Fehrensberg, N

Fehrensberg, N; Obrist ? [ – ] Das Regiment Fehrensberg wird 1645 anlässlich der Eroberung der Wiener Wolfsschanze durch kaiserliche Truppen unter Karl Friedrich von Reich erwähnt.

„Schon am 21. April 1645 berichtet er [Karl Friedrich Reich; BW] dem Fürsten Piccolomini, dass die Wiedergewinnung der Wolfsschanze wohl keinen Schwierigkeiten unterliege, dass aber die Sache nur desswegen hingehalten werde, weil zu viele Herren kommandiren; denn der Erzherzog [Leopold Wilhelm; BW] hatte damals die oberste Kriegsleitung noch nicht übernommen. Ohne Zweifel vom Erzherzoge vor seiner Abreise nach Pressburg[1] dazu aufgefordert, hatte Reich den Plan zur Wiedereroberung der Wolfsschanze reiflich überdacht, und am 23. Mai, noch vor der Rückkunft des Erzherzogs, das Ergebnis dem Generalfeldmarschall Gallas dargelegt, den nächsten Tag aber den bis in die geringste Einzelnheit eingehenden Entwurf schriflich eingebracht, und zugleich um den kaiserlichen Befehl zur Ausführung gewiss bloss desswegen gebethen, weil er nicht wusste, dass noch an demselben Tage (24. Mai) der Erzherzog Generalissimus in Wien eintreffen werde. Hiefür bezeichnete er als dringendes Erfordernis: 10 ganze Karthaunen und für jede metallene Granaten, welche im Gusshause anzufertigen wären, dann 20 Kugeln; zwei Pöller (wovon einer bereits vor der Donaubrücke stehe), welche 60 Pfd. werfen, für die grossen Granaten und Feuerballen; drei Pöller mit 100 Pfd. Wurfkraft für Steinkugeln, wovon im Zeughause hinlänglicher Vorrath erliege. Das hierzu erforderliche Pulver, welches ihm nicht im Überfluss vorräthig scheint, sei leicht berechnet. 300 Bretter und 100, zwanzig Schuh lange Balken für die Bettungen an den Batterien, 100 Schanzkörbe und 500 Faschinen sollen mit rascher Beihilfe verstärkter Arbeitskräfte angefertiget und auf die Insel gebracht werden. Längstens bis 27. Mai Abends soll Alles fertig sein, und dann des nächsten Tages zum Angriffe geschritten werden. Bei der Glashütte in der Venediger-Au, am Ende der heutigen Jägerzeil, sollte eine ausreichende Anzahl von Pletten und Schiffen bestellt werden, um die ganzen Karthaunen, für deren Last die Brücke zu schwach sei, auf die Insel zu bringen, sowie eine hinlängliche Anzahl von Pferden, um das Geschütz bis ans Ufer, und jenseits auf der Insel weiter fortzuschaffen. Andere Schiffe sollten zu Nussdorf,[2] im Prater und nächst Fischamend[3] bereit gehalten werden, um während des Angriffes auf die Schanze, ober- und unterhalb der letzteren, die Reiterei ans jenseitige Ufer zu übersetzen. An Mannschafft seien 600 Mann zu Fuss, erprobte alte Knechte von den Regimentern Hunoldstein, Baden, Fehrensberg und Reich, der Rest aus der Stadtgarnison, und 600 zu Ross aus den nächsten Quartieren nöthig.

Dieser Entwurf wurde vom Erzherzog ohne Bedenken gut geheissen, sofort dem Obristen Reich das Kommando zur Eroberung der Schanze anvertraut. Die Folge zeigt, dass der Plan des Obristen pünktlich befolgt wurde, sowie dass er vollkommen entsprechend und vom besten Erfolge begleitet war. Der Wolfsschanze gegenüber, in einer Gegenschanze am diesseitigen Ufer der Insel, lag bereits seit 9 Wochen eine Abtheilung des Fehrenberg’schen Regimentes, welches, vor der Eroberung der Wolfsschanze durch die Schweden, diese letztere besetzt gehalten hatte, unter einem Obrist-Wachtmeister, einem Proviantmeister und einem Hauptmann mit den übrigen Primaplanisten, Spielleuten und 150 gemeinen Knechten, in der Gesamtzahl von 227 Mann. Auch diese Mannschaft wurde nun zum Angriffe auf die Wolfsschanze verwendet. Das Geschütz ward vom Oberhauptmann Johann Wilhelm Paur, von zwei Stuckhauptleuten und einem Oberfeuerwerker, unter Mitwirkung von 11 kaiserlichen und 7 bürgerlichen Büchsenmeistern, dann 4 Feuerwerkern mit dem übrigen Hilfspersonale, gehandhabt. 27. Mai Abends war bereits Alles vorbereitet. Mit dem Anbruche der Nacht wurde in aller Stille das Geschütz auf die Insel hinausgeführt. Erzherzog Leopold Wilhelm, Graf Gallas und die meisten in Wien anwesenden Obristen ritten noch desselben Abends in die Schottenau hinaus, um die Vorbereitungen in Augenschein zu nehmen. Tags darauf, Sonntag den 28. Mai wurde endlich, vom Ufer der Insel aus, die Beschiessung der Wolfsschanze eröffnet, in welcher der schwedische Obrist-Lieutenant Kallow mit 150 Soldaten und 40 gefangenen, meist zu Schanzarbeiten verwendeten, österreichischen Bauern lag. Mit Blitzesschnelle flog aus ihrer Mitte ein Eilbote ins schwedische Hauptquartier um schleunigen Sukkurs. Während nun bald darauf die ersten Granaten und Kugeln über den Donauarm flogen, um die Schweden zur Übergabe zu zwingen, wurde in der Stadt Wien, unter dem Donner des Geschützes auf den Basteien, im St. Stephansdome ein Dank- und Freudenfest gefeiert über den Sieg, welchen Baiern, nunmehr der letzte Bundesgenosse Österreichs, unter [Franz von; BW] Mercy und de Werth bei Herbsthausen[4] in Baiern über die Franzosen unter Turenne errungen hatte. Die eigentliche Beschiessung der Wolfsschanze wurde aber erst des Nachmittags eröffnet, doch ohne entscheidenden Erfolg. Des anderen Tages ward lebhaft damit fortgesetzt. Da aber Alles nichts fruchten wollte, so wurde für den nächsten Tag, Dienstag den 30. Mai, das Äusserste in Bewegung gesetzt, um sich den Erfolg zu sichern. Der Erzherzog selbst übernachtete auf der Insel. Schon um 4 Morgens wurde das Feuer lebhaft eröffnet und bis 9 Uhr unausgesetzt unterhalten. Indessen war von Nussdorf aus einiges Fussvolk, über die Donaubrücken aber Reiterei ins jenseitige Land gebracht, so dass nun die Schanze von allen Seiten beängstiget wurde. Zu raschem Fortgang eiferte die Kaiserlichen aber insbesondere der Umstand an, dass eben ein schwedischer Rittmeister aufgefangen war, bei welchem sich ein Brief fand mit der Zusicherung, dass längstens morgen der schwedische General Wittenberg mit 4000 Reitern, meist Dragonern, zum Entsatze der Schanze eintreffen werde. Endlich hatten die Kaiserlichen eine Bresche geschossen und die Schanze wurde durch einen Trompeter zur Übergabe aufgefordert, doch, gewiss in der Erwartung des nahen Entsatzes – erfolglos. Da wurden auf drei Schiffen kaiserliche Soldaten hinüber gesetzt, die an der eingeschossenen Stelle der Schanze Sturm liefen. Kallow mit den Seinen musste sich ins innerste Werk zurückziehen. Auch hier wehrten sich die Schweden noch mannhaft. Aber die unter ihnen befindlichen kaiserlichen Knechte, wiebald sie ihrer Landsleute von der Schanze aus ansichtig wurden, verweigerten jeden weitern Schuss und Widerstand, und gaben von der Brustwehre aus mit den Hüten das Zeichen zum Akkord. Um 4 Uhr Nachmittags endlich wurde die Schanze mit Sturm erobert, ohne Verlust eines einzigen Mannes von Seite der Kaiserlichen. Eine Abtheilung des Regimentes Reich, ohne Zweifel ihr Obrist an der Spitze, war zuerst in die Schanze eingedrungen, um die Besatzung zu Gefangen zu machen. Während die darin gelegenen 40 kaiserlichen Knechte frohen Muthes sogleich zu den Ihren übergingen, wurde Obristlieutenant Sebastian Kallow (Calew) vom Regimente Copy [Koppey; BW] mit 4 schwedischen Hauptleuten (darunter Michel Mey vom alten blauen Regimente, Friedrich Bless von dem Generalmajor Wrangel Regimente und Johannes Maltzes vom Regimente des General-Majors Axel-Lilje), 4 Lieutenants, 1 Fähndrich, 8 Trommelschlägern, 33 Korporalen und 64 Sergeanten gefangen nach Wien abgeführt. Ansehnliche Vorräthe von Wein, Mehl und Munition, dann 4 Stücke fielen den Siegern in die Hände. Es war aber bereits die höchste Zeit. Denn schon um 8 Uhr Morgens des nächsten Tages (31. Mai) war General Wittenberg zum Entsatze von der ungarischen Grenze bis auf eine Meile gegen die Schanze herangerückt, kehrte jedoch sogleich um, nachdem er von dem Geschehenen Kunde erhalten. Die Schanze wurde sofort mit hinreichender kaiserlicher Besatzung belegt, und zur Sicherung des ungehinderten Verkehrs auf der Donau, unter der Leitung des Obristen Reich, vier Redouten aufgeworfen. Den Verlust der Schanze schrieben die Schweden einzig dem Umstande zu, dass die von ihnen gefangenen 40 kaiserlichen Knechte bei dem Ansehen der Eindringenden jeden weiteren Widerstand verweigerten und mit den Kaiserlichen, wie sie es nannten, ‚verrätherisches Einverständniss’ nahmen“.[5]

[1] Pressburg [Bratislava, ungarisch Pozsony].

[2] Nussdorf, heute Stadtteil von Wien.

[3] Fischamend [Bez. Wien- Umgebung].

[4] Herbsthausen [Bad Mergentheim, Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 330. Vgl. Quelle 2.

[5] FEIL, Schweden. S. 422ff.

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