Quelle 11: Kämpfe um Brünn und in Schlesien 1643

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet über die Kriegsereignisse dieses Monats: „Sintemaln  dann die Schwedische Armee am 3. Sept. auff Witschaw[1] angesetzt / der daselbst gelegene Obr. von Schönkirchen / nebenst dessen Reuttern biß nach Brinn[2] geflohen / gleichwol aber von den Torstensohnischen / biß in selbige Vorstatt Sporenstreichs verfolget: vnd in solcher Jagt der Obriste Villalobos, deßgleichen der Obriste Lieutenant vom Schönkirchischen Regiment gefangen / der Rittmeister Wang Wang[3] geplündert / vnd viel Pferdt weggenommen worden / mit welchen sie sich wiederumb zur Haupt-Armee begeben.

Am 5. huius ist ein starcker Vortrab vom Schwedischen Volck vmb Brinn ankommen / worbey sich in 500. Schützen zu Pferdt befunden / welche sich so bald in die Vorstatt eingelegt / so von den Brinnern aber eylends angesteckt / dass die Schweden zu weichen gezwungen worden.

Am 6. dieses in der Nacht / ist Herr Feld-Marschall Torstenson / mit allem Volck zu Roß vnd Fuß / nur eine Stund von besagter Statt Brinn angelangt / vngefehr bey 600. Schützen in die abgebrandte Häuser / insonderheit aber 300. Mann an die Rhanische Schantze geleget / welche / ob sie wol mit Steinwerffen zu erreichen gewesen / dannoch sich dergestalt daselbsten bald verwahret / dass sie Fewer auff die Statt vnd Schantze geben können : vnd ob wol die Brinnerische herauß gefallen / vnd aller Orthen auff sie geschossen / hat man jedoch ihnen / wie man vermeynet / nicht beykommen können.

Demnach aber am 7. dieses General Torstensohn / wegen Anmarschirung der Käyserlichen Völcker / Unruhe bekommen / hat er die in der Vorstatt verlegte / zusampt abgefordert / welche sich dann vmb zwey Uhr Nachmittags herauß gemacht. Gleichwol aber noch selbige Nacht wiederumb / vnd noch viel näher / kommen / also / dass sie sich eylfertig zu vergraben vnnd zu verhawen angefangen / mit welchem sie bereits so weit kommen / dass sie kaum noch 2. Klafftern[4] biß vnter die Schantze gehabt.

Selbige Nacht seynd von dem Herrn Galassen etliche hundert Mann am Spielberg ankommen / welche folgenden Morgen in die Statt gezogen; gedachte Schantze / wie auch die Zwinger damit besetzt / vnd von den Bürgern / welche man zur Standhafftigkeit ernstlich ermahnet / das ihre löblich verrichtet worden / in dem denselbigen die Mauern zu beschützen / vnd die Posten in der Statt zu verwahren anbefohlen gewesen. Nach solchem / vnd weil vnter dessen die Schweden je länger je stärcker angezogen / bey tausend Mann zu Fuß in die Vorstatt gelegt / auch in die 200. Pferdt in das Closter Oberdemitz [5]geschickt / vnd mit der übrigen Macht sich bey Latrin / vierdthalb Stund von der Stadt gesetzt / als haben die Brinn / in Besorgung einer würcklichen Belägerung / vmb mehrern Beystand geschrieben. Darauff dann der Obriste Caba mit 100. Pferdten / 2. Obristen vnd andern Officirern erschienen / welchen zugleich die hinderständige Macht gefolget / vnnd sich eine halbe Meyl hinder die Torstensohnische (die sich aber vnterdessen zimblich fest gesetzt hatten) gestellet / vnd zusammen gezogen / also / dass solcher Gestalt die in Brinn etwas Lufft schöpffen können.

Am 8. dieses wurde von den Brinnern das Bernhardiner Closter angezündet / welches Fewer / alldieweil es nahe an der Statt / die grosse Peters-Kirchen ergriffen / also daß selbige / zusampt der Probstey / vnd andern nahe angelegenen Häusern und Thürnen gantz in die Aschen gelegt worden / weßwegen die in der Statt (weil der Käyserliche Entsatz damals noch nicht erschienen) nicht in geringen Sorgen gestanden / es hätte ihnen / dafern Torstensohn damals mit Macht angesetzt haben sollte / ein grosses Vnglück begegnen dörffen. Weil aber darauff das Käyserliche Volck je länger je näher kommen / vnd die Schwedischen solches gesehen / auch die in der Statt mit starcker Gegenwehr immer angehalten / als haben sie sich (neben Beysorge / daß sie sich auff zweyen Seiten wehren müssen ) eines andern bedacht / auch deßwegen am 9. dieses ihr Läger in Brandt gesteckt / vnd gegen Austerlitz[6] fortgangen. Nach Abzug der Schweden / fienge man an in den Außenwercken bey S. Thomas starck zu arbeiten / wurden auch die abgebrandte Häuser in der Vorstatt biß auff 600. Schritt von der Stattmawren abgeworffen. Die Schwedischen verliessen aller Orthen / wo sie hinkamen / schlechte Anzeigungen ihrer Gegenwart / namen ihren Zug gegen Olmütz[7] / vnd ferners nach der Neustadt[8] / woselbsten sie in 7. Tagen gestanden / vnd der Käyserlichen erwarteten.

Am 23. dieses befanden sie sich mit dem gesampten Volck bey Eulenburg[9] am Gebirge / woselbsten sie das Schloß ( welches ein fürnehmer Paß in Schlesien vnd Mähren) beschossen / vnd allein am 22. dieses 289. Schüsse auß Stücken darauff gethan / auch bereits solches zu vntergraben angefangen : Die Statt-Thor zu Newem-Gutschin[10] und Leipnick[11] / seynd von denselben mit Pulver zersprengt / Holeschaw[12] eingeäschert / der Flecken und Schloß Cronewitz[13] / nicht weniger das Schloß zu Blumlaw[14] theils abgebrandt / theils sonsten ruinirt / Lückaw[15] aber gäntzlich verwüstet worden / also daß man in der gantzen Gegend der Mährischen Landen Warzeichen deß Schwedischen Kriegs genugsam sehen können.

Die Statt vnd Vestung Olmütz ist vom Herrn Feld-Marschall Torstensohn / mit 800. zu Fuß vnd 500. Reuttern verstärckt / Tobitschaw[16] mit 400. zu Roß vnd Fuß besetzt / Newstatt[17] nebst viel andern Orten mehr starck befestiget : vnd hinder Schönberg[18] bey 6000. stücke Viehes ertappet worden.

Wie nun die Käyserischen vernommen / daß ihr Feind zu Olmütz auffgebrochen / vnd sich bei der Newstatt in etwas gesetzt / hat Herr General Gallas den Obristen Gersdorff mit etlichem Volck nachgeschickt / vmb zu beobachten / wo der Zug hinauß gehen möchte. Da er dann zwar ein Theil Schwedische Völcker antroffen / die ihm zu ihrem Vortheil gewiechen : alldieweil er sich dann im Nachgehen zu sehr vertiefft / hat er nicht allein seine gantze Gesellschaft verlohren / sondern ist auch mit dem Obristen Leutenant vom Jungen Piccolominischen Regiment / 2. Rittmeistern / 3. Leutenanten vnd 4. Fendrichen zu Pferdt / gefangen worden.

Gleichen Streich hatte kurtz zuvor Herr Feld-Marschall Torstensohn dem General Wachtmeister / Herrn Grafen von Buchheim versetzt : dann als derselbe mit Hungarn / Croaten vnd Teutschen / in 1500. starck auß dem Käyserlichen Läger bey Hollischaw[19] / welches von den Schweden besetzt war / fürbey / vnnd gegen Schlesien gangen / vmb daselbst den Schwedischen ein Alarm zu machen / vnd aber Torstensohn hiervon Kundschafft erlanget / ist er so bald mit theils Reutern gefolget / denselben auff vier Meil Wegs vom Schwedischen Läger bey Preraw[20] zu Mostenitz[21] angetroffen / ihn / ohn einiges Fechten in die Flucht gebracht / vnd biß jenseit Altischen[22] verfolgt / da dann der Käyserlichen ein gute Anzahl todt geblieben / viel gefangen vnd zerstrewet / auch vnter andern Officirern deß Herrn Graffen von Buchheim Beampten einer / vnd anderer dessen Diener / wie nicht weniger seine eygene Hand-Pferdte / weil er gestürtzt / vnd sich mit grosser Mühe auff dem dritten Pferd in der Flucht entzogen / bekommen / vnd also von dieser Gesellschafft über 1000. Mann / worbey es auch sehr über die Hungarn gangen / im stich gelassen worden. Allermassen solches der Herr Feld-Marschall Torstensohn in einem Schreiben am 18. Tage Augusti / an den Commendanten in GroßGlogaw[23] / Obristen Newrathen / zur Nachricht erinnert. […]

Vmb Außgang dieses Monats hielte sich Herr General Torstensohn mit seiner Armee noch im Gebirge / vnd thäte das Schloß Eulenburg[24] annoch starck beschiessen : der darinn ligende Commendant aber wehrete sich dargegen dapffer. Vnd weil solcher Ort mit Mannschafft vnd anderer Notthurfft wol versehen war / kondte er so bald nichts richten / welcher sonsten vnterschiedliche Schlösser wieder verlassen / vnnd die Besatzungen zu sich gezogen / auch Tobitschaw[25] / dieweil es ein vestes vnd schönes Gebäw / in die Lufft sprengen lassen.

Inmittelst hat Herr General Gallas den General Wachtmeister Enckefurt mit 1000. zu Fuß / vnd 400. Pferdten für das Schloß Miraw[26] / dem Bischoff von Olmütz[27] [Leopold Wilhelm von Österreich; BW] zuständig / commendirt. Vnd als er solches ernstlich mit schiessen vnd Fewerwerffen angegriffen / ist am 23. dieses / der Vorhoff in Brand gerathen / dardurch das Castel auch angezündet. Hierauff sind die käyserlichen Sturmb gelauffen / vnnd hinein kommen / haben die Besatzunge / welche in 150. starck gewesen / mehrentheils niedergemacht / also / daß allein der Commendant / vnd ein Hauptmann nebenst 30. Knechten Quartier bekommen. Von den Käyserischen waren auch in 30. nebenst einem Capitain geblieben : Vnd weil nur das dach abgebrandt / ist noch viel Geträydig erhalten worden“.[28]

[1] Wischau [Vyškov]; HHSBöhm, S. 664f.

[2] Brünn [Brno]; HHSBöhm, S. 68ff.

[3] Erscheint zweimal im Text.

[4] 1 Klafter entspricht 6 Fuß, also etwa 1,80 m.

[5] wahrscheinlich das Kloster der Kreuzerhöhung in der Altstadt von Brünn.

[6] Austerlitz [Slavkov u Brna; Bez. Wischau]; HHSBöhm, S. 17ff.

[7] Olmütz [Olomouc]; HHSBöhm, S. 420ff.

[8] Mährisch Neustadt [Uničov; Bez. Olmütz]; HHSBöhm, S. 354.

[9] Eulenberg [Sovinec, Bez. Freudenthal]; HHSBöhm, S. 138f.

[10] Neu-Titschein [Nový Jičín]; HHSBöhm, S. 408ff.

[11] Leipnik [Lipník nad Bečvou, Bez. Prerau]; HHSBöhm, S. 322f.

[12] Holleschau [Holešov, Bez. Kremsier]; HHSBöhm, S. 199f.

[13] Křenowitz [Chřenovice, Bez. Deutschbrod]; HHSBöhm, S. 300.

[14] Plumenau [Plumlov; Bez. Proßnitz]; HHSBöhm, S. 458f.

[15] Littau [Litovel, Bez. Olmütz]; HHSBöhm, S. 343f.

[16] Tobitschau [Tovačov; Bez. Prerau]; HHSBöhm, S. 616f.

[17] Neustadtl in Mähren [Nové Město na Moravé, Bez. Saaz]; HHSBöhm, S. 407.

[18] Mährisch Schönberg [Šumperk]; HHSBöhm, S. 358ff.

[19] Holleschau [Holešov, Bez. Kremsier]; HHSBöhm, S. 199f.

[20] Prerau [Přerov]; HHSBöhm, S. 492f.

[21] Moschtenitz [Horní Moštěnice; Böhmen].

[22] Alttitschein [Starý Jičín (Bez. Neutitschein)].

[23] Glogau [Głogów]; HHSSchl, S. 127ff.

[24] Eulenberg [Sovinec, Bez. Freudenthal]; HHSBöhm, S. 138f.

[25] Tobitschau [Tovačov; Bez. Prerau]; HHSBöhm, S. 616f.

[26] Mürau [Mírov, Bez. Mährisch Schönberg]; HHSBöhm, S. 385.

[27] Olmütz [Olomouc]; HHSBöhm, S. 420ff.

[28] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 5, S. 150f.

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