Mühlheim [Müllheim, Mühlhaim, Milhaim], Georg Friedrich von

Mühlheim [Müllheim, Mühlhaim, Milhaim], Georg Friedrich von; Obrist [ – 3.7.1638 Sottrum] Mühlheim stand als Obristleutnant bzw. Obrist in kaiserlichen Diensten. Mühlheim war Obristleutnant des 1631 geworbenen Kürassierregiments Neu-Trčka gewesen und hatte dieses Regiment im Februar 1634 als Obrist übernommen. Mühlheim war Mitunterzeichner des 1. Pilsener Schlusses gewesen.[1] Auch auf Niemanns Kompanie – Niemann war zusammen mit Wallenstein[2] in Eger[3] ermordet worden – hatte er Anspruch erhoben.

1636 war er Kommandant von Elsass-Zabern.[4]

Anfang 1636 nahm er[5] Longwy[6] ein, eroberte Arlon[7] im Luxemburgischen, war in der Gegend um Metz[8] im Kampf mit aufständischen Landsleuten verwickelt, marschierte nach Zabern, um bei der Verteidigung der Stadt neben den Hauptleuten Macdonald und Geraldin mitzuwirken. Unter ihm kämpften zur Entlastung der durch Bernhard von Sachsen-Weimar[9] belagerten Stadt auch Geraldin und Deveroux. Die Stadt wurde hart umkämpft. Bernhard von Sachsen-Weimar versuchte am 19.6. aller Macht den Verteidigungsring zu stürmen. Deveroux wird bei der Verteidigung Kühnheit nachgesagt. Auf Seiten der Angreifer fielen u. a. Graf Jakob Johann von Nassau, Gustav II. Adolfs ehemaliger Vertrauter und Bewunderer, Sir John Hepburn, Marschall von Frankreich; Bernhard von Sachsen-Weimar wurde verwundet.

„Wie vereinbart, begann nämlich Anfang Juni 1636 von zwei Seiten der Angriff auf das Elsaß. Am 7. Juni stand der Kardinal [de la Valette; BW] in Markirch,[10] und fast gleichzeitig erschien Herzog Bernhard in Pfalzburg[11] und nahm am Morgen des 12. Juni im Handstreich die Schanze an der Steige oberhalb von Zabern ein. Der Angriff auf das feste Zabern und die sie es flankierende alte Bergfeste Hohbarr (Haut-Barr)[12] begann erst am 19. Juni. Die Besatzung bestand aus dem Regiment Hardegg, einer Kompanie des Regiments Federigo duca die Savelli und einigen Abkommandierten vom Regiment Borneval de Arlin. Das Kommando führte Obrist Georg Friedrich von Mühlheim, ein Kürassieroffizier, weshalb die Hauptlast der Verteidigung auf Obristleutnant Mers lag. Nach dem ersten vergeblichen Sturm auf Zabern zog Herzog Bernhard alle seine Truppen und die Artillerie heran, er wurde überdies durch den Kardinal de la Valette verstärkt, der, abgesehen von einem Gefecht bei Dachstein,[13] praktisch ungehindert bis Hagenau[14] vordringen und dieses nach ausgiebiger Versorgung schon am 14. Juni wieder verlassen konnte. Seit dem 25. Juni war Zabern vollständig eingeschlossen und wurde mehrfach bestürmt. Ein schwerer Schlag für die Verteidiger war die Unterbrechung der Wasserzufuhr für die Getreidemühle am 4. Juli. Aber man hoffte auf baldigen Entsatz durch Generalleutnant Gallas,[15] der in Drusenheim[16] einen befestigten Brückenkopf diesseits des Rheins errichtet hatte. Als wider alle Erwartungen kein Entsatz erfolgte und der fünfte Sturm der Franzosen nur noch mit letzter Kraft am 7. Juni abgewehrt werden konnte, die Lage mithin aussichtslos wurde, entsandte Obrist Mühlheim am 12. Juli Obristleutnant Mers mit einem weiteren Offizier zwecks Verhandlungen über einen Akkord zu Herzog Bernhard. Der Übergabevertrag wurde am 14. Juli 1636 von Herzog Bernhard und Obrist Mühlheim unterfertigt. Er bestimmte, daß Schloß Hohbarr und das Mitteltor von Zabern mit Vorwerk sofort übergeben werden. Der ehrenvolle Abzug der Besatzung mit fliegenden Fahnen und Trommelschlag, Waffen und Gepäck hatte am nächsten Tag um 6 Uhr früh zu erfolgen. Wie üblich wurde die Einhaltung des Abzugs in Richtung Drusenheim durch ein Geleit und durch Stellung von Geiseln abgesichert“[17].

Dazu berichtet das Theatrum Europaeum:[18] „Entzwischen seynd Hertzog Bernhard von Weinmar mit einem ziemlichen Theil von dero Armee durch einen andern Weg auff Pfaltzburg[19] zu/ ankommen / und ehe man sich dessen versehen können / in Person mit 1000. commandirten Mußquetirern unnd 500 Pferdten vorher gewischt / welche also conjunct den 2. Junij morgends vor Tag die Schantz ob Zabern erstiegen / occupirt / und viel darinnen niedergemacht / und (welches zu verwundern) damahlen zwar von den ihrigen nicht einen Mann verlohren. Dieweil aber die Frantzösische Artollerey nicht bey der Hand / und deß Volcks zu wenig / die Statt Zabern aber starck und mit viel vornehmen Obristen besetzt war / hat man derselben / wie man gewolt / ernsthafftig nicht zusetzen können / biß den 9. hujus Breche gemacht / unnd darauff gegen Abend Sturmb angelauffen worden / allda die Frantzosen / so der Herr Cardinal [Jean Louis de Nogaret-La Valette; BW] dahin com̃andirt / und die Avantgarde oder den Vortrab gehabt gehabt / so furioß und manlich angangen / daß sich darüber zu verwundern gewesen / und ungeachtet / daß sie von Hertzog Bernhards succurrirenden Teutschen Trouppen nit weniger tapffer secundiret worden / auch die eine Statt bereits occupirt / haben sie doch einen so beständigen Widerstand gefunden / daß sie dritthalb Stund in solcher Statt unter der Breche fechten / und weilen die Nacht eingefallẽ / daß man weder Freund noch Feind erkennen / weniger unterscheyden können / endlich wiederumb weichen müssen. In diesem Sturmb seynd Hertzog Bernhard an einem Finger verletzt / Graff Jacob von Hanaw Müntzenberg aber / Item Obrister Gaudecker / und etliche andere Officirer neben ungefehr 80. Soldaten todt geblieben / deren in der Statt nit weniger gewesen / dahero dann folgenden Tags / mit beyderseits Belieben / auff 4. Stund Stillstand / die Todten zu begraben / gemacht / und damals von denen in der Stadt gefragt worden / ob sie solten einen erleydlichen Accord erhalten können.

Weil aber der Obriste Georg Friedrich von Mühlheim der vornehmbsten einer war / so in Zabern damals commandirte / hat Hertzog Bernhard zur Antwort geben lassen / sie köndten ihm keinen andern Accord widerfahren lassen / als dergleichen er dem Schwedischen Obristen Tupadel / da er von Schorndorf[20] abgezogen / gehalten / worüber man dann an der Käys. Seiten sehr eygensinnig und bestürtzt worden / weil man nicht gewust / wessen man sich zu versehen hätte. Darauff Hertzog Bern-hard den 5. hujus, nachdem sie ihre Armee und Artollerey vollends zu sich gezogen / die statt gantz umbschlossen / den zweyten Sturmb darauff gethan / und darbey abermahlen einen solchen Ernst gebraucht / daß die Belägerten die aussere Statt verlassen / unnd in die innere sich reteriren müssen / welches sie gleichwol mit solchem despit und Unwillen gethan / daß sie im Abweichen die meiste Häuser in Brand gesteckt / doch also / daß Hertzog Bernhards Volck noch darinnen losiren können. Worauff es dann also ein weil beruhet“.[21] Trotz aller Gegenwehr musste Obrist Mühlheim die Stadt am 15.7.1636[22] übergeben, kurz bevor Ferdinand III. zu Besuch erscheinen wollte. Ferdinand III. selbst hatte an diesem Tag aus Pforzheim[23] noch an Gallas geschrieben, Mühlheim verhandle in Zabern durch Vermittlung von Parlamentariern mit dem Gegner; eine Rettung der dortigen Besatzung werde aber wohl schwer möglich sein.[24]

Mühlheim erhielt für seinen Einsatz in Zabern eine Belobigung von höchster Stelle.[25]

Aus einem Schreiben Ferdinands III.[26] an Gallas vom 13.5.1637 aus Laxenburg[27] geht hervor, dass 5 Kompanien Mühlheims im Klostergebiet Ellwangens[28] stationiert waren.[29] Am 16.5. hieß es in einem neuen Schreiben Ferdinands an Gallas, das Corps Geleens[30] in Hessen werde durch das Regiment Mühlheim und Kompanien des Regiments Jung-Piccolomini verstärkt.[31]

Der Hildesheimer[32] Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 4./14.4.1638: „Der Kayserl. Obrist Mülheimb kam herein, begehrte sein Hauptquartier uf Peine“.[33] Unter dem 23.6./3.7.1638 heißt es dann: „Als diesen Abend der vornehme Kayserl. Obrister Mülheimb um 4 Uhr aus Bokenem[34] geritten und bey Sottern[35] unter Woldenberg[36] 4 Soldaten, so von Hildesheim komen, ansichtig geworden, selbe durch den Trompeter für Schnaphänen[37] ansprechen laßen, wie die sich aber verantwortet und solches Obr: Mühl: gesehen, ritt er hinzue, schießt einen davon Namens Hans Santvoß von Nette durch die Seite, welcher sich so weit wieder ermannet, und den Obrist in die Seiten getroffen, daß die Intestina[38] ausgetreten, darauf einer seiner Reutter zu geritten, den Santvoß follents den Rest gegeben“.[39]

[1] LORENZ, Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 374.

[2] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.

[3] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[4] Zabern [Saverne; Elsass, heute Frankreich, Dép. Bas-Rhin].

[5] Nach HEß, Biographien, war dies Walter Deveroux.

[6] Longwy [Dép. Meurthe-et-Moselle].

[7] Arlon [Bez. Arlon, Prov. Luxemburg].

[8] Metz [Dép. Moselle].

[9] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.

[10] Markirch [Sainte-Marie aux Mines; Ober-Elsass, heute Frankreich, Dép. Bas-Rhin].

[11] Pfalzburg [Phalsbourg, Dép. Moselle].

[12] Hohbarr (Château du Haut-Barr), Felsenburg nahe Saverne im Elsass.

[13] Dachstein [Arrondissement Molsheim, heute Frankreich, Dép. Bas-Rhin].

[14] Hagenau [Elsass, heute Frankreich, Dép. Bas-Rhin].

[15] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[16] Drusenheim [Elsass, heute Frankreich, Dép. Bas-Rhin].

[17] HAUSMANN, Das Regiment, S. 115f.

[18] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.

[19] Pfalzburg [Phalsbourg, Dép. Moselle].

[20] Schorndorf [Rems-Murr-Kr.]; HHSD VI, S. 714f.

[21] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 663f.

[22] Badura; Kočí, Der große Kampf, Nr. 257.

[23] Pforzheim; HHSD VI, S. 627ff.

[24] Badura; Kočí, Der große Kampf, Nr. 258.

[25] HAUSMANN, Das Regiment, S. 116.

[26] Vgl. HÖBELT, Ferdinand III.

[27] Laxenburg [BH Mödling]; HHSÖ I, S. 281f.

[28] Ellwangen (Jagst) [Ostalbkr.]; HHSD VI, S. 172f.

[29] Badura; Kočí, Der große Kampf, Nr. 450.

[30] Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).

[31] Badura; Kočí, Der große Kampf, Nr. 451.

[32] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff. Zu den Kriegsereignissen in Hildesheim vgl. auch PLATHE, Konfessionskampf.

[33] SCHLOTTER, Acta, S. 282; Peine; HHSD II, S. 377ff.

[34] Bockenem [Kr. Hildesheim-Marienburg]; HHSD II, S. 54.

[35] Sottrum bei Holle [LK Hildesheim].

[36] Wohldenberg [Kr. Hildesheim-Marienburg]; HHSD II, S. 502.

[37] I. Strauchdieb zu Pferd, Straßenräuber. Zunächst bezogen auf adlige oder zumindest berittene Wegelagerer, dann auch Scheltwort für einen Kriegführenden, Merodebrüder, Harzschützen sowie  II. auf Wegelagerer, Räuber und Diebe im Allgemeinen bezogen. Teilweise erhielten sie bei ihrer Gefangennahme Pardon, wenn sie in die Armee eintraten. Vgl. RATHJEN, Soldaten im Dorf, S. 211ff.

[38] Intestina: Eingeweide.

[39] SCHLOTTER, Acta, S. 287.

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