Fossa, Anton de

Fossa, Anton de; Obrist [ – April 1641] Fossa [de la Foße] stand 1633 als Obrist in kaiserlichen Diensten. Er amtierte als Kommandant in Landsberg am Lech.[1] „Nun sammelte sich in längerer, wohl durch den Winter erzwungener Waffenruhe, aller Grimm des Gegners zum vernichtenden Schlag gegen Landsberg. Von München aus, bis wohin Horn vorgedrungen war, sandte er den unlängst aus der Gefangenschaft ausgewechselten schwedischen General der Artillerie Bernhard [!] Torstenson und den Oberst [Thomas Sigmund v.; BW] Schlammersdorf mit 600 Fußsoldaten, 250 Reitern, 4 halben Kartaunen, 4 Mörser nach Landsberg, um diesen festen Platz über den Lech den Bayern wieder abzunehmen. Allseits brannten die Dörfer, Scharen von flüchtendem Landvolk eilten den Mauern der Stadt zu und kaum waren die Tore geschlossen, da rückten schon die Feinde von Epfenhausen,[2] Kaufering[3] und Penzing[4] her an.

Am 18. April 1633 kamen die Schweden mit etlichen 100 Mann vor der Stadt an. Torstenson ließ sie durch einen Trompeter zur Übergabe auffordern. Die Besatzung, nämlich 60 Reiter, 300 Mann Fußvolk, die Bürger und die Bauern unter Oberst Anton de Fossa, widerstanden zwei Tage lang dem feindlichen Angriff und verteidigten sich trotz der heftigen Kanonade aufs tapferste. In der ersten Nacht vom 18. auf den 19., da die Feinde sorglos im Lager schliefen, machten die Landsberger vom Schloßtor auf die nächste Schanze des Obersten Schlammersdorff einen Ausfall, töteten viele der Feinde und brachten einen Wachtmeister und zwei schwedische Edelleute nebst einer Kanone in die Stadt. Dies versetzte die Feinde, besonders die protestantischen Augsburger,[5] welche im Heer der Schweden weilten, in die größte Wut, so daß sie der Stadt grausame Rache schworen.

Während ein Teil des Gegners die Stadt beschoß, zerstreute sich der andere wie gewöhnlich in der Umgegend, um Lebensmittel für die Menschen und Futter für die Pferde einzutreiben. Am 17. April brannten sie die Vorstadt Weilheim[6] nieder, am 20. April waren sie in Dießen,[7] und am selben Tag fielen einige in das Kloster Andechs[8] ein und raubten, was noch vorhanden war.

Schon am 16. April sandte der Stadtrat, weil er die Ankunft der Feinde vermutet hatte, den Stadtschreiber Dr. Steinheil zu General Aldringer in dessen Lager hinter München, um Hilfe von ihm zu verlangen, allein der General half nicht. Die kleine Besatzung verteidigte sich mutig, wofür ihnen die Stadtkammer zur »Ergötzlichkeit« ein Faß Wein um 8 Gulden verehrte.

Durch Granaten, die vom Feind in die Stadt geworfen wurden, litten vor allem das Jesuitenkollegium, welches dem feindlichen Feuer am meisten ausgesetzt war, dann die Heiliggeistkirche und das Spital, besonders der Stadel, der ganz zertrümmert wurde.

Die Frauen und Jungfrauen Landsbergs zeichneten sich dadurch aus, daß sie eine Art Feuerwache bildeten. Während ihre Männer auf den Basteien und Festungsmauern kämpften, waren sie besorgt, die Stadt vor Brand zu retten. Sie teilten sich in mehrere Haufen, welche in den verschiedenen Straßen postiert waren, um einesteils die feurigen Kugeln, welche in die Stadt flogen, und deren waren es 80, durch Schnelligkeit unschädlich zu machen, andernteils einen etwa entstehenden Brand augenblicklich zu löschen. Ihrem Mute, ihrer Umsicht, ihrer Unerschrockenheit, ihrer unermüdlichen Tätigkeit ist es zuzuschreiben, daß während dieser schrecklichen Belagerung nicht ein Haus in Brand geriet.

Während der Belagerung verloren die Feinde über 300 Mann, die sie vor ihrem Lager vergruben, während in der Stadt nur ein einziges Mädchen, welches ihrem Vater das Essen auf eine Stadtmauer trug, auf offener Straße von einer Kanonenkugel getötet wurde.

Am 19. April ließ Torstenson, nachdem ihm General Horn Hilfstruppen gesandt hatte, aufs neue die Stadt berennen. Die Besatzung war mutlos geworden, weil von München keine Hilfe kam, und auch wegen der schweren Verwundung des Stadtkommandanten, wodurch es an einem fähigen Befehlshaber fehlte. Dazu kamen Uneinigkeiten unter den Bürgern, von denen besonders die Reichen zur Übergabe rieten, während die anderen bis auf den Tod sich zu verteidigen wünschten, dann die Feigheit des Stadtrates, welcher sogar die kampflustigen Bürger und Bauern mit Gewalt auseinandertrieb und ihnen bei Leib- und Lebensstrafen gebot, sich still zu halten, sowie der Mangel an Pulver. All dies waren Ursachen, daß man Herolde an den Feind abschickte, um zu unterhandeln, und daß man die Festungsmauern nicht mehr so sorgfältig bewachte. Da Torstenson die Bedingungen nicht mehr annahm, griffen das Volk und die Soldaten, wiewohl sie vom furchtsamen Magistrat abgehalten wurden, zu den Waffen. Da dieser aber mit Todesstrafe drohte, legten viele Bürger die Waffen ab und begaben sich nach Hause. Noch war man sich wegen der Übergabe, da man eine solche gegen ehrenhafte Bedingungen wollte, Torstenson aber eine auf Gnade und Ungnade forderte, nicht einig, als in der Nacht vom 19. auf den 20. April die Schweden die Schutzwehr am Bayertor erstiegen.

In zehnfacher Übermacht stürmten sie die Bergstraße herunter. Beim Pfettnertor stellten sich ihnen nochmals die Verteidiger der Stadt entgegen. Ein verzweifeltes Ringen Mann gegen Mann begann. Im Blutrausch wurde alles niedergestochen, was den Schweden begnete. Bis zum Morgengrauen dauerte dieser Kampf, wobei die Besatzung und viele Bürger und Bauern, welche die Stadt verteidigten, überwältigt und niedergemacht wurden.

In der Transkription eines Jahresberichts der Landsberger Jesuiten an den Ordensgeneral in Rom zum Jahr 1633 schreiben Klaus Münzer und Friedrich Schwab unter anderem: »Die Schweden und die anderen haben Landsberg nicht durch ihre Stärke und durch ihre Tapferkeit, sondern durch List und Verrat eingenommen. Denn als die Landsberger (mit ihnen) verhandelten und einer aus dem Magistrat, ein Bürgermeister, den Bürgern in unvorsichtigerweise und gegen die Kriegsgewohnheit befahl, währenddessen die Waffen niederzulegen und nach Hause zu gehen, drangen sie während des Waffenstillstandes nicht ohne Anzeichen eines Verrates in die Stadt ein. Das haben sie selbst gerne später in unserem Kollegium zugegeben; als nämlich einer von unseren vorzüglichen Soldaten (ihnen) im Scherz vorgeworfen hatte, daß sie Landsberg nur mit dem Einverständnis der Verteidiger eingenommen hätten, antworteten manche von den schwedischen Anführern, daß das wahr sei und daß sie Dank wüßten. Und obwohl sie deswegen die Bürger hätten schonen sollen, haben sie dennoch über 300 mit unglaublicher Grausamkeit getötet. Ja sogar alle, die nur eine sehr leichte Wunde abbekommen hatten, sind nacheinander gestorben. Denn die ruchlose Schar hatte alle ihre Schwerter mit Gift bestrichen.«

Nachdem die feindlichen Soldaten die Stadt eingenommen hatten, plünderten sie vier Tage, erhoben Brandschatzungen und übten unerhörte Grausamkeiten aus. […] Vier Tage lang dauerte die Plünderung Landsbergs. Am Abend des vierten Tages ritt Torstenson mit seinem Adjutanten Sandeland durch die Stadt. Überall wohin ihre Augen schauten, trafen sie auf furchtbare Verwüstung. Überall rauchende Trümmer, verstümmelte Leichen, weinende Flüchtlinge, raubende und mordende Soldaten. Während des ganzen Rittes sprach Torstenson kein Wort. Als sie vor dem Jesuitenkloster abstiegen, sagte er: »Mit Schaudern und Entsetzen wird die Weltgeschichte unseren Namen nennen; denn solche Dinge sind, seit die Welt steht, nicht verübt worden !«

Endlich rissen die Feinde die Festungstürme nieder, sprengten den Pulverturm, beschädigten die Stadttürme, besonders den Bayerturm, demolierten alle Fortifikationsgebäude, schleiften die Stadtmauern und verbrannten die Stadttore. Auch war an Treppen und Leitern im Bayertor und an den Wehrgang um die Stadtmauer an verschiedenen Stellen Feuer gelegt. Die beiden Lechbrücken wurden eingerissen. Und das Ärgste war noch, daß alles dies die eigenen Bürger tun mußten, während man ihre Häuser plünderte und ihre Frauen und Töchter schändete und mordete.

Schon am 24. April rückte Torstenson mit seiner Soldateska wieder ab. Er war als Kriegsgefangener ein halbes Jahr in Ingolstadt in einem feuchten Gewölbe eingesperrt gewesen, dessen Wände mit Salpeter überzogen waren, wodurch er »von seiner Gesundheit gekommen ist«, und wurde gegen den Grafen von Harrach (ein Schwager Wallensteins[9]) und eine große Summe Geld ausgetauscht. Torstenson wird folgende Aussage zugeschrieben: »Als ich nun frey war, wurde mir vom Reichs-Cantzler Graf Oxenstirna[10] und dem schwedischen Feldmarschall Horn einiges Volk gegeben, womiet ich vor Landsberg gieng, den Platz nach einer zweytätigen Beschießung mit Sturm eroberte, auch dessen Wälle und Mauern schleifte. Ich bekenne hiernechst herzlich gerne, daß ich damals in Bayern sehr übel gehauset und solches geschahe hauptsächlich darumb, damit ich mich an einem Lande rächen möchte, wo man mich so schlimm tractiret und um meine Gesundheit gebracht hatte. Denn die tartarische in mich gezogene Materie beganne schon zur selbigen Zeit zu wirken und ich fing an Stein-Schmertzen zu empfinden«.[11]

Am Ostermontag 1641 wurde er um 11 Uhr vor Schloss Rieneck[12] irrtümlich von einer eigenen Patrouille erschossen.[13]

[1] Landsberg a. Lech; HHSD VII, S. 385f.

[2] Epfenhausen [Landsberg a. Lech].

[3] Kaufering [LK Landsberg a. Lech].

[4] Penzing [LK Landsberg a. Lech].

[5] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.

[6] Weilheim [LK Weilheim-Schongau]; HHSD VII, S. 797.

[7] Dießen a. Ammersee [LK Landsberg/Lech]; HHSD VII, S. 136f.

[8] Erling-Andechs [LK Starnberg]; HHSD VII, S. 182f.

[9] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.

[10] Vgl. FINDEISEN, Axel Oxenstierna.

[11] BUCHNER; BUCHNER, Bayern, S. 150ff.

[12] Rieneck; HHSD VII, S. 624f.

[13] BECK, Chronik Bd. 1, S. 48.

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