Quelle 1: RÜTHNER, Hofer Chronik

Der Hofer Chronist Rüthner (vgl. auch KLUGE, Hofer Chronik) über die vergebliche Belagerung des Hofer Schlosses zwischen dem 18. und 21. Juli 1643 in der Nr. 16 der „Wöchentlichen Zeitung“ (1643); Mintzel, Stadt Hof, S. 91ff.: „Kurtze Relation / welcher massen der Röm. Keyserl. Majest. General Feltwachtmeister / Herr Anthoni Webel / neben Herrn Obristen Kappaun / das Schloß zu Hof angefangen zubelagern / aber alsobalden vnverrichter Sachen wieder abgezogen.

Djenstags den 18. dieß / frühe zwischen 5. vnd 6. vhr / kamen ohne gefehr 150. Pferde / welche sich vor dem Schloß praesentirten / ein Rittmeister aber / Namens Keil / rucket vor die Stadt / begehrte mit Herrn Hauptmanns HochEdel Gestrengen Herrn Obristen Reuscheln / Burgermeister vnd Rath zureden / welche zu Ihme vor dem Schlagbaum giengen / vnd sein Anbringen / welches diß war / vernahmen: Es liesse der Bayer. Obrist Leutenant Kerbenreuther / Ihnen allen seinen Gruß vnd Dienst / vnnd diß darneben / vermelden weil er heute vnd morgen / vnd so lange biß Herr Gen. Wachtmeister Webel / mit der Infanterie vnd Artoglerie / nachkommen würde / in: vnnd vmb die Stadt logiren müsse / also begehrte er vor jhm / vnd seine Officirer / Quartier in der Stadt / seinem Leuten aber Bier vnd Brodt / vnd ein Stück Fleisch hinauß zu schafen / so sollte überall gute Ordnung gehalten werden / forderte auch 8000. pfundt Brodt / 5. Rinder / vnd 37. Eymer Bier / Item man sollte sobalt Bretter / Bohlen / alte Fässer / Zimmerleute / Mawrer / Handlanger / Schauffeln / Grabscheider / rc. schaffen / damit wann der Herr. Obr. Leutenant kähme / alles in bereitschafft were / es sollte nicht lange werden / sie wollten baldt Feyerabend machen.

Etwann gegen 10 vhr kame gedachter Obr. ohne gefehr mit 400. Pferden / vnd 100. abgestiegenen harqubuisiren / ruckten stracks vor das untere Thor / vnd begehrten herein / in deme man es jhnen aber zu lange mache / weil man es dem Hauptmann ansagte / vnd er sich resolvirte / erstiegen sie die Thor / vnd hoben sie auff / also / dass die Einwohner vermeynten / es würde vff die Plünderung angesehen seyn. Als sich aber niemand in der Stadt sehen liesse / ist … ein beamter Herr / dem Rittmeister (Seite 2) meister Keilen / entgegen gelauffen / vnd vorGewalt gebeten / welcher auch bey / Cavalliers parol sich vermessen / keinem Menschen zubeleydigen / empfand es aber übel / daß man die Thor nicht geöffnet / vnd als der helle Hauff / vnd der Obr. Leutenant hernach kamen / commandirt er sobalt die abgestiegenen vor das Schloß / in die nechsten Häuser / die andern aber hielten Trouppenweiß Wacht / vnd blieb biß gegen Abendt der gantze Schwal in der Stadt stehen / zu Abends ruckten die meisten wieder in die Vorstadt vnd Scheunen, logirten daselbst / vnd fingen so bald an / das Getreyde auff den Feldern abzuschneiden.

Deß andern Tags / alß den 19. diß kam der Obr. Kappaun / der die gantze Cavallerie commandirte / logirte mit all den seinigen in der Vorstadt / allein alle hohe Officirer in der Stadt / vnnd ist ein solcher Jammer dazumahl in der Stadt worden / dass nicht zubeschreiben / dann der Officirer viel / der Leute wenig / vnd arm / vnd wollten alle wol tractiret seyn / gieng auch deß Nachts an ein Mausen / Plündern / Schänden / Geldpressen / rc. vnd machten / wo sie kunten / die Böden vnnd Keller / preiß / welches dann hernach also biß zum Aufbruch continuirte.

Die fingen nun an alle Bäume abzuhawen / vnd Fascinen darauß zumachen / in den Häusern vnd Gärten die Bretter abgebrochen / die Leitern / so zum Fewer gehörten / zunehmen / vnnd sehr viel außgeleerte Fässer zusammen zutragen / die Wagen zusuchen / vor die Gassen zuschieben / salva venia Mist darein zuschütten / vnd sich mächtig zurüsten.

Den 20. kam Obr. Leutenant Colebrat mit einem Regim[ent; BW] / gemusterter Egerischen Landvolcke / wol mundirte / aber ungehertzte Leute / derer Officirer drungen nun alle in sie Stadt / qvartirten sich mit Gewalt ein / vnd uff dem Felde wurde fast mit Fleiß allrs weggeschnitten und gehawen / in den Schupffen vnd Scheunen war schon kein Scherfelin (?) [im Original Schmeklein; BW] mehr zu sehen / vnd haben sehr übel gehauset.

Den 21. vor Mittag kam Hauptmann und Gen. Adjutant Stein / brachte die Zeitung / wie Herr Gen. Webel zu Mittage mit seiner Infanterie vnd Artollerie ankommen würde / übergab eine Lista / was quartiret werden sollte / und vertröstete den Rath / daß alle Reiter und Officirer bey des Herrn Generals Ankunfft hinnaus würden / und nicht ein Hufeisen in der Stadt / sondern bloß die Infanterie logiren sollte / deswegen derselbe willig Qvartier gab. Als aber der Herr General gegen Abend ankam / were unter diesen Officirern bald Mord und Todschlag entstanden / weil keiner vmb ein Haar-breit weichen wollte / doch die Officirer von der Infanterie einzogen / vnd einen unerhörten Jammer in der Stadt causirten / gleichwol blieb die Artollerie vnd die Mußqvetirer weil sie etwas spat ankamen / drausen vor der Stadt auff der Kugelwiesen ligen.

Die Infanterie ist 400. Mann starck gewesen / haben bey sich gehabt einen ziemlichen grossen Mörsel / eine drey viertel / zwey halbe und eine viertel Carthaunen / viel Munition-Wägen / so wol viel Egerische und Ambergische Zimmerleute, Meurer und Müller mit sich geführet / doch nichts tentiret / als diese Nacht zwischen 10. und 11. drey Fewer-Kugeln geworffen / derer die eine in Graben / die andere mitten in den Schlosshof / die dritte in die Stadt gefallen / aus den Stücken ist kein Schuß geschehen / sondern in dieser Nacht zwischen 12. und 1. Vhr / hat der General die Stücke sampt der Infanterie den Weg / wo sie des Abends herkommen / wieder hin marchiren lassen. Darauff gegen Morgen die Cavallerie gefolget / und niemand / auser Obr. Leut. Kerbenreiter und Obr. Leut. Harand mit etwan 200. Pferden in der Stadt / biß 7. Vhr / stehen blieben / da sie denn in grosser Eil den March gefolget. Sonsten haben sie wenig gethan / auch ist von beyden Theilen kein Mann blieben / auser von den Keyserl. ist einer / als er sich voll gesoffen / durch die Achsel verwundet / und etwan zwey Pferde erschossen worden / einer ist von denen im Schlosse / in einem Ausfall / durch das dicke Bein geschossen / und der Major selbsten / als er sich am Fenster sehen lassen / mit einer Kugel auff die lincke Achsel gestreiffet worden / so hat auch kein Theil weder einzigen Gefangen noch etwas Beute bekommen / auser was die Plünderer denen armen Leuten in der Stadt abgenommen. Ich schätze die Völcker, so hier gelegen / 3000. effective, ungeachtet sie über 5000. wie aus beygeschlossener Liste zu ersehen / angegeben.

Lista

Der Keyserl. und Chur-Beyrischen Völcker / so vom 18. Julii biß den 22. des 1643. Jahres das Schloß zum Hoof belägert.

Herr General Wachtmeister Wallnstein und dessen Regim zu Fuß    800

De Merci Regim zu Fuß                                                                       500

Beyrische Völcker zu Fuß                                                                    500

Goldackerische Commandirte zu Fuß                                                  60

und die Egerische Artollerie                                                          Summa

zu Fuß 1860.

Zu Roß.

Herr von Colebrat                                                 6. Comp.                    300

Wachlöffel                                                               6                                 150

Persenne                                                                 8                                 300

Columbo                                                                  8                                 200

Kappaun                                                                  9                                 300

Zepter                                                                      4                                 200

Cronsfeld                                                                 4                                 200

Mattheiß                                                                 4                                 200

Töpffer                                                                    4                                 200

Rittmeister Adam                                                  1                                 100

Graf Webels Leibqvardt                                       1                                 100

Piccolomini Leibgvardt                                         1                                 120

Newankommender Polacken                              4                                 300

Commandirte Bayrische/

unterm Commando Herrn Obr.

Leutenant Kerbenreitern                                                                       400

SummazuPferde          3170.

Summa Infanterie und Cavallerie                                                       5030.

Ohne was bey der Artollerie sich

uffgehalten“.

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