Plettenberg, Georg Herting Graf von

Plettenberg, Georg Herting Graf von; Diplomat [1600 – 1682] Plettenberg[1] war Hofkriegsrat und stand seit 1634 in kaiserlich-diplomatischem Dienst. 1645 bis 1647 war er kaiserlicher Gesandter für Böhmen auf dem Westfälischen Friedenskongress, von 1647-1654 und 1658-1666 amtierte er als Resident für den Niedersächsischen Kreis in Hamburg[2] und Kopenhagen.

Der spätere kaiserliche Gesandte auf dem Westfälischen Friedenskongress, Lamberg, informierte am 6. 2.1644 aus Wien den kaiserlichen Kommandierenden Gallas: Zu Christian IV. von Dänemark sei ein Gesandter geschickt worden, der in Hamburg mit Plettenberg zusammentreffen solle.[3] Am 20.2.1644 schrieb der kursächsische Geheime Rat Sebotendorff an W. E. von Lobkowitz: Ob Plettenberg von Hamburg aus zum König von Dänemark gelangt sei, müsse noch abgewartet werden.[4] Christian IV. teilte Plettenberg am 20.3.1644 aus Kopenhagen wegen der Botschaft Ferdinands III. mit, er habe auf wirksame Hilfe gegen den gemeinsamen Gegner Schweden gehofft und nicht eine ungenügende Deklaration erwartet. Der Kaiser möge sich vergegenwärtigen, dass hier das Interesse des ganzen Reiches auf dem Spiele stehe. Sie beide sollten sich auch verbindlich machen, ohne gegenseitiges Einvernehmen weder Verhandlungen zu führen noch einen Frieden oder Waffenstillstand zu schließen.[5]

Am 24.3.1644 schrieb der kaiserliche Gesandte Graf Auersperg aus Osnabrück[6] an Matthias Gallas: Er habe aus Hamburg die schriftliche Nachricht erhalten, dass Torstensson schwer erkrankt sei und dass über 2.000 Mann seiner Truppen aus Glückstadt[7] zu einem Angriff ausrücken sollen. Die königlich-dänischen Schiffe bewegten sich in der Ostsee, mehrere seien auf der Elbe. Unter dem Kommando von Hannibal Seestedt sollen 1.600 Mann aus Norwegen die Schweden anfallen. Horn verfüge über 8.000 Mann; Königsmarck habe angeblich das Erzstift Bremen verlassen und sich gegen Leipzig[8] gewandt. Gallas werde zweifellos über den Inhalt von Plettenbergs Bericht über die Lage in Niedersachsen unterrichtet sein.[9]

Plettenberg beschwerte sich bei Auersperg am 23.4.1644 aus Kopenhagen über den Lärm, der wegen der den Schweden in Osnabrück erwiesenen Ehren gemacht wird, da man glaube, es sei schon zu Verhandlungen gekommen statt zu bloßen Ehrenbezeugungen. Man dürfe dem Dänenkönig nicht die Hände binden, während man auf der anderen Seite in den Verhandlungen so weit geht. Er, P., sehe keine Möglichkeit einer Befriedung ohne eine wirkungsvolle Aktion der kaiserlichen Generäle, ohne einen mächtigen Feldzug gegen den Feind. Die Menschen in Kopenhagen würden allmählich voreingenommen gegen die Reputation des Kaisers.[10]

Ferdinand III. wandte sich am 6.5.1644 an Bürgermeister und Rat der Stadt Hamburg und erinnerte sie an die die schuldigen Abgaben betreffende Instruktion, die Graf Plettenberg auf kaiserlichen Befehl der Stadt überreicht hatte. Er sei überzeugt, die Stadt werde ihre Pflicht tun und die entsprechende Geldsumme Feldmarschall Melchior von Hatzfeldt persönlich übergeben.[11]

Der Kaiser schrieb am 7.5.1644 an Melchior von Hatzfeldt und übersandte ihm einen Bericht über Plettenbergs Verhandlungen mit Christian IV. Die schwedische Armee bedränge besonders Pommern und Mecklenburg stark. Die Abteilungen in Bremen[12] und Glücksburg[13] könnten sich ohne Beistand nicht unter den schwedischen Truppen halten. Die Franzosen versuchen, Torstensson zu einem baldmöglichen neuen Einfall in die kaiserlichen Länder zu bewegen. Es soll die völlige Restitution aller territorialen Verluste erreicht wer-den. Mit den Schweden dürfe man nicht über Frieden verhandeln. Von Rákóczi drohe keine Gefahr, er sei bereits einige Male geschlagen worden und auf dem Rückzug nach Kaschau[14] begriffen. Die doppelte Gefahr, aus Pommern und Mecklenburg sowie von Torstensson drohend, erfordere die Gewinnung Braunschweig-Lüneburgs zur Zusammenarbeit. Der Antritt des französischen Gesandten La Thuillerie zu den Verhandlungen müsse mit dem Vormarsch der kaiserlichen Hauptarmee an der Elbe einhergehen. In Franken stehen Reservetruppen unter Oberst Günther. Zwei Regimenter bleiben zum Schutz der Mosel in Rohrbach[15] und Koblenz.[16] Der König von Dänemark sei zur engsten Mitarbeit bereit.[17] Vom 10.5.1644 datiert Ferdinands III. Instruktion für Plettenberg: Er lasse keine Verhandlungen mit dem Feind ohne Beteiligung des Königs von Dänemark zu. Plettenberg solle auf Einhaltung des Prager Friedens sowie auf eine Allianz gegen Hessen-Kassel, Frankreich und alle übrigen Reichsfeinde drängen.[18]

Der kaiserliche Gesandte Auersperg schrieb am 10.5.1644 aus Osnabrück an Gallas: Nach den den Schweden erwiesenen Ehrenbezeugungen traten die echte Unterstützung der Kaiserlichen durch Christian IV. von Dänemark sowie die Bemühungen Frankreichs um Anknüpfung einer Allianz mit dem Kaiser offen zu Tage. Es wurden verschiedene Vorschläge zu beiderseitigen Verhandlungen mit der schwedischen Krone vorgebracht, insbesondere mit Rücksicht darauf, dass die kaiserliche Armee sich bisher nicht dem Gegner genähert habe. Der König von Dänemark und der Kronprinz Christian erhöben den Vorwurf, dass der kaiserliche Rat und Resident in Kopenhagen, Georg von Plettenberg, in den Verhandlungen keinen Erfolg erreicht habe. Auersperg hoffte, der König werde nach den bisherigen Erfahrungen weiterhin mutig mitarbeiten.[19] Vom 25.7.1644 datiert eine Erklärung Christians IV. für Plettenberg: Ihm sei gemeldet worden, dass während seiner Abwesenheit der kaiserliche Resident seinem Sohn Christian eine Erklärung des Kaisers vorgetragen habe, die besage, dass die Gegenseite gegen die Fortsetzung der Friedensverhandlungen in Münster[20] und Osnabrück aus Gründen „de retardanda“, der Hinhaltung des Friedens, protestiere. Er, Christian, habe verstanden, dass der Kaiser es ungern sähe, wenn ihm die Schuld am Auseinandergehen der Versammlung zugeschrieben würde, und bitte daher um einen Vorschlag, wie die Gefahr zu bannen und wie man sich angesichts der Gefahr zu verhalten habe. Er schätze es ferner, dass der Kaiser ohne vorhergehendes Einvernehmen mit ihm in der Angelegenheit keinen Entschluss fassen wollte. – Von Anfang an haben die Schweden die Friedensverhandlungen nur zum eigenen Vorteil genutzt. Schon zur Zeit des Hamburger Präliminarvertrages (1641) ging es ihnen nur um die Gewinnung von salvos conductos (Schutz- und Geleitbriefen). Dann brachten sie die Verhandlungen wegen der Abwesenheit der kurfürstlichen Gesandten zum Scheitern. Die Verhandlungsteilnehmer in Münster und Frankreich legen keinen Wert auf einen Universalfrieden in ganz Europa, und so ist ihnen die Verhandlung in Osnabrück als als eine einseitige recht. Abschließend versichert der König, daß niemand die Schuld am Abbruch der Friedensverhandlungen dem Kaiser geben werde, da die wahren Schuldigen allen bekannt seien.[21]

Am 2.8.1644 teilte Gallas aus Oldesloe[22] Ferdinand III. mit: Plettenberg und der dänische Rat von der Lippe hätten ihn um Hilfe für Schleswig gebeten. Der Generalauditor verhandle in Hamburg mit den Gesandten Dänemarks und Bremens über die Proviantfrage.[23]

Am 9.8. informierte Plettenberg Gallas aus Kopenhagen über seine diplomatische Mission. Er habe mit dem königlichen Hofmeister Korfitz Uhlfeldt über den Stand des dänischen Krieges verhandelt, auch die Gesandten von Brandenburg (Werner von der Schulenburg) und Holland getroffen. Viele dänische Minister befänden sich bei den Verhandlungen in Münster und Osnabrück. Louis de Geers holländische Flotte bedrohe die dänische Küste. Die Postverbindung zwischen Lübeck[24] und Kopenhagen werde von dem Kaufmann Peter Meyen aufrecht erhalten.[25]

Aus Kopenhagen schrieb Plettenberg erneut am 27.9. an Gallas: Kanzler Reventlows Berichten zufolge habe der König von Dänemark seine Einwilligung zu dänisch-schwedischen Übergabe der Vollmachten und Akkreditive in Osnabrück gegeben. Der König sei der Ansicht, man solle nicht über wesentliche Fragen verhandeln, sondern bloß über die Punkte, die beide Seiten befriedigen. – Der Feind wolle aus Holstein entweichen und sei bereits bei Oldesloe[26] angelangt; das habe zu der Ansicht geführt, er werde gegen Schlesien ziehen, um zu Rákóczi zu stoßen, was für die Erbländer das Verderblichste wäre. Doch bestehe die Hoffnung, dass Gallas’ Armee, die Gelegenheit nutzen, den Feind in Holstein vernichten und ihm den Übergang bei Oldesloe und den anderen Orten bis Hamburg verwehren wird. Die Meinung des dänischen Königs scheine die gleiche zu sein, auch wenn die Bevölkerung dieses Herzogtums noch weiter den Aufenthalt der Truppen erdulden müsste.[27]

Plettenberg schrieb Gallas am 3.9.1644 aus Kopenhagen: Als sichersten Postweg schlägt er ihm den über Lübeck vor. Von Rostocker[28] Matrosen stamme die Nacht, dass Torstensson vor der kaiserlichen Armee aus Holstein geflohen sei. – Ferner erinnert er an sein Schreiben vom 27.8., in dem er von der Zustimmung Christians IV. von Dänemark zur Überprüfung der Vollmacht der kaiserlichen Gesandten zu Osnabrück berichtet hatte; der König wolle damit dem Feind jeden Vorwand zur Zerschlagung der Verhandlungen nehmen. – Gegenwärtig werde Militär nach Schonen übergeführt, wo eine Armee von 9000 Mann aufgestellt und sofort ins Feld geführt werden solle, vorläufig befestige sie sich bei Malmö. Das Kommando führe Prinz Christian von Dänemark zusammen mit dem königlichen Marschall. Der König habe die baldmöglichste Ausfahrt der Flotte angeordnet und verhandle eben mit den niederländischen Gesandten; die Niederländer schienen sich lieber mit den Dänen als mit den Schweden zu alliieren. Auch aus Jütland seien Delegierte eingetroffen und wollten auf eigene Kosten einen Teil des Militärs, nämlich die Artillerie unterhalten. Der König habe sie auch nach Danzig[29] gewiesen, sofern eine Zusammenarbeit ohne Verhandlung mit dem dortigen Senat möglich ist.[30] Am 29.10.1644 schrieb Plettenberg Gallas: Die Friedenspräliminarien seien verglichen worden und die abgesandten Kommissäre sollten am 25. (15.) 12. zusammentreffen, und zwar die schwedischen in Kalmar und die dänischen in Christiansfeld.[31] Trotzdem er die Minister vor der Gefahr einer so einseitigen Verhandlung und deren unpassenden Terminis jetzt, nach der Ankunft der kaiserlichen Hilfstruppen, gewarnt hatte, scheine man mehr auf persönliche Gründe zu achten als auf gemeinsame Angelegenheiten. Einige behaupten, Torstenssons Abmarsch aus Holstein hätten nicht Gallas‘ Waffen, sondern der Befehl des französischen Gesandten verursacht auch wenn der König von Dänemark und andere vernünftige Minister die Dinge nicht so beurteilten. Im weiteren referierte er über die Lage zur See, wo der Feind der Flotte so stark zusetze, daß von zwanzig Schiffen kaum zwei zu retten sind; die restlichen königlichen Schiffe seien entwaffnet, ohne Taue und Segel und zum Widerstand ungeeignet. Da sämtliches Kriegsvolk mit dem König in Südschweden stehe, drohe den Inseln große Gefahr, und dem Feind stehe die Fahrt durch den Sund offen. Dabei sollten Lübeck und Hamburg am meisten helfen, denn sonst würde Schweden zu stark und auch ihnen lästig. Man höre, der dänische König sei aufgebrochen, entschlossen, Horn zum Kampf zu zwingen.[32]

Am 28.12.1646 schrieb der kaiserliche Gesandte Maximilian von Trauttmansdorff aus Münster an M. von Dietrichstein: Die Verhandlungen am Ort hingen von der Rückkehr Plettenbergs ab, den er zum Kurfürsten von Brandenburg entsandt habe, um von diesem eine Erklärung betreffs der schwedischen Satisfaktion für Pommern zu fordern. Die Verhandlungen würden nach Plettenbergs Rückkehr fortgesetzt.[33]

Wie Plettenberg am 17.12.1647 dem kaiserlichen Feldmarschall Holzappel aus Hamburg berichtete, hatte Schweden große Rüstungsanstrengungen unternommen;[34] im Holsteinischen und Lübeckischen hatte man Pferde auf offener Straße „requiriert“, d. h. gestohlen, um die Kavallerie möglichst schnell zu remontieren. Die französischen Truppen dürften nicht mehr als 3.000 Kavalleristen, 2.000 Infanteristen und 20 Geschütze umfasst haben; nach Plettenbergs Bericht wollte Frankreich 5.-6.000 Mann in Norddeutschland anwerben.[35]

[1] Vgl. auch HARRACH, Tagebücher.

[2] Hamburg; HHSD I, S. 83ff.

[3] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 159.

[4] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 178.

[5] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 191.

[6] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.

[7] Glückstadt [Kr. Steinburg]; HHSD I, S. 66ff.

[8] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[9] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 196.

[10] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 223.

[11] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 230.

[12] Bremen; HHSD II, S. 69ff.

[13] Glücksburg [Kr. Flensburg]; HHSD I, S. 65ff.

[14] Kaschau [Košice]; Kgr Böhmen; ungarisch Kassa, romani Kasha, neulateinisch Cassovia, französisch Cassovie), Stadt in der Ostslowakei, nahe der Grenze zu Ungarn am Fluss Hornád.

[15] Rohrbach-lès-Bitche (deutsch Rohrbach) [Dép. Moselle; Lothringen].

[16] Koblenz; HHSD V, S. 178ff.

[17] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 233.

[18] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 236.

[19] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 239.

[20] Münster; HHSD III, S. 537ff.

[21] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 336.

[22] [Bad] Oldesloe [Kr. Stohmarn]; HHSD I, S. 201ff.

[23] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf,  Nr. 347.

[24] Lübeck; HHSD I, S. 153ff.

[25] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 359.

[26] [Bad] Oldesloe [Kr. Stohmarn]; HHSD I, S. 201ff.

[27] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 384.

[28] Rostock; HHSD XII, S. 95ff.

[29] Danzig [Gdańsk]; HHSPr, S. 29ff.

[30] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 393.

[31] Christiansfeld [Nordschleswig/Sønderjyllands A, Jütland]; HHSDän, S. 26ff.

[32] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 443.

[33] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 937.

[34] APW II C/4, Nr. 20, 21, 22: Christina an Salvius, Erskein und Wrangel, Stockholm, 1647 X 09/19.

[35] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 172, fol. 29 (Ausfertigung): Plettenberg an H., Hamburg, 1647 XII 17. Vgl. HONSELMANN, Familie Plettenberg, S. 272ff.

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