Rieß [Rise], N

Rieß [Rise], N; Obrist [ – ] Rieß stand 1625/1626 als Obrist in dänischen Diensten. In der Hannover’schen[1] Chronik heißt es: „Dargegen sein von des Obristen Rieß Regiment 2 Fahnen, jede zu 150 stark, unter Capitain Volkmann und Capitain Fingerling wieder herein kommen, wie auch auf die Neustadt[2] 2 Fahnen desselben Tages [24. Dez. 1625] wieder verleget worden“.[3]

„Anno 1626 den 1. Januarii früh Morgens um 6 Uhren ist die Bürgerschaft mit ihren 4 Fahnen zu Walle geführet und haben daselbst nebst der Stadt geworbenen 200 Soldaten, auch nebenst denen 2 Fahnen Königschen Soldaten 3 mahl zum neuen Jahr Salve geschossen, als es 7 geschlagen und die Frühpredigt vollendet gewesen. In dieser Ordnung: Der Obriste Rieß ist mit den Königschen, so auf der Neustadt quartieret, auf dem Brande gewesen, auf das Rondehl hinter der Neustadt sein 2 Fahnen Bürger von der Lein- und Knöbelingsstraßen gestellet, auf den Wall vorm Leinthore bey der Pulvermühle ist eine Fahne unserer geworbenen Soldaten gesetzt, auf das Windmühlen Rondehl sein die 2 Fahnen Königsche, so in der Stadt quartieret, gestellet. Von dem Windmühlen Rondehl an bis an das Aegidienthor sein 2 Fahnen Bürger von marktstraße und Osterstraße an der Brustwehr entlanges in 2 Riegen gestellet worden, zwischen dem Aegidien- und Steinthore ist es ledig gelassen. Der Obriste Rieß auf dem Brande hat zuerst seine 2 Stücke abgefeuret, darauf seine Musquetirer eine Salve gethan, darnach von dem Leinthorer Walle mit einem groben Stücke, und darauf durch unsere geworbene Soldaten eine Salve. Ferner vom Windmühlen Rondehl und den Königschen Soldaten, weiters von dem Rondehl über dem Ziegelhofe mit einem Stücke und den 2 Fahnen Bürgern darauf eine Salve gethan. Und ist solches 3 mahl geschehen“.[4]

„Den 31. Januarii [1626; BW] sein der Königschen etliche aus commandiret, von des Obristen Erstrotz Regiment und des Obristen Rieß Regiment, die haben in der Nacht die Brücke bey Raute[5] über die Leine abgeworfen und die Wachte im Fischerhause daselbst aufgenommen und das Fischerhaus angezündet. Darauf seyn sie nach Sarstedt[6] gerücket und daselbst die Brücke über die Innerste auch abgeworfen, den Tillischen das streufen über die Leine dadurch zu verhindern, weil dieselben in voriger Woche die Dörfer Luene,[7] Holtelen,[8] Blelem,[9] Gleye,[10] Rethem[11] und den gantzen Strich außgeplündert, geraubet, gemordet und an etlichen Orten gebrandt“.[12]

„Den 7. Martii ist ein Lüneb. Trompeter von Zelle,[13] ohne Zweifel von Hertzog Georgen, in Pattensen bey Tilly gewesen, welches den Königschen verkundschaftet. Derowegen den 8. Martii die Königsche, so in Hannover und auf der Neustadt allhie quartieret, mit 2 Compagnien Reutern und etlichem Fußvolke unter den Obristen Nerbrotten und Rieß mit vielen Wagen nach den Lüneburgischen Dörfern Dörn,[14] Wülfel[15] und Latzen[16] gezogen, dieselben spoliiret und sonderlich Latzen gantz spoliiret, Heu, Stroh, Futter und alles, was in den Häusern gewesen, rein mit weggenommen, auch die Fenster und Töpfe zerschlagen und nicht das geringste gelassen.[17]

Wahrscheinlich handelt es sich um den schwedischen Obristen Rise [Riese], der im März 1640 den schwedischen Dienst aufkündigte.

Im „Theatrum Europaeum“ heißt es dazu: „Als Gen. Bannier in und umb Zwickau[18] ankommen / musten seine Generals-Personen und Obristen bey armen Handwercksleuthen vorlieb nehmen : doch fiele es diesen über die massen beschwerlich / solche Personen zu speisen : es muste aber aus der Noth eine Tugend gemacht / und über die Möglichkeit hergeschaffet werden : Es war gar schwer Brod und Getränck umbs Gelt zu bekommen : Fourage und Habern / wie auch etwas von andern Früchten / konnte man vom Land und dem Adel haben / es mangelte aber an dem Mahlwerck. Die Pferde waren auf diesem marchiren sehr erhungert und abgeritten / auch verlohren / und kalten ungeschlachten Wetters halben noch zur Zeit kein Graß zu hoffen. Zweien Obriste / Rise [Johann Riese; BW] / und der von Wetzleben [Witzleben; BW] / hatten solcher Gestalt keine Lust mehr zu dienen / sondern resignirten“.[19]

[1] Hannover; HHSD II, S. 197ff.

[2] Neustadt am Rübenberge; HHSD II, S. 343ff.

[3] JÜRGENS, Chronik, S. 398. Jürgens datiert nach dem alten Stil.

[4] JÜRGENS, Chronik, S. 399f.

[5] Ruthe [Kr. Hildesheim-Marienburg]; HHSD II, S. 405.

[6] Sarstedt [Kr. Hildesheim-Marienburg]; HHSD II, S. 410f.

[7] Lühne, heute Ortsteil von Algermissen [LK Hildesheim].

[8] Holtensen, heute Stadtteil von Springe [Region Hannover].

[9] Bledeln [LK Hildesheim]

[10] Gleidingen, heute Ortsteil von Laatzen [Region Hannover].

[11] Rethem [LK Rethem-Aller]..

[12] JÜRGENS, Chronik, S. 403 (datiert nach dem alten Stil).

[13] Celle; HHSD II, S. 94ff.

[14] Döhren, heute Stadtteil von Hannover.

[15] Wülfel, heute Stadtteil von Hannover.

[16] Laatzen [Region Hannover].

[17] JÜRGENS, Chronik, S. 411f.

[18] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.

[19] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 360f.

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