Adelsheim, Christoph von

Adelsheim, Christoph von; Oberamtmann [1580 – 1632] Christoph von Adelsheim war Amtmann des kurpfälzischen Boxberg.[1]

Am 17.11.1621 waren ligistische Truppen unter Anholts Befehl vor der kurpfälzischen Oberamtsstadt Mosbach[2] angerückt, deren Beschießung am 19.11. begann, und die zwei Tage später kapitulieren musste,[3] und vor Neckarelz.[4] „Den 17. November 1621 Abends fielen sieben Cornet Reuter, unter Commando des Bayerischen General-Feld-Wachtmeisters Grafen von Anholt Commando in den Flecken Beerfelden,[5] plünderten, ohnerachtet ihrer Verpflegung, denselben aus, nahmen 21 Pferde, und tractierten die Leute unmenschlich, daß sie, um ihr Leben zu retten, sich in die Wälder flüchteten. Folgenden Tags wurde durch den continuirenden Nach- und Rückzug von etlichen tausend Mann von der Bergstraße[6] gegen Moßbach in dem Amt Freyenstein[7] vollends alles aufgerieben, auch die Kirche ihres Kelchs und Ornats beraubt, der Pfarrer erbärmlich geschlagen, und mit Stricken dermaßen geknebelt, daß ihm Gesicht und Gehör vergangen, das Blut zu den Augen herausgedrungen, und er in wenig Tagen sterben müssen. Sie nannten ihn anders nicht, als einen Lutherischen Schelmen, und wollten ihn mit Bedrohung der Castration zwigen, daß er den Kirchen-Gesang: »Erhalt uns, Herr, bey deinem Wort usw.« verschweeren sollte. Sie pressten ihm auch große Marter 600 fl. aus“.[8] Anholt ließ in den nächsten Tagen seine Truppen in weitere feste Plätze einrücken, die als Winterquartiere vorgesehen waren. Während Tilly die rheinpfälzischen Gebiete nördlich des Neckars besetzt, eroberte Mansfeld[9] Bruchsal,[10] Germersheim[11] und Hagenau.[12] Zudem hatte er von Georg Friedrich von Baden-Durlach die Abstellung von 6.000 Mann badischer und württembergischer Truppen verlangt, um sie in sein Heer einzugliedern,[13] was Ferdinand II. von dem neutralen Johann Friedrich,[14] dem Durlacher Markgrafen und anderen kleinen Reichsständen im Dezember fordern sollte.[15] Der Oberamtmann von Boxberg, Christoph von Adelsheim, hatte sich am 21.11. an die kurpfälzische Regierung um Hilfe gewandt. Einem Bericht aus Wertheim[16] zufolge hätten sich 7.000 Mann bayerische Truppen – diese Zahlenangaben bezweifelte er allerdings zu Recht, wenngleich Verstärkungen dazu gestoßen sein könnten – unterhalb des würzburgischen Oberamts Lauda[17] einquartiert und die „Graffschaft Wertheim[18] ohn alles Versehen berühren sollen, so seyen sie durch die Offizianten auff gedachte Ortt neben abgewießen worden“.[19] Da Mosbach sich bereits ergeben habe, sei zu befürchten, dass das Amt Boxberg ohne ferneren „Verzug attaquiert werden möge; welches dann, wie wolbewußt, ohne secours wenig widerstand wird thun können, und da Mosbach als nahendgelegen nicht secourirt worden; werden die Unterthanen Ihnen viel weniger gedancken und Hoffnung machen können: diweil der secours weittern weg umbgeführt müßte werden uff besagten fall“.[20] Weil der Bote auf heranrückende Truppen stieß, kehrte er wieder zur Stadt zurück, die bereits von Truppen des in salzburgischen Diensten stehenden Obristen Levin von Mortaigne eingeschlossen wurde. Einen Tag zuvor hatte Anholt das Amt bereits schriftlich aufgefordert, das abgesandte kaiserliche (!) Volk einzunehmen und angedroht, dass eine Weigerung zu „Jehrer Eußerister Verderb und Verhengung ausschlagen würde“,[21] während er Mortaigne gebeten hatte, die „Armen Leüt und Underthanen“ zu verschonen.[22] Mittlerweile waren jedoch bereits einige aus dem zur Verteidigung des Schlosses aufgebotenen Ausschuss aus der Stadt geflüchtet. Als Mortaigne erschien, ließ er den Amtmann zur Übergabe auffordern, um „diese Ämbter vor deß Manßfeldischen Volckhs Plünderung und Verderbung zu beschützen, damit es nicht wie in der Oberen Pfalz zueginge“.[23] Der daraufhin in die Stadt eingelassene Mortaigne verblüffte den Amtschreiber mit seinen detaillierten Kenntnissen über die Anzahl und Einstellung der etwa vierundsiebzig Ausschussleute auf dem Schloss, die ihm bereits hinterbracht worden war. Zwar wollte der Oberamtmann pflichtgemäß die Übergabe verweigern, musste letztlich aber doch wegen des fehlenden Widerstands des Ausschusses,[24] von ihm als mutlos, unentschlossen, ungehorsam und widerspenstig charakterisiert, das Schloss übergeben, was Boxberg zumindest den Sturm und die damit verbundenen Exzesse ersparte. Zwar war im Akkord festgelegt worden, dass die „Kirchen- und Schuldiener in Ihrem officio ohnperturbirt gelassen“ werden sollten,[25] doch wurden bis zum 2.2.1625, wie dies bereits in der Oberen Pfalz praktiziert wurde, alle evangelischen Geistlichen aus dem Oberamt vertrieben und durch katholische Priester ersetzt. Wie überall hatte auch hier im Gefolge der Ligisten die Rekatholisierung begonnen.

[1] Boxberg [Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 106f. Boxberg war 1561 durch Albrecht von Rosenberg an die Pfalz abgetreten und katholisiert worden. PRESS, Albrecht von Rosenberg, S. 19.

[2] Mosbach [Neckar-Oldenwald-Kreis]; HHSD VI, S. 533f.

[3] Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe 229/12096; Staatsarchiv Würzburg, Würzburgische Militärsachen 3095/1, fol. 354 (Ausfertigung): Mortaigne an mainzischen Amtmann Eberhard von Dienheim in Tauberbischofsheim, Buchen 19.11.1621; fol. 350 (Ausfertigung) Mortaigne an Bischof Adolf von Ehrenberg, Helmstadt 20.11.1621. Anholt habe begonnen, Mosbach zu beschießen, was er nicht für gut halte, da dieser seine Ankunft hätte abwarten sollen. Nach HOFMANN, Einnahme, S. 88f., habe sich Mosbach ohne weiteres am 7.11. (a. St.) ergeben: „Pfälzische Truppen waren keine vorhanden, und die Landwehrkompagnien der einzelnen Oberämter waren nicht imstande oder vielleicht auch gewillt, Widerstand zu leisten, da die dessen Nutzlosigkeit einsahen“. Dagegen ist die Darstellung von FRIEDLEIN, Die pfälzischen Katholiken, S. 33, korrekt.

[4] Neckarelz, heute Stadtteil von Mosbach [Neckar-Odenwald-Kreis]. Nach LIEBIG, Neckarelz-Diedesheim, S. 177, am 9.12. von Anholt „uberweltigt u. eingenommen“.

[5] Beerfelden [Odenwaldkreis]; HHSD IV, S. 40.

[6] Bergstraße; HHSD IV, S. 43f.

[7] Freienstein bei Beerfelden [Odenwaldkreis].

[8] HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 163f., Anm. 2.

[9] Vgl. dazu die ausgezeichnete Dissertation von KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld.

[10] Bruchsal [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 120ff.

[11] Germersheim [Kr. Germersheim]; HHSD V, S. 112f.

[12] Hagenau [Elsass, h. Frankreich, Dép. Bas-Rhin].

[13] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 135 (Kopie) Georg Friedrich von Baden-Durlach an Johann Friedrich von Württemberg, 1622 I 28.

[14] Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 90 A tom. 34, fol. 238f. (Original): Ferdinand II. an Johann Friedrich von Württemberg, 1621 XII 29. RAFF, Hie gut Wirtemberg allewege Bd. 2,  83ff.

[15] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten schwarz 30, fol. 472f. Nachdem aber bayerische Truppen gegen Mansfeld eingesetzt worden waren, befahl Ferdinand II. Anfang Februar 1622 die Einstellung der Werbungen; Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 90 A tom. 34, fol. 327f. (Ausfertigung): Ferdinand II. an Johann Friedrich von Württemberg, 1622 I 28.

[16] Wertheim [Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 880ff.

[17] Lauda [L.-Königshofen, Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 452ff.

[18] Graf Johann Dietrich hatte unter Spínola an der Besetzung der Kurpfalz teilgenommen, „vermutlich aus politischen Erwägungen und durch seine Heirat mit der Gräfin Josina von der Mark trat er 1621 zum katholischen Glauben über“. EHMER, Grafschaft Wertheim, S. 167. Das erklärt wahrscheinlich die Verschonung der Graffschaft. Dagegen waren die drei Söhne des verstorbenen Christoph Ludwig auf Anforderung des Markgrafen v. Brandenburg-Ansbach auf der Seite Friedrichs V. in den Böhmischen Krieg gezogen. 1621 sollen 2.000 Mann kaiserliches Kriegsvolk unter dem Obristen v. Kniphausen durchgezogen sein; vgl. EMLEIN, Wertheim, S. 27ff.; VOLLHARDT, S. Artikulsbrief, S. 87ff.; WAGNER, Aus dem Diarium, S. 12; zur Vorgeschichte EHMER, Georg II. v. Wertheim.

[19] HOFMANN, Einnahme, S. 89; HOFMANN, Das kurpfältische Oberamt Boxberg, sowie die neuere Darstellung v. NEUMAIER, Geschichte, S. 40ff.

[20] HOFMANN, Einnahme, S. 90.

[21] HOFMANN, Einnahme, S. 91.

[22] HOFMANN, Einnahme, S. 90.

[23] HOFMANN, Einnahme, S. 97.

[24] NEUMAIER, Geschichte, S. 45f.

[25] HOFMANN, Einnahme, S. 93. Das Oberamt blieb bis Dez. 1630 u. der Übernahme durch schwedische Truppen unter bayerischer Verwaltung. 1633 fiel Boxberg vertragsgemäß an die Pfalz. 1634 nach der Schlacht bei Nördlingen nahmen bayerische Truppen Boxberg wieder in Besitz; HOFMANN, Einnahme, S. 104f.

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