Minsinger, Niclas

Minsinger, Niclas; Leinenweber [ – ]

Aufschlussreich für die Vorgänge anlässlich der Einnahme Weilheims durch französisch-schwedische Truppen am 8. November 1646 ist ein »schriftliches Bekenntnis«, das der Weilheimer[1] Bürger und Leinenweber Niclas Minsinger 1653 zu Protokoll 1653 gab.

„Demnach, wie jedermanniglich wissend, die Stadt Weilheim durch die Schwedisch-Französischen Feindsvölker im Jahr 1646 mit starker Anzahl belagert, auch nachstens Pfinztag zu Nachts mit Sturm bestiegen, darunter viel Blut vergossen worden. Als ich aber in dieser Trübsal zu Abends der feindlichen Gewalt ersehen und stark schießen gehört; dabey in aller Hilf gezweifelt; so habe ich mich aus sonderbarer Eingebung undf Schickung Giottes zu dem hochheiligen Kreuze nach Polling mit einer heiligen Messe verlobt und versprochen, damit ich in dieser vor Augen stehenden Gefahr möchte bey meinen ge-raden Gliedern erhalten werden. Als es sich aber nun, leider ! gegen die Nacht begeben, daß die Stadt mit stürmender Hand überfallen worden, bin ich währendem Sturmlaufen dreier Soldaten in die Hände gefallen, davon mich einer ganz ausgezogen und nur das Hemd gelassen, die anderen zween aber gebehrten an mich bey Verlust meines Lebens, ihnen in der Stadt, wo viel Geld und Gut zu bekommen, zu weisen, welches ich ihnen mit einer Unwissenheit abgeschlagen. Hierauf hat mir einer im Zorn schnell eine Pistol an mein Kopf und Schläfe der linken Seite gesetzt, auch geschossen. Die Kugel aber hat sich, mit Hinterlassung eines noch habenden Grübleins, ohne weitere Verletzung an dem ganzen Angesicht und Seite herabgetrieben, auch zu unterst durch das Hemd (da es ein rundes Löchlein gebrennt) ausgefahren. Hierauf bin ich aus Schrecken zu Boden gefallen und von den vermeldeten Soldaten als Todter verlassen worden. Als sie hinweg, bin ich aufgestanden und hab mich hernach unter Ausplünderung der Stadt durch Hilf des heiligen Kreuzes von allen gefährlichen errettet. Darum habe ich hiermit Ursach nehmen wollen, dieses beschehene wahrhafte Wunderwerk bey mir nicht zu verschweigen, sondern solches zu entdecken, und thue ich mich dem hochheiligen Kreuz in allen meinen Zuständen unter ihren Schutz die Zeit meines Lebens empfehlen. Gegeben in Weilheim, den 4. July im Jahre 1653. Niclas Minsinger, Burger und Leinweber allhie“.[2]

[1] Weilheim [LK Weilheim-Schongau]; HHSD VII, S. 797.

[2] BUCHNER; BUCHNER, Bayern, S. 71f.

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