Riese [Rieß, Rise], Johann Ludwig

Riese [Rieß, Rise], Johann Ludwig; Obrist [ –  10.8.1632] Riese stand zunächst in dänisch-weimarischen Diensten.

In der Hannover’schen[1] Chronik heißt es über die Einquartierung Rieses, der mit zwei Fahnen in der Stadt lag:Dargegen sein von des Obristen Rieß Regiment 2 Fahnen, jede zu 150 stark, unter Capitain Volkmann und Capitain Fingerling wieder herein kommen, wie auch auf die Neustadt[2] 2 Fahnen desselben Tages [24.12.1625; BW] wieder verleget worden“.[3] „Von dem Christtage an bis aufs neue Jahr ist nichts sonderliches dieses Orts vom Kriegswesen vorgelaufen, nur daß viel Leute an der Hauptkrankheit gestorben sind, sonderlich von den Hausleuten und Soldaten. Und sein in dieser Weinachtwochen von Bürgern und Hausleuten allhie begraben, so mit christlichen Ceremonien, Sang und Klang aus dem Thore zu Kirchhofe gebracht, 25 Personen, ohne die Soldaten und Hausleute, so ohne Procession, ohne Singen und Klingen absonderlich hinaus getragen worden. […] Ist also in diesem 1625. Jahre hie zu Hannover und dieses Orts herum im Schwange gegangen der Krieg, theure Zeit, Pestilentz, Hauptwehe, der Brun,[4] die Blattern und die Masern. Also, daß viele Menschen daran gestorben und dahin gefallen. Auch sein viele des Hungers gestorben, sonderlich auf dem Lande, an Königschen Soldaten, Adel und Unadel, Hausleuten, welche nicht alle Sarcke bekommen können, sein in ein Bund Stroh gewickelt[5] und in die Erde verscharret, sonderlich hinter S. Nicolai Kirchhof, welches sich zwar in diesem 1625. Jahre angefangen und durch den Sept., Oct., Nov. und Dec. continuiret, aber im folgenden 1626. Jahre, den Winter gantz durch, am heftigsten gewesen ist.

Anno 1626 den 1. Januarii früh Morgens um 6 Uhren ist die Bürgerschaft mit ihren 4 Fahnen zu Walle geführet und haben daselbst nebst der Stadt geworbenen 200 Soldaten, auch nebenst denen 2 Fahnen Königschen Soldaten 3 mahl zum neuen Jahre Salve geschossen, als es 7 geschlagen und die Frühpredigt vollendet gewesen. In dieser Ordnung: Der Obriste Rieß ist mit den Königschen, so auf der Neustadt quartiret, auf dem Brande gewesen, auf das Rondehl hinter der Neustadt sein 2 Fahnen Bürger von der Lein- und Köbelingsstraßen gestellet, auf dem Wall vorm Leinthore bey der Pulvermühle ist eine Fahne unserer geworbenen Soldaten gesetzt, auf das Windmühlen Rondehl sein die 2 Fahnen Königsche, so in der Stadt quartieret, gestellet. Von dem Windmühlen Rondehl an bis an das Aegidienthor sein 2 Fahnen Bürger von der Marktstraße und Osterthor an der Brustwehr entlangs in 2 Riegen gestellet worden, zwischen dem Aegidien- und Steinthore ist es ledig gelassen. Der Obriste Rieß auf dem Brande hat zuerst seine 2 Stücke abgefeuret, darauf seine Musquetirer eine Salve gethan, darauf ist von dem Rondehl über der Neustadt mit einem groben Stücke, und darauf durch unsere geworbene Soldaten eine Salve. Ferner vom Windmühlen Rondehl und den Königschen Soldaten, weiters von dem Rondehl über dem Ziegelhofe mit einem Stücke und den 2 Fahnen Bürgern darauf eine Salve gethan. Und ist solches 3 mahl geschehen. Es ist auch zu der Neuenstadt am Rübenberge, wie auch zu Nienburg[6] und deren Oertern auf allen Festungen und Königschen Quartieren, da Königsche Besatzung gewesen, Neujahrs Salve geschossen, welches man hie zu Hannover können hören“.[7]

„Den 31. Januarii [1626; BW] sein der Königschen etliche aus commandiret, von des Obristen Erstrotz Regiment und des Obristen Rieß Regiment, die haben in der Nacht die Brücke bey Raute[8] über die Leine abgeworfen und die Wachte im Fischerhause daselbst aufgenommen und das Fischerhaus angezündet. Darauf seyn sie nach Sarstedt[9] gerücket und daselbst die Brücke über die Innerste auch abgeworfen, den Tillischen das streufen über die Leine dadurch zu verhindern, weil dieselben in voriger Woche die Dörfer Luene,[10] Holtelen,[11] Blelem,[12] Gleye,[13] Rethem[14] und den gantzen Strich außgeplündert, geraubet, gemordet und an etlichen Orten gebrandt“.[15]

„Den 7. Martii ist ein Lüneb. Trompeter von Zelle,[16] ohne Zweifel von Hertzog Georgen, in Pattensen[17] bey Tilly gewesen, welches den Königschen verkundschaftet. Derowegen den 8. Martii die Königsche, so in Hannover und auf der Neustadt[18] allhie quartieret, mit 2 Compagnien Reutern und etlichem Fußvolke unter den Obristen Nerbrotten und Rieß mit vielen Wagen nach den Lüneburgischen Dörfern Dörn,[19] Wülfel[20] und Latzen[21] gezogen, dieselben spoliiret und sonderlich Latzen gantz spoliiret, Heu, Stroh, Futter und alles, was in den Häusern gewesen, rein mit weggenommen, auch die Fenster und Töpfe zerschlagen und nicht das geringste gelassen“.[22]

„Es war der königliche Kommissar Joachim Mitzlaff, der etwa 3 600 Mann dänischer und mansfeldischer Truppen über den Jablunka-Paß[23] zurück nach Oberschlesien führte. Bei Bethlen Gabor hatte Johann Ernst kurz vor seinem Tode gerade noch erreicht, daß in den Friedensverhandlungen zwischen diesem und dem Kaiser den dänischen Truppen die Rückkehr zu ihrem König garantiert wurde. In kleinen Gruppen – so wurde im Friedensvertrag von Preßburg[24] vereinbart – durften sie sich durch Schlesien nach Norden zurückziehen. Jedoch dieser Rückzug sollte sich ganz anders vollziehen. Zwar überwanden die Truppen bei Schnee und Eis das Jablunkagebirge und erreichten wieder schlesisches Gebiet, aber nur um – dem Willen ihres neuen Befehlshabers entsprechend – sich hier erneut festzusetzen und neue Eroberungen zu beginnen.

Wohl zu dieser Zeit, im Dezember 1626 oder Januar 1627, wurde Holck als Kammandeur eines Reiterregiments zum Obristen ernannt. Es war sicher zunächst eine interimistische Entscheidung Mitzlaffs und seines militärischen Beraters Balthasar Adrian von Flodorp, und sie mag mit dem dringenden Bedarf an höheren Offizieren zusammengehangen haben, der sich aus der Eingliederung der Reste der mansfeldischen Truppen in das dänische Korps ergab, auch aus neuen Werbungen und nicht zuletzt aus der Aufgabe, das Land zu besetzen und zu beherrschen, in dem man nun Winterquartier nahm. Mitte Dezember schon beriet Mitzlaff in Oderberg[25] mit Baudissin über die Einquartierung der Truppen. Der Obrist Riese sollte sich in Troppau[26] und seiner Umgebung festsetzen, der Obrist Kaldenhof zwischen Jägerndorf[27] und Oderberg Quartier beziehen, der Obrist Baudissin links der Oder das Gebiet ungefähr bis Leobschütz[28] kontrollieren, Holk aber mit dem größten Teil der Reiterei – zwei Regimentern – das Gebiet rechts der Oder bis zur polnischen Grenze. Es liegt auf der Hand, daß eine solche Aufgabenstellung die Beförderung Holcks zum Obristen voraussetzte“.[29]

„Wie manche der oberschlesischen Städte in die Hände ihrer Eroberer fielen, zeigt das Beispiel Beuthens,[30] einer an der Grenze zu Polen gelegenen Bergstadt, die Kaiser Ferdinand II. 1623 dem Freiherrn Lazarus Henkel von Donnersmark[31] verpfändet hatte. In der Nacht zum 27. Februar erschien Holck mit mehreren Regimentern vor der Stadt. Er ließ die Tore mit Petarden sprengen, d. h. mit Pulver gefüllten Säcken oder Gefäßen, die an die Tore gehängt wurden, drang mit seinen Reitern in die Stadt ein und nahm den größten Teil der kaiserlichen Besatzung gefangen. Seinen Truppen erlaubte er, danach das Rathaus, das Hospital, zwei Pfarrhöfe und das Franziskanerkloster zu plündern. Dem kaiserlichen Obristen von Mäder, dem Kommandanten der Festung Kosel,[32] gelang es mit seinen Truppen nicht, Beuthen zu entsetzen. Holcks Soldaten und protestantische Bürger der Stadt, die ihnen dabei halfen, schlugen vierhundert Kosaken in die Flucht. Erst im November 1627 konnte der Obrist Burggraf Hannibal von Dohna, der Haup[t]exekutor der katholischen Gegenreformation in Schlesien, Beuthen für den Kaiser zurückerobern.

Wenige Tage nach der Eroberung der Stadt Beuthen spielten Holck und sein Regiment eine wichtige Rolle bei der Eroberung der Festung Kosel. Während diese von anderen dänischen Regimentern angegriffen wurde, überfiel Holk mit seinen Reitern das auf dem anderen Boberufer liegende Lager des kaiserlichen Regiments Mörder, rieb dieses völlig auf und hinderte es so, die angegriffene Festung zu unterstützen. Der Obrist Johann von Mörder, sein Obristleutnant Johann Georg von Mansfeld und der Obristwachtmeister Heinrich von Dohna gerieten in Holcks Gefangenschaft. Die eroberte Festung Kosel wurde der wichtigste Stützpunkt der dänischen Truppen in Schlesien. Mitzlaff, Holck und der Oberst Riese, der die Festung kommandierte, sorgten sofort für ihre weitere Befestigung. Zu ihrer Verteidiger mangelte es jedoch an Schießpulver, das über das Gebirge aus den Salpeterhütten in Troppau, Oderberg und Pleß[33] herangetragen werden mußte. Auch der Ausbau der Mauern und Bastionen machte naturgemäß nur langsame Fortschritte. Als Mitzlaff die Festung im Mai inspizierte, mußte er von Holck und Riese erfahren, daß sie im Falle eines Angriffs ohne Unterstützung durch Reiterei nicht zu halten sei“.[34]

Riese führte ab 1628 unter Johann Ernst von Sachsen-Weimar das Gelbe Regiment.[35]

1631 stellte Riese eine Forderung von 200 Reichstaler im Fall der von seinen Rittmeistern Borgelen und Ernst Albrecht Graf von Eberstein verschleppten Rüthener[36] Geiseln.[37]

Als Obristleutnant und dann als Obrist und Kommandeur eines Fürstlichen Regiments stand er später in hessen-kasselischen Diensten, bevor er seit Februar 1632 Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar untergeben wurde.

„Die Stadt Göttingen[38] wollte er [Wilhelm IV.; BW] dem Landgrafen von Hessen überlassen. Er schlug ihm vor, Göttingen mit den weimarischen Truppen des Obersten Steinbach zu besetzen und diese unter hessisches Kommando zu stellen, als Gegenleistung aber den hessischen Obersten Riese mit seinem Regiment in weimarischen Dienst treten zu lassen. Außerdem bat er den Landgrafen um eine Unterredung in Göttingen. Dieser war mit dem Vorschlag des Herzogs einverstanden, gab aber wegen einer Zusammenkunft keine sichere Zusage, da er nicht wisse, ob er wegen der Nähe des Feindes von der Armee abkommen könne. Als nun Herzog Wilhelm am 3. März nach Göttingen kam, traf er den Landgrafen nicht an. Er fertigte deshalb den Obersten Henderson zu ihm ab, der mit ihm nochmals wegen der Auswechslung der Regimenter und der Übergabe Göttingens verhandeln sollte. Zugleich befahl er Steinbach, mit seinem Regiment vom Eichsfeld[39] nach Göttingen zu marschieren und sich nach dem Befehl des Landgrafen zu richten. Den Obersten Riese bat er, nach Rustenberg[40] aufs Eichsfeld zu ziehen. Landgraf Wilhelm war damit zufrieden, entließ Riese aus seinem Dienst und befahl ihm, zum Herzog aufzubrechen. Dieser erteilte dem Obersten und der bisherigen Besatzung von Göttingen Marschbefehl nach Duderstadt,[41] wo er selbst schon am, 6. März wieder eingetroffen war. Die Reiterei, die zum Teil schon bei Mühlhausen[42] lag, ließ er gegen Eschwege[43] und Marksuhl[44] aufbrechen, die Infanterie und Artillerie gegen Gotha[45] ziehen, in dessen Umgebung sie Quartier nehmen sollte“.[46]

Als Alexander Erskein als königlich schwedischer Resident sich in Erfurt[47] niederließ, begann das übliche Spiel um Schutzgelder und Kontributionen. Zugleich stellte er wohl auch die Kontrolle Löwensteins und auch Wilhelms V. sicher.

„Das Ausschreiben, das Herzog Wilhelm vor seinem Scheiden aus Thüringen erlassen hatte, blieb ebenso erfolglos wie die vorigen, besonders da die Frist zu kurz war. Auch die vom Herzog geforderte Zusammenziehung des Aufgebots nahm längere Zeit in Anspruch. Als nun bis zum 6. April noch keine Lieferung erfolgt war, wiederholte Graf Löwenstein am 7. und 8. April das Ausschreiben. Jetzt kamen einige Stände der Aufforderung nach. Herzog Albrecht von Weimar hatte seine Landstände zur Bewilligung der verlangten 3000 Rt. vermocht und lieferte bis zum 15. April 2700 Rt.; auch den Ausschuß ließ er zusammenführen. Johann Kasimir sandte 2000 Rt. und ließ eine Kompanie seines Aufgebots nach Erfurt marschieren. Johann Ernst wollte 1000 Rt. aufbringen, bat aber um Geduld. Mühlhausen[48] zahlte dem Obersten Monroe 1000 Rt.: ‚Wie schwer aber solche Abstattung bei uns und unseren armen Leuten hergegangen, ist fast nicht zu erzählen’. Henneberg[49] lehnte ab, da das Land durch den erneuten Durchzug der Armeen erschöpft sei. Altenburg entschuldigte sich mit der Einquartierung kursächsischer Truppen. Auch den Ausschuß wollte Johann Philipp nicht nach Erfurt schicken, da er ihn zum Schutz der Pässe bei Saalfeld[50] und Gräfenthal[51] brauchte.

Der Rat von Erfurt hatte sich Ende März erneut an Oxenstierna gewandt, sich über die schwere Belastung beklagt und um Abführung der Garnison aus der Stadt gebeten, deren Verteidigung er selbst übernehmen wollte.[52] Außerdem wünschte er in den Besitz aller weltlichen Rechte, die der Mainzer Erzbischof bisher in der Stadt besessen hatte, zu gelangen und die Anwartschaft auf die katholischen Stifter und Klöster zu erhalten. Oxenstierna war nicht in der Lage, dem Rat dies zuzugestehen; er versprach aber die Stadt beim König ‚bestermaßen zu rekommendieren’ und dafür zu sorgen, daß die ‚gebetenen Stücke inmittelst niemand anders der Stadt zum Präjudiz konferiert noch vergeben’ würden, und schickte den Kriegsrat Alexander Erskein nach Erfurt, der dort die Verhältnisse ordnen sollte. Oxenstierna trug ihm ‚vollkommene Gewalt, in allen und vorfallenden Sachen zu traktieren und negotiieren, auch bis auf königliche Ratifikation mit den Parten zu schließen’, auf. Am 10. April, noch als Löwenstein unter Mühen versuchte, die Stände zur Bewilligung der Forderungen des Herzogs zu bewegen, traf er in Erfurt ein. Vom Rat übernahm er die Verwaltung des Mainzer Gerichts, übergab ihm aber das Reglerkloster. Die Stadt sollte ‚der Kriegsbeschwerung entnommen werden’, dafür jedoch, zunächst im April, 10000 Rt. zahlen. Zwischen dem Rat und der Geistlichkeit, der der Rat 3000 von den verlangten 10000 Rt. aufbürden wollte, machte er einen scharfen Trennungsstrich. Er erklärte, ‚der Rat hätte mit der Klerisei nichts zu schaffen’, diese sollte sich mit ‚dem Rat nicht einlassen’. Dagegen möge sie ihm als Residenten ein monatliches Schutzgeld von 1000 Rt. geben. Auf die Fürbitte Burchards begnügte er sich zunächst mit 250 Rt., verlangte aber innerhalb von fünf Wochen nochmals 250 Rt., dann wollte er einen Schutzbrief durch Burchard aufsetzen lassen. Unter großen Mühen brachte die Geistlichkeit die Gelder auf, der Schutzbrief ließ aber auf sich warten. Als Entschuldigung wurde die große ‚Obligation des Herrn Residenten’ angeführt.

Dieser begnügte sich nicht damit, in Erfurt Ordnung zu schaffen, sondern begann seine Tätigkeit auf das ganze [den ganzen; BW] Statthalterbereich Herzog Wilhelms auszudehnen. Der Zustand, in dem er die thüringischen Lande antraf, war zum Teil äußerst traurig. Sie waren durch die Durchzüge der Armeen erschöpft, durch Einquartierungen und ‚notorische und landkundige ausgestandene Plünderungen’ ausgesaugt. Erskeins Absicht ging nun dahin, für eine möglichst gerechte Verteilung der Lasten auf die einzelnen Stände zu sorgen. Schon die Austeilung der neuen Werbeplätze fand nicht seinen Beifall. Die um Erfurt liegenden Lande schienen ihm zu stark belastet zu sein. Eine Kompanie Dragoner ließ er durch Graf Löwenstein aus schwarzburgischem in altenburgisches Gebiet legen. Sein Ziel aber hoffte er am schnellsten durch einen Konvent aller thüringischen Stände zu erreichen, auf dem über die für die Verteidigung Thüringens wichtigen Fragen verhandelt werden sollte.

Gemeinsam mit dem Grafen Löwenstein lud er die Stände für den 3. Mai zu einer Zusammenkunft in Erfurt ein. Als Verhandlungspunkte wurden festgesetzt: 1. Der weitere Ausbau der Befestigung Erfurts. 2. Eine gerechte Verteilung der Lasten auf die einzelnen Stände. 3. Beseitigung und Verhütung der bestehenden Mißstände durch eine erträgliche Kontribution, die außerdem zur Anschaffung von Munition und Proviant verwendet werden sollte. Als eben die Einladung ergangen war, kam der Oberst Riese nach Thüringen mit einem besonderen Auftrag Herzog Wilhelms, der gehört hatte, daß Pappenheim im Anzug auf Thüringen sei. Der Herzog wünschte, daß Riese gemeinsam mit dem Grafen Löwenstein, der ohne seinen Rat nichts tun sollte, für den Schutz Erfurts durch Zusammenziehung des Ausschusses der Stände, Herbeischaffung von Munition, Geschützen und Proviant und Förderung der Befestigungsarbeiten Sorge trage. Auch die gesamte in Thüringen liegende Reiterei mit Ausnahme einer Kompanie, die Duderstadt[53] besetzt halten sollte, sollte er um Erfurt zusammenziehen, die Stadt aber bei einem Angriff des Feindes bis aufs äußerste verteidigen und daneben auch das Residenzschloß in Weimar[54] besetzen. Die Werbungen sollten beschleunigt, die Werbegelder von den Ständen erhoben werden. Bei der Ankunft des Obersten kam es üblen Auftritten. Der Rat verweigerte ihm die Aufnahme in die Stadt, so daß er und seine Leute sich zumeist in Weimar aufhalten mußten. Als er schließlich durch Vermittlung des Residenten in Erfurt ein Quartier erhalten hatte und es beziehen wollte, erhob sich ein großer Tumult, so daß er es auf Anra-ten der weimarischen Räte vorzog, nach Weimar zurückzukehren, ‚in der Intention, hierdurch größeren Schimpf zu vermeiden’. Der Resident versprach ihm zur Werbung 2000 Rt. zu zahlen und Musterplätze anzuweisen“.[55]

Riese, der Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ als „der Schwarze“ war, fiel am 10.8.1632 in einem Treffen mit Ernst Georg von Sparr. Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Volkmar Happe erinnert sich in seiner „Thüringischen Chronik“ nicht ohne eine gewisse Genugtuung:  „Den 19.[29.; BW] April der weimarische Oberste Johann Riese einer vornehmen Wittwen und Geschlechterin in Erfurt, die Wurden genant, ihr Haus mit Gewalt eröffnet, der Tochter mit einem Pistohl neben dem Kopfe hingeschossen und die Mutter über alle Maßen übel geschlagen“.[56] „Der gerechte Gott hat diesen Tyrannen balde gestrafet, denn er noch in diesen Jahr im August in Beyern jämmerlich umbkommen“.[57]

Ausführlich beschrieben hat dieses Treffen der schottische Teilnehmer Monro: „Am 28. Juli [a. St., 1632] hatte S. M. Oberst Taupadel mit Reitern und Dragonern abkommandiert, Freystadt[58] in der Oberpfalz anzugreifen, das etwa zwei Meilen von Neumarkt[59] entfernt liegt. Die Kaiserlichen hatten dort ihr Hauptversorgungslager für Lebensmittel und Munition, das mit 500 Soldaten besetzt war. Am 30. Juli kam Taupadel noch vor Tagesanbruch dorthin, teilte seine Truppen sofort in zwei Sturmgruppen auf und warf die eine gegen das obere Tor, die andere gegen das untere. Das obere Tor sprengten sie mit einer Petarde auf, und als die Schweden hineinstürmten, gaben sie Feuer und töteten dabei Oberstleutnant Khevenhüller, einen ihrer eigenen Leute, den sie für einen Feind hielten. Er erhielt einen Schuß in die Schulter und starb kurz darauf in Nürnberg.[60] Die kaiserliche Garnison wurde ganz und gar niedergemacht, die Proviantwagen wurden geplündert, die Stadt brannte man nieder. Wir brachten vierhundert große und fette Ochsen nach Nürnberg. Der König, der unmittelbar hinter Taupadel hermarschierte, folgte ihm mit einer Kampfgruppe von 1 000 Musketieren und etwa 800 Reitern bis zum Dorf Burgthann[61] nach, denn er dachte, der Feind würde Taupadel nachsetzen, wenn er von seiner Aktion erführe. Um seinen Rückzug abzudecken, stieß S. M. bis Postbauer[62] vor. Zur selben Zeit unternahm Generalmajor Sparr mit 800 Reitern, 20 Kornetts Kroaten und 500 Musketieren, die von Oberstleutnant Gordon und Major Lesly kommandiert wurden, einen Anschlag auf die Stadt Lauf.[63] Sie sollten Lauf einnehmen, um uns zu hindern, auf dieser Seite Fourage zu holen, denn es gab für uns keine Möglichkeit mehr, aus dem Blockadering herauszukommen, als in dieser Richtung. Sparrs Abteilung stieß mit den Truppen S. M. im Feld zusammen. Da griff sie der König heroisch an und tötete viele schon beim ersten Angriff. Generalmajor Sparr selbst stand bei [Rudolf v.; BW] Colloredos Kavallerie, während die Infanterie von Lesly und Gordon geführt wurde, zwei schottischen Kavalieren, die damals dem Kaiser dienten. Sie hielten sich eine Zeitlang tapfer. Ich hörte, wie S. M. von Schweden ihrer Tapferkeit das beste Zeugnis ausstellte und sagte, wenn sich die Reiterei des Kaisers so tapfer gehalten hätte wie das Fußvolk, wäre er nicht als Sieger heimgekehrt. Sparr beabsichtigte, die Reiterei des Königs zu durchbrechen, aber da die Kroaten davongelaufen waren, wurde der Rest der kaiserlichen Reiterei überwältigt und der größte Teil ihres Fußvolks zusammengehauen. Generalmajor Sparr wurde zusammen mit Gordon und Lesly gefangengenommen. Alle drei brachte man mit drei erbeuteten Standarten nach Nürnberg. Bei dieser Gelegenheit wurde Oberst Riese getötet, und nach seinem Tode mußte S. M. vom Pferd absteigen und die Musketiere anführen, die etwa eine Stunde lang tapfer kämpften, auch die der anderen Seite, was der König der Tapferkeit der schottischen Edelleute zuschrieb, die er, noch ehe sie gefangen waren, innerhalb von drei Tagen ohne Lösegeld freizugeben versprach. Dennoch wurden sie fünf Wochen bei uns, ihren Landsleuten, festgehalten, wobei wir es uns als Freunde gutgehen ließen“.[64]

Riese wurde am 11./21.8. zusammen mit seinem Kapitän Wilhelm Derrsich, in der Kirche zu Wöhrd bei Nürnberg in einem Grab beigesetzt.[65]

[1] Hannover; HHSD II, S. 197ff.

[2] Neustadt am Rübenberge [Region Hannover]; HHSD II, S. 343ff.

[3] JÜRGENS, Chronik, S. 398. Jürgens datiert nach dem alten Stil.

[4] Bräune

[5] Man glaubte sich durch die Umwickelung mit Stroh gerade vor der Ansteckung mit der Pest schützen zu können.

[6] Nienburg/Weser; HHSD II, S. 346f.

[7] JÜRGENS, Chronik, S. 399f.

[8] Ruthe [Kr. Hildesheim-Marienburg]; HHSD II, S. 405.

[9] Sarstedt [Kr. Hildesheim-Marienburg]; HHSD II, S. 410f.

[10] Lühne, heute Ortsteil von Algermissen [LK Hildesheim].

[11] Holtensen, heute Stadtteil von Springe [Region Hannover].

[12] Bledeln [LK Hildesheim]

[13] Gleidingen, heute Ortsteil von Laatzen [Region Hannover].

[14] Rethem [LK Rethem-Aller].

[15] JÜRGENS, Chronik, S. 403 (datiert nach dem alten Stil).

[16] Celle; HHSD II, S. 94ff.

[17] Pattensen [Kr. Springe]; HHSD II, S. 376f.

[18] Neustadt am Rübenberge [Region Hannover]; HHSD II, S. 343ff.

[19] Döhren, heute Stadtteil von Hannover.

[20] Wülfel, heute Stadtteil von Laatzen [Region Hannover].

[21] Laatzen [Region Hannover] ; HHSD II, S. 277.

[22] JÜRGENS, Chronik, S. 411f.

[23] Jablunkau [Jablunkov, poln. Jabłonków, Bez. Friedek-Mistek], HHSBöhm, S. 221f.

[24] Pressburg [Bratislava], Kgr Ungarn.

[25] Oderberg [Kr. Angermünde/Eberswalde]; HHSD X, S. 300f.

[26] Troppau [Opava]; HHSBöhm, S. 625ff.

[27] Jägerndorf [Krnov; Bez. Freudenthal]; HHSBöhm, S. 222ff.

[28] Leobschütz [Glubczyce]; HHSSchl, S. 275f.

[29] ARENDT, Wallensteins Faktotum, S. 60ff.

[30] Beuthen a. d. Oder [Bytom Odrzánski, Kr. Glogau/Neusalz]; HHSSchl, S. 25ff.

[31] Lazarus I. Henckel von Donnersmarck († 1624), ein evangelischer Adliger aus Oberungarn, dem der Kaiser durch Empfang von Dar-lehen verpflichtet war, 1629 wurde die Herrschaft seinem Sohn Lazarus II. erblich übertragen.

[32] Cosel [Koźle]; HHSSchl, S. 72ff.

[33] Pleß [Pszczyna]; HHSSchl, S. 410ff.

[34] ARENDT, Wallensteins Faktotum, S. 62f.

[35] HEERMANN, Nachlese, S. 28, 29.

[36] Rüthen [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 659f.

[37] CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 332.

[38] Göttingen; HHSD II, S. 178ff.

[39] Goldene Mark (Kr. Duderstadt); HHSD II, S. 172f.

[40] Rusteberg [Gem. Marth, Kr. Heiligenstadt], HHSD IX, S. 365f.

[41] Duderstadt; HHSD II, S. 123f.

[42] Mühlhausen [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 286ff.

[43] Eschwege; HHSD IV, S. 114ff.

[44] Marksuhl [Kr. Eisenach]; HHSD IX, S. 268.

[45] Gotha; HHSD IX, S. 151ff.

[46] HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 33f.

[47] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[48] Mühlhausen [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 286ff.

[49] Die Grafschaft Henneberg-Schleusingen wurde nach dem Tod des letzten Grafen auf Grund der Erbverbrüderung von 1554 (de facto seit 1583) von den beiden wettinischen Linien, den sächsischen Albertinern und den thüringischen Ernestinern, bis 1660 gemeinsam verwaltet. Die Grafschaft Henneberg gehörte 1631 zu den von den Truppendurchzügen und Einquartierungen am schlimmsten betroffenen Territorien. An das Aufbringen der Kontribution nach Erfurt war kaum zu denken, das Rentamt in Schleusingen verfügte über keine Mittel. Die Landstände wurden bewogen, innerhalb der nächsten zwei Monate 2.500 Rt. aufbringen zu wollen. Ein weiterer schwerer Schlag wurde nach dem Bericht des kursächsischen Oberaufsehers Marschalk der Grafschaft im Oktober 1634 durch den Einbruch der Truppen Piccolominis versetzt. Vgl. HEIM, Leiden; HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 255; KÖBLER, Lexikon, S. 247f.

[50] Saalfeld [Kr. Saalfeld]; HHSD IX, S. 369ff.

[51] Gräfenthal [Kr. Saalfeld]; HHSD IX, S. 161.

[52] HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 49ff.

[53] Duderstadt; HHSD II, S. 123f.

[54] Weimar; HHSD IX, S. 473ff.

[55] HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 51.

[56] HAPPE I 228 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[57] HAPPE I 229 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[58] Freystadt [LK Neumarkt/OPf.].

[59] Neumarkt i. d. OPf.; HHSD VII, S. 505f.

[60] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.

[61] Burgthann [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 120.

[62] Postbauer-Heng [LK Neumarkt/OPf.]; HHSD VII, S. 593.

[63] Lauf (Pegnitz) [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 393.

[64] MAHR, Monro, S. 182f.

[65] SODEN, Gustav Adolph Bd. 1, S. 347ff., 370. Vgl. Auch die Erwähnungen bei ENGERISSER, Von Kronach (die derzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).

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