Burgsdorff, Georg Ehrentreich von

Burgsdorff, Georg Ehrentreich von; Obrist [1603-2.3.1656 in Küstrin] Georg Ehrentreich, Erbherr auf Ziethen, der jüngere Bruder des Konrad Alexander Magnus von Burgsdorff, war brandenburgischer Obriststallmeister und Kommandant der Garnison in Bernau,[1] in den Zeiten Georg Wilhelms auch er einer von den übel berufenen Reiterführern der Armee von 1638, dann von dem Glück seines Bruders geschützt und empor getragen, Oberstallmeister des großen Kurfürsten und von diesem mannigfach begnadet; so hat er, der eine eigentlich politische Stellung nicht einnahm, den Sturz seines Bruders (1652) überdauert.

Erwähnt wird Burgsdorff anlässlich der „Ruppertsgrüner[2] Affäre“, als Hans Wolf von Salis von den Schweden unter Pfuel und Slange geschlagen wurde.

„Am 4. März ‚avisirt‘ Bürgermeister und Rat von Eger[3] den Burhus, daß noch ‚Alles continuiret‘, was sie ihm Tags zuvor mitgeteilt hätten, ‚außgenommen des Obristen Wamboldts Tod‘. Letzterer sei vielmehr mit seinem Obrist-Leutenant ‚Otowalsky‘ und dem Obrist-Wachtmeister ‚von Einhausen‘ (Oynhausen) gestern (am 3. März in Eger eingetroffen. Wamboldt habe ‚bey 60 oder 70 Reutter und Standarten mitgebracht und mehr nit als Eines verlohren‘. Auch seien ‚gestrigs Tags Pagagi und Reutter bey 800 (dann alle Wägen und was darauf gewesen und zu Roß nit hat forttgebracht werden können, ist alles in Stück geblieben), auch 200 Soldaten zu Fueß allhier durchgangen. Logiret sich alles an dem Wald uf die Königswarther[4] Gründ und geben vor, Sie wollen heut gar übern Waldt uf des Stift Töppels[5] Gebüth machen. Haußen sehr übel und haben alles hinweckh (genommen), was sie antreffen.

Von dem Herrn General Feldzeugmeister (Salis), Obrist Spiegel, Obrist Burgkdorff [Burgsdorff; BW] höret man noch nichts. Es ist von selbigem Regiment noch kein Einiger Officier, der bey dem Treffen gewesen, anher kommen ind (ist) Alles in eine solche Confusion gerathen, daß keiner fast von dem Andern nichts weiß. Herr Obrist Wampold, welcher das übrige Volkh und Roß Commandirt, und seine Officir halten davor, daß Sie alle umkommen oder gefangen sein müssen‘. General Salis und Oberst Spiegel hätten sich nämlich ‚in Ein Schlechtes Edlhauß retirirt und wären vom Feind also umringet‘ worden, daß sie sich schwerlich hätten ’salviren‘ können. Doch wolle man noch abwarten, ‚wer heut noch kommen möchte‘, wie man denn allerorts um Gewißheit zu erlangen Kundschafter aussende. Im übrigen habe mann auch erfahren, daß der Feind die Kaiserlichen bis auf 4 Meilen vor Eger verfolgt, dann aber wieder in seine Quartiere in Meißen und Thüringen sich zurückgezogen habe und Leipzig[6] wie auch Torgau ‚ploquirt halte‘. […]

Am 5. März meldete Burhus der Regierung zu Amberg,[7] ‚dem gemeinen Geschrei nach‘ solle der Feind, ‚weil in der (Obern) Pfalz nit bastante defension beschechen‘ sei, vorhaben, ‚ mit oder ohne seine völlige Armada‘ daselbst ‚den Maister zu spieln‘ “.[8]

„Während die Bürgerschaft über das Vorhaben des Grafen [Adam von Schwarzenberg; BW] noch nicht zur Ruhe gekommen war, traf eine neue Schreckenskunde ein. Im Nachbarstädtchen Bernau, drei Meilen von Berlin entfernt, wurde plötzlich das Reiterregiment des Obersten [Georg; BW] Ehrentreich von Burgsdorff, eines Bruders des früheren Berliner Kommandanten, nachdem es kurz zuvor einen feindlichen Angriff auf die Oderberger[9] Schanze hatte abwehren helfen, am 10. Juni [1639; BW] von den Schweden überfallen, wobei der Oberst in Gefangenschaft geriet“.[10]

Am 11.6.1639 schrieb A. von Schwarzenberg an den kaiserlichen Kommandierenden Gallas: Der schwedische Generalmajor Lillehöök habe Truppen konzentriert und Landsberg[11] belagert, sei jedoch zurückgeschlagen worden und über die Oder gegen Gartz[12] zurückgewichen. Dann habe der Gegner versucht, Oderberg mit der Brücke zu nehmen, sei am 31.5. dort angerückt, seine Angriffe seien wieder abgewehrt worden, so dass er am 4.6. nach Neustadt-Eberswalde[13] abzog, wo er sein Lager aufschlug. Dann habe er die Stadt Bernau angegriffen, wo Burgsdorff die Garnison befehligte. Dieser musste, nachdem der Gegner mit einer Petarde das Stadttor zerschlagen hatte, mit seiner Reiterei aus der Stadt in die Felder hinausreiten, seine Leute gerieten jedoch in einen Sumpf und wurden dort teils erschlagen, teils gefangen genommen. Burgsdorff selbst, sein Obristleutnant, zwei Rittmeister und andere Offiziere wurden auch gefangen genommen. Die ganze Sache sei ein großer Verlust für den Kurfürsten von Brandenburg.[14]

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[15] aus dem von Eger abhängigen Marktredwitz[16]erinnert sich an den Juli 1640: „Eodem [12.7.; BW] sind  auch an die 200 Dragoner bei Thiersheim[17] hinauf gegen Weiß[en]stadt[18] gezogen. [am] selben Tag sind auch der Oberst Copaun [Kapoun; BW] und [der] Ober[stleutnant] Burgsdorf mit ihren beiden Regimentern – nit stärker als, [alles] in allem, 600 Pferd[e] – , aus dem Kai[serl.] Lager vor Saalfeld[19] [kommend], von Weiß[en]stadt [und] Thiersheim [aus] nach Eger gezogen. Diese haben auch enthalben, wo sie vorüberzogen, ein Gedächtnis hinterlassen. Auch Thiersheim [haben sie] geplündert und die Kirche nit verschont“.[20]

„Der neue Wissensdurst, die Dinge zu verstehen und rational zu erklären, hatte den Glauben an Geschicke jenseits aller Vernünftigkeit aber nicht verdrängt. Beides ging auch damals zusammen. Im Frühjahr 1645 erhielt Georg, der Bruder des Conrad von Burgsdorff und Stallmeister des Kurfürsten, den Auftrag, von den in Preußen geworbenen Soldaten fünf Kompanien zu bilden und über Berlin in die clevischen Lande zu führen. Während der Reise in den Westen schickte Georg dem Bruder am 9. Februar von unterwegs einen Brief: «Ich verhoffe, mein Herr Bruder werde mein zu Berlin abgelassenes letztes Schreiben empfangen und daraus wegen des Sterns, so bei Brandenburg[21] erschienen, eins und das andere ersehen haben. Gleich als wir vorgestern hier zu Ravensberg[22] angelangt seind, ist eben ein solcher Stern Morgens um 8 Uhr bei Hellem Tage am Himmel gestanden, über dem Regiment geschwebet und hernach herunter aufs Erdreich gefallen, woselbst er verloschen. Der Allerhöchste helfe, dass dieses zu zwei Malen, beides beim Auszug aus S[einer] Ch[urfürstlichen] D[urchlaucht] Lande da und dann wiederum beim Einzuge in dieselben erschienene Wunderzeichen Sr. Ch. D. und dero Landen was gutes bedeuten möge.» [23]

Er führte die Leibgarde zu Pferde, die 1652 abgedankt wurde.

Von 1652 bis 1656 war er Kommandant von Küstrin.[24]

[1] Bernau [Kr. Niederbarnim/Bernau]; HHSD XI, S. 125f.

[2] Ruppertsgrün, heute Ortsteil von Pöhl [Vogtlandkr.].

[3] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[4] Bad Königswart [Lázně Kynžvart, Bez. Eger]; HHSBöhm, S. 20f.

[5] Tepl [Teplá; Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 603f.

[6] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[7] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.

[8] SALIS-SOGLIO, Hans Wolf von Salis, S. 91f.

[9] Oderberg [Kr. Angermünde/Eberswalde]; HHSD X, S. 300f.

[10] FADEN, Berlin, S. 212f.

[11] Landsberg [Gorzów Wielkopolski, Brandenburg, h. Polen]; HHSD X, S. 446ff.

[12] Gartz a. d. Oder [Kr. Randow]; HHSD XII, S. 185ff.

[13] Eberswalde [Stadtkr./Kr. Eberswalde]; HHSD X, S. 165ff.

[14] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 842.

[15] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[16] Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.

[17] Thiersheim [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[18] Weißenstadt; HHSD VII, S. 803f.

[19] Saalfeld; HHSD IX, S. 369ff.

[20] BRAUN, Marktredwitz, S. 124.

[21] Brandenburg; HHSD X, S. 154ff.

[22] Ravensberg, Burg [Gem. Cleve, LK Halle/Westf.]; HHSD III, S. 623f.

[23] BEUYS, Kurfürst, S. 102f.

[24] Küstrin [Kostrzyn nad Odrą, Kr. Königsberg]; HHSD X,  S. 441ff.

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