Wolfstirn und Raphaelsberg, Johann [Hans] Adolf von

Wolfstirn und Raphaelsberg, Johann [Hans] Adolf von; Oberkommissar, Reichspfennigmeister [ – ] Wolfstirn war kaiserlicher Oberkommissar und Reichspfennigmeister.

„Nach der Schlacht von Nördlingen[1] wurde das Ansbacher[2] Land sequestriert und die Verwaltung dem Oberkommissar Johann Adolf von Wolfstirn, kaiserlichem Rat und Reichspfennigmeister, der zu Dinkelsbühl[3] seinen Sitz hatte, und dem Landhofmeister Krauß übergeben. Der in Feuchtwangen[4] liegende Regimentsstab des Regiments Alt-Sachsen wurde von Bernhard Studnitzky von Beneschau befehligt. Dieser war samt seiner Frau evangelisch, aber der Krieg war so sehr bereits zum Handwerk geworden, dass das Religionsbekenntnis auf beiden Seiten immer mehr vernachlässigt wurde. Studnitzky ging in Feuchtwangen zu Beichte und Abendmahl und seine Frau ließ bei Erkrankung eines Kindes und später einmal ihres Mannes in der Kirche für sie beten. Das Schlimme aber war, dass sich die kaiserliche Behörde jetzt auch in kirchliche Angelegenheiten mischte. Anlass dazu gab die Erledigung des Archidiakonats (jetzt 2. Pfarrstelle) durch den Tod Tilemann Flößers. Es hatten sich außer anderen Kaspar Rohrbach vom Kloster Sulz und der Pfarrer Sebals Oettinger von Dentlein um die Stelle beworben. Das Konsistorium in Ansbach hatte den dem Oettinger, der auf keiner Universität, nur auf der Heilbronner[5] Fürstenschule gewesen war, „weit überlegenen“ Rohrbach gewählt und Landhofmeister Krauß hatte die Ernennung bestätigt. Da langte am 21.1. ein in barschem Ton gehaltener Befehl von Oberkommissar Wolfstirn und Studnitzky ein, man solle ohne weitere Umstände die Stelle dem Oettinger geben. Trotz allen Sträubens des Konsistoriums wurde die Anweisung vollzogen. Am 20.1. leistete Oettinger sein pristerliches Gelöbnis. Er hat sich aber in der Folge als so scham- und würdeloser Mann erwiesen, dass er als trauriger Berweis für die durch den Krieg geschehene Sittenverwilderung gelten kann. Selbst Rat und Bürgermeister ersuchten um dessen Belassung in Feuchtwangen, als es um dessen Entfernung ging. Obwohl Studnitzky schon am 16.4. wieder abzog, dauerte es noch bis zum Januar 1639, bis Feuchtwangen Oettinger wieder los wurde“.[6]

[1] Vgl. die Erwähnungen bei ENGERISSER; HRNČIŘÍK, Nördlingen (die umfassendste und detailierteste Darstellung der Schlacht).

[2] Ansbach; HHSD VII, S. 26ff.

[3] Dinkelsbühl [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 142ff.

[4] Feuchtwangen [LK Feuchtwangen]; HHSD VII, S. 196f.

[5] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.

[6] Nach SCHAUDIG, Geschichte.

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