Peblis, Johann (Hans) Georg von

Peblis, Johann (Hans) Georg von; Obrist; Generalkommissar [1577 oder ca. 1580/85-8.4.1650 Zürich]

Georg Hans von Peblis [Pöblitz, Peebles, Pebliss, Poblitz, Politz] (von Hohenfels) [1577 oder ca. 1580/85-8.4.1650 Zürich],[1] der Sohn von des kurpfälzischen Geheimrats Wilhelm Peblis,[2] dem „Calvinisch Bapst zu Durlach“,[3] d. h. Statthalter Markgraf Ernst Friedrichs von Baden-Durlach,[4] ist eines der frühen Beispiele englischer bzw. schottischer Söldner, die in ganzen Clans nach Aussage des Kriegsteilnehmers Monro zur Verteidigung des protestantischen Glaubens und Elisabeth Stuarts auf Reichsboden kämpften.[5]

Er hatte bereits 1610 in der Unionsarmee im Elsass gedient, war 1611 mit den Reitern Obentrauts in die Obere Pfalz gekommen und hatte 1612 dort das Defensionswesen übernommen. Hier wurde er Obristleutnant und Pfleger von Hohenfels,[6] dann Obrist und kurpfälzischer Gubernator des Stifts Selz.[7] Er führte unter Mansfeld, zu dessen fähigsten Offizieren und Testamentsvollstreckern er gehörte,[8] zehn Fahnen gegen Habsburg. Nach dem Scheitern des böhmischen Aufstandes versuchte er Cham[9] gegen die ligistischen Truppen zu halten. Ein kurpfälzisches Regiment hatte er, ein zweites Graf Philipp Reinhard zu Solms, der Landrichter von Amberg,[10] in die Obere Pfalz geführt.

Bereits am 16.9.1621 hatte die Belagerung Chams durch ligistische Truppen begonnen, das von 2.400 Mann, Söldnern – darunter Engländer, angeblich wurden noch 8.000 erwartet,[11] sowie Schotten – und Landwehr, unter dem schottischen Obristleutnant in pfälzischen Diensten Peblis und dem Schotten Andrew Gray[12] verteidigt und am 25.9. von den Bayerischen eingenommen werden konnte.[13] Entgegen der Zusage Maximilians I. wurden die abziehenden Mannschaften ausgeplündert, „die Pferde geraubt, die meisten jüngeren Soldatenfrauen behalten und eine ganze Anzahl Mannschaften erschossen“.[14]

„Schon Ende 1621 hatte Mansfeld, wie bereits oben erwähnt, den damals allerdings vergeblichen Versuch unternommen, die Madenburg[15] durch Handstreich zu nehmen. Dabei war das unterhalb der Feste gelegene bischöfliche Dorf Eschbach[16] in Flammen aufgegangen. Jetzt aber wurde die Belagerung mit Nachdruck und nach allen Regeln damaliger Kriegskunst betrieben. Mit der Durchführung war der Obrist Hans Georg Peblis von Mansfeld beauftragt worden. Die schwache bischöfliche Besatzung der Burg vertraute nach den Bauernkriegen und nach dem Einfall des schlimmen Alcibiades von Brandenburg erheblich verstärkten Mauerwerk der Bergfeste und hoffte zudem bei der Nähe der Spanier und der Ligisten auf baldigen Entsatz. Peblis ließ auf dem Berge in dem harten, steinigen Boden die erforderlichen Gräben und Sappen auswerfen und brachte, freilich nur mit größter Mühe, sogar einige Belagerungsgeschütze auf die Höhe. Auf einen möglichen Ausfallversuch der Besatzung war er offenbar nicht gefaßt, denn als nun ein solcher in der Frühe des 9. April [1622; BW] tatsächlich erfolgte, gerieten die Belagerer in solche Verwirrung, daß sie Hals über Kopf die Laufgräben räumten und dabei sogar eine Fahne des Plebis’schen Regiments, sowie zwei der Belagerungsgeschütze im Stiche ließen. Der Erfolg der Besatzung war jedoch nur von kurzer Dauer. Die Hoffnung auf baldigen Entsatz schwand dahin, da die Spanier zu dieser Zeit mit anderen Plänen beschäftigt waren und der Fürstbischof selbst sich durch die kriegerische Entwicklung der Lage in solcher Bedrängnis befand, daß er ebenfalls keine Hilfe senden konnte. Tilly schließlich stand drüben immer noch abwartend am Neckar. So blieb denn der Burgbesatzung nach Ablauf weiterer 14 Tage bei dem Mangel an Brot und Pulver keine andere Wahl, als die Feste am 21. April dem Obersten Peblis zu übernehmen.

Ein Kriegsteilnehmer auf mansfeldischer Seite, der (später in französische Dienste getretene) aus seiner Schweizer Heimat geflüchtete und von Mansfeld dem Regiment des Baseler Hieronymus Beck zugeordnete Freiherr Ulysses von Salis[-Marschlins; BW] erzählt in seinem Erinnerungsbuch: „Nachdem ich in Hagenau[17] unter dem Kommando des Grafen Jörg Ludwig von Löwenstein etwa vier Wochen verweilt, von den Bürgern gar wohl aufgenommen, erhielt ich Befehl, mit den genannten vier Fähnlein zum Heere zu stoßen. Unser General hatte nämlich durch den Obristen Peblis die dem Bischofe von Speyer gehörige ziemlich starke, schwer zugängliche Festung Madenburg belagern lassen. Da sie jedoch nicht so rasch genommen werden konnte, als man glaubte, wurde außer dem bisher dazu verwendeten Kriegsvolke (das sich – wie oben geschildert – nicht eben sehr bewährt hatte – der Verfasser) weiteres in den bischöflichen Landen einquartiert. Mir selbst aber wurden als Erholungsquartiere zwei Dörfer oberhalb Landau,[18] Frankweiler[19] und Gleisweiler[20] (Francviller è Kleisviller) angewiesen, wo es Lebensmittel und guten Wein in Fülle gab. Meine Leute waren da während der 10 Tage, welche die Belagerung der Feste noch erforderte, so wohl aufgehoben, dass sie herzlich gerne gewünscht, sie hätte noch einen Monat weiter gedauert. Ich selbst fand auch meine Rechnung, denn da der Oberstleutnant (der oben erwähnte Hieronymus Beck – der Verfasser) statt das Regiment zu führen, sich lieber dem Gefolge Mansfelds anschloß oder bei seinem Reiterfähnlein verblieb, lag das Kommando in meinen Händen. Ich hielt die Soldaten in guter Disziplin, sie begnügten sich auch mit dem, was die Bauern ihnen gaben. Ja als ich zum allgemeinen Sammelplatz abrückte, brachten mir diese armen Leute, unaufgefordert, 150 Taler, in gutes Pferd, Schinken, Zunge und Salzfleisch und baten mich, mit dem wenigen fürlieb zu nehmen und zu verhüten, dass die Soldaten beim Abmarsch ihre Häuser plünderten (!). Wie ich Grund hatte, mit ihnen zufrieden zu sein, waren sie es auch mit mir …’“.[21]

1622 stand Peblis vorübergehend in Züricher, dann in dänischen Diensten. Im Mai 1623 schickte Christian von Braunschweig einen Gesandten zu Bethlen, um einen gemeinsamen Angriff beider Heere zu besprechen. Nach Bethlens Strategie sollten beide zugleich aufbrechen: Christian solle über Sachsen in Schlesien, der Siebenbürger über Ungarn in Mähren einfallen, wo sich beide vereinigen wollten, um von da ganz Böhmen einzunehmen. Diese Einnahme schien deswegen nicht allzu schwierig zu sein, da sich wegen der gewaltsamen Rekatholisierungspolitik Habsburgs eine neue Erhebung der böhmischen Stände anzubahnen schien, zudem auch ein Aufstand unter Peblis‘ Kommando in der Oberen Pfalz organisiert werden sollte.[22] Auch der Sprecher der Landschaft, Hans Friedrich Fuchs auf Winklarn, hatte gute Beziehungen zu Friedrich V. unterhalten und wurde der Kontakte zu den oberösterreichischen Rebellen verdächtigt.[23]

Peblis war der Testamentsvollstrecker Mansfelds, als dieser am 29.11.1626 verstarb. Noch 1633 soll er in kurpfälzischen Diensten gestanden haben. 1629 begann er allerdings mit der Neuorganisation des Züricher Kriegswesens, danach diente er als Obrist in der schwedischen Armee.[24] Er war 1633/34 Mitglied des „Consilium formatum“ des Heilbronner Bundes und als „der Sanfte“ Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“.

[1] Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 7432.

[2] KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld, S. 157, 272.

[3] Durlach; HHSD II, S. 53ff. (unter Baden-Baden).

[4] Vgl. die Erwähnungen bei PRESS, Calvinismus.

[5] MAHR, Monro, S. 10.

[6] Hohenfels [LK Neumarkt i. d. Oberpfalz].

[7] Selz (Seltz), Elsass [Frankreich, Dép. Bas-Rhin].

[8] KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld, S. 628ff.

[9] Cham [LK Cham]; HHSD VII, S. 124ff.

[10] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.

[11] Vgl. das Tagebuch des Arnold v. Anrath aus Wesel (1620); BAMBAUER; KLEINHOLZ, Geusen, S. 236: „Dato aus Engelandt, wey daß der Konnigk daselbst 8000 Mahn aufgenahmen und den Bohemen zugeschicket, darzu 30 Thonnen Schatzes zu Bezalung, so London, dei Stadt, aufbragt“. Allerdings waren es nur 2.000 Mann unter Grays Kommando gewesen. WEISS, Unterstützung, S. 21ff.

[12] MURDOCH, SSNE ID: 378. Vgl. BREITENBACH, Grey, über das schottische Regiment v. Andrew 7. Lord Gray in der Oberen Pfalz; nach »Aufstellung der Küniglich Böhaimbschen Kriegs-Armada« (Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 106 a). TOEGEL, Beginn, S. 322, erwähnt einen Christopher Gray als Obristen der freiwilligen engl. Truppen u. Kommandant auf Karlstein (Karlštejn), dem Aufbewahrungsort der böhmischen Reichsinsignien u. Archiv der böhmischen Krone; dort zu kommandieren, galt als besondere Auszeichnung.

[13] Nach Preysings Tagebuch bei STABER, Preysing, S. 191; nach WERTHEIM, Der tolle Halberstädter Bd. 1, 410, Anm.1, bereits am 24.9. Vgl. »Warhaffte Newe Zeittung« (Germanisches Nationalmuseum Nürnberg Kapsel 1341 a HB 410).

[14] WERTHEIM, Der tolle Halberstädter Bd. 1, S. 410. Zur Belagerung vgl. STABER, Preysing, S. 188. Anholts Regiment ist nach Preysings Angaben im Vergleich zu den Verteidigern nur 2.300 Mann stark gewesen.

[15] Madenburg: 1621 von Graf Ludwig von Löwenstein-Scharfeneck und 1622 durch Peblis eingenommen. 1634 wird die Burganlage durch französische Truppen erobert und 1635 durch kaiserliche Truppen zurück gewonnen.

[16] Eschbach [LK Südliche Weinstraße].

[17] Hagenau [Elsass, h. Frankreich, Dép. Bas-Rhin].

[18] Landau in der Pfalz; HHSD V, S. 192ff.

[19] Frankweiler [LK Südliche Weinstraße].

[20] Gleisweiler [LK Südliche Weinstraße].

[21] SCHÜTTE, Pfälzer Land, S. 24ff.

[22] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 41.

[23] ZIEGLER, Rekatholisierung, S. 440.

[24] SCHWEIZER, Neutralität, S. 233f.; GALLATI, Eidgenössische Politik, S. 42ff.

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