burgerschafft und Außschüssern dem Feind hinter dem Schloß vmb 1. uhr Nachmittag jns Läger gefallen / der eine Theil unten bey der Hayngaß / der ander Theil bei der langen Wiesen vber das Veld hinauff marchiert, und den Angriff gethon / dem Feind zwischen die Stuck und das Läger kommen / vff gegebene Salva den Feind in die Flucht gebracht / die Stuck [Geschütze] vernagelt[77] / alß aber ein Geschrey vom Schloßwahl hinaußkommen / das des Feindts Reuterey vom Wald hinfür angehieben komme / haben sich die vnserige wieder zurück gezogen / vnder welchen aber etliche zulang vff den Stucken verweilet / vom Feindt gefangen / vom Halß bis vff die Fueßsohlen lebendig geschundten / vnd begraben worden. Namens Lorentz Bapstman Kupfferschmid / Hans Fidler Pantzerwirth / Rochus Körner ein lediger Burgerssohn / und einer von Höfles[78] Berthold genant gewesener Spitahlknecht / Dieterich Reiff heffner ist todt geschossen vnd etliche verwundt worden / wie vns hernach etliche gefangene berichtet / vnd nach des Feindts Abzug wir auch dise Personen im Veld eingegraben und geschunden befunden / deren membra virilia lacerirt,[79] und deß Bertholdts seines gantz amputiert gewesen […] / unter welchem der eine Hans Fidler / nachdem ihm ein guttheil Hau vom Leib albereit abgeschunden niderknient vmb Gotteswillen gebetten / der Feind solte ihn wider heimb zu seinen kleinen Kinderlein lassen / warauff einer mit der Musquetten jhne geschlagen / vnd lebendig gleich ins Veld begraben‘.

Soweit die Schilderung des Stadtfähnrichs und späteren Bürgermeisters Johann Nikolaus Zitter in seiner Cronachischen Ehren Cron (Zitter 1666, S. 17ff.), die sich als Manuskript im Kronacher Stadtarchiv befindet. Die Chronik wurde im Jahre 1666 in Bamberg mit geringen Abweichungen gedruckt und von Andreas Baals verlegt. Der Kronacher Stadtschreiber Martin Tülp führt in seinem Tagebuch noch einen fünften Geschundenen an (Fehn Bd. VI, S. 191), was sich mit dem Bericht des Kronacher Ratsprotokoll-Buchs aus den Jahren 1630-1635 deckt. Dieses hatte sich der Bamberger Bibliothekar Joachim Heinrich Jäck ausgeliehen, der um das Jahr 1839 an einer nicht veröffentlichten Geschichte Kronachs arbeitete. Das ‚Stadtprotokollen-Buch‘ ist seither verschollen. Die Bamberger Staatsbibliothek besitzt jedoch ein Manuskript, zweifelsohne aus der Feder Jäcks, welches Teile aus diesen Ratsprotokollen enthält und im Jahr 1632 von dem Kronacher Oberpostinspektor Georg Hummel in Auszügen veröffentlicht wurde. Die dortige Eintragung unter dem 13. Juni lautet: ‚Nachmittags wurde an der Einebnung der schand[z] gearbeitet. Da fand man 5 auf die unmenschlichste grausamste Art zerstümmelte Körper von den unsrigen. Diese […] nannten sich Lorenz Pabstmann Kupferschmidt, Hans Fidler Gastgeber, Rochus Körner, Pertold von Höfles und Claus Herold von Weismain‘.[80]

Der Coburger Konstabler Conrad Rüger ist in seiner Schilderung nach Kräften bemüht, die Vorkommnisse dieses Tages herunterzuspielen. Er bringt aber dennoch einige, in anderen Quellen sonst nicht erwähnte Einzelheiten: ‚Den 25. Mai [4. Juni n. St. – richtig ist der 7. Juni, denn Rügers Zeitrechnung hinkt um jeweils 3 Tage hinterher] um 1 Uhr gingen die Cronacher stark heraus auf die Stücke los, vernagelten die 4 Margräflichen wie auch die 4 Coburger. Aber der Coburger Zündlöcher waren von vielen Schießen so weit geworden, daß die Nägel die Zündlöcher nicht ausfüllten, schadeten deswegen selbigen nichts. Im übrigen aber wurden die Belagerer ziemlich geschwächt, weil 53 Personen theils niedergehauen, theils sehr verwundet waren; auch hatten 2 Markg. Constabler ihr Leben eingebüßt und liegen dort begraben. Nach diesen bekamen die Belagerer 8 Cronacher bei den Stücken und auch den, der ihnen die Stücke vernagelt hatte. Diese 8 innsgesamt, weil sie fest waren und weder gehauen und geschossen werden konnten, wurden mit umgekehrten Musketen todt geschlagen und allda begraben, wird also fälschlich von den Cronachern ausgegeben, als wären sie lebendig geschunden worden‘. (bei Karche, S. 449).

Die Angaben Rügers, was die Anzahl der gefallenen und verwundeten Kronacher anbelangt, können in den Kronacher Quellen nicht bestätigt werden. Hier ist nur von den oben erwähnten 5 Toten die Rede und von einigen schwer Verwundeten, als man ‚gar mit denen Degen zusammen kommen‘ (Zitter 1666, S. 18). Im Widerspruch zu Rügers Aussagen meldet die Kronacher Chronik 60-70 tote Belagerer, darunter ‚etliche vornehme Officirer besonders ein berühmter Constabel / ohne die beschädigten‘, welche noch am gleichen Abend auf drei Karossen, ‚eine mit 6., eine mit 4. vnd eine mit 8 Pferdten bespandt / vom Läger hinweg vnd hinüber vff das Sächsische [Coburg] hinweggeführt‘ wurden. Die etwas ungeschickt herunterspielende Behauptung Rügers, die Gefangenen wären ‚fest'[81] gewesen, beruht auf einem unter Soldaten des dreißigjährigen Krieges weit verbreiteten Aberglauben, sich mit Hilfe geschriebener ‚Wundsegen‘ auch ‚Passauer Zettel‘ genannt, die als Amulette am Hut getragen wurden, ‚fest‘ oder ‚gefroren‘, also unverwundbar zu machen. Bezüglich der Geschundenen erhebt der Kronacher Kommandant Francesco de Melon in einem Brief vom 3.9.1632 an den Coburger Herzog Johann Casimir starke Anschuldigungen gegen die herzoglichen Untertanen: ‚[…] daß sie gar die von vnnß gefangene (.vor E: Fürstl: Gn: mit gebührender Reuerentz zumelten.) lebendtig geschundten, vnd die heüdt [Häute] von denselben, welches doch ganz vnmensch: vnd vnchristlich, zue Neüstatt [Neustadt bei Coburg] vnd anderen Ortten, offentlich vfgezeigt vndt feil gebotten wordten vndt sonsten allso gehauset, daß es Gott züerparmen, welches E: Fürstl: Gn: alles wissen sollten, [damit] Sie es gewiss, Ihro Fürstl: bekhunden nach selbsten nit ungestraft lassen würdten‘. (StA Coburg, LA B 3122, Bl. 7-9). Zum Gedenken an diese Märtyrer errichteten die Kronacher im Jahr 1654 eine Ehrensäule, welche auf ihrem Kapitell das von dem Bamberger Fürstbischof Melchior Otto Voit von Saltzburg verliehene Stadtwappen mit den ‚Geschundenen Männern‘ als Schildhaltern trägt.

Kehren wir nun, nach diesem Exkurs, zu den Ereignissen des 7. Juni 1632 zurück. Dem schwedischen Obristen Hastver schien die Kontrolle über die Ereignisse zu diesem Zeitpunkt bereits entglitten zu sein. Hastver war ansonsten für die Einhaltung guter Disziplin bekannt. In Königshofen gab es wenig Klagen gegen die finnische Garnison und er selbst hatte nach seiner Ablösung als Kommandant noch nicht einmal eine Ablösesumme von der Bürgerschaft gefordert, während sich andere Offiziere in ähnlichen Situationen schamlos bereicherten (Pleiss, S. 40). Daß seine eigenen finnischen Kompanien in die Vorfälle verwickelt waren, ist unwahrscheinlich. Die Finnen kamen erst zwei Tage später vor Kronach an. Hastver selbst berichtet über den besagten Tag lediglich: ‚Folgends .29. [richtig ist der 28.5./7.6., Hastver irrt hier um einen Tag] seindt Sie [die Kronacher] über .200. starck nachmittags ausgefallen, sich auch der Laufgraben bemechtiget, alß ich aber das Volck inn ordnung gebracht, seindt Sie wiederumb in die Stadt gejagt worden‘. (Riksarkivet Vol. E 842, Bl. 223). Auch das Sterbematrikel der Pfarrei Kronach enthält keine Anschuldigung in eine bestimmte Richtung, wenn es unter dem 13. Juni das Begräbnis der Opfer meldet, ‚welche im Lager hinter dem Schloß seindt niedergehauen worden und von den Coburgischen und Markgreffischen geschunden worden‘.

Bei den damaligen verrohten Sitten ist es nicht erstaunlich, daß sich Ende August desselben Jahres erneut eine ähnliche Prozedur ereignete, als der markgräfliche Obrist Hans Christoph Muffel in Marktschorgast[82] einfiel, etliche niedermachte und zwei aus dem Ausschuß, ‚wie vordem in Kronach lebendig schinden ließ‘. Dies findet sich als einer der Beschwerdepunkte in einem Memorandum, welches Bürgermeister und Rat von Kronach dem kaiserlichen Generalissimus Wallenstein[83] überreichen ließ, als dieser auf seinem Weg nach Lützen[84] sein Lager in Unterrodach aufschlug und in Kronach am 15.10. übernachtete (Fehn VI, S. 207).

Die oft zitierte persönliche Anwesenheit des königlich schwedischen Statthalters in Würzburg und bis Juni 1632 und Oberkommandierenden der Truppen des Fränkischen Kreises, Wolf Dietrich Truchseß von Wetzhausen zu Weisendorf und Weizenbach, im Feldlager vor Kronach ist ziemlich unwahrscheinlich, da der schwedische Generalkommissar Sigmund Heußner von Wandersleben am 30. Mai/9. Juni dem von Wetzhausen schrieb, daß er schmerzlich vor Kronach auf seine Ankunft gewartet hatte, und ihm vorwarf, daß er durch seine eigensinnigen Einquartierungen, Brandschatzungen und Plünderungen das Stift Bamberg ganz zu Boden gerichtet hätte (Looshorn VI, S. 275). Auch schreibt Oberst Hastver in seinen Briefen vom 13. Juni aus Neustadt bei Coburg an den schwedischen Reichskanzler Oxenstierna[85] und an König Gustav Adolf, daß er während der gesamten Zeit der Belagerung Kronachs ‚von Obristen Truchsees ganz keine nachricht haben können, ob er mit der Cavalleria das Stifft quittirt, oder wo er sich sonsten befinden möge‘ (Riksarkivet, Oxenstierna saml., Vol. E 620, Bl. 307).

Zwei Truchseßische Regimenter zu Roß, sein eigenes unter Oberstleutnant Johann von den Brinken und eines unter dem Oberstleutnant Jaroslav Adam von Schaffmann von Hemrles, eines böhmischen Emigranten, lagen seit Mitte Mai in der Gegend in und um Pegnitz[86] (südl. Bayreuth[87]). Von dort waren 2 Kompanien aus dem Regiment Schaffmann, insgesamt 200 Pferde, gleich zu Beginn der Belagerung nach Kronach kommandiert worden, wo sie sich der berittenen Kompanie des brandenburgischen Obristen Muffel anschlossen und sich am Nachmittag des 18. Mai der Stadt Kronach von Osten näherten, jedoch durch einige Kanonenschüsse aus der Festung Rosenberg zum Rückzug genötigt wurden (Zitter 1666, S. 5). Am folgenden Tag (19.6.[88]) verbanden sich dann die Schaffmann’schen Reiter mit 3 Kompanien zu Pferd von Claus Hastvers Regiment, um den von Burgkunstadt[89] heranziehenden Sukkurs aus Weismain[90] und Niesten bei Tiefenklein und Küps zu erstreuen (Khevenhiller XII, S. 148). Die restlichen Truchseßischen Kompanien blieben weiter in Pegnitz liegen liegen, denn am 25. Mai 1632 (5. Juni neuen Stils) schrieb aus dem Quartier Pegnitz Johann von den Brinken dem Oberst Wolf Dietrich Truchseß von Wetzhausen, daß er dem Feinde aus der Oberpfalz den Paß nach Forchheim[91] oder Bayreuth und Kronach verlegt habe; er verlangte Munition, ‚da es an Kraut [Pulver], Lunten und Loth [Blei] fehlt‘ (Looshorn VI, S. 275).

Am 8. Juni 1632 wurden beide Regimenter in Pegnitz[92] von dem kurbayerischen Obersten Johann Eberhard von Schönburg, Kommandanten der bayerischen Garnison in Auerbach in der Oberpfalz,[93] überfallen, ein großer Teil der 13 Kompanien, darunter 3 Kompanien Dragoner, in alle Winde zerstreut, ein Teil gefangengenommen.

Truchseß hatte zu Mitte Mai 1632 die fränkischen Regimenter, unter denen sich auch das Reiterregiment des schwedischen Generalleutnants Wilhelm von Goldstein befand, in der Nähe Kitzingens[94] zusammengezogen. Als Sammelplatz für geplante Angriffe gegen Forchheim, Bamberg und Kronach war Höchstadt an der Aisch vorgesehen, das Hauptquartier wurde in Wiesenthau[95] bei Forchheim eingerichtet. Im Vorfeld der Belagerung Kronachs kommandierte Truchseß zu diesem Zweck einige Truppen an den Obersten Claus Hastver ab. Vier Kompanien aus Hastvers eigenem geworbenen Regiment zu Fuß (nicht den in Königshofen liegenden Finnen), die sich bisher bei Truchseß in Kitzingen befanden, wurden nach Kronach auf den Weg gebracht, wo sie zwischen dem 23. und 25. Mai eintrafen. Herangeführt wurden sie allerdings nicht von Wolf Dietrich Truchseß selbst, sondern von dem Truchseßischen Oberstleutnant Georg Reichert.

Bereits vor dem 17. Mai waren auf Anordnung Truchseß‘ 3 Kompanien aus dem Reiterregiment Goldstein unter dem Major Joachim Ludwig von Seckendorf und am 18.5. die 200 oben erwähnten Schaffmann’schen Reiter aus dem Quartier Pegnitz eingetroffen. Über das undisziplinierte Verhalten der Goldstein’schen Kompanien beschwerte sich Hastver bitter bei dem schwedischen Reichskanzler Oxenstierna und König Gustav Adolf: ‚Vnnd ob mir wohl auch Obrist Truchsees Major Seckendorff mit 3. Compagnien von H: GeneralLeutenambt Goldsteins Regiment zuegeordnet, so seindt Sie doch nicht bey mir verblieben, sondern sich nach Zeulen [Merktzeuln[96]] begeben, vnnd der ortten seines gefallens nach gelebet‘. (Riksarkivet, Oxenstiernas saml., Vol. E 620, B. 307).

Anfang Juni 1632 mußte Truchseß den Oberbefehl über die fränkischen Kreistruppen an den schwedischen Generalwachtmeister und nürnbergischen Generalleutnant Balthasar Jakob von Schlammersdorff abgeben (Heilmann II, S. 350). Die Aktion gegen Kronach wurde in der Folge nicht mehr von Truchseß koordiniert – ein Umstand, der einiges an Konfusion in der Vorbereitung und Durchführung des Kronacher Vorhabens erklärt. Das Debakel von Wolf Dietrichs eigenen Regimentern vor Pegnitz am 8. Juni machte dann jegliche weitere Unterstützungsvorhaben zunichte. Die fränkischen Reiterregimenter Truchseß (unter OL Johann von den Brinken), Jaroslav Schaffmann, Wilhelm von Goldstein und Paul Khevenhiller kämpften übrigens alle bei der Schlacht an der alten Veste[97] bei Zirndorf im August und September 1632 gegen die Truppen Wallensteins, wo namentlich die Regimenter Truchseß erneut erhebliche Verluste erlitten (Fronmüller, S. 43; Soden I, S. 85)“.[98]

Im Postskriptum eines Berichts des Schossers Andreas Götz zu Heldburg[99] an die Regierung zu Coburg, mit dem Ersuchen, ihm mitzuteilen, welche Strafmaßnahmen gegen umher streifende Soldaten, die auf frischer Tat beim Rauben und Plündern gestellt würden, getroffen werden sollten, hieß es, dass nach Mitteilung Seckendorfs und des Wildmeisters Anton Wilhelm die Bauern und Bürger geäußert hätten, nunmehr selbst die Delinquenten niederschießen zu wollen.[100]

„Hastver schrieb am 24.Juni/4. Juli aus Staffelstein[101] an Wolf Dietrich Truchseß von Wetzhausen im Hauptquartier zu Wiesenthau, daß er mit 11 Kompanien zu Pferd und 7 zu Fuß kommt (ebd.[102] S. 276), nachdem er zu diesem Zeitpunkt die in Oberfranken verfügbaren Truchseßischen Regimenter zusammengezogen hatte“.[103]

So war auch Seckendorf bei den Kämpfen an der Alten Veste bei Zirndorf eingesetzt.

Der schottische Teilnehmer Robert Monro[104] berichtet über die verlustreichen Kämpfe: „Am 16. August kamen die Verstärkungen, die der Reichskanzler Oxenstierna und Herzog Wilhelm von [Sachsen- BW] Weimar in Sachsen, Hessen und Thüringen zusammengebracht hatten, in Windsheim[105] zusammen. Nachdem sie am 18. August in Herzogenaurach[106] und Bruck,[107] am 21. August in Fürth[108] waren, wo über 1 000 Mann kaiserliche Truppen lagen, die im Handumdrehen verjagt waren und ihren Rückzug in Wallensteins Lager nahmen. Nachdem dies geschehen war, setzten General Baner und Herzog Wilhelm von Weimar den Marsch mit der etwa 30 000 Mann starken Armee durch die Felder in Richtung auf das Dorf Großreuth[109] fort, wo sie sich auf einer Ebene eine halbe Meile vor dem Lager des Feindes in Schlachtordnung aufstellten. Der König marschierte dann mit der Armee aus dem Lager bei Schweinau[110] in Richtung Kleinreuth[111] heraus und stellte sich unverzüglich in Schlachtordnung vor dem Lager des Feindes auf. Die Kaiserlichen jedoch, die nicht bereit waren, sich im Feld sehen zu lassen, hielten sich innerhalb ihrer Verschanzungen und schossen mit ihren Kanonen auf uns. Sie richteten aber keinen Schaden an und töteten nur einen Konstabler und einige Soldaten. In der Erwartung, daß sie sich entschließen könnten, aus dem Lager herauszukommen, unternahmen wir den ganzen Tag über nichts und standen bis zum Abend zur Schlacht bereit. Dann bekam die Infanterie den Befehl, auf Kanonenschußweite an das Lager heranzugehen und Batteriestellungen vor der Front aufzuwerfen, und zwar auf der ganzen Länge, in der unsere Truppen dem feindlichen Lager gegenüberstanden. Wir hoben vom linken bis zum rechten Flügel vor unseren Linien einen Laufgraben aus, der sich von einer Batteriestellung zur anderen erstreckte. Dort wurden die Batterien großer und kleiner Geschütze eingebaut, 72 Kanonen, durch Musketiere und Pikeniere abgesichert, während andere Brigaden bereitstanden, ihnen zu Hilfe zu kommen, wenn es nötig sein sollte. Auch Kavallerie stand in der Nähe bereit, die Infanterie zu unterstützen.

Als der Tag anbrach, wurden die kaiserlichen Generale mit einer Artilleriesalve begrüßt, die sie zu so ungewohnter Zeit aus ihrem Schlaf weckte. Sie brachten sich in ihren Schanzen in Sicherheit, da sie nicht den Mut hatten, ihre Gesichter (II, 148) im Feld zu zeigen. Das Artilleriefeuer dauerte den ganzen Tag. Am Abend nahmen die Kaiserlichen ihre Streitkräfte in die Verschanzungen bei Altenberg zurück, die in diesem Abschnitt sehr stark waren, so daß keine Möglichkeit mehr bestand, ihnen dort mit der Artillerie beizukommen. Der König dachte deshalb, daß er den Feind aus dem Lager heraustreiben könnte, wenn er sich des Berges bei der Alten Veste bemächtigte. So gab er den Befehl, die Batterien in der Nacht aus den Stellungen zu ziehen, und indem er die Armee in Kampfbereitschaft hielt, marschierten wir nachts durch Fürth auf die andere Seite des feindlichen Lagers, in der Absicht, die Alte Veste einzunehmen und den Feind aus dem Lager zu werfen. Nachdem der König Nachricht erhalten hatte, der Feind sei überhaupt abgezogen und habe nur eine Nachhut auf dem Berg zurückgelassen, seinen Abmarsch zu decken, marschierten wir an die Alte Veste heran und stellten uns davor in Schlachtordnung auf, Reiterei, Infanterie und Artillerie. Um 7 Uhr morgens beschloß der König aufgrund einer weiteren nicht gesicherten Information, den Berg ernsthaft anzugreifen.

Herzog Wilhelm von Weimar, zu dieser Zeit Generalleutnant unmittelbar unter dem König, kommandierte die Armee, Bernhard von Weimar die Reiterei, General Baner [der schon in der Nacht vom 31.8. zum 1.9. verwundet worden war; BW] hatte das Kommando über die Infanterie, und Oberst Lennart Torstenson befehligte die Artillerie, während verschiedene andere Kavallerie von Stand angewiesen wurden, sich beim König zur Verfügung zu halten, da er die Schlacht leitete. So standen Graf Nelen [Nils Graf Brahe; BW], ein Schwede, damals Generalmajor der Infanterie, Generalmajor Boëtius, ein Deutscher, und Sir John Hepburn dem König zur Verfügung. Hepburn hatte das Kommando seiner Brigade niedergelegt, und da er nicht mehr im Dienst des Königs stand, hielt er sich nur so bei ihm auf. Generalmajor Rostein war als Stallmeister auch in der Nähe S. M., während Generalmajor Streiff [v. Lauenstein; BW] neben Herzog Bernhard die Reiterei befehligte.

Nachdem die Armee in Schlachtordnung aufgestellt war und die Stabsoffiziere beim König ihre Position eingenommen hatten, begann alsbald die Schlacht. General Baner wurde in den Arm geschossen und ging zurück, auch Generalmajor Rostein wurde getroffen und ging sofort nach hinten. Der König befahl starken Kampfgruppen von Musketieren, die aus allen Brigaden abkommandiert worden waren, unter Führung eines Obersts, eines Oberstleutnants und einer Anzahl befähigter Offiziere niederer Ränge gegen den Berg vorzurücken, um einen Einbruch in die Stellungen des Feindes zu erzielen, die dieser jedoch hartnäckig verteidigte. Der Kampf wurde auf beiden Seiten mit größter Härte geführt. Kaum waren die Sturmgruppen vorgegangen, mußten schon die Verstärkungen vorgezogen und eingesetzt werden, ihnen beizustehen. Der Tod war so häufig unter Offizieren und Mannschaften, daß diejenigen, die verwundet wurden, froh waren, mit dem Leben davongekommen zu sein, denn sie sahen unsere Lage als verzweifelt an, da wir unsere Leute verloren, ohne gegen den Feind voranzukommen, der durch seine Verschanzungen gedeckt war, während wir, Offiziere und Soldaten, wie die Zielscheiben vor ihm standen, auf die man nur zu feuern brauchte, da sie keine Deckung hatten, es sei denn, man bezeichnet den Schatten einiger großer Bäume im Wald als solche. So verloren wir die besten Offiziere und Mannschaften, und man konnte bei diesem Sturm kaum den Kopf heben. Da unsere besten Leute gefallen oder verwundet waren, wurden wir am Ende so schwach, daß die Infanteriebrigaden fast keine mehr Pikeniere hatten, die Fahnen zu schützen, denn die Musketiere waren durch die dauernden (II, 149) scharfen Angriffe zu erschöpft und aufgerieben. Das galt aber nicht nur für die Infanterie, die den Berg angriff, sondern auch für die Truppen an den Flügeln außerhalb des Waldes, wo die Kavallerieverbände beider Seiten sich heftig angriffen, unterstützt durch Dragoner und Musketiere, die als Verstärkung in den Kampf eingriffen.

Um 1 Uhr mittags befahl mir Herzog Wilhelm – es war mein erster Einsatz als Oberst – , am Fuß der Alten Veste das Kommando über eine Sturmgruppe von 500 Musketieren zu übernehmen, da Graf [Johann Jakob; BW] von Thurn getroffen worden war. Ich nahm von meinen Kameraden Abschied und befand mich, als ich auf meinem Posten ankam, im dicksten Durcheinander. Eine Menge Offiziere und Soldaten lagen überall blutend auf dem Boden herum. Als erstes ging ich nach meiner Lagebeurteilung daran, die Soldaten der Kampfgruppe anzuweisen, das Äußerste für unseren eigenen Vorteil, unsere Sicherheit und zum Niederhalten des Feindes zu tun. Ich sah, daß die Feinde von Zeit zu Zeit aus ihren Schanzen mit kleinen Gruppen von Musketieren Ausfälle machten und auf uns feuerten, auch daß sie unsere eigenen Bewegungen ausspähten und sich erst wieder zurückzogen, wenn ihr Pulver verschossen war. Um sie niederzuhalten, legte ich einen Sergeanten mit 24 Musketieren in einen Hinterhalt, sie bei ihrem nächsten Ausfall zu empfangen. Als sie das sahen, kamen sie nicht mehr heraus, bis auf einen Mann, der unsere Bewegungen ausspähte.

Als ich mich zu meiner Verstärkungsgruppe begab, um sie einzuweisen, und dabei stehenblieb, dann wieder weiterging, erkannten mich die Feinde daran wohl als Offizier. So kommandierten sie einen Mann mit einer langen Büchse[112] ab, der von einem Baum aus auf mich zielte und schoß. Die Kugel traf mich auf der linken Seite unmittelbar oberhalb des Hüftknochens, glücklicherweise aber auf die eiserne Schnalle meines Degengehängs, durchschlug sie, wobei sie plattgedrückt wurde und ihre Wucht verlor. Die Trümmer der Schnalle und die Kugel drangen etwa zwei Inch tief[113] in meinen Körper ein, wo ich sie fand. Ich habe sie nun als Amulett umhängen als Zeichen des Beweises dafür, daß ich damals durch Gottes Fügung mit dem Leben davonkam. Trotz meiner Verwundung und obwohl ich viel Blut verloren hatte, fühlte ich mich kräftig genug, auf meinem Posten bis zum Abend auszuhalten. Dann kam mein Oberstleutnant John Sinclair mit 500 Musketieren, uns abzulösen. Ich brachte aber nur einen geringen Teil meiner Leute zurück, da ich beinahe zweihundert Mann verloren hatte, nicht gerechnet die Offiziere und Soldaten, die verwundet worden waren. Sinclair brachte am nächsten Morgen noch weniger zurück, denn von denen, die nicht getötet oder verwundet worden waren und die Nacht über bleiben mußten, liefen aus bloßer Angst soviele davon, daß zuletzt von seiner ursprünglichen Zahl etwas mehr als 30 Offiziere und Soldaten übrig waren. […]

Beim Angriff an diesem Tag wurden auf unserer Seite getötet: Generalmajor Boëtius, Generalmajor Zepper, Oberstleutnant Maschien, Rittmeister Moritz von Moltzburg, Obristleutnant Wildenstein und verschiedene Offiziere niederer Ränge, dazu über 1 200 Soldaten, auch der Graf [Georg Friedrich; BW] von Erbach. Viele Offiziere waren verletzt, so z. B. der Graf [Kaspar; BW] von Eberstein, der Graf von Thurn, Oberst Burt, und von unseren Landsleuten aus dem Regiment Spence war Hauptmann Traile durch die Kehle geschossen, Hauptmann Vanse vom Regiment des Obersten Monro von Fowlis in die Schulter getroffen. Leonard Torstenson von der Artillerie und Oberst Erik Hand, beide Schweden, waren zusammen mit zwei Oberstleutnanten gefangengenommen worden. Bei diesem Gefecht wurden von unseren Leuten 2 000 Mann verwundet, die dann nach Nürnberg in Pflege gegeben wurden. Die getöteten Offiziere der Kaiserlichen waren: Oberst Jakob Fugger, Oberst Aldobrandini, Oberst [Mario; BW] de Caraffa und über 40 niedere Offiziere, dazu hatten sie 1 200 Soldaten verloren. Herzog Wallenstein und Herzog Bernhard von Weimar[114] wurde das Pferd unter dem Leib erschossen“.[115]

Vom 6.4.1634 datiert ein Schreiben von Bürgermeister und Rat zu Ummerstadt[116] an Seckendorf, eine „heute noch“ bevorstehende Einquartierung von 40 bis 50 Reitern, die bisher in Gauerstadt[117] im Quartier gelegen hätten, betrrefend, mit der Bitte um Mitteilung, wie man sich bei der Einquartierung verhalten solle, „damit wir der Sache nicht zu viel, noch zu wenig tun möchten“.[118] Das Metzgerhandwerk zu Hildburghausen[119] wandte sich am 16.4. an Seckendorf, um endlich die Bezahlung von 325 Gulden, 13 Groschen, 10 Pfenningen und 1 Heller für Fleischlieferungen anlässlich von Einquartierungen in der Stadt und Zent Hildburghausen in den Jahren 1625 bis 1631 zu veranlassen.[120] In mehreren Schreiben wandte sich die Gemeinde Streufdorf[121] an Seckendorf wegen einer Beihilfe zur Verpflegung und Fourage für die Einquartierung eines Trupps Reiter in Streufdorf und wegen der aufzubringenden Kontribution.[122]

Das Mandat des Herzogs Johann Ernst von Sachsen-Eisenach vom 28.4.1634, hier an Seckendorf gerichtet, betraf die Einbringung der restlichen Getreide- und Kontributionsgelder von 1633.[123] Am 11.5. erging die Resolution des Rats zu Hildburghausen an Seckendorf unter Bezugnahme auf dessen Resolution, wonach der Rat von Hildburghausen keine Ausschüsser ohne Vorwissen des Amtmanns fortschicken solle, mit der Bitte um Anordnung von Verhaltensmaßnahmen, da der Obrist von Zehmen befohlen habe, 10 Mann und einen Offizier nach Coburg zu schicken. Ferner wurde mitgeteilt, dass die angeordnete Lieferung von Hühnern, Eiern und Butter für den schwedischen Feldmarschall Johann Philipp Cratz zu Scharffenstein nach Bamberg durchgeführt werde (eine Aufstellung über die Lieferungen lag bei) und dass an Stelle eines ebenfalls angeforderten Saugkalbs 2 Rt. ins Amt bezahlt würden.[124] In diesem beschwerte sich die Gemeinde Streudorf bei Seckendorf, über die Einquartierung der Kompanie des Rittmeisters Adolph.[125] Ein Bericht des Amtes Heldburg, die Unterhaltung der Kompanie des Rittmeisters Adolph zu Streudorf betrrefend, war auch an Johann Philipp Cratz von Scharfenstein gegangen.[126] Die Gemeinde Gellershausen[127] erhob am 27.5.1634 Einspruch gegen die Einquartierung einer Kompanie unter Egloffstein auf zwei Tage und eine Nacht, da die Nachbarn wegen der dauernden Kriegsdurchzüge und Einquartierungen nicht einmal das „liebe Brot“ hätten. Vom 31.5. aus Coburg[128] datiert die vorläufige Entscheidung der sachsen-coburgischen Regierung für den „von Schweden bestallten Obristwachtmeister, Rat und Amtmann“ Seckendorff, Rittmeister Egloffstein bis zur endgültigen Entscheidung des Herzogs in den Orten des Amtes Heldburg Quartier zu gewähren.[129] Vom 1.6. aus Gehren[130] datiert die Mitteilung des Amtsschossers Balthasar Bleß an Seckendorf über die Ankunft des jungen Oxenstierna – wahrscheinlich war Johan Oxenstierna gemeint – , der mit seinem Stab und 7 Kompanien über Nacht Quartier nehmen und am folgenden Tag über den Thüringer Wald marschieren solle.[131]

Bürgermeister und und Rat von Hildburghausen[132] wandten sich am 2.6.1634 an Seckendorf, mittlerweile Obristwachtmeister, Fürstlich Sächsischer Rat, Oberforst- und Jägermeister und Amtmann auf Heldburg, unter Beifügung eines fürstlichen Befehls vom 22.5. aus Eisenach,[133] die Abhörung der Rechnung zwischen dem Rat der Stadt und Zent Hildburghausen über gelieferte Getränke für einquartierte Truppen betreffend, mit der Bitte, „zwischen uns und der Zent Verhör und Verabschiedung zu pflegen“. Auch wurde um Assistenz anlässlich der bevorstehenden Ankunft des jungen Oxenstierna gebeten.[134]

Vom 8.6. datiert das Antwortschreiben des Obristen Zehmen aus Coburg auf einen Bericht Seckendorfs, in dem mitgeteilt wurde, dass er nicht allein von Sreufdorf und Roßfeld, sondern auch von dem Taupadel’schen Trupp, der in Wetzendorf einquartiert sei, schimpfliche Antwort erhalten habe. Er habe es Herzog Bernhard mitgeteilt und erwarte Resolution: „Diese Nacht habe ich Nachricht erhalten, wonach sich Herzog Bernhard bei Rottenburg[135] bei Nürnberg befindet, so bin ich gesonnen, dahin zu reisen und ihm alles mündlich vorzutragen, damit wir die Völker aus dem Lande los möchten werden“.[136] In einem Bericht der Gemeinde Streufdorf an Seckendorf geht es um die üblichen Querelen mit der Besatzung: Er betraf den Überfall eines betrunkenen Soldaten auf zwei Bürger, die von der Gemeinde zur Wache bestimmt waren und auf dem Weg zur Wachstube waren, wobei einer der Wächter schwer verwundet wurde. Da der Quartiermeister in Abwesenheit des  Rittmeisters den Täter in der Gemeindestube festsetzen ließ, in der die Soldaten zu saufen pflegen, verweigerten die Nachbarn nicht nur die Übernahme der Bewachung des Gefangenen, sondern auch der Tag- und Nachtwachen überhaupt, weil sie befürchteten, ebenfalls niedergeschlagen zu werden. Es wurde daher um Resolution ersucht, wie es mit der Bewachung des Gefangenen und der Durchführung der Tag- und Nachtwachen überhaupt gehalten werden sollte“.[137] Am 14., 15. und 18. Juni 1634 schrieb der Kornett Hans Kilian Neumayr von Ramsla aus seinem Quartier Roßfeld[138] bei Coburg an Seckendorf und ersuchte diesen um die Verlegung des Quartiers seiner Reiter nach Stressenhausen, da seine Reiter in Roßfeld „nichts mehr zu leben haben und das Wehklagen der Bauern sowohl, als der Reiter nicht aufhören will“.[139]  Vom 21.6. datiert das Gesuch des stolbergischen Amtmanns Johann Friedrich Hüblein zu Schwarza[140] an Seckendorf, eine Klage des Wolfskehl’schen Verwalters gegen die Gemeinde Streufdorf betreffend, die bei „jüngst vergangener“ Einquartierung den von Wolfskehl’schen Gebrüdern, seinen „großgünstigen Junkherrn“, 14 Berittene zugewiesen habe, für die nach nunmehr 7 Wochen kein Futter mehr vorhanden sei, mit der Bitte, dem Verwalter Amtshilfe gegen die Gemeinde Streufdorf zu gewähren, damit dem unhaltbaren Zustand ein Ende bereitet werde.[141]  Der Müller Bernhard Kempf in Hildburghausen wandte sich am 22.6. an Seckendorf, den Rat von Hildburghausen, auf dessen Anordnung er den Aldringen’schen[142] Truppen 2 Pferde stellen musste, die er nicht wieder erhalten habe, anzuweisen, den restlichen Betrag in Höhe von 24 Gulden für die Pferde zu bezahlen, zumal er den Betrag zur Abtragung einer Schuld bei dem alten Schosser benötige.[143]

Am 28. Juni teilte der vor der bambergischen Feste Forchheim[144] liegende und mit der Blockade beschäftigte Johann Philipp Cratz von Scharfenstein Seckendorf mit, dass er Egloffstein befohlen habe, sich mit seinen Reitern und der Bagage zu ihm zu begeben. Seckendorf solle ihm eine Aufstellung über die Kosten der Einquartierung und einen Bericht über das Verhalten der Reiter während ihrer Einquartierung im Amt Heldburg mitgeben. Auch möge ihm Seckendorff bei dieser Gelegenheit für seine Küche etwas an Hühnern, Schmalz, Kälbern und Lämmern mitgeben.[145] Noch am 5. Juli fragte die Gemeinde Schlechtsart[146] über 3 Boten aus der Nachbarschaft an, wie man es mit dem anlässlich der Einquartierung übrig gebliebenen Getränk und Futter gehalten werden solle, ferner, wie sie sich gegenüber der abziehenden Truppe verhalten solle, die zum Abschied von der Gemeinde Geld gefordert habe, wozu aber die Gemeinde nicht in der Lage sei.[147] Dabei lag auch das Verzeichnis der Erpressungen und Gewalttaten, die Egloffsteins Reiterei in ihrem Quartier Schlechtsart verübt hatte.[148]

Vom 7. Juli datiert das Konzept eines Berichtes des Amtes Heldburg an den sachsen-coburgischen Obristen Zehmen über eine Besprechung, die im Amt Heldburg mit den Schultheißen und Dorfmeistern der Zent Heldburg stattgefunden hatte, bei der man über die Kontribution zur Verpflegung der Kompanie Adolphs sowie das geforderte Werbegeld gesprochen und entschieden hatte.[149] Vom 8.7. stammt ein Gesuch des Hans Casimir von und zu Hessberg aus Bedheim[150] an Joachim Ludwig von Seckendorf, seine Untersassen und Lehnsleute zu Simmershausen und Stresshausen mit der erneuten Einquartierung der Kompanie Adolphs an Stelle der abgezogenen Reiter des Rittmeisters Friedrich von Egloffstein verschonen zu wollen, da vor allem Simmershausen über 30 der „versoffensten und unersättlichsten“ Reiter zugewiesen worden seien.[151] Der regierende Bürgermeister Nikolaus Spögner von Ummerstadt wandte sich am 10.7. an Seckendorff, was die Abtragung der anlässlich der fünfwöchentlichen Einquartierung der Egloffstein’schen Reiter entstanden Kosten durch die Bürgerschaft betraf. Da die durch Brand geschädigten Bürger, die dem erteilten Abschied nach entsprechend ihren Anteil nach ihrem Besitz an Feldgütern zahlen sollten, die Beteiligung an den Kosten aber ablehnten, wurde um Entscheidung ersucht, wie man mit den brandgeschädigten Bürgern verfahren solle.[152] Vom 15.7. datieren die Berichte des Zentgrafen Georg Eimes zu Heldburghausen an Seckendorf, den Raub von 2 Ochsen und 3 Pferden in Vachdorf[153] durch Soldaten betreffend.[154] Seckendorf wandte sich am 19.7. an einen nicht näher genannten Adressaten, die Kontributionsgelder für den Major vom Limbach’schen Regiment betreffend“.[155] Der Rat der Stadt Ummerstadt[156] richtete am 19.8. an Seckendorf das Ersuchen, den Proviantverwalter Sano von Coburg, der plötzlich mit Reitern und Dragonern in der Stadt angekommen sei, aufzufordern, die Stadt wieder zu verlassen, zumals er bereits Quartier genommen habe und nicht weichen wolle.Dabei lag ein Antwortschreiben auf ein Schreiben des Heldburger Amtmanns, die gleiche Angelegenheit betreffend. Da der Proviantverwalter mit seinen Reitern nicht weichen wolle, wurde der Amtmann gebeten, selbst nach Ummerstadt zu kommen oder ihm ein „Brieflein“ zu schreiben. Es existiert ein „Verzeichnis, was zur Verpflegung der Exekutionsreiter und Dragoner von Coburg, welche am 19.8. gegen Abend allhier nach Ummerstadt gekommen, die Nacht daselbst verblieben und folgenden Tags, nach Mittag, wiederum abgezogen, aufgewendet worden“.[157]

Am 9.9.1634 übertrug Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar Seckendorff die Verteidigung der Veste Heldburg. Diese übergab er allerdings bereits im Oktober 1634 den anrückenden Truppen Melchiors von Hatzfeldts und Forgáchs und flüchtete auf die Veste Coburg, wo er eine ziemlich dubiose Rolle bei der Übergabe der Veste an die Kaiserlichen unter Lamboy spielen sollte.

„Wir wenden uns nun wieder den Truppen des Generalwachtmeisters Wilhelm von Lamboy zu, die wir am Sonntag, dem 29. Oktober 1634, bei ihrem Abzug aus dem geplünderten  Kulmbach[158] verlassen hatten. Am 30. 10. (n. St.) kamen diese, 2500 Mann in 6 Regimentern stark, mit zwei Feldstücken im Herzogtum Coburg an. Lamboy, der über Kronach herangezogen war, schlug sein Hauptquartier in Großheirath südlich von Coburg auf. Durch ein mittels eines Trompeter überbrachtes Schreiben ließ er noch am gleichen Tag Bürgermeister und Rat der Stadt zur Übergabe auffordern. Die Stadt schickte daraufhin eine Deputation, bestehend aus dem Obristwachtmeister Felix Rauschart, Kommandant über die Bürgerschaft und Stadtgarnison, sowie den Räten Ludwig Wilhelm von Streitberg, Dr. Bonaventura Gauer (Assessor des Schöppenstuhls), Dr. Andreas Peter Wolfrum (Assessor des Consistoriums) und Andreas Hohnbaum (Bäcker auf dem Steinweg) in das Lamboy’sche Hauptquartier. Der wollte allerdings die Delegation überhaupt nicht empfangen, sondern ließ die Verhandlungen durch seinen Bruder, Georg von Lamboy, führen. Lediglich den Oberstwachtmeister Rauschart, den er gut kannte, empfing er persönlich. Lamboy forderte für 5 Kompanien zu Fuß und seine Leibkompanie zu Pferd Quartiere in der Stadt, Proviant für die gesamten Truppen und eine Ranzion von 10.000 Gulden. Die Deputierten, welche die Unmöglichkeit der Forderungen erklärten, wurden bei ihrem Abzug bedroht, daß, sollte man sich am folgenden Tag nicht zugänglicher erzeigen, man mit Coburg wie mit Hof[159] und Kulmbach verfahren wolle. Die geforderte Ranzion konnte nach einigen Tagen schließlich auf 5000 Gulden heruntergehandelt werden, worauf am 26.10./ 5.11. ein aus 8 Punkten bestehender Übergabevertrag unterzeichnet wurde und Lamboy mit den oben erwähnten Kompanien in die Stadt einzog. Das übrige Volk wurde in die Dörfer rund um Coburg einquartiert, wo alle Dorfschaften zu deren Verpflegung beitragen mußten. Der vereinbarte Übergabevertrag besagte, daß Stadt und Land Coburg bei ihren Herrschaften, Privilegien, Rechten und Gerechtigkeiten sowie Religion und Profan-Frieden belassen werden sollten. Die fürstliche Residenz, Kirchen, Schulen, Sekretariate, das Rathaus, die Kanzlei und das Gymnasium wie auch alle herzoglichen Beamten, Räte, Diener sowie alle Einwohner und Untertanen sollten unbeschadet bleiben und auf dem Lande Plünderungen und andere Insolentien unterbleiben. Auch wurde zugesagt, die Stadt mit keiner weiteren Ranzion zu belegen und Güter und Vermögen der Räte und der in der Stadt befindlichen Adligen unangetastet zu lassen. Wie diese Zugeständnisse eingehalten wurden, wurde sofort nach dem Einzug der kaiserlichen Truppen in die Stadt ersichtlich. Lamboy ließ die Bürgermeister in der Ehrenburg, wo er auch persönlich einzog, festhalten und verlangte von diesen wöchentlich 1000 Taler zu seiner Unterhaltung, nebst Viktualien und Vieh, welche Summe er jedoch aus realistischen Gründen auf 600 und schließlich auf 450 Taler wöchentlich reduzierte.

Auf der Veste Coburg war der Oberst Georg Philipp von Zehm Festungshauptmann im Dienste Johann Ernsts von Sachsen-Eisenach, der seit dem Tod Herzog Johann Casimirs Hausherr der Festung war. Zehm, der eigentlich zu den Truppen Herzog Wilhelms von Weimar gehörte, war von diesem am 9. September 1634, kurz nach Bekanntwerden der Nördlinger Niederlage, erneut als Kommandant der Veste Coburg bestätigt worden (Huschke, S. 235). Das dortige Oberkommando beanspruchte jedoch der von Herzog Johann Ernst bestellte Oberstwachtmeister Georg Sittig von Schlitz, genannt Görtz, welcher die bisherige Garnison befehligt hatte. Von der ehemaligen Taupadel’schen Besatzung war, nach dessen Abzug im Februar 1633, eine Kompanie Dragoner unter dem Kapitän Michael Griesheim verblieben, über dessen und seiner Untergebenen Verhalten allerdings in den vergangenen beiden Jahren vielfältige Beschwerden eingekommen waren. Griesheim fühlte sich dem Major Görtz unterstellt, was zu vielfältigen Kompetenzstreitigkeiten führte.

Die gesamte Besatzung der Veste sollte Zehm im August 1634 auf Befehl Herzog Wilhelms von Weimar auf 800 Mann zu Fuß und 100 Reiter komplettieren. Davon waren allerdings 500 Mann aus der Landesdefension (Ausschuß) abzustellen, 200 Mann davon sollten die Veste Heldburg besetzen. Die bewaffnete Bürgerschaft Coburgs zählte gegen 530 Mann, von denen sich aber nur ein kleiner Teil auf die Festung begeben hatte. Obwohl die Stärke der Festungsgarnison im Oktober 1634 nirgends explizit angegeben ist, darf man aus den vorhandenen Zahlen annehmen, daß die geworbene Besatzung nicht mehr als 100-120 Musketiere unter dem Hauptmann Michel (meist aus den Truppen Herzog Wilhelms von Weimar, die dieser ebenfalls am 9. September 1634 dorthin kommandiert hatte) und 70 berittene Dragoner Griesheims umfaßte, wozu noch etwa 120 Ausschuß aus Coburg, Neustadt,[160] Sonnefeld,[161] Neuhaus (am Rennweg)[162] und Hildburghausen[163] vorgesehen waren. Die Ausschußkompanie kommandierte der Hauptmann von Birkig. Insgesamt umfaßte die Festungsbesatzung wohl 250-300 Mann. Im Laufe der Belagerung erkrankten ca. 60 Personen, 16 kamen zu Tode. Oberst Zehm bat während der Belagerung Herzog Wilhelm mehrmals um eine Verstärkung von 100-150 guten Musketieren, welche zwar öfters zugesagt wurde, tatsächlich jedoch nie ankam. Jedenfalls schreibt der auf die Veste geflüchtete Kommandant der Heldburg, Joachim Ludwig von Seckendorf in einer Rechtfertigungsschrift, es wäre ‚rühmlicher gewesen, es hätten 300 junge Mannschaften in Coburg die Resolution gefaßt und sich auf die Festung, dem Feind zu resistiren begeben, statt alte verlebte Krämer und dergleichen Gesellen hinaufzuschicken‘. (T. Krieg, S. 34, 35, 42, 45).

Das Lamboy’sche Belagerungskorps war zahlenmäßig starken Schwankungen unterworfen. Als Lamboy die Stadt mit einer Anzahl berittener Truppen am 16.11. für einige Tage in Richtung Römhild[164] verließ, ließ er nur 500 Mann zu Fuß und 60 Reiter zurück. Wenig später wurde jedoch eine Verstärkung Hatzfeldischer Truppen von dem nun quasi verbündeten sächsischen Oberst [später Generalleutnant] Albrecht von Kalckstein[165] herangeführt. Lamboy verfügte damit, außer dem Kürassierregiment Hatzfeld und den Fußregimentern Gallas,[166] Johann von Adelshofen und Graf Rudolf von Thun[167] (letzterer ab Dezember), über zusätzliche Kompanien aus dem Fußregiment [Johann v.; BW] Götz und den Kavallerieregimentern Forgách (Kroaten) sowie Johann Wilhelm von Willich (Arkebusiere), die ihm Piccolomini[168] zur Verfügung gestellt hatte (DBBTI V/1188; Karche III, 137). Offensichtlich ist, daß es in Lamboys Truppenzusammensetzung seit seinem Anmarsch über Kulmbach (s. vorgehendes Kapitel) erhebliche Verschiebungen gegeben hatte. Zehm schätzte die Verstärkungen einschließlich der angekommenen Bergknappen und ‚Minirer‘ auf 1200.

Unmittelbar nach der Einnahme der Stadt am 5.11. begannen die Truppen Lamboys mit der Einschließung und Belagerung der Festung. Oberst Zehm, der abwesend war und von Steinheid[169] her anreiste, gelangte gerade noch rechtzeitig in die bereits umstellte Burg. Die Dragoner, welche gerade in Richtung Cortendorf[170] und Lützelbuch[171] zum Furagieren ausgeritten waren, waren durch einen Losungsschuß zum Rückzug ermahnt worden, wurden aber vom Feind umringt und hatten 3 Tote und etliche Verletzte zu beklagen, bevor sie sich in die Festung zurückziehen konnten. Rüger, der gerne zu Übertreibungen neigt, berichtet, daß einer der Verwundeten namens Eucharius aus Hildburghausen ‚also gestochen worden, daß der durch die Wunde gehende Wind sein Licht ausgelöscht‘. Der solchermaßen Verletzte wurde jedoch wundersamer Weise wieder geheilt. Oberst Zehm beklagte sich heftig über die seiner Meinung nach allzu schnelle Übergabe der Stadt und über diejenigen, ‚so accordiert und die Stadt so liederlich übergeben‘.

Die ersten Tage und Wochen der Belagerung vergingen, da die feindlichen Truppen noch relativ schwach waren, mit verschiedenen Plänkeleien und Scharmützeln. Die Einschließung scheint zu diesem Zeitpunkt noch nicht so konsequent gewesen zu sein, denn vom Landvolk wurden allerhand Viktualien in die Festung getragen. Unter anderem kamen zwei Schuster aus Sonneberg[172] zum Verkauf von zwei Tragen Schuhen in die Burg, welche man für Spione hielt und verhaftete. Eine Frau, die eine Bürde mit Heu in die Festung tragen wollte, wurde allerdings auf dem Rögnersberg erstochen. Am 9. November wurde ein Bäckerjunge als heimlicher Bote mit der Bitte nach Verstärkung zu Herzog Wilhelm von Weimar abgefertigt. Dieser sollte zum Zeichen dafür, daß er den Belagerungsring erfolgreich überwunden hatte, ein Feuer auf dem Mühlberg machen, was auch gelang. Am 16. November versuchten die Belagerer zum ersten Mal an die Tore der Burg zu kommen um dort Feuer einzulegen, wurden aber durch die beiden auf der Brustwehr stehenden Konstabler Conrad Rüger und Hans Jakob Seidenschanz mit Granaten und Sturmtöpfen[173] abgetrieben. Am 19. November kam der an Herzog Wilhelm abgesandte Bote wieder zurück und machte zum Zeichen seiner Ankunft auf dem Mühlberg wieder ein Feuer, worauf man ihn über den Burggraben in die Festung geleitete. Er brachte die Nachricht, daß Herzog Wilhelm unweigerlich Sukkurs schicken wolle, der jedoch nie eintraf.

Die Belagerung der Veste ging indessen, da Lamboy sich für einige Tage zu Konsultationen mit Forgách nach Römhild[174] begeben hatte (am 16.11.), mit relativ geringem Engagement weiter. Rüger berichtet unter dem 20. November von einer merkwürdigen Exkursion von 5 Landesdefensionern, die zum Holzholen in die abgebrannte Schäferei ausrückten. Dabei mußte ihnen die Jungfer Katharina Krug die Gewehre nachtragen. Auf dem Rückweg wurde die Gruppe von einer feindlichen Streifpartei überrascht. Die Männer ‚riefen gedachter Jungfer, welche schon etwas vorgegangen, um Gotteswillen zu eilen und ihnen ihre Gewehre zu bringen, worauf sie wieder zurückgesprungen und den Männern dieselben überbracht, welche nun auf den Feind los gingen. Zu ihrer Defension wurde aus der Festung mit Doppelhaken und Musketen Feuer unter die Feinde gegeben, daß sie ausreißen mußten und kamen die 5 Männer ohne Schaden durch Gottes Hilfe davon, nahmen ihr Holz wieder auf den Hals und brachten es in die Vestung‘. Kommandant Zehm unternahm nun einen Versuch die in der Stadt liegenden feindlichen Truppen zu verunsichern. Er ließ zwei Geschütze auf die geheime Ratsstube in der Ehrenburg, in der Lamboy sein Quartier hatte, zwei auf den Markt und zwei auf das Rosenauschlößchen richten und diese abfeuern. Gleichzeitig ließ er einen Ausfall beim Heiligkreuztor und Steintor machen, der allerdings wenig Erfolg hatte, sonderlicher Schaden ‚sei in der Stadt nicht geschehen‘. (T. Krieg, S. 35).

Wegen des ausbleibenden Sukkurs wurde der Bote am 4. Dezember erneut mit der dringlichen Bitte um Unterstützung zum Herzog geschickt. Dieses für Herzog Wilhelm, zu diesem Zeitpunkt ja noch schwedischer Generalleutnant, typisch unzuverlässige Verhalten hatten wir bereits bei der am 22.11. ausbleibenden Unterstützung für die heranziehenden Hessischen Truppen unter Kurt von Dalwig erlebt. Wilhelm schien zu dieser Zeit bereits zu taktieren, da er davon ausging, daß sich die Coburger Besatzung länger halten würde und durch das sich abzeichnende Pirnaer Friedensabkommen zwischen dem Kaiser und Sachsen (23.11.1634) die Veste Coburg in die Neutralität aufgenommen werden könnte. Daß jedoch Wilhelm den Entsatz der Veste zumindest plante, geht aus den Verhandlungen mit dem schwedischen Feldmarschall Johann Banér vom 9.12. hervor, den er, wie sich herausstellen sollte erfolglos, zu einem Vorstoß gegen Franken zu überreden versuchte. Der Coburger Kommandant Zehm hatte Wilhelm durch den abgesandten Boten gemeldet, daß die Kaiserlichen durch die erfolgte Beschießung der Stadt und den Ausfall so in die Furcht geraten seien, ‚daß sie, hätte es nur etwas stärker ausfallen können, die Stadt sollten quittiert haben‘. Auch, daß die in der Stadt liegenden kaiserlichen Truppen Furcht vor einem neuen Überfall hätten und der Herzog mit 2000 Reitern und 1000 Mann zu Fuß diese leicht über-wältigen und die Festung entsetzen könne (Huschke, S. 264). Der Kurier kam am 12. Dezember mit der Botschaft zurück, daß die Unterstützung innerhalb der nächsten beiden Tage nun unweigerlich eintreffen sollte. Die Konstabler Rüger und Seidenschwanz wurden deshalb ‚mit 2 halben Karthaunen und 50 Kugeln, 13 Ctr. Pulver und 6 Pfd. Pirschpulver,[175] zum Zündkraut zu gebrauchen‘ in Stellung gebracht um der herannahenden Verstärkung Feuerschutz geben zu können und dem Feind ‚bei der Stahlhütte in Gotsmanns Garten Pahre [Barré] zu schießen‘, diesen also abzuriegeln (Die Stahlhütte, also das Schießhaus für die Armbrustschützengilde, stand an der Stelle des heutigen Landestheaters).

Die erwartete Verstärkung blieb natürlich aus. Am 23.12. (2.1.) ordnete Zehm einen größeren Ausfall mit 100 Mann an. Diese kamen bis unter die Tore der Ehrenburg, mußten sich aber nach kurzem Gefecht unter Mitnahme eines Gefangenen wieder in die Festung zurückziehen. Rüger erwähnt diesen Vorfall seltsamerweise nicht, berichtet jedoch von einigen Ausfällen der Dragoner unter dem 21. und 24. Dezember, welche einen Gefangenen einbrachten, der vorgab, ein geborener Grieche zu sein und deshalb nicht antworten wollte. ‚Da wardt befohlen, man solle ihn todt schießen; da konnte er gut deutsch reden‘. Während der nun folgenden Weihnachtsfeiertage hielten sich beide Seiten ruhig.

Im Januar 1635 kam Johann Ludwig Fueß, der Kommissar des kaiserlichen Feldmarschalls Piccolomini nach Coburg. Er ließ etliche Mandate wegen monatlicher Kontributionen von 1000 Gulden, Lieferung von Proviant und Beschaffung von Quartieren publizieren. Er selbst verlangte monatlich 200 Taler neben Kost und Futter. Fueß wurde durch den kaiserlichen Oberkommissär Daniel Wolff abgelöst, der eine eigene Vergütung von monatlich 600 Reichstalern und eine sofortige Kontribution von 8000 Talern für die Kriegskasse forderte. Den Beamten und Räten der Coburgischen Städte wurde bei Nichtzahlung mit Arrest und militärischer Exekution gedroht, so daß sie schließlich eine Obligation über 6000 Taler ausstellten. Als die Stadt Coburg diese Kontributionen nicht mehr aufbringen konnte, wurden die Mitglieder des Rates 8 Tage lang in die Regimentsstube auf dem Rathaus auf dem Rathaus eingeschlossen. Kaum hatten sie sich gegen eine goldene Kette und eine Anzahl von Wertgegenständen freigekauft, wurden sie erneut, neben dem Kanzler Dr. Ernst Fomann auf Waldsachsen und dem fürstl. Rat Dr. Peter Wolfrum, in der großen Ratsstube der fürstlichen Regierung inhaftiert und von Soldaten bewacht, bis sie schließlich eine Obligation über 3400 Reichstaler ausstellten, worauf sie freigelassen wurden.

Rüger berichtet unter dem 2. Januar von etlichen Ausfällen der Dragoner, die dabei einen Toten und 2 Gefangene zu beklagen hatten. Die Gefangenen wurden von den Belagerern grausam umgebracht. Der eine, weil er zwei Glaskugeln bei sich trug, was als abergläubisches Mittel galt, um das ‚Festmachen‘ also die Unverwundbarkeit des Gegners aufzuheben. Diesem stachen sie die Augen aus, schnitten ihm ein Kreuz auf die Stirn und erschossen ihn. Der zweite, ein Knecht des Dragonerfähnrichs Klaus Börzinger, weil er eine Pirschbüchse bei sich trug, also als Scharfschütze galt.[176] Dieser Knecht sollte, weil er in das Zeughaus eingebrochen war, bereits am Vortag in der Veste erschossen werden, war jedoch von der Schwester Georg Christophs von Taupadel, die sich noch auf der Veste befand, freigebeten worden. Am 20. Januar streuten die Dragoner sogenannte Lähmeisen, also vierzackige Fußangeln, aus und legten Lähmbretter (Bretter mit durchgeschlagenen Nägeln). Der in diesen Hinterhalt gelockte Feind hatte dadurch zahlreiche Verluste an lahmen Pferden.

Die Nachrichten des Festungskommandanten Zehm an seinen Landesherren Herzog Johann Ernst von Sachsen-Eisenach und den de facto schwedischen Generalleutnant Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar wurden im Februar des Jahres 1635 zunehmend dringlicher. Wilhelm legte nach wie vor seine Verzögerungstaktik an den Tag. Am 9./19. Februar wies er Zehm auf die laufenden Friedensverhandlungen hin und erklärte, daß ein solcher Frieden nicht nur einen Waffenstillstand, sondern den Wegzug aller kaiserlicher Truppen aus der Grafschaft Henneberg[177] und dem Herzogtum Coburg nach sich zöge. Sein mangelndes Eingreifen entschuldigte Wilhelm damit, daß der Feind nördlich des Thüringer Waldes keine Feindseligkeiten zeige, er deshalb diesen Zustand gleichfalls nicht durch feindselige Haltungen gefährden wolle. Dem Kommandanten empfahl er, einen Unterhändler zu Lamboy zu schicken und ihn über den bestehenden Waffenstillstand zu unterrichten, der zwangsläufig auch die Festung Coburg einbeziehen würde.

Während Herzog Wilhelm zumindest noch produktive Vorschläge machte, beschränkten sich die Ratschläge Johann Ernsts, der keinen militärischen Einfluß hatte, auf reine Durchhalteparolen. Bereits im Januar hatte Zehm geklagt, daß er von seinem Landesherren und dessen Räten keine Antwort bekomme. Zu Anfang Februar legte er diesem die militärische Situation dar. Danach hatte Lamboy umfangreiche Vorbereitungen für einen Sturm machen lassen. Dafür seien zahlreiche Schanzkörbe, Faschinen und Sturmleitern etc. verfertigt worden. Zudem habe man mit der Unterminierung der Veste begonnen, zu welchem Zweck zwei ‚Minierer‘ (Bergbauingenieure in Militärdiensten) und eine große Anzahl an Bergknappen angekommen wären. Zehms kontinuierliches Klagen und die durch seine eigene Hilflosigkeit bedingte Wut veranlaßten Johann Ernst am 10./20. Februar dazu, einen außergewöhnlich scharfen Durchhaltebrief an den Kommandanten zu richten: ‚Herr Obrister, ich weiß nicht, wie ihr gar so verzagt schreibet, Ihr sagt, Ihr seid so lange blockiert gewesen, Ihr müsset aber wissen, Blockierung ist nicht Attackierung, wenn sie Euch etwas tun wollen, so müssen sie Euch auf den Leib, es ist auch die Festung so hoch, daß sie nicht werden so bald hineinsteigen, auf den gesetzten Fall kommen sie hinein, ist es doch nichts Neues, daß man sie wieder herausschlagen [muß]. Es ist leicht von einem Kavalier geredet, daß man Leib und Leben zusetzen will; wenn alles dabei in Acht genommen wird, ists wohlgetan; der Herr Obriste betrachte, es ist kein Geringes, ein Kommando zu begehren und auf sich zu nehmen, man muß auch danach tun, was sein Amt mit sich bringet. […] ich verstehe mich zu Euch als einem Kavalier, Ihr werdet tun, was Euch gebühret, befehle Euch hiermit ernstlich, für mich und mein Haus, daß Ihr unsre Festung bis auf den letzten Mann und letzten Blutstropfen verteidiget, und man will von keinem Akkord wissen; tut Ihr nun wohl, so versichere ich Euch, es soll Euch mit solchem Dank belohnet werden, daß ihr damit sollet zufrieden sein, tut Ihr aber übel, und lebet dem Allen nicht nach, so wird man es von Eurem Kopf fordern‘. (T. Krieg, S. 36).

Zehm schrieb seinem Landesherren im Verlauf des Februar, daß die Blockade der Festung nun vehement vorangetrieben würde, ‚fast nicht ein Hund könne mehr herauskommen‘. Die Belagerer hätten zudem mit dem Vorantreiben der der unterirdischen Stollen erhebliche Fortschritte gemacht. Am 17./27. habe man deshalb einen Ausfall unternommen, den Feind aus den Laufgräben geschlagen und eine der Minen einbekommen. Dabei seien 25 der Feinde gefallen, zwei Minierer und etliche Bergknappen habe man gefangengenommen und mit ihren Werkzeugen und Waffen in die Festung gebracht. Ein ‚vornehmer Minierer‘, der sich für einen Fähnrich ausgebe, nach Aussage der anderen aber der Hauptmann sein soll, habe bekannt, deß der ‚Principal Minierer‘, ein Italiener, fest entschlossen sei, unter den Stock der Veste zu minieren. Man habe die dritte Mine bereits angefangen und nach dem Willen Lamboys wolle man alle drei Minen zugleich springen lassen. (Ebd. S. 37).

Diese Vorbereitungen werden in einem Brief Lamboys am 22. Februar an Octavio Piccolomini bestätigt. In diesem schreibt Lamboy, daß die Vorbereitungen zu Unterminierung der Festung beendet seien. Durch die Minenstollen könne man bereits die feindlichen Schanzen erreichen. Die Sappeure hätten 40 Tonnen Schießpulver unter die Festung gelegt, falls diese nicht innerhalb von 3 Tagen übergeben werde, solle die Sprengung erfolgen. Am 24. Februar muß Lamboy in einem weiteren Schreiben allerdings zugeben, daß sich die Verteidiger nicht ergeben wollten, sondern auf Hilfe warteten. Der zweite Minenstollen sei nun auch beendet. Am 28. Februar berichtet er, daß die Belagerung der Feste durch Regenfälle und Ausfälle der Verteidiger erschwert würde. Diese warteten auf Hilfe von Johan Banér. Gleichzeitig verteidigt er sich gegen Vorwürfe Piccolominis,[178] der die Sappen[179] und Minen für nicht wirksam genug hielt. (DBBTI V/1160, 1167, 1172).

Rüger berichtet von der nun gänzlichen Einschließung der Veste unter dem 26. Februar. Am 28.2. richtete er eine mit Hagel (Hackblei und Eisenstücken) geladene viertel Kartaune auf den von den Belagerern besetzten Hohlweg und provozierte dadurch einen artilleristischen Gegenangriff. Dabei wurde die Schießscharte seiner Geschützstellung getroffen, so daß ihn ein Steinsplitter am Ohr traf und etliche Tage außer Gefecht setzte. Unter dem 5.3. schreibt er von einem Ausfall der Dragoner, welche von der blauen Kemenate mit Doppelhaken, Musketen und Gewehren unterstützt wurden. Die Schildwache der Belagerer, ein geborener Schwede und ehemals zur auf der Veste liegenden Kompanie des Hauptmanns Michel zugehörig, wurde überrascht und wollte fliehen. ‚Sein Hauptmann aber mit Namen Krebs versuchte ihn aufzuhalten, indem er ihm zurief: Wohin ? Wohin ? er aber stößt ihn in den Koth, sagend: Da liegst du und der Teufel !‘ Die Dragoner, die zu Fuß angriffen, machten etliche der fliehenden Belagerer mit Schlachtschwertern (Zweihändern) und kurzem Gewehr (Helmbarten) nieder und nahmen den Rest gefangen, darunter den Hauptmann Krebs.

Von einem besonderen Kabinettstücklein berichtet Rüger unter dem 7. März. Die Belagerer hatten zwei 1/4-pfündige Stücklein[180] in einen Garten unterhalb der neuen Bastei gepflanzt und begannen die Festung zu beschießen (diese Bastei, im Süden der Veste, hatte der Konstabler Rüger unter seinem Kommando). ‚Die Feinde gaben nach mir Feuer, fehlten aber die ganze Vestung nicht mehr als 26mal, welches die darinnen liegenden wohl lachten und folgendes Blendwerk brauchten. So oft sie schossen, warf Caspar Radschmidt mit einem Sturmhäfelein,[181] so mit Kalk und Aschen angefüllt war, an die Mauer, daß es stäubte, wodurch sie vermeinten, sie hätten getroffen. Wie sie aber den Betrug merkten, so trafen sie besser und schossen in die Schießaugen und durch die Blendung auf der neuen Bastei, daß ich aber übel zufrieden war und gedachte sie wieder zu bezahlen, richtete deshalb eine halbe Karthaune auf sie zu und gab Feuer auf ihre Schanzgräben und Batterien und lähmte ihre Stücke gänzlich, welches sie aber bald wieder reparirten und Feuer auf die Basteien gaben, welches noch zu ersehen, aber sie konnten nichts Schadhaftes effekutieren‘.

Eine weitere Episode über den anscheinend besonders gewieften Caspar Radschmidt berichtet Rüger wenig später: ‚Den 12. März kommandierte der Hr. Capitän 3 Männer mit Schlachtschwerdtern und kurzem Gewehr auf die vordere Mine, welche im Herrenberg angefangen war [unter der neuen Bastei]. Darunter war auch Caspar Radschmidt, eine Rundtasche habend [Rondartsche = schußfester Rundschild]. Diese gingen auf die Minirer los, bekamen ihrer 4 gefangen und führten sie auf die Vestung. Als sie fast hinan waren, vermerkte Caspar Radschmidt, daß er in der Furie seine Rundtasche verloren habe, dem der Capitän alsbald 6 Mann gab, dieselbe wieder zu holen. Sie gingen hin und bekamen wieder 7 Minirer und ihren Hauptmann, wie auch alle ihre eisernen Keile und Hämmer, nebst einer Flasche, mit welcher sie Vormittag 9 Uhr die in der Vestung genug gehöhnet, indem sie selbige auf eine Stange steckten und uns einen Trunk präsentirten, dem wir Bescheid thun sollten, welches auch durch einen Jäger geschahe, der sie mit einer Pirschbüchse anzäpfte‘.

Zu einem spektakulären Zwischenfall kam es am 22. März, als Rüger erneut die Ehrenburg beschoß. Dort hielt sich gerade der Generalwachtmeister Lamboy mit dem Grafen Miklós Forgách und noch 5 Oberstleutnants, angeblich zum Kartenspielen, in der geheimen Ratsstube auf, als eine von Rüger abgefeuerte Geschützkugel einschlug, die steinerne Fenstersäule zerschmetterte, den Tisch um kaum einen Meter verfehlte und zum anderen Fenster wieder hinausfuhr. Rüger berichtet über diesen Vorfall, zwar unter falschem Datum, aber in gewohnt launiger Manier: ‚Den 21. Nov. spielte ich auf den Abend mit einer Feldschlange von der neuen Bastei auf die geheime Rathstube in der Ehrenburg, denn es war berichtet worden, daß der General Lamboy sein Quartier in selbiger genommen, welches auch zugetroffen. Am selbigen Abend war General Lamboy am Tisch gesessen, gespielt, getrunken und lustig gewesen und habe ich von gedachter Stube eine Säule vom Fenster sammt dem Gebäu vom Stuhl, auf welchem Lamboy gesessen, nebst Leuchter und Pocalen von der Tafel weggeschossen, daß Herr und Diener aus dem Gemach gesprungen und wollten diesen fremden gast, weil er ganz seltsam und ihnen übel gefallen, nicht mitspielen lassen‘. (Rügers Relation bei Karche I, S. 477).

Der Kommandant Zehm war zu diesem Zeitpunkt bereits ziemlich frustriert. Da sich Herzog Wilhelm von Weimar am 3./13. auf eine Reise zu Kurfürst Johann Georg I. nach Dresden[182] begeben hatte (Huschke, S. 286), wandte sich Zehm noch am 12./22.3. an Herzog Johann Ernst mit der Bitte, dieser möge doch wegen etwaigen Sukkurses bei dem Generalmajor Georg von Uslar in Waltershausen[183] anfragen, dem Herzog Wilhelm Weisungen hinterlassen habe. Er beschwerte sich auch bei dieser Gelegenheit über Herzog Wilhelm, dem er etliche Male den Zustand der Festung geschildert habe, auch daß die Besatzung gar zu schwach und durch die stetigen Wachten und die große Kälte sehr abgemattet sei. Viele wären dadurch krank geworden und stürben dahin. Von Herzog Wilhelm habe er bisher nur Vertröstungen erhalten. Außerdem sprach Zehm, trotz der Drohungen Johann Ernsts, diesem gegenüber nochmals die ‚Traktationsmöglichkeiten‘, also Verhandlungsmöglichkeiten zu einer Übergabe an. Wenn nicht spätestens in 4 Tagen Unterstützung zu erwarten sei, ‚werde kein anderes Mittel sein, [als] den Ort zu übergeben und eher mit einem ehrlichen Soldatenakkord abzuziehen, als großer Schand und Extremitäten neben Verlierung des Platzes gewärtig zu sein‘. (T. Krieg, S. 38).

Am 12.3. hatte man bereits mit ersten Übergabeverhandlungen, die im Namen Zehms von dem Kapitän Michel geführt wurden, begonnen. Mit welcher Gesinnung Lamboy und der jederzeit informierte Piccolomini dabei vorgingen, zeigt ein Brief Lamboys an Piccolomini vom 12. März. Hierin berichtet Lamboy, Arnim (der kursächsische Generalleutnant) habe einen Eilboten hergeschickt, mit der Anweisung, das ganze Haus Coburg und die gesamte Besatzung innerhalb des Schlosses in den Waffenstillstand aufzunehmen; es handle sich dabei freilich um Schweden und Kompanien des Herzogs (Wilhelm) von Weimar. Kapitän Michel, der als Unterhändler auftrete, sei von seiner eigenen (Wilhelms) Kompanie. Er warte auf Instruktionen. Seine Stellung in Thüringen sei jetzt, nach dem Anmarsch der Regimenter Forgách, Götz und Willich, stark genug, um allen Angriffen standzuhalten. (DBBTI V/ 1188). Piccolomini und Lamboy wußten also sehr genau, daß die Festung bereits in den Waffenstillstand zwischen dem Kaiser und Kursachsen aufgenommen war, wollten aber vorher noch vollendete Tatsachen schaffen.

Tatsächlich hätte Zehm nur noch wenige Wochen durchhalten müssen. Die nachgiebige Haltung der Belagerten erscheint besonders vor dem Hintergrund unverständlich, als die Festung, mit der Ausnahme von Brennholz, noch mit genügend Vorrat versehen war. Über 1800 Simmern Weizen und 1200 Simmern Korn (Roggen) waren noch vorhanden (ein Coburger Korn-Simra entsprach 0, 4 bayer. Scheffel oder 88, 94 Liter). Dazu ein großer Vorrat an Erbsen und jede Menge Pulver und Munition. Zudem waren die Dragoner und Soldaten allesamt guten Mutes und gaben vor, ‚eher die von Adel niederschießen zu wollen, als daß die Festung solchergestalt aufgegeben werden sollte‘. Die Schwiegermutter Zehms, eine Rittmeisterin von Luchau, äußerte sich ihrem Schwiegersohn gegenüber, wenn sie gewußt hätte, daß er die Festung also übergeben wolle, so hätte sie ihm ihr Kind nimmermehr übergeben und wollte es wieder zu sich nehmen. (T. Krieg, S. 38, 40).

Als Ergebnis der Verhandlungen Michels wurde vorerst vom 16. bis zum 21. März ein Waffenstillstand abgeschlossen. Die Kommandantur der Belagerten nutzte während dieser Zeit ein Angebot Lamboys, den Zustand der Minen zu besichtigen, die gegen die rote und blaue Kemenate vorangetrieben worden waren. Bereits im Januar hatte Lamboy den Vorschlag eines Übergabevertrages ausarbeiten lassen und ihn an den Festungskommandanten übermittelt. Nun wollte er ihm vor Augen führen, daß ein weiteres Verharren der Belagerten aussichtslos sei. Die Besichtigung erfolgte durch den Major von Seckendorf und drei Hauptleute. Diese erkannten zwar, daß die Minen noch nicht so weit fertiggestellt waren, als daß sie eine Gefahr für die Festung dargestellt hätten. Trotzdem wurde, nach erneutem Drängen Lamboys, am 9./19. März 1635 ein Akkord[184] von beiden Seiten unterzeichnet.

Dieser erste Übergabevertrag (wörtlich abgedruckt im Theatrum Europaeum III, S. 450) sah den Abzug der Garnison für Mittwoch den 21./21. März gegen Mittag vor. Vorher bat sich jedoch der Kommandant Zehm noch eine Besichtigung der Minen aus. Auch er erkannte die Unzulänglichkeit der bisherigen Vorbereitungen und entschloß sich, nach Befragung eines Kaufmannes, der sichere Nachricht von der Nichteinhaltung des Vertrages durch Lamboy hatte, den Übergabetermin aufzukündigen. Als am Donnerstag, dem 22. März, 40 Pferde Vorspann an der Veste anlangten, um die Besatzung mitsamt Gepäck abzuführen, wurde ihnen ein Tambour mit ablehnendem Bescheid entgegengeschickt, worauf diese wieder abrücken mußten, widrigenfalls das Feuer auf sie eröffnet werden sollte. Piccolomini, der sich in (Bad) Neustadt[185] aufhielt, schrieb am 25.3. verärgert an Gallas, daß die Besatzung von Coburg in letzter Minute die Kapitulation unter dem Vorwand abgelehnt habe, daß sich der (Pirnaer) Waffenstillstand auch auf sie beziehe. Er werde daher Lamboy befehlen, die Festung unter Beschuß zu nehmen. Gallas war eigentlich der Meinung, daß bis zum endgültigen Abschluß des Waffenstillstandes (Prager Frieden) die Festung geschont werden müsse. Lamboy setzte sich jedoch darüber hinweg, mit dem Argument, dieser Waffenstillstand wäre eine fertige Sache, deshalb müsse man vorher noch die Verwirrung der Schweden ausnutzen und diese vertreiben. (DBBTI V/1201, 1203).

Lamboy verfiel nun auf eine List. Am 24. März ließ er ein angebliches Schreiben Herzog Johann Ernsts auf die Festung schicken, mit der Behauptung, dieses hätten seine Reiter einem Boten von Eisenach[186] abgenommen, den sie erschossen hätten. In dem Schreiben befahl Johann Ernst, die Festung aufzugeben bevor sie durch die angelegten Minen ruiniert würde. Den Brief hatte Lamboy von seiner Kanzlei fälschen lassen. Dazu hatte man im fürstlichen Rentamt einen alten Befehl gefunden, das Siegel nachstechen lassen und die Handschrift und die Unterschrift des Herzogs nachgemacht. Der Kommandant Zehm war argwöhnisch, auch viele der Umstehenden äußerten Verdacht: ‚Die einen wollte es dünken, es sei eine österreichische Hand, ein anderer meinte, wie kann das richtig zugehen, es ist Neuseser[187] Papier, zu Eisenach hat man dessen nicht. Zehmen hielt den Brief, sobald er ihn bekam, für verdächtig, warf ihn mit einem großen Fluch auf den Tisch, hielt auch das Papier gegen das Fenster und fand das Neuseser Zeichen daran. Seckendorf aber redete es ihm stark aus und beteuerte hoch, es sei richtig. Vor einem anderen Zeugen, der seinen Verdacht äußerte, ergriff er den Kommandanten am Arm und führte ihn weg‘.

Tatsächlich spielte von Seckendorf, der mit Nachdruck auf eine Kapitulation hinarbeitete, beim Zustandekommen der Übergabe eine zweifelhafte Rolle. Als der Zeugmeister Philipp Reinhardt sich an Zehm und Seckendorf mit der Frage wandte: ‚Herren, wollt ihr akkordieren, da wir doch an Munition keinen Mangel, auch zu leben haben‘, soll Seckendorf geantwortet haben: ‚wenn sich der alte Narr in die Luft sprengen ließe, sei an ihm nicht viel gelegen, es sei aber um die von Adel und andere ehrliche Leute zu tun‘. Nach Aussage des Hauptmanns von Birkig habe Seckendorf die Dragoner und die Bürger gefragt, ob sie fechten wollten, was diese entschieden bejaht hätten. Darauf hätte Seckendorf eingewandt: ‚Die hinterste Mine sei schon hinein, durch die rote Kemenate durch [den späteren Kongreßbau, heute Carl-Eduard-Bau], biß schon an die Roßmühle, die vorderste Mine durch die blaue Kemenate [das Untere Zeughaus, heute Hohes Haus] bis mitten in den Hof, wenn nun die Mine geht, zersprengt sie die Festung in zwei Teile und verdirbt die zwei Mühlen, was wollet ihr darnach zu fressen haben‘. Darüber wurden die Dragoner sehr zaghaft, welche bis auf den letzten Mann gefochten hätten, ‚wann sie nicht abgeschreckt worden‘. Der Zeugmeister Reinhard sagte aus, die Festung hätte auf jeden Fall erhalten werden können, da es ‚so große Gefahr mit dem Miniren im geringsten nicht gehabt‘. (T. Krieg, S. 39, 40).

Zuletzt nutzte alles Argumentieren nichts. Seckendorf drängte mit Vehemenz auf eine Übergabe und die Uneinigkeit zwischen Zehm, Görtz und Griesheim tat ihr übriges dazu. Am 17./27. März wurde der neue Übergabevertrag, bis auf die geänderten Datumsangaben gleichlautend mit dem 1. vereinbarten Akkord, von Wilhelm von Lamboy, Georg Philipp von Zehm und Georg Sittig von Schlitz, genannt Görtz, unterschrieben. Danach sollte die Garnison am 18./28. März ‚früh um 8 Uhr mit fliegenden Fähnlein, brenenden Lunten, Kugeln im Mund, ober= und unter=Gewehr, gefüllten bandelieren, klingendem Spiel, Sack und Pack und aller Bagage [Troß], wie die auch Namen haben mögen, abziehen‘. Die Mobilien des regierenden Landesfürsten (Johann Ernst), der fürstlichen Witwe (Johann Casimirs) und der fürstlichen Erben sollten unangetastet bleiben und die fürstlichen Kanzlei-Unterlagen dem Kanzler und Räten der Stadt zugestellt werden. Dem Obersten Zehm sollten alle seine Mobilien, ‚so er mit seiner Bagage nicht fortbringen kann, unverrückt bleiben und ihm so weit vergönnt und zugelassen sein, daß er solche in seine Behausung in der Stadt [Haus No. 134 in der Herrengasse] oder auf das Haus, die Roßenau genannt [Rosenauschlößchen …] sicherlich abführen lassen solle und möge‘. Außerdem sollten der auf der Veste gefangengehaltene Obrist Frh. von Haslang und der Oberstleutnant Klepping ohne Forderungen aus ihrem Arrest freigelassen werden. Alle Coburgischen Bürger und Einwohner des Landes sollten sich mit Weib, Kind und allem Hausrat wieder unangetastet in ihre Wohnungen begeben dürfen. (Karche III, S. 139f.).

Ein interessanter Sachverhalt findet sich noch unter Punkt 8 des Vertrages: ‚Hierinnen ist auch in specie begriffen des Obrist Taupadels Junger Schwester, welcher mit aller bey sich habenden Bagage, Mobilien, so Ihrem Herrn Bruder und ihr zuständig, es habe Namen wie es wolle, neben sein des Taupadels Kind und dero bei sich habenden Angehörigen, mit der Guarnison frey sicher abziehen, erlaubt seyn solle, wozu ihr denn mit nothwendiger Vorspann zu ihrer Kutschen fortgeholfen werden wird‘. Georg Christoph von Taupadels Schwester befand sich also (seit Oktober 1632) noch Anfang des Jahres 1635 zusammen mit dessen Kind auf der Veste Coburg.

Am 28. März 1635 wurde die Veste an Lamboy übergeben und die Besatzung (bzw. Herzog Wilhelm von Weimars Kompanie unter Hauptmann Michel) wurde unter Konvoi durch die Grafschaft Henneberg an Meiningen[188] vorbei nach Eisenach geleitet. Die Akkordvereinbarungen wurden natürlich nicht eingehalten, was Lamboy damit begründete, daß der erste, am 9./19. März vereinbarte Akkord ohne Ursache gebrochen worden war, ‚folglich sei er in dem zweiten nach ‚aller verstendiger General vndt Cavallier judicio‘ auch nicht zu halten schuldig gewesen‘. Die in die Veste eingeflohenen Bürger wurden noch beim Hinuntergehen in die Stadt geplündert, viele mußten sich mit ‚Wachtgeld'[189] loskaufen, einige wurden umgebracht. Lamboy ließ die beiden Befehlshaber Oberst Zehm und Major Görtz entgegen den im Akkord getroffenen Vereinbarungen gleich nach ihrem Auszug in der Ehrenburg gefangensetz[t]en – wohl auf deren eigenes Ersuchen hin, da sie sich aufgrund ihres leichtfertigen Handelns vor möglichen Repressalien der eigenen Seite fürchteten. Desgleichen wurde der Wagen mit dem Silbergeschirr des Herzogs Johann Ernst im Wert von 21.000 Gulden beschlagnahmt. Obwohl der Herzog seinen Kämmerer Christoph von Herstall an Lamboy und Piccolomini schickte, sich sogar beim Kaiser beschwerte, konnte er sein Eigentum nicht mehr zurück erhalten. Das Tafelsilber hatte mittlerweile der Feldmarschall Piccolomini in seinen Besitz genommen, dem Lamboy noch am 20. April eine genaue Inventarliste davon zuschicken mußte (DBBTI V/1220). Bei Kenntnis der Habgier Piccolominis, der sich sofort nach Coburg begab, um die Beute zu besichtigen, wird klar, daß hier nichts mehr zu bekommen war.

Die Festung wurde mit einer kaiserlichen Garnison von 280 Mann aus dem Adelshofischen Regiment unter dem Hauptmann und Kommandanten Amman belegt (derselbe Hans Wilhelm Amman, der im Juni 1633 von Melchior von Hatzfeld der Kronacher Bürgerschaft als Stadthauptmann vorgestellt worden war, siehe dort). Dieser wurde am 3./13. Juli anläßlich der Ankunft des kaiserlichen Truppenkontingents unter der Marchese Francesco del Caretto di Grana, von dem Hauptmann Ott von Otten mit 360 Mann aus dem Neu-Hatzfeldischen Regiment abgelöst, welchem die Bürgerschaft wöchentlich 724 Gulden zu ihrem Unterhalt beisteuern mußte. Erst gegen Ende des Jahres 1635 gelangte die Veste aufgrund der Vereinbarungen des Prager Friedens an das Haus Sachsen zurück. Am 12./22. Dezember wurde der neue Kommandant und Festungshauptmann Hanns Hartmann von Erffa bestätigt. Dieser konnte mit seinen Soldaten die Festung allerdings erst am 7./17. März 1636 beziehen, nachdem die Hatzfeldische Garnison unter Hauptmann Otten am selbigen Tag abgezogen war.

Am tragischsten endete das Schicksal des Obersten und ehemaligen Kommandanten Georg Philipp von Zehm, obwohl dieser hinter den treibenden und intrigierenden Hauptakteuren der Übergabe schuldbezogen weit zurückstand. In einer 25 Folioseiten umfassenden Apologie versuchte von Zehm später die Beweggründe für sein Handeln darzustellen. Er mußte einen Prozeß wegen Hochverrats über sich ergehen lassen, der jedoch mangels Beweisen eingestellt wurde. Zehm quittierte daraufhin den Kriegsdienst und zog sich auf sein Coburger Anwesen (Herrengasse Nr. 134) zurück. Er wurde zunehmend sonderlicher und ergab sich mehr und mehr dem Aberglauben. Bereits in früheren Jahren, wenn er auf der Festung mit seiner Gemahlin zu Tisch saß, glaubte er des öfteren ein Gespenst, seiner Frau ähnlich, zu sehen. Seine Zuneigung zum Sektenwesen, insbesondere zum Calvinismus, der bei den Protestanten damals noch schlimmer angesehen wurde als die Zugehörigkeit zur römisch-katholischen Kirche, brachte von Zehm mehr und mehr bei seinen Mitbürgern in Verruf. Er starb in seinem Haus in der Herrengasse unter großer Verachtung und wurde auf einem Mistwagen nach Schottenstein geführt und dort begraben. (Karche I, S. 212). Seine Gemahlin, eine Geborne von Würtzburg, war bereits im Jahr 1633 gestorben und am 17. September in das Begräbnis unter dem großen Stein im Kreuzgang der Kirche St. Moritz in Coburg beigesetzt worden. Die Leichenpredigt hielt der Archidiakonus Pfrüscher (Karche III, S. 146). Daß es mit der weiter oben erwähnten Rittmeisterstochter von Lüchau zu einer weiteren ehelichen Verbindung kam, ist nach diesen Vorfällen unwahrscheinlich. Viel mehr ist anzunehmen, daß die Schwiegermutter in spe ihr Kind, wie angedroht, wieder zu sich nahm“.[190]

Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Volkmar Happe[191] hält in seiner „Thüringischen Chronik“ fest: „Den 8. [18.12.1640, BW] ist Obrister Seckendorf mit seinem Regiment Reutern durch das Amt Heringen[192] nach Kelbra[193] gezogen“.[194]

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold [1603 – 1676][195] aus dem von Eger[196] abhängigen Marktredwitz[197] erinnert sich an den Januar 1641: „Damals ließ auch dieser Oberst [Joachim Ludwig; BW] von Seckendorff in der Pfarrkirche(n) wieder durch Herrn Magister Michael Ludwig, so hernach Generalsuperintendent bei der schwedischen Hauptarmada worden war, evangelisch predigen“.[198]

Sicher ist auch Seckendorffs Aufenthalt in der Oberen Pfalz im Frühjahr 1641. „Generalmajor von Phuhl [Adam v. Pfuel], der wie schon erwähnt, die linke Flügelstaffel führte, kam am 22. Januar [1641; BW] nach Kemnath,[199] ließ hier den Oberst Joachim Ludwig von Seckendorff mit 225 Pferden, zog am 24. über Pressath[200] weiter, ließ die Obersten Heucking und [Jaroslav Petr; BW] Kinsky in Nabburg[201] und stieß dann zu Báner. Von den Rgt. Heucking und Kinsky wurden Teile nach Vilseck[202] und Auerbach[203] abgezweigt“.[204]

„Der nach dem Abmarsch Phuhls zurückgelassene Oberst von Seckendorff quartierte sich in Kemnath im Haus des auf das Schloß Waldeck[205] geflüchteten Kastners Otto von Löfen ein. Seckendorff schrieb am 24. an den auf Schloß Waldeck geflüchteten Bürgermeister und Stadtrat von Kemnath, sie sollten als gute Freunde kommen und helfen, das Wohl der Stadt zu konservieren und Anstalten zur Verpflegung der Soldaten zu treffen“.[206] Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold erinnert sich an den Januar 1641: „Den Tag ehe General Pfuel zu Kemnath aufgebrochen, ist der schwedische Obristleutnant Ludwig von Seckendorff mit seinem ruinierten Regiment Reitern doselbst eingezogen. Obwohl er vorher Order vom Generalfeldmarschall [Banér, BW] hatte, daß er zu Kemnath sein Quartier und seinen Rekrutenplatz haben sollte, haben aber die Kemnather nit einlassen wollen, sondern Feuer hinausgegeben. Hingegen hat er etliche Dörfer angezündet und hat sein Quartier solange nit beziehen können, bis der General Pfuel herbeigekommen war.

Als er dann hineingekommen, hat er solchen Schimpf gerächt, wobei diesmal in der Stadt Kemnath ein großer Schaden geschehen ist. Nicht nur die Beamten, auch der Bürgermeister und die meisten Bürger haben sich anderswohin begeben.

Teils [sind sie] nach Amberg[207], die meisten aber haben sich in Waldeck[208] befunden. Die Weiber aber haben sie meistenteils in der Stadt (hinter)lassen; welches hernach ihre Männer oft gereuet.

Damals ließ auch dieser Oberst von Seckendorff in der Pfarrkirche(n) wieder durch Herrn Magister Michael Ludwig [Ludovicus; BW], so hernach Generalsuperintendent bei der schwedischen Hauptarmada worden war, evangelisch predigen.

In dieser Zeit schrieb uns Herr Generalmajor Württenberg [Arvid Wittenberg; BW] zu, daß er den Oberst Seckendorff unsere Obligation hinterlassen habe, dahero wir solche auslösen und gedachtem Oberst das Geld zustellen sollten. Wir aber schrieben dem Oberst Seckendorff, er sollte das Geld durch seine Reiter hier abholen lassen, dieweil(n) es sehr unsicher sei.

Unser Schreiben ist aber sam(b)t dem Boten aufgefangen und neben einem schwedischen Reiter nach Waldeck gebracht worden. Unterdessen schrieb uns der Oberst abermals bedrohlich, wir sollten unsere Obligation lösen, das Geld nach Bayreuth liefern und auch unsere Abordnung an ihn, in sein Quartier, schleunigst (be)fördern, mit genugsamer Vollmacht wegen der Kontribution mit ihm zu akkordieren; unter Drohung mit Feuer und (mit) Schwert.

Ich ward neben anderen zu solcher Verrichtung abgeordnet. Etliche gingen von hier aus mit dem Geld auf Bayreuth, ich aber auf Kemnath zum Obersten. Doselbst [sollte ich] sein[em] Begehren wegen der Kontribution begegnen und solches aufs beste ablehnen und ihm vorweisen, daß wir bereit[s] von der schwedischen Generalität schriftlich salvaguardieret.

Aber er hat mich neben Hans Nagler(n) nit hören wollen, sondern doselbst zu Kemnath alsbald(en) arrestie-ren lassen, bis wir uns einwilligten, ihm wöchentlich zu kontribuieren. Do wir uns aber nit bald bereit erklärten und solches nach Haus berichten wollten, daß sie genugsame Vollmacht, mit ihm zu akkordieren schickten, wollte er uns in die Eisen schließen, eine Partei herauskommandieren, die militärische Exekution vor (die Hand) nehmen und die Kontribution selbst abholen lassen.

Als ich solchen Zustand nach Haus berichtet, ist den vierten Tag Herr Vetter Bürgermeister Adam Scharf mit Vollmacht hinausgekommen. Da haben wir dann mit ihm akkordiert, alle Wochen, solange er in Kemnath logier(t)e, 50 Reichstaler zu kontribuieren. Das sind alle Monate 300 K[ronen]. näher haben wir es nit bringen können, worauf ich den fünften Tag meines Arrestes wieder erledigt wurde.

Unter währendem Arrest habe ich es aber bei dem Oberst dahin gebracht, daß er durch den Rittmeister Bieber das Geld zu Bayreuth – von Sebastian Zembsch(e), Benedikt Conrad und Hans Leopold – erheben und [sich] die Obligation aushändigen lasse, denn wir haben diemal das Geld mit großer Gefahr nach Bayreuth bringen lassen.

Als es soweit war, hätte er das Geld gerne annehmen lassen; aber die Obligation wollte er nit aushändigen, denn er wollte mich zwingen, ich sollte nach Bayreuth schreiben, daß ihm das Geld ausgezahlt würde. Wenn das geschehen, wollte er mir dann zu Kemnath die Obligation zustellen. Aber er hat mich nit anders(t) dann auf Oberzähltes bereden können.

So mußte man von hier auf Kemnath mit Leib- und Lebensgefahr reisen, denn zu Waldeck lagen churbayerische Völker.

Die lagen mit den Bauern allenthalben in den Hölzern. Sie schlugen (dann) zu Tod, was sie auf dem Weg gegen Kemnath antrafen oder (aber) führten sie gefangen nach Waldeck.

Es war diesmal die Feindschaft bei den Landleuten so groß – zwischen den Bauersleuten, die sich zu Waldeck bei den Churbayerischen und denen, die sich zu Kemnath bei den Schwedischen aufhielten – , daß sie sich auch verfahrten aneinander mit Feuer und Schwert. In dieser Feindschaft waren viel[e] Brüder und Blutsfreund[e] widereinander und bis in den Tod verhaßt.

Den 1. Februar ist ein Kornett mit einer Partei vor das Tor kommen. Der zeigte seinen Paß von Oberst Seckendorff, in welchem (auch) dieses geschrieben stand: ‚Die Herren von Rebitz wollen Zeiger(n), diesem meinen Kornett, alle eingeflohenen Pferd[e] zu Handen liefern ohn alle Exem(p)tion. Wo das nit geschehen, werde ich solches mit großer Straf zu ahnen wissen !‘

Weil man ihn dann nit alsbald(en) einlassen wollte, ist er abgestiegen und mit ettlichen Reitern zu Fuß hereingegangen. Er ist alsbald dem Pfarrhof zugeeilet, woselbst sich der Pfleger zu Waldershof[209] mit Weib und Kind und ganzem Hausgesind befand, auf welche(n) sie diesen Anschlag gemacht. Als er sich aber neben dem Pfarrherrn verborgen und auf die Seiten gemachet, haben sie dem Pfleger 5 Pferd, auch dem Pfarrherrn eines, also 6 Pferd – auch was sie sonst noch in der Eil im Pfarrhof erwischen konnten – mitgenommen. Über dieses alles hat man ihm den Pfarrherrn und Pfleger hinausliefern sollen oder aber er wollte Feuer machen und den Pfarrhof anzünden. Er ist aber doch endlich auf bittliches Zureden mit den Pferden auf- und davongeritten. Dieser Vorfall ist uns von unseren Religionswiderwertigen auch sehr übel gedeutet worden. Es wäre bald dahin gekommen, daß diese abgenommenen Pferde von uns hätten bezahlt werden sollen.

Den 3. dito ist vormittags ein schwedischer Rittmeister vom Regiment [des] Oberst Schlang(en) [Slange; BW] mit 60 Reitern und 30 Musketiere(r)n anhero kommen, hat ernstlich Quartier begehrt und mit Gewalt herein gewollt. Er ist aber letz[t]lich auf großes Bitten, nachdem wir ihm vorhero 6 Taler spendieret, gegen Waldershof und Kemnath [ge]gangen.

Den 6. dito ist ein Schreiben von den schwedischen Oberst Ulrich Braun, welcher zu dieser Zeit mit seinem Regiment Dragonern zu(m) Hof gelegen, anhero ge]kommen, an Bürgermeister und Rat lautend. Als wir solches eröffnet, waren noch 2 Schreiben darinnen. In dem einen war die Überschrift: ‚Den edlen, hochweisen Rat der Stadt Eger‘, in dem andern: ‚Den hochedlen, gestrengen Herren der sam(b)tlichen inkorporierten Ritterschaft des Egerischen Kreises‘, dann: ‚Bürgermeister und Rat des Städtleins Rebitz‘. In dem äußersten Um(b)schlag der Schreiben stand: ‚Die Herren von Rebitz wollen beede Schreiben ohne Verzug an gehörige Orte überschicken, den Boten aber solange allhier warten lassen, bis Antwort zurück käme; alsdann den Boten mit der Antwort eilends zurückbefördern‘.

Uns war bei der Betrachtung solcher Kommission und feindlicher Briefe nit allerdings wohl. Würden wir solches abschlagen, hätten wir von Obristleutnant Braun alle Feindseligkeit zu erwarten. Täten wir es aber und schickten seinem Begehren nach die Briefe von hier nach Eger an unsere hohe Obrigkeit, denen wir mit schwerer Pflicht zugetan waren, so mußten wir uns besorgen, daß man den Boten aufhenken und uns in Brand stecken würde, zumal sich damals eben in der Stadt neben anderen Oberleutnanten der kaiserl. Generalwachtmeister Borrei [Borri, BW] befand. Dahero haben wir dem Oberstleutnant Braun die Schreiben mit seinem Boten wieder überschickt und ihm dabei schriftlich berichtet, daß wir seine Dienste gerne befördert und die Schreiben überliefert hätten, wenn wir nicht in den Schutz der Krone und des Reiches Schweden Schweden an- und aufgenommen, auch von dero hochherrlicher Generalität nit mit schriftlicher Salva Guardia begnadet worden wären, deswegen wir auch den Herrn Oberst von Seckendorff wöchentlich nach Kemnath kontribuieren müßten.

Wir sind deshalb bei der Stadt Eger so verhaßt, daß sich kein Mensch aus unserem Mark[t] drin sehen und betreten lassen darf. Dahero ist es uns diesmal nit möglich gewesen, die Schreiben hineinzubringen. Obwohl wir der Stadt Eger unterworfen sind, so hatten wir doch niemals mit dem Egerischen Kreis und dessen Ritterschaft etwas zu tun gehabt. Derowegen haben wir auch das Schreiben, des neben der Ritterschaft an uns gelautet, nit eröffnet und uns nit unterfangen wollen, der Ritterschaft vorzugreifen. Dahero wollen wir den Herrn Oberst bitten, an solcher Zurücksendung kein Mißfallen zu haben“.[210]

„Den 13. dito haben wir abermals Schreiben von dem schwedischen Oberstleutnant Braun aus Hof bekommen, darinnen er ernstlich begehret, daß wir hineinordnen und uns wegen der Kontribution mit ihm abfinden sollten. In Verbleibung dessen sollten wir von ihm nichts anders(t) als die schärfste militärische Exekution erwarten. Dahero haben wir solches Herrn Oberst von Seckendorff nach Kemnath berichtet, welcher dann Herrn Oberstleutnant Braun geschrieben, daß er von solchem Beginnen abstehen und uns mit Frieden lassen sollte.

Weil(n) auch bei solchen widerwertigen Zeiten kein Pfarrherr allhier hat trauen und sich aufhalten wollen, also ist es hier schlecht und elend hergegangen. Kein[e] Kirche(n) wurde geöffnet. Dahero ist auch, die Kinder zu taufen, einer hin-, der andere hergeloffen; und ein jeder hat taufen lassen wo es ihm gefallen hat; es war [ihm] gleich, ob es an einem evangelischen oder katholischen Ort war.

Den 16. dito hat uns Herr Oberstleutnant Braun aus Hof wieder geschrieben. Wenn wir nit alsbald nach Verlesung seines Schreibens an ihn Abordnung tun und uns wegen der Kontribution mit ihm abfinden würden, so sollten wir einen solchen Prozeß von ihm zu gewärtigen haben, daß auch unsere Posterität lang davon zu reden Ursach haben würde. Wir sollten uns auch nimmermehr gegen ihn versehen, denn er hätte von dem schwedischen Generalfeldmarschall Baner Expreßorder, daß er den ganzen Egerkreis und die angrenzenden Örter in Böheim(b) und Franken in seine Kontribution setzen setzen sollte, hingegen der Obristleutnant Seckendorff die Pfalz und das Markgrafentum zur Verpflegung seines Regiments haben sollte. Dahero wollte er uns dieses [Mal] für alle Male treulich verwarnt haben.

Beinebens schrieb er auch den Oberst Seckendorf und (be)warf sich auf sein[e] Order. Hierauf haben wir Herrn Oberst von Seckendorf wieder nach Kemnath geschrieben, daß wir willig und bereit wären und auch gerne nach Vermögen für die schwedische Armee kontribuieren wollten, aber an zwei Örtern solches zu tun, wäre uns armen Leuten unmöglich. Dahero wär[e] unsere Bitte an ihn, er wolle uns ledig lassen oder aber von Herrn Oberst Braun lediglich machen, denn wir sonst(en) bei solchem Zustand und stark(er) (an)drohender Gefahr, gedrungen würden, bei Herrn Generalfeldmarschall(en) uns zu beklagen, auch die Kontribution solang beisammen (be)halten und keinem reichen, bis deswegen Order von Herrn Feldmarschall(en) erfolgte. Jedoch hoffen wir untertänigst, beide Herren Oberste würden es dazu nit kommen lassen, sondern sich selbst(en) miteinander (ver)einigen, worauf er – Oberst Seckendorf – uns wieder geschrieben, er hätte bessere Gelegenheit zum Feldmarschall als wir. Er wollte es selbst(en) tun. Unterdeß sollten wir uns nit fürchten, er hätte hiebei Oberstleutnant Braun geschrieben, wir sollten es ihm hiebei überschicken, er würde uns hierauf wohl in Frieden lassen, wie er uns dann von ihm [auch] wohl zu manutenieren wüßte.

Diese haben wir dem Herrn Obristleutnant Braun überschickt und ihn benebens auch geschrieben und gebeten, uns zu verschonen.

Den 17. dies[es] ist eine schwedische Partei an [die] 150 Pferd[e] stark auf Tirschenreuth gekommen und haben alsbald hineinbegehrt. Weil aber darinnen auch 25 churbayerische Soldaten gewesen, hat man sie nit einlassen wollen, worauf sie alsbald den Fischhof angezündet haben. Darinnen sind über 1000 Kar[211] gedroschenen und über 400 Schock[212] noch ungedroschenen Getreides verbrannt. Sie haben auch gedroht, die Stadt anzustecken; wie sie denn auch das Eis legen wollten, um darauf hinüberzulaufen. Sie haben auch hoch beteuert, alle Dörfer auf einer ganzen Meile Wegs um die Stadt herum hinwegzubrennen. Als sie dann in solcher großen Bedrohung eingelassen worden waren, haben sie alsbald von der Stadt 10 000 Reichstaler Brandstiftung begehrt, die aber endlich auf 3500 Reichstaler an Geld und auf 500 Taler Tuch verglichen worden sind. Über diesen Vergleich [hinaus] haben sie noch 34 Pferd[e], die sie [vor]gefunden haben, genommen und etliche Häuser spoliert. Auch haben sie manchen vier-, auch fünfhundert K[ronen] an Geld [ab]genommen.

Des andern Tags sind sie mit dem frühesten [Morgen] mit der Beut[e] neben den 25 churbayerischen Soldaten, die sie gefangen mit sich geführt haben, davon und haben also die Stadt wieder verlassen.

Weil nun um diese Zeit das ganze Stift Waldsassen[213] – auch alle hierumn liegende[n] Ort[e] – dem schwedischen Oberstleutnant von Seckendorf nach Kemnath kontribuieren mußten, also haben sowohl die churbayerischen Soldaten, als auch die Bauern, die sich [zu] dieser Zeit zu Waldeck befunden haben, alle Pässe wohl verwahrt, so daß man weder von Erbendorf,[214] Pullenreuth[215] oder Ebnath[216] nach(er) Kemnath kommen können. Dahero sind die Schwedischen in Kemnath auch etlich[e] Mal[e] herausgefallen, um den Paß offen zu halten, damit ihnen die Kontribution ohne Hindernis zugebracht würde. Es sind deswegen zwischen ihnen viel Scharmützel vorgegangen, so daß oft von beiden Parteien ihrer viel auf dem Platz geblieben und gefangen worden sind; wie sonderlich den 19. dito. Eodem sind auch die Kemnather bei Ebnath und Fahrenbach[217] herein und haben ober[halb] Wunsiedel – um Tröstau [herum] und in selber Gegend – das Vieh hinweggetrieben und viel arme(r) Leut[e] gemacht.

Den 27. dito hat Herr Oberstleutnant von Seckendorff an uns hereingeschrieben, daß er noch etlich[e] Monat[e] zu Kemnath (ver)bleiben möchte, dahero wir ihm etliche Scheuben[218] Salz, so wir von der Kontribution abziehen sollten, ihm zukommen lassen sollten. Weil aber hier kein Vorrath war, also sind ihm nit mehr als 2 Scheuben in Säcken hinausverschafft worden. Weil um(b) diese Zeit wegen der schwedischen Armee von Regensburg[219] nichts hat heraufkommen können, hat die Scheube(n) Salz 9 K[ronen] gegolten; vom schönsten pfälzischen Korn und von der Gerste, die hiehero geführet und verkauft worden ist, kam das Kar auf 2 K[ronen] 30 Kr[euzer], das Kar Hafer auf 1 K[rone] 30 Kr[euzer].

Obwohl wir gehofft hatten, Herr Oberstleutnant Braun würde auf des Oberstleutnant von Seckendorffs Schreiben hin nit weiter(s) beunruhigen, so hat er uns doch den 27. dito wieder geschrieben und uns härter bedrohet, als [es] vor[her] niemals geschehen [ist]. Dahero haben wir unseren Gerichtsschreiber an Oberstleutnant von Seckendorff nach Kemnath geschickt und bei ihm bittlich anlangen lassen, er wolle uns von Herrn Oberstleutnant Braun hart bedrohter Gefahr befreien oder aber wir müßten vor dem Generalfeldmarschall beklagen; worauf er den Oberstleutnant Braun nach Hof geschrieben hat, er solle sich nur erklären, ob er uns mit Frieden (sitzen) lassen wolle oder nit. Er wolle deswegen selbst(en) zum Feldmarschall reiten. Hierauf hat Oberstleutnant Braun in[ne]gehalten.

Den 6. Marti[i] haben wir nach Eger 100 K[ronen] an Kontribution liefern müssen.

Den 10. Marti[i] ist Herr Oberstleutnant Braun mit seinen Dragonern aufgebrochen und mit Herrn Landgraf [Friedrich; BW] aus Hessen, welcher auch an [die] 1000 Pferd bei sich hatte, nach Wunsiedel [ge]kommen.

Obwohl die Wunsiedler nur die Obersten und Offiziere(r) hineinlassen wollten, so haben sie es doch nicht hintertreiben können, sondern [haben] alles in die Stadt lassen müssen.

Eodem ist auch eine Partei von Wiesau[220] herüber nach Waldershof und wieder gegen Kemnath [ge]gangen. Die haben auf dem Wege alles, was sie [an]getroffen, beraubet; auch zu Waldershof etliche Fenster eingeschlagen.

Weil uns der Oberst Braun so nahe auf dem Hals war, haben wir diese Nacht nit wohl geschlafen und den nächsten Tag mit Forchten erwartet; [vor allem] wie sie dann zu Wunsiedel früh aufgebrochen [sind] und ihren Marsch auf hiehero gerichtet haben.

Vorher kam des Oberst Braun Regimentsquartiermeister mit etlich[en] Pferden anhero. Der begehrte, daß man alsbald(en) ein Paar Ochsen in einen Schlitten [ein]spannen, 1 Faß Bier, 1 Scheube[n] Salz und [et]was Brot [darauf] laden und hinaus vor das Tor bringen sollte, damit es das Regiment, wenn es herbeikäme, mit der Bagage fortführen könne. [Während] wir solches hinausbeförderten, kamen sie herbei. Obwohl wir ihretwegen um der oft geforderten Kontribution willen in höchsten Forchten [waren] dachten wir, sie dürften [et]was Feindseliges gegen uns vornehmen. Doch verblieb es, und es marschierte [sowohl] der Landgraf mit seinen 100 Pferden [als auch] das Braunische Regiment mit guten Frieden vorüber. Er versprach zwar die beiden Ochsen von Kemnath [aus] wieder zurückzuschicken. Er hat es jedoch vergessen und den besten (zurück)behalten.

Den 14. dito, gar abends, kam das Geschrei, daß noch selbe Nacht kays[erliches] und churbayerisches Volk zu Roß und [zu] Fuß, an die 20 000 Mann, um Tirschenreuth ankommen sollte. Das machte dann abermals Schrecken über Schrecken.

Eodem kam, gar in der Nacht, von Kemnath herein eine starke Partei. Davon ließen wir herein [Herrn] Ritt-meister Bieber mit 12 Pferden, speisten sie und ließen uns darneben nichts vermerken. Unterdessen kamen bald heran Oberst Seckendorff und Oberst Braun mit ihren zwei Regimentern, die bisher – Oberst Braun aber nur 3 Tage – in Kemnath gelegen. Weil sie [aber] zu Kemnath vernommen, daß General Baner Schaden gelitten, indem seine beste Reiterei – neben Oberst Schlang [der] Markgraf von Durlach,[221] [der] Oberst Kinsky[222] und andere – zur Neuburg vor dem Wald[223] gefangen worden und gedachter Feldmarschall Baner durch Böheim(b) gegen Zwickau[224] sich retirirte, sind sie auch eilends zu Kemnath aufgebrochen, haben die Stadt verlassen und sind also [hier] durch[ge]gangen.

Als sie nun hier in Kundschaft gebracht, daß das kayserliche Volk umb Tirschenreuth an[ge]kommen, sind sie in höchsten Forcht[en] und Schrecken fortgeeilt, haben viele Sachen von sich geworfen und viele wohl beladene Bagagewagen stehen lassen.

Dieses Mal hat mich vor dem Tor das Pferd des Majors von dem Braunischen Regiment [so] auf den Fuß getreten, daß ich etlich[e] Tag[e] nit wohl gehen konnte. Dennoch mußte ich hinaus zum Oberst Seckendorff. Der hielt mich [so] lang bei sich, bis das Volk und [die] Bagage vorüber [war]. Er befragte mich allerlei. Weil wir ihm damals noch 100 Reichstaler an der Kontribution schuldig [waren] und wir so unversehens und in [solcher] Eil [auch] mit [soviel] Geld nit gefaßt [waren], (also) hat jedermann vermeinet, er würde mich deswegen mitnehmen; wie ich mich denn auch selbsten nicht anderst besorgte, denn es war Mitternacht und auch kein Mensch von hier bei mir. Ich sprach dem Oberst deswegen zu und bat ihn um(b) Geduld. Er aber sagte, ich sollte deswegen unbekümmert sein. Wenn wir auf dieser Welt einander nit mehr schuldig wären als ein solches, [so] wollten wir am Jüngsten Tag einen gnädigen Richter haben. Wir sollten es zu unserem Nutz in Gottes Namen behalten und brauchen. Dafür dankte ich ihm. Er verehrte mir auch 2 mit Speck und dürrem Fleisch beladene Wagen, so er bei Waldershof stehen lassen [hatte]. Ich habe sie aber nit einholen wollen, auch nit können.

Sie sind von hier auf Wunsiedel und gegen Hof [ge]gangen. Bei Oberredwitz haben sie wieder einen Wagen, [und] ehe sie auf Wunsiedel [ge]kommen wieder etliche – auch in dem Bibersberg bei Wunsiedel noch 10 – , alle beladen, aus Forcht [vor] ihrem Feind stehen lassen. Bis nach Hof haben sie solches kontinuiert.

Als der Vortrab von ihnen an[ge]kommen [war], haben sie den Leutendörfern[225] wie auch den Bauern zu Thölau[226] ihr Vieh hinweggenommen. Auch haben sie eine Frau von Leutendorf – oben bei dem Zehentstadel – , als sie nit mit auf das Pferd sitzen wollte, jämmerlich geschlagen und ihr 7 gefährliche Wunden gestochen. Sie ist für tot gehalten, hereingetragen und verbunden worden; wie [auch] etliche Reiter hier zurück[ge]blieben [sind] und gesoffen [haben]. Die haben uns sehr geängstigt, denn wo nur 2 Bürger beieinander gestanden, haben sie darunter schießen und stechen wollen. Wie sie fortgezogen, mußten wir uns fast alle vor ihnen verbergen und durften uns nit sehen lassen. Wie sie hinaus[ge]kommen [waren], haben sie den jungen Seitz[en] von Thölau, welcher allhier das Fleischerhandwerk gelernet und ein frommer, gottesfürchtiger Mann war, durchaus gestochen, so daß er alsbald tot [da]gelegen. Das ist allernächst bei Oberredwitz geschehen. Obwohl ihn seine Brüder auf einer Misttrage tot hereingebracht, hat er doch, auf Befehl des Herrn Hauptmann von Wunsiedel, von ihnen wiederum solchergestalt auf die Walstatt gebracht werden müssen. Viel[e] solcher Insolenz(i)en, so diese Völker begangen, [sind] vorher – als die ganze schwedische Hauptarmada hierbei hinmarschiert – nit erhöret worden“.[227]

Auch Rüthner in Hof hielt das Ereignis fest: „Den 15. martii kam obrist Braun und Seckendörfer früh nach 5 uhr wieder von Kemnat hieher marchirt, auch man in der wahrheit nachmals erfahren, obrist Schlang gefangen, Kinsky gar tod, auch sonsten, dass das duclasische und banirische regimenter ruiniret worden, und das auf gedachte beede obristen 5 kayßerliche regimenter commandiret seyn solten, sie zu verfolgen. Ihre völcker logirten in der Alt- und Vorstadt bis gegen abend 6 uhr, da nahmen sie ihren march fort gegen Schlaiz[228] zu“.[229]

Ähnliches hatte sich in Waldeck abgespielt: „Das Schloss Waldeck war zu dieser Zeit mit 24 Musketieren und 40 Mann Bürgern und Bauern besetzt. Der Markt Waldeck selbst war mit Flüchtlingen derartig überbelegt, ‚daß bald einer auf dem andern sitzet‘. Rund 1.000 Rinder waren dort untergebracht. Seckendorff ließ am 1. Februar [1641; BW] durch einen Trompeter Waldeck zur Übergabe auffordern, den Kastner von Löfen einladen, nach Kemnath zu kommen und an seiner Tafel teilzunehmen, seine Amtstätigkeit weiter auszuüben und so die Untertanen zu beschützen. Ferner forderte er am 1. Februar Tirschenreuth auf, sich unter den Schutz der Krone Schweden zu stellen und Kontribution zu zahlen. Alle diese Aufforderungen wurden abgelehnt. Am 5. Februar verlangte Seckendorff durch 2 nach Waldeck gesandte Kemnather Bürger, Kemnath solle 6.000 Rt. bezahlen. Der Landrichter Quesnoy hielt die 2 Bürger auf Waldeck zurück, worauf Seckendorff am 6. drohte, alle Orte niederzubrennen, wenn die beiden Bürger nicht freigegeben würden. Am Kulmain habe er alles Vieh verabfolgen lassen, da aber alle dortigen Einwohner geflohen seien, habe er Befehl gegeben, den Ort in Schutt und Asche zu legen. Über den Vollzug ist nichts bekannt. Am 8. Februar verlangten 150 vor Waldeck erschienene Reiter, dass die Landsassen und Untertanen aus dem Schloss herauskommen sollten. Als dies verweigert wurde, brannten schwedische Korps Schönreuth,[230] Neusteinreuth,[231] Godas[232] und Anzenberg[233] nieder. Als am 15. Februar der Büttel, 2 Musketiere und 8 Mann vom Ausschuß von Waldeck ins untere Amt entsandt wurden, um Vieh zu holen, wurden sie unterwegs von 30 Reitern angegriffen. 1 Musketier und 1 Mann aus dem Ausschuss wurden erschossen, 2 Mann des Ausschusses waren genommen worden, die übrigen konnten entkommen. Gegen die Drohung Seckendorffs vom 16., die 2 Gefangenen vor Waldeck aufhängen zu lassen, legte Quesnoy Protest ein, da dies gegen das Kriegsrecht verstoße. Seckendorff antwortete am 18., daß Bauern nicht unter das Kriegsrecht fallen“.[234]

Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Volkmar Happe[235] erinnert sich: „Eodem die, den 5. [15.; BW] Mai, sind von des Obristen Seckendorffs Regiment 29 Reuter nach Heringen[236] kommen und sich in der Fürsten zu Heringen Furwerg, der Heringsche Hof genant, gelegt. Zu nachts umb 9 Uhr kommet eine keyserliche Partey aus Wolfenbüttel[237] auch dahin, fellet ein, machet etzliche Schweden nieder, nehmen die Pferde alle hinweg. In dem Tumolt kommet Feuer aus, darinn ist verbrant, was sich vorm Soldaten verkrochen gehabt, denn das Fuhrwerg reine zu Grunde verbrant ist, wieviel todt blieben, kann mann nicht eigentlich wissen“.[238]

Dass Seckendorf überhaupt weiter erwähnt wird, liegt daran, dass er am 3.2.1642 auf dem Marktplatz in Salzwedel[239] nach einem Kriegsgerichtsverfahren enthauptet wurde.

Gerade die Hintergründe dieses Kriegsgerichtsverfahrens sind von historischem Interesse, reflektieren sie doch das Verhalten eines neuen Typus einer durch dreißig Jahren Krieg geprägten Offiziersklasse. Diese neue militärische Elite hatte weder moralische Skrupel, sich rücksichtslos am Krieg zu bereichern, noch kämpfte sie für ein Vaterland oder eine Krone oder einen Kaiser. Sie gab sich auch keine Mühe mehr, diesen Werteverfall durch religiöse Äußerlichkeiten oder formelle Treuebekenntnisse für Kaiser oder König zu kaschieren. Für sie war der Krieg das einzige Mittel, schnell zu der von ihnen angestrebten gesellschaftlichen Anerkennung durch Reichtum (und in der Regel durch die Verleihung eines Adelstitels) zu gelangen. Furcht vor späterer gesellschaftlicher Ächtung brauchten sie nicht zu haben; der Werteverfall war in ganz Europa nach diesem Krieg so gravierend, dass (auch Jahrhunderte später) niemand fragte, von wem und mit welchen Mitteln und Methoden der Reichtum erpresst wurde, der noch nachfolgenden Generationen ihren aufwendigen Lebensstil ermöglichte.

Sieben Jahre nach Wallensteins Tod, im Jahre 1641, findet sich nach Banérs Tod seine Unterschrift unter der sogenannten „Allianze“ vom 20./30. Mai 1641, nach Banérs Tod verfasst: „Dieweilen die Fr. Häuser Braunschweig und Lüneburgk und heßen sich als Mitgehülfen erwiesen und mit ihrer Fortze zur Beförderung des gemeinen Evangelischen Wesens und Beschützung ihrer Lande abermal herbey getreten und als getrewen Freunden gebührt, hinwieder auch getrewlich gemeint und tractirt seyn wollen: Als haben wir hohe Officirer und Obristen zue Roß und Fueß der Königl. Armee hiermit zu mehrer der hochfürstl. Versicherung uf Cavalliirs Trawen und Parol kraft dieses Versprechens und zugesaget, bey Vorstellung oder Annehmung eines newen Königl. Schwedischen Grãls. Dabey bestehen wollen, daß wir gegen beede Hochfürstl. Häuser uns nicht verbinden, noch denen selben etwas wiedriges, so lang sie bey der Parthey beständig verbleiben, zufügen laßen, können oder wollen, sondern gleichwie getrewen Mitgehülfen gebühret, dieselbe hinwieder mit trewen Meinen, dero Land und Leute Conservation und ruhe nebest dem allgemeinen Evangelischen Wesens Beste befördern und in Summa uns gegen sie in allen, als redliche Cavalleri gebühret, erweisen wollen. Urkuntlich haben wir dieses samtliche mit unserer Hand, Unterschrift und Pitschaft bevestiget, geschehen im Königl. Schwedischen Feldlager bei Halberstadt, den 20. May Aõ 1641 Johan Eberhardt von Bellinghausen, G. M. von Weitzleben, Ro Duglaß Tobias Tuboldt, Gustaff Horrn, Georg Dorfling, Joachim Ludwig von Seckendorf, Heinrich von Münchhausen, Ewaldt Schütz, Ludwig Ranko, Mathias Höten, Hans Seeseman“.[240]

Seckendorf stand mit einem schwedischen Heeresteil vor Wolfenbüttel. Dort schloss er Bekanntschaft mit dem bei der Schlacht bei Wolfenbüttel am 17.6.1641 in Gefangenschaft geratenen bayerischen Obristen Gayling von Altheim,[241] den er aus seiner Zeit in der Oberen Pfalz gekannt haben mag.[242]

Ende 1641 machte sich der Wiener Hof Hoffnungen, dass die Front der protestantischen Fürsten weiter zer-fallen würde und Feindseligkeiten zwischen Schweden und Dänemark und Spannungen zwischen Brandenburg und Schweden zu einer Schwächung der schwedischen Armeen führen würden. Tatsächlich war die Lage im schwedischen Lager nach dem Tode Bernhards von Sachsen-Weimar kritisch. Banér war – trotz vieler Rückschläge – der einzige schwedische Aktivposten gewesen, aber sein Heer war schlecht bezahlt und disziplinlos.

Die Übernahme des Oberbefehls durch den schwedischen Feldmarschall TorstenssonTorstenson machte nunmehr alle Hoffnungen des Kaisers auf eine glückliche Wendung der Dinge zunichte. Torstensson war zwar zu diesem Zeitpunkt bereits so schwer gichtkrank, dass ihn diese Krankheit fast zum Krüppel machte. Aber er war der Krone ergeben und das schwedische Offizierkorps bot keine Alternative.

Torstensson war herrisch, hatte einen rauhen Umgangston, aber er war ein guter Organisator. Die strukturellen und substanziellen Voraussetzungen im schwedischen Heer waren bei seinem Amtsantritt entmutigend: Schon unter Banér, der sich vor seinem Tode wenig um Sold, Verpflegung und Disziplin des Heeres gekümmert hatte, waren erste Anzeichen von Meuterei zu erkennen. Kurz vor der Übernahme des Oberkommandos durch Torstensson brach die Meuterei im schwedischen Heer offen aus. Die Meuterei wurde ausgelöst durch ausstehenden Sold. Im konkreten Fall war die Zahlung des Soldes objektiv nicht möglich, weil die französischen Subsidien nie in vereinbarter Höhe und stets verspätet eintrafen. Die französischen Zuwendungen waren aber in dieser Zeit die einzige wirkliche Geldquelle des schwedischen Heeres.

Auf dem Höhepunkt der Meuterei rettete die Ankunft Torstenssons die Lage. Er hatte – wo auch immer – Gelder aufgetrieben und konnte die Meuterer zufriedenstellen. Außerdem entwickelte er eine neue Methode der materiellen Befriedung der Soldaten: Er warb neue Rekruten nicht dadurch an, dass er ihnen Sold versprach. Den verarmten Bauern, die die ständigen Verluste der Truppe auffüllten, bot er Lebensmittel, Kleidung und Waffen an und jede Beute, die sie machen konnten. Damit legalisierte er lediglich die bestehende Situation und musste so bloß Geld für die altgedienten Soldaten auftreiben, die schon vor seinem Eintreffen unter Waffen standen. Kämpfe, Seuchen, Hunger und deren zügelloses Leben verminderten diese finanzielle Verpflichtung mit jedem Tag.

In dieser für das schwedische Heer kritischen Lage versuchte das kaiserliche Oberkommando unter Ottavio Piccolomini unzufriedene schwedische Offiziere ins kaiserliche Lager abzuwerben. Seckendorff wurde durch die ständigen Einflüsterungen Gaylings schwach, zumal Gayling offenbar einen Brief des Erzherzogs Leopold Wilhelm vorweisen konnte, demzufolge der Sold jedes Obristen im kaiserlichen Lager garantiert wurde.[243] Unter dem Vorwand, seine Familie aus dem durch den Feind besetzten Gebiet in das protestantische Erfurt zu holen, erwirkte Seckendorff von Torstensson einen Pass für einen seiner Trompeter. Der Trompeter sollte jedoch nicht nur die Familie nach Erfurt begleiten, sondern hatte vor allem Papiere bei sich, die bewiesen, dass Seckendorff konspirativen Kontakt zu Gayling hatte und bereits ein Briefwechsel mit Piccolomini stattfand mit dem Ziel der Abwerbung deutscher Offiziere aus dem schwedischen Heer.

Der Trompeter hatte die Kontrollen schon passiert, als ihn der kommandierende schwedische Offizier zurückholen ließ. Ihm erschien der Pass schon abgelaufen. In dem allgemeinen Hin und Her fielen dem Trompeter die geheimen Papiere aus der Pistolentasche. Zunächst bemerkte es niemand. Als aber der Trompeter selbst nach diesen Papieren zu suchen anfing und wenig später eine Katze (so berichten es die Quellen) diese Papiere aus einem Düngerhaufen kratzte, war nicht nur die militärische Zukunft Seckendorffs besiegelt.

Als sich Seckendorff bei Torstensson über den Rückruf seines Trompeters beschweren wollte, hatte dieser bereits ein Kriegsgericht einberufen, das sich ausschließlich aus deutschen Offizieren zusammensetzte. Seckendorff wurde standrechtlich verurteilt und am 3./13.2.1642 auf dem Marktplatz von Salzwedel enthauptet. So hielt auch der schottische Kriegsteilnehmer William Forbus[244] in seinen Erinnerungen fest: „Da hatte der Obrist Seckendorff mit die Kayserliche Armee gegen uns große Verrätherey für, wart aber gottlob zeitig entdecket undt zu Saltwedel decolliret“.[245] Bei dem schwedischen Historiker Englund liest sich das etwas anders: „Nachdem Torstensson auf diese Weise Offiziere und Soldateska an den richtigen Stellen gekitzelt hatte, wollte er zeigen, daß er auch andere Seiten aufziehen konnte. Mit dem Ruf »Ich werde die Disziplin aufrechtzuerhalten wissen« ließ er einen der schlimmsten Konspiranten, einen gewissen Oberst von Seckendorff, vorführen und vor den Augen aller Deutschen in der Armee erschießen, worauf die versammelten Verbände ihm und der schwedischen Krone neuen Gehorsam und Treue schwören mußten“.[246] Eine ausführliche Darstellung der Vorgänge findet sich auch in Wassenbergs 1647 neu aufgelegtem „Florus“: „Fast zu außgang des Monats Februarii / hat sich eine gefährliche vnd weitaußsehende Verrätherey bey den Schweden entdecket. Dann als der Obriste Seckendorff vom General Feld-Marschall einen Paß erbetten / daß er möchte seinen Trompeter zu den Keyserischen schicken / damit seine hochschwangere Fraw sicherer könte nach Erffurt gebracht werden / zu welchem Ende er dann seinen Trompeter mit andern versiegelten Schreiben (die er im Sattel verwahret) / an die Keyserische geschickt: Nach dem er nun an dem Paß Abeburg[247] / zwo Meil von Salzwedel von dem Königsmarckischen Major / dem der Paß / weiln er bereits vor zwey Monaten geben gewesen / verdächtig vorkommen / auffgehalten worden / in dessen vom Pferd steigend sich zu defendiren das Pferd sich geschüttelt / die Brieffe ohn sein wahrnehmen auß dem Sattel gefallen / er seinen Weg widerumb zu seinem Obristen den beweisenen Affront zu referiren genommen: Nach dessen hinritt wird ein Brieff von einem jungen Hunde / welcher damit gespielet / gefunden / von einem Rittmeister ohngefähr gesehen / derselbige genommen / erbrochen und die conspiration gedachten Obristen Seckendorffs darinnen klärlich befunden. Als nun solches den anwesenden Officirern angezeiget / ist fleissiger nachgesucht / vnd noch ein anderer Briefff, welcher Herrn Feld-Marschallen überschickt / gefunden worden. Nach eingenommenen bericht deß Trompetters / hat sich der Obriste Seckendorff sehr offendirt befunden / zugleich auch ins Haupt quartier zum Herrn Legaten Grubben sich begeben dieses Affronts wegen sich zu beschweren / bey welchem er kaum eine halbe stund bey der Tafel gesessen / er Obrister Seckendorff / ohne respect deß Herrn Legaten von einem Rittmeister mit 30. Pferden gefänglich angenommen / vnd alsobalden auffs Rathhauß gebracht / durch den General Auditorn examinirt / seine Briefe durchsuchet / vnd ein Keyserliches Avocatorium darunter gefunden worden. Ist also nach gehaltenem Standrecht / dabey Königsmarck President gewesen / Verlesung der Brieffe vnd Examinirung / zum Tode verdammet / vnd ob er wol vmb sein Leben zu fristen / sich häfftig entschuldiget / hat solches bitten doch nichts verfangen wollen / sondern ist zu Salzwedel in der Altstatt auff dem Marck offentlich mit dem Schwerdt hingerichtet worden“.[248]

Der Hildesheimer[249] Arzt und Chronist Dr. Jordan notiert unter dem 2./12.2. in seinem Tagebuch: „Der Schwedische Obrist Zeckendorff wird zue Saltzwedel, umb daß er mit der Kayserl. Intelligentia gehabt, ihnen auch 4 Regimenter liefern wollen, verarrestirt von Torstenson und postero Die decollirt“.[250]

Seckendorff muss ein fürchterlich reumütigen Eindruck hinterlassen und bittere Tränen um seine Familie vergossen haben, da doch nun seine „noch nun unerzogene Kinder hierdurch unumgänglich in der Paptisten Rachen gerathen würden“. Seckendorf hatte die Offiziere in seiner Zerknirschtheit offenbar so beeindruckt, dass sich einige Mitglieder des Kriegsgerichtes bereit erklärten, eine Patenschaft über seine Kinder zu übernehmen und Torstensson selbst die Stadt Erfurt verpflichtete, „die armen Wittiben und Waisen … zu ihrem Aufenthalt und Auferziehung ihrer Kinder nothdürftige Mittel bei‘m Erfurtischen Stat, aus christlichem, löblichem Mitleiden“ zu unterstützen.[251] Die Investition in die Kinder Seckendorffs fiel auf fruchtbaren Boden: Sein Sohn, Veit Ludwig von Seckendorf [1626-1692], studierte mit Unterstützung der Kameraden seines Vaters – auch Caspar Cornelius Mortaigne de Potelles, der Anführer der aufrührischen Offiziere, den Torstensson mit 10 000 Reichstaler zufrieden gestellt hatte,[252] gehörte zu seinen Gönnern – , wurde kurbrandenburgischer Geheimer Rat und Kanzler der Universität Halle.[253]

[1] Ergänzt nach: http://www.koni.onlinehome.de/kurzbiographien/seckendorff-frames.htm.
[2] Langenzenn [LK Fürth]; HHSD VII, S. 389f.
[3] Herzogenaurach [LK Erlangen-Höchstadt]; HHSD VII, S. 291.
[4] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[5] Iphofen [LK Kitzingen]; HHSD VII, S. 328f.
[6] Coburg; HHSD VII, S. 127f.
[7] Seßlach [LK Coburg]; HHSD VII, S. 698f.
[8] KRAUß, Königsberg, S. 35.
[9] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[10] Der Schweinfurter Advokat Dr. Johann Friedrich Schmidt, gen. Fabritius, Kanzler der schwedischen Zwischenregierung in Würzburg.
[11] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.
[12] Gochsheim [LK Schweinfurt] ; HHSD VII, S. 239.
[13] Sennfeld; unter Gochsheim [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 239.
[14] Ebrach [LK Bamberg]; HHSD VII, S. 155f.
[15] Grettstadt [LK Schweinfurt].
[16] Obereuerheim, Untereuerheim [LK Schweinfurt].
[17] Oberndorf, heute Stadtteil von Schweinfurt.
[18] Röthlein [LK Schweinfurt].
[19] Grafenrheinfeld [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 245.
[20] Garstadt, heute Ortsteil von Bergrheinfeld [LK Schweinfurt].
[21] Hergolshausen, heute Ortsteil von Waigolshausen [LK Schweinfurt].
[22] Schnackenwerth, heute Ortsteil von Werneck [LK Schweinfurt].
[23] Geldersheim [LK Schweinfurt].
[24] Egenhausen, heute Ortsteil von WernecK [LK Schweinfurt].
[25] Oberwerrn, heute Ortsteil von Niederwerrn [LK Schweinfurt].
[26] Kronungen, heute Ortsteil von Poppenhausen [LK Schweinfurt].
[27] Dittelbrunn [LK Schweinfurt].
[28] Hambach, heute Ortsteil von Dittelbrunn [LK Schweinfurt].
[29] Üchtelhausen [LK Schweinfurt].
[30] Hesselbach, heute Ortsteil von Üchtelhausen [LK Schweinfurt].
[31] Reichelshof, heute Ortsteil von Schonungen [LK Schweinfurt].
[32] Bergrheinfeld [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 86f.
[33] Weyer, heute Ortsteil von Gochsheim [LK Schweinfurt].
[34] Heidenfeld [Gem. Röthlein, LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 276f.
[35] Waigolshausen [LK Schweinfurt].
[36] WEBER, Gochsheim, S. 204f.
[37] August Philipp von Holstein-Sonderburg-Beck [11.11.1612 – 6.5.1675]
[38] Seßlach [LK Coburg]; HHSD VII, S. 698f.
[39] Heldburg [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 192f.
[40] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 411230, Nr. 1245.
[41] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.
[42] Lichtenfels [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 408.
[43] Bad Königshofen im Grabfeld [Stadt Bad Königshofen i. Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.
[44] Ummerstadt [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 446.
[45] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.
[46] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.
[47] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[48] ENGERISSER, Von Kronach, S. 63ff.
[49] Weismain [Gem. Altenkunstadt, LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 797f.
[50] Marktzeuln [LK Lichtenfels].
[51] ENGERISSER, Von Kronach, S. 65.
[52] Gropp, Seckendorf u. Schaffmann.
[53] Rosenberg, Festung: Die Festung Rosenberg ist wohl das bedeutendste Geschichtsdenkmal des südlichen Frankenwalds. Der Grundfläche nach ist sie das ausgedehnteste Festungsbauwerk Deutschlands. Sie gilt als ein herausragendes Beispiel deutscher Wehrbaukunst und steht seit Jahrhunderten beschützend über der Stadt Kronach. Die Festung wurde in einer Höhe von 378 Metern über Normalnull auf dem Rosenberg in einer strategisch hervorragenden Lage erbaut. Die drei zu ihren Füßen zusammenlaufenden Täler, der Haßlach, der Kronach und der Rodach wurden von ihr beherrscht und sie konnte dadurch wichtige Übergänge nach Thüringen und in den Frankenwald sperren oder kontrollieren. Vom Steinernen Haus über die gotische Burg und das Schloss der Renaissance wurde die Festung Rosenberg von berühmten Baumeistern der Kriegsbaukunst des Barocks zu einer der stärksten mittelalterlichen Festungsanlagen Deutschlands ausgebaut. Im Laufe ihrer langen Geschichte wurde die Festung Rosenberg nie von feindlichen Angreifern eingenommen. [wikipedia]
[54] Mitwitz [LK Kronach].
[55] Neustadt b. Coburg (OFR.); HHSD VII, S. 516.
[56] Moosburg [LK Freising]; HHSD VII, S. 461f.
[57] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[58] Rennesberg, Weiler von Friesen, heute Ortsteil von Kronach.
[59] Birkach, heute Ortsteil von Kronach.
[60] Bierberg, Weiler bei Kronach.
[61] Vonz, heute Ortsteil von Kronach.
[62] Zeiern, bei Kronach.
[63] Katharinagrub, Weiler bei Kronach.
[64] Seibelsdorf, heute Ortsteil von Marktrodach [LK Kronach].
[65] Seelach, heute Stadtteil von Kronach.
[66] Unterrodach, heute Ortsteil von Marktrodach [LK Kronach].
[67] Stadtsteinach [LK Kulmbach]; HHSD VII, S. 710f.
[68] Bernsroth, ehemaliger Weiler, heute Gehöft nördlich von Kronach.
[69] Lichtenfels [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 408.
[70] bravade (ital. bravata, -e): Angeberei, Prahlerei, Trotz, Verachtung, militärische Schaustellung.
[71] Marktrodach [LK Kronach].
[72] Friesen, heute Ortsteil von Kronach.
[73] Enchenreuth, heute Ortsteil von Helmbrechts [LK Hof].
[74] Neuhaus-Schierschnitz [Kr. Sonneberg]; HHSD IX, S. 299f.
[75] Bad Königshofen im Grabfeld [Stadt Bad Königshofen i. Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.
[76] Teuschnitz [LK Kronach]; HHSD VII, S. 737f.
[77] vernageln: Durch die Zündlöcher hineingetriebene Nägel machten die Geschütze unbrauchbar.
[78] Höfles, heute Stadtteil von Kronach.
[79] Geschlechtsteile beschädigt.
[80] Weismain [Gem. Altenkunstadt, LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 797f.
[81] DWB Bd. 3, S. 369: „fest durch zauberei, unverwundbar, und verstärkt stahleisenfest“. Der Erzgebirgschronist und Pfarrer Christian Lehmann liefert die entsprechenden „Exempel“; SCHMIDT-BRÜCKEN; RICHTER, Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann, S. 186f.: „Ich habe gekannt einen benachbarten Dorfrichter, der Ao. 1632, 15 Aug. im Holckschen Marsch mit seinen Bauern erkühnte, dem Feind im Marschieren Abbruch zu tun. Er traute seiner Fertigkeit und hatte sich daneben mit etlichen Hellebarden und Bauerngewehr [einschneidige, bis zu 50 cm lange messerartige Waffe mit Griffschalen aus Holz, Horn oder Bein; BW] bewaffnet. Da er eine Feldlänge herauf kommen, stoßen auf ihn 4 Reiter, 2 Croaten und 2 Deutsche, die geben Feuer auf ihn, dass ihm zwei Kugeln durch die Kleider in die Seite gegangen, aber nicht durch die Haut. Er bat um sein Leben, gab dem einen ein Stück Geld, die anderen wollten auch befriedigt sein, und weil er nicht mehr zu geben hatte, brannten sie ihm wieder zwei Kugeln auf den Leib, die eine ging auf die Brust, die andere durch den Hut am Kopf, dass ihm vom Stoß und Knall das Blut zum Maul und Nase heraus ging und er niederfiel als wäre er nun gar tot. Da aber die Soldaten wegritten, machte er sich zwar davon, lebte noch 7 Jahr, aber hat sein Leben bekranken und beseufzen müssen.
Ao. 1630 lebte in einem Dorf [Königswalde; BW] nahe Annaberg ein gelehrter und beherzter Erbrichter [Christian Reppel; BW], der sich in feindlichen Zeiten an der Böhmischen Grenze für einen Obersten unter den Bauern bestellen ließ und damals auch die Stadt Annaberg mit belagern half. Der selbe hatte sich so stahleisenfest gemacht, dass ihm so gar kein Schuss noch Stoß verwunden konnte. Er ließ zur Probe mit Messern und Degen auf sich stoßen, mit Pfeilen auf sich losschießen, die aber nicht trafen oder doch nicht beschädigten. Doch war er nicht fest vom Feuer und Tod. Der Feind brannte ihm sein Erbgut weg, nahm ihm all sein Vieh, Vorrat und Lebensmittel. Da er in der Hitze den Räubern nachlief, und darauf Wasser getrunken, bekam er die Schwind- und Wassersucht und musste im besten Alter dahin sterben.
In dieses gewesenen Richters-Gemeinde diente zur selben Zeit ein verwegener stahlfester Bauernkerl unter den Kaiserlichen zu Pferde, welcher sich Hostiam conscratam lassen im Fuß einheilen, und von keinen Waffen noch Geschoss konnte geöffnet werden. Er ritte einesmals mit 100 Mann auf Partie aus, fiel ein Dorf an, welches aber als ein Flecken mit einer Mauer umgeben war und zwei Tor hatte. Die Bauern ließen ihn ein, schlossen dann die Tore plötzlich, umringten ihn und die seinen allenthalben mit Äxten und Spaltkeulen [im Bergbau Axt zum Spalten; BW], schlugen im Grimm alles nieder, zogen sie nackend aus, und stützten damit eine Grube voll. […][ …] Die Bauern haben im vorigen Krieg an den verhauenen Pässen nach Böhmen wohl 100 solche Gebackene mit Spaltkeulen aufgemacht. Ein starker Eisenfester wurde mit einem silbern Knopf [weil die erste Kugel nicht helfen wollte] erschossen; ein anderer im Duell mit einem durch die Erd gezogenen Degen niedergestochen; ein anderer vermeintlich Gebackener hielt im Saufgelage die bloße Brust dar, und gab seinen Degen hin, man sollte eine Probe tun und auf ihn zustoßen. Gott strafte die Pravade, und ging der Degen durch und durch“. In der Hannover’schen Chronik heißt es; JÜRGENS, Chronik, S. 546f.: „Rittmeister Immernüchtern aus Wolfenbüttel (der sonst Levin Sander hieß) wurde in einem holen Wege bey Lutter von einer Lüneburgischen Partey gefangen, anfangs wird ihm Quartier zugesagt, aber für Hildesheim auf dem Galgenberge jussu Principis ihme müssen den Rest geben. Man hat 20 Schüsse auf ihn gethan und ist keiner durchgangen. Dannenhero ward ihm der Kopf mit einem Beile entzwey geschlagen, daß er wie ein Bähre gebrüllet, unter den Galgen geschleppet und unbegraben liegen lassen“. Vgl. auch FUNKE, „Naturali legitimâque Magica“.
[82] Marktschorgast [LK Kulmbach]; HHSD VII, S. 430f.
[83] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.
[84] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, 286f.
[85] Vgl. FINDEISEN, Axel Oxenstierna.
[86] Pegnitz [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 577.
[87] Bayreuth; HHSD VII, S. 77f.
[88] 19.5. ?; BW.
[89] Burgkunstadt [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 117.
[90] Weismain [Gem. Altenkunstadt, LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 797f.
[91] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.
[92] Pegnitz [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 577.
[93] Auerbach i. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.
[94] Kitzingen; HHSD VII, S. 357ff.
[95] Wiesenthau [LK Forchheim].
[96] Marktzeuln [LK Lichtenfels].
[97] Alte Veste [Gem. Zirndorf, LK Fürth]; HHSD VII, S. 14. Vgl. MAHR, Wallenstein vor Nürnberg.
[98] ENGERISSER, Von Kronach, S. 63ff. (die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).
[99] Heldburg [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 192f.
[100] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2712.
[101] Staffelstein [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 711f.
[102] LOOSHORN, Das Bisthum Bamberg, Bd. 6..
[103] ENGERISSER, Von Kronach, S. 104f.
[104] Vgl. generalrobertmonro.com [in Bearbeitung].
[105] Bad Windsheim [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 63f.
[106] Herzogenaurach [LK Erlangen-Höchstadt]; HHSD VII, S. 291.
[107] Bruck bei Erlangen.
[108] Fürth; HHSD VII, S. 219ff.
[109] Großreuth hinter der Veste, heute Stadtteil von Nürnberg.
[110] Schweinau, heute Stadtteil von Nürnberg.
[111] Kleinreuth hinter der Veste, heute Stadtteil von Nürnberg.
[112] lange Büchse: hier wohl: Jagdgewehr (Jagdflinte; Pirschbüchse) mit langem Lauf (wie es von Scharfschützen eingesetzt wurde). Militärs oder Bürger, die man mit diesen Jagdgewehren gefangen nahm, wurden an Ort und Stelle hingerichtet, weil diese Gewehre wegen ihrer großen Reichweite als besonders „heimtückisch“ galten.
[113] 1 Inch = 2, 54 cm.
[114] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.
[115] MAHR, Monro, S. 184ff.
[116] Ummerstadt [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 446.
[117] Gauerstadt, heute Ortsteil von Bad Rodach [LK Coburg].
[118] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2733.
[119] Hildburghausen [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 198ff.
[120] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2735.
[121] Streufdorf, heute Ortsteil von Straufhain [LK Hildburghausen].
[122] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2736.
[123] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2734.
[124] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2738.
[125] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2739.
[126] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2749.
[127] Gellershausen, heute Ortsteil von Edertal [LK Waldeck-Frankenberg].
[128] Coburg; HHSD VII, S. 127f.
[129] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2740.
[130] Gehren [Kr. Ilmenau]; HHSD IX, S. 130f.
[131] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2741.
[132] Hildburghausen [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 198ff.
[133] Eisenach [Kr. Eisenach]; HHSD IX, S. 88ff.
[134] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2731.
[135] Rothenberg, Festung [Gem. Schnaittach, LK Lauf/Pegnitz, Mfr.]; HHSD VII, S. 635f.
[136] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2743.
[137] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2744.
[138] Roßfeld, heute Ortsteil von Bad Rodach [LK Coburg].
[139] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2746.
[140] Schwarza [Kr. Suhl]; HHSD IX, S. 394f.
[141] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2747.
[142] Vgl. HALLWICH, Gestalten aus Wallenstein’s Lager II. Johann Aldringen.
[143] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2748.
[144] Forchheim; HHSD VII, 201ff.
[145] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2750.
[146] Schlechtsart [LK Hildburghausen].
[147] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2751.
[148] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2752.
[149] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2753.
[150] Bedheim, heute Ortsteil von Gleichamberg [LK Hildburghausen].
[151] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2754.
[152] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2755.
[153] Vachdorf [LK Schmalkalden-Meiningen].
[154] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2756.
[155] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2757.
[156] Ummerstadt [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 446.
[157] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2760.
[158] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.
[159] Hof; HHSD VII, S. 302f.
[160] Neustadt b. Coburg (OFr.); HHSD VII, S. 516.
[161] Sonnefeld [LK Coburg]; HHSD VII, S. 702f.
[162] Neuhaus am Rennweg [Kr. Neuhaus]; HHSD IX, S. 302f.
[163] Hildburghausen [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 198ff.
[164] Römhild [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 353ff.
[165] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer (ab Dezember 2012).
[166] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[167] Vgl. MOSCA, La croce, le armi, il cavallo.
[168] Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht.
[169] Steinheid [Kr. Sonneberg]; HHSD IX, S. 423.
[170] Cortendorf, heute Stadtteil von Coburg.
[171] Lützelbuch, heute Stadtteil von Coburg.
[172] Sonneberg [Kr. Sonneberg]; HHSD IX, 408ff.
[173] Diese Granaten und Sturmtöpfe können, als selten erhaltene Beispiele damaliger Feuerwerkerkunst, noch heute in den Kunstsammlungen der Veste Coburg besichtigt werden. Während die Handgranaten aus runden, mit Pulver gefüllten Eisenkugeln bestanden, und mit einer Lunte gezündet wurden, gab es auch schon Fallgranaten, die beim Aufschlag mittels eines Reibungszünders explodierten. Die Sturmtöpfe bestanden aus gebranntem Ton und waren mit ungelöschtem Kalk und Asche, meist zusätzlich mit Fußangeln gefüllt. Die Herstellung solcher ‚Sturmhäfelein‘ beschreibt Hans Conrad Lavater in seinem ‚Kriegsbüchlein‘ aus dem Jahre 1644 (70): „Die Häfelein werden flach, breit und rund, aber nich hoch gemachet: in der mitte hol, […] die füllet man mit gerädenem, reinem, wohlgedörretem, vngelöschtem Kalck, und stecket Lämeysen [Fußangeln] darzwischen. Sie seind in dem Sturm gut zu gebrauchen: dann da sie vnder die Feind geworfen werden, zerfallen sie, vnd stäubt alßdann das Kalck dem Feind in das Gesicht: vnd ist solcher staub dem gesicht, vnd die Lämeysen den füssen schädlich und verhinderlich“. Ebenso beschreibt Lavater die Verwendung sogenannter ‚Sturmschlägel‘, schnurumflochtener Ballen mit einem Brandmittel gefüllt, in die kurze, mit Bleikugeln geladene Rohrabschnitte, sogen. Mordschläge, eingebunden wurden, „welche durch Harnast [Harnisch] und Pantzer schlagen, nicht leichtlich zu löschen, vnd hefftig brennen“. Ferner empfahl Lavater das Werfen von „Fässern voll Kalck vnd äschen, auff daß die Feinde darvon nicht sehen, vnd halb ersticken“. (78).
[174] Römhild [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 353ff.
[175] Pürschpulver: „Bürschpulver, ein feines Schießpulver, welches besonders geglättet und von dem Schmutze gereinigt wird“. [http://www.kruenitz1.uni-trier.de/xxx/p/kp05346.htm].
[176] Nach dem „Kriegsbüchlein“ von Hans Conrad Lavater (65) hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinen Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“.
[177] Die Grafschaft Henneberg-Schleusingen wurde nach dem Tod des letzten Grafen auf Grund der Erbverbrüderung von 1554 (de facto seit 1583) von den beiden wettinischen Linien, den sächsischen Albertinern und den thüringischen Ernestinern, bis 1660 gemeinsam verwaltet. Die Grafschaft Henneberg gehörte 1631 zu den von den Truppendurchzügen und Einquartierungen am schlimmsten betroffenen Territorien. An das Aufbringen der Kontribution nach Erfurt war kaum zu denken, das Rentamt in Schleusingen verfügte über keine Mittel. Die Landstände wurden bewogen, innerhalb der nächsten zwei Monate 2.500 Rt. aufbringen zu wollen. Ein weiterer schwerer Schlag wurde nach dem Bericht des kursächsischen Oberaufsehers Marschalk der Grafschaft im Oktober 1634 durch den Einbruch der Truppen Piccolominis versetzt. Vgl. HEIM, Leiden; HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 255; KÖBLER, Lexikon, S. 247f. [mdsz]
[178] Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturverzeichnis).
[179] Approchen ist die Bezeichnung für die Laufgräben (Annäherungswege) bei der militärischen Belagerung von Festungen. Das Wort ist eine Eindeutschung des französischen Verbes s’approcher, sich nähern. Es handelt sich um eine Anlage, die der Angreifer einer Festung anlegen musste, bevor die Festung erstürmt werden konnte. Mit Hilfe einer Erdwalze (Sappe) konnte sich der Angreifer an die Festungsmauern heranarbeiten, um sie durch ein anschließendes Unterminieren zum Einsturz zu bringen. Mit Hilfe der Approchen konnte der Angreifer das Vorgelände gedeckt überschreiten. Sappen wurden von den zu den ingenieurtechnischen Truppen gehörenden => Sappeuren angelegt, die über besondere Ausrüstung wie z. B. Schanzkörbe verfügten oder den typischen, breitkrempigen Eisenhelm zum Schutz vor Geschossen, welche die Verteidiger von oben abschossen. [wikipedia]
[180] Rüger meint hier wohl zwei 4-pfündige Stücklein, denn 1/4 Pfund Blei schoß bereits ein Doppelhaken mit einem Kaliber von 28 mm, womit man wohl kaum eine Festungsbastion beschossen hätte.
[181] Vgl. Anm. 172.
[182] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.
[183] Waltershausen [Kr. Gotha]; HHSD IX, S. 460f.
[184] Lamboy schloss am 19.3.1635 mit Zehm und Georg von Schlitz, genannt Görz, den Übergabevertrag von Stadt und Festung Coburg. ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 13.
[185] [Bad] Neustadt/Saale [LK Rhön-Grabfeld], HHSD VII, S. 59f.
[186] Eisenach [Kr. Eisenach]; HHSD IX, S. 88ff.
[187] Neuses, heute Ortsteil von Kronach.
[188] Meiningen [Kr. Meiningen]; HHSD IX, S. 269ff.
[189] Wachgeld, Wachtgeld: ADELUNG, Bd. 4, Sp. 1320: „Das Wáchgêld, des -es, plur. doch nur von mehrern Summen, die -er. 1. Geld, welches man dem bezahlet, der die Nacht bey jemanden wachet. 2. Geld, welches jemand demjenigen bezahlet, der die Wache für ihn verrichtet; da es denn in manchen Städten eine Abgabe ist, welche die Bürger zur Unterhaltung der Lohnwächter oder Stadtsoldaten geben“.
[190] ENGERISSER, Kronach, S. 401ff.
[191] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.
[192] Heringen [Kr. Sangerhausen/Nordhausen]; HHSD XI, S. 208f.
[193] Kelbra [Kr. Sangerhausen]; HHSD XI, 236f.
[194] HAPPE II 375 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[195] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.
[196] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[197] Marktredwitz; HHSD VII, S. 429f.
[198] BRAUN, Marktredwitz, S. 137.
[199] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.
[200] Pressath [LK Neustadt a. d. Waldnaab].
[201] Nabburg [LK Nabburg]; HHSD VII, S. 491f.
[202] Vilseck [LK Amberg]; HHSD VII, S. 771f.
[203] Auerbach i. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.
[204] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 190.
[205] Waldeck; erwähnt unter Kemnath; HHSD VII, S. 351.
[206] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 201.
[207] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.
[208] Waldeck [LK Tirschenreuth].
[209] Waldershof [LK Tirschenreuth].
[210] BRAUN, Marktredwitz, 137ff. Braun datiert nach dem alten Stil.
[211] Kar: Ein im Egerland bis heute übliches Getreidemaß. 1 Kar = 8 bayr. Metzen = 32 Napf; 1 bayr. Metzen = 37, 06 l. 1 Kar fasste also 2, 9 hl. Beim Hafer wurde es zu 3, 08 hl. gerechnet.
[212] 1 Schock = variables Getreidemaß.
[213] Waldsassen [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 785ff.
[214] Erbendorf [LK Tirschenreuth].
[215] Pullenreuth [LK Tirschenreuth].
[216] Ebnath [LK Tirschenreuth].
[217] Fahrenbach [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[218] Scheibe, Scheube Salz: die Scheibe (Scheube) Salz, eine Masse Salz, die in eine flache zylinderförmige Holzeinfassung gepresst und transportiert wird. Die Scheibe entsprach etwa einem Scheffel Salz = 17 Metzen = 119 Pfd. Kramgewicht. Zum Teil entsprach die Scheibe (Scheube) aber auch 1 ½ Zentner.
[219] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[220] Wiesau [LK Tirschenreuth].
[221] Karl Magnus. v. Baden-Durlach
[222] Jaroslav Petr Kinský
[223] Neunburg vorm Wald [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 507f.
[224] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.
[225] Leutendorf, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[226] Thölau, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[227] BRAUN, Marktredwitz, S. 140ff.
[228] Schleiz [Saale-Orla-Kr.]; HHSD IX, S. 380ff.
[229] KLUGE, Hofer Chronik, S. 183f.
[230] Schönreuth [LK Kemnath].
[231] Neusteinreuth [LK Kemnath].
[232] Godas [LK Kemnath].
[233] Anzenberg [LK Kemnath].
[234] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 203.
[235] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.
[236] Heringen [LK Nordhausen]; HHSD XI, S. 208f.
[237] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.
[238] HAPPE II 401 r – 401 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[239] Salzwedel [Kr. Salzwedel]; HHSD XI, S. 404ff.
[240] SCHLOTTER, Acta, S. 341.
[241] GONZENBACH, Erlach Bd. 2, S. 158, Anm. 1 (Bericht R. v. Rosens bzw. Taupadels).
[242] Im Folgenden nach koni.online.home.de.
[243] Vgl. dazu auch das Schreiben des Proviantmeisters der sächsischen Kreise in Hamburg, Johann Sieber, am 28.12.1641 an den Generalkriegskommissar Friedrich v. Blumenthal, über die Bedingungen, unter denen Seckendorf wechseln wollte. ELSTER, Piccolomini in Braunschweig, S. 63, Anm. 1.
[244] Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 2262.
[245] PLEISS, Kriegstagebuch, S. 142.
[246] ENGLUND, Verwüstung, S. 270f.
[247] Groß Apenburg; HHSD XI, S. 153f.
[248] WASSENBERG, Florus, S. 470f.
[249] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff. Zu den Kriegsereignissen in Hildesheim vgl. auch PLATHE, Konfessionskampf.
[250] SCHLOTTER, Acta, S. 366.
[251] Vgl. auch STRAUCH, Veit Ludwig von Seckendorff, S. 25.
[252] ENGLUND, Verwüstung, S. 269.
[253] Halle; HHSD XI, S. 177ff.
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