Wolkenstein-Trostburg und Freiherr von Neuhaus, Wilhelm Graf von

Wolkenstein-Trostburg und Freiherr von Neuhaus, Wilhelm Graf von; Obrist [ – ] Wilhelm Graf von Wolkenstein-Trostburg[1] stand in den Diensten der Erzherzogin Claudia von Tirol.

„Kommandant Lindelo [Timon von Linteloe; BW] kündigte am 26. Oktober [1633; BW] dem Amtsbürgermeister an, daß in · 400 · Soldaten hieher in quarnison sollen gelegt werden. Da die Bürger nicht immer imstande waren, für die Verpflegung aufzukommen, sollte beim Kurfürsten untertänigst gebeten werden, die Stadt von der neuerlichen Einquartierung zu verschonen. Außer beschwichtigenden Worten war jedoch von ihm nichts zu erwarten; denn wie hätte der schwer bedrängte Landesherr, der zu dieser Zeit aus seinen Pfleggerichten nichts als Unglücksbotschaften bekam, helfen sollen. Die Wasserburger[2] standen mit ihren Sorgen wieder einmal allein da, und noch Schwereres kam auf sie zu.

Der Wasserburger Landtfanen, der sich schon 1632 in der Stadt aufgehalten hatte, und von dem wir aber nicht wissen, wo er zwischenzeitlich eingesetzt war, wurde Anfang 1633 durch kurfürstlichen Befehl in die Heimatstadt beordert, und es sollte für ihn in Wasserburg Quartier gemacht werden. Die Unterkünfte waren vermutlich noch nicht bezogen, als Lindelo Nachricht erhielt, daß vom Wolckenstainischen [Wilhelm von Wolkenstein; BW] Regement · 250 · Mann sollen hierherkhomen, vnd alda verbleiben. Damit nicht auch der Rest des Regiments in die Stadt käme, sondern von Rosenheim[3] aus gleich nach Kraiburg[4] in Marsch gesetzt würde, sollte Lindelo ersucht werden, dieserhalb den Herrn Commihsario vnd obristen anzuschreiben. Auch wurde ein Ratsherr nach Rosenheim geschickt, um Ähnliches zu verhüten, wie im März geschehen.

Der von Lindelo übermittelte Befehl, die wolkensteinischen Soldaten betreffend, kam gleichen Tages unmittelbar aus Braunau[5] bei der Stadt an. Er stammte vom 4. November und kündigte ebenfalls 250 Mann Tyrolisch volckh an. Graf von Wolkenstein hatte das Regiment, das aus Deutsch- und Welschtirolern bestand, in seiner Heimat aufgestellt und über die Alpen nach Norden geführt. Außer dem Quartier sollte jeder Knecht monatlich fünf Gulden, d. h. täglich 10 Kreuzer, bekommen und wie andere Soldaten verpflegt werden. Das Pfleggericht erhielt Weisung, mit der Kontribution auszuhelfen, d. h. der Stadt von der Kriegssteuer etwas zukommen zu lassen, doch war nicht festgelegt mit wieviel Gulden. So erging es den Wasserburgern wie immer: Erst wurden ihr Lasten aufdiktiert, dann Hilfe von anderer Seite versprochen, Hilfe, von der diese dritte Seite bisweilen gar nichts wusste, die nie so kam, wie sie gebraucht wurde und die sich die Stadt meist erbetteln oder erstreiten musste. Es hatte keiner Geld: Nicht die Stadt, nicht das Pfleggericht und am wenigsten der Kurfürst.

In dieser hoffnungslosen Lage schickte der Rat wieder einmal eine Abordnung nach Braunau. Für Offiziere und Soldaten Wolkensteins hätte sich der Monatssold auf 1510 Gulden belaufen, etwa ein Sechstel der Gesamteinnahmen der Stadt im Jahre 1633. Die beiden Delegierten, der Ratsherr Talhamer und der Stadtschreiber, hatten Auftrag, Der Statt vnnd burgerschafft vnvermögenheit darzulegen, diese gewaltige Summe aufzubringen und zu bitten, diese Bürde gnädigst zu erleichtern. Ihrem Verhandlungsgeschick gelang es, einen  kurfürstlichen Befehl zu erwirken, demgemäß die in der Stadt liegenden Soldaten des Regiments Wolkenstein zu verpflegen seien so guets ieder Hausvatter vermag. Außerdem hätte jeder Knecht wöchentlich 15 Kreuzer zu bekommen, und die Offiziere müßten mit gelt verpflegt werden, d. h. sie hatten sich von ihrem Sold selbst zu versorgen. Das klang und war recht wohlwollend. Zudem traf Maximilian eine für die Stadt sehr wichtige Anordnung: Das Pfleggericht Wasserburg musste der Stadt mit monatlich 407 Gulden aus Mitteln der Kriegskontribution zu Hilfe kommen. Die Ausgaben für den Sold hatten sich so auf etwa ein Fünftel der ursprünglich angeordneten Höhe verringert, und die feste Zusage eines Zuschusses aus der Kasse des Pfleggerichts lag vor.

Die Kriegslage hatte sich für Bayern mittlerweile bedenklich verschlechtert. Bernhard von Weimar stand am 4. November vor der Festung Regensburg[6] und eroberte sie zehn Tage später. Obwohl Maximilian für sein Land und der Kaiser für Österreich äußerste Gefahr sahen, kam es – wie so oft in diesem Krieg – anders. Zunächst stand der Feind noch an der Donau, und so erforderte es die Lage, alle verfügbaren Truppen in das bedrohte Niederbayern zu schicken; denn Bernhard von Weimars Regiment waren schon donauabwärts bis Straubing[7] und Deggendorf[8] vorgestoßen und hatten dort die Isar überquert. Der Kurfürst befahl am 22. November, daß ein anzal volckh von Inglstatt[9] vnnd Munichen nach Wasserburg in Marsch zu setzen und weiter nach Passau,[10] Braunau, Scherding,[11] vnnd Burghausen,[12] zu wasser vnnd land zu bringen sei. Schon zwei Tage später gab der Rat der Stadt bekannt, das Rueppisch [Johann Christoph von Ruepp; BW] Regement auf · 1000 Person · starckh werde herkommen und befahl den Metzgern, Bäckern und Brauern, sich mit dem nötigen Vorrat zu versehen. Tags darauf war für Soldaten der Regimenter Traber [Johann von Treubreze; BW] und Werth Quartier zu machen und der notwendige Proviant bereitzustellen. 230 Mann des Regiments Werth lösten am 29. November die wolkensteinischen Soldaten ab, die von Wasserburg wegmarschierten“.[13]

Vom 17.5. bis 17.12.1644 gingen 25 Schreiben Claudias von Tirol an den in den Spanischen Niederlanden weilenden Piccolomini: Sie empfahl unter anderem den Tiroler Adeligen Wilhelm von Wolkenstein für seine Dienste und berichtete ferner über die erfolglosen Kämpfe in Schwaben und andere Missgeschicke der kaiserlichen Armee.[14]

[1] Vgl. die Erwähnung bei HARRACH, Tagebücher. Der bei WILDGRUBER, Die feste Stadt Wasserburg, S. 105, 121, 129, aufgeführte Generalkriegskommissar ist nicht mit ihm identisch.

[2] Wasserburg am Inn [LK Rosenheim]; HHSD VII, S. 790ff.

[3] Rosenheim; HHSD VII, S. 632f.

[4] Kraiburg a. Inn [LK Mühldorf]; HHSD VII, S. 372.

[5] Braunau a. Inn; HHSÖ I, S. 24ff.

[6] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff. Vgl. dazu auch ENGERISSER, Kronach, S.  201ff.

[7] Straubing; HHSD VII, S. 723ff.

[8] Deggendorf; HHSD VII, S. 132ff.

[9] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.

[10] Passau; HHSD VII, S. 571ff.

[11] Schärding; HHSÖ I, S. 105ff.

[12] Burghausen [LK Altötting]; HHSD VII, S. 115.

[13] WILDGRUBER, Die feste Stadt Wasserburg, S. 60ff.; 72.

[14] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 248.

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