Meier, Anton

Meier, Anton; Obrist [ – ] [„Curd“, „Cord“] Meier [Meyer] stand als Rittmeister, Obristleutnant und später als Obrist in schwedischen Diensten.

Erwähnt wird er anlässlich der verlustreichen Schlacht der Kaiserlich-Ligistischen am 8.7.1633 bei Hessisch-Oldendorf[1] gegen die schwedisch-hessisch-braunschweigischen Konföderierten. Die im Schaumburgischen verbreitete Erzählung von dem ehemaligen Schäfer Cord Meyer, der als ortskundiger cellischer Offizier schwedische Truppen auf Schleichwegen in die gegnerische Flanke geführt und so zum Sieg beigetragen haben soll,[2] scheint doch wohl in den Bereich der Legende zu gehören, auch wenn der ligistische Kommandierende Jost Maximilian von Gronsfeld, dem die rheinischen Kurfürsten die Schuld an dem Verlust der Schlacht gaben, in seinen eigenen handschriftlichen Aufzeichnungen, der „Comoedia Gronsfeldiana“, nur beim vorausgegangenen Gefecht bei Rinteln[3] vom Verrat durch Bauern sprach.[4] „Nur über  e i n e n  Vorgang in der Schlacht hat bis jetzt keine Klarheit geherrscht: das ist das Eingreifen des ortskundigen Rittmeisters Meier im kritischsten Momente des Kampfes, der die Reiterei Knyphausens durch einen Hohlweg in den Rücken des Feindes geführt haben soll. v. d. Decken hat zuerst über die That und die Persönlichkeit dieses Curd Meier berichtet. Leider sagt er uns nicht, woher seine Nachrichten stammen. Der ehemalige Schäferknecht Meier hat dann in fast allen Darstellungen der Schlacht eine Rolle gespielt, erst Schmidt hat v. d. Deckens Nachricht für eine gut erfundene Anekdote erklärt. Wehrhahn hält sie für glaublich, weil sie noch heute im Volke lebt und die Worte des Herzogs Georg in einem Schreiben vom 30. Juni: ‚Unterdessen wurde den feindt ein vortheil an seiner bataille rechten flügel abgesehen‘ darauf schliessen lassen, dass der Herzog nicht selbst diesen ‚Vortheil‘ gefunden hat. Sattler ist der Ansicht, dass man über Wehrhahns Versuch, die v. d. Deckensche Geschichte zu retten, nicht ernsthaft reden könne, und von Uslar-Gleichen erklärt sie einfach für eine der vielen Erfindungen jenes Schriftstellers. Es liegt uns fern, die tendenziöse Art und Weise der v. d. Deckenschen Schilderung leugnen zu wollen, allein seine Nachricht von dem Rittmeister Meier kann keine reine Erfindung sein, man sieht wenigstens keinen Grund ein, warum er sie erfunden haben soll. […] Am 9. März 1633 hatte Knyphausen Bückeburg[5] gezwungen, eine Besatzung aufzunehmen. Nach einer ‚designatio und visitatio‘ vom 13. März, ‚waß an reuter fuß volck und pferden bei einem jed wedern dieß ort einlogirt‘, befanden sich 390 Pferde und 664 Schwedischer Truppen in Bückeburg. Am 24. März rückten Reiter und Fussvolk wieder ab und 4 Kompagnien Dragoner bezogen dafür Quartier, welche von dem Obristlieutenant Anton Meier, ‚von Segelhorst[6] gebürtig‘, befehligt wurden. Diese letztere Nachricht findet sich in dem städtischen Protokolle über die Ereignisse des Jahres 1633, welches von dem Stadtschreiber Gerhard Theophilus geschrieben ist. Es weist von gleichzeitiger Hand – anscheinend von Theophilus selbst – nicht unwichtige Korrekturen und Zusätze auf, welche sich auf Daten, Zahlen, Namen und auch die Ausdrucksweise erstecken. Zu den Zusätzen gehört auch die Bemerkung über die 4 Kompagnien Dragoner: ‚welche commendirt hat der Obrister Lieutenant Anthon  Mejer von Siegelhorst bürtig‘. Das hat an sich nichts Auffallendes, da häufiger bei den Quartier heischen Offizieren ihre Herkunft sich angegeben findet. Anton Meier begnet uns noch einige Male in den Bückeburger Akten. Wir hören, dass er Mitte April mit 2 Kompagnien wieder abgezogen ist und dem Hauptmann Ruland das Kommando in Bückeburg übergeben hat. Kurz vor seinem Ausmarsch hatte er einen Musketier, der den Diener des Landdrosten vor der Apotheke in Bückeburg erschossen, ‚arquebusiren‘ lassen. Bei einer bald darauf von Seiten der Stadt eingeleiteten Untersuchung über den Verbleib einiger Pferde wird der Name Anton Meier in den Zeugenaussagen mehrfach genannt. Auf einem Zettel aus dem Jahre 1634, welcher die disquisitio der Regimenter des Westfälischen Kreises vom 1. November 1634 bis 1. März 1635 enthält, wird der Dragoner-Obrist Anton Meier nochmals erwähnt. Der Zusatz über seine Herkunft findet sich nicht wieder. Nach der Angabe des Protokolles hat es den Anschein, als ob der v. d. Deckensche Curd Meier und der Oberstleutnant Anton Meier ein und dieselbe Person gewesen sind, v. d. Decken hat gerade vor der Verwechslung dieser beiden gewarnt. Lässt sich hierüber auch keine Entscheidung treffen, so dürfte doch so viel aus der Einzeichnung in dem offiziellen städtischen Protokolle mit Sicherheit hervorgehen, dass es thatsächlich einen Reiteroffizier im Schwedischen Heere gegeben haben muss, welcher aus Segelhorst stammte. Durch die geringe Entfernung der Orte Bückeburg und Segelhorst von einander gewinnt die Angabe an Zuverlässigkeit. Sie ist vielleicht geeignet, die ‚Erfindung‘ v. d. Deckens in einem etwas anderen Lichte erscheinen zu lassen“.[7]

Am 7.4.1634 überfiel King mit dem Leibregiment Georgs von Braunschweig-Lüneburg und dem wolfenbüttelschen, nachmals Celle’schen Reiterregimente des Obristleutnants Anton Meier bei Bevern[8] sechs kaiserliche Kavallerieregimenter, nahm sechs Standarten und trieb den Feind in die Weser. Diese glänzende Waffentat wurde noch viele Jahre nachher in der Celle’schen und Calenberg’schen Reiterei gefeiert.

1635 beschwerte sich Wilhelm V. von Hessen-Kassel, dass Meier die Stadt Rietberg[9] ‚aus begierde seinen seckell zu füllen‘ völlig ausplündere.[10] Im September dieses Jahres lagen 8 Kompanien Dragoner unter seinem Befehl vor Magdeburg.[11]

Der Hildesheimer[12] Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch  unter dem 2./12.5.1640: „Diesen Tag hält der Schwedische Grãl. Johann Banner Kriegsrath in Erfurt.[13] Hatte von 28. – ni fallor – Aprilis an Herzog Georgium ein demüthiges Schreiben abgehen laßen, daß der Feind stark uf ihn dränge und sich stärkte, er auch deswegen den Muth nicht ließe, mügte unterdessen gerne wissen, was er sich zue Ihrer Fr. Gnad. zu versehen hätte. […] Für wenig Tagen ließ Illmus des Obrist Meyers 8 Comp. zue Roß und … Compag. zue Fueß zu den Banner gehen zusammen 4 000 Mann unter H. C. Klitzing, darunter 16 Comp. Hiesiger.[14] Unter dem 13./23.10.1640 heißt es: „Die Werbergischen, Dannebergischen und Meyerschen Regimenter zue Roß gehen nach Wolfenbüttel,[15] solches zu blocuiren“.[16]

„Bönninghausen hatte in Erfahrung gebracht, daß die Franzosen gern eine neue Werbung deutscher Truppen für Frankreichs Dienst gesehen hätten. Schon hatte der Graf d’Avaux in Hamburg[17] versucht, zwei Regimenter in französischen Sold zu nehmen; als nämlich Herzog Friedrich von Celle nach dem Ableben seines Bruder Georg von Lüneburg, der am 12. April 1641 gestorben war, die ihm zugefallene Kavallerie verminderte, schloß d’Avaux mit dem Obristen Anton Meier einen Kontrakt, gemäß dem dieser aus den reduzierten Offizieren und Reitern zweier Regimenter ein Kavallerie-Regiment für die Krone Frankreich zu errichten übernahm. Auch ein Infanterie-Regiment aus abgedankten Söldnern des Generalmajors Pithan wurde gegen Zahlung von 15 000 Talern Einrichtungsgeld errichtet“.[18]

Dr. Jordan berichtet unter dem 14./24.5.1641: „Kamen 900 Pferde und Croaten, forsan, Wulfenbüttel zu entsetzen, welche etwa anderthalb Meilen von Wulfenbüttel von Obristen Meyer bis an Schöppenstedt[19] reponissirt [repossirt = zurückgeschlagen; BW]“.[20]

„Ein kaiserliches Heer war [1641; BW] unter dem Erzherzog Leopold aus dem Magdeburgischen[21] zum Entsatz der blockierten Festung herangerückt. Generalleutnant von Klitzing vereinigte die braunschweig-lüneburgischen Truppen gegen den inneren Wunsch der Herzöge mit dem schwedischen Heere unter den Generalen Phul [Pfuel; BW] und [Helm; BW] Wrangel sowie den Weimaraner Truppen unter dem französischen Marschall Guébriant im Juni vor dem Kiebitzer Damm am Großen Bruchgraben, um die Blockade von Wolfenbüttel zu decken. Da aber die Kaiserlichen nördlich dieses Hindernisses über Germersleben[22]-Schöningen[23] vorrückten, zogen die Alliierten gleichfalls auf Wolfenbüttel, so daß beide Heere parallel miteinander gleichsam in die Wette marschierten und fast gleichzeitig vor der Festung anlangten. Am 17. Juni marschierte die kaiserliche Armee durch Wolfenbüttel, auf das linke Okerufer, wo die schwedisch-deutsche Armee schon stand, und nahm unter den Kanonen der Festung eine Stellung, derjenigen der Alliierten gegenüber. Hier kam es am 19. Juni zu einer blutigen und lange unentschiedenen Schlacht, in der es sich hauptsächlich um Steterburg[24] und den Besitz des dortigen Waldes handelte. Bei den Verbündeten stand das schwedische Heer auf dem rechten, das deutsche Heer auf dem linken Flügel. Die Stärke des verbündeten Heeres betrug 22 000 Mann, die des kaiserlichen 20 000 Mann. Von den Truppen des verstorbenen Herzogs nahmen sein berühmtes Leib-Kavallerie-Regiment, das ebenso berühmte Kürassier-Regiment Anton Meier und die Kürassier-Regimenter v. Warberg, Koch und von Dannenberg, von der Infanterie das rote Regiment v. Schlütter und das blaue Regiment mit je 6 Kompagnien, sowie endlich vom Leib-Infanterie-Regiment v. Bessel und vom gelben Regiment v. Waldow je 2 Kompagnien in der Gesamtstärke von 5400 Mann an der Schlacht teil. Namentlich zeichnete sich Generalleutnant v. Klitzing mit den drei alten Kavallerie-Regimentern Georgs aus. Die gesamte Kavallerie der Verbündeten unter dem General v. Königsmark führte durch einen umfassenden Angriff auf den kaiserlichen rechten Flügel, der diesen zum Weichen brachte, die Entscheidung zugunsten des protestantischen Heeres herbei. Das Leib-Kavallerie-Regiment unter dem Oberstleutnant v. Schönberg drang dabei in zwei bayerische Infanterie-Regimenter ein, nahm 2 Obersten gefangen und eroberte 6 Fahnen und 4 Kanonen. Die Kaiserlichen wurden bis unter die Wälle Festung getrieben, zogen am 24. durch Wolfenbüttel und setzten den Rückzug bis Schöningen fort“.[25]

Möglicherweise ist er jener Obristleutnant Meyr, der auf schwedischer Seite in der zweiten Schlacht bei Breitenfeld (1642) verwundet wurde.[26]

Am 11.1.1647 schrieb der Landdrost in Westfalen, Wilhelm von Westphalen, an seinen Gönner Ottavio Piccolomini, der noch in den Spanischen Niederlanden kommandierte: „welcher gestalt der schwedischer Obrister Meyer mit sechs und der Obristwachtmeister Plate sambt vier companien zu roß nach dem Eichsfeld gangen, mit dem Graffen Lowenhaubt [Ludwig Wyrich v. Lewenhaupt; BW] zu conjungiren und dem Landtgraffen zu Hessen daselbsten einsetzen wollen. Nach dessen verrichtung mit den umbliggenden hessischen Völckern conjungiren und auff hiesige statt [Paderborn; BW] wieder was vorzunehmmen intentionirt sein sollen. Andere aber vermeinen, daß gemelte Schwedische zu ihrer haubtarmee oder in Schlesien zu gehen beordert wehren. […] Das stifft Verden[27] habe der Obrist Meyer zwars quietirt, hingegen aber etzliche ruinirte Königsmarckische regimenter erwarttet würden“.[28]

[1] Hessisch-Oldendorf [Kr. Grafschaft Schaumburg]; HHSD II, S. 226f.

[2] SPANUTH; FEIGE, Geschichte, S. 44; HEIDKÄMPER, Tabelle, S. 153f.; SICHART, Geschichte Bd. 1, S. 98; vgl. dagegen GEYSO, Beiträge II, S. 76ff., der die Unmöglichkeit dieses Vorganges (DECKEN, Herzog Georg Bd. 2, S. 176) durch den Verlauf der Schlacht selbst widerlegt. Zu Meyer vgl. BOTHMER, Schäferknecht; ferner auch GEYSO, Beiträge III, S. 53; KÖLLING, Schlacht, S. 31f.

[3] Rinteln [Kr. Grafschaft Schaumburg]; HHSD II, S. 395f.

[4] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Familienarchiv Törring-Jettenbach M 1: Comoedia Gronsfeldiana fol. 21.

[5] Bückeburg; HHSD II, S. 80ff.

[6] Segelhorst, heute Ortsteil von Hessisch-Oldendorf.

[7] ZARETZKY, Flugschrift, S. 8ff.

[8] Bevern [Kr. Holzminden]; HHSD II, S. 46f.

[9] Rietberg [LK Wiedenbrück]; HHSD III, S. 644f.

[10] AOSB II/7, S. 614ff.

[11] KODRITZKI, Seitenwechsel, S. 36.

[12] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[13] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[14] SCHLOTTER, Acta, S. 317.

[15] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[16] SCHLOTTER, Acta, S. 326.

[17] Hamburg; HHSD I, S. 83ff.

[18] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 336.

[19] Schöppenstedt [Kr. Wolfenbüttel]; HHSD II, S. 420f.

[20] SCHLOTTER, Acta, S. 340.

[21] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[22] Groß-Germersleben [Kr. Wanzleben]; HHSD XI, S. 155f.; Schöningen [Kr. Helmstedt]; HHSD II, S. 419f.

[23] Schöningen [Kr. Helmstedt]; HHSD II, S. 419f.

[24] Steterburg [Stadt Salzgitter]; HHSD II, S. 442f.

[25] WERSEBE, Geschichte, S. 32ff.

[26] RUDERT, Kämpfe, S. 151.

[27] Verden; HHSD II, S. 464ff.

[28] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 119.

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