Pfeilberg zu Volmersdorf, Georg Ruepp von

Pfeilberg zu Volmersdorf, Georg Ruepp von; Faut [ – ] Pfeilberg stammte aus der Steiermark und war seit 1598 Soldat gewesen und hatte an Feldzügen in Ungarn, Böhmen, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland teilgenommen.

Er war Hauptmann unter Herberstorff gewesen, wegen einer schweren Krankheit auf eigenen Wunsch aus dem Militärdienst geschieden und ab 1623 Faut von Bretten[1] in der bayerisch besetzten und verwalteten Unteren Pfalz. Verheiratet war er seit 1624 mit der bayerischen Adeligen Maria Euphrosina von Eisenheim.

„Die dritte Fautei in Bretten wollte Maximilian mit einem bayerischen Adeligen besetzen, worüber aber noch keine Entscheidung gefallen war, als Leuker Ende August 1623 aus München nach Heidelberg[2] geschickt wurde.

Für die Fautei Bretten fand sich bald ein geeigneter Bewerber. Georg Ruepp von Pfeilberg zu Volmersdorf war zwar kein Bayer, sondern ein Landadeliger aus der Steiermark. Aber ähnlich wie im Fall Walmerods[3] bot sich hier die Gelegenheit, finanzielle Ansprüche gegenüber dem bayerischen Kurfürsten durch die Überlassung eines Amtes zu rekompensieren. Pfeilberg hatte während des pfälzischen Feldzuges der Ligaarmee als Hauptmann für das Infanterieregiment des Grafen Herbersdorf zwei Kompanien und zusätzlich noch 400 Soldaten zur Auffüllung des Regiments in seiner steirischen Heimat geworben und war mit seinen Soldaten Ende Juni 1622 aus der Oberpfalz zur Hauptmacht der Ligaarmee in die Unterpfalz marschiert, wo er an den Belagerungen von Heidelberg und Mannheim[4] teilnahm und auf Ordonnanz Tillys und des Grafen Herbersdorf noch einmal 135 Mann anwarb. Weil er nach der Eroberung von Mannheim schwer erkrankte, wurde er auf seine Bitten von Herbersdorf entlassen. Neben dem Werbegeld für die 135 Mann in Höhe von 675 Gulden beanspruchte Pfeilberg auch noch die Wiedererstattung von verschiedenen Darlehen, die er inzwischen gefallenen Soldaten gewährt hatte, in Höhe von insgesamt 2.286 Gulden.

Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst ließ sich Pfeilberg in der dem Deutschen Orden gehörigen Stadt Neckarsulm[5] nieder, wo er für 3.000 Reichstaler ein Haus kaufte. Weil ihm das pfälzische Amt Bretten ‚hoch gerühmt‘ worden war, bewarb er sich am 22.9.1623 in München mit Hilfe eines Empfehlungsschreibens der Heidelberger Regierung um die Brettener Fautstelle, wobei er anbot, im Notfall auf eigene Kosten eine Kompanie von 300 Soldaten zu werben. Die Heidelberger Regierung äußerte sich am 18.10. In einem vom Kurfürsten angeforderten Gutachten positiv zur Bewerbung Pfeilbergs, woraufhin Maximilian diesem am 4.11.1623 das Amt Bretten unter den gleichen Bedingungen, die für Pfeilbergs kurpfälzischen Amtsvorgänger Johann Reiprecht von Büdingen gegolten hatte, überließ. Nur die beiderseitige Kündigungsfrist wurde von einem halben auf ein Vierteljahr gesenkt. Wie sein Amtsvorgänger erhielt Pfeilberg neben der Fautei auch noch den Titel eines Regierungsrates, allerdings ohne die dazugehörige Besoldung.

Als Gegenleistung für seine Anstellung sollte Pfeilberg 500 Musketiere werben, die spätestens am 5.12.1623 auf dem Musterplatz in Waldmünchen[6] bereitstehen sollten, um gegen Bethlen Gabor von Siebenbürgen, der Böhmen bedrohte, eingesetzt zu werden. Doch schon am 18.11. schloß der Kaiser einen Waffenstillstand mit Bethlen Gabor. Die bereits in Waldmünchen anwesenden neugeworbenen Soldaten Pfeilbergs, ungefähr 400 Mann, wurden daraufhin am 12.12. von einem bayerischen Kriegskommissar wieder abgedankt, während Pfeilberg selbst mit noch weiteren 250 Mann von Ulm[7] her im Anzug war, welche sich aber wieder zerstreuten, als ihnen die abgedankten Rekruten entgegenkamen.

Pfeilberg geriet durch die frühzeitige Auflösung seiner Kompanie in eine prekäre Situation. Ungefähr 170 der angeworbenen und so schnell wieder abgedankten Knechte rotteten sich zusammen, umringten Pfeilberg und forderten unter Berufung auf angeblichen alten Kriegsbrauch noch drei Monatssolde von ihm. Pfeilberg mußte sich notgedrungen mit ihnen vergleichen und jedem gemeinen Knecht einen, jedem Gefreiten zwei Reichstaler geben, wozu er bei einem Nürnberger[8] Kaufmann einen Kredit von 200 Reichstalern aufnehmen mußte. Auch anderswo hatte er Kredite aufnehmen müssen für die Werbung, die ihn alles in allem über 2.500 Reichstaler gekostet hatte, um deren Rückerstattung er den Kurfürsten am 2.1.1624 bat, wobei er sich beklagte, daß er bei den Soldaten wegen der Kassierung der Kompanie ‚in große Verkleinerung und üble Nachrede‘ ohne eigene Schuld gekommen sei.

Auf seine Bitte erhielt Pfeilberg am 7.1.1624 vom Kriegsrat in München nur den Bescheid, daß er sich ja selbst erboten habe, die Kompanie auf seine Kosten zu werben. Weil es dem Kurfürsten gefallen habe, die Kompanie alsbald wieder zu entlassen, Pfeilberg aber das Amt Bretten bereits erhalten habe, halte der Kurfürst seine Ansprüche für unbegründet“.[9]

„Nach dem Wiederausbruch des Krieges in Norddeutschland im Jahr 1625 wurde die Unterpfalz wieder in verstärktem Maß von Truppendurchzügen heimgesucht, die eventuelle Ansätze zu einem wirtschaftlichen Aufschwung im Keim erstickten. Am schwersten war von diesen Unruhen das geographisch exponierte Amt Bretten betroffen, über dessen Zustand die ausführlichen Berichte des Amtsfauten Pfeilberg ein anschauliches Bild liefern. Schon Ende August 1624 waren auf Befehl Tillys die bayerischen Reiterregimenter Schmidt [v. Wellenstein; BW], Herbersdorf und Courtenbach aus der Frankfurter[10] Gegend in die Markgrafschaft Durlach verlegt worden. Pfeilberg verhinderte zwar auf Anweisung Metternichs, daß sich die Reiter in pfälzischen Amts- oder Schutzorten einquartierten, konnte aber wenig gegen die Streifzüge der Reiter ausrichten, die sich aufführten wie im Feindesland. Bevor man Gegenmaßnahmen ergreifen konnte, waren im Amt Bretten den Untertanen schon ungefähr 200 Pferde ausgespannt worden. Sogar Pfeilbergs Knechte wurden von bayerischen Reitern ausgeplündert und ihrer Pferde beraubt. Die Straßen im Amt mußten sicherheitshalber gesperrt werden. Auf Bitten der Untertanen ließ Pfeilberg in verschiedene Orte des Amtes Schutzwachen gegen die Reiter auslegen. Wenn die Reiter, die in kleinen Gruppen von fünf, sechs oder noch mehr Mann das Land durchstreiften, auf ein Dorf ohne Schutzwache stießen, setzten sie sich dort ins Wirtshaus, terrorisierten die Dorfbewohner Tag und Nacht durch aufbrausende, drohende Reden und Schläge, erpreßten Lösegelder von ihnen und ritten davon, natürlich ohne Bezahlung des Wirts, wieder davon.

Die Schutzwachen für die Dörfer wurden von der Kompanie des Hauptmanns Hamm, die in den Schlössern Ravensburg[11] und Steinsberg[12] stationiert war, gestellt. Der kommandierende Leutnant der Kompanie (Hamm selbst war bereits wegen seines Streits mit dem Statthalter des Kommandos enthoben, begehrte deswegen von Pfeilberg eine Sonderzulage für seine Soldaten, woraufhin dieser von den Orten mit Schutzwache eine wöchentliche Abgabe erhob, die in Lebensmitteln (Schmalz, Eier und Hühner) zu entrichten war, weil die Untertanen kein Geld hatten. Weil dem Leutnant aber mit Bargeld besser gedient war, überließ er alle Lebensmittel gegen Bezahlung dem Amtsfaut Pfeilberg.

Obwohl nach Pfeilbergs Aussage die betroffenen Untertanen angesichts der Umstände diese Sonderabgabe gern entrichteten, nahmen einige Brettener Bürger die Gelegenheit war, den Amtsfauten bei der Regierung in Heidelberg wegen unerlaubter und eigenmächtiger Erhebung einer Kontribution anzuzeigen, wofür Pfeilberg folgende Erklärung parat hatte: ‚Ist nur von etlichen, die es doch nit angangen, ein Calvinischer Neidt, weil Ich Ihr Religion geendert, dz sie mich bey der Löbl. Regierung zu Heydelberg (da doch kkein einiger flöckhen sich darüber beschwert hat) felschlich Angeben‘. Pfeilberg erhielt deswegen zunächst vom Kriegskommissar [Christoph v.; BW] Lerchenfeld einen starken Verweis, der aber wieder zurückgenommen wurde, nachdem Pfeilberg dem Kommissar die näheren Umstände der Angelegenheit erläutert hatte.

Wenig später beklagte sich Pfeilberg in einem Schreiben an den Kurfürsten, daß er mit seiner Besoldung bei weitem nicht auskommen könne, sondern in den anderthalb Jahren seiner Amtszeit ungefähr 1.000 Taler seines eigenen Geldes eingebüßt hatte, wofür er drei Ursachen anführte,

1. Für die kurpfälzischen Fauten vor dem Krieg war die Amtsbesoldung nur der kleinere Einkommens gewesen, weil sie neben der Amtsbestallung noch das Kommando über zwei Kompanien Landvolk und den entsprechenden Offizierssold gehabt hatten, was aber jetzt nicht möglich war, weil man den Untertanen noch nicht trauen und ihnen keine Waffen in die Hand geben durfte.

2. Pfeilbergs kurpfälzischen Vorgängern hatte die Ausübung des Jagdrechts reichen Gewinn eingebracht. Ein Faut hatte ‚überflüssig Wiltbret für sich und die Seinen gehabt, daß er ein ganzes Jahr kein Fleisch kaufen dürfen, ja so gar viel Wildbret gefangen, daß er solches unter der Metzg, wie das Rindfleisch, aushauen und verkaufen lassen‘. In den Kriegszeiten war jedoch großer Schaden an den Jagden entstanden, vor allem durch die seit September 1624 rings um das Amt einquartierten Reiter, welche mit ‚Platzen und Schießen in den Wäldern sich Tag und Nacht aufgehalten, das Wild von einem Ort zum andern getrieben‘, so daß die Jagd praktisch zum Erliegen gekommen war.

3. Solange die Reiterei um Bretten lag (bis in den Juni 1625), wurde Pfeilberg fast täglich von mehreren Reitern wegen ihrer Streitigkeiten mit den Untertanen aufgesucht, welche sich ohne Futter, Essen und Trinken nicht abweisen ließen. Zusätzliche große Unkosten verursachten die geistlichen Personen seit der Reformierung der Kirchen im September 1624.

Als einziges Mittel, um sich von seiner Schuldenlast zu befreien, sah Pfeilberg das Kriegswesen. Er bat deshalb den Kurfürsten, ihm anstatt des Amts Bretten ein Regiment von 1.000 Musketieren zu überlassen, oder aber zusätzlich zum Amt Bretten eine Kompanie geworbener Soldaten, mit welcher er die Burgen um Bretten belegen und wofür er sich mit einer ‚geringen Capitainsbesoldung‘ von 100 Gulden im Monat begnügen wollte. Falls für den Kurfürsten keine dieser beiden Möglichkeiten in Betracht käme, bat er um die Erlaubnis, das Amt Bretten zur Begleichung seiner Schulden nur noch drei Jahre lang ‚von Haus aus‘ (also ohne dauernde persönliche Anwesenheit, nur mit gelegentlichen Kontrollbesuchen) bedienen zu bedürfen und sich daneben beim Kaiser (als seinem Landesfürsten) um Kriegsdienst zu bewerben.

Hierauf erhielt Pfeilberg am 27.6.1625 den Bescheid aus der Münchner Kriegskanzlei, daß der Kurfürst derzeit keine weiteren Werbungen im Sinn habe und ihm deswegen auch keinen Kriegsdienst geben könne. Auch an die Aufrichtung eines Landesdefensionswesens könne bei dem derzeitigen Zustand der Unterpfalz, vor allem wegen der finanziellen Misere, nicht gedacht werden“.[13]

„Die Tatsache, daß sich die unterpfälzische Administration in den ersten drei Jahren ihres Bestehens nur mühsam mit ständigen Zuschüssen aus München finanziell über Wasser gehalten hatte, zwang die zuständigen Behörden in der bayerischen Residenz, über Einsparungsmaßnahmen nachzudenken. In diesem Zusammenhang entschloß man sich, die beiden Fauteien in Mosbach[14] und Bretten aufzulösen. Die Stellung eines Fauten, vergleichbar mit der eines Pflegers in Bayern, war traditionell adeligen Personen vorbehalten und beinhaltete neben militärischen Aufgaben als Kommandeur des Ausschusses der Amtsuntertanen (die nach der bayerischen Eroberung allerdings weggefallen waren) nur noch beschränkte jurisdiktionelle Funktionen. Das Hauptgewicht im letzteren Bereich lag eindeutig bei den Amtsschultheißen in den beiden Ämtern (im Amt Heidelberg entsprach der Stellung eines Amtsschultheißen die des Landschreibers, im Amt Boxberg die des Amtskellers; die adelige Amtmannsstelle zu Boxberg wurde während der bayerischen Administration nicht besetzt). In Bretten diente der Faut im wesentlichen nur als Appellationsinstanz zwischen dem Amtsschultheißen und der Regierung. Straftaten durfte er nur im Beisein des Amtsschultheißen aburteilen. Für die Einnehmung und Verrechnung der Gefälle war allein der Amtsschultheiß zuständig; der Faut empfing sogar von diesem seine Besoldung. Es war also offenkundig, daß die Beibehaltung der Fauteien unter den veränderten Bedingungen der bayerischen Besatzung reiner Luxus war, nachdem von Heidelberg aus jetzt nur noch das kleine, leicht überschaubare rechtsrheinische Territorium der Pfalz regiert wurde.

Am 4.2.1626 zog Maximilian hieraus die Konsequenzen und teilte den beiden Fauten Walmerod und Pfeilberg ihre Entlassung mit: Bei den schweren Kriegsentbehrungen sei es nötig, die Einkünfte, Renten und Gefälle wie überall, so auch in der Unterpfalz zu sparen und zu halten. Die Einkünfte der Fauteien wären wohl zu etwas größerem Nutzen der Herrschaft zu bringen, wenn sie völlig zur Rentkasse eingetragen würden, die Fauteiverrichtungen aber einem anderen Beamten mit weniger Besoldung und Unkosten anvertraut würden (womit der Amtsschultheiß gemeint war). Deshalb habe er sich entschlossen, mit den Fauteien anderwärtige Verordnung vorzunehmen und wolle sie hiermit in Gnaden entlassen. Unter Berücksichtigung der vierteljährigen Kündigungsfrist hatten die beiden Fauten bis zum 4.5.1626 ihre Amtsrechnungen vorzulegen und ihren Abzug zu bewerkstelligen.

Nach ihrer Entlassung beriefen sich Walmerod und Pfeilberg darauf, daß ihnen ihre Ämter im Jahr 1623 als Entschädigung für ihre im pfälzischen Feldzug geleisteten Kriegsdienste gewährt worden seien, und baten demzufolge jetzt um eine anderweitige finanzielle Entschädigung, beide allerdings ohne Erfolg. Walmerod trat kurz nach seiner Entlassung in kaiserliche Dienste und wurde Assistenzrat bei Wallenstein, später Generalkriegskommissar bei der kaiserlichen Armee. Pfeilberg ging zunächst nach Innsbruck[15] und bat von dort aus den bayerischen Kurfürsten noch einmal, ihm ein Regiment von 1.000 Musketieren anzuvertrauen, worauf er am 12.6.1626 wieder einen ablehnenden Bescheid erhielt. Auf einen letzten Versuch, doch noch zu einer Entschädigung zu kommen, den er am 28.12.1627 von Graz[16] aus unternahm, beschied ihn die Münchner Kriegskanzlei am 30. 1.1628, der Kurfürst versehe sich, Pfeilberg ‚werde disfahls in S. C. D. weiter nit tringen, sonder derselben mit vernern anlangen, verschonen‘ „.[17]

[1] Bretten [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 116.

[2] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.

[3] Reinhard v. Walmerode hatte die Fautei Mosbach erhalten.

[4] Mannheim; HHSD VI, S. 501ff.

[5] Neckarsulm [LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 549f.

[6] Waldmünchen [LK Cham]; HHSD VII, S. 785.

[7] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.

[8] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.

[9] MAIER, Unterpfalz, S. 109ff.

[10] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.

[11] Ravensburg [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 644ff.

[12] Steinsberg; HHSD VI, S. 757.

[13] MAIER, Unterpfalz, S. 118ff.

[14] Mosbach [Neckar-Oldenwald-Kr.]; HHSD VI, S. 533f.

[15] Innsbruck; HHSÖ II, S. 500f.

[16] Graz; HHSÖ II, S. 63ff.

[17] MAIER, Unterpfalz, S. 122f.

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