Reißner [Reußner], Dr. Gabriel

Reißner [Reußner], Dr. Gabriel; Feldprediger [ – ] Dr. Reißner stand als protestantischer Feldprediger in der schwedischen Armee und war nach der Eroberung der Petersburg in Osnabrück[1] durch die Schweden dort wirksam.

Der protestantische Chronist Bellinckhausen hält für 1634 fest:

„Die Schwedischen, so bey uns ihr inquartirung haben, mußen allzeyt alle nachmittag umb 2 uhr aufm Marckt ihr abend gebett unter dem blauen himmel verrichten, da die feldtpredigers, herr Henrich [Dithmar] und h[err] Gabriel Reußner ihm das gebett vorlesenn und darauf ein geystlich gesang singenn als:

‚Erhalt uns Herr bey deinem wort’ oder

‚Wan wir in höchsten nothen seinn’ oder

‚Christe, der du bist tag und liecht’ oder

‚Auf meinem lieben Gott’ oder

‚Wo Gott der Herr nicht bey uns helt’ oder

‚Ein feste burg ist unser Gott’ oder

‚Wer Gott nicht mit uns dießer zeytt’ oder

‚Inn dich hab ich gehoffet, Herr etc’ oder

‚Christe, der du bist der liechte tag &’,

darauf das vatter unser zu bettenn und den abend segenn. Diß ist Koniglich May[estät] in Schweden christlich befehl und mandat &“.[2]

„Den 22. Aprilis, dingstags zu 8 uhrenn, ist die 12. predigt zum Augustinern gehaltenn von D[octor] Gabriel Reußnero, feldt predigern, von dem c[…] gebrauch und nutz der 2 sacramenten[3] des h[och]h[heiligen] Neuen Testamentzs“.[4]

„Dingstags im h[eiligen] Pfingstern hat d[octor] Gabriel Reußner, feld prediger, die 7. predigt in S[anct] Pauli kirch gethan. Am gemelten tage nach gehaltener predigt hat man zu Unser L[ieben] Frauen, auch zu S[anct] Cathrinen und im S[anct] Pauli kirchen eine gemeine dancksagung von den cantzlen gethan wegen der großen victoria,[5] die Gott, der Herr in Schlesien der k[öniglich] schwedischn armee gebenn. Und ist das te Deum Laudamus Gott dem allerhögsten, victori zu ehren in dem gemelten kirchen neben andern geystreichen gesengen mit großer freud des hertzen gesungen und darbey mit andacht gebetten, Gott der Herr wollte durch seinn almechtig handt, die alle feynde der warheit hinfort dempfen, wehren und sturtzen, und seine h[eilige] c[hristliche] kirch einmal trosten, helfen und erretten umb J[hesu] C[hristi] willen“.[6]

[1] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.

[2] TEGEDER; KREIENBRINK, S. 276.

[3] Die evangelische Kirche kennt im Gegensatz zur katholischen Kirche nur die beiden biblisch belegten Sakramente der Taufe und des Abendmahls und bindet die Wirkung dieser Sakramente an den Glauben des Empfangenden. In der katholischen Kirche wurde 1438-39 auf dem Konzil von Ferrara-Florenz die Siebenzahl der Sakramente zum Dogma erhoben (Taufe, Abendmahl, Buße, Fir-mung, Ehe, Priesterweihe, Krankensalbung).

[4] TEGEDER; KREIENBRINK, S. 279.

[5] Die kaiserliche Armee unter Rudolf von Colloredo wurde von einem sächsischen Heer unter Arnim am 13.5. bei Liegnitz in Schlesien geschlagen.

[6] TEGEDER; KREIENBRINK, S. 281.

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