Reinhard, Georg

Reinhard, Georg; Major [ – ] Reinhard stand 1631/1632 als Major des Regiments Johann Vitzthum von Eckstädt in schwedischen Diensten.

[1631] „Noch ehe diese zweite Mahnung[1] in Kitzingen[2] eingegangen war, hatte sich dort ein Major Georg Reinhard auf dem Rathause gemeldet. Er bat um Nachtquartier und wies dann ein Patent des schwedischen Königs vor, das ihm die Forderung von 1 200 Gulden[3] zur Anwerbung von Rekruten anwies. Gleichzeitig begehrte er zur Unterhaltung dieser noch anzuwerbenden Truppe auch mehrere Tausend Gulden an Sold. Der Rat war ratlos ! In einem Schreiben an Generalkriegskommissar Heussner wies er auf die Unmöglichkeit hin, zusätzlich zur ersten Forderung auch noch den Major Reinhard zufriedenstellen zu können. Gleichzeitig bat er um Auskunft, ob eventuell die letzte Rate der ‚eilend Geldhülff’ von 1 000 fl auf des Majors Forderung von 1 200 Gulden angerechnet werden könne (317, 108). Eine Antwort auf diese Anfrage findet sich nicht im Archiv, wohl aber eine erneute, fast flehende Bitte der Stadt an Heussner, dem Major Reinhard einen anderen Musterungsplatz anzuweisen, oder zumindest die insgesamt schon bezahlten 3 000 Gulden auf die von Reinhard geforderten 4 176 Gulden – denn das war die exakte Forderung – anrechnen zu dürfen (317, 111 und 113).

In Kitzingen war man über das Auftauchen und die Forderungen des Major Reinhard auch deshalb so überrascht und konsterniert, weil die Stadt geglaubt hatte, vor weiterem Unbill geschützt zu sein: Gewissermaßen als Gegenleistung für das Aufbringen der eilend Geldhülff hatte Gustav Adolf der Stadt einen Schutzbrief ausgestellt (am 26. Oktober 1631), in dem er ‚… das Ampt und Stadt Kitzingen aus sonderbarer (besonderer) königlicher Milde und Gnade … in unseren Spezialschutz, Schirm, Protektion und Salva-Guardia auf- und angenommen …’.[4] Und nun zeigte es sich, wie wenig sogar ein königlicher Schutzbrief galt ! In einer Bittschrift an den König schilderte der Rat nun die Situation der Stadt, die sich durch fortwährende Durchzüge von militärischen Einheiten in einer äußerst kritischen Versorgungssituation befand, besonders im Hinblick auf den nahen Winter. Auch dieses Schreiben schloß mit der fast schon obligatorischen Bitte um Reinhards Abberufung (317, 114). Denn der stellte über die schon bekannten Forderungen hinaus auch für sich persönlich und für sein Offizierskorps enorme Ansprüche. So beanspruchte Reinhard pro Woche 50 Reichstaler, seine Offiziere wollten sich mit nicht weniger als 30 Reichstaler pro Kopf zufrieden geben ! (Ratsbuch 1630-56 Eintrag vom 12.10.31).

Die Stadt konnte diese enormen Summen nicht mehr aufbringen: Der Stadtsäckel war leer. So versuchte man auf die verschiedensten Weisen zu Geld zu gelangen. Zunächst machte man eine Anlag, d. h. der Rat legte jedem Bürger seinem Vermögen gemäß einen Anteil an der Schuld auf. Als diese Möglichkeit ausgeschöpft war, versuchte man auswärts Geld zu leihen. Schon am 31. Oktober 1631 hatte die Stadt beim Kitzinger Bürgermeister David Wollenberger 200 Reichstaler geliehen. Jetzt ging der Rat den würzburger[5] Statthalter Wolf Dietrich Truchsess von Wetzhausen um ein Darlehen an, vergeblich (317, 119). Noch andere Quellen versuchte die Stadt aufzutun. Da lagerte immer noch Wein in der Stadt, der allerdings wegen des Notverkaufs nur einen geringen Erlös bringen konnte. Mehr versprach sich der Rat vom Verkauf von Silbergeschirr. Man hatte gehört, daß der Nürnberger[6] Münzmeister Lauer ebenso wie der Fürther[7] Münzmeister Konrad Stützer Silber ankaufen würde. Beiden bot der Rat daraufhin für 100 Mark gutes altes Silber an (= 23, 3 kg) und hoffte, dafür einen guten Preis zu erlösen (317, 132 und 134). Offensichtlich war dieses Geschäft kein großer, zumindest kein langfristiger Erfolg. Denn schon am 28. Februar stellte man einem namentlich nicht genannten Boten einen Passzettel aus, der den Inhaber als Beauftragten der Stadt in einem Geschäft mit dem Nürnberger Münzhändler Christoph Saar auswies (317, 133). Unter dem 25. Februar erfahren wir von einem weiteren Versuch (Ratsbuch 1630-56, Eintrag vom 5. Februar 1632). Dieses Mal sollten auch die beiden Schützenketten zur Rettung gemeiner Stadt soweit angegriffen werden, ‚… daß die ältist und vornehmbste Stück zum Eingang einer anderen vor- und uffbehalten werden“. Gewiß ein schwerer Entschluß des Rates, auch wenn Ketten und (Schützen)Becher in besseren Zeiten wieder ‚… zum besseren Stand kommen’ sollten.

Die Geldprobleme wurden mit zunehmender Zahl und Dauer der Einquartierungen immer schwieriger und konnten kaum mehr gelöst werden. Auch ein förmliches Schuldanerkenntnis, wie es Bürgermeister und Rat dem Obersten [Johann; BW] Vitzthum [v. Eckstädt; BW], dem Vorgesetzten des Major Reinhard über die noch geschuldeten 2 976 Reichstaler ausgestellt hatten, garantierte keine Begleichung der Schuld. Als das Militär schließlich zu Selbsthilfe griff, zu requirieren begann und mit einem schwunghaften Handel von Einquartierungsplätzen die ohnehin ausgebluteten Kitzinger noch stärker unter Druck setzte (317, 125), wurden Kitzinger Ratsmitglieder in Schweinfurt[8] beim Generalkriegskommissar, beim Kanzler [Axel Oxenstierna; BW] sowie bei mehreren hohen Offizieren vorstellig. In offenen und ehrlichen Worten schilderten Jobst Spüet, Martin Kueß und Klaus Strigler die Situation der Stadt. Sie forderten für die Zukunft die Verschonung der Stadt von Einquartierungen. Falls dies dennoch einmal unumgänglich sein sollte, müßten wenigstens Quartier und Verpflegung genauestens geregelt werden, um solche Auswüche, wie sie bei der Anwerbung von Rekruten durch Maior Reinhard vorgekommen waren, von vornherein auszuschließen. Weiter sollten Salva-Quardi, die eine Belastung für eine jede Gemeinde darstellten, abgezogen werden. Schließlich baten die Vertreter Kitzingens noch um Wiederherstellung der Mainbrücke, um die Stadt wieder an Handel und Versorgung anzuschließen (317, 126 und 127). Auf diese Vorstellungen hin erließ Feldmarschall Horn ein ‚Decretum’ an Reinhard mit der Aufforderung, sich an die Einquartierungsvorschriften zu halten (317, 311). Doch half auch dieser Befehl nicht ab. Schon am 19. Februar wurde die Stadt erneut beim Amtmann vorstellig: Reinhard habe seine Truppen jetzt doch schon seit längerem komplett angemustert, man bitte flehentlich um seinen Abzug. Ein Bittschreiben mit ähnlichem Inhalt ging auch an den Generalkriegskommissar (317, 139). Das schwedische Regiment jedoch reagierte auf seine Weise. In einem Schreiben vom 19. Februar forderte Kommissar Heussner die immer noch rückständigen Kontributionsgelder an und drohte im Nichtbringungsfalle sogar mit Exekution ! (317, 137) Ein zweites Schreiben mit derselben Drohung folgte am 17. März (317, 142), und dann erschien tatsächlich am 24. April ein königlicher Kommissar, der die Zwangsvollstreckung vornehmen sollte. Aber wieder einmal gelang es Bürgermeister und Rat mit Hinweis auf die momentan laufenden Verkaufsverhandlungen des 1629er Weins die Vollstreckung abzuwenden. Im Juni 1632 war endlich diese Restschuld aus der ‚eilend Geldhülf’ getilgt. In einem Bittschreiben an das würzburger Regiment um Erlass der Weinsteuer erklärte der Rat, man habe den köstlichen 1629er, der doch an die 60 Gulden das Faß wert gewesen wäre, um 33 ½ Gulden abgeben müssen, nur wegen dieser Restschuld aus der Geldhülf ! Deshalb bitte die Stadt jetzt um Erlass der Weinsteuer“.[9]

[1] Schreiben des Generalkommissars Heusner von Wandersleben vom 3.11.1631 über die Lieferung noch ausstehenden Brotes nach Würzburg; HOCK, Kitzingen, S. 81.

[2] Kitzingen; HHSD VII, S. 357ff.

[3] 1 Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer = 240 Pfennige.

[4] Anm. HOCKS, S. 82, Anm. 111: „Die Echtheit dieses Schutzbriefes – er befindet sich im StAK – wird in den letzten Jahren auf Grund graphologischer Gutsachen angezweifelt. In Stil, Form und äußerer Aufmachung ist er ansonsten durchaus Schutzbriefen vergleichbar, die Gustav Adolf für andere Städte ausgestellt hat, und deren Echtheit nicht angezweifelt wird“.

[5] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.

[6] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.

[7] Fürth; HHSD VII, S. 219ff.

[8] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.

[9] HOCK, Kitzingen, S. 82ff., ferner 141, 153, 158.

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