Graun, N

Graun, N; Obrist [ – ] Graun stand als Obrist in schwedischen Diensten unter dem Befehl von Adam von Pfuel.

Der sächsische Chronist Lehmann erwähnt ihn anlässlich des Entsatzes von Zwickau[1] Ende 1640: „Alß Baner die beträngnuß der Statt Zwicka vernommen, hat er den General-Major Pfulen [Pfuel; BW] mit 5 Commandirten regiementer zue Pferd und 2 Trajonern abgeschickt dasselbe zue entsezen. Der hatte das Dubaltische [Taupadel]; BW regiement aus Erfurt[2] darzue genommen, flohe gleichsam in November aus den Lüneburgischen in Meißen, den 7. kahm er von Eißleben,[3] Sangerhausen[4] uber die Unstrut auf Naumburg[5] und alda uber die Salle auf Zwickau und vermeinde die Saxischen Regiementer zue uberraschen; weil nun der Obrist Unger die rechnung balt gemacht, daß es auf entsaz der Stadt Zwicka angesehen, alß hat er den 10. November zuevor die Pagagi nach Chemnitz[6] weg und theils nach Freyberg[7] fortgeschickt, Sich mit 14 Troppen mit den keyßerlichen ins felt gestellet, weil er aber sich nicht bastant befunden, den 12. November eilendts aufgebrochen, des Nachts in lager alles stehen und liegen laßen und mit seinen Völckern theils uff Chemnitz, welches mit 4 Strizkischen Compagnien besazt blieb, theils in Freyberg, theils in Oschatz[8] und Grimme,[9] endlich gar uber die Elbe in die Quartier gegangen. Die Keyßerlichen Gallas- und Colloredischen rißen auch auß durchs gebirg auf 3 Päßen in Böhmen so verzagt, daß Sie sich auch nicht einest umbgesehen. Den 14. November quartirten des nachts darvon 400 in Wiesenthal,[10] 600 uffn Weipert,[11] 3 regiementer uff der Presnitz,[12] die nahmen den deutschen Fuhrleuten, meist Cranzlern, die von Prag kamen, uff der Presnitzer straßen[13] 18. November 38 schöne Pferd weg pro 1500 thl. Den 17. November legten Sich 50 Pferde davon in Wiesenthal auf die Vorwache zue sehen, was der feindt vor hette, 6 tage lang, brachen den 23. November auf, legten Sich zum andern in Böhmen in die Quartiere, partheiten uber den Pas herauß, und wahr vor ihnen niemand sicher in handel und wandel, ließen den feindt in Meißen rauben, sengen und brennen und nahmen sich des nichts an. General-Major Pful ließ die Statt Zwicka nothdürftig provantiren und das lager verbrennen und mit volck besezen, lage biß den 30. November mit den Obristen Graun und Dörfling in Haupt-Quartier mit 3 regiementern, commandirte die andern nach den Creißen an der Mulda, preste vor die maroden 200 Pferde, die Contribution, so auffgelaufen, und uber die große brandtschatzung bey feuer und schwerd, von Eulenburg[14] 3000, von Merseburg[15] 5000, von Naumburg 10000 thl. Darnach legte er sich mit seinen Volckern nach Born,[16] Rochlitz,[17] Coldiz,[18] Pega[19] und Weißenfels.[20] Den 8. December streiften sie auf allen straßen nach Leipzig,[21] nahmen Pferde und viehe weg, und weil der Obrist Unger auß Oschitz und Grimme auf sie wahr gefallen und was schaden gethan, brach 11. December der General Pful auß dem Haupt-Quartier Born auf, ging auf Oschitz, Dubalt [Taupadel; BW] auf Grimme, Gustavus Horn auf Lützen,[22] verjagten aller ortten die Churfürstlichen völcker, daß Sie sich uber die Elbe retterieren musten. Darmit handelte er seinen Belieben nach in lande Meißen, brande und brandschazte umb Dresden,[23] Freyberg und umb Chemnitz die Stedte, land und ämpter. Er schickte auch in die 1000 Pferde auf die Zschopa[24] und in dieses Oberertzgebirge, ließ den 22. November die Contribution in continenti bey Heller und Pfenningen einfordern. Darvon kamen eben den tag 500 Pferde in Marienberg,[25] begehrten vor 1000 thl. Spitzen, von Annenberg[26] 3000 thl. Die Marienberger gaben durch große bitte 400 thl. ins Haupt-Quartier Rochlitz, Die Statt Annenberg 600 thl. Den 23. November ruckten Sie auf Schwartzenberg[27] und preßeten uber die Contribution herauß von Ampt 900 thl., breitteten sich hernach auß in gantzen gebirg und Plackten auß allen Städtlein gelt, Victualien nach Zwicka und raubten darneben, was Sie funden; bey solchen Zuestandt wahr dieses gebirg abermahl wohl geplagt, in deme es muste fast 3erley Contribution geben, Marienberg wochentlich nach Freyberg 10 thl., 5 scheffel haber nach Zwicka und Erfurt, daß die armen leute abermalß außgesogen wurden, und ein wunder gewesen, wo doch so viel geldes und Mittel sindt herkommen. Das triebe der General-Major Pful mit seinen Volckern Durch den gantzen November und December, daß er den 1. Januar 1641 noch in und umb Mügeln gelegen mit seinen 8 regiementern zue Roß, reinlich alles in lande aufgereumet und mit hinwegnehmen aller Pferde sich starck wieder beritten gemacht, daß Er hernach den Banér beym aufbruch und march in die Ober-Pfaltz gute dienste leisten und stattlich hat rauben helffen können. Den er wurde endlich auß Meißen Nach dem Vogtland[28] beruffen und muste der Banierischen Armee folgen“.[29]

[1] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.

[2] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[3] Eisleben [Kreis Mansfeld-Südharz]; HHSD XI, S. 103ff.

[4] Sangerhausen [Kreis Mansfeld-Südharz]; HHSD XI, S. 409f.

[5] Naumburg [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 341ff.

[6] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.

[7] Freiberg; HHSD VIII, S. 99ff.

[8] Oschatz; HHSD VIII, S. 265ff.

[9] Grimma; HHSD VIII, S. 128ff.

[10] Oberwiesenthal [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 261.

[11] Weipert [Vejperty, Bez. Komotau]; HHSBöhm, S. 650.

[12] Pressnitz [Přisečnice; Kr. Chomutov (Komotau)]:  Bergstadt im Erzgebirge, bis 1974 an der Stelle, wo sich heute die große Fläche der Pressnitztalsperre (vodní nádrž Přisečnice) erstreckt. Häuser, Kirchen und Schloss von Přisečnice sowie die benachbarten Dörfer Rusová (Reischdorf) und Dolina (Dörnsdorf) wurden abgerissen und an deren Stelle der Fluss Přísečnice (Pressnitz) gestaut.

[13] Pressnitzer Pass: Der Pressnitzer Pass stellt eine der ältesten Pfadanlagen dar, die aus dem Zentrum Mitteldeutschlands über den dichten Grenzwald nach Böhmen führte. Sein ursprünglicher Verlauf ging von Halle (Saale) kommend über Altenburg, Zwickau, Hartenstein, Grünhain und Zwönitz nach Schlettau. Hier wurde die obere Zschopau gequert. Anschließend führte der Weg über Kühberg am Blechhammer vorbei nach Weipert (Vejprty) und erreichte dann östlich schwenkend über Pleil (Černý Potok) mit Pressnitz (Přísečnice) die älteste Bergstadt des Erzgebirges. Von hier aus verlief der sogenannte Böhmische Steig vermutlich über Kaaden (Kadaň) und bis nach Saaz (Žatec). Die Passhöhe selbst befand sich auf böhmischer Seite nahe Pleil (Černý Potok) auf ca. 800 m ü. NN. Damit war der Pressnitzer Pass deutlich niedriger als die sich nach Westen hin anschließenden Pässe über Wiesenthal, Rittersgrün, Platten, Hirschenstand und Frühbuß. Dies war einer der Gründe für seine häufige Benutzung während des Dreißigjährigen Krieges. [wikipedia]

[14] Eilenburg [Kr. Delitzsch/Eilenburg]; HHSD XI, S. 100ff.

[15] Merseburg [Kr. Merseburg]; HHSD XI, S. 322ff.

[16] Borna; HHSD VIII, S. 34ff.

[17] Rochlitz; HHSD VIII, S. 303ff.

[18] Colditz [Kr. Grimma]; HHSD VIII, S. 49ff.

[19] Pegau [Kr. Borna]; HHSD VIII, S. 272ff.

[20] Weißenfels [Kr. Weißenfels]; HHSD XI, S. 487ff.

[21] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[22] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.

[23] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.

[24] Zschopau; HHSD VIII, S.  378f.

[25] Marienberg; HHSD VIII, S. 215f.

[26] Annaberg-Buchholz [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 5ff.

[27] Schwarzenberg; HHSD VIII, S. 328f.

[28] Vogtland; HHSD VIII, S. 350ff.

[29] LEHMANN, Kriegschronik, S. 127f. Lehmann datiert nach dem alten Stil.

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