Rottorff, Christoph von

Rottorff, Christoph von; Kapitän [ – ] Rottorff war Kapitän in braunschweig-lüneburgischen Diensten unter Herzog Friedrich Ulrich. In der Hannover’schen[1] Chronik heißt es: „Den 24. Februar 1632 ist endlich gewilliget von Raht und Geschwornen auf I. F. G. Hertzog Friedrich Ulrich Anhalten, daß man I. F. Gn. Capitain Christoph von Rottorff einen Laufplatz allhie auf eine Compagnie zu Fuß zu werben gönnen wolle, denselben auf 4 Wochen logiren, und Vivers, darzu einem gemeinen Soldaten täglich 3 Mgr. und 2 Pfund Brodt von Bürgerschaft gegeben werden sollten, die andern Officirer aber sollten von außen her, von den Beambten ihre Verpflegung, ohne den Servis oder Quartier, sich verschaffen, welches also acceptiret worden. Sein aber im Martio 1633 erstlich ausgezogen nach Hameln[2] und also über ein Jahr herein gelegen“.[3] Bei dem Blutbad, das die Kaiserlichen bei Hainholz[4] anrichteten, spielte er eine unrühmliche Rolle: „Den 23. Julii (hic dies cruentus nobis fuit), denn denselben Tag, nach gehaltener Betstunde, als auch nach 8 Uhren Morgens die Thore geöffnet worden, die Kuhhirten hinausgetrieben, die Bürger sich nach ihren Garten begeben wollen, auch Jobst Amelung und sein Sohn Johann mit 2 Karn aus dem Steinthore nach dem Sandberge vor den Hirten hergefahren, und Henni Kothöfer vom Heinholtze mit einem Wagen woll Leimen nach der Stadt wollen, haben sich 4 Reuter bei S. Nicolai Kirchhofe und dem Schützenhause sehen lassen, ihnen die Pferde ausgespannet, Amelungs Sohn gefänglich genommen, dem Schaper auch alle Schafe genommen, welche sie aber zuvor, ehe die Thore geöffnet worden, bekommen und schon durch das Heinholtz getrieben hatten, auch der erste Steinthores-Hirte bey S. Nicolai Kirchhofe allbereit gewesen, daß die Reuter zwischen dem Schützenhause und Kirchhofe unter die vordersten Kühe geritten.

Als die Bürger, so noch mehrentheils auf dem Kirchhofe gewesen, das gesehen, haben sie den Hirten zugerufen, das Viehe zu wenden, welches die Hirten auch so bald in der Eyle gethan, der letzte Hirte, so eben im Thore, hat die Kühe auf die Goserey getrieben, damit sie ein dem andern im Thore nicht hinderten, und hat also der erste Hirte zuerst die Kühe wieder in die Stadt gebracht, dem der ander sofort gefolget.

Inmittelst sein viele Bürger, als das Geschrey in die Stadt gekommen, mit Musqueten und Feuerröhren auf den Friedhof kommen, und von der Kirchmauren auf die Reuter Feuer geben wollen, welche aber gewichen zu einem Troppe, der im Heinholtzer Wege gegen dem Sandberge gehalten, hinter den Garten, und haben also die Bürger vom Kirchhofe ab, sein sanft reitend, doch aber bravirend, ins Feld gelocket, die ihnen auch sehr hitzig, ohne einige Ordnung, gefolget, bis nach dem Heinholtze hinzu, auf Melchior Schapers und Gerd Engelken zusprechen und anreitzen, den Reutern die Schafe wieder zu nehmen, die aber schon lange vorhin durchs Heinholtz getrieben waren. Inmittels sein auf das in die Stadt gekommene Geschrey je mehr und mehr Bürger mit ihrem Gewehr hinausgelaufen, Capitain Rottorf Trommel gereget und etliche Soldaten hinausgeführet, doch in großer Unordnung, und daß sie nicht über einen Schuß Kraut und Loht bey sich gehabt, sein auch viele Bürger von der Wachte wie auch Soldaten hinausgelaufen. Ehe dieselben ankommen, sein die ersten wenig Bürger aus dem Heinholtze, darin sie gelaufen, durch die Reuterey ( deren sich endlich im Hinterhalt 8 Cornet und eine Compagnie Dragoner, wie auch etliche, doch wenig Musquetirer befunden, dabey der Graf von Gronßfeld [Jost Maximilian v. Gronsfeld; BW] persönlich gewesen) zurück getrieben in die Garten, und daselbst Feuer ein auf den andern gegeben bey einer Glockenstunde. Es haben etliche Bürger und Soldaten, so aus der Wachte dahin gelaufen, auf dem Sandberge sich verhalten und zuerst mit den Reutern scharmutziret, davon damahls noch wenig geblieben.

Sonderlich haben sich in Dietrich Wissels Garten viel Bürger und Soldaten begeben, darin sie von der Reuterey behauen worden, daß sie nicht entsetzet werden können, und als die Gronßfeldische vernommen, daß sie sich verschossen und unsere Soldaten um Kraut und Loht zu den Bürgern gerufen, sein 28 musquetirer vom Feinde in Wissels Garten commendiret, auch etliche Reuter abgestiegen und in den Garten gesetzet, alles von unseren Bürgern und Soldaten niedergeschossen, geschlagen, gestochen, gehauen und erbärmlich gemetzet, und obwohl etlichen Quartier zugesagt worden, so ist es ihnen doch nicht gehalten, wie man sagt darum, daß der Obr.-Lieut. N., als er Quartier geben, aus dem Knochenhauer Garten von den Bürgern geschossen worden. […] Summa summarum, so gestorben, beschädiget und gefangen, thut 63 Personen. Unter diesen allen hat Dietrich Dirkes nur einen Stich bekommen, davon er gestorben. Die andern sein vielfältig verwundet gewesen, daß auch theils bey 30 Wunden gehabt, und in die todten Körper greulich tyrannisiret worden, haben sie nackend ausgezogen. Etlichen sind die Kleider vom Leibe gebrandtt, weil sie mit Speck und vergifteten Kugeln geschossen worden, haben großen Jammer getrieben und sein mehrentheils gestorben“.[5] „Diesen Tag, den 23. Julii 1632, als dieses Blutbad vorm Heinholtze geschehen, ist Caspar von Lüde zum Stadt-Hauptmann von E. E. Raht angenommen worden, an Statt Capitain Bartold Knusten, dessen gehabte Compagnie zu Fuß Bürger-Soldaten I. F. G. Hertzog Friedrich Ulrich übergelassen und voriges Tages, den 22. Julii, nach Wolfenbüttel[6] abgefordert worden. Den 28. Julii 1632 ist Capitain Bortfeld mit einer Compagnie zu Fuß, so von Illmo U. g. F. u. H. anhero gesandt, hie wieder einquartiert worden, die erlehrete Stadt wieder zu besetzen, unangesehen Capitain Rottorf (welcher zum commandiren sehr schlecht) mit seiner Compagnie noch herinner verblieben, die aber nicht complet gewesen“.[7]

[1] Hannover; HHSD II, S. 197ff.

[2] Hameln; HHSD II, S. 192ff.

[3] JÜRGENS, Chronik, S. 499.

[4] Hainholz [Stadt Hannover]; HHSD II, S. 192.

[5] JÜRGENS, Chronik, S. 503f.

[6] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[7] JÜRGENS, Chronik, S. 507.

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