Baumberger [Bamberger, Bamberg, Baumberg] [Rauhenberg, Rauenberg, Ravenberg] , Kaspar von

Baumberger [Bamberger, Bamberg, Baumberg] [Rauhenberg, Rauenberg, Ravenberg] , Kaspar von; Obrist [ -1651 ] Kaspar von Baumberger [Bamberger, Bamberg, Baumberg] [Rauhenberg, Rauenberg, Ravenberg] [ -1651] war kaiserlicher Obrist und Gouverneur von Philippsburg.[1]

1621 war er vom Trierer Erzbischof zum Hauptmann ernannt worden.[2]

Der dem Grafen Gronsfeld und Kommandanten des bayerischen Armeekorps im Württembergischen – möglicherweise seit den Lübecker Verhandlungen 1629 – und vor allem Maximilian I. von Bayern ohnehin nicht gewogene Kriegskommissar und Gallas-Anhänger Reinhard von Walmerode[3] schrieb Ferdinand von Ungarn am 13.8.1635 aus Heimsheim,[4] dass der Obrist Bamberger, der von Philippsburg aus das Stift Speyer auspressen und zum reichsten Mann im Fürstbistum werden sollte,[5] sich beklage, dass Gronsfeld das Bistum Speyer und alle jenseits des Rheins gelegenen Städte, Flecken und Dörfer, die zum Unterhalt der Festung Philippsburg und ihrer Garnison den Winter über Kontributionen geleistet hätten, nun ganz für sich beanspruche. Außerdem habe Gronsfeld dem Obristen d’Espaigne, einem der wirklich großen Schurken dieses Krieges, zur Erneuerung seiner bei Schwaigern[6] geschlagenen Reiterei das Bistum Speyer, die Markgrafschaft Durlach und die adligen Herrschaften des Kraichgaus als Rekrutierungs- und Sammelplatz angewiesen. Ferdinand wurde ersucht, Gronsfeld die Aufhebung der Plätze zu befehlen und ihm weitere derartige Anweisungen in Zukunft zu untersagen.[7] Auf Weisung des Kaisersohns wurde der Kriegsrat und Feldmarschallleutnant Ossa am Oberrhein eingesetzt, wo er vor allem im Hinblick auf den Prager Frieden die Militärdisziplin haben, Übertretungen untersuchen und die Bestrafung der Schuldigen betreiben sollte.[8] Walmerode selbst galt als ausgesprochener Hardliner, von dem der Ausspruch überliefert ist, „es wäre besser / dass alle Bürger verhungerten, / als daß des Kaysers Dienste nachblieben“.[9]

Der ehemals speyerische, nunmehr kaiserliche Obrist Bamberger hatte den Konföderierten am 11. Juni 1635 die Reichsstadt Speyer weggenommen, nachdem er bereits am 24. Januar 1635 das wichtige Philippsburg zurückgewonnen hatte. Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg berichtet darüber in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“: Vnd zwar der Churfürst von Trier [Sötern; BW] / welcher im Römischen Reiche der erste Frantzösische Favorit war / hat auch / weil sichs also durch Glück zugetragen / zum allersten seine straffe darumb erlidten. Es hatten die Frantzosen Vdenheim / oder Philippsburg / in dessen Gebieth / so von den Schweden vnlängst durch das blosse Geschrey eingenommen worden / zu des Krieges Sitz gemacht; dannenher dann so viel Proviant allhier war / daß man ein ganzes Land darmit hette versehen können. Diß hielten die Frantzosen / weil sie sich auff deß orts Gelegenheit verliessen / nicht fleissig in obacht. Da aber diß Casper Bamberger / welcher newlicher zeit vnter den Keyserischen dieses orts Statthalter gewesen / vermercket / hat er seine getreweste Soldaten wie Bawren gekleidet / vnd sie Holtz / wie auch andern orrath in die Statt tragen lassen. Diß thun sie sehr vorsichtiglich / gestalt ihnen befohlen worden. Vnd als also ihrer 30. hinein kommen / so hat er vnversehens deß Nachtes / die überfrornen Graben vnnd den Wall erstiegen / vnnd die Wacht umbgebracht. Da haben die Soldaten / so sich in der Statt hatten versperren lassen / die Pforten mit Hämmern vnd äxten auffgeschlagen / vnnd hundert leichte Pferde hinein gelassen / auff diese folgeten alsbald die übrigen Compagnien: Hernach sind sie an die Besatzung gefallen / der Frantzosen 1500. erwürget / vnd den sehr vesten ort ohne Blutvergiessen wiederumb erobert.

Es ist kaum auszusprechen / was vor ein grosser Vorrath an allerhand Krieges Rüstung / auch an Proviant vorhanden ge-wesen. Es haben die Oesterreichischen in diesem eintzigen Stättlein 128. grosse Stücke / 40000 Fäßlein Pulvers / 2000000. Kronen / worvon die Soldaten bezahlet werden solten / 300000 Säcke Getreides / 12000 Schäffel Saltzes / 100000. Schäffel Weitzen / vnd so viel Mehls bekommen: Auch ist durch diesen schaden der Frantzösische Krieg nicht wenig geschwächet worden“.[10]

Für die Rückgewinnung forderte er aber ständig Verehrungen vom Stift ein, wie die Protokolle ausweisen: „Bamberger hat auch seine Meriten wegen der eroberten Festung, und was er damit der kais. Mt. sowohl als dem Stifte Speier für nützliche dienste geleistet, aufs höchste extolliert; denn wann sie mit Gewalt hätte belagert werden müssen, wären alle speierischen Untertanen zu Grunde gegangen. Wann er auch 1000 Th. vom Domkapitel empfangen, so wäre dies gar gering gegen das, was andere Obersten bekommen. Als man ihm jedoch zu verstehen gab, daß er nur mit Hilfe der Untertanen des Stiftes Speier die Festung erobert, hat er sich sehr alteriert und gesagt, er wolle diejenigen wissen, welche dergleichen von ihm ausgeben“.[11]

Bamberger bezeichnete sich zwar als „des Stiftes Diener“, aber das war reine Ironie, in Wirklichkeit wurde das Stift von ihm ausgeplündert und die Einwohnerschaft von Philippsburg mit seinen groben Späßen schikaniert. „Bamberger, so lautete ein Jammerbericht aus Philippsburg, peinigt die arme Bürgerschaft mit vielen infamischen Plagen und Strafen, inmaßen er gedroht, die Leute teils auf einen Esel zu setzen, teils an einem Galgen mit einem Seile und überzwerchen Prügel aufzuziehen und tapfer abzuprügeln. Einen Schneider hat er in ein Hühnerhaus gesperrt und wie einen Hahn zu krähen gezwungen. Er beschwert die Untertanen mit unerträglichen Frohnen, sogar an Sonn- und Feiertagen. Die Wirthe zwingt er, Kammertwein auszuschenken und die Bäcker, seine Früchte zu verbacken“.[12] Die speyerische Regentschaft mit Erasmus von der Horst als Statthalter beschloss darum am 20. November 1635, „am kaiserlichen Hofe anzusuchen, Philippsburg beim Stifte zu erhalten und nit in andere Hände kommen zu lassen. Weil ferner die vierjährigen Pensionen bei der Stadt Speyer, als 16000 Th., dem Bamberger zu Behuf der Festung zugeeignet worden, und man ab altera parte meint, daß es ein accidens zur Festung wäre, ist zu sehen, wie es an den 120 Römermonaten defalciert werde. Insonderheit ist inständig beim Kaiser zu begehren, daß er dem Stifte in politischen, Justiz- und Regierungssachen, auch an den Gefällen keinen Eintrag geschehen lasse und die Reservation der Festung nit weiters extendiere, als was das Kriegskommando anbelangt. Dem Obristen könnte angedeutet werden, daß er inzwischen gute Ordre hält“.[13] Doch Horst, der wenige Tage zuvor Ferdinand von Ungarn aufgesucht hatte, teilte mit, dass nur 500 Mann des Regiments Bamberger in der Festung bleiben, die anderen aber nach Koblenz[14] verlegt werden sollten.

Auch im Frühjahr und Sommer gab es Schwierigkeiten mit Bamberger, der seine Festung mit reichlich Proviant  auszustatten wünschte. Im Winter 1636/1637 lehnte die Regentschaft das Ansinnen Bambergers nach dem Magazinzehnten rundweg ab. Im Mai 1637 hat Bamberger je länger je mehr sich angemaßt, in das Stift einzugreifen, obschon man ihm bisher in allem, was möglich ist, gratificierte. Zwar hat die kais. Mt. erstmals zu Wallerstein[15] und darauf zu Regensburg[16] die Versicherung gethan, das Stift soll von niemanden in Regierungs- und Rentensachen molestiert werden. Aber Bamberger schmäht des Stifts Diener und will dem Domkapitel vorschreiben, dieselben abzuschaffen. Er begehrt einen absolutum dominatum aufzurichten, was einem perpetuirenden Werke gleichsieht. Dabei erklärt er, fernerhin nichts mehr schriftlich, sondern nur mündlich zu traktieren, zu welchem Ende er den von Partenheim – Oberamtmann zu Bruchsal[17] – am besten leiden könne.[18] Er erhöhte die monatliche Kontribution des Amtes Philippsburg eigenmächtig von 25 auf 50 Rt. Partenheim erhielt daher am 15. Mai 1637 den Auftrag, zu Bezeigung beharrlicher Wohlmeinung und pro redimenda vexatione eine Küchensteuer von jährlich 3 – 400 Th. zu bewilligen. Dagegen sollte er sich wegen der bösen Consequenz nicht im geringsten auf eine Abrechnung einlassen. Der Oberst ward nur bestellt, die Festung zu verwahren. Weil aber zu befürchten, daß er eine ordre expracticiert, das Stift in seine Kontribution zu bringen, soll durch eine vertraute Person, wozu Domprobst Sinzig am besten erachtet worden, vorgebaut werden. Herr Sinzig kann dann einwenden, man habe dem Obristen zu unterschiedlichen malen starke Verehrungen gethan, auch mit service ihm succuriert. Wenn man aber die 3 Dörfer um Philippsburg noch höher beschweren sollte, würden sie ruiniert und dadurch der Festung kein geringer Abbruch widerfahren.[19]

Im linksrheinischen Teil  des Stiftes machten sich während des Winters 1637/38 mehrere Kompanien des Regiments Bamberger breit. Auch mussten die linksrheinischen Ämter zum Unterhalt der Garnison in Philippsburg beitragen, obgleich das Stift nicht schuldig ist, die Festung zu verproviantieren. In zwei Herbsten haben wir dem Regimente Bamberger in die 70 Fuder geliefert, dazu in dem alleinigen Monat Januar 1638 400 Malter Korn und 1000 Th.[20] Erneut wurde der allgemeine Magazinzehnt eingefordert.

Als Bernhard von Sachsen-Weimar am 2. März 1638 bei Rheinfelden gegen Werth gewann, wünschte Bamberger alle herrschaftlichen Weine nach Philippsburg zu überführen, weil sie in der Festung einen Weg als den anderen der Herrschaft zu Handen bleiben, sonst aber in Gefahr schweben. An Bruchsal stellte er die Anfrage, ob sie sich vor dem Feinde zu defendieren getrauten; dann so sich der Feind dieses Ortes impatronierte, werde er sie als Rebellen mit Feuer und Schwert verfolgen, indem sie allein bayerisch und nit kaiserlich sein wollten. Der bayerische Kommissar Samuel Beck ermahnte die Bürger Bruchsals, Bambergers Truppen aufzunehmen, zu Ausbleibung doppelten Schadens. Um jedoch die armen Leute vor den streifenden Parteien des Feindes zu defendieren, und Bruchsal davor zu bewahren, wie Durlach überfallen und ausgeplündert zu werden, erhielt die Stadt einige Dutzend Mann Sicherheitswache.[21] Die Aufbringung des kaiserlichen Magazinzehnten bereitete große Schwierigkeiten. Am 18. Mai und 1. Juni klagte die speyerische Regentschaft beim Kaiser: Diesseits des Rheins wurde nichts eingesät, sondern die armen Leute müssen ihr Leben mit Haidekorn und Bohnen retten, so viel mehr vor das Vieh als vor menschliche Unterhaltung sind. Auf daß nit, wie vorm Jahr, den Leuten doppelte Last aufgeladen werde, mögen Ew. Mt. einen commissarium deputieren, welcher diesen Zehnt erhebt und daraus den Obristen zu seiner Unterhaltung etwas Gewisses assigniert anstatt der 1000 Th. und 400 Malter Früchte, so ihm voriges Jahr geliefert worden. Nicht umsonst besorgten die fürstbischöflichen Räte: Demnach die Ernte vor der Thüre steht, möchte Bamberger die Früchte in die Festung führen und dabei seine Praetension wegen des Unterhalts suchen. Denn der Proviantverwalter Eichinger von Philippsburg ließ sie wissen, daß er ernstlich befehligt sei, den Magazinzehnten einzusammeln oder die Früchte auf dem Felde wegzunehmen. Ebenso drohte Bamberger, die vor diesem eingeforderte wöchentliche Geld- und Früchtekontribution zu exequieren. Andererseits jammerte der Keller von Lauterburg, daß er die Kontribution durchaus nit einbringen könne wegen der verloffenen Untertanen, so sich streifender Kroaten halber in die Wälder versteckt.[22] Bamberger bestand weiter auf dem Magazinzehnten wie auf seiner absonderlichen Unterhaltung, da ja die Untertanen ziemlich wohl angebaut seien. Zwar traf am 23. August die kaiserliche Entscheidung hinsichtlich des Magazinzehnten ein, sie war aber gar general ausgefallen. Was Philippsburg hätte, wenn die Leute nichts bauen würden, weist das exemplum von Breisach auf; trotzdem werden wir härter gehalten als Worms[23] und Landau.[24] Eine Unterredung mit Bamberger blieb ohne Erfolg. Dieser wollte den Bauhof, so doch in praesentia des Fürsten Savelli befreit worden, zu belegen, die herrschaftlichen Felder zu benützen und das fürstliche Tafelgeschirr zu behalten. General Gallas habe ihm 10000 Th. verwilligt; überhaupt sei er Ursache, daß das Domkapitel ein Stück Brot zu essen habe. Allein die Regentschaft hielt daran fest: Man ist dem Obristen nichts schuldig, dann er hat sich jederzeit selbst bezahlt gemacht.[25]

Nach einer Unterredung mit Götz wurde Bamberger im Oktober angewiesen, den armen Leuten 100 Malter zum täglichen Brot und zur Saat alsbald aus der Festung folgen zu lassen und für sich selbst nicht mehr Gehalt als andere Obristen auch zu fordern. „Endlich setzte sich [1639] im Bruhrheine[26] eine Abteilung Kroaten unter den Hauptleuten Siedler und Friedberg sowie unter dem Rittmeister Guschnenitz fest, zu geschweigen, daß Penzenau [Pienzenau], der im Kurpfälzischen lag, abermals ‚auf seinen Hinterstand‘ drängte.

Der Domdekan [Erasmus von der Horst] suchte darum den kaiserlichen General Geleen auf und nahm die Versicherung mit: ‚Er habe bereits selbst beweglich an S. kais. Mt. geschrieben, daß Kurbayern anbefohlen werde, die Kroaten abzuführen‘. Allein der bayerische General Mercy kehrte sich nicht daran, ‚daß unser Stift laut ksl. Ordonanz vom 11. April den Kurbayerischen gar nicht zum Quartier assigniert worden‘, sondern sandte seine Kroaten auch nach Grombach,[27] wo schon philippsburger Mennschaften lagen. Bamberger selbst beantragte ‚bei der Generalität in Eßlingen‘,[28] die Kroaten in Hessen unterzubringen; allein weder Mercy noch Goltz ließen sich umstimmen. Zwar erfolgte eine dreimalige kaiserliche Weisung, die Kroaten zu verlegen. Allein ‚dieweil man handgreiflich verspürt, daß die Generalität nicht zu parieren gedenkt, sondern alles an die kurf. Dt. in Bayern verweist, soll nochmals um Abschaffung dieser Kroaten angehalten werden. Waibstadt[29] haben sie bereits also ruiniert, daß es nichts mehr contribuiren kann; Lauterburg[30] liegt beinahe unbewohnt da. Nunmehr möchten die Völker aus den Winterquartieren aufbrechen, sind aber noch die Sommerquartiere zu besorgen‘. Bereits kam es zwischen den Kroaten und philippsburger Soldaten zu Raufereien, wobei die Bevölkerung für letztere Partei ergriff, weswegen hitzige Worte zwischen Heidelberg und Speier fielen. Auch beim Einsammlung des ‚Magazinzehnten‘ erfuhr das Fürstbistum in unangenehmer Weise, daß zwischen München und Wien eine merkliche Spannung eingetreten.

Der kaiserliche Kommissär Rich. Neu, der Ausgangs Juli in Philippsburg eintraf, beabsichtigte anfangs, das ganze Regiment Bamberger sowie zwei Reiterschwadronen unter Pissinger [Bissingen; BW] den Sommer über vom Fürstbistum verpflegen zu lassen. Von der Horst stellte ihm jedoch vor, daß die linksrheinischen Ämter allein für die letzten Winterquartiere 3700 fl. nebst vielem Wein, Getreide und Heu aufgebracht und daß von den rechtsrheinischen Ämtern  besonders Philippsburg mehr als genug gelei-stet. Mit Rücksicht darauf wies Neu den Bruhrheinern nur eine Kompagnie und den linksrheinischen zwei Kompagnieen an unter den Hauptleuten Siedler und Friedmann“.[31]

Im August/September 1639 kam es zu Auseinandersetzungen mit den weimarisch-französischen Verbänden. Geleen selbst kam herbei, um auf einer bei Philippsburg geschlagenen Brücke überzusetzen, als sich der Feind mit Confusion in’s Elsaß hinauf retirierte. Nachher hat Bamberger neben dem Obristen Wolf mit Zuziehung etlicher spanischer Soldaten aus Frankenthal die Städte Landau (5. September) und Germersheim[32] (8. September) wiederum erobert, jedoch auf vorausgegangene ernstliche Kanonierung.[33] Auch 1640/1641 unternahm er wieder mehrere Streifzüge ins Elsass, um die Weimaraner zu beschäftigen. Im Juni 1641 traf Generalfeldwachtmeister Gil de Haes in Bruchsal ein. Zwar gieng er in die Markgrafschaft Baden hinauf, aber es ist zu besorgen, er dürfte sich bald dieser Orte wieder nähern, da er neben Bamberger zugleich Sommerquartiere in diesem Stifte praetendiert.[34] Zwar entschied man zunächst zu Gunsten Bambergers, doch im Juli legte Haes eine Kompanie Dragoner nach Bruchsal. Die fürstbischöflichen Räte ersuchten sowohl Bamberger als auch Haes mit Remonstrierung der notorisch elendesten Beschaffenheit des Stiftes, daß ein Teil in der Güte die Quartiere quittieren möge. Stattdessen trafen noch drei weitere Kompanien ein. Die Räte beschwerten sich bei Ferdinand III., Haes habe ihnen diese Völker express auf den Hals gewiesen, um dem Bambergischen Regiment seine Quartiere zu nehmen; also müssen die armen Leute diesen Privatwiderwillen jämmerlich entgelten. Man glaubte auch in Speyer zu wissen, dass Wilhelm V. von Baden-Baden diese Völker, welche sonst in die Niederlande hätten geführt werden sollen, zu seines Landes Defension begehrte und durch seinen Agenten zu Regensburg den sämtlichen Ständen vorbringen ließ, diese Völker am Rheinstrom zu behalten. Darum möge er auch solche Völker selbst verpflegen und keinem anderen auf den Hals laden. Partenheim hatte darum den Markgrafen klarzumachen, dass hiedurch Philippsburg periclitiere und consequenter die Markgraffschaft es entgelten werde.

Partenheim wurde bei Haes selber vorstellig. Allein er will die Sommerverpflegung per forza durchdringen; er wird wohl derjenige sein, so das Stift ganz zu Grunde richtet. Letztlich musste man ihm mit 400 fl. monatlich begegnen, damit nicht die ganze Schwere über das Stift kommt; das Hauptwerk aber hat man beim Kriegshofrat zu suchen. Partenheim sollte Bamberger statt 600 fl. monatlich 800 fl. anbieten, wenn er für die Abführung der Truppen Haes‘ sorge. Bamberger erwartete 1200 fl., umgerechnet 220 fl. aus dem Amte Philippsburg samt anderen Gebühren. Als Domscholaster Warsberg ihn aufsuchte, war Bamberger disgustiert, da er eben die Post von Regensburg bekommen hatte. Er ist herausgefahren, man begehre speiererseits hinterrücks mit ihm umzugehen, und hat mich in Widerwillen und colera von sich gelassen. Wirklich hat er auch die 3 rückständigen Monate exequiert.[35] Mit Haes hatte man sich auf monatlich 600 fl. geeinigt.

Von Philippsburg aus beherrschte Bamberger das ganze Fürstbistum, von dem er 13500 fl. für die Winterquartiere 1641/42 verlangte. Die Speyerer Regentschaft konnte nur 5300 fl. aufbringen und verlangte bei den übrigen 8200 fl. einen Abzug von 4225 fl. für Service und ähnliche Leistungen. Ende März sandte er Rittmeister Bissingen nach Wien, um seine Praetension durchzudringen. Da er mit Zwangmaßnahmen drohte, hielt ihm Partenheim entgegen, dass im regensburger Reichsschlusse executio militaris expresse verboten worden sei. Schließlich blieb jedoch der Regentschaft nichts anderes übrig als zu vereinbarten Terminen mit den Zahlungen zu beginnen und sich währenddessen um eine kaiserliche Resolution zu bemühen. Die von Bamberger geforderten Hypotheken wurden dagegen verweigert.

Im Juli forderte er wieder 6000 Palisaden für die Festung. Dazu verlangte er für die eigene Tasche die noch ausstehenden 2654 fl. Dabei versicherte er der Regentschaft: Er thue der fürstlichen Regierung keinen Eintrag, sondern unterfange sich allein des Kriegswesens. Von den servicien könne er aber in nichts abstehen. Die Austeilung stelle er der Regierung anheim, in deren Ausbleibung er die exekution selbst vornehmen werde. In Philippsburg hatte ihn der Zollschreiber gebeten, zur Unterhaltung des Bauehofes und Bezahlung des Gesindes etwas Spelz verkaufen zu lassen, was ihn nur erzürnt habe, denn er sei Gubernator in der Festung. Er zwang die Leute, die Wiesen der Herrschaft und ihre eigenen in Frohnen abzumähen und für ihn einzuführen. Die Metzger durften kein Fleisch mehr aushauen. Ein Bäcker, dem aus Versehen ein Frosch ins Brot geriet, musste 100 Rt. Strafe aufbringen. Den Preis für den Malter Spelz drückte er auf 1 1/2 fl., den für Gerste auf 2 fl. herunter und ließ dann 45 Malter für seine Rechnung in Strassburg verkaufen, wo die Preise dementsprechend hoch waren. Zudem wolle er das Biersieden anfangen, zu welchem Ende er das Münzhaus accomodieren läßt.[36] Zunächst beschlagnahmte er die Früchte der gnädigsten Herrschaft und des St. Gemanstiftes. Dann ließ er anfangs September die praetendirten Gelder ohne einige Ordre durch Einlogierung seiner Pissingerischen Reiter zu Rheinhausen und durch Einquartierung seiner Soldaten in den Philippsburger Behausungen exequieren. Zwar musste er auf Veranlassung des Kommissars Bäuerle die einquartierten Soldaten delogieren und die arrestierten Früchte abfolgen, soviel deren zur Saat und Haushaltung notwendig. Dagegen billigte ihm Bäuerle monatllich 200 fl. an Service zu, dazu die Fronarbeiten, die ansscheind nicht mehr abgeschafft werden konnten. Dazu erklärten die fürstbischöflichen Räte: Wir wollen zwar dem Obristen die Recuperierung Philippsburgs nit disputieren; aber daß dadurch allein die Herrschaft ihr Verbleibens und ihren Unterhalt habe, müssen wir contradicieren. Er hat zwar die Soldaten unter seinem Kommando aber nit die Bauern, obwohl er vorgibt, es geschehe zu des Kaisers Diensten. Zu Regensburg wurde beschlossen, daß die servicien an dem Kontingent abgezogen werden sollen; auch die monatlichen 200 fl. Kommandanten- oder Küchengelder stehen ihm nicht als ein debitum zu. Er fordert im Ganzen eine Summe, welche die Hauptkontribution um das 2 1/2fache übersteigt.[37]

Einerseits lag man mit Bamberger weiter im Streit, da er auch 3000 Klafter Holz und 200 Malter Raufutter als debitum for-derte. Beides wurde ihm schließlich gewährt, weil man es sonst hernach entgelten möchte. Im Übrigen verbat es sich die Regentschaft, dass er gleich mit so spöttlichen Bedrohungen herausfahre. Auf der anderen Seite wusste man Bambergers militärische Tätigkeit durchaus zu schätzen, der im Mai 1642 einen geglückten Überfall auf Hagenau[38] durchführte. Wassenberg berichtet darüber im „Florus“: „Als hierzwischen der Obriste Bamberger / Commendant in der Vestung Philipsburg ihme vorgenommen / einen Anschlag auff die Frantzosen in Hagenaw ins Werck zu richten / hat er seinen Obristen Leutenant / vnd Obristen Wachtmeister mit zweyhundert zu Fuß / seine Pissingerische [Bissingen; BW] Compagny zu Pferdt / vnd andere in vierhundert starck / in aller stille vnd guter Ordnung gegen Hagenaw zu / marchiren lassen / vmb die Frantzosen herauß zu locken / und ihnen eines zu versetzen. Da nun der Bambergische Leutenant in 25 Pferde starck das außgetriebene Viehe vor der Statt hinweg genommen / sind die Frantzosen / da sie solches gesehen vnnd erfahren / in vierhundert starck herauß gefallen / obgedachte weichende Reutter verfolget / vnnd also auff das freye Feld ie mehr vnd mehr gelocket worden / da dann die versteckte übrige Bambergische Musquetierer vnds Reutter auff sie loß gangen / welche / als sie den Hinderhalt vermercket / in zwey Theil sich getheilet / ihrer in die 250. die Flucht genommẽ / biß an die Thore zu Hagenaw verfolget / vnd mehren theils nidergemacht worden. Der ander Theil / welcher sich in den Biontsteinischen Hoff retirirt / hat sich nach wenigem Fechten / vnd außgestandenem Sturm / mit niderlegung deß Gewährs auff parole ergeben. Da dann 2. Capitaine, 2. Lieutenant, etliche Fändrich / vnd über 120. Soldaten niddergemacht worden: Der Bambergischen aber sind sieben todt / vnd bey zwantzig verwundet / benebens den Gefangenen über zweyhundert stück Viehs in Philipsburg eingebracht“.[39]

Außerdem rechnete Bamberger es sich zum Verdienst an, dass auf sein Unterbauen das Stift von den Lothringern soviel als möglich verschont werde und rechnete daher auch mit einer bereitwilligen Aufnahme seines Rittmeisters Bissingen. Dieser hatte nach seiner Rückkehr aus Wien bei Gernsbach[40] gestanden, wurde dann aber von Wilhelm V. von Baden-Baden, der sich mit den Französischen in Kontribution eingelassen hatte, nicht gerade freundlich verabschiedet. Bamberger meinte daher mit dem Hinweis arbeiten zu können, französische Truppen könnten einmal unversehens anhero passieren und sich Bruchsals impatronieren. Die Regentschaft Speyers konterte geschickt: Je näher der Herr Obrist seine Reiter an des Feindes Grenzen und Quartiere logiert, desto mehr bleiben die Pässe und die Festung versichert. Außerdem hat sich die Bürgerschaft von Bruchsal resolviert, gegen eine Partei von 2-300 Mann sich wohl zu defendieren. Überhaupt lasse er im Falle der Not seine Besatzung zu Bruchsal jedesmal abfordern und nehme sie zu sich in die Festung. Darauf drohte Bamberger: Falls man zu Bruchsal und Waibstadt die Thore zuhält, werde ich selbige gleichwie im mansfeldischen und schwedischen Wesen wohl eröffnen lassen. Partenheim selbst, der Bamberger besänftigen sollte, riet daher, die Einquartierung Bissingens hinzunehmen, allerdings unter der Bedingung, dass die Unkosten am vereinbarten Kontingent abgingen. Auch Bambergers Wunsch, alle Früchte nach Philippsburg zu schaffen, wurde nach anfänglichem Zögern erfüllt, auf die ausdrückliche Versicherung hin, solche Früchte nit anzugreifen oder doch von erwarteten 10000 fl. sicherlich zu bezahlen. Am 29. November hatte Rittmeister Gayling von Altheim vom Regiment Wahls Waibstadt de facto überstiegen. Der Bürgermeister jammerte: Wann die Kompagnie nit delogiert werde, müsse er mit Weib und 7 Kindern ausweichen. Obwohl sich die Speyerer Regentschaft und Bamberger bei Maximilian I., Wahl und Kriegskommissar Schäffer wegen dieser Übersteigung beschwerten, blieben die Bayern trotz aller Versicherungen vier Monate dort liegen.[41]

Als um die Jahreswende 1642/43 Nachrichten aus Hessen eintrafen, dass die Weimaraner in 5000 Mann stark über den Main gegangen seien, wurde Bamberger gebeten, im rechtsrheinischen Stift einige Besatzungen zu verteilen, jedoch bei cessierender Gefahr wieder abzunehmen. Allerdings hatten diese Garnisonen kein Pulver, kein Blei und keine Lunten, waren auch zu arm, solches zu kaufen. Der gemeine Mann erhielt wöchentlich nur einen Batzen und zwei Laibe Brot.[42]

Inzwischen hatte es Horst dahin gebracht, dass dem Stift für die kommenden Sommerquartiere nur 60 Römermonate auferlegt wurden. Die eine Hälfte sollte der Philippsburger Garnison, die andere den lothringischen Truppen zufließen. Die umstrittenen Kommandantengelder waren gestrichen worden, was Bamberger nicht daran hinderte, diese 200 fl. monatlich weiter einzufordern. Weil man zu Wien ein hohes Absehen auf Philippsburg hat, wird der Obrist bei diesem Wesen schwerlich reformiert werden. So musste man ihm gegen Quittung etwas geben, aber nicht unterm Titel Kommandantengelder, sondern auf Abschlag des Kontingentes. Bamberger verweigerte jede schriftliche Abrechnung, die gezeigt hätte, dass er für sich selbst bereits 17000 fl. vom Fürstbistum erpresst hatte. Zudem steckte er die Kontributionen von Hagenau und die der elsässischen Ritterschaft in die eigene Tasche. Trotzdem forderte er frühzeitig wegen der armen Soldaten Notdurft die seiner Philippsburger Garnison assignierten Römermonate und sandte nach Bruchsal, Rothenburg und Grombuch[43] je 25 Tribuliersoldaten, die die Einwohner nicht aus den Häusern und die Tiere nicht aus den Ställen ließen. Horst erwirkte eine kaiserliche Ordre an Bamberger, die Entrichtung des Assignates auf leidentliche Termini anzusetzen und denen, so andere Lebensmittel nit haben, ihre Früchte aus der Festung folgen zu lassen.[44]

Auch in der Jurisdiktion maßte er sich Kompetenzen an, die ihm nicht zustanden. Ein Bürger aus Rülzheim[45] wurde nämlich einiger Verrätherrei halber gehängt. Die Speyerer Regentschaft erfüllte zwar Bambergers Ersuchen, die Amtsgehörigen von Kirrweiler[46] zu ermahnen, dass sie seine Parteien nit verraten, sie drückte aber auch die Erwartung aus, dass er ohne Vorwissen der Herrschaft eine derartige Exekution nit an die Hand nehmen werde. Desgleichen protestierte sie, als Bamberger mehrere speyerische Untertanen, die eine Zeitlang freiwillig in seinem Regiment gedient hatten und abgedankt waren, wie Deserteure behandeln lassen wollte. Schwierigkeiten ergaben sich auch aus der Forderung Bambergers, Germersheim samt der Madenburg – hier lag gewöhnlich nur ein Korporal mit einem Dutzend Soldaten, obwohl man mehrere Hundert hätte unterbringen können – einzuäschern, um dem Gegner keinen Stützpunkt zu liefern. Auch Karl IV. hatte darauf bestanden, dass die Madenburg gesprengt würde, nahm aber sein Ansinnen zurück, als das Schloss Anfang Juli seinen Truppen eingeräumt wurde, wofür das linksrheinische Stift und Landau aufkommen mussten.

„Diese lothringischen Truppen hielten im Sommer und Herbste 1643 das ganze Gebiet zwischen Hardt und Schwarzwald be-setzt und operierten von hier aus gegen die Hessen, während die ‚bayerische Reichsarmada bei Gernsbach‘ die Franzosen am Oberrheine beschäftigte. Freilich ging es nicht ohne ‚disordre‘ ab, wiewohl die fürstbischöflichen Räte dem in Speier durchreisenden Herzoge (8. Aug.) eine ansehnliche Beisteuer zusicherten. Im rechtsrheinischen Stifte that das Regiment Faugy ziemlichen Schaden, im linksrheinischen machte sich das Regiment Houssé breit und untersagte sogar den Deidesheimern, ‚eine ’salvaguardia‘ von Bamberger anzunehmen“.[47]

Im August hatte Bamberger wieder einmal angeregt, sämtliche Früchte der Herrschaft und der Untertanen nach Philippsburg zu bringen, wobei er die Gefahr vorschob, die die fürstbischöflichen Räte die Not nicht oder zu spät erkennen würden. Nach längerem Bedenken war man gegen Aushändigung einer Obligation damit einverstanden. Dabei forderte er einen angeblichen Rückstand von 5.500 fl. ein, obwohl er bis zum 1. Juni statt der seiner Garnison zustehenden 13500 fl. schon 29799 fl. empfangen hatte. Trotz der Vorstellungen Partenheims blieb er bei seiner Forderung, weil das Regiment schwierig und Diedenhofen über sei. Mitte September hatte er wieder Soldaten nach Bruchsal zur Exekution gesandt, die im Weigerungsfall Rinder und Pferde nach Philippsburg schaffen und keine Einwohner aus der Stadt lassen sollten. So blieb den Bruchsalern nichts weiter übrig, als sich zu vergleichen und die Summe in Raten aufzubringen. Horst bemühte sich in Wien weiter bis in den September hinein, einen kaiserlichen Befehl zu erreichen, in dem Bamberger die praetendierten 5500 fl. und servicia abgesprochen, auch alle executiones scharf inhibiert würden. Allein Bamberger erklärte, die Gelder einen als den anderen Weg zu exequieren und es bei Ihrer kais. Mt. wohl zu verantworten.[48] Auch der gerade in Wien weilende Oberkommissär Bäuerle wurde gebeten, eine expresse Absprechungsordre wegen der monatlichen 200 fl. Kommandantengelder auszubringen. Allerdings hatte man Bäuerle verstimmt, weil ihm anstatt eines versprochenen Trunkes nur ein Deo gratias erfolgt sei. Dazu hatte Anselm Kasimir durch Bäuerle und seinen Stellvertreter 8000 fl. Magazin vom Fürstbistum gefordert, was mit dem Hinweis abgelehnt wurde: Noch kein Stand hat das Magazin pure verwilligt, sondern es wird nit anderster als auf Defalcierung des Kontingentes gereicht. Als Bamberger das rechtsrheinische Magazin für sich forderte, hielt man ihm entgegen, dass dies zur Unterhaltung der Reichsarmade und nit von Philippsburg bestimmt sei. Bamberger erwiderte, er verzichte darauf, die französische Garnison von Hagenau würde es sich schon holen.

Im Herbst 1643 erhielt das rechtsrheinische Stift die Einlagerung des Regiments Druckmüller, dem täglich 1642 rationes gereicht werden mussten. Zwar hatte Bamberger damit geprahlt, er habe einen Befehl Maximilians I. erwirkt, dass das Stift mit der Reichsarmada zu verschonen sei. Die bayerische Generalität wollte dies aber nur auf die verschlossenen, nicht aber auf die offenen Orte bezogen wissen. Zwar war der Befehl ergangen, die Untertanen an der Saat und dem Herbste nicht zu hindern, doch wurde das ganze Stift bis auf Deidesheim von der bayerischen Armee ausgeplündert.[49]

Inzwischen hatten die Speyerer Beschwerden doch etwas bewirkt: Ferdinand III. beauftragte Wilhelm V. von Baden-Baden mit der Untersuchung gegen Bamberger. Aber Wilhelm V. drückte sein Bedauern aus, dass er sich wegen täglich zu besorgenden Einfalls der französischen Völker zurückhalten müsse.[50] Nach den blutigen Kämpfen um Freiburg[51] vom 3. bis 5. August 1644 vernahm man mit Bestürzung in Speyer vom Herannahen der Franzosen. Am 17. August stand Turenne vor Waibstadt, am 25. August erschien d’Enghien mit etwa zwanzigfacher Übermacht vor Philippsburg. Die Lothringer rührten sich nicht, nur Werth unternahm einen vergeblichen Entsatzversuch. Trotz tapferer Gegenwehr – manchmal ist auch von mattem Widerstand die Rede – musste Bamberger am 9. September mit freiem Abzug kapitulieren. Wassenberg schreibt:

„Vor allen dingen aber ist allhier der am Rhein gelegenen Haupt-Vestung Philipsburg / sonst Vdenheim genant / nit zu vergessen. Welche nach den sie 15. Tage von der Frantzos-Weimarischen Kriegesmacht / vnter Begleit deß Hertzogs von Anguin belagert, auch der Keyßerliche Befehlhaber darin Obr. Bamberger mehr nit dann 600. Mann / so wol mangel an Munition vnd Pulver gehabt / sich ohne außstehung einigen Sturms mit Accord ergeben“.[52] Hatzfeldt und Franz von Mercy hatten am 5.10.1644 aus Reichartshausen[53] an Gallas ein umfangreiches Memorandum über die Ereignisse an der Westfront, vor allem über den Verlust von Philippsburg und die Folgen dieser Katastrophe für das Rheinland abgesandt: Der Feind hatte die französischen Abteilungen zwischen den Kanal und die Festung Philippsburg gelegt und mit den deutschen Truppen den Rhein überschritten, sich widerstandslos der Städte Speyer, Worms und Oppenheim[54] bemächtigt und sei dann gegen Mainz gezogen. Sie, H. und M., marschierten diesseits des Rheins und hofften, über die Mainzer Brücke, die in den Händen der Kaiserlichen war, der Stadt zu Hilfe kommen zu können. – Am 28.9.1644 hatte Maximilian I. Piccolomini mitgeteilt: Inzwischen sei Mainz[55] in die Hände der Franzosen gefallen und habe sich trotz der von Hatzfeldt und Franz von Mercy zum Beistand entsandten 700 Dragoner und der Versicherung, dass die ganze Armee ihnen nachrücke, dem Feind ergeben. Der Kurfürst von Mainz sei zur Übergabe entschlossen gewesen, hatte die Dragoner nicht über die Brücke gelassen und diese lieber abgerissen. So wurde die nachrückende Armee nur mehr Zeuge der Szene, wie sich die Stadt einem einzigen französischen Trompeter ergab.[56] – Der Erzbischof aber hatte mehrere Stunden zuvor Mainz verlassen und sich nach Lahnstein[57] begeben. Der Feind eroberte Kreuznach[58] und Bingen,[59] die Stadt Mainz wurde ihm vom dortigen Kapitel übergeben; dann nahm er Bacharach[60] ein und auch Höchst[61] unterhalb von Frankfurt fiel durch einen Überraschungsangriff in seine Hände. Darauf zog der Feind rheinaufwärts und auch sie machten kehrt, um etwaige feindliche Angriffe auf Franken und Schwaben zu verhindern. Der Feind aber überschritt den Rhein, angeblich mit der Absicht, sich Frankenthals und weiterer Orte zu bemächtigen und zur Mosel zu ziehen. Sie beide beschlossen, dem Feind die Schiffsbrücke bei Philippsburg zu nehmen, die dortigen Abteilungen zu vernichten und gegebenen Falls den Feind zu verfolgen, um Köln nicht zu verlieren; sie könnten sich bei Koblenz, wo sie eine fertige Brücke hätten, mit den Truppen aus Lothringen, Köln, Kleve und Berg vereinigen und in dieser Stärke dem Feind stellen. Sie wollten alles tun, um Torstensson die Vereinigung mit den Franzosen zu verwehren. Anschließend erläuterten sie ihre Pläne für den Fall von Torstenssons weiterem Feldzug, in dem Gallas Stellungen im Vogtland beziehen sollte.[62]

Im Oktober musste Bamberger auf Grund dieser Konsequenzen sich wegen der Übergabe Philippsburgs rechtfertigen, im Januar 1645 wurde er in Heilbronn arrestiert und Generalauditor Johann Melchior Roland wurde von Melchior von Hatzfeldt mit der Eröffnung des Verfahrens beauftragt, das anscheinend aber ohne Ergebnis verlief.

Am Ende seiner Philippsburger Laufbahn hatte er sich zum reichsten Mann im Fürstbistum Speyer empor geschwungen. Dahin ist es gekommen, schimpfte Sötern, daß ein palefrenier – ein Stall- bzw. Pferdeknecht – seinen Herren auskaufen kann. Sötern ließ nach seiner Restitution dessen Güter beschlagnahmen, wogegen Bamberger vergeblich vor das Reichskammergericht zog, die er jedoch durch die Amnestie von 1648 zurückerhielt. Jedoch wagte es Bamberger nicht, das Stift zu betreten, angeblich aus Angst, gelyncht zu werden.[63]

[1] Philippsburg [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 632f.
[2] Remling, Geschichte Bd. 2, S. 467.
[3] Reinhard von Walmerode; ehem. Rat des Bischofs v. Worms, 1623 Regierungsrat in der Unteren Pfalz, v. Maximilian I. entlassen; MAIER, Unterpfalz, S. 105f.
[4] Heimsheim [Enzkr.]; HHSD VI, S. 323f.
[5] BAUR, Fürstentum Speier, S. 3ff., 22f., 28, 30f., etc.
[6] Schwaigern [LK Heilbronn], HHSD VI, S. 729f.
[7] Österreichisches Staatsarchiv Wien Allgemeine Feldakten 1635/8/62 (Ausfertigung): Walmerode an Ferdinand von Ungarn, Heimsheim, 1635 VIII 13.
[8] Badura; Kočí, Der große Kampf, Nr. 87, 48: Ferdinand von Ungarn an Rudolf von Colloredo, Philippsburg, 1635 VIII 29.
[9] Nach Pufendorf zit. bei FULDA, Wann wir die Menschenfresser, S. 162.
[10] WASSENBERG, Florus, S. 390f.
[11] BAUR, Fürstentum Speier, S. 3, Anm. 2.
[12] BAUR, Fürstentum Speier, S. 5, Anm. 1.
[13] BAUR, Fürstentum Speier, S. 2f.
[14] Koblenz; HHSD V, S. 178ff.
[15] Wallerstein [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 788.
[16] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[17] Bruchsal [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 120ff.
[18] BAUR, Fürstentum Speier, S. 4.
[19] BAUR, Fürstentum Speier, S. 4f.
[20] BAUR, Fürstentum Speier, S. 9.
[21] BAUR, Fürstentum Speier, S. 9.
[22] BAUR, Fürstentum Speier, S. 10f.
[23] Worms; HHSD V, S. 410ff.
[24] BAUR, Fürstentum Speier, S. 11f.; Landau in der Pfalz; HHSD V, S. 192ff.
[25] BAUR, Fürstentum Speier, S. 12, Anm. 2.
[26] Bruhrain > Bruchsal [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 120f.
[27] Grombach [Bad Rappenau, LK Heilbronn], HHSD VI, S. 266.
[28] Esslingen am Neckar [LK Esslingen]; HHSD VI, S. 191ff.
[29] Waibstadt [Rhein-Neckar-Kr.]; HHSD VI, S. 842.
[30] Lauterburg, heute Ortsteil von Essingen (Ostalbkreis).
[31] BAUR, Fürstentum Speier, S. 13f.
[32] Germersheim [Kr. Germersheim]; HHSD V, S. 112f.
[33] BAUR, Fürstentum Speier, S. 15.
[34] BAUR, Fürstentum Speier, S. 19.
[35] BAUR, Fürstentum Speier, S. 20f.
[36] BAUR, Fürstentum Speier, S. 23.
[37] BAUR, Fürstentum Speier, S. 23.
[38] Hagenau [Haguenau, Dép. Bas-Rhin].
[39] WASSENBERG, Florus, S. 491ff.
[40] Gernsbach [LK Rastatt]; HHSD VI, S. 251f.
[41] BAUR, Fürstentum Speier, S. 26.
[42] BAUR, Fürstentum Speier, S. 26.
[43] Grombach [LK Heilbronn] ?
[44] BAUR, Fürstentum Speier, S. 28.
[45] Rülzheim [LK Germersheim].
[46] Kirrweiler [Südliche Weinstraße].
[47] BAUR, Fürstentum Speier, S. 29f.
[48] BAUR, Fürstentum Speier, 31.
[49] BAUR, Fürstentum Speier, 31.
[50] BAUR, Fürstentum Speier, 34.
[51] Freiburg im Breisgau; HHSD VI, S. 215ff.
[52] WASSENBERG, Florus, S. 583.
[53] Reichartshausen [Rhein-Neckar-Kr.].
[54] Oppenheim [Kr. Mainz]; HHSD V, S. 279ff.
[55] Mainz; HHSD V, S. 214ff.
[56] Toegel; Kocí, Der Kampf, Nr. 410.
[57] Oberlahnstein [Loreley-Kr.]; HHSD V, S. 271f.
[58] (Bad) Kreuznach; HHSD V, S. 24ff.
[59] Bingen; HHSD V, S. 43ff.
[60] Bacharach [Kr. St. Goar]; HHSD V, S. 18ff.
[61] Höchst [Stadt Frankfurt/M.]; HHSD IV, S. 226ff.
[62] Toegel; Kocí, Der Kampf, Nr. 416.
[63] BAUR, Fürstentum Speier, S. 117f.,vgl. die Erwähnungen bei ENGELBERT, Hatzfeldt.
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