Kleinau [Klenow], Johann [Joachim] Matthias von

Kleinau [Klenow], Johann [Joachim] Matthias von; Obristleutnant [ -November 1638 Bielefeld] Johann [Joachim] Matthias von Kleinau [Klenow] war 1634 noch Kapitän in dillenburgisch-rheingräflichen Diensten.

Aus Medebach[1] wird berichtet: „Vor Johannis Baptista [24. Juni 1634] desselben jahres [1634] war den 17. Juni, kamen die Kaißerlichen regimenter zu roß, oberst Lohn, oberst Schwartzberg [Johann Wilhelm v. Schwarzenberg; BW], oberst Eremit [Bracht; BW] sammt viel fußvolck herein, lagen bis zum 22. Juni. Verthaten uber 700 thlr“.[2] Auch Hallenberg[3] hatte unter dieser Einquartierung zu leiden: „Ob nun wol diese arme stat durch alsolche starke contribution funditus enerviret, also daß man verhoffet hette, es hette uns bei alsolchem erschopften wesen nichts mehr beigelegt werden konnen, so ist uns jedoch alsbalt am 3. tage hernach durch erpractizirung haubtman Braunschweigers, welcher uns dis raed bei dem generalmajor Bunninghausen [Bönninghausen; BW] binnen Ruden[4] eingestocken, der verderblich obrist Johan Wilhelm von Schwartzenbergh zu Herlo[5] sampt seinem gesampten regiment und 2 compagnien zu fuse, deren eine haubtmann Braunschweiger, die ander haubtman Persic angehorig, aufgetrungen worden, welche diese arme stad ohn einzigen unterstand vom 11. Aprilis bis auf den 28. Maii, betraglich genug, verpflegen mussen, selbig quartir kostet Hallenberg ad minimum 2500 reichstaler. Darzu haben die ritmeisters die alhirigen burger genotiget, diejenigen pferde, so ihne belibet, entweder anstad der quartire abfolgen zu lasen oder aber ihnen kaum den vierten pfennig darvor geben, endlich mit dem gestolen vih die wiesen ringsumbher in den grund verderbet“.[6] Unter dem 11.4.1634 wird aus Hallenberg berichtet: „Als nun eodem die bei ankunft unssers verderbenten Schwartzenbergers, der bei unser hochteuren posteritet schwarz sein und plaiben wirt, sein regiment zum Winterberg[7] gelegen, ist eine starke Hessische partei von Corbach[8] h(er) zu roß und fuß in die dorfschaften Hesporn[9] und Zuschen[10] eingefallen, alles ausgeplundert, hern Hermannum Praetorium den pastorem gefangen genommen, pferde, kuhe und schafe hingeraubt, so haben die von Zuschen nach Winterberg, wo der von Schwartzenberg gelegen, botschaften ausgelasen ad effectum, ihnen hulf und assistenz zu leisten, hat aber keinen man heraus senden sollen. Indeme haben sie uns gleichmesig zum succurs angerufen, woruff auf zweimalig geregten glockenschlag unsere samptliche burgerschaft ausgefallen. Ob nun wol, als man gesehen, das der feind zu machtig und das flache feld ergriffen, Joannes Adamus Bangius es darvor angesehen, er were auf die erste praesentirung ehre genug und das die burgerschaft von dem flachen feld wiederumb einher kerte, so sein jedoch die unserige in der ersten hitz vil zu weit gefolget und endlich vor der Neukirchen umbcinglet und getrennet worden und getrennet worden,  also daß man auf einen tag 8 burger erschossen worden […]“.[11]  Unter dem 28.5. wird wieder aus Hallenberg berichtet: „Demenach sein die Dillenburg- und Reingrafischen unterm commando Johan Mathias Kleinau auf sontag Exaudi[12] uns eingefallen, etliche hundert nackenten bauren mitbracht, welche demnach die porten petardiret und als der von Schwartzenberg zum Untern tore ausgeflüchtet, haben sie all das unserige, so sie beieinander begriffen, zum raube gemacht, die kirche sampt allen zirat, kelchen und kleinodien funditus ausgeplundert, darzu pferde, kuhe, schafe, leinwerk, kleider, hausrat, utensilia und in summa allen vorat hinweggeraubt, die bauren haben nichts ligen lasen, und ist dieser schade beileufig taxiret ad 5000 reichstaler. Und solch spiel ist catastrophe gewesen des verderbten Schwartzenbergischen quartirs“.[13] „Von dem Commandanten des Schlosses Dillenburg,[14] dem Kapitain Joachim Mathias von Klenow, wurde im Mai 1634 ein sehr glücklicher Überfall ausgeführt.

Derselbe hatte nämlich in Erfahrung gebracht, daß der Kaiserliche Oberst von Schwarzenburg mit 5 Compagnien zu Pferd und 70 Mann zu Fuß zu Hallenberg,[15] einer Stadt im Kur-Kölnischen liege. Diesen wollte er überraschen, was auch von dem günstigsten Erfolge begleitet wurde. Er zog nämlich Sonntags den 28. Mai mit 250 Mann zu Pferd von Nassauischen Dragonern und 150 zu Fuß dahin und nahm zwei Petarden[16] mit sich. Als er vor die Stadt kam, wurde er zwar frühe genug von den Feldwachen entdeckt. Da aber die Besatzung in Verwirrung gerieth und Oberst von Schwarzenburg sich selbst nicht zu helfen wußte, so sprengte von Klenow die Thore mit Petarden auf, drang in die Stadt und machte viele Gefangene. Der Oberst machte sich durch das Hinterthor davon. Die Gefangenen mit den erbeuteten Standarten wurden auf das Schloß zu Dillenburg gebracht, auch machte man gute Beute an gesattelten Pferden, Gewehren, Gepäck und Geld“.[17]

1637 war Kleinau zum Obristleutnant des Regiments Ludwig Heinrich von Nassau-Dillenburg avanciert. „Zur Sittengeschichte dieser Zeit erwähnen wir noch eines Pistolenduells oder vielmehr einer abgedrungenen Nothwehr zwischen dem Commandanten des Nassauischen Dragonerregiments und dem Grafen Philipp Ludwig von Leiningen, das einen unglücklichen Ausgang hatte. Joachim von Klenow, den wir früher als Schloßcommandanten zu Dillenburg haben kennen gelernt, hatte die Obristenstelle bei dem Regiment erhalten. Das Regiment lag zu Grünberg[18] in Hessen im Quartier. Graf Philipp Ludwig von Leiningen hatte sich berauscht und machte in dem Hause, worin er mit seinem Chef und andern Officieren lag, große Unordnung. Er sprengte zum Ärger aller Anwesenden mit seinem Pferde in dem Hause umher, ritt bald die Treppe herauf, bald herunter, bis ihn endlich von Klenow mit ernsten Worten zur Ruhe brachte. Als nun beide in Begleitung von anderen Officieren fortritten, verlangte der Graf unterwegs sich mit seinem Oberstlieutenant zu schlagen, weil er von ihm beschimpft worden sei. Der Oberstlieutenant versicherte aber, ihn niemals beleidigt zu haben. Der Graf, dadurch nicht beruhigt, zwang ihn aber den Degen zu ziehen und beide konnten kaum durch die anwesenden Officiere auseinander gebracht werden. Kaum waren beide wieder zu Pferde gestiegen, so zog der Graf ein Pistol, um den Oberstlieutenant vom Pferd zu schießen. Klenow jagte auf denselben zu, hielt ihm die Spitze des Degens vor und bat denselben, ihn zu keiner Notwehr zu zwingen. Der Graf aber, welcher immer heftiger aufbrauste, ließ sich nicht mehr beruhigen, zog abermal die Pistol und schoß nach dem Oberstlieutenant. Letzterer gab ebenfalls Feuer, aber beide fehlten. Der Graf wollte abermal die andere Pistol auf ihn abschießen, Klenow aber bat ihn, sich nunmehr zu beruhigen, da er aber sah, daß alle Vorstellungen vergeblich waren, jagte er von demselben weg, um jedem weiteren Unglück vorzubeugen. Aber der Graf jagte ihm nach und schoß nach demselben. Jetzt aber drehte von Klenow um und jagte ihm eine Kugel durch die Brust. Der Graf stürzte vom Pferd herunter, wurde dann nach Grünberg gebracht, wo er sich zwar mit dem Oberstlieutenant von Klenow noch aussöhnte, aber nach wenigen Tagen den 28. Mai [1637; BW] starb.

Ein festgesetztes Militärgericht sprach den Oberstlieutenant von aller Schuld frei“.[19]

Kleinau stand noch 1638 als Obristleutnant in kaiserlichen Diensten.[20] „Von dem Nassauischen Regimente haben wir noch nachzutragen, dass sich dasselbe nach der Belagerung von Wismar[21] im Juni 1638 zu Oldendorf,[22] umweit Hamburg[23] an der Elbe befand. Es war in dem Grade zusammengeschmolzen, daß Oberstlieutenant von Klenow erklärte, das ganze Regiment werde abgedankt werden müssen, wenn es nicht bald mit den nöthigen Neugeworbenen versehen würde. Graf Ludwig Heinrich ließ zwar alle im Nassauischen sich heimlich aufhaltenden Ausreißer aufsuchen und an das Regiment abliefern; er hatte aber die nöthigen Gelder nicht, welche zu einer vollständigen Ausrüstung erforderlich waren. Einstweilen glaubte der demselben schon dadurch aufzuhelfen, daß ihm bessere Quartiere angewiesen würden. Auf sein Ansuchen wurde daher das Regiment dem Westphälischen Heere unter dem Grafen Hatzfeld zugetheilt. Dies hatte auch den besten Erfolg und die Compagnien konnten bald wieder vollzählig gemacht werden. Nachdem sich aber das Regiment einigermaßen gekräftigt hatte, mußte es abermals einen starken Verlust erleiden.

Graf Hatzfeld beorderte nämlich den Oberstlieutenant von Klenow, mit dem Regimente Nassau zu der Brigade des Generalmajors [Bernhard Hackfort Freiherr v.; BW] Westerholz zu stoßen, welche nach Bielefeld[24] marschirte. Die Schweden standen damals in Lemgow.[25] Obristlieutenant von Klenow bildete die Vorhut der Brigade und stieß bei Bielefeld auf ein starkes Corps Schweden. Klenow griff die Schweden an und brachte sie zum Weichen, das Regiment Nassau erlitt aber dabei einen sehr starken Verlust. Der Major, welcher sich zu weit vorgewagt hatte, wurde mit achtzig Mann gefangen und Oberstlieutenant von Klenow, welcher im Treffen schwere Wunden erhielt, starb den andern Tag zu Bielefeld und wurde daselbst mit allen militärischen Ehren begraben.

Das Regiment kehrte bald darauf ins Vaterland zurück, wurde durch drei Hessen-Darmstädtische Compagnien wieder vollzählig gemacht und unter Befehl des Hessischen Oberstlieutenant von Urias Martin gestellt“.[26]

[1] Medebach [LK Brilon]; HHSD III, S. 500f.

[2] BAUSEN, Medebach, S. 196.

[3] Hallenberg [LK Brilon]; HHSD III, S. 282f.

[4] Rüthen [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 659f.

[5] Nicht identifiziert.

[6] BRUNS, Hallenberg, S. 276 (1634 IV 11- Mai 28).

[7] Winterberg [LK Brilon]; HHSD III, S. 789.

[8] Korbach [Kr. Waldeck]; HHSD IV, S. 275ff.

[9] Hesborn; Ortsteil von Hallenberg [Hochsauerlandkr.].

[10] Züschen, Ortsteil von Winterberg [Hochsauerlandkr.]; HHSD III, S. 814.

[11] BRUNS, Hallenberg, S. 277.

[12] 6. Sonntag nach Pfingsten.

[13] BRUNS, Hallenberg, S. 277.

[14] Dillenburg [Dillkreis]; HHSD IV, S. 89ff.

[15] Hallenberg [LK Brilon]; HHSD III, S. 282f.

[16] durch „Petardiere“ angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren.

[17] KELLER, Drangsale,  S. 207.

[18] Grünberg [Kr. Gießen]; HHSD IV, S. 189f.

[19] KELLER, Drangsale, S. 305.

[20] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 226.

[21] Wismar [Kr. Wismar]; HHSD XII, S. 133ff.

[22] Oldendorf [Kreis Steinburg].

[23] Hamburg; HHSD I, S. 83ff.

[24] Bielefeld; HHSD III, S. 73ff.

[25] Lemgo [LK Lemgo]; HHSD III, S. 452ff.

[26] KELLER, Drangsale, S. 336f.

Dieser Beitrag wurde unter Miniaturen abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.