Eszterházy von Galántha, Miklós (Nikolaus) Graf, Obrist [8.4.1582 in Galántha (bei Pressburg) – 11.9.1645 in Großhöflein (Burgenland)]
Die ungarische Magnatenfamilie der Eszterházy war im nördlichen Burgenland reich begütert. Der vor 1611 zum Katholizismus konvertierte Miklós Eszterházy[1] förderte die Gegenreformation in Ungarn. Er war seit 1614 mit verschiedenen politischen Aufgaben betraut, so 1620 bei seiner Sendung nach Böhmen zur Beilegung des Verfassungskonflikts. Er hatte Anteil an den Friedensverhandlungen 1621 in Nikolsburg[2] und erhielt 1622 Burg Forchtenstein[3] um 400.000 fl. von Ferdinand II. verpfändet, 1626 wurde sie dem Königreich Ungarn einverleibt.[4] 1628 wurde er Erbgraf von Forchtenstein. 1623 kämpfte er in der Westslowakei bei Neuhäusel[5] gegen die Osmanen und konnte 1.400 Christensklaven bei Neuhäusel aus osmanischer Gefangenschaft befreien. In diesem Jahr gelang ihm auch ein Sieg über Bethlen bei Tyrnau.[6] Seit 1625 war er Palatin von Ungarn.
Am 8.8.1643 hatte Eszterházy aus Pressburg[7] an Gallas geschrieben: Seiner Meinung nach nähere sich der Feind den Grenzen Ungarns, aber auch den österreichischen Ländern, was gefährlich sei. Sollte sich der Feind der Stadt Ungarisch Hradisch[8] bemächtigen, würde das zu großen Schwierigkeiten führen. Nun erwarte er Truppen aus den Komitaten und wolle, sobald er genügend Volk beisammen habe, gegen Skalitz[9] vorrücken.[10]
Eszterházy informierte Gallas am 5.9.1643 aus Skalitz: Er habe M. Mayteny als Reiterkommandanten über 1.200 Mann zum Kriegsdienst zu Gallas abkommandiert und hoffe, jener werde die in ihn gesetzten Hoffnungen erfüllen. In 3 oder 5 Tagen wolle er weitere 500 bis 700 Reiter entsenden, nach ihnen noch 1.000.[11]
Bereits am 16.9.1643 informierte der Kaiser Gallas aus Dürnkrut:[12] Die Ungarn wollten die Schweden nicht über Mährens Grenze hinaus verfolgen; daher schicke er den Kämmerer Graf Erdödy zurück nach Skalitz zum Erzbischof von Gran[13] und Eszterházy, damit diese die Ungarn zum Weitermarsch bewegten. Sollten Vesselenyi und Mayteny weiter Schrierigkeiten machen, möge Gallas jedem Reiter einen Reichstaler zugeben, doch unter der Bedingung, dass sie den Feind durch Schlesien bis an die Grenze Brandenburgs verfolgen würden.[14]
Ein weiteres kaiserliches Schreiben war am 13.2. an Gallas ergangen: Berichten zufolge habe sich Rákóczi bereits eines Teils von Ungarn sowie des Theiß-Flusses bemächtigt, Adelige und Heiducken stünden auf seiner Seite. Die kaiserliche Armee müsse durch weitere Regimenter verstärkt werden, insgesamt durch 4 Infanterie-, 2 Dragoner- und 4 Reiterregimenter aus Böhmen, Mähren und Österreich. Sämtliche Abteilungen müssten unter Obrist Hans Christoph von Puchheim vereinigt werden. Der Palatin von Ungarn, Eszterházy, müsse gegen die Aufständischen das Landesaufgebot erlassen. Für die Versorgung des Militärs mit Munition, Bekleidung, Proviant und Artillerie müsse alles getan werden. Er selbst entsende Obrist Heinrich von Mercy zu Puchheim, damit dieser bei der Formierung der kaiserlichen Infanterieabteilungen mithelfe.[15]
Am 17.2.1644 hatte Friedrich Freisleben, Sekretär der Böhmischen Hofkanzlei, B. I. von Martinitz informiert: „Sonst haben wir mit dem Ragozi [Rágóczi; BW] eine neue Wäsch, der ist bereits mit 3000 Pferd in Oberungarn eingefallen, hat etliche Ort wiewohl unglückseelig invadirt, Klöster gesturmet und arme Religiosos vertrieben; deme ist bereit Graf Buchheimb [Hans Christoph von Puchheim; BW], an dessen Statt der Generalwachtmeister Gracau [Krockow; BW] komt mit 4 Regimenter von Pferd und 3 zu Fuss entgegen commandirt. Die Ungarn stehen noch von fernen und seind halb erschrocken. Heunt ist Graf Trautmansdorff, Schlick und Questenberg mit dem ungarischen Palatino [Miklós Eszterházy; BW] und anderen Confidenten alhier bei Hof beisammen gewesen und haben den ganzen Morgen zugebracht … Sonsten ist heunt gewisse Avisen eingelaufen, dass der grosse Vesir-Bassa, so bishero den Ragozi portirt, von den Janitscharen niedergehauet worden, welches sowohl in der Türkei grosse Factiones macht, als auch dem Ragozi den Compas verrücken dörft …“[16]
Ein kaiserliches Schreiben ging am 20.2.1644 an Gallas ab: Auf Grund der Konferenz mit den ungarischen Räten, insbesondere mit dem Erzbischof von Gran und Palatin Eszterházy, habe er beschlossen, dass bis zum 10.3. 4 Reiter-, 3 Infanterie- und 2 Dragoner-Regimenter bei Ungarisch Hradisch zusammengezogen werden sollen.[17] Der Kaiser schrieb am 20.2.1644 an Gallas: Berichten zufolge rückten die Siebenbürger unter Gábor Bakos erfolgreich in Oberungarn vor und hätten mit 2.000 Reitern die Städte Ónod[18] und Diósgyör[19] besetzt. Er habe strenge militärische Maßnahmen gegen die vorrückenden ungarischen Aufständischen angeordnet. Aus Mähren würden 200 deutsche Reiter und 300 Husaren gegen Neutra[20] verschoben, in Neuhäusel 100 Husaren des Graner Erzbischofs und 300 Husaren des Palatins Eszterházy zusammen gezogen. Graf Pál Eszterházy habe Geld für die Werbung von 250 Soldaten bereit gestellt, Graf Vesselenyi werbe 300 Husaren an. In Kärnten werbe Graf Georg Ludwig von Schwarzenberg. Auch weitere Adelige in Österreich und Ungarn würden emsig werben und Geld geben. Neue Regimenter sollen die Grenze nach Mähren verteidigen. In Ungarn müsse das Landesaufgebot verkündet werden. Ordentliche Proviantversorgung und Ausrüstung müssen für das Militär gesichert sein.[21]
Die Vorbereitungen zum Friedensschluss in Ungarn, bei dem auf kaiserlicher Seite Rudolf von Tiefenbach, Questenberg und Nothafft die Verhandlungen führten, beschäftigten Formarini, Piccolominis Informaten am Kaiserhof, in seinem Schreiben an Piccolomini vom 31.8.: “Nella dieta tenutasi in Cassovia[22] hanno rissoluto li stati di Transsilvania col Ragozzi, e ribelli d’Ungheria di far la Pace con l’Imperatore, per la cui trattatione S. M. ha destinato li ss.ri felmarescialle Tieffenbach, Barone di Questemberg, e Cons.re aulico Imperiale Hottafft (sic), che partianno la settimana ventura. Arrivò giovedi passato un turco, cameriere maggiore del visir Bassa di Buda,[23] quale assicura, che venirà un Amb.re [ambassadore; BW] per confermare la buona pace e vicinanza et dice, che mai si é pensato di dare assistenze di sorte alcuna al Ragozzi … Apresso del Palatinato d’Ungeheria [Miklós Eszterházy; BW] era gionto un mandato dal Ragozzi ad intimarli li trattatodo di pace, guale non hanno voluto, che venghi qua á propper questo, non volendo S. Mtà in modo alcuno pattuire con un suo feudattario, ma che tutto passi sotto nome del Palatino, ne devono li sudetti, che vanno al congresso servire ad altro, che per Consigliarlo, secondo il sensi di S. Mtà”.[24]
[1] WURZBACH, Biographisches Lexikon Bd. 3, S. 94; NAGY, Magyarország családai Bd. I/2, S. 83f.; Magyar életrajzi lexikon Bd. 1, S. 449; Magyar írók élete és munkái Bd. 2, Sp. 1457-1459. Bei HARRACH, Tagebücher, wird als Geburtsjahr 1583 angegeben.
[2] Nikolsburg [Mikulov, Bez. Lundenberg]; HHSBöhm, S. 411ff.
[3] Forchtenstein [Bez. Mattersberg, Burgenland].
[4] HHSÖ I, S. 726.
[5] Neuhäusel [Nové Zámky; ung. Érsekujvár; Bez. Nové Zámky],
[6] Tyrnau [Trnava, Nagysombat; Kgr Ungarn].
[7] Pressburg [Bratislava], Ungarn.
[8] Ungarisch Hradisch [Uherské Hradiště]; HHSBöhm, S. 636ff.
[9] Skalitz [Skalica, Oberungarn, h. Slowakei].
[10] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 41.
[11] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 68.
[12] Dürnkrut [BH Gänserndorf]; HHSÖ I, S. 233f.
[13] Gran [Estergom; Ungarn].
[14] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 76.
[15] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 167.
[16] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 170.
[17] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 175.
[18] Ónod [Komitat Borsod-Abaúj-Zemplen].
[19] Diósgyör, heute Ortsteil von Miskolcz.
[20] Neutra [Nitra, Nyitra], Stadt u. Burg.
[21] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 176.
[22] Kaschau [Košice]; Kgr Böhmen; ungarisch Kassa, romani Kasha, neulateinisch Cassovia, französisch Cassovie), Stadt in der Ostslowakei, nahe der Grenze zu Ungarn am Fluss Hornád.
[23] Buda, dt. Ofen, Stadtteil von Budapest [Ungarn].
[24] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 388.