Wolf[f], Johann

Wolf[f], Johann; Obrist [17.3.1605 Ingolstadt – 21.11.1644 Bensheim] Wolf, der einem bürgerlichen Ingolstädter Geschlecht entstammte und bei Heilmann als „Muster eines Soldaten“[1] und einer „der tapfersten und unternehmendsten Soldaten des bayerischen Heeres“ bezeichnet wird,[2] stand als Obrist[3] eines Dragoner-Regiments[4] in kurbayerischen Diensten.

1635 wird er als Obristwachtmeister[5] erwähnt.

„Hierauf [nach der Eroberung Wiesbadens[6] am 1.4.1635; BW] ging Hohendorf [Hogendorp (Hogendorf), Gisebrecht (Giesbrecht) von; BW] mit allen Soldaten auf Walluf[7] im Rheingau, wohin auch Oberst Siegroth mit ein paar hundert Mann den Rhein hinab gesendet worden war, um es im Rücken anzugreifen, worauf sich die darinliegenden Mannschaften alsbald auf Gnad und Ungnad ergaben. Bei Elfeld[8] zog Hohendorf vorüber, bis Geschütz von Mainz[9] herbeigebracht worden, besetzte Geisenheim,[10] Rüdesheim[11] und Ehrenfels.[12] Nun kehrte er wieder um, rückte auf Elfeld los, nahm die Stadt ein und wollte hierauf das Schloß angreifen. Mittlerweile aber war Bönninghausen[13] mit einer starken Reiterei zur Hilfe herangerückt, die aber in die Flucht geschlagen, sich spornstreichs nach Wiesbaden rettete und alles in der Stadt, weil die Soldaten voll Erbitterung waren, mit neuem Schrecken erfüllte. Elfeld wurde nun besetzt, das Schloß Ehrenfels, wo man schon Pferdefleisch verzehrte, musste sich auf Gnade und Ungnade ergeben und hier sowohl, auf dem Mäusethurm wurden hundert Mann nebst Oberstwachtmeister von Wolf gefangen.

Da aber Herzog Bernhard[14] diese errungenen Vortheile nicht weiter verfolgt zu haben wünschte, und sich die Truppen wieder zurückziehen mussten, ging der Rheingau bald wieder verloren“.[15]

Wolf teilte im Januar 1637 aus Villmar[16] Melchior von Hatzfeldt Einzelheiten über den Angriff Wilhelms V. von Hessen-Kassel[17] auf den Ehrenbreitstein[18] und den Gegenangriff durch Johann von Werth[19] mit. 1638 wird er anlässlich der Gefechte bei Rheinfelden[20] erwähnt.[21]

Der Benediktinerabt von St. Georgen[22] im Schwarzwald, Georg Gaisser [1595 – 1655],[23] berichtet in seinem Tagebuch: „23.[2.1638; BW] „Um 8 Uhr wurde ein feierliches Amt in der Hauptkirche gesungen mit angeschlossenem Lobgesang des hl. Augustinus und des hl. Ambrosius.[24] Man nahm (schon) an, das Heer werde geradewegs gegen den Feind rücken, damit auch nicht ein einziger Tag versäumt würde, um den Belagerten [in Rheinfelden; BW] Hilfe zuzuführen oder den Feind zu vertreiben. Da wird gemeldet, die Weimarer hätten nach Aufgabe der Belagerung von Rheinfelden mit den meisten Truppen den Rhein überschritten und marschierten dem Schwarzwalde zu, aus dem sie, wenn er einmal besetzt sei, nicht leicht verjagt werden würden.  Dazu kam noch die weitere Kunde vom Kommandanten[25] des Hohentwiel,[26] der sich schon offen als Feind des Kaisers[27] erklärt hatte und von den benachbarten Plätzen verlangte, sich unter den Schutz des Franzosenkönigs und seines Generals zu begeben, im Weigerungsfalle drohte er mit Feuer und Schwert. Man beriet nun im Kriegsrate, was zu tun sei, und es wurden nach allen Seiten Eilboten ausgeschickt, um stärkere Kräfte zusammenzuziehen, und gegen die Dämmerung wurde das Wolf’sche sog. Dragoner-Regiment nach Löffingen[28] beordert, um den Schwarzwäldern als Schutz zu dienen, wo schon vorher ein Teil der Sabellischen [Savelli; BW] sich versammelt hatte.

Es blieben unterdessen die Generäle und die wichtigeren Kommandanten in der Stadt [Villingen;[29] BW] zum schweren Nachteile der Bürger und hauptsächlich der Gastwirte, von den sie Essen und Trinken verlangten, was nicht einmal mit barem Gelde hätte beschafft werden können, denn seit mehreren Tagen konnte weder Wein noch die gewohnten Fische hereingebracht werden, weil die umherstreifenden Soldaten den tüchtig verprügelten und geplünderten Fuhrleuten alle Zugtiere wegnahmen. Ja selbst Holz- und Futtermangel bekam die Stadtbevölkerung schon stark zu spüren, da sie ihn nicht einmal aus der Nähe ersetzen konnten, weil die Soldaten von allen Seiten auf Beute[30] und Plünderung[31] herumschwärmten. Diejenigen, die in den benachbarten Dörfern im Quartier lagen, fanden, da die Bewohner nach allen Seiten sich geflüchtet hatten, gar nichts, wovon sie ihr Leben fristen konnten, weshalb sie die benachbarten Gebirgswälder durchstreiften, um Vieh aufzuspüren, das sie rückhaltslos schlachteten. (Dabei) kam es vor, dass auch die Schabenhauser,[32] die sich mit einigen Kühen und Pferden in den Wald bei Mönchweiler[33] zurückgezogen hatten, von den Billianischen[34] entdeckt und aller Habe beraubt wurden, und daß, als der Knecht des Joh. Jauch allzu zuversichtlich sich zur Wehr setzte, durchschossen und mit dem Schwerte durchstochen wurde“.[35]

Unter dem 6.3.1638 hält Gaisser die weiteren Ereignisse nach der Schlacht bei Rheinfelden[36] fest: Einer Mitteilung zufolge sei „der schwer verwundete Oberst Wolf von einigen gefangen in Bückhen[37] herumgeführt“ worden „auf der Suche nach einem Chirurgen“.[38]

5.[9.1638; BW] „Unerwartet erscheinen drei Reiterschwadronen vom Regiment Truckmüller [Druckmüller; BW], es folgen zwei vom Regiment Wolf und persönlich der (Oberst) Wachtmeister Franz von Ossa [Ossena; BW], der durch seinen Schreiber die Bereitstellung der militärischen Kontribution[39] verlangt. Alle Soldaten übernachteten im Freien auf dem Gelände vor der Stadt.

5.[9.1638; BW]. Die Soldaten kampieren (desident) noch bis 10 Uhr auf dem vorstädtischen Gelände, sodaß aus Angst vor denselben niemand in St. Georgen und niemand in Tennenbronn[40] Gottesdienst abhalten konnten. Sie traten dann den Marsch auf Geisingen[41] zu an, nachdem auch Simon Tanner seine Kräfte zu ihnen hatte stoßen lassen. Oberster Kommandant war Truckmüller, der 2 Kommissare hierher gebracht hatte zum Ankauf von Getreide für die Verproviantierung von Breisach“.[42]

„An diesem Tage [7.10.1638; BW] zieht Oberst Wolf unter Zurücklassung einer Besatzung im Hornberger[43] Schloß mit den übrigen Soldaten nach Wolfach[44] hinüber“.[45] Am 13.11.1638 heißt es bei Gaisser: „Horst, Truckmüller [Druckmüller; BW], Capon [Kapoun; BW], Rubland [Ruebland; BW], Wolf und andere Obersten erschienen, nachdem sie auf ihrem neuerlichen Zuge das Schloß Gutenberg[46] vergeblich angegriffen, das Wiesenthal verheert und sich einer Beute von etwa 300 Stück Vieh und 100 Pferden bemächtigt hatten, infolge Rückberufung bei der Eschinger[47] Musterung, von wo sie, in die untere Markgrafschaft beordert, den Weg hier vorbei nahmen.

Oberst Wolf forderte nun durch einen Quartiermeister[48] den Rest der (von mir) geschuldeten 50 fl. bei mir an, auf meine Bitte aber um Aufschub für einige Zeit ging er ein“.[49]

Bei dem Pfarrer Johann Daniel Minck [1611-1664][50] aus Groß-Bieberau[51] heißt es (1639): „Und dies Jahr kam der Obrist Wolff mit seinem Regiment Dragoner, logirte eine Nacht zu Bieberau, beim Abzug aber schießt ein Reuter in meinen Stock-Hafer[52] in des Olenhansen Scheuer, dass Hafer und Scheuer, dazu die Caplanei-Scheuer, Peter Seyberts Scheuer samt des Schweizers Haus und Scheuer in die Asche gelegt worden“.[53] Für den Juli 1639 notiert der Überlinger[54] Advokat Dr. Johann Heinrich von Pflummern [1595 – 1655][55]: „Zumaln auch die churbayrische armee underm generaln [Franz v.; BW] Mercy auß Würtemberg aufgebrochen vnd biß nach Hifingen[56] gangen, von dannen aber sich bald wider zuruckh gewendt vnd zu Engen[57] vnd der Orten im Hegöw[58] logirt. Davon vnderschidne partheyen zu roß vnd fůß diese gantze landtschaft biß nach Marchdorff[59] durchstraifft, alle roß, so sie bekommen können (vnd darvnder auch meinen bauren zu Neßelwang[60] seine drey roß) item vich, die früchten vnd anders geraubt, die leütt biß auf daß hemmet vnd einen pfarherrn gar auf die haut ausgezogen, dem pfarherrn zu Leütkirch[61] bei Salmanßweil[62] die schůch ab den füeßen genommen, etliche noch darzu vebel geschlagen vnd geplagt, daß sie ihnen die roß vnd anders zaigen müeßen. Denen von Selfingen[63] haben sie auch alle ihre roß auß dem dorf weg: vnd dem obrist Wolffen zugeführt, der sie gleichwoln gegen paarer erlegung 50 reichsthaler (welche die von Ebingen[64] den Selfinger fürgelihen) widerumb loß geben“.[65]

Gaisser hält unter dem 5.1.1640 fest: „Von Triberg[66] ein Schreiben von Generalkommissar[67] Joh. Bartholomäus Schäfer [Schäffer; BW] wegen der Winterquartiere des Regiments Wolf, dem auch mein Kloster zugeteilt ist. […] 17.[1.1640; BW] Werde nach Sigmaringen[68] bestellt wegen der Wolfischen Winterquartiere, ich entschuldige mich aber brieflich“.[69]

„4.[3.1640; BW] Es kommt der Quartiermeister der Schwadron[70] von Ossens (Ossenianae) und verlangt die Kontribution für die Wolf’schen, dem ich die gestrige Ausplünderung und die Gründe darlege, weshalb ich ihm keine Kontribution entrichten kann. 5. [3.1640; BW] Es bleiben hier die zwei Soldaten und verhandeln mit den Neustädter[71] Vogt über dieselbe Kontribution, aber sie erreichen nichts“.[72] Weitere Verhandlungen über die Kontribution folgten.[73] „12.[4.1640; BW] Es erscheint mit einem andern Soldaten der Quartiermeister von dem Regiment Wolf wegen der Kontribution. 13.[4.1640; BW] Weggang des Br. Willibald nach St. Georgen, um dort die Beichten abzunehmen. Unterdessen besucht mich der Quartiermeister, dem ich die Schwierigkeiten darlege, durch die meine Untertanen an der (Entrichtung der) Wolf’schen Kontribution gehindert würden. 14.[4.1640; BW] Schon trifft auch der andere Betreiber von dem Wolf’schen Regiment ein, dem ich dasselbe wie dem ersteren erwiderte. 16.[4.1640] Die Untertanen zeigen an, daß den Wolf’schen Soldaten Gefahr von den Feinden drohe. Sie bitten jene zu entfernen, damit sie nicht selbst auch in gefährliche Lage gerieten. Ich teile dies dem Wachtmeister[74] mit, der mit der Entfernung einverstanden ist, aber nur eine Umlegung vornimmt. 17.[4.1640; BW] Endlich Abrücken der Offiziere von dem Wolf’schen Regiment. 20.[4.1640; BW] Neuigkeiten von Hinterhalten der Franzosen-Schweden und den Betreibungen der Wolf’schen“.[75] „24.[4.1640; BW] Etwa 25 Soldaten vom Regiment Wolf kommen im Sommerautal an und legen sich (dort) in Quartiere. „5.[4.1640; BW] Während ich mich über die ungewöhnliche Verhaltensart der Soldaten beschwere, trifft ein Brief des Trimberger[76] Kommandanten ein, der schreibt (zwecks Vereitelung der Unternehmungen der Wolf’schen seien seine Soldaten in meinen Bezirk gelegt worden“.[77] „1.[5.1640; BW] Weggang von 3 Soldaten vom Regiment Wolf. Dagegen rücken alle vom Regiment Leyen (Leonina) in mein Gebiet ein, woraus sich heftigste Beschwerden der Untertanen (ergeben). Wolf’sche Soldaten verblieben trotzdem im Hause des Simon Debting“.[78] Vereinbart wurde bei den anschließenden Verhandlungen, „daß der Wolf’schen Abteilung von nur zeitwillig berittenen (desultoriorum) Reitern monatlich nicht mehr als 900 fl. zugewiesen worden“.[79] Unter dem 28.5.1640 berichtet Gaisser weiter: „Während dieser Verhandlung zwischen den Leyen’schen Soldaten und mir trafen wieder von Oberst Wolf zwei Soldaten ein, nämlich Georg Heyrich mit einem Kameraden und verlangten, die Kontribution, worauf ich ihnen die Unmöglichkeit dieser Leistung aufzeigte. Der Aufforderung, im Gasthause einzukehren leisteten sie nicht Folge, sondern stellten ihre Pferde hier ein und erhielten Futter, doch kamen sie der Einladung zur Hauptmahlzeit nicht nach“.[80]

Am 22.6.1640 schlug Wolf bei Oberursel[81] fünf weimarische Kompanien und eroberte die Stadt.[82]

Der Hofer[83] Chronist und Organist Jobst Christoph Rüthner [1598-1648] hält fest (1641): „Nunmehro kamen die kayßerlichen, wie dann den 20. martii obrist Beuchold [Beygott; BW] und obrist Rackoniz [Rajkovič; BW], zwey croatenobristen,[84] einen cornet[85] hieher schickten, und begehrten auf 4 regimenter[86] quartier. Dahero von herrn hauptmanns gnaden alhier ihnen entgegengeschickt wurde auf Helmbrechts,[87] da dann die sache durch remonstration soweit vermittelt worden, dass weil die schwedischen und franzö[s]ischen völcker die stadt jüngst gänzlich ruiniret, dass man ihren regiementern proviant hinausschaffen, damit sie in der Alten- und Vorstadt logiren konten.

Diese brachten ziemlich viel vieh mit, so sie unterwegens armen leuthen abgenommen. Sontags den 21. martii an ihren Ostertage marchirten sie frühe wieder fort. Den 22. martii kamen wieder etliche 30 pferde croaten von Zedwitz[88] her, so abwärts recognosciren geweßen, begehrten futter und mahl, so [die bürger] ihnen auch wieder brachten, mit [der nachricht], dass sich die französische armee, so den 17. huius hier aufgebrochen, um Zwickau[89] gesetzt und des general Baners erwarteten.

Den 23. martii haben die croatischen und schwedischen partheyen zu Bleßenburg[90] zwischen Wiedersberg[91] und Zöbern[92] einander eingetroffen, davon ein geschossener soldat in die stadt zum feldscherer[93] einkommen. Wie es mit den schwedischen ergangen, hat man nicht erfahren. Der geschossene soldat aber, der ein croat war, hat an seiner empfangenen wunden sterben müßen. […] Den 24. martii schickten die croatischen obristen schreiben herein und begehrten proviant, musten sonst wieder in die stadt rucken. Derowegen herr Georg Nestor, klosterverwalther, und herr Christoph Hendel, stadtvoigt, zu ihnen hinaus geordnet werden,[94] welche gegen abendts wieder mit etlichen croaten wieder zurückkammen. Die nacht zuvor aber sind sie zu Dreyßendorf[95] nicht in qua[r]tier blieben, sondern aus furcht eines schwedischen uberfalls über nacht in freyen felde gehalten, auch noch folgende nacht nicht aus ihren qua[r]tieren aufgebrochen, zu Oberkozau[96] gefüttert und auf Schwarzenbach[97] zu gegangen, auch den 25. martii gar auf Kirchenlamitz[98] und Marckleuthen[99] geruckt, weil das geschrey einkommen, dass 2 regiementer taupadelisches volck den 26. huius hier solte einquartieret werden. Sie haben aber sich wieder auf Rehau[100] gewendet und den 26. hereingeschickt, dass seither ihren aufbruch von hinnen man ihnen täglich 1000 pfund brod, 16 eymer[101] bier und 4 eymer wein sambt etlichen stück vieh, als ochßen, oder das geld dafür schaffen solte, oder müsten ihre quartier, weil sie von dem general Picolomini[102] ordre hieher, wieder beziehen. Inmittelst begehrte der bayrische obrist Wolf auch quartier auf ein regiement dragouner, so aber die croaten nicht verstatten wollten, sondern manutenirten[103] diesmahl ihr quartier. […]

Den 27. martii kamen die 4 regiementer croaten von Rehau her alhier an und quartierten sich in die Altenstadt, Vorstadt und auf dem Graben herum, begehrte aber kein mensch, auch kein obrist in die stadt. Allein aus ihren assignirten quartieren und hülfsquartieren muste man ihnen zur unterhaltung die nothdurft hinausschaffen.

Dazu kamen den 28. martii noch eine parthey von 100 pferden, legten sich auch darzu. Die croaten aber ritten auf die dörfer fouragieren.

Eodem die geschahe eine abordnung nach Wunsiedel,[104] des herrn obristen Wolfens marsch, welcher mit gewalt auch hier quartier nehmen wolte, abzuwenden, alles jedoch umsonst, den[n] erkam den 29. martii mit seinen völckern hier an. Hingegen musten 2 regiementer croaten, als Beygold [Beygott; BW] und Loschi [Losy; BW], fort, Rackowitz und Felduary [Földvary; BW] aber nechst dem obristen wolfen wurden hier einquartieret, die wolfischen dragouner zwar in die stadt, die croaten aber außer der stadt, bekamen aber doch ihre verpflegung aus der stadt.

Den 30. mart[ii] gar frühe ritte herr obrist Wolf nach Wunsiedel zu dem bayrischen generalmayor de Mersy [Franz v. Mercy; BW] und hilten selbigen abend die croaten wegen der schwedischen völcker die ganze nacht zu pferde, schickten auch starcke partheyen aus, welche dann den 31. martii 6 schwedische gefangene, darunter ein quartiermeister, eingebracht. Der quartiermeister aber wurde stracks gegen Eger[105] weiter geschickt. […]

Eodem die [30.3. a. St.] brachten die Croaten den schmidt von Selbiz[106] gefangen, so die croaten helfen niederschießen, desgleichen auch den Dobenecker[107] von Brandstein tödlich verwunden helfen, welcher dann zimlich scharf examiniret wurde, rieße aber bey der nacht mitsambt den ketten wieder aus.

Den 1. april kam obrist wolf wieder von Wunsiedel und brachte noch über die 100 pferde mit sich, so sich alsobald in die stadt einquartierten.

Weilen aber zeitungen einkamen, daß die schwedischen gegen Lobenstein[108] sehr starck parthiret und hergegen die partheyen von hinnen auch stark auf sie gangen, haben endlich die 2 regiementer croaten den 2. aprilis sich auch in die stadt quartieret, und die bedrängnüß dermaßen sich gehäuft, dass nicht wohl zu beschreiben ist. […]

Den 3. aprilis in der nacht hat die wacht des herrn burgermeisters Thomas Schneiders scheune vor dem Obern Thor angefeuert, welche zwar ganz abgebrand, aber doch wurden die nächsten, die daran stunden, nicht angesteckt, dafür wir Gott sonderlich zu dancken haben. Eodem die ist auch Marckleuthen[109] abgebrandt.

Inmittelst sind die partheyen abwärts gegen Saalfeld[110] starck gegangen, unterschiedene gefangene eingebracht, zum theil auch oft selbst mit eingebüßet.

Den 6. aprilis früh um 3 uhr verreiste der churbayrische obriste Wolf auf Wunsiedel, hingegen wurden die schwedisch gefangene wieder ledig gelassen und zu ihren regiementern convoiret.

Eodem die wurde wieder ein junger Seckendörfer, so sich neulich bey den schwedischen unterhalten lassen, gefänglich eingebracht.

Die 7. april  wurde herr castner[111] Georg Schubhardt und herr burgermeister Dürnhöfer auf befehl seiner fürstlichen gnaden auch nach Wunsiedel zu der generalität um linderung oder abwendung der unerträglichen einquartierung abgeordnet. Die kamen den 8. aprilis wieder und brachten so viel nachrichtung, dass die schwedischen, so bishero im reußischen, auch um Saalfeld und Altenburg[112] gelegen und ingleichen alles verderbet, nunmehro aufgebrochen und dass die kayserliche und bayrische armee dergleichen in marchiren wären.

Diese ganze woche über ist so unfreundlich und kalt wetter mit schnee und frost geweßen, als oft manchmal mitten im winter.

Den 10. aprilis geschahe abermahl auf befehl des herrn hauptmanns[113] gestreng durch herrn stadtcapitain und Ulrich Löwen nach Wunsiedel eine abordnung, darum damit sie den bevorstehenden generalmarch abwenden möchten. Sie kamen aber den 11. aprilis unverrichter sache wieder. Dann obwohl die 2 regiementer croaten, als Rackowitz und Feultary, neben des obristen Wolfens dragouner um 10 uhr zu Mittage zum Untern Thor hinausrückten, so zog doch der generalstaab[114] stracks zum Obern Thor ein. Von dem fußvolck wurden etliche regiementer in die Altenstadt und Vorstadt und auf dem Graben herum ganz häufig einquartieret, blieben auch darzu den 12. april still liegendt, da dann die fourage auf den dörfern alles gar verwüstet, alles eißenwerck und was sie funden mit hier in die stadt geführet und zu gelde gemacht. […] Dieser tagen, als randevous zu Poseck[115] gehalten wurde, so ist Poseck nebst drey andern dörfern angesteckt worden.

Den 14. aprilis marchirten die 3 regiementer theils auf Oeltznitz,[116] theils auf Plauen,[117] ein regiement zu fuß aber blieb über nacht in der Altenstadt, und marchirten den 15. mit dem frühesten auch fort.

Den 15. april wehrete das marchiren von hinterstelligen trouppen noch immerzu, und giengen 2 regiementer wieder zurück in das Würtenbergerlandt, pernoctirten zu Zedwitz,[118] den 16. aber früh um 7 uhr hierbey vorüber gegen Münchberg[119] zu.

Den 17. aprilis wurde das dorf Oseck[120] nechst der stadt nachmittags um 1 uhr in brand gesteckt, weilen etliche reuther über nacht da logiret und 2 stück vieh verlohren, so sie den bauern entwendet zu haben schuld gegeben. Branden 4 höfe ab. […] Den 20. april kamen etliche des general de Werba [Bruntálský Štěpán Graf Wrbno u. Freudenthal; BW] pferd aus dem reich hieher, denen die alhier logirende salva guardia brod und bier geben ließe, und folgten darauf etliche 70 croatische pferde von beigoltischen [Beygott; BW] und rackowitzischen regiement, sondern über nacht zu Wiedersberg[121] logiren, und solte man ihnen brod und bier hinausschafffen. Weilen es aber nicht flugs in mangel der fuhren bey der stell und sie bereits bey dem Eichelberg hinausmarchiret, kehrten sie wieder um und wolten in der Vorstadt und Altenstadt logiren. Nachdem ihnen aber das commiss hinausgeliefert wurde, so marchirten sie selbigen abend noch auf Wiedersperg zu, und folgten den 21. von Kirchenlamitz[122] wieder etliche 70 pferde, so ihren marsch auf Gefell zu nahmen“. [123]

Unter dem 18.5.1641 wird eine seiner Einheiten im Bernburgischen erwähnt.[123a]

Im September 1641 berichtete Wolf Feldmarschall Melchior von Hatzfeldt von der Sicherung des Passes bei Höxter.[124]

Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe[125] erwähnt Wolf in seiner „Thüringischen Chronik“ unter dem 27.12.1641 [6.1.1642; BW]: „Zu Ebeleben[126] hat gelegen der Obriste Johann Wolf, hat auch übel gehauset, Meinem Gnädigen Herren viel Schaafviehe und Getreyde genommen und ist auch in der Nacht Feuer auskommen, da dem Bader seine Scheuren abgebrant und sieben Soldaten Pferde darinnen umbkommen. Den 28. [7.1.1642], war der erste Sonntag Adventus, haben diese Völcker in den Quartieren still gelegen und haben wir Christian Melchiorn von Schlotheim zu dem General [Johann Christian v.; BW] Wahlen nach Greußen[127] abgefertiget und ist viel Streifen und Plündern an allen Orthen gewesen. Den 29. [28.1.1642; BW] ist diese Armee nach Frankenhausen[128] verrücket. In Frankenhausen ist das Hauptquartier und liegen die Dorfe bis an Sondershausen[129] heran aller voll, theils liegen auch im Amt Heringen“.[130]

Am 5.9.1642 soll Wolf Johann von Werth zweimal vor dem Tode bewahrt haben.[131] Am 22.11.1643 gelang ihm bei Tuttlingen[132] gegen eine Belohnung von 1000 Dukaten die Eroberung der französischen Artillerie. Der Salemer[133] Zisterziensermönch Sebastian Bürster [? – 1649][134] schreibt in seiner Chronik: „Habe Johann Wolff, obrister der tragoner, die französische artoleria mit allem zuegehör und munition bey ainer an dem gozacker stehenden capellen erobert, von reutern und fußvölkern in schneller eyl dass ganze general- und haubtquatier in Dudtlingen eingeschlossen, daß ainiger mensch auß oder ein, auch die zu Möringen[135] und Mihlenen gelegene reuter stracks in die flucht geschlagen“.[136] Zudem erlaubte Maximilian I.,[137] dass Wolf in Wien die näheren Einzelheiten erläuterte.[138]

Ende Dezember war er mit 2.000 Reitern in Stockach[139] angekommen,“alldort den Franzoßen, auß und ein sich zue prophiantieren, den paß zu sperren“.[140]

Ab Februar 1644 war er bei Kämpfen um Überlingen eingesetzt. Bürster berichtet sehr ausführlich darüber: „So ligt nun schon alberait zu Uffkürch[141] in der kürchen alldort (weil andere heyßer zuevor schon von Franzoßen abgebränt worden) obrister Woll und ain Fugger,[142] solche eingesalzne junkfrawen [Überlingen; BW] zue verbieten, damit sie wohlbeschloßen und eingesalzen verbleiben solte, niemandß herauß, auch niemands zue ihr hinein nit komen solte; und weil zue diser und solcher krankhait grose wärme und hüz höchlich von nöthen, solle ihr von außen mit groben und großen stucken[143] und dergleichen, damit sie bald trucken schwüzen, warmb und haiß genuog werden möchte, eingefeyrt werden. Und weilen die Franzosen in der statt, darunder vil Teutsche, über 5 oder 600 guoter wohlbewehrter soldaten nit, auch in allem zue wohl und in die länge nit prophantiert, hat man guote hoffnung, auch kein succurs so bald nit haben kenden, solche bald zue bezwingen und einzuebekummen, quod deus fortunet.[144]

[120.] Den 12. Februarii. Anjezo würd bald der bock angehen, dann sie in der statt anfangen, an prophiant mangel bekomen, dan viler fürnähmer bürgerßkinder uff der gaßen bettlen umbegehen; obwolen die soldaten noch haben, so haben aber die gemaine burger nit all und sicht einer großen hungersnoth schon gleich, wie dan nach und nach, wa solche kenden, außreißen;[145] darumben dan, alß diser tagen ain seyler seines handwerks heraußer gewest, und wie ettliche sagen, unsrige haben ihn wider hinein getrüben, doch aber alß er in erfahrnuß komen, dass er außreißen wollen, ist er gespüst[146] worden; dan gar ein grimmiger tyran soll der commendant,[147] unangesehen er catholisch, darinnen sein. So sollen auch schon 2 capucciner und herr pfarrer zue dem obristen Wolff und Fugger heraußer geschickt, umb leidelichen accordo[148] zue tractieren, worden sein, quod tamen non creditur,[149] diß aber gar wol und ist war, daß commendant darinnen abermahlen visitieren laßen alle örter und heyßer und gesehen, waß noch von vorrath an früchten vorhanden seye, und jenigen, so noch für 5 wochen hetten haben mögen, weggenohmen; welche aber noch für 10 wochen, hat er ihnen den halben thail, daß ist für 5 wochen, gelassen und also fort; welcher für 20 hat er für 10 gelaßen etc., unangesehen er schon zuovor und unlängst auch ainmahl visitiert und von allen früchten der proportion nach, nach der jeder gehabt, uff die 200 malter ihme uff ain besondere lauben[150] liefern müeßen. Ist wol zu glauben, nit den gemainen burgern, sonder den soldaten zum besten, damit, wan die burger nit mehr zue beißen noch zue brechen und hungers sterben sollten, die soldaten alßdan in aller eyßersten noth, ehe sie sich gar ergeben, noch wüßten, wa sie nehmen und finden sollen. Dan ehe muoß der burger sterben zehen mal, ehe der soldat verderben ainmahl.

Anjezo den 13. Februarii solle Merzy [Franz v. Mercy; BW]  zue Pfullendorf ankomen und die artolleria über Überlingen allberait mit sich bringen. Den 17. Februarii referiert des Hans Frainden sohn, Bese genant, daß ein solcher hunger flaisch halber, dass ein hund wol 6 fl. gelte. Sit ut sit, verumne an non, parum refert.[151] Seyen dieser tagen aber ettlich und 20 von Überlingen außgefallen, mit unsrigen scharsiert,[152] 2 pferd verschoßen, aber bald wider hineingetriben worden.

Den 19. Februarii hat der commendant wol uff zway oder anderthalb hundert personen außgelaßen, welche herr obriste Wolff widerum haißen zuerugg hineinzuetreiben oder niderzueschießen und nit paßieren laßen, uff welches ain solches geschray, jamer, heylen und wainen, insonders klainer kindern und schwangeren weiber, daß doch ainen harten stain und letstlichen auch ihn hat mießen bewegen; hat er solche laßen verwahren biß er befelch vom obristen Merzi bekomen, wie er sich mit ihnen solle verhalten, welche also lange zeit im veld in großer kelte, regen und wind, tag und nacht uffgehalten, und letstlich befelch komen, solche alle widerumb zuemahlen zuerugg hineinzuejagen oder aber niderzueschießen. Allain welche gelt gehabt, weil nun deß beschaids von Merzi erwartet, haben sich interim ihre ettliche redimirt oder außkauft, da0 man sie hat laßen laufen, entreunen und darvon komen, welche außgeben, daß man kain kazen noch hund nit mehr darinnen thue sehen und ain solches schwarzes brod thue backen, daß manß nit oder kümmerlich kendte glauben und allberait an schmalz schon großen mangel. Und sollen die gemaine soldaten, deren über 600 nit, deren maßen also elend und der mehrer thail so kraftloß herumber gehen, daß sie die muggen oder fliegen schier möchten umbstoßen. Lassen auch schon kuglen biß in die schanzen, unangesehen sie so weit vorhußen, heraußlaufen, wie sie dann voriger tagen in ainem schuz ihr drey getroffen, 2 gebliben, der drüdte ob er möchte curiert werden, ist ungewiß. Übrige außgelaßne arme leut aber seyn von herren patre bursario, theilß mehrerthail Salmanweylerische[153] und Owingerische[154] geweßen, erbetten worden, daß man sie lödig und paßieren hat laßen, doch nit gar ohne ranzion, mießten under ainanderen zuesammen schüeßen und uff 52 fl. loßlaßung geben“.[155]

„Den 18. Aprilis, Montag, gegen abend seyen auch ihre stück und wägen, under welchen französische, so zue Dudtlingen und Rodtweil erobert, auch darunder geweßen, zue Salem durchgangen und gleich in die schanzen oder uff ihre posten ein und uffgefüert worden, seyen aber für dißmahl nur fünf regimenter vorhanden, alß deß generalß de Merzi, Wolffisch, Fuggerisch [Franz v. Fugger; BW], Haßlangisch [Johann Heinrich v. Hasslang; BW] und Winterschaidisch etc, und wie man sagt, solle obriste Wolff begert haben, ihme mit seinem regiment ersten sturmb oder anlauf zue versuochen zue lassen“.[156]

Wolf, stationiert in Steißlingen[157] am Hohentwiel,[158] informierte den kaiserlichen Obristleutnant und Oberamtmann von Amorbach,[159] Kärpen, im Juni 1644 über ein verlustreiches Gefecht mit gegnerischen Truppen bei Hüfingen.[160] Dazu notiert Bürster: „Den 4. oder diser tägen des Junii sollen deß obristen Wolffen und Truggmüllerß [Druckmüller; BW] regimenter bey und umb Hüffingen herumb überfallen und angrüffen worden sein von den Weimarischen und Franzoßen und wol biß in die 12. stund mit ainander scharsiert, unsere aber schier den kürzten gezogen und wol bederseits uff die 4 oder 500 mann geblüben sein; seyen unsrige ermant worden, aber den feind veracht, aber mit ihrem schaden wol erfahren, so sich aber alßbald wider über Rhein begeben, unserigen ihr papagiwägen, 6 oder 8 standarden ab- und mit sich genohmen und diese baide regimenter gnuog wol funditus[161] und zue nichten gericht“.[162]

Am 23.6.1644 benachrichtigte Gaisser seine Klosteruntertanen vom erneuten Anzug des Wolf’schen Regiments.[163] Im August dieses Jahres war Wolf in Heilbronn[164] und informierte Hatzfeldt über die Schlacht bei Freiburg,[165] den Weitermarsch nach Villingen und in den Raum Stuttgart[166] sowie über den gegnerischen Angriff auf Philippsburg.[167] Allerdings wird auch „unerhörte Grausamkeit der Soldateska“ und Wolfs bei der Eroberung Wiesbadens[168] im November 1644 erwähnt.[169] Am 21.11.1644 wurde er bei dem Versuch, Bensheim[170] zu erobern, in den Rücken geschossen und starb an dieser Verwundung. Die Besatzung wurde niedergemacht.[171]

In der Saalfelder[172] Chronistik heißt es: „6. Aug. [16.8.1647; BW] langete die Obristin Wolfin mit des verstorbenen Obristen Cörper und 150 Pferden und 60 Stück Rindvieh von Hoff[173] alhie an, blieb über Nacht und ward ebenmäßig ausgelöset“.[174]

Er wurde in Adelsheim[175] begraben, wo heute noch sein Grabstein steht.[176]

[1] HEILMANN, Kriegsgeschichte 2. Bd. , S. 676.

[2] HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 646, 589. Für seine Hinweise und Korrekturen danke ich Herrn Wolfgang Hallermann.

[3] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S.388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide.  II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.

[4] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. Der Dragoner war ein berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. – Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 ((offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obrist-Lieutenant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim von Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm von Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[5] Obristwachtmeister: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold von 50 fl. entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.

[6] Wiesbaden; HHSD IV, S. 465ff.

[7] Walluf [Rheingau-Taunus-Kreis].

[8] Eltville [Rheingaukr.]; HHSD IV, S. 106f.

[9] Mainz; HHSD V, S. 214ff.

[10] Geisenheim [Rheingau-Taunuskreis].

[11] Rüdesheim am Rhein [Rheingaukr.]; HHSD IV, S. 389ff.

[12] Ehrenfels, Burg [Stadt Rüdesheim, Rheingaukr.]; HHSD IV, S. 100f.

[13] Vgl. LAHRKAMP, Bönninghausen.

[14] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.

[15] KELLER, Drangsale, S. 237.

[16] Villmar; HHSD IV, S. 439.

[17] Vgl. ALTMANN, Wilhelm V.; PETRI, Das Militärwesen von Hessen-Kassel; GEYSO, Beiträge I-III.

[18] Ehrenbreitstein; HHSD V, S. 86f.

[19] Vgl. LAHRKAMP, Werth.

[20] Rheinfelden (Baden) [LK Lörrach]; HHSD VI, S. 659.

[21] MÜNICH, Geschichte des I. königlich bayerischen Chevauxlegers-Regiments, S. 87.

[22] St. Georgen im Schwarzwald LK Schwarzwald-Baar-Kreis].

[23] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 93f.

[24] Te Deum laudamus: Ambrosianischer Lobgesang, an Festtagen zum Schluss der Matutin gesungen, in Luthers Fassung „Herr Gott, Dich loben wir“. „Der mittelalterlichen Tradition (Erwähnung in Handschriften seit dem späten 8. Jahrhundert) zufolge schufen die beiden vom Heiligen Geist ergriffenen Heiligen Augustinus und Ambrosius von Mailand gemeinsam diesen Gesang: Als Augustinus als Erwachsener zu Ostern 387 das Sakrament der Taufe empfing, habe er diesen Hymnus angestimmt; Ambrosius habe versweise darauf geantwortet“. [wikipedia].

[25] Vgl. Widerholt, Conradt von Jörg Wöllper in den „Miniaturen“.

[26] Hohentwiel [Singen, LK Konstanz]; HHSD VI, S. 352ff.

[27] Vgl. HENGERER, Kaiser Ferdinand III.; HÖBELT, Ferdinand III.

[28] Löffingen [LK Breisgau-Hochschwarzwald].

[29] Villingen im Schwarzwald [Villingen-Schwenningen, Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 834ff.

[30] Beute war im allgemeinen Verständnis das Recht des Soldaten auf Entschädigung für die ständige Lebensgefahr, in der er sich befand und das Hauptmotiv für den Eintritt in die Armee. BURSCHEL, Söldner, S. 206ff. Für den lutherischen Theologen Scherertz galten allerdings nur der Bestand der Christenheit, die Reinheit des Glaubens und der Erhalt der Gerechtigkeit aus hinreichender Grund; BITZEL, Sigmund Scherertz, S. 153.  Dabei war Beute ein sehr weit gefasster Begriff, von Beutekunst wie sakralen Gegenständen, Altarbildern, Bildern, Büchern (wie etwa in der Mainzer UB; FABIAN u. a., Handbuch Bd. 6, S. 172), bis hin zu den Wertgegenständen der Bürger. STEGMANN, Grafschaft Lippe, S. 63: Interessant ist auch die Auflistung der von staatischen Truppen bei einem Überfall erbeuteten Wertsachen des ligistischen Generalproviantmeisters Münch von Steinach, darunter augenscheinlich auch Beutegut: „Ein gantz gülden Khetten mit zweyen Strengen. Daran ist gewesen ein gantz güldens Agnus Dei. Aber ein kleins auch güldens Agnus Dei Gefeß. Wieder eins von Silber und vergolt. Ein schönes Malekhidt-Hertz mit Goldt eingefast. Ein Goldtstückh mit einem Crucifix. Aber ein Goldstückh mit einem Kreutz. Aber ein Hertz von Jaspis vom Goldt eingefast, so für den bösen Jammer gebraucht wirdt. Ein großer Petschafftring von Goldt. Ein von Silber und vergolts Palsambüchsel. Ein Paternoster an silbern Tradt gefast. Ein Pethbuch. Dan an Geldt, so Herr General-Proviantmeister bey sich gehabt, 7 Thlr. 18 Gr. Von der Handt ein gülden verfachen Denckhring. Aber ein Petschafftring von Goldt, daß Wappen in Jaspisstein geschnidten. Ein gestickt Paar Handtschuch. Ein Paar von silberfarb Daffent Hosenbänder mit lang seiden Spitzen“. In Askola, einer Gemeinde in Südfinnland, nördlich der Hafenstadt Porvoo, befindet sich noch heute in der Holzkirche eine reich verzierte barocke Kanzel, die von finnischen Söldnern als Kriegsbeute mitgebracht wurde. Die Beutezüge wurden zum Teil mit Wissen der Offiziere unternommen, denen dafür ein Teil der Beute überlassen werden musste. Besonders wertvolle Stücke nahmen die Kommandierenden (oder auch die Marketender) den oft verschuldeten Soldaten gegen einen Bruchteil des Wertes ab. Auch Offiziersfrauen handelten mit Beute oder trieben damit Tauschhandel. Vgl. die Schadensliste vom März 1634 bei BARNEKAMP, Sie hausen uebell, S. 58ff.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 32ff.; REDLICH, De Praeda; ZIEGLER, Beute; KAISER, „… aber ich muß erst Beute machen“. Der Superintendent Braun (1589-1651), zit. bei ROTH, Oberfranken, S. 303f.: „Die Ursache dieses Übels wird jeder leicht verstehen, wenn er die völlig aufgelöste Disziplin der Armee näher bedenkt. Die Fürsten selber und die Heerführer bringen ihr Militär ohne Geld zusammen; das muß von schnödem Raub sich selbst erhalten. Sie öffnen ihnen damit die Tür zu aller Nichtswürdigkeit und Grausamkeit, und müssen zu allen abscheulichen Freveln die Augen zudrücken. Pünktlich bezahlte Löhnung erhält den Soldaten, auch den sehr unguten, durch die Furcht vor dem Kriegsrecht bei seiner Pflicht und hindert ihn an Übergriffen. Enthält man ihm hingegen die Löhnung vor, so verwildert er und ist zu jeder Schandtat bereit. Dazu kommt die schon erwähnte Lässigkeit der Führer beim Anwerben der Soldaten. Denen liegt ja an der reinen Lehre und an der Gottesfurcht gar nichts; sondern die blinde Beutegier treibt sie zum Kriegsdienst; dadurch geht alles zu grunde. Wird eine Stadt oder eine Festung eingenommen, so schenkt der Sieger den Mannschaften der Besatzung, wenn sie auch noch so sehr dem päpstlichen Aberglauben ergeben sind, ihr Leben und reiht die Feinde in seine Truppen ein, nicht ohne gewaltigen Schaden der evangelischen Verbündeten. Denn um ihre Niederlage gründlich zu rächen, speien diese Scheusäler unter dem Deckmantel der militärischen Freiheit alles Gift ihrer Seele aus gegen die Bekenner des evangelischen Glaubens und wüten auf alle Weise in unsäglicher Grausamkeit, Raub und Wegelagerei, zünden die Dörfer an, plündern die Häuser, zwingen die Bewohner mit Schlägen, zu tun, was sie verlangen und stehen in keiner Weise auch hinter den grimmigsten Feinden zurück. Wie viel unserer Sache durch den Zuwachs dieser ehrlosen Räuber gedient ist, sieht jedermann leicht ein“.

[31] Plünderung: Trotz der Gebote in den Kriegsartikeln auch neben der Erstürmung von Festungen und Städten, die nach dem Sturm für eine gewisse Zeit zur Plünderung freigegeben wurden, als das „legitime“ Recht eines Soldaten betrachtet. Vgl. die Rechtfertigung der Plünderungen bei dem ehemaligen hessischen Feldprediger, Professor für Ethik in Gießen und Ulmer Superintendenten Conrad Dieterich, dass „man in einem rechtmässigen Krieg seinem Feind mit rauben vnd plündern Schaden vnd Abbruch / an allen seinen Haab vnd Güttern / liegenden vnd fahrenden / thun könne vnd solle / wie vnd welchere Mittel man jmmermehr nur vermöge. […] Was in Natürlichen / Göttlichen / vnd Weltlichen Rechten zugelassen ist / das kann nicht vnrecht / noch Sünde seyn. Nun ist aber das Rechtmessige Rauben / Beutten vnd Plündern in rechtmessigen Kriegen / in Natürlichen / Göttlichen vnnd Weltlichen Rechten zugelassen“. DIETERICH, D. Konrad Dieterich,  S. 6, 19. Vgl. BRAUN, Marktredwitz, S. 37 (1634): „Welcher Teil ehe[r] kam, der plünderte. [Wir] wurden von beiden Teilen für Feind[e] und Rebellen gehalten. Ein Teil plünderte und schalt uns für Rebellen darumb, daß wir lutherisch, der andere Teil, plünderte darumb, daß wir kaiserisch waren. Da wollte nichts helfen – wir sind gut kaiserisch, noch viel weniger beim andern Teil; wir sind gut lutherisch – es war alles vergebens, sondern es ging also: ‚Gebt nur her, was ihr habt, ihr mögt zugehören und glauben wem und was ihr wollt’ „. Dazu kamen noch die vielen Beutezüge durch Marodeure, darunter auch von ihren eigenen Soldaten als solche bezeichnete Offiziere, die durch ihr grausames und ausbeuterisches Verhalten auffielen, die von ihrem Kriegsherrn geschützt wurden. Vgl. BOCKHORST, Westfälische Adlige, S. 16f.; KROENER, Kriegsgurgeln; STEGER, Jetzt ist die Flucht angangen, S. 32f. bzw. die Abbildungen bei LIEBE, Soldat, Abb. 77, 79, 85, 98; das Patent Ludwigs I. von Anhalt-Köthen: „Von Gottes gnaden“ (1635). Vgl. den Befehl Banérs vom 30.5.1639; Theatrum Europaeum Bd. 4, S. 101f. Vielfach wurden die Plünderungen auch aus Not verübt, da die Versorgung der Soldaten bereits vor 1630 unter das Existenzminimum gesunken war. KROENER, Soldat oder Soldateska, S. 113; DINGES, Soldatenkörper.

Bei der Plünderung Magdeburgs hatten die Söldner 10 % des Nominalwertes auf Schmuck u. Silbergeschirr erhalten; KOHL, Die Belagerung, Eroberung und Zerstörung, S. 82. Profitiert hatten nur die Regimentskommandeure bzw. die Stabsmarketender. WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 222: „Wie demoralisierend der Krieg auch auf die Landeskinder wirkte, ergibt sich aus einem fürstlichen Erlaß mit Datum Dessau, 6. März 1637, in dem es heißt: ‚Nachdem die Erfahrung ergeben hat, daß viele eigennützige Leute den Soldaten Pferde, Vieh, Kupfer und anderes Hausgerät für ein Spottgeld abkaufen, dadurch die Soldaten ohne Not ins Land ziehen und zur Verübung weiterer Plünderungen und Brandstiftungen auf den Dörfern, zum mindesten aber zur Schädigung der Felder Anlaß geben; sie auch oft zu ihrem eigenen Schaden die erkauften Sachen wieder hergeben müssen und dadurch das ganze Land dem Verderben ausgesetzt wird, befehlen wir (die Fürsten) hierdurch allen unseren Beamten und obrigkeitlichen Stellen, daß sie allen Einwohnern und Untertanen alles Ernstes auferlegen, Pferde, Vieh und sonstige Dinge von den Soldaten nicht zu kaufen“ ’. Der Hofer Chronist Rüthner weiß zu berichten, dass Borri fünf seiner Soldaten eigenhändig erstochen habe, die beim Plündern gefasst wurden; KLUGE, Hofer Chronik, S. 192: „Den 8. juni ist Zwickau mit accord übergegangen und aufgegeben worden, jedoch in auszug der schwedischen darinnen gelegene soldaten der accord nicht allerdings gehalten und fast meistentheils spoliret worden, unangesehen der kayßerliche general Borey 5 seiner eigenen leute über den raub erstochen“.

[32] Schabenhausen, heute Ortsteil von Niedereschach [Schwarzwald-Baar-Kreis].

[33] Mönchweiler [Schwarzwald-Baar-Kreis].

[34] Angeblich war ein „Billy“ ligistischer Truppenführer. Vgl. TESSIN, Regimenter, S. 83.

[35] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 711f.

[36] 21.2./3.3.1638: Doppelschlacht bei Rheinfelden: Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar schlägt die Kaiserlichen unter Savelli und Johann von Werth. Sperreuter, Werth und Savelli geraten in Gefangenschaft.

[37] Beuggen [Rheinfelden, LK Lörrach], HHSD VI, S. 78.

[38] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 720. Feldscher: Chirurgus, Wundarzt im Dienst einer Armee, des Generalstabes (hier Hofstabsfeldscherer genannt) bzw. eines Regiments. In der Regel hatten die Feldschere, im Unterschied zu den studierten Medici, ihre Kenntnisse nicht auf Universitäten, sondern auf dem Schlachtfeld oder als Wanderärzte auf Jahrmärkten erworben. Sie waren in erster Linie für die primäre Wundversorgung, darüber hinaus jedoch auch für Knochenbrüche und Amputationen zuständig. Die Verwertung der Menschenhaut bei Delinquenten war ihnen gestattet. Auch waren sie wegen der grassierenden Lagerkrankheiten ständig im Einsatz. Feldschere waren oft schlecht ausgebildet und unzureichend ausgestattet (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 268f.). In der kaiserlichen Armee erhielten sie 60 fl. pro Monat. Die medizinische Versorgung der Soldaten wurde jedoch zum Teil auch von kundigen Ärzten und studierten Medizinern geleistet. Ärztliche Oberaufsicht im Feld hatte der General-Stabs-Chirurgus (neben dem Feld-Medicus). Unter ihm stand der Regiments-Feldscher, seinerseits mit Weisungsbefugnis über die Compagnie-Feldschere. Bei militärischen Einsätzen wurden die Feldscher mitgeschickt. Ihnen oblagen zusammen mit den Führern die Krankenversorgung und die Sorge für die Feldapotheke. Kranke und verwundete Soldaten blieben zumeist in Städten und Orten zurück und fielen diesen zur Last – sofern sie keine Familie als Schutzgemeinschaft im Lager besaßen – , obgleich man dort zum Teil die Aufnahme der Kranken aus Furcht vor der Ausbreitung von Seuchen und vor den Kosten verweigerte. Verwundete erhielten z. B. im Neumarkter (Oberpfalz) Lazarett (1647): ein gemeiner Soldat wöchentlich 1 fl. 30 kr.; ein Feldwebel oder Korporal täglich 18 kr.; RIED, Neumarkt, S. 106. Zudem erhielt ein Angeschossener 18 gr. oder den Gegenwert in Heringen, für einen abgeschossenen Daumen gab es 1 Rt., was etwa 36 Eiern entsprach. Finanziert wurden die Spitalkosten über die erhobenen Kontributionen. Daher liegen die Kosten für die medizinische Notversorgung, für das Feldspital (ein studierter Arzt erhielt etwa 260 fl., der „Chirurgus“ 60 fl. monatlich), in der Hauptkostenrechnung nur bei 1 %.

[39] Kontribution: Kriegssteuer, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts, des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“ Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky.

[40] Tennenbronn, heute Stadtteil von Schramberg [LK Rottweil].

[41] Geisingen [LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 241f.

[42] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 763.

[43] Hornberg [Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 364f.

[44] Wolfach [Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 898f.

[45] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 771.

[46] Gutenberg, heute Ortsteil v. Lenningen [LK Esslingen].

[47] Donaueschingen [Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 150f.

[48] Quartiermeister: Bei Einquartierungen in Dörfern und Städten besorgte der Quartiermeister, in Abstimmung mit den lokalen Obrigkeiten, von den Bewohnern Unterkunft und Verpflegung für die Kompanie. Zunächst wurde der Stab einlogiert, dann wurden die Quartiere für die Hauptleute bestimmt. Die Kompanie des Obristen hatte die weitere Wahl, dann die des Obristleutnants, darauf die des Obristwachtmeisters. Die restlichen Kompanien spielten die übrig gebliebenen Quartiere unter sich aus. Das führte bei engen Quartieren teils zur Überbelegung bei den einzelnen „Wirten“, teils zum Kampieren unter freiem Himmel auf dem Markt, was zu Unruhen führen konnte. Dem Quartiermeister, der je nach Truppengattung zwischen 40 und 60 fl. Monatsold erhielt, war die Kriegskasse anvertraut. Dazu kamen allerdings erhebliche Nebeneinkünfte der meist korrupten Quartiermeister, die dieser mit dem Obristquartiermeister teilte.

[49] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 775.

[50] Vgl. KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 167f.

[51] Groß-Bieberau [LK Darmstadt-Dieburg/Hessen].

[52] Vorratshafer.

[53] KUNZ; LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 263f.

[54] Überlingen [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 807f.

[55] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 179f.

[56] Hüfingen [Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 366ff.

[57] Engen [LK Konstanz]; HHSD VI, S. 181f.

[58] Hegau; HHSD VI, S. 299f.

[59] Markdorf [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 511f.

[60] Nesselwang [LK Ostallgäu].

[61] Leutkirch im Allgäu [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 466ff.

[62] Salem [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 684f.

[63] Seelfingen [LK Konstanz].

[64] Ebingen [Albstadt, Zollernalbkr.]; HHSD VI, S. 160ff.

[65] SEMLER, Tagebücher, S. 376.

[66] Triberg im Schwarzwald [Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 797f.

[67] Generalkommissar: Der General(kriegs)kommissar war das oberste Aufsichts- und Kontrollorgan für das gesamte Kriegswesen, Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontributionen) und zur Kontrolle der Kriegskommissare. Als Quartierkommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung). Der Generalkommissar, der entweder erfahrener Heeresverwaltungsbeamter oder selbst Obrist war, war der Dienstvorgesetzte aller dieser Kommissare, der wiederum seinen Anteil bei seinen untergebenen Kommissaren einforderte. Zudem waren die oft korrupten Generalkriegskommissare verpflichtet, alle Vorkommnisse im Feld und in der Garnison an den obersten Kriegsherrn einzuberichten, weshalb sie nicht zu Unrecht als die „Augen und Ohren“ etwa Maximilians I. bei der Truppe bezeichnet wurden. Sie besuchten bzw. kontrollierten die vom Hauptquartier entfernt operierenden oder liegenden Regimenter. Bei der Truppe waren sie aufgrund ihrer umfangreichen Kontrollfunktionen im Allgemeinen verhasst. Zudem hatten sie die Weisung, die Kosten der Kriegs- und Truppenfinanzierung zu senken und Reduktionen durchzuführen, was zu ständigen, teilweise handfesten Konflikten mit den Obristen als Kriegsunternehmern führen mussten, da die Generalkriegskommissare auch für den Transport und die Auszahlung des Soldes zuständig waren. Bei besonders unruhigen Truppenteilen waren sie auch für die Ausgabe der Munition zuständig. Der Generalkriegskommissar hatte zudem die Aufgabe, in den besetzten Gebieten nach lohnender Beutekunst (Altäre, Gemälde, Bücher etc.) Ausschau zu halten und gemäß seinen Weisungen zu beschlagnahmen. Der Generalkriegskommissar trat als Militärsachverständiger bei Liga-, Kurfürsten- und Reichstagen auf und war bei Friedensverhandlungen (z. B. beim Abschluss des Lübecker Friedens 1629) und Gesandtschaften beteiligt. Zum Teil kam er durch seine vielfältigen Aufgaben, Einnahmen (Sold etwa 5000 fl., Anteil an Kontributionen ca. 1800 fl. pro Jahr ohne diverse andere Einnahmen) und Belohnungen zu einem beträchtlichen Vermögen. Da die Generalkriegskommissare den Schriftverkehr mit der Kriegskanzlei bzw. dem obersten Kriegsherrn führten, gaben sie oft anders lautende, kritische oder auch gefälschte Berichte weiter.

[68] Sigmaringen [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 738ff.

[69] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 783.

[70] Schwadron: Im 16. Jahrhundert bezeichnete Escadre (von lateinisch exquadra Gevierthaufen, Geschwader) eine Stellungsform des Fußvolks und der Reiterei, aus welcher im 17. Jahrhundert für letztere die Eskadron, für ersteres das Bataillon hervorging. Ca. 210 Pikeniere sollten eine Schwadron bilden, 3 eine Brigade. Die Schwadron der Reiterei entsprach der Kompanie der Fußtruppen. Die schwedische Kompanie (Fußtruppen) bestand nach Lorenz TROUPITZ, Kriegs-Kunst / nach Königlich Schwedischer Manier eine Compagny zu richten, Franckfurt 1638, aus drei Schwadronen (zu Korporalschaften, eine Schwadron entsprach daher dem späteren Zug).

[71] Neustadt [Waiblingen; Rems-Murr-Kreis]; HHSD VI, S. 572f.

[72] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 786.

[73] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 787.

[74] Wachtmeister: Unteroffiziersdienstgrad. Der Wachtmeister war zuständig für die Sicherheit des Lagers und der Truppen sowie für die Einteilung, Aufstellung, Beaufsichtigung der Wachen und Ausgabe der Losung. Selbst ein Wachtmeister hatte noch 3 Knechte, 1 Jungen und 5 Pferde, manchmal sogar noch einen Narren als Begleitung; WAGNER; WÜNSCH, Notabilia, S. 110. Mit der Einrichtung stehender Heere wurde die Bezeichnung „Wachtmeister“ synonym für Feldwebel verwendet.

[75] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 788f.

[76] Triberg im Schwarzwald [Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 797f.

[77] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 789.

[78] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 790.

[79] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 792.

[80] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 797.

[81] Oberursel [Obertaunuskr.]; HHSD IV, S. 357f.

[82] MÜNICH, Geschichte des I. königlich bayerischen Chevauxlegers-Regiments, S. 87.

[83] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[84] Kroaten: (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“ http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „.

[85] Kornett: Ein Kornett war die kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entspricht der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold. => Fähnrich; Fahne.

[86] Das 3. war Földvary, das 4. Losy.

[87] Helmbrechts [LK Hof]; HHSD VII, S. 282.

[88] Zedtwitz [LK Hof].

[89] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.

[90] Triebel-Blosenberg [LK Vogtlandkreis/Sachsen].

[91] Triebel Wiedersberg [LK Vogtlandkreis/Sachsen].

[92] Burgstein-Groß- und Kleinzöbern [LK Vogtlandkreis/Sachsen].

[93] Feldscher: Chirurgus, Wundarzt im Dienst einer Armee, des Generalstabes (hier Hofstabsfeldscherer genannt) bzw. eines Regiments. In der Regel hatten die Feldschere, im Unterschied zu den studierten Medici, ihre Kenntnisse nicht auf Universitäten, sondern auf dem Schlachtfeld oder als Wanderärzte auf Jahrmärkten erworben. Sie waren in erster Linie für die primäre Wundversorgung, darüber hinaus jedoch auch für Knochenbrüche und Amputationen zuständig. Die Verwertung der Menschenhaut bei Delinquenten war ihnen gestattet. Auch waren sie wegen der grassierenden Lagerkrankheiten ständig im Einsatz. Feldschere waren oft schlecht ausgebildet und unzureichend ausgestattet (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 268f.). In der kaiserlichen Armee erhielten sie 60 fl. pro Monat. Die medizinische Versorgung der Soldaten wurde jedoch zum Teil auch von kundigen Ärzten und studierten Medizinern geleistet. Ärztliche Oberaufsicht im Feld hatte der General-Stabs-Chirurgus (neben dem Feld-Medicus). Unter ihm stand der Regiments-Feldscher, seinerseits mit Weisungsbefugnis über die Compagnie-Feldschere. Bei militärischen Einsätzen wurden die Feldscher mitgeschickt. Ihnen oblagen zusammen mit den Führern die Krankenversorgung und die Sorge für die Feldapotheke. Kranke und verwundete Soldaten blieben zumeist in Städten und Orten zurück und fielen diesen zur Last – sofern sie keine Familie als Schutzgemeinschaft im Lager besaßen – , obgleich man dort zum Teil die Aufnahme der Kranken aus Furcht vor der Ausbreitung von Seuchen und vor den Kosten verweigerte. Verwundete erhielten z. B. im Neumarkter (Oberpfalz) Lazarett (1647): ein gemeiner Soldat wöchentlich 1 fl. 30 kr.; ein Feldwebel oder Korporal täglich 18 kr.; RIED, Neumarkt, S. 106. Zudem erhielt ein Angeschossener 18 gr. oder den Gegenwert in Heringen, für einen abgeschossenen Daumen gab es 1 Rt., was etwa 36 Eiern entsprach. Finanziert wurden die Spitalkosten über die erhobenen Kontributionen. Daher liegen die Kosten für die medizinische Notversorgung, für das Feldspital (ein studierter Arzt erhielt etwa 260 fl., der „Chirurgus“ 60 fl. monatlich), in der Hauptkostenrechnung nur bei 1 %.

[94] Wahrscheinlich Transkriptionsfehler: worden

[95] Regnitzlosau-Draisendorf [LK Hof].

[96] Oberkotzau [LK Hof].

[97] Schwarzenbach an der Saale [LK Hof].

[98] Kirchenlamitz; unter Hohenberg a. d. Eger; HHSD VII, S. 308.

[99] Marktleuthen [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].

[100] Rehau [LK Hof]; HHSD VII, S. 613.

[101] ca. 86, 89 Liter.

[102] Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturverzeichnis).

[103] manutenieren: behaupten.

[104] Wunsiedel [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 836f.

[105] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[106] Selbitz [LK Naila]; HHSD VII, S. 695ff.

[107] Abraham v. Dobeneck starb am 24.2.1634 a. St. an den Folgen von Folterungen durch Kroaten. DOBENECK, Geschichte, S. 411ff.

[108] Lobenstein [LK Saale-Orla-Kreis]; HHSD IX, S. 261f.

[109] Marktleuthen [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].

[110] Saalfeld [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 369ff.

[111] Kastner: Amtmann über alle Einkünfte.

[112] Altenburg [Kr. Altenburg]; HHSD IX, S. 6ff.

[113] Hauptmann: Der Hauptmann (schwed. Kapten) war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste.  Jedoch muss man wohl davon ausgehen, dass nicht alle Offizierschargen in gleichem Umfang an diesen lukrativen Geschäften beteiligt waren. Die bei DAMBOER, Krise, S. 150, dargestellte „Schatzkammer“ eines Hauptmanns ist nicht unbedingt typisch. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Jedoch muss man wohl davon ausgehen, dass nicht alle Offizierschargen in gleichem Umfang an diesen lukrativen Geschäften beteiligt waren. Die bei DAMBOER, Krise, S. 150, dargestellte „Schatzkammer“ eines Hauptmanns ist nicht unbedingt typisch.

[114] Generalstab: die Summe aller ranghohen Offiziere, die der obersten militärischen Führung zuarbeiten. Der Generalstaab umfasste das Quartieramt, kie Kriegskanzlei, die Generaladjutantur, das Kriegskommissariat, das Kriegszahlamt, die Generalauditoren, den Generalprofos, die Feldapotheke, das Feldpostamt und die Generalwagenmeister.

[115] Triebel-Poseck [LK Vogtlandkreis/Sachsen]

[116] Oelsnitz [Kr. Stollberg]; HHSD VIII, S. 263f.

[117] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.

[118] Feilitzsch-Zedtwitz [LK Hof].

[119] Münchberg [LK Hof]; HHSD VII, S. 464.

[120] Hof-Osseck.

[121] Triebel-Wiedersberg [Vogtlandkr./Sachsen]

[122] Kirchenlamitz; unter Hohenberg a. d. Eger; HHSD VII, S. 308.

[123] KLUGE, Hofer Chronik, S. 185ff.

[123a] http://diglib.hab.de/edoc/ed000228/start.htm: Bl. 42r.

[124] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 153; Höxter [LK Höxter]; HHSD III, S. 346ff.

[125] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.

[126] Ebeleben [Kyffhäuserkreis].

[127] Greußen [Kyffhäuserkreis].

[128] Frankenhausen [Kyffhäuserkreis].

[129] Sondershausen [Kyffhäuserkreis].

[130] HAPPE II 442 v – 443 v; mdsz.thulb.uni-jena.de; Heringen [Kreis Nordhausen].

[131] MÜNICH, Geschichte des I. königlich bayerischen Chevauxlegers-Regiments, S. 87.

[132] Schlacht bei Tuttlingen am 24.11.1643: Die kaiserlich-kurbayerischen Truppen unter den Feldmarschällen Melchior v. Hatzfeldt, Franz v. Mercy u. Johann v. Werth besiegen die französisch-weimarische Armee unter Generalleutnant Josias v. Rantzau, der in Gefangenschaft gerät. Vgl. auch die bayerische „Relation über den Überfall von Tuttlingen und die Rückeroberung von Rottweil“ bei HEILMANN, Feldzüge, S. 61-73.

[133] Salem [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 684f.

[134] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 59f.

[135] Mähringen, heute Ortsteil v. Kusterdingen [LK Tübingen].

[136] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 174.

[137] Vgl. ALBRECHT, Maximilian I.

[138] LAHRKAMP, Werth, S. 137.

[139] Stockach [LK Konstanz]; HHSD VI, S. 763.

[140] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 182.

[141] Aufkirch, heute Stadtteil v. Überlingen [Bodenseekr.].

[142] Fugger-Weißenhorn-Nordendorf, Franz Graf.

[143] Grobe Stücke: große Geschütze, meist: Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17, 5 – 19 cm], verschoß 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde nötig: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge des Kalibers (15 cm), schoss 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-75 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt.

[144] was Gott segne.

[145] Die Hungermobilität war durchaus üblich. Die Äbtissin des Klosters Mariastein bei Eichstätt, Maria Staiger, notierte unter dem 18.8.1634 in ihrem Tagebuch, FINA, S. 147f.: „Es sein auch gar vil vil armer leüth auff dem landt und schiffen in österreich zochen / und so uberheüffig (dort zuviel) worden / das daselbsten auch nichte mehr bekummen und zu leben gehabt / vil die vor abkrafft (Schwäche) hunger und kumer nymer geen kinden haben selbs begert man sols gar umbbringen welches die soldaten auß erbermbt (Erbarmen) thon haben thails sein noch ellender widerkhommen / und hat sich unser erleßung und der gewinschte friden verlengert / das mir von einer zeit zur andern gehofft und nichts erwartten kinden Dann unser volckh so wol als der feindt in kirchen und clöster einbrochen / die leüth auff dem land und in heüßern beraubt geschlagen und gestossen“. Zur dramatischen Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation in den 30er Jahren vgl. ABEL, Agrarkrisen, S. 158f. => Hunger, Hungersnot. Der Hofer Organist Jobst Christoph Rüthner (1634); KLUGE, Hofer Chronik, S. 51: „Es sind auch diese zeithero sowohl durch hiesige stadt als auch auf andern straßen viel tausend verderbte personen aus dem Frankenland hier durch und in Thüringen passirt, weil sie der hunger fortgetrieben, und oft in 100, 150, 200 starck miteinander gezogen. Die stadt auch von bettelleuten dermassen überhäuft gewesen, als man nicht gedencken können“. Bericht eines Pfarrers aus Gestungshausen (Pflege Coburg)  von 1636: „Weil die Felder alle öd und wüst liegen, dahero mir, dem Pfarrer, meine Besoldung genzlich entzogen wird, daß es auch nicht besser wird, muß ich mit Weib und Kindern davonziehen! Die Felder nicht bebaut werden, und kein Getreide mehr vorhanden, müssen sich die Leute gar armselig behelfen. Den Sommer über haben die armen Leute das Gras und grünes Kraut auf dem Felde zusammengelesen, gekocht und ohne Brot, ungesalzen und ungeschmolzen gegessen. Etliche tragen ihr Bettlein und anderen Hausrat zum Markt, erkaufen ihr Brot darum. Etliche behelfen sich mit Eicheln und lassen dieselben mahlen, damit sie des Hungers wehren. Etliche gehen in Dhüringen, auf daß sie mit Dreschen und anderen Arbeiten ein Stücklein Brots verdienen mögen. Das ist kürzlich mein Bericht von dem verderblichen Zustand meines Pfarrspiels, welches, wie auch das ganze Land, aus einem schönen Lustgarten zu einer wüsten Einöde geworden“. In einer Kirchturmknopf-Urkunde aus Ostheim v. d. Rhön (26.6.1657) wurde unter 1634 nach einem Kroateneinfall festgehalten; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 234: „Worauf ein theürung im francken/ land worden, dass etzlichmahl uf alhiesigem Tanzberg vorm neüen thor, uf 1000. auch 1100. Arme leüth/  uf einmahl gewesen, muste unter den burgern ein außtheilung geschehen, gab etwa ein Reicher, 2. auch / 3. brod, die Mittelgattung 1.[,] ½ auch ¼ eines leibrodts [so!], wahren zum öftersten .7. u. 800. da, machten/ Kinder von alten lumpen, legten sie auf die Küzen [d. i.: Tragekörbe auf dem Rücken], nur dass auch statt selbiger Sie desto mehr, und 2 theil empfang[en] möchten, alß es aber vermercket ward, musten al[l]weg, ihre bundtel oder kützen visitirt [d. h.: untersucht] werden“.  Zu Weimar und Jena (1641) Theatrum Europaeum Bd 4, S. 602. Vgl. auch STEGER, Flucht. Zur Migration allgemein ASCHE, Krieg, Militär und Migration, S. 11ff.

[146] Der Spießrutenlauf wurde angeblich von Gustav Adolf eingeführt und geht vermutlich auf das „Recht der langen Spieße“ oder das Lanzengericht der Landsknechte zurück. Kam es zu unehrenhaften oder besonders schweren Straftaten, die die Ehre des gesamten Landsknechts-Fähnleins oder –Regiments befleckten, so traten der Profos als öffentlicher Ankläger und die Landsknechtsgemeinde als Richter auf. Die Landsknechtsgemeinde bestimmte drei Gruppen, die unabhängig voneinander ein Urteil empfahlen: Freispruch, Gnadenspruch oder Todesurteil. Während der Profos das Todesurteil begründete, konnte der Angeklagte seine Unschuld beteuern oder um Gnade flehen. Traten die Landsknechte für das Todesurteil ein, so begaben sie sich an die Hinrichtungsstätte und bildeten dort in Ost-West-Richtung eine Gasse, an deren Seiten die Spießträger sich in zwei fest geschlossenen Dreierreihen aufstellten. Ließ ein Spießträger eine Lücke, um den Todeskandidaten entrinnen zu lassen, so drohte jenem, an dessen Stelle durch die Gasse laufen zu müssen. Am Ende der Gasse standen die Fähnriche mit den gesenkten, in Unehre gefallenen Fahnen. Der Verurteilte musste vor seinen Kameraden bekennen, dass er ihnen deren Urteil verzeihe. Dreimal durchschritt der „arme Mann“ begleitet vom Provos nun die Gasse, um von seinen Kameraden Abschied zu nehmen und sie um Verzeihung für seine Schandtat zu bitten, dann rollten die Fähnriche die Fahnen ein und stießen sie umgekehrt in den Boden, der Profos schlug dem Sünder dreimal auf die Schulter, der Todgeweihte betrat die Gasse und marschierte auf die Fahnen zu. Richter und Henker waren in diesem Fall die Landsknechte selbst, die mit den zustoßenden Spießen die Schandtat straften und damit die Ehre der Fahne wieder herstellen konnten. Im Zeitalter des Absolutismus wurde der Spießrutenlauf zum festen Bestandteil der Disziplinargewalt. Unter Aufsicht von Offizieren bildeten ein oder mehrere hundert Soldaten mit vorgestelltem Gewehr eine etwa zwei Meter breite Gasse, die der bis zum Gürtel entblößte Verurteilte mit auf der Brust zusammengebundenen Händen mehrmals langsam bei Trommelschlag durchschreiten musste. Hierbei erhielt er von jedem Soldaten mit einer Hasel- oder Weidenrute (Spieß- oder Spitzrute) einen Schlag auf den Rücken. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK; S. 336: „Denn 18. Junii [1635; BW] ist ein soldat in unser stad offentlich auf dem Marckt vorgestelt, der sich seiner obrigkeit widersetzt. Man hat ihm auf den Großen Freythoff gefuhrt, seinen ruck und gantzn brust gebloßet und was durch die spitzen gejaget und einn jeder soldat hat mit einer spitz ruthen auf seinen bloßen corper zugeschlagen, das er blutig gewordem“. Allerdings steht am Rande bei Bürster, dass dies nicht wahr gewesen sei.

[147] Courval [Corval], Charles Christoph de Mazencourt, vicomte de.

[148] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag; Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden bzw. durch die Undiszipliniertheit ihrer Truppen nicht eingehalten.

[149] was dennoch nicht geglaubt wird.

[150] Laube: ADELUNG Bd. 2, Sp. 1927: „Die Laube, plur. die -n, überhaupt ein bedeckter, vor der Witterung verwahrter Ort; in welchem Verstande es nur noch in einem doppelten Verstande üblich ist. 1) Ein oben bedecktes Gebäude, ein Schoppen; ingleichen ein oben bedeckter aber an den Seiten offener Theil eines Gebäudes, in welchem Verstande es ehedem so wohl im Ober- als Niederdeutschen sehr üblich war, und in manchen Gegenden auch noch nicht ganz veraltet ist, ein Vorhaus, eine Gallerie, eine Halle, einen Ärker, Altan, einen auf Säulen stehenden und an den Seiten offenen Saal, und andere Gebäude dieser Art zu bezeichnen“.

[151] Sei es oder sei es nicht, wahr oder nicht, es wird zu wenig berichtet.

[152] chargieren: angreifen, zum Angriff schreiten, vorrücken, kämpfen, laden, belasten.

[153] Salem [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 684f.

[154] Owingen [Bodenseekreis].

[155] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 194ff.

[156] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 205f.

[157] Steißlingen [LK Konstanz]; HHSD VI, S. 758f.

[158] Hohentwiel; HHSD VI, S. 352ff.

[159] Amorbach [Kr. Miltenberg]; HHSD VII, S. 22ff.

[160] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 153; Hüfingen; HHSD VI, S. 366ff.

[161] funditus: gänzlich, völlig, von Grund auf.

[162] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 225f.

[163] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 1017.

[164] Heilbronn; HHSD VI, S. 315ff.

[165] Freiburg im Breisgau, HHSD VI, S. 215ff.

[166] Stuttgart; HHSD VI, S. 768ff.

[167] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 153; Philippsburg; HHSD VI, S. 632f.

[168] Wiesbaden; HHSD IV, S. 465ff.

[169] MÜNICH, Geschichte des I. königlich bayerischen Chevauxlegers-Regiments, S. 88.

[170] Bensheim [Kr. Bergstraße]; HHSD IV, S. 41f.

[171] HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 676.

[172] Saalfeld [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 369ff.

[173] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[174] BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 190.

[175] Adelsheim [Neckar-Odenwald-Kreis].

[176] Freundlicher Hinweis von Herrn Wolfgang Hallermann.

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