Pithan [Pithon, Pythan, Pitham], Eduard [Edoard, Edvardt] de

Pithan [Pithon, Pythan, Pitham], Eduard [Edoard, Edvardt] de; Generalmajor [ -1661] Pithan, ein „Belgier“ von Geburt, d. h. Wallone,[1] stand als Obrist bzw. Generalmajor in schwedischen Diensten.

In der Hannover’schen[2] Chronik heißt es: „Den 4. Junii [1632; BW] hat der Obrist Pithon nomine Regis Sveciae mehr Einquartierung begehret in Hannover“.[3] Der Hildesheimer[4] Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 1./11.6. und 3./13.6.1632: 1. „Der Obrist Fridrich Merrettig kam uff die Steingrube mit wol 1000 Mann zue Fues und 100 Dragonern.

3. Diesen Abend kurz vor 6 Uhren werden die Schwedische und Lüneburgische unter dem Obr. Merrettig alhie eingelaßen, mußten der Stadt Hildesheimb schwören, erstlich Merrettigs, hernach des Obr: Edoard de Pithan Volk. Die 4 Compagnia Lappen und Finnen, so allein von allen Volkern Fahnen hatten, wollten nicht schwören, gaben für, sie ihrem König albereit verobligirt wären. Bey Einziehung dieses Schwedischen Volks ward Marten Küneken Sohnen, so zwischen den Almer- und Osterthor uff der Brustwehr von den heran marchirenden Soldaten einen geschoßen, das er davon die folgende Nacht starb“.[5]

In der Hannover’schen Chronik heißt es weiter: „Den 9. [19.; BW] Junii sein noch 25 Fahnen Fußvolk vorüber marchiret, dazu 2 Fahnen, so auf der Neustadt bey Hertzog Georg gelegen, und die 2 Lüneburg. Fahnen, so herein gelegen, sein auch ausgezogen, den 10. [20.; BW] Junii dagegen aber andere Fahnen, unter Capitain Marre, 2 dessen Cap.-Lieut. Schimmel, und 1 unter Capitain Badendorff sein wieder herein quartieret von des Obr. Pithon Regiment“.[6]

Dr. Jordan schreibt unter dem 11./21.6.1632: „Der Obrist Fridrich von Merrettig, umb den er den vorigen Tag wieder des H. Gral. Befehl dem Stewrwald[7] plündern laßen, wurde nebest seinen Major Wiegrefen und Capitein Hanß vor der Mannburg[8] verarretiret und an seine Statt Edoardo de Pithan das Commendo hiesiger Stadt anbefohlen, der es auch folgends behält“.[9]

Unter dem 17./27.6.1632 hält Dr. Jordan fest: „Den Geistlichen werden von dem Gral. Commissario Erich Enderson Krana[10] ufferlegt 30,000 Thl. zue geben, weil sie sich aber zue wenig erbotten, ist der Obr: Edoart de Pithan, Commendanten von der Stadt, dem 18. dem Cantzler und Domdechant uff der Cantzley und ihren Hoff gefallen, sie beede gleichsam in Arrest genom̃en, wegen nachläßiger Ausliefferung der 30,000 Thl“.[11] Unter dem 20./30.6. heißt es weiter: „Herr Arnold von Honßbrock[12] Vice-Dohmprobst gab seine 6 Rappen und Satzpferde dem Gral.-Commish. Erich Enderson Krana, da zue bekam er vom Dohm-Capittul 300 Goltfl. und 300 Reichsthaler. Der Obr. Eduart von Pithan bekam des Cantzlers seine 4 Füchße für die Gotschen, und weil die Geistliche all ihre Cleinodia einlieferten, darunter ein Pfennig mit folgender Aufschrift gewesen: Otto dedisti quando Romam Coronaturus ivisti, und die Summa damit noch nicht complirt, wurden den 21 Morgens umb 4 Uhr noch mehr Schwedische Soldaten uff den Dohmhoff gelegt mit Bedrawung, dafern das Gelt nicht uffgebracht, aldañ ihre Höffe spoliirt sollten werden. War deswegen eine große Angst bey ihnen“.[13]

Zwei Jahre später wird er erneut erwähnt. 1./11.1.1634: „Diesen Morgen soll noch mehr Volk ankommen seyn, wo bey der Obrist Kagge, junger Prinz von Schweden,[14] Obrist Pithan, und sich uff den Kreylah[15] beschanzet, auch ein Fewr-Kugel hereingeworfen, desgleichen soll von den Braunschweigischen ein Brück über die inderste zwischen der Hoenser-Mühl und dem Newenthor gemacht seyn“.[16]

1639/40 wurde Pithan u. a. mit dem braunschweigschen Leibregiment an die Weser abgeordnet. Er ließ u. a. Höxter von schwedischen und hessen-kasselischen Truppenteilen wieder besetzen.[17]

Das „Theatrum Europaeum“[18] berichtet: „Die Käiserische / und zuforderst der General Wahl führete sein Volck im Eingang Junii [1640; BW] in Westphalen zusammen / die sich um Olpen[19] im Sauerland versammleten : und hatte Lüneburg[20] / nichts bessers / als daß er damit an die Weser gehen würde / zu vermuthen : darum die Stadt Höxter[21] im Stifft Corvey / mit Lüneburgischem  Volck unter dem General Major Pithan / besetzt / an der Stadt repariret / mehrers befestiget / und bey 400. Mann an die Weser von Hammeln[22] an biß an Corvey[23] / auff der Braunschweigischen Seiten geleget wurden : daselbsten sie sich im Julio noch befunden haben“.[24]

Dr. Jordan hält in seinen Aufzeichnungen fest: 3./13.7.1640: „Illmus Georgius ziehet von hinnen mit Canzler und Krieges-Rähten. Item 3 Compagnia zue Fueß als (von) Weitzen, alten Gerberß und Hauptman Schirmerß It. Compagnia Dragoner nacher Göttingen[25] factum militem zu besichtigen und kamen 6 Compag-nia zue Fuß von newgeworbenen Völkern unter dem Obristen Edvardt von Pithan wieder herein“.[26]

Im „Theatrum Europaeum“ heißt es weiter: „Die Käis. eroberten Höxter im dritten Sturm so weit / daß die darinnen gelegene 900. Lüneburgische unterm Gen. Major Eduard Pithan accordirten; sie setzen darauff mit etlichen Truppen über die Weser / streiffeten auff die neugeworbene Lüneburgischen / und selbigen Außschuß / und schickten deren viel mit blutigen Köpffen zu Weib und Kindern; Herzog August zu Braunschweig geworbenes Volck muste deßwegen an die Weser eilen / ferneres Übersetzen / biß Banner kame / zu verhindern“.[27]

„Bönninghausen hatte [1641; BW] in Erfahrung gebracht, daß die Franzosen gern eine neue Werbung deutscher Truppen für Frankreichs Dienst gesehen hätten. Schon hatte der Graf d’Avaux in Hamburg[28] versucht, zwei Regimenter in französischen Sold zu nehmen; als nämlich Herzog Friedrich von Celle nach dem Ableben seines Bruder Georg von [Braunschweig-]Lüneburg, der am 12. April 1641 gestorben war, die ihm zugefallene Kavallerie verminderte, schloß d’Avaux mit dem Obristen Anton Meier einen Kontrakt, gemäß dem dieser aus den reduzierten Offizieren und Reitern zweier Regimenter ein Kavallerie-Regiment für die Krone Frankreich zu errichten übernahm. Auch ein Infanterie-Regiment aus abgedankten Söldnern des Generalmajors Pithan wurde gegen Zahlung von 15 000 Talern Einrichtungsgeld errichtet“.[29]

In der Hannover’schen Chronik heißt es: „Den 13. [23.] Sept. [1641; BW] haben wir nolentes volentes müssen 2 Compagnien Reuter vom Pythanischen Regimente, weil es der Commandante so haben wollen, einnehmen, daraus eine Compagnie gemacht unter dem Obristen Wachtmeister Bonhausen. Haben also 6 Compagnien herein gehabt“.[30]

[1] KRATZ, Der Dom zu Hildesheim, S. 43.

[2] Hannover; HHSD II, S. 197ff.

[3] JÜRGENS, Chronik, S. 501.

[4] Hildesheim; HHSD II, 228ff. Zu den Kriegsereignissen in Hildesheim vgl. auch PLATHE, Konfessionskampf.

[5] SCHLOTTER, Acta, S. 42.

[6] JÜRGENS, Chronik, S. 501f.

[7] Steuerwald [Kr. Hildesheim]; HHSD II, S. 443.

[8] Marienburg [Gem. Schulenburg, Kr. Springe]; HHSD II, S. 319.

[9] SCHLOTTER, Acta, S. 45.

[10] Gemeint ist Trana; vgl. auch KRATZ, Der Dom zu Hildesheim, S. 43.

[11] SCHLOTTER, Acta, S. 45.

[12] Arnold von Hoensbroich, 1609 Domherr zu Hildesheim, Dechant des Andreas-Stifts, Domherr zu Lüttich, Halberstadt und Magdeburg, 14.1.1633 zum Domprobst von Hildesheim gewählt, † 27.3.1665.

[13] SCHLOTTER, Acta, S. 45f.

[14] Gustaf Gustafsson af Vasaborg [24.4.1616 Stockholm-25.10.1653 Wildeshausen], 1637 greve af Vasaborg, ab 1647 greve af Nystad, unehelicher Sohn Gustavs II. Adolfs v. Schweden [1594-1632], ab 1633 schwedischer Obrist, 1634-1648 „postulierter Administrator“ des Hochstifts Osnabrück, seit 1645 Gouverneur v. Estland, ab 1646 Reichsrat; 1646 Erhebung in den Freiherrenstand.

[15] Kreyla, auf dem Moritzberg

[16] SCHLOTTER, Acta, S. 117.

[17] KIECKBUSCH, Von Ackerleuten, S. 255.

[18] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.

[19] Olpe [LK Olpe]; HHSD III, S. 593f.

[20] Lüneburg; HHSD II, S. 311ff.

[21] Höxter [LK Höxter]; HHSD III, S. 346ff.

[22] Hameln; HHSD II, S. 192ff.

[23] Corvey [Stadt Höxter]; HHSD III, S. 146ff.

[24] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 231.

[25] Göttingen; HHSD II, S. 178ff.

[26] SCHLOTTER, Acta, S. 320.

[27] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 371.

[28] Hamburg; HHSD I, S. 83ff.

[29] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 336.

[30] JÜRGENS, Chronik, S. 543f.

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