Dietrichstein, Franz Seraph von

Dietrichstein, Franz Seraph von; Kardinal [22.8.1570 Madrid-19.9.1636 Brünn]

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Franz Seraph Dietrichstein war seit 1599 Kardinal und Bischof von Olmütz.[1] Als Hauptstütze der Regierungspartei in Böhmen wurde er 1607 Präsident des Geheimen Rats und suchte im Zwist der Habsburger Matthias und Rudolf zu vermitteln. Dietrichstein, der in seinem Sprengel alles tat, um den Protestanten das Leben schwer zu machen, gehörte im böhmischen Aufstand zu den Opfern. Er verlor seine Güter und wurde des Landes verwiesen. 1620 setzen ihn die Habsburger als Statthalter und Landeshauptmann in Mähren ein, wo er die Gegenreformation vorantrieb.

Dietrichstein schrieb aus Brünn[2] an den Conde de Salazar (Louis de Velasco, marques de Belveder, spanischer Generalkapitän der Kavallerie), dass es am 10.7.1621 in der Nähe von Neuhäusel[3] zu einer Begegnung mit dem Gegner gekommen sei, wobei Bucquoy, von wenigen begleitet, auf zahlreiche gegnerische Reiter gestoßen sei, angegriffen und durch zwei Lanzenstiche schwer verwundet worden sei. Dadurch sei er zu Boden gestürzt und habe viele Wunden erlitten, bis er in den Armen des Hauptmanns Comargo aus dem Stab Verdugos seine Seele Gott übergeben habe. Während weiter gekämpft wurde, sei am 15.7. der Leichnam weggebracht worden. Man habe mit dem Tod Bucquoys einen schweren Verlust erlitten. Die Gegend um Neuhäusel bleibe vorübergehend in der Obhut des Fürsten Maximilian von Liechtenstein, General der Artillerie, und Mähren halte mit großer Umsicht der bei den Wallonen sehr geschätzte Verdugo, den Dietrichstein Salazar zur Förderung empfahl.[4]

„Was der fanatische Ferdinand behauptete, was aber in seinem Mund eine Unwahrheit war, daß es in dem ganzen endlosen Streit nur um weltliche Gesetze gehe, nicht um Glauben, eben damit war es Wallenstein ernst. Kein Wunder, daß er den böhmischen Großinquisitoren, Martinitz, Slawata, Dietrichstein, als einer galt, der die Reformation durchkreuzte. Er zahlte ihnen die Feindschaft heim: »Bitt auch, man höre auf in Böhmen so erschrecklich wegen der Luthrischen zu procedieren, man möchte auch bei männiglich den Credit verlieren, das seine Jesuwitische oder des schlimmen Leckers Martinitz Inventionen. Wenns übel zugeht, Jesuiter finden ein anderes Collegium, der Kaiser aber kein anders Land.« „[5]

1624 erhob ihn Ferdinand II. in den Fürstenstand.

Am 31.12.1633 schrieb Maximilians Agent in Wien, Richel, der über sehr gute Kontakte zu Wiener Hofkreisen verfügte, an den Kurfürsten: „Derselben soll ich neben meinem mitkomenden umbstendigen bericht noch eliche andere sach, die alhie in höchster gehaim und darumben auch daroben in die canzleien komen zu lassen nit rathsamb ist, hiemit gehorsamst nit verhalten, daß ihre kaiserl. maj. sich nunmer haimblich gegen etlich wenig, welche der friedlandischen faction nit zugethan, allergnedigst resolvirt, dem herzog von Friedland die kriegsdirection und das generalat zu nemen, und bereits in volligem werk seind, noch vorher, ehe sie sich dessen offenlich ercleren, die vornembste generalpersonen bei derer armaden also zu gewinnen und zu versichern, daß sie den herzog hernach, wen er was zu seiner entsezung halber anfangen wolte, kein gehör geben, sondern ihrer maj. devot und gehorsamb in allem verbleiben und auch andere officir, reiter und knecht darbei erhalten, wie dann der comenthur zu Blumenthal[6] herr graf Ulrich von Wolckhenstein, zu dem graf Gallas, und herr Walmerod [Walmerode; BW] neben der commission, welche er sonsten an ew. curf. durchl. hat, zu dem grafen von Altringen, doch bede under andern prätexten verschickt worden. Ingleichen wird auch mit andern generalen, die nit so fest von dem herzog dependiren, in höchster geheim deswegen gehandelt, und ist auch dem cardinal von Dieterichstein geheime commission gegeben worden, mit den kaiserischen commandanten in Mähren zu tractiren. Wan man nur die vornembste, wie ganzlich zu hoffen, daß sie ihrer kaiserl. maj. nit aus der hand gehn werden, gewonnen und sich ihrer versichert, werden die überige bald volgen. An diesem stehn ihre kaiserl. maj. noch ser an, was sie mit des herzogs person vornemen wollen, dan ihne ganz frei zu lassen, sei aus vilen ursachen bedenklich; mit arrest oder ganzlicher captur, welches mittel etliche, und daraus ein rath ihrer maj. selbst, als das sicheriste und beste vorgeschlagen, gegen ihn zu verfahren, hab auch seine difficulteten. Daher ihr maj. sich noch zur zeit nichts gewiß resolvirt, sondern zuvor erwarten und vernemen wollen, was die generales sich ercleren und wie sie vermeinen, das kriegsvolk in devotione zu erhalten. Des herzogs favoriten wissen umb dise sachen nichts, wie mir her graf Schlickh gesagt, und ist auch im rath darvon nichts, sondern ad partem inter paucos confidentes alles tractirt von ihrer maj. darauf obangeregte resolution genommen worden. Man ist auch dahin gedacht, den grafen von Trautmanstorff, der sonst ohne das nit gut friedländisch, vorher von disem allem zu informiren, damit er dise intentiones mit seiner relation und erleiterungen, welche die friedlandische faction zu ihrem vorthl gesucht und vorgeschlagen, desto besser secondiren kann; er, graf, ist aber noch nit alhie.

Den kaiserischen ministris macht dis nit wenig nachgedenken, daß der von Elz, so ein Calvinist, und des herzogs von Fridland canzler ist, herrn Maximilian von Wallstein [Waldstein; BW] hieher geschrieben, daß mons. Torras, so vordem zu Casa[7] commandirt,von dem cardinal Richelieu disgostirt und deswegen vorhabens sein soll, zu dem Friedland zu verreisen, und ehist alda erwartet werde. Diesen disgusto und zerworfenheit, daß der Torras Frankreich gar verlassen und sich zum kaiser schlagen werde, will man alhie nit glauben, sondern helt’s mehr für eine finta, und daß ein haimblich practic darhinter steck. So komen auch von denen sachen, welche der herzog mit dem Arnheim tractirt, je lenger je mehrere herfür, welche directe wider den kaiser und das haus Österreich seind, und vermainen vil, wan dem herzog sein gewald benomen und sein person also versichert werde, daß er niemands mehr schaden könd, daß alsdan erst die rechte stücklein an tag kommen werden. Wie dan ihre kaiserl. maj. zu obgemelten grafen von Wolckenstein, als sie zum Gallas ihne abgefertigt, selbst vermeldt, sie haben dem herzog sich und ihre land und leut anvertraut, aber sie erfahren nunmehr, daß er’s mit ihre und ihren assistirenden cur- und fürsten, darunder sie ew curf. durchl. in sonderheit genannt, nit treulich und wol gemaint habe, und derowegen konden sie ihme weiter nit trauen, sondern müßten ein verenderung vornemen. Der königin beichtvater, pater Chyroga [Quiroga; BW], welchen der Friedland bisher ganz auf sein seiten gebracht, und der auch seine proceduren cum offensive der spanischen ambassadorn [Castañeda u. Oñate; BW] und des königs in Ungarn selbsten ser defendirt, ist heit zu dem herzogen in Behaim verreiset, etliche sagen, er hab‘ seiner begert; andere aber halten dis für die rechte ursach, daß er, pater, mit dem herzog tractiren solle, wie der cardinal infante von den behaimischen und schlesischen grenzen aus am sicheristen mit etlichen truppen nacher Wolffenbüttel[8] mächte gebracht werden. Von dannen aus hofft man, ihne ohne sondere gefahr gen Netherland zu bringen. Dann weil die infanta [Isabella Clara Eugenia; BW] gestorben, trachten die kaiserischen und spanischen auf alle mittel, ihne, herrn cardinal, bald hinabzubringen. Und dis ist alhie auch noch im gehaimb, aber der Walmerod waiß wol davon und möcht ew. curf. durchl. ein mehrers sagen könnden. Dan er mir selbst angedeit, wan er nur derfte und wisse, daß es ew. curf. durchl. zu hören nit verdrießlich, wolte er von disen und dergleichen particulariteten, sonderlich was den herzogen und obgemelten torras betrifft, deroselben gern parte geben. Derwegen stehet zu ew. curf. durchl. gnedigsten gefallen, ob sie ihme selbst hierüber vernemen oder es den herrn grafen von Wolckhenstein anbefehlen wollen“.[9]

1635 erhielt Dietrichstein vom Papst den Titel „Protector Germaniae“ verliehen.  Wallenstein hatte ihn Harrach gegenüber ein „verhurts Pfaffle“ genannt und höhnisch geäußert: „Ein jeder Musketier des [Johann von] Merode dient dem Kaiser besser als er“.[10] Collalto gegenüber nannte er ihn ein „los‘ Leckerle“.[11]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] ADB Bd. 5, S. 199-203; NDB Bd. 3, S. 701; OSN Bd. 7, S. 504-507; KÖHLER, Dietrichstein; BALCÁREK, Kardinal; vgl. die Erwähnungen bei KELLER; CATALANO, Diarien.
[2] Brünn [Brno]; HHSBöhm, S. 68ff.
[3] Neuhäusel [Nové Zámky; ung. Érsekujvár; Bez. Nové Zámky],
[4] Kouřil, Der Kampf des Hauses Habsburg, Nr. 140, S. 66.
[5] MANN, Wallenstein, S. 277.
[6] Blumenthal, Schloss [Stadt Aichach, LK Aichach-Friedberg]; HHSD VII, S. 99.
[7] Casale [Casale Monferrato; Piemont, Italien].
[8] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.
[9] LORENZ, Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 356ff.
[10] TADRA, Briefe, S. 472, 481.
[11] HALLWICH, Merode, S. 13.
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