Witzleben [Witzleben, Wetzleben, Weitzleben], Georg Melchior von

Witzleben [Witzleben, Wetzleben, Weitzleben], Georg Melchior von; Obrist [um 1596-1672] Georg Melchior von Witzleben [Witzleb, Wetzleben, Weitzleben] [um 1596-1672],[1] verheiratet mit Agnes von Wangenheim [ -1690], stand als Major,[2] Obristleutnant[3] bzw. Obrist[4] in schwedischen Diensten.[5]

1629 soll er noch Truppen in Gotha[6] angeführt und kursächsische Truppen geführt haben.[7] Am 6.10.1630 geriet er als „Major“[8] bei Mandelkow[9] durch eigene Unvorsichtigkeit in kaiserliche Gefangenschaft.[10] In der 1. Schlacht bei Breitenfeld[11] 1631 übernahm er als Obristleutnant das stark dezimierte Regiment[12] des gefallenen Adolf Theodor von Efferen, gen. Hall,[13] dessen Truppen das 2. Treffen auf dem linken Flügel gebildet hatten.[14] In diesem Jahr erhielt er durch Gustav II. Adolf die Kerpen’schen Güter und Angelroda,[15] das jedoch auf schwarzburgischen Protest hin zurückgegeben werden musste. Er war an der Einnahme Mergentheims[16] und an dem Zug gegen Heilbronn[17] Weihnachten 1631 beteiligt.

Im Tagebuch des Schulmeisters Gerlach von Albertshausen[18] bei Würzburg heißt es für 1632: „Vom 19.-27.Januar lag in Lindflur[19] die Compagnie ‚Witzleben‘ 85 Mann 90 Pferde. Kostete an Wein 3 Fuder[20] 2 Eimer[21] 3 Maß[22] und an Geld 31 fl.[23] Die Zeche an Fleisch hat 334 fl. 3 Batzen und 3 Kronen betragen“.[24]

Witzleben nahm an der Schlacht um Bamberg (9.3.1632)[25] – ab 14.4.1632 war er Obristleutnant des Leibregiments[26] Gustav Horn[27] – und an der Schlacht an der Alten Veste bei Zirndorf (3.9.1632) teil[28] sowie an Horns Zügen im süddeutschen Raum und Elsass. Er erhielt am 29.4.1633 als Donation[29] Heyda,[30] Neusiß[31] und Schmerfeld[32] (1642 wohl wieder an Sachsen gefallen), alle im heutigen Ilm-Kreis gelegen.

Zum Teil wird Witzleben für den katastrophalen Ausgang der Schlacht bei Nördlingen[33] am 6.9.1634 verantwortlich gemacht.[34]

„Obgleich es Bernhard von Weimar[35] gelungen war, im näheren Umfeld von Nördlingen[36] manch taktischen Vorteil zu erringen, und Johann von Werth[37] gar mit seinen »2000 teutschen Reitern und Crabaten [Kroaten][38] […] von des Herrn Feldmarschall[39] [Horn] Gustav Horn Leibregiment[40] zurückgejagt worden ist«, als man einen Paß besetzen und sichern wollte, so konnten doch drei wesentliche Nachteile der konföderierten Armeen nicht behoben werden: Erstens gelang es trotz großer Anstrengungen Gustav Horn nicht, einen gesicherten Weg zur bedrängten Stadt herzustellen; zweitens dauerte die Heranführung der Kontingente unter dem Kommando des Rheingrafen[41] und des Generalmajors[42] Johann Philipp Cratz[43] zu lang, und drittens wurden in der nicht mehr zu vermeidenden Hauptschlacht vom 25. August 1634 entscheidende Fehler begangen.

Diese Schlacht mit ihren legendär gewordenen Kampffeldern wie »Himmelreich«, »Haselwäldchen«, »Lachberg«, »Lindle« oder »Altbuch«[44] ist oft bis in alle Einzelheiten beschrieben worden. Hier sei nur auf drei besondere Faktoren verwiesen, die für den Ausgang dieses blutigsten Ringens des Teutschen Krieges von Bedeutung waren:

Die Anlage der Schlachten am Weißen Berg,[45] bei Wimpfen[46] und an der Alten Veste[47] (in der Nähe von Nürnberg[48]) haben ein taktisches Gesetz sichtbar werden lassen, dessen Nichtbeachtung bei noch so hoher Kampfmoral der einzelnen Soldaten und im kohärenten Verband blutig und mit deprimierenden Verlusten enden muß: Jeder Kompaktstoß aus einer Ebene zum Berg hinauf in die Dichte einer Verschanzung hinein trifft ins Leere, wenn die erfolgreiche Sturmspitze nicht sofort vom Rückraum her gestützt und flexibel gesichert wird. Genau diese Absicherung aber wurde Horn vorenthalten. Er kommandierte den Rechten Flügel und begann nach den Absprachen im Kriegsrat mit den anderen Generälen, gezielt seine Kampftruppen vorwärts zu bewegen, während Bernhard von Weimar mit dem Linken Flügel, gespannt verharrend, abwarten sollte, um bei Bedarf die Sturmspitze von Horn mit seinen Schweden,[49] Finnen[50] und Teutschen zu stützen und die zu erwartenden Geländegewinne zu sichern.

Das erste Ziel seines Angriffs von Westen her waren drei taktisch wichtige Schanzen,[51] die mit den Regimentern[52] Salms[53] und Wurmser[54] dicht besetzt waren und mit ihren Musketieren[55] eine beachtliche Feuerkraft entwickeln konnten. Horn wollte sich während des Einschießens seiner Artillerie die Lage an der zu erstürmenden Anhöhe gerade noch einmal ansehen, als der Obrist Witzleben plötzlich und ohne höheren Befehl auf die linke Schanze eine Attacke reiten ließ, ohne Horns wohl berechnete Signale abgewartet zu haben. Unter Verlust zweier Standarten[56] wird er von burgundischer Reiterei zurückgeschlagen. Durch diesen teutschen Hitzkopf sieht sich Horn gezwungen, vorzeitig seinen Sturm auf die mittlere der drei anzugreifenden Schanzen anzusetzen. Mit dem Kampfruf »Immanuel« gelingt es seinen Leuten tatsächlich, das gegnerische Sperrfeuer zu überwinden und diese drei Schanzen im Kampf Mann gegen Mann schließlich zu nehmen: eine bemerkenswerte Leistung an taktischer Berechnung, Geländeausnutzung und Kampfgeschick. Nach dieser Explosion an Kraft und Können trat jedoch das ein, was Tyche nie verzeiht: Horn vermochte es nicht, seine Soldaten nach der Eroberung dieser strategisch wichtigen Position zum maßvollen Einhalten zu bewegen, um den Gewinn durch nachgeführte Kontingente aus dem Rückraum des rechten Flügels abzustützen, insbesondere durch Infanterie. Blindwütig verbrauchten sie ihre Kräfte bei der Verfolgung fliehender Feinde und schwächten damit im Kern der nun einsetzenden Hauptschlacht das eigene Sturmpotential.

In dieser kritischen Phase explodierten – ähnlich wie bei Wimpfen – in der Nähe der verlassenen Mittel-Schanze ein paar Pulverwagen, was die Verwirrung steigerte. Horns Gegner Gallas[57] erkannte nach verzogenem Rauch und Qualm sogleich die günstige Gelegenheit, mit spanischer und kaiserischer Reiterei von Norden her eine Attacke zu wagen, um die verlorengegangene Schanze zurückzuerobern. Wegen des dort entstandenen Kampf-Vakuums gelingt dies so gut, daß überdies noch ein erneuter Sturm des Hornschen Kriegsvolkes abgeschlagen werden konnte und Horn selbst sich unter entsetzlichen Verlusten zurückziehen mußte. In dieser Rückzugssituation erwartete er eine kraftvolle Deckung und Absicherung durch den Linken Flügel – diese freilich konnte Bernhard von Weimar trotz entsprechenden taktischen Absprachen nicht bieten.

Denn während Horn stürmte, wurde ein zweites Gefechtsgesetz verletzt, wofür er teuer bezahlen mußte: Jeder vom Berg hinab in die Tiefe eines massiert gestaffelten Kampfraumes vorgetragene Angriff läuft sich tot, wenn er für einen unbeabsichtigten, in die Breite zwingenden Kampf Kräfte abstellen muß und keine Reserven rechtzeitig heranbringen kann, um die eintretenden Verluste zu ersetzen. Im Widerspruch zum Schlachtenplan hatte nämlich Weimar die Sturmversuche Horns nur anfänglich gedeckt, dann aber die nötige Ruhe während des verharrenden Abwartens nicht bewahren können. Statt den inneren und kämpfenden Kern des Rechten Flügels abzuschirmen, öffnete er seinen bisherigen Schutzschild und schickte die Reiterei von den Anhöhen des »Schönfeldes« in die Ebene hinab gegen die bayerische Reiterei und die Kroaten. Damit gab die Reiterei völlig unnötig ihren bedeutenden taktischen Vorteil auf, holte sich im Kampf blutige Köpfe und preschte dann auf der eigenen Flucht noch zu allem Unglück mitten in den Rückzug Horns hinein, der in Richtung der Dörfer Edernheim[58] und Hürnheim[59] angesetzt worden war.

Diese verheerende Niederlage von Nördlingen am 25. August 1634 war wohl weniger durch die Spanische Kriegskunst und die quantitative Überlegenheit ihrer etwa 36 000 Mann herbeigeführt worden. Vielmehr war sie darin begründet, daß die ungefähr 24 000 Mann starke Protestanten-Armee die zwei erwähnten Kampfgesetze der Gustavianischen Kriegskunst mißßachtet hatte. Und noch ein dritter, ein psychologischer Faktor kam hinzu. Horn, der im furchtbaren Blutbad des chaotischen Rückzugs aus diesem »Nördlinger Himmelreich«, das eine tobende Hölle geworden war, in Gefangenschaft geriet und bei Herzog Karl von Lothringen[60] zu Ingolstadt[61] ritterlich behandelt wurde, nannte ihn unverblümt beim Namen: Im Schlachtenbericht an Axel Oxenstierna[62] sprach er davon,[63] daß der einzigartige Siegeszug seit der Invasion von 1630 an »durch den göttlichen Willen begünstigt« wurde. Dieses besondere Schlachtglück jedoch hätte die »Verachtung dem Feinde gegenüber« gefördert und die »Faulheit« (paresse) in den eigenen Reihen dazu“.[64]

„Man war sich nun im schwedischen Lager bei Bopfingen[65] einig, daß ein Aufschub des Angriffes nicht länger möglich sei. Der Plan war jedoch vorerst dahingehend ausgerichtet, daß man sich der Stadt nur nähern wollte, einmal um Präsenz zu zeigen und um einen günstigen Posten zu fassen, von wo man die weitere Entwicklung besser im Auge behalten konnte und dabei die Ankunft der Rheingräflichen [66] Truppen abwarten wollte. Der Aufbruch der schwedischen Armee von Breitwang[67] erfolgte am Morgen des 5. September. Auf Anraten des schwedischen Generalquartiermeisters[68] Morshäuser[69] begab man sich jedoch nicht direkt nach Osten, sondern zog zuerst nach Süden bis etwa auf die Höhe von Dehlingen,[70] um sich dann in nordöstlicher Richtung entlang der Straße nach Ulm[71] an die Stadt Nördlingen anzunähern, und zwar über den sogenannten Arnsberg oder Ohrenberg, einem Höhenzug der Schwäbischen Alb, dessen höchste Erhebung der Ohrengipfel zwischen den Orten Härtsfeldhausen[72] und Schweindorf[73] bildete.

Kurz vor diesem Zeitpunkt waren auch die Truppen des Feldmarschalls Cratz und die 4 rheingräflichen Kompanien unter dem Major Goldstein[74] zur Armee gestoßen. Während Herzog Bernhard, der das Hauptheer und die Vorhut führte, im Bereich der heutigen Schwäbischen Albstraße heranzog und sich zwischen Ederheim und Holheim den Vorposten der kaiserlichen Belagerungsarmee näherte, hielt sich die Nachhut mit der schweren Artillerie unter Feldmarschall Horn weiter östlich bis auf die Höhe von Schweindorf, um dann in einem nordöstlichen Schwenk, entlang des Buchbrunnenwaldes und unter südöstlicher Umgehung des Thalbergs durch einige in das Retzenbachtal hinabführende Hohlwege bei Ederheim den Riesgrund zu gewinnen. Die Gesamtstärke des vereinten schwedisch-weimarischen Heeres betrug nach Khevenhiller:[75] [Abb. Stein2] unter Herzog Bernhard 9500 (4500 zu Roß und 5000 zu Fuß), unter Gustav Horn 6300 Mann (4000 zu Roß und 2300 zu Fuß) und unter Feldmarschall Cratz 3800 Mann (800 zu Pferd und 3000) zu Fuß. Dazu kamen 6000 Mann württembergischer Ausschuß.[76] Zusammen waren dies 9300 Mann zu Roß und 16.300 zu Fuß, nach Gustav Horns Bericht 11.000 Mann zu Roß und 14.000 Mann zu Fuß, mithin insgesamt ca. 25.000 Mann.

Vor den nördlichen Abhängen des Rieskraterrandes, gegenüber der Ortschaft Hürnheim, wirft sich eine strategisch günstige und unbewaldete Erhöhung namens Albuch auf. Dieser Hügel fällt nach Süden relativ moderat ab und ist von den Höhenzügen der Schwäbischen Alb durch ein damals teilweise sumpfiges Bachtal getrennt, durch welches in westöstlicher Richtung der Retzenbach (ehemals Goldbach) fließt, welcher östlich von Hürnheim in den Forellenbach mündet. An den Albuch schließt sich nach Westen eine Reihe mehr oder weniger zusammenhängender Erhebungen an. Die markanteste davon ist der bewaldete Heselberg (auch Häselberg), nordöstlich der Ortschaft Ederheim gelegen. Daran gliedert sich in westlicher Richtung der nördlich Ederheims liegende, teilweise bewaldete Lachberg mit seinen sanft in die Nördlinger Riesebene abfallenden Hängen und dessen bewaldeter und etwas höher gelegener westlicher Fortsatz, das Ländle. Den westlichen Abschluß dieser Hügelkette bildet das sogenannte Himmelreich, eine flache Felsformation, vom Ländle durch eine Senke getrennt, durch welche die Straße von Ulm nach Nördlingen führt.

Bei der Annäherung der protestantischen Truppen, die man erst bemerkte, als die Vorhut unter Herzog Bernhard auf der Straße westlich von Ederheim aus dem Wald kam, wurden diese Anhöhen mit Infanterieabteilungen besetzt. Vor allem der bewaldete Heselberg (bei Khevenhiller als Wäldchen bezeichnet) wurde von den kaiserlichen Befehlshabern zunächst als strategisch wichtig eingeschätzt, und mit einer starken Abteilung aus 200 spanischen sowie 300 deutschen und burgundischen Musketieren besetzt (Die in Neapel gedruckte ‚Relatione della Grandissima Vittoria‘ (bei Rystadt, S. 236) nennt 400 Musketiere aus dem spanischen Regiment des Conde de Fuenclara[77] unter dem Befehl des Majors Francesco Escobar[78]). Der Großteil des kaiserlich-spanischen Heeres sammelte sich auf dem Schönefeld, einer flachen Erhöhung im Süden Nördlingens zwischen Reimlingen,[79] Schmähingen,[80] Herkheim[81] und dem Albuch und auf den Höhen bei Reimlingen. Einige Regimenter kaiserlicher Kürassiere[82] wurden von König Ferdinand[83] (bzw. dem General Gallas, der den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen führte) auf die leicht erhöhten Ausläufer des Tannenbergs zwischen Ederheim und der Ulmer Straße, südlich des Ländle kommandiert, um dort am Fuß des Arnsbergs (bzw. Thalbergs) einen Posten zu fassen und zu versuchen, die Annäherung der weimarischen Vorhut unter Bernhard aufzuhalten und den Paß zwischen Ländle und Himmelreich zu sichern.

‚Umb 4. Uhren [nachmittags] ist der Feind mit Reutter, Fussvolck unnd Stucken[84] auss dem Waldt auff der Ulmer Strass auff Nördlingen herauss kommen […]‘ (Kurze eylfertige Relation etc., bei Rystad, S. 121). Die kaiserlichen Kürassiereinheiten, ca. 3000 Reiter stark, konnten jedoch das Vordringen der Schwedischen, welche mit kommandierten Fußtruppen und etlichen Regimentstücken[85] vorrückten, nicht verhindern. Sobald Herzog Bernhard einige seiner berittenen Truppen herangezogen hatte, etwa gegen 5 Uhr nachmittags, befahl er den Angriff. Feldmarschall Cratz, der bei dieser Gelegenheit erstmals auf schwedischer Seite seine Fähigkeiten im Gefecht unter Beweis stellen wollte, griff die kaiserlichen Kürassierabteilungen zusammen mit den Regimentern Philipp Sattler[86] und Reinhold von Rosen[87] mit Vehemenz an, welche sich zwar anfänglich unter dem Oberstleutnant Octavio de la Trapolla[88] wieder etwas sammeln und die Cratzische Reiterei etwas aufhalten konnten, aber schließlich, nach dem Eingreifen der weimarischen Reiterei unter Lorenz von Hofkirchen,[89] vor dieser massiven Attacke dennoch weichen mußten und über den Paß zwischen Ländle und Himmelreich, heute noch der ‚Kampf‘ genannt, zurückgedrängt wurden. Die weimarischen Fußtruppen bemächtigten sich relativ schnell der westlichen Hügel Lachberg, Ländle und Himmelreich und schlugen die dort postierten kaiserlichen Musketierabteilungen aus dem Feld, während einzelne berittene Abteilungen ziemlich weit ins freie Feld vordrangen: ‚bey dieser Escarmouche[90] haben sich 3000. Käys: Reuther befunden, welche vom Feindt biss in die Ebene under dem Berg [Lachberg] abgetrieben worden, worauff derselb vff vorbesagten Busch [das Ländle] mit unaussprechlicher furi zugesetzt […] daß die Käyserischen umb 9. Uhren Abendts denselben quittieren müssen […]‘ (Kurtze Relation und Specification etc., bei Rystad, S. 81).

Die Hauptmacht Herzog Bernhards rückte nun in Schlachtordnung vor, wobei die Fußbrigaden[91] ungefähr zwischen Ederheim und Himmelreich, die Reiterei zwischen Ländle und Holheim zu stehen kam. Weil jedoch mittlerweile die Nacht hereingebrochen war und man an diesem Tag in offener Feldschlacht nichts mehr verrichten konnte, zog Bernhard die Schlachtordnung hinter Hesel- und Lachberg zurück zurück, wo man bei Ederheim Aufstellung nahm. Bei dem erwähnten Kavalleriegefecht wurde gleich zu Anfang der Malteser-Grandprior[92] Pietro Aldobrandini,[93] Oberst eines Kürassierregiments, angeblich eigenhändig von Feldmarschall Cratz erschossen: ‚vnd wiewohl ihme [Aldobrandini] die vndergeende Sonne Straalen in das Gesicht giengen, nichts desto weniger, so setzte er Mannlich in den Feind, gleich wie es einem solchen Cavalier wolzustehet. Aber weil die Kriegslauff vngewiss, vnnd jhne das vnglück getroffen, wirdt er mit einer Pystolen durch den Kopff geschossen, da er dann vom Pferd gefallen vnd von dem Feind als der da mutmasse das es eine vornemme Person war auff gehebt worden, jhne nun gleich widerumb zu curiren‘. (Grundtlicher vnd aussführlicher Bericht etc.). Khevenhiller weiß noch einige Einzelheiten: ‚Als der Kratz zurück, hat er den Aldobrandino todt auf der Erden liegen gesehen, und seinen Todt, als seines guten Freundts, sonderlich, weil er ihn selbst durch den Kopf geschossen, betauret, und dem Obristen Rosa [Reinhold von Rosen] befohlen, den Leichnam auf eine Calesse[94] zu legen und in das Dorf zu führen, in welchem, als es angezündet worden, der Cörper auch verbrandt‘. (Khevenhiller XII, S. 1214). Ebenfalls auf kaiserlicher Seite gefallen war der Baron de la Tornetta[95] aus Piemont, der ein Freifähnlein[96] aus 2 Kompanien[97] Arkebusieren[98] geführt hatte. Der Marques Baptista Sanct Martin de la Baina,[99] ein ‚Burgunder‘ und Oberst eines wallonischen[100] Arkebusierregiments, wurde lebensgefährlich verwundet. Auf protestantischer Seite fiel der Obristleutnant aus dem Regiment Öhm.[101] Verletzt wurden der schwedische Generalleutnant[102] Lorenz von Hofkirchen und der weimarische Oberst Bodendorf,[103] welche sich noch am selben Abend zurück nach Ulm führen ließen.

Durch diese Entwicklung und die unvermuteten schnellen Erfolge der Vorhut Herzog Bernhards war nun eine Situation eingetreten, die ursprünglich überhaupt nicht beabsichtigt war, und vor der der schwedische Feldmarschall Gustav Horn ausdrücklich gewarnt hatte. Dessen Vorschlag, auf den sich auch beide Feldherren vorher verständigt hatten, war gewesen, daß man ‚auf vnd am‘ Arnsberg einen befestigten Posten gefaßt, gleichermaßen eine befestigte Stellung über den nordöstlich gegen Utzmemmingen[104] vorgelagerten Hügel bis an die Eger gezogen und sich hinter dieser Linie festgesetzt hätte. Auf diese Weise hätte man Gelegenheit gehabt, die heranziehenden Truppen des Rheingrafen Otto Ludwig abzuwarten und die Stadt Nördlingen bei Bedarf zu verstärken. Zudem hätte man sich in Richtung Neresheim[105] einen offenen Nachschubweg für Verpflegung und Material aufrechterhalten. Diese Vorteile hätten gleichzeitig schwerwiegende Nachteile für das kaiserlich-spanische Heer bedeutet, welches bei seiner großen Zahl jetzt schon unter Nahrungsmangel litt, und durch einen solchen Posten in Richtung Ulm und Bopfingen blockiert gewesen wäre. Wie man aus zuverlässigen Quellen nach der Schlacht erfuhr, wäre das spanische Heer unter dem Kardinalinfanten Don Fernando[106] unter diesen Umständen maximal 10 Tage bei der kaiserlichen Armee verblieben und hätte dann seinen Weg in Richtung Bodensee und das Elsaß genommen, was die Kaiserlichen gezwungen hätte die Belagerung Nördlingens aufzugeben. (Chemnitz II, S. 530).

Die weimarischen Fußtruppen hatten, wie erwähnt, die nördlich von Ederheim liegenden Vorhügel des Arnsbergs: Lachberg, Ländle und Himmelreich, eingenommen. Die Eroberung des Wäldchens auf dem Heselberg gestaltete sich etwas schwieriger. Die anfänglich zu dessen Einnahme dorthin kommandierten Fußknechte konnten nichts ausrichten und wurden durch die dort postierten 500 kaiserlich-spanischen Musketiere zurückgeschlagen. Herzog Bernhard kommandierte daraufhin die Fußbrigade des Generalmajors Johann Vitzthum von Eckstädt[107] dorthin, welcher diese Stellung zuerst mit Artillerie beschießen ließ, daraufhin die Anhöhe stürmte und die Musketiere, welche durch die Artillerie in Unordnung gebracht, auch wegen der Dunkelheit Freund von Feind nicht mehr unterscheiden konnten, vertrieb und sich so des Heselbergs bemächtigte. Als diese Aktionen abgeschlossen waren, ging es bereits gegen Mitternacht (Khevenhiller XII, S. 1215). Generalmajor Vitzthum sollte nun auch den östlich des Heselbergs liegenden Albuch unter seine Kontrolle bringen. Weil Herzog Bernhard aber Besorgnis trug, daß seine Fußregimenter zu weit von seinen Haupttruppen entfernt würden, erbot sich Feldmarschall Gustav Horn, dem ja der rechte schwedische Flügel zugedacht war, diese Aufgabe zu übernehmen. Die Truppen des Feldmarschalls waren, wie wir bereits erfahren haben, mit der Artillerie und der Nachhut in einem nordöstlichen Schenk unterhalb von Schweindorf herangerückt und begannen den Abstieg vom Arnsberg östlich des Thalbergs bei Ederheim. Dabei hatte Horn geplant, daß die Reiterei vorangehen sollte, gefolgt von den Fußtruppen[,] und die groben Stücke mit dem zugehörigen Train nachfolgen sollten. Im Anmarsch auf den waldfreien unteren Teil des Arnsbergs, bis zu dem man durch Gehölz und Hohlwege vorandringen mußte, war jedoch diese Ordnung in das Gegenteil verkehrt worden. Die Artillerie hatte sich noch vor der Reiterei eingereiht und in den Hohlwegen zum Teil umgeworfen, so daß an ein geordnetes Vorrücken nicht mehr zu denken war. Als man endlich im Talgrund anlangte[,] war es Mitternacht geworden und an gezielte Aktionen nicht mehr zu denken.

Durch den Verlust der Musketierstellung im Wäldchen auf dem Heselberg gewarnt, hielt man im kaiserlichen Lager Kriegsrat. Zu diesem kamen in der Kutsche König Ferdinands der spanische Kardinalinfant, General Matthias Gallas und Herzog Karl IV. von Lothringen zu einer Beratung zusammen. Man beschloß die Stellungen auf dem Albuch durch etliche Regimenter zu verstärken. Gleichzeitig begannen die auf diesem Hügel liegenden spanisch-italienischen Einheiten unter dem Kommando des italienischen Conte Gio[v]anni Cerbellone[108] [Abb. links] ((der auch ein Kürassierregiment führte) und der Anleitung des Paters Gamassa,[109] einem Experten für Fortifikationen, während der verbleibenden Nacht drei Erdverschanzungen aufzuführen, die zusammen eine dreipassige oder kleeblattförmige Anordnung hatten und mit Geschützstellungen versehen waren. Die schwedischen Generale nahmen diese Vorbereitungen nicht besonders ernst, obwohl ‚von selbigem Hügel etliche Schüsse aus Feldstücken unter die Königl. Schwedische Trouppen geschehen […] Sintemahl ob man schon den Feind stark arbeiten gehöret, man darvor gehalten, daß Er in so kurtzer Zeit seine Wercke in keine sonderliche defension zubringen vermögen würde; Bevorab da man gewußt, daß der Berg felsicht, und nicht tieff in die Erde zu kommen‘. (Chemnitz II, S. 531).

Zur Sekundierung der spanischen Pioniere auf dem Albuch kommandierte der General Gallas die unter spanischem Befehl stehenden Regimenter der Obersten Erhard Wurmser, Graf Wilhelm Salentin von Salm und Don Casparo Toralto[110] (Neapolitaner) auf diese befestigte Höhe. Ebenfalls dorthin schickte er das Altschauenburgische Regiment[111] zu Fuß unter dem Grafen Walter Leslie[112] sowie das bayerische Regiment Ottheinrich Graf Fugger,[113] welche zusammen eine Brigade bildeten. Auf Bedenken des kaiserlichen Feldzeugmeisters[114] Marchese Francesco Caretto di Grana,[115] die 4 kommandierten Regimenter auf dem Albuch könnten noch nicht ausreichend sein, auch teilweise noch unerfahren, man müsse noch ein spanisches Regiment dazugeben, erteilte der Kardinalinfant dem Obersten Don Martin de Idiaques[116] den Befehl, sich mit seinem spanischen Regiment zusätzlich dorthin zu begeben. Als dieser sich zu fragen unterstand, wie sich das Regiment im Falle eines Angriffs bei der Gefahr zerstreut zu werden verhalten solle, antwortete der Kardinalinfant Don Ferdinando: ‚Que Crepaay‘, womit er meinte, er solle auf seinem Posten eher krepieren als weichen. Gleichzeitig unterstellte Don  Fernando die gesamte spanische Armee dem Oberbefehl des Matthias Gallas. (Khevenhiller XII, S. 1215, 1217, nach Don Diego de Aedo y Gallart).

Unterdessen berieten auch die beiden schwedischen Generale in Herzog Bernhards Kutsche die weitere Vorgehensweise. Bei den Kämpfen um den Heselberg hatte man den spanischen Major Escobar und einen Hauptmann gefangen genommen. Man ließ den Major vorführen. Die Frage nach der Stärke der spanischen Truppen beantwortete dieser mit etwa 20.000 Mann, was zwar leicht übertrieben war, der Wahrheit allerdings näher kam als die 7000 Mann, welche Herzog Bernhard annehmen wollte. Bernhard geriet durch die Antwort des Spaniers dermaßen in Rage, daß er drohte, diesen aufhängen zu lassen, falls er nicht die Wahrheit sage. Dieser blieb jedoch bei seiner Meinung und der Herzog ließ ihn abführen. (Aedo y Gallart). Die beiden Feldherren waren sich einig, daß die Eroberung des strategisch außerordentlich wichtigen Albuchs ein hartes Gefecht bedingen würde und weil es mittlerweile etwa 3 Uhr morgens war und bis zum Tagesanbruch nicht mehr als 2 Stunden zu erwarten waren, kam man überein, während der Dunkelheit nichts mehr zu unternehmen und den folgenden Tag abzuwarten.

Das vereinte katholische Heer hatte am Morgen des 6. September, einem Mittwoch, etwa folgende Schlachtordnung eingenommen: die Hauptmacht besetzte das sogenannte Schönefeld. Hier und hinter dem Albuch hatte sich vor allem das spanische und kaiserliche Fußvolk und die Reiterei positioniert. Der linke Flügel stand auf den Anhöhen bei Schmähingen und wurde durch spanische und kaiserliche Reiterverbände unter dem Oberbefehl von General Matthias Gallas, dem der spanische Generalleutnant Diego Felipe de Guzman, Marquès de Leganés[117] zur Seite stand, gebildet, wobei die äußerste linke Stellung aus 9 Squadrons[118] Kavallerie unter dem Kommando des spanischen Obersten Gerardo de Gambacorta[119] gebildet wurde. Eine starke spanisch-bayerische Abteilung aus den bereits weiter oben erwähnten Regimentern hatte den Albuch und die dortigen Erdschanzen besetzt. Hinter diese Verschanzungen hatte Gallas die Kürassier- und Arkebusierregimenter unter dem kaiserlichen Feldmarschall Graf Octavio Piccolomini[120] und dem Obersten Rittberg[121] kommandiert. Diese bestanden aus den Regimentern Alt-Piccolomini, Rittberg, Aldobrandini, Nicola[122] und Altsachsen.[123] Das Mittelfeld bestand aus starken italienisch-spanischen Verbänden unter dem Conte Giovanni Cerbelloni und dem spanischen General Felipe Spinola,[124] Marqués de los Balbases. Hier, gegenüber den schwedischen Stellungen auf dem Heselberg, standen die starken lombardischen Fußregimenter unter Giovanni Battista Panigarola und Carlo Guasco[125] [Lixheim; BW]. Dahinter standen in Reserve die drei neapolitanischen Regimenter San Severo,[126] Torrecusa[127] und Cardenas,[128] das spanische Regiment des Conde de Fuenclara, das lombardische Regiment Lunato[129] und eine Reserve von 1000 Pferden kaiserlicher Reiterei. Der rechte Flügel zog sich in einem Bogen, am westlichen Ende des Schönefelds vorbei, bis etwa auf die Höhe von Herkheim nördlich des Heselbergs und wurde im wesentlichen von den bayrisch-ligistischen Truppen unter dem Oberkommando des Herzogs von Lothringen mit den Kavallerieregimentern unter Generalwachtmeister Johann von Werth und Feldmarschalleutnant Maximilian de Billehe[130] gebildet, an deren rechten Flügel sich noch die Kroaten anschlossen.

Die Gesamtstärke des verbündeten katholischen Heeres betrug nach Khevenhiller 12.000 Mann Kaiserliche (7000 Roß und 5000 Fuß), 15.000 Mann Spanier (3000 Roß und 12.000 Fuß) und 6000 Mann Bayerisch-Ligistische (3000 Roß und 3000 Fuß), zusammen 20.000 Mann zu Fuß und 13.000 zu Roß. Dazu kam die irreguläre Reiterei der Ungarn und Kroaten mit etwa 2000 Mann zu Roß. Dies bestätigt Horns Bericht, der 20.000 Mann zu Fuß und 15.000 zu Roß angibt, insgesamt also 35.000 Mann. Der ‚Grundtliche und aussführliche Bericht etc.‘ gibt 16.000 Spanier und 22.000 kaiserl.-ligistische Truppen an, insgesamt 38.000 Mann. Man war also auf katholischer Seite dem protestantischen Heer um mindestens 10.000 Mann überlegen.

Bei Tagesanbruch machte sich der Feldmarschall Horn daran, den Albuch anzugreifen. Vom Heselberg zog sich ein mit Hecken bewachsener Hohlweg herunter, welchen der schwedische Vormarsch zu überwinden hatte. Horn entschloß sich deshalb, zu Gewinnung freien Raums, die Kavallerieregimenter von Hürnheim ausgehend etwas mehr auf den rechten Flügel östlich des Albuchs zu verlegen und das Fußvolk frontal auf die Erhebung vorrücken zu lassen, so daß sich daraus eine Art Zangenangriff ergab. Zum Sturm auf die zentrale Südflanke des Albuch kommandierte er die Würt[t]embergischen Brigaden zu Fuß unter Oberst Philipp von Liebenstein[131] und ein Regiment unter Oberst Josias von Rantzau.[132] An vorderster Front stand, wie so oft, die schottische[133] Brigade unter Oberst Ludovick (oder Robert) Leslie,[134] dem Oberstleutnant des Monro’schen[135] Regiments, William Stewart[136] und dem schottischen Oberst Henry Muschamp[137] sowie das grüne Regiment unter Oberst Adam von Pfuel[138] (ehemals Sir John Hepburns[139] Rgmt.). Nach Osten schloß sich Horns Reiterei an, beginnend mit seinem Leibregiment aus 2 Squadrons à 4 Kompanien unter Oberstleutnant Georg Melchior von Witzleben,[140] nach rechts anschließend Arvid Wittenbergs[141] finnische[142] Squadron, die Regimenter des Generalmajors Bernhard Schafelitzky[143] und Friedrich von Rostein,[144] das Regiment des Generalleutnants Lorenz von Hofkirchen (ex Baudissins[145] Regiment) unter dem Befehl von dessen Oberstleutnant und die 4 rheingräflichen Kompanien des Majors Johann Arnd von Goldstein. Die Absicht Horns war, die Kavallerie gleichzeitig mit dem Fußvolk vorrücken zu lassen um dieses in der rechten Flanke zu sekundieren.

Dem Feldmarschall Horn unterlief nun der erste folgenschwere Fehler, indem er, weil die Fußbrigaden etwas langsam heranrückten, einen Erkundungsritt auf die erste Anhöhe des Albuchs machte. Dieses wurde von Oberstleutnant Witzleben mißverstanden, welcher nun meinte, mit den 2 Squadrons des Horn’schen Leibregiments vorrücken zu müssen. Ehe sich Horn versah, war Witzleben auf der Höhe der Verschanzungen und attackierte sofort Walter Leslies Alt-Schauenburgisches Regiment und die spanischen Fußregimenter. Als ihm aber das spanische Kürassierregiment des Gerardo de Gambacorta in die Flanke fiel, wandte sich Witzleben gegen dieses, schlug es mitsamt der anrückenden Unterstützung zurück, wobei der Oberst Gambacorta schwer verletzt wurde, und verfolgte es bis auf die östlichen Anhöhen des Schönefelds bei Schmähingen. Dort wurde Witzleben von den Kürassierregimentern unter Gallas und Leganés zurückgeworfen, woraufhin Horn letztendlich gezwungen war, seinem Oberstleutnant zu sekundieren und mit etlichen Kavallerieregimentern nachzurücken, die, weil sie gegen die verschanzten Musketiere und Artilleriestücke anreiten mußten, ebenfalls empfindliche Verluste erlitten.

Der schwedische Feldmarschall wollte sich nun unbedingt der am vordersten gelegenen halbmondförmigen Verschanzung, in der die Fußregimenter Salm und Wurmser sowie 3 halbe Kartaunen[146] und etliche Feldstücke standen, versichern. Er ließ deshalb die beiden vordersten Brigaden zu Fuß vorrücken, welche auch wirklich die Schanze, nach Heilmann erst im 7. Anlauf, eroberten und die darin stehenden beiden Regimenter herausschlugen. Die beiden in spanischen Diensten stehen Obersten Graf Wilhelm von Salm und Erhard Wurmser kamen bei diesem Angriff ums Leben. Indem aber die beiden Horn’schen Sturmbrigaden ‚mit kurtzen Wöhren‘ (Helmbarten)[147] fast gleichzeitig von zwei Seiten in die Verschanzungen eindrangen, brachten sie selbst in Unordnung, wobei noch zu allem Unglück die dort gelagerten Munitionsvorräte in die Luft flogen und auf beiden Seiten zahlreiche Tote und Verletzte forderten. Diese Verwirrung nutzten nun die hinter den Schanzen, welche zu dieser Seite offen waren, haltenden Kürassiere unter Piccolomini und Rittberg, trieben die schwedischen Fußregimenter in die Schanzen zurück und zwangen diese schließlich zum verlustreichen Rückzug an den Fuß des Albuchs. Die demoralisierten Brigaden waren vorerst nicht mit allem Zureden Horns zu einem neuen Sturmversuch zu überreden, obwohl die Verschanzung mit den darin stehenden Geschützen für eine geraume Weile leer stand. Chemnitz (S. 532) bemerkt bei dieser Stelle richtig, daß, wären die Regimenter zu Roß, welche sich nach ihrem ersten Rückschlag etwas weiter zurückgezogen hatten, zusammen mit den Fußtruppen zur Stelle gewesen, hätte man wohl unweigerlich die Schanze einnehmen und halten können. Dieser Fehler kann zweifelsohne als eines der Versäumnisse angesehen werden, die entscheidend zur Niederlage der protestantischen Truppen beitrugen.

Auf kaiserlich-spanischer Seite hatte man die Schwachstelle der unbesetzten Schanze schnell erkannt und beeilte sich, diese wieder zu besetzen. Das Alt-Schauenburgische Regiment unter Leslie wurde nun auf die rechte (westliche) Seite der Verschanzungen herübergezogen und an der rechten Flanke mit den lombardischen Fußregimentern Panigarola und Guasco verstärkt. Die bayerischen Regimenter der Obersten von Ruepp[148] und von Hartenberg[149] wurden als Reserve hinter dem westlichen Teil des Albuch auf dem Schönefeld in Bereitschaft gestellt. Als dies geschah, war es gegen 8 Uhr morgens. Nun war aber die Wichtigkeit der Gewinnung des Albuch zu groß, als daß man schwedischerseits darauf hätte verzichten können. Horn ließ also frische Brigaden heranführen, welche erneut vergeblich versuchten, das Bollwerk zu erstürmen. Nach einer Bemerkung im Theatrum Europaeum hätte sich in diesen Aktionen besonders die weimarische Brigade des Generalmajors Johann Vitzthum von Eckstädt bewährt und ihre ‚devoir, wie gesagt wird, wohlgethan‘. Vitzthums Brigade, die zu Herzog Bernhards Armeekorps gehörte und in der vergangenen Nacht die Höhe des Heselberg eingenommen hatte, auch im Begriff war den Albuch zu stürmen, wurde von Herzog Bernhard jedoch, wie wir wissen, zurückgehalten, nachdem sich Horn bereit erklärte diese Aufgabe zu übernehmen. Sie war wohl im rechten Teil von Herzog Bernhards linkem Flügel vor dem Heselberg positioniert, links neben Johann Jakob von Thurns[150] Brigade und dem gelben Regiment.[151] Als man bei den Sturmtruppen am Albuch, es war gegen 10 Uhr, gewahr wurde, daß etliche Truppen von Bernhards linkem Kavallerieflügel in Unordnung gerieten und sich auf die Höhe des Lachbergs, teilweise sogar bis an die Hänge des Arnsbergs zurückzogen, sank die Moral der Sturmbrigaden auf den Tiefpunkt.

Um den Zusammenhang zu wahren, soll an dieser Stelle auch die Entwicklung auf der Seite des linken schwedischen Flügels unter Herzog Bernhard von Weimar beleuchtet werden, wo sich folgendes Szenario entwickelt hatte. Die Fußregimenter Herzog Bernhards hatten sich bald nach Tagesanbruch an den Nordhängen des Hesel- und Lachbergs in Schlachtordnung aufgestellt. Nördlich des Lachbergs formierte sich die weimarische Reiterei unter Feldmarschall Cratz in folgender Anordnung: im Anschluß an die Brigaden zu Fuß, knapp westlich der Verbindungsstraße zwischen Ederheim und Herkheim, stand das Kavallerieregiment Christoph Karl von Brandenstein[152] unter dessen Oberstleutnant. Nach links schlossen sich an: das Regiment von Eberhard Beckermann,[153] das Regiment des Obristen Johann Bernhard von Öhm, eine Reitersquadron unter dem jungen Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Ansbach[154] (ehemals Regiment Bulach[155]), das Regiment Herzog Ernst von Sachsen-Weimar, das Regiment Courville unter dessen Oberstleutnant, das Regiment Uslar unter Oberstleutnant Birckenfeld[156] (der weimarische Generalmajor Georg von Uslar[157] selbst war am 3. August von Forchheim[158] aus zu Herzog Wilhelm[159] abgereist) und schließlich Feldmarschall Cratz‘ eigenes Regiment zu Pferd. Den äußersten linken Flügel bildeten die Regimenter Georg Christophs von Taupadel[160] (dem man erst im Frühjahr dieses Jahres vor Furth im Wald[161] den linken Arm abgeschossen hatte) mit seinen Obersten Philipp Sattler und Reinhold von Rosen.

Diesen gegenüber stand die bayerische Kavallerie unter Feldmarschall-Leutnant Maximilian de Billehe und Generalwachtmeister Johann von Werth, welche den rechten Flügel der katholischen Kavallerie formierten. Taupadels Reiter schwärmten nun gleich anfänglich, es war gegen 8 Uhr morgens, an der Straße nach Nördlingen gegen Kleinerdlingen[162] aus, in der Absicht, der bayerischen Reiterei in die Flanke zu fallen. Auf diese Weise zog sich die schwedische Kavallerieaufstellung nun in einer bogenförmigen Anordnung vom Heselberg bis fast nach Kleinerdlingen, wie dies auf Merians Kupferstich im Theatrum Europaeum (Bd. III, S. 334) deutlich zu sehen ist. Werths Reiterei eilte den Taupadel’schen Esquadrons entgegen und es entspann sich ein hin- und herwogendes Reitergeplänkel, wobei die schwedische Reiterei ‚bald zum Streit gelocket, bald zurückgetrieben‘ wurde (Khevenhiller XII, S. 1220). Dabei wurde gleich anfangs der kurbayerische Feldmarschall-Leutnant Billehe erschossen. General Gallas kommandierte nun das kaiserliche Kürassierregiment Luigi Gonzaga[163] und das Neu-Piccolomini’sche Kürassierregiment unter Oberstleutnant Hans Notario[164] zur Unterstützung auf den rechten Flügel, welche zusammen mit Werths Truppen den linken schwedischen Flügel bis zu den Hängen des Lachbergs und des Heselbergs zurückjagten und bei dieser Gelegenheit die zur Unterstützung kommandierten schwedischen Musketiereinheiten niedermachten.

Nach dem Tagebuch des bayerischen Obersten Fritsch[165] ergibt sich der Eindruck, als hätte Johann von Werth die schwedische Kavallerie absichtlich in Richtung des Kirchdorfes Kleinerdlingen (welches niederbrannte) locken wollen: ‚Da dann der General Wert, samt den Croaten etliche Male unweit über ein Kirchlein dieselben Truppen [schwedische Reiterei] angefallen, aber allezeit wieder zurückgejagt worden; als aber; als aber von uns etliche Regimenter deutscher Reiter, die hinter dem Kirchlein gehalten und von unserem Regiment Hauptmann von Angelbach[166] mit 200 Mann kommandiert darin gewesen [d. h. im Dorf lagen 200 kommandierte Musketiere], als hat Herr General den Hauptmann aus dem Kirchhof herausgenommen, zwischen dem Regiment reutend eingemischt, darauf er mitselbigen Reitern und Croaten mit ganzer Macht auf des Feindes Reiter losgegangen, und weil sie [die Weimarischen] auch Musketiere unter sie eingetheilt gehabt, sind selbige, welche bei 300 gewesen zu rechnen, in einem Augenblick niedergemacht. Jan van Wert ist alsobald fort und auf die Infanterie gegangen, welche auch nicht lange gestanden, weil sie gesehen, daß ihre Reiter durchgegangen, haben sie sich auch fort wollen machen, aber es sind wenig davon kommen‘. (Fritsch, Tagebuch, bei L. v. Westenrieder Bd. 4, Teil 4, S. 105-191). Durch die Mitteilung Fritschs wird klar, daß dieses Re[n]contre bei Kleinerdlingen und nicht, wie bisweilen angenommen, bei Herkheim seinen Ausgang genommen hatte. Dies geht auch aus der Darstellung des sehr detaillierten Kupferstiches der Schlacht von Matthaeus Merian im Theatrum Europaeum hervor. Dort ist Erdlingen als einzig brennende Ortschaft eingezeichnet, während Herkheim komplett von kaiserlichen-spanischen Verbänden und Feldbefestigungen umgeben ist.

Gegen 10 Uhr vormittags hatte Herzog Bernhard von Weimar die schwedischen Brigaden zu Fuß, welche bisher noch an den Nordhängen des Hesel- und Lachberges gestanden hatten, in die Ebene hinabrücken und, von der Artillerie auf diesen Anhöhen unterstützt, gegen die kaiserlichen Stellungen am westlichen Rand des Schönefelds vorgehen lassen. Von dort wurden sie jedoch durch massives Musketenfeuer zum Stehen gebracht und durch die zwei oben genannten Kavallerieregimenter Gonzaga und Piccolomini, unterstützt von einigen Kompanien zu Pferd und etlichen Hundert kommandierten Musketieren des Regiments Fuenclara, die ihnen der Marqués de los Balbases entgegenschickte, zurückgetrieben.

Dies war nun der Zeitpunkt, als die Horn’schen Sturmbrigaden am Albuch die bis auf die Höhen des Lachbergs zurückflutenden schwedischen Reiter Taupadels wahrnahmen. Herzog Bernhard, der sich im rechten Abschnitt des linken schwedischen Flügels befand, versuchte mit den verbliebenen Fußregimentern die Stellungen vor dem Heselberg zu halten und die linke Flanke Horns zu decken. Von seiner Position hatte er die Probleme Horns am Albuch mitbekommen. Er kommandierte deshalb den Grafen Johann Jakob von Thurn mit einer Brigade, die aus dem gelben Regiment (ehemaliges Regiment Lars Kagg[167]) und Thurns eigenem schwarzen Regiment bestand, dem rechten Flügel zu Hilfe zu kommen. Diese Brigade rückte nun, unterstützt durch Bernhards Leibregiment zu Pferd unter Oberstleutnant Bouillon,[168] am nördlichen Waldsaum des Heselberges an den Albuch heran, traf jedoch nicht auf die umkämpfte vordere Schanze, sondern auf die steil abfallende und mit Gebüsch bewachsene[n] westliche Flanke des Berges, wo die starke neapolitische Brigade des Obersten Caspar Toralto, das Altschauenburgische Regiment unter Leslie und die spanischen Fußtruppen standen.

Thurn, der gegen diese starken Verbände auf erhöhter Position nicht ankommen konnte, setzte sich am Westhang des Berges fest und verhinderte auf diese Weise das Eindringen der katholischen Truppen auf die strategische Waldhöhe des Heselbergs. Piccolominis Kürassierregimenter versuchten verschiedene Male, die Thurn’sche Brigade in der Flanke zu treffen, wurden aber durch die nun aktiver werdende Horn’sche Kavallerie in Schach gehalten, bei der vor allem der Oberstleutnant von Witzleben mit Horns Leibregiment seine anfangs erhaltene Scharte wieder auszuwetzen suchte, sodaß sich nach und nach ein ausgedehntes Kavalleriegefecht entwickelte. Der königl.-schwedischen Reiterei gelang es allerdings nicht, die kaiserlichen Kürassiere nachhaltig zurückzudrängen und sie mußte sich nach jedem der bergauf zu führenden Angriffe wieder an den Fuß des Hügels stellen. Mit der Zeit hatten das gelbe und schwarze Regiment unter Graf von Thurn schwere Verluste erlitten und mußten abgelöst werden. Das neu herangeführte Regiment war hingegen schon demoralisiert und konnte die Stellung nicht lange halten, so daß es den lombardischen Fußtruppen unter Guasco und Panigarola gelang, an der westlichen Flanke des Albuchs vorzurücken und in das strategisch wichtige Wäldchen auf dem Heselberg einzudringen.

Das Treffen hatte nun (nach Horns Bericht bei Chemnitz II, S. 532) ‚in die sieben oder acht stunden gewehret, darin die truppen durch so viel unterschiedliche Chargen […] sehr schwach geworden. Nicht weniger, daß sich die Soldaten mit den Verwundeten (deren man nach und nach sehr viele bekommen) hauffenweyse weggeschlichen […]. Dieser Ursachen halber, sowol in Erwegung, daß, da der Feind in obgemeldtes Holtz [Heselberg] mit theils Fußvolck gerücket, [und] er den FeldMarschalck [Horn] sambt den Seinigen […] von der Seyte und von hinten her anfallen, zugleich vom lincken Flügel gantz abschneiden können, [darum] sprachen die hohe Officirer dem FeldMarschalck unterschiedlich zu, darauff zu gedencken, wie er sich von dem Ort ab[be]geben, und einen sicheren Stand ergreiffen möchte‘. Die schwedischen Kommandeure dachten nun also über einen geordneten Rückzug nach, welches unter den zu diesem Zeitpunkt herrschenden Bedingungen ein extrem riskantes Unternehmen war.

An dieser Stelle ist es interessant, den Zeitpunkt dieser Phase der Schlacht etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Geht man von einem Beginn des Vormarsches bei Tagesanbruch gegen 5 Uhr aus, dann war es nach Horns Bericht und der Schilderung bei Chemnitz jetzt gegen 12 Uhr Mittag. Zum gleichen Ergebnis kommt die ‚Kurtze eylfertige Relation etc.‘, nach der ‚Morgens zwischen 4. und 5. Uhren […] der Feind […] in grosser furi […] angesetzt [… und …] nach siebenstundigem unauffhörlichen Treffen dess Feindts gantze Armada [… usw.]‘ (Rystad, S. 121). Nach dem ‚Grundtlichen vnd aussführlichen Bericht‘ hatte die Hornsche Armee bei Hürnheim in Schlachtordnung gestanden, ’so sich die schöne Morgenröthe herfürgethon‘, mußte also erst, wie auch Horn schildert, über den Hohlweg anmarschieren, worüber es wohl 6 Uhr war, welchen Zeitpunkt auch Khevenhiller bestätigt, worauf Horns Brigaden nach obigem Bericht ’sechs gantzer Stunden in die vnserige bestendig gesetzt‘. Also war es auch nach dieser Quelle um die Mittagszeit, bis zu welchem Zeitpunkt die schwedischen Sturmtruppen insgesamt 15, nach anderen Quellen 17 erfolglose Stürme gegen den Albuch vorgetragen hatten und dadurch stark dezimiert und völlig erschöpft waren.

Horn schickte deshalb den Generalquartiermeister Morshäuser zu Herzog Bernhard, um ihn nach seiner Meinung zu fragen. Bernhard schlug vor, sich in den jetzigen Stellungen zu verschanzen, und dort die Dunkelheit abzuwarten. Dies wurde jedoch von Horn abgelehnt: ‚[…] nachdemmahl es aber nicht viel über mittag, und dahero eine Unmüglichkeit an so unbequemen Ort, und unter so viel offensen eine dergleichen lange Zeit abzuwarten‘. Man einigte sich schließlich darauf, daß Bernhard mit dem Fußvolk die Stellungen auf den Hügeln halten und mit der Reiterei den Feind in Schach halten sollte, bis Horn seine Truppen abgeführt hätte, um sich dann unter dem Schutz von Horns Artillerie selbst zurückzuziehen.

Horns einzige Möglichkeit des Rückzugs bot sich am Retzenbachtal entlang in westlicher Richtung gegen Ederheim, um von dort den Arnsberg zu gewinnen, sich dort zu verschanzen und sodann mit einigen Geschützstellungen Bernhards Rückzug zu decken. Dies konnte aber nur unter der Voraussetzung gelingen, daß Bernhard ihm die linke Flanke und damit den Zugang dorthin freihielt. Horn ließ, weil die Artillerie ziemlich weit vorgerückt war, seine Reiterei nochmals auf den Feind chargieren und unter dieser Bedeckung die Geschütze einholen. Die Zugordnung arrangierte er so, daß er die Geschütze an den Anfang setzte, dann kam die Avantgarde an Reiterei und Fußvolk, danach das Hauptheer und schließlich die Nachhut. Dieser Zug setzte sich schließlich in Richtung Ederheim in Bewegung und machte auch ziemliche Fortschritte. In das Dorf selbst plante Horn, sobald der Zug dieses passiert hätte, starke Musketiereinheiten zu legen um auf diese Weise den Nachzug zu decken.

Über die genaue Abzugsrichtung Horns hat es einige Spekulationen gegeben. Der Grund hierfür ist, daß in Merians Schlachtskizze des Theatrum Europaeums, in welchem alle Schlachtbewegungen, auch die des Vortages, sonst akribisch dargestellt sind, das besagte Dorf, über welches der Anzug wie auch die Flucht der Horn’schen Truppen erfolgte, mit ‚Hirnheim‘ bezeichnet ist. Auch der zugehörige Text im Theatrum Europaeum (Bd. III, S. 335, gedr. i. J. 1639) lautet: ‚[…] und haben sich (Horns Truppen) bey dem Dorf Hirnheim sampt und bey den Stücken gestellt, da sie dann schon allbereit den Berg zu gutem Vortheil gefaßt, und unterschiedliche Truppen neben den Canonen darauff gebracht und sich wieder gestellet‘. Betrachtet man den Merian’schen Stich allerdings genauer, dann sieht man, daß am linken Bildrand, unterhalb der heutigen Ruine Niederhaus, einige Häuser stehen, die zweifelsohne zu Hürnheim gehören. Ederheim ist auch am richtigen Ort, jedoch mit dem falschen Namen ‚Hirnheim‘ eingezeichnet. Es kann sich also nur um eine Verwechslung der Ortsnamen handeln.

Chemnitz, unter Einbeziehung von Horns Bericht, definiert die Örtlichkeit wie folgt: ‚Es lag aber in dem Thal am Arnsberge, ohngefähr zween mußquetten-Schuß[169] von dem Hügel, da das Treffen vorgangen [in diesem Fall dem zentralen Ort, als dem Heselberg], ein Dorff, welches sich von der einen Hand nahend an die Höhe schloß, von der anderen Seite ein morrassisches Bächlein [den Retzenbach] hatte‘. Nimmt man zwei Musketenschüsse mit max. 600-800 m an, so wird klar, daß hier nur Ederheim gemeint sein konnte, von wo man die Artillerie in die Stellungen auf dem Arnsberg zu bringen gedachte. Weiter bei Chemnitz: ‚In deme also der Canon schon über das Dorff hinauß, die avantguarde fast neben dem dorffe, und die arriereguarde über dreyhundert Schrit nicht mehr davon, siehe da kommt der linke flügel [Herzog Bernhards] in gänzliche confusion, und dessen etliche Regimenter zu Roß [von Lachberg und Ländle] ins Tal hinunter gehauen‘. (Chemnitz II, S. 533).

Was war geschehen ? Herzog Bernhard hatte, nachdem die Reiterei des linken Flügels gegen 10 Uhr zurückgeworfen worden war, damit begonnen, sich in seinen Stellungen festzusetzen. Dazu wurden die auf der Höhe des Lachbergs und den anderen Erhebungen installierten Geschütze aktiviert (auf dem Lachberg standen 2, auf dem Ländle 6 Stücke) und vor dem Heselberg einige starke Brigaden zu Fuß postiert. Diese bestanden aus den Regimentern Bartholomäus Zerotin,[170] dem Fußregiment des Feldmarschalls Cratz, dem Regiment (Detlof von) Tiesenhausen,[171] dem orangen Regiment des Generalmajors Johann Vitzthum von Eckstädt, dem Fußregiment James King[172] unter seinem Obristleutnant, den Resten der Brigade Mitzlaff (Joachim Mitzlaff[173] selbst nahm zwar an der Schlacht teil, jedoch als ‚reformierter‘ Oberst, d. h. ohne Kommando), dem Fußregiment James Ramsey[174] und Herzog Bernhards (grünem) Leibregiment unter Oberstleutnant Rüdiger von Waldau.[175]

Mit dieser neuen Aufstellung gelingt es Bernhard, die Front wieder einigermaßen zu festigen. Die schwedische Reiterei formiert sich wieder und der Kampf mit den Truppen Johanns von Werth und den Regimentern des Herzogs von Lothringen wogt einige Zeit hin und her. Schließlich gelingt es den Kaiserlichen, die schwedische Reiterei massiv zurückzudrängen. Nachrückende Fußtruppen bemächtigten sich der Höhe des Lachbergs. Der bayerische Artillerieobrist Johann Puck[176] läßt die beiden schwedischen Stücke gegen die feindlichen Stellungen wenden und beginnt den Wald des Heselbergs zu beschießen. Sobald der kommandierende General der bayerischen Liga, Herzog Karl von Lothringen, den Rückzug von Horns rechtem Flügel bemerkt, und dies kann nach Horns und den anderen Berichten, entgegen vieler Behauptungen, nicht vor Mittag dieses Tages gewesen sein, wirft er alle verfügbaren Regimenter zu Roß gegen die vor dem Heselberg befindlichen schwedischen Brigaden. Mit dem Herzog attackieren die kaiserlichen Kürassiere der beiden Mantuanischen Markgrafen und Brüder Annibale[177] und Luigi Gonzaga, von denen der letztere acht Mal in den Feind setzt, dem ersteren zwei Pferde unter dem Leib erschossen werden (Grundtlicher vnd aussführlicher Bericht etc.). Parallel dazu rücken die spanischen Kürassiere unter dem Grafen Giovanni Cerbellone sowie, peletonweise feuernd, die spanischen Fußregimenter des Zentrums unter dem Marqués de los Balbases vor. Die Regimenter des kaiserlich-spanischen linken Flügels unter Gallas und Leganés sowie Piccolominis Kürassiere dringen über und östlich des Albuch auf die abziehenden Horn’schen Regimenter. Ununterbrochen attackiert Johann von Werths Kavallerie zusammen mit den Kroaten die schwedischen Reiterverbände des linken schwedischen Flügels, wobei die Kroaten nun östlich der Ulmer Straße über das Himmelreich ausschwärmen und dem abziehenden schwedischen Troß in den Rücken fallen. Die bayerischen Regimenter zu Pferd, (Egon Graf) Fürstenberg[178] und (Adam Heinrich) Keller,[179] dringen in die schwedischen Fußregimenter ein.

Herzog Bernhards Leibregiment zu Fuß wird vom Regiment Keller fast völlig vernichtet. Umsonst versucht der Herzog, die Fahne seines Leibregiments schwingend, die Truppen zu stoppen und erneut zu formieren, schickt auch noch einige Esquadrons Reiter in die Flanke des anstürmenden Gegners. Es gibt jetzt kein Halten mehr. Während die weimarischen Fußregimenter größtenteils niedergehauen werden, fluten die berittenen schwedischen Schwadronen über Lachberg und Ländle sowie den von Herkheim nach Ederheim zwischen Lach- und Heselberg hindurchführenden Weg zurück in Richtung Ederheim und Arnsberg. Im Retzbachtal prallen sie mit den sich noch in geordnetem Rückzug befindlichen Truppen Horns zusammen, bringen diese in Unordnung und reißen sie mit in die Flucht. Obwohl der Feldmarschall Horn von der Nachhut nach vorne galoppiert und die Verbände wieder zu ordnen versucht, ‚war die confusion doch so gros, daß er nichts auszurichten vermochte. Bevorab, da die Kayserliche ihnen stracks in den Eisen gewesen […] daß es also hiemit bund über eck, und alles in voller Flucht durcheinander davon gegangen: da sonderlich das Königl. Schwedische Fußvolck hefftig eingebüsset, und was sich nicht in die Büsche verkrochen, mehrentheils niedergemachet, das allerweinigste aber gefangen genommen worden‘ (Horn bei Chemnitz II, S. 533).

Herzog Bernhard hatte man das Pferd erschossen. Zu Fuß und mit einer leichten Verletzung am Hals kämpfte er gegen eine Kroaten und konnte, nachdem man ihm bereits den Degen genommen und die rote Feldbinde vom Leib gerissen hatte, von dreien seiner Leute wieder befreit werden. Er wäre dennoch unweigerlich in Gefangenschaft geraten, hätte ihn nicht ‚ein Capitain von den Tupadelischen Dragonern mit einem kleinen, doch untersetzten raschen Klöpper[180] ausgeholfen: Der Dißmahl das Beste bei demselben gethan und ihn davon getragen (ebd. S. 534). Nach dem ‚Grundtlichen vnd aussführlichen Bericht‘, der zu diesem Zeitpunkt die genauen Umstände der Flucht noch nicht kennen konnte, ist der ‚Weinmar mit einer Mussqueten Kugel geschossen worden, aber weil er zu Pferd war, hat er die flucht fort gesetzt gleichwohl das Pferd aller müd vnd ubel zugericht, weil ers selbige gantze Schlacht gebraucht, wie Horn selbst bekennt‘.

Der schwedische Feldmarschall Gustav Horn wurde in der allgemeinen Verwirrung von einigen Reitern vom bayerischen Kürassierregiment des Werth’schen Obristen Bruno Busch[181] gefangengenommen, der Feldmarschall Johann Philipp Cratz von Scharfenstein von einem Kroatenrittmeister namens La Fontana.[182] In Gefangenschaft fielen auch die beiden schwedischen Generalmajors Schafelitzky und Friedrich von Rostien sowie die Obersten Schneidewein (Johann Schneidewindt),[183] Hans Wachtmeister,[184] Wettberger (Arvid Wittenberg),[185] [Abb. Stein3] Bartholomäus von Zerotin (Bartholomé von Žerotín)[186] und dessen Oberstleutnant Hans Georg Colonna von Fels.[187] Die beiden letzteren waren mährische bzw. böhmische Exilanten, von denen von Fels wenig später an der Pest starb (Chemnitz II, S. 534).

Nicht unmittelbar in der Schlacht, aber auf der Flucht von den Kroaten gefangengenommen wurde Horns Generalquartiermeister Morshäuser. Auch der schottische Generalmajor Jakob (James) King, der am 8. September auf Befehl Herzog Georgs von Braunschweig-Lüneburg zur Unterstützung der schwedischen Truppen in Richtung Main gezogen war, wurde Ende Oktober von Truppen des Kroatengenerals Goan Lodovico Isolano[188] gefangen. Dies wird durch einen Brief Isolanos an Feldmarschall Piccolomini vom 10.11.1634 bestätigt, in welchem dieser über die seit der Schlacht bei Nördlingen gemachten Gefangenen berichtet. Darin schreibt er, er selbst halte Oberst König, einen Schotten, in Gewahrsam. Die Polen (Kosaken)[189] hielten neben anderen Personen den Oberstleutnant zu Roß (David) Leslie,[190] gleichfalls Schotte, Horns Generalquartiermeister und den Generaladjutanten[191] Herzog Bernhards, von der Grün,[192] gefangen. (StA Leitmeritz, RA Clam-Gallas XVIII/5, in: DBBTI V/1059).

Der Blutzoll dieser Schlacht übertraf alles bisher in Feldschlachten des Dreißigjährigen Krieges Dagewesene. Das schwedisch-weimarische Heer hatte insgesamt etwa 8000-10.000 Tote,[193] zum weitaus größten Teil Fußvolk, zu beklagen, 3000-4000 Mann gerieten in Gefangenschaft.[194] Unter diesen hatte der württembergische Landesausschuß, von dem allein 4000 tot oder gefangen waren,[195] und die schottische Brigade die schlimmsten Verluste. Von Robert Monros[196] schottisches Regiment (Regiment Mackay[197]) unter Oberstleutnant William Stewart konnte Ende September bei Worms[198] in der Pfalz gerade noch eine Kompanie gebildet werden. Hier beklagt Monro in seinen Erinnerungen zu recht: ‚Eine unselige Angewohnheit aller Generale war es, daß sie für gefährliche Dienste meistens diejenigen heranzogen, die ihnen auch sonst am besten dienten, und nachdem sie einmal deren Mut erfahren hatten, versäumten sie es nie, diese immer in den gefährlichsten Aktionen einzusetzen, wobei sie als einzige Belohnung nur deren Mut lobten, während andere überhaupt nicht erwähnt wurden‘. (Monro/Expedition I-1, I-19 u. II-List 1). Das verbündete katholische Heer hatte 1200 Tote und ebensoviel Verwundete.

Was die Befehlshaber anbelangt, so waren im protestantischen Heer von den Deutschen nur der gerade mündig gewordene Markgraf Friedrich von Brandenburg-Ansbach und, bereits am Vortag, der Oberstleutnant des Regiments Ohm gefallen. Die schottische Brigade verlor den Oberst Henry Muschamp und Oberstleutnant John Forbes of Tullough[199] sowie die Obristwachtmeister [Majors] Ruthven,[200] Sidserfe[201] und David King,[202] einen Bruder des schwedischen Generalmajors. Die katholischen Verbündeten hatten neun Obristen und viele Offiziere verloren. Gefallen waren der Oberst Silvio Piccolomini[203] (ein Neffe des späteren kaiserlichen Generalleutnants und Herzogs von Amalfi, Graf Octavio Piccolomini), der durch einen Pistolenschuß fiel, die in spanischen Diensten stehenden Obristen Erhard Wurmser und Wilhelm Salentin von Salm, der Conte Giovanni Battista Panigarola, der piemontesische Oberst Ayazzo[204] (Don Diego schreibt Ayasso), der gleich morgens um 6 Uhr zwischen dem Kardinalinfanten Don Fernando und König Ferdinand stehend mit einer Geschützkugel getroffen wurde, der ebenfalls spanische Feldmarschall Carlo Guasco[205] und der bayerische Feldmarschall-Leutnant Maximilian de Billehe. Billehe, ein Wallone, wurde nach Khevenhiller allerdings nicht in der Schlacht getötet, sondern durch einen Schuß mit einem gezogenen Rohr[206] aus dem Wald getroffen. Auch Johann von Werths Major Mörmann[207] war gefallen. Am Vortag waren, wie bereits berichtet, die kaiserlichen Obersten Pietro Aldobrandini, der piemontesische Baron de la Tornetta und der wallonische Marques Baptista Sanct Martin de la Baina auf dem Schlachtfeld geblieben. Letzterer wird von einigen Quellen unter den Toten verzeichnet, Khevenhüller schreibt ‚tödtlich verwundet‘, was im damaligen Sprachgebrauch als lebensgefährlich verwundet zu verstehen ist, an anderer Stelle wird bestätigt, daß ‚Hr. Obr. St. Martin, doch nicht tödlich, verwundet worden […]‘ (Kriegskommissär Reinhard von Walmerode[208] in einem Brief an Hofkriegsratspräsident Graf Heinrich von Schlick[209]). [Abb. Stein2, 10] In den kaiserlichen Kriegslisten ist er nicht unter den Toten verzeichnet.

Das Elend, das auf dem Schlachtfeld zurückblieb, entzieht sich unserer heutigen Vorstellungskraft. Auf protestantischer Seite wurden die Verwundeten[210] überhaupt nicht registriert, da die leichteren Fälle zu den Gefangenen gezählt wurden, die schwerer Verwundeten keine Überlebenschance hatten. Die siegreichen Soldaten durchzogen das Schlachtfeld, machten alles nieder, was sich noch bewegte, zogen den stöhnenden Verwundeten und Toten die Kleider aus[211] und plünderten, was zu bekommen war. Dabei taten sich vor allem die Spanier[212] unrühmlich hervor: ‚Beynebens war auch der Spanier Eifer so groß, daß sie auf der niedergemachten schwedischen Soldaten Kleyder Pulver gestrewet und angezündet haben, mit vermelden, weils Ketzer seyen, so müsse man sie mit Feuer verfolgen und verbrennen‘ (Gründliche und wahrhafte Relation usw.). Ein spanischer Soldat, nennen wir ihn Estebanillo Gonzáles, der sich zu Beginn der Schlacht neben einem Pferdekadaver tot gestellt hatte, nun aufsprang, sein Rapier zog und sich über die Verwundeten hermachte, war wohl nur einer von Vielen, die zum Realität gewordenen Alptraum der hilflos am Boden Liegenden wurden. Die meisten Äußerungen dieser Art, von denen die zeitgenössische Literatur eine Vielzahl bietet, sind sicherlich tendenziell und deshalb mit Vorsicht zu genießen. Auch verbietet sich hier eine einseitige Klassifizierung der siegreichen Seite (so bestand z. B. die spanische Armee des Kardinalinfanten auch aus einem Großteil Italienern und die Verfolgung und Niedermetzelung der Fliehenden wurde hauptsächlich von Kroaten und den bayerischen Kürassieren Johann von Werths übernommen). Jedoch wird niemand, der sich mit diesem Metier auseinandersetzt, die Tatsache in Frage stellen, daß die Brutalität der Wirklichkeit diejenige der erhaltenen Schilderungen bei weitem übertraf.

Auch König Ferdinand und der Kardinalinfant ließen sich das schaurige Szenarium des Schlachtfelds nicht entgehen: ‚Nach geendigter Schlacht ist der König und der Infante hin und wieder auf der Wahlstatt herumgeritten, und die toden Cörper in grosser Anzahl zerhackt und durchschossen liegen sehen; der Prince Don Matthias [Matteo di Medici, Prinz von Toscana][213] ist mit geritten, dessen Pferd auf einen toden Cörper getreten, so noch eine brennende Lunde bey sich gehabt, die in die Pulver-Flaschen kommen, und einen solchen Stoß gethan, daß ihm sein Roß gantz aufgehoben und niedergeworfen‘. (Khevenhiller XII, S. 1221). Selbst die Verwundeten auf der siegreichen katholischen Seite konnten nur ungenügend versorgt werden: ‚Auf obgemeldete [664 Mann] ist an dato 14. [September] verordnet worden 350 Rationen Brot, 600 Pfund Fleisch, 370 Maß Bier; die Knechte müssen bei dieser Verpflegung ganz verderben‘. (Fugger und Ruepp an Maximilian von Bayern, bei Heilmann II, S. 495).

Die Beute der Sieger war beachtlich. Mehr als 300 Cornets[214] und Fähnlein, ein damaliger Gradmesser für die Größe des Sieges, wurden erbeutet und den Monarchen zu Füßen gelegt. Von diesen präsentierten die bayerisch-ligistischen Truppen unter Herzog Karl von Lothringen 125 Exemplare, 75 Trophäen hatte allein Johann von Werths Leibregiment erobert. Dazu kam der gesamte Schwedische Troß, bestehend aus 4000 vollbeladenen Wägen, 80 Geschützen und 1200 Pferden. Die berittenen Siegertruppen, vor allem die Kroaten, schwärmten nun regimentweise aus, um die Fliehenden zu verfolgen, niederzusäbeln und Beute[215] zu machen. ‚Im Verfolgen sind die Reutter [der Schweden] hauffenweiß von den Pferden heruntergefallen und [haben] die schlechte auch unarmierte Croatenbueben kniend mit aufgehobenen Handen umb Quartier[216] gebetten‘, berichtete Ferdinand III. (Lahrkamp/Werth, S. 40). Zum Glück für die Flüchtigen, jedoch auch nur für die Berittenen, war der Rheingraf Otto Ludwig über Göppingen[217] bis nahe Schwäbisch Gmünd[218] herangerückt, und konnte die verfolgenden Kroaten aufhalten: ‚welcher nur drey Meilen[219] von der Wahlstatt[220] in bataille[221] gehalten, und manchem guten Kerl das Leben gerettet‘. (Chemnitz II, S. 533).

Die Straße in Richtung Stuttgart[222] war auch voll von zivilen Flüchtlingen. Der kurmainzische Rat und Amtmann von Fritzlar,[223] Christoph Heinrich von Griesheim[224] (nach G. Rystad ein Verwandter des schwedischen Generalmajors Schafelitzky) schildert die Zustände drastisch: ‚uff 3. unnd 4. meil wegs seyn die Leut auss den Stätten gelauffen, nur die Kinder an den Armen gehabt, mit großem jamer und geschrey [… auf die Frage, wohin sie wollten …] Gott möchte es wissen, sie könten in dieser eyl keinen rath finden, wehe und immer wehe gerufen, daß die Schweden ins Reich kommen, zuvor hetten sie mit accord[225] handlen können, jetzo ginge es alles zu grundt […]‘ (Rystad, S. 193)„.[226]

1635 diente Witzleben mit seinem Regiment unter dem Befehl Bernhards von Weimar in der französischen Armee, muss dann aber die Armee verlassen haben.

Im August 1636 wird er als unter Feldmarschall Alexander Leslie of Leven[227] stehend erwähnt, er nahm aber nicht an der Schlacht bei Wittstock[228] teil.

Der Hofer[229] Chronist und Organist Jobst Christoph Rüthner [1598-1648] hält für 1637 fest: „Den 26. huius [26.1.1637 a. St.; BW] sind etliche stück banirische reuther nach Gefell[230] kommen und denselben ort um 50 thaler rantioniret, dergleichen auch allenthalben um Mühldorf[231] und selbigen orten. Es haben auch besagte schwedische völcker alle brücken, über die Saal gebauet, abgeworfen, und die saalburger[232] haben sie mit stroh angezündet und ausgebrandt. Item haben sie zu Mühldorf und Paußa[233] und aller orten daherum das vieh abermahls alles hinwegtrieben.

So ist auch den 12. huius eine solche menge getraid anher zu marckt gekommen, dass sich zu verwundern gewesen, um dass um der grosen furcht vor den schweden, galdt doch das achtel[234] 13 groschen. Es ist auch diesen tag Torgau[235] von den banirischen eingenommen worden.

Den 30. januarii kam ein both von dem obristen Witzleben, so zur Neustadt an der Orlau[236] logiret, hieher, brachte schreiben an herrn burgermeister und rath, dass man denselben in continenti[237] 1000 thaler nach besagten Neustadt schaffen sollen, deswegen dann der von Lichau nach Culmbach,[238] seiner fürstlichen gnaden solches zu referiren, abgeordnet worden. Inzwischen aber und ehe resolution erfolget kam anher den 31. januarii eine schwedische banirische parthey von etlichen 30 pferden vor das Untere Thor, begehrten zwar herein, wurden aber nicht eingelassen, doch in der Vorstadt quartieret und mit futter und mahl versehen. Darauf den 1. februarii auf vielfältiges begehren der rittmeister durch das Michaelisthürlein eingelassen wurde, welcher sich auf das bürgerliche Rathhauß fand und seine anforderung auf 8000 reichsthaler erstreckte. Allein man war ihm nichts zu willen, sondern wurde dahin verabscheidet, dass man solch sein verlangen an seine fürstliche gnade gelangen lassen wolte, daher er mit grösten unwillen und groser bedrohung davon ziehen mußen. Daher entstande bey den inwohnern und sonderlich deren von adel eingefleheten grose furcht, dass sie meistens die stadt raumeten und davon zogen.

Den 2. februarii ist herr Wunscholdt[239] mit einem schwedischen major, Beckel[240] genand, so des gewesenen canzlers von Forell[241] tochter ehelich gehabt, mit nach Neustadt von gemeiner stadt wegen zu tractiren verschickt worden, auch kam von seiner fürstlichen gnade resolution, dass man gar an den general Banier,[242] da besagter obristleuthnant Wizleben von seiner forderung nicht abstehen wollen, schicken solte, darzu dann herr Johann Knoll,[243] ein geweßener wachtmeister, und herr Georg Hendel[244] deputiret und zu dieser ihrer zehrung eine absonderliche anlage gemacht worden.

Den 5. februarii schrieb herr Wunschold anher, dass herr obrist Wizleben von seiner anforderung der 8000 thaler sich auf 3000 heruntergelassen, er aber nur 600 thaler gebothen. Darauf wurde von einem ehrbaren rath ihm zugeschrieben, sich in 800 thaler einzuwilligen. […] Dem 8. februarii kam herr Wunschold früh wieder anher und referirte, dass obrist Witzleben zu Frißnitz[245] von kayserlichen überfallen und sambt seinen ganzen schatz weggeführet worden, darüber er davon kommen. Und hatte er schon 800 thaler gemeiner stadt wegen bey verlust seines halses willigen müßen, maßen er ihm von der Neustadt bis zu gedachten orth gefänglich mit hinweggeführet“.[246]

Erst im Februar 1637 zog er als Obrist unter Banérs Befehl von der Belagerung Leipzigs[247] ab.

Anfang März 1637 (?) war Witzleben zusammen mit Bielke[248] gegen die kaiserlichen Obristen Manteuffel[249] und Wolframsdorff[250] ausgetauscht worden.[251]

Das Regiment Witzleben stand im März 1638 in Eisenach.[252] „Kurz nach der Beisetzung Johann Ernsts[253] zog in Eisenach das kaiserliche Regiment Witzleben mit Troß[254] ein und nahm Quartier. Am 11. März ließ dessen Major Karl Kosboth[255] unter großer Feierlichkeit einen Sohn taufen. Gevatter stand der Obrist Witzleben persönlich, ferner der Burggraf Georg von Kirchberg zu Farnroda[256] und noch andere, zusammen dreizehn Paten. Für Eisenach war das natürlich eine wichtige Begebenheit“.[257] Ende Juli 1638 nahm er unter dessen Kommando an der Vertreibung Gallas’ aus Pommern teil. Am 28.2.1639 [a. St.] unternahm Witzleben einen missglückten Überfall auf Greußen:[258] „An. 1639. 28. Febr. versuchte der Schwedische Oberste Witzleb mit 200. Reutern einen Anfall an Greußen / zündet das Grüningische Thor an / und gedachte die Stadt zuplündern. Aber der Stadt Leutenant Michel Schinckhirt[259] / wehrte sich mit der Salva Guardia[260] und Bürgern / schoßen 4. Soldaten todt / verwundeten 24. davon zu Clingen[261] / dahin sie gewichen / des andern Tages 3. gestorben“.[262]

Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Volkmar Happe [1587-nach 1642][263] erinnert sich in seiner „Thüringischen Chronik“ an Witzlebens vergeblichen Versuch, in Greußen einzudringen: „Den 28. Februar [9.3.1639; BW] ist der schwedische Obriste George von Witzleben mit seinem Regiment vor die Stadt Greußen kommen und mit Gewalt mit dem gantzen Regiment in die Stadt gewolt. Und als die Bürgerschaft darzu sich nicht verstehen wollen, sondern sich zu Proviant anerbothen, sind die Reuter abgesessen, das Grüninger Thor angestecket und Feuer an die Wache geben, die sich denn gewehret, einen Rittmeister,[264] einen Corporal,[265] des Obristen Secretarium, einen Reuter Pagen[266] und zweene Reuter todt geschossen, worauf sie wieder abgezogen vor das Clingische Thor. Daselbst haben sie sich wieder unterstanden, die Stadt in den Brand zu stecken. Als aber ein Reuter auch daselbst über das Anstecken erschossen worden, haben sie sich hinweg gemachet und sich eingeleget, da sie auch übel rumoret und hat der Obriste Witzleben selber geschwohren, die Stadt in den Grund anzubrennen. […] Den 1. und 2. März [11./12.3.; BW] ist der Obriste Witzleben zu Clingen still gelegen und geschnaubet wie Saulus mit Trauen, die Stadt Greußen zu ruiniren. Den 3. [13.; BW] ist der Obriste, als er Post bekommen, dass Keyserliche ankehmen, von Clingen wieder zurücke“.[267] „Eodem die [31.3./10.4.; BW] sind die beyde schwedische Regimenter zu Pferde, das Ebersteinische[268] und Witzlebische nach Großen Sömmern[269] [?] gezogen, haben an die Stadt Greußen geschrieben mit Bedrauungen Proviant zu schaffen. Als nun die Stadt Greußen unlengstens mit dem Witzlebischen Regiment einen Scharmützel gehabt, darüber Rittmeister Treisch von Buttler[270] und noch 7 Soldaten von den Bürgern todt geschossen worden, so sind die Bürger in ziemlicher Furcht gewesen. […] Den 1. [11.4.; BW] April hat die Stadt Greußen nach Gebesee[271] gesandt an Proviant 8 Marckscheffel[272] Hafer, 2 Marckscheffel Rocken, 2 Fass[273] Bier, ein Eymer[274] Wein und vor 12 thlr Brodt. Den 2. [12.; BW] April sind die schwedischen Regimenter frühe aufgebrochen und von Gebesee zurücke auf Jena[275] gezogen“.[276] „Den 13. [23.4.; BW] hat Rittmeister Pfuel[277] nach Greußen geschrieben, die Stadt gewarnet, sich wohl in acht zu nehmen, denn der Obriste Witzlebens Willens gewesen were, sie zu überfallen wegen der Stöße, die er neulich vor der Stadt bekommen, sollten sich nur dapfer wehren. Den 13. haben die beyden schwedischen Obristen Witzleben und Eberstein viel Fahnen, Standarten und Gefangene, so in der Schlacht bey Chemnitz[278] gefangen worden, nach Erfurt[279] bracht. Den 14. [24.; BW] auf den lieben Ostertag sind die Fähnlein dem schwedischen Commendanten in Erfurt[280] mit großer Bracht praesentiret worden“.[281]

Im April waren Soldaten seines Regiments in Zeitz[282] einquartiert.[283] Über deren Exzesse wird berichtet: „Gewaltsamer traten einige zurückgebliebene schwedische Reiter des bis zum 30. April in den Vorstädten einquartiert gewesenen Witzlebischen und Zabelditzischen[284] Regiments auf, worüber der Rath nach einer von ihm angestellten Untersuchung unterm 1. Mai an den schwedischen Obristen Georg Melchior von Witzleben Bericht erstattete, in welchem durch folgende bezügliche Stelle das Nähere über den Vorfall mitgetheilt wird: ‚Kgl. Maj. vndt der Reiche Schweden Obriste etc. berichten wir aus verführter inquisition, des gestriges Tages, als Abendt die Thor mit der Wache besezett worden, seindt zuvor vf gegebene gute wort vnd bitliches anhalten 6 oder 7 Reuter in die Stadt gelaßen worden, haben sich beim wirt zum schwarzen Beeren alhier stargk bezechet, Spielleute (denen bei jetzigen zeiten vnd leufften aufzuwarten verboten) zu sich bekommen, mit welchen sie die Messerschmiedegassen hienab geritten vnd zwene Geiger vor sich hergehen lassen. Als sie an das Chramerloch vor der Herrn Freyheit[285] kommen, haben sie ohne einige vrsach grossen frevel vnd vnfug angerichtet in dem der eine vf einen weissen Pferde sitzend vnter die Leute geritten mitt blossen Degen auf sie zugehauen, eines vom Adel diener mit 17 Wunden vnd stichen tödtlichen verwundet. Domahls seindt ihrer 6 beysammen gewesen. Wie sie darauf nach dem Steffens Thore zu reiten, nehmen sie einem jungen, so vier seines Herrn Pferde in den Bruelbach zur trängke geritten, angezeigte vier Pferde in der verschlossenen Stadt mit gewalt, verwunden den jungen mit blossen Degen ins Haubt vnd rennen damit nach dem Steffensthore zu, so die Wächter haben den befehliche nach zugehalten, vnd weil die Reuter vnter dieselben zugehauen vnd gestochen, verjagen sie die Wache an dem Thore, kommen dadurch hinaus. Vnterdes kömmet das Volgk vndt Bürgerschaft zusammen, müssen derwegen die Pferde wieder lauffen lassen. Der vf dem weißen Pferde, so hernach ins Wasser gesprungen vnd sich erseuffet, hatt viel Leute beschädiget, insonderheit auch einen Schwedischen Soldaten, nahmens Christoff Wegener vnter des Hochlöbl. Baumische[286] Regmt. gehörig, ohne alle Vhrsach vbel tractiret. Weil nun das Volck diesen frevlern gefolget, haben sich die Reuter, wie jetzt gemeldet, mit ihren Pistolen vndt aufgeschlagenen Hahnen hinnaus gemacht, zuvor aber ausdrügklichen vorgeben, do sie noch zehen oder 15 Mann bey sich hetten, wollten sie die Bürger, die Schindthunde,[287] alle ausplündern. Im fortreuten begegnet ihnen ein armer vnschuldiger Bauer an der Steffensgassen beym ersten Heußlein kegen den Gottesagker vber, auf denselben holt nach der Zeugenaußage der eine, so grüne ermel angehabt vnd ein Capitain-Leutenant[288] seyn soll, sein Pistoll, scheust den armen Mann zu Boden, daz er sich vberwirfft vndt liegendt bleibt, welches das nachfolgende Volck von Bürgern vnd Bauern sehr gekrencket. Die frevler nhmen ihren wegk durch einen garten, kommen mitt ihren Pferden in ein enges gäßlein, der auf den weißen Pferde springett von seinem Roße, leufft in den Mühlgraben, das es oben vber ihn zusammen schlegt vndt erseufft sich selber, aber der in den grünen ermeln, vf welchen mit steinen von den leuten zugeworffen worden, wirdt bekräfftiget, die andern kommen davon‘.

Am Schlusse des Berichts bittet der Rath, die Frevler zur Bestrafung zu ziehen, statt dessen aber wird er nach einem aus dem Quartier bei Chemnitz[289] erfolgten Bescheid für den Vorfall verantwortlich gemacht vnd ihm aufgegeben ‚nicht allein einen wohl montierten[290] Reuter stündlich wieder zu schaffen,[291] sondern auch einen solchen abtrag[292] zu machen, daß man damit contant[293] vnd zufrieden sein könne weil die Frevler hätten verhaftet vnd an das Regiment abgeliefert werden sollen. Dies hatte der Rath nun freilich nicht erwartet, denn wenn auch in dem vom General Baner unterm 13. April 1639[294] vom Hauptquartier Freiberg aus erlassenenen und im ganzen Churfürstenthum proclamirten Patente bestimmt war, daß alle ohne beglaubigten Paß herumstreifende[295] Soldaten zu ihrem Regimente zurückgewiesen, ev. gefänglich zur unnachlässigen Leibes- und Lebensstrafe in das Hauptquartier eingeliefert werden sollten, so war es doch sogar auch gestattet, sie unter Umständen niederzumachen“.[296]

Am 30.4.1639 waren das Witzlebische und Zabeltitzsche Regiment wieder aus Zeitz abgezogen.[297]

Happe hält in seiner „Thüringischen Chronik“ weiter fest: „Den 21.[4./1.5.] sind die Witzlebischen und Ebersteinischen Soldaten zu Ebeleben[298] gantz feindlichen eingefallen, das Schloss, Kirchen und Dorf gantz ausgeplündert, ja, dass sie auch der Todten in der Erden nicht geschonet, sondern Gräber eröffnet und sie beraubet. Denn 22. [4./2.5.; BW] sind diese Gesellen wiederumb zu Ebeleben eingefallen und mit Rauben und Plündern übel gehauset, auch viel Leuthe beschediget“. […] [„Den 22. April [2.5.; BW] sind die Ebersteinischen und Witzlebischen, nachdeme die Stadt Mühlhausen[299] sich mit ihnen verglichen, von dannen wieder abgezogen“.[300]

Die in Frankfurt/M.[301] erscheinende „Historicæ Relationis Semestralis Continuatio“ berichtete unter dem September 1639: „Vnter wehrend solchem Verlauff versuchte der Keyserl. General Wachtmeister / Freyherr von Goltz[302] / mit 2000. Reuttern einen Streiff gegen Melnick[303] vber der Elb / vorhabens / dem in den nechst dabey gelegenen Dörffern logirendem Feind vnversehens in die Quartier zu fallen vnd auffzuheben. Ob nun wol die Schwedische / vor Ankunfft besagter Reutterey / jhre Läger (auff empfangene Kundschafft von etlichen Bawren) meistentheils verruckt / daß dannenhero den Käyserischen jhr Vornehmen nach Wunsch allerdings nicht abgehen können; so haben sie doch noch etwas von dem Witzlebischen Regim. angetroffen / ohne etliche / so auff dem Platz geblieben / bey 80. worunter 1. Obr. Leutenant vnd 3. Rittmeister / gefangen bekommen / vnd mit nach Prag geführt; wie jhnen dann insgleichen von deß Frantz Henrichs zu Sassen Lawenburg[304] etc. Regiments Bagage[305] Wägen etwas zu theil worden“.[306]

Witzleben zog dann mit Banér nach Böhmen und wurde von dort durch Erzherzog Leopold Wilhelm[307] wieder vertrieben. Angeblich soll er im März 1640 – zu dieser Zeit war er mit seinem Regiment in Eisenach aufgetaucht[308] – wegen der schlechten Versorgungslage seine schwedischen Dienste aufgekündigt haben. Das „Theatrum Europaeum“: „Als Gen. Bannier in und umb Zwickau[309] ankommen / musten seine Generals-Personen und Obristen bey armen Handwercksleuthen vorlieb nehmen : doch fiele es diesen über die massen beschwerlich / solche Personen zu speisen : es muste aber aus der Noth eine Tugend gemacht / und über die Möglichkeit hergeschaffet werden : Es war gar schwer Brod und Getränck umbs Gelt zu bekommen : Fourage[310] und Habern / wie auch etwas von andern Früchten / konnte man vom Land und dem Adel haben / es mangelte aber an dem Mahlwerck. Die Pferde waren auf diesem marchiren sehr erhungert und abgeritten / auch verlohren / und kalten ungeschlachten Wetters halben noch zur Zeit kein Graß zu hoffen. Zweien Obriste / Rise[311] / und der von Wetzleben / hatten solcher Gestalt keine Lust mehr zu dienen / sondern resignirten“.[312]

Der schwarzburg-sondershausische Chronist Happe berichtet von seinen eigenen schlimmen Erfahrungen und denen seiner Tochter sowie der weitgehenden Zerstörung von Sondershausen[313] unter dem 30.4./10.5.1640: „Den 30. nach Mittage zwischen zwölf und ein Uhren sind über eintausend schwedische Reuter vor hiesige Stadt Sondershausen kommen, denen unser Guarde zugeredet, keine Gewalt zu verüben. Sie aber haben Feuer auf ihn geben, ihn vom Thore verjaget, die Thore mit Gewalt geöffnet, etzliche arme Weiber, Kinder und Männer grausamlich theils beschädiget, theils gar umgebracht. Darauf wir uns auf dem Schlosse gewehret. Sie aber haben die Vorstadt an der Kirchen in den Brandt gestecket wie auch die Mittelstadt bey dem Stockheußer Thore, also dass über einhundert Heuser abgebrant, worunter auch das meinige und alles, was ich darinnen gehabt, jämmerlich verbrunnen. Hierauf sind die unsrigen vom Schlosse in die Stadt gefallen und mit ihnen starck scharmutziret, sechs Reuter von den Plünderern gefangen bekommen, auch neun Pferde und sie mit Gewalt aus der Stadt gejaget. Von denen Unsrigen ist Gott sey Danck niemand blieben noch beschädiget worden, sie aber haben etwas eingebüßet. Es sollen über 40 Reuter todt blieben seyn. Auch haben die gottlosen Leuthe viel Weibes Bilder geschendet. Entlichen, als dieser Scharmutzel bis zu Abend umb 5 Uhr gewehret, sind sie abgezogen, nachdem wir ihme die Pferde wieder gegeben. Die Gefangenen sind mehrentheils vom Witzlebischen Regiment. Unter andern ist mir auch noch dis Unglück begegnet, dass meine Tochter Anna Sabina aus großem Schrecken mit vielem Weibes Volcke ohne mein Wissen aus dem Schlosse nach dem Holtze gelaufen, da sie den Reutern im Felde in die Hände kommen. Die haben sie und alle andren Weibes Personen ausgezogen und in denen Hemden laufen lassen und habe ich, Gott sey Danck, unbeschediget wieder in das Schloss bekommen. Es liegen leider nun zwey Theil von der Stadt Sondershausen in der Aschen und stehet alleine der dritte Theil noch, solang Gott will. Diese reuberische und mordtbrennerische Rotte haben 2 Rittmeister, mit Nahmen Senckel,[314] der ander Rittmeister Paul[315] genant, commendirt“.[316]

Im Dezember tauchte Witzleben nach Happes Angaben erneut auf: „Den 4. Dezember [14.; BW] sind die beyde schwedische Generalmajores Wrangel[317]  und Königsmarck[318] mit 3 Regiment Reutern und 3 Regiment Fußvolck, auch etzlichen Stücken alhier zu Sondershausen ankommen. Die beyde Majores Wrangel und Königsmarck sind auf das Schloss kommen mit dem Obristen Witzleben, haben mit Meinem Gnädigen Herrn[319] Mahlzeit gehalten. Die andern Officier haben in der Stadt bey den Bürgern gelegen. Die gemeinen Völcker sind im Felde blieben, denen haben wir aus der Stadt geben müssen 5000 Pfund Brodt, 10 Fass Bier, 3 Eimer Wein, einhundert Thaler am Gelde dem Proviantmeister, eidem [demselben] ein Pferdt, so B. Steinern gewesen, und noch einen Rüstwagen, mit 4 Pferden bespannet. Gegen Abend sind sie von hier nach Bendeleben,[320] Berka[321] und Göllingen[322] marchiret“.[323] „Den 11. [21.12.; BW] ist des Obristen Witzlebens Regiments Quartiermeister[324] nach Greußen kommen und eine unerschwingliche Summe Proviant mit großer Betrauunge gefordert, entlichen hat man ihme 550 thlr dafür geben müssen. Den 12. [22.12.; BW] ist der Proviantmeister[325] nach Greußen kommen und hat im Nahmen des Obristen Witzleben von der Stadt haben wollen 2000 thlr darumb, dass sie ihm vorm Jahre nicht einlassen wollen, sondern sich gewehret und ihme den Rittmeister Buttler nebst andern erschossen. Mann hat ihme aber mehr nicht als Pferde geben, ohnegefehr 60 thlr werth. Damit ist er abgezogen“.[326]

In der „Hauschronik“ des Chronisten und Bürgermeisters Georg Leopold [1603-1676][327] aus dem von Eger[328] abhängigen Marktredwitz[329] heißt es für den Dezember 1640: „Den 29. dito früh um 9 Uhr ist ein Trupp Reiter vor das Untertor hierhero [ge]kommen. Sie berichteten, daß der schwedische Generalmajor H[err] Württemberg(er)[330] mit etlich[en] Regimentern auf hie[r]hero im Marsch begriffen sei, der hier das Frühstück einzunehmen begehrte. Wir sollten es dahero zurichten. Wir waren in Schrecken und höchsten Forchten, [da wir] nit wußten, ob dem also [sei] oder ob es auf eine Plünderung abgesehen wäre. Jedoch mußten wir unsauf ein Frühstück gefaßt machen und es Gott befehlen. Andere (her)nachkommende Reiter berichteten, der General würde bald kommen. Wir gingen ihm entgegen und (be)fanden ihn auch allernächst mit den Regimentern herbeimarschieren. Wir baten ihn, er wolle uns arme Leute in seinen Schutz nehmen, uns mit Quartierung verschonen und wider alle Gewalt beschirmen. Der fragt[e] uns [nur] allerlei und begab sich mit herein.

Es befanden sich damals bei ihm H[err] Markgraf von Durlach,[331] ein Graf von Eberstein,[332] H[err] Generalmajor Schlang,[333] H[err] Oberst[leutnant] Witzleben und viele andere hohe Offiziere, auch Rittmeister, Leut[nante] und Kornetts, ungefähr an die 200 Mann. Sie kamen [alle] mit herein. Die Regimenter mußten hinten[her]um über den Marktweiherdamm reiten und alle auf dem Reiserberg im Feld stehen [bleiben] und halten. Sie waren auf das wenigste an die 5000 Mann stark, alle wohl bewehrt, bekleidet und beritten. Sie hatten weder Troß[334] noch Bagage, auch keine Huren[335] bei sich. Als der General mit dem Oberst[leutnant] unterdessen in dem Wirtshaus Tafel gehalten – die anderen Offiziere haben sich in anderen Häusern befunden – ließ er [von] uns durch H[errn] Oberst[leutnant] Witzleben für Quartier und Brandschatzung[336] 1000 Dukaten[337] begehren. Weil wir aber die höchste Armut und Unmöglichkeit – wie sie auch wirklich vonnöten war – erwiesen und vorgewandt, daß wir als wahre und

beständige evangelische Christen um der heiligen Religion [willen] viel haben leiden und ausstehen müssen, ist endlich mit ihnen auf 200 Dukaten, also gleich 600 K[ronen], die innerhalb 10 Tagen zu bezahlen [waren], geschlossen worden.

Unter dieser [Ver]handlung sind beide Vorstädt[e] und Dörflas[338] ganzlich spoliiert,[339] das Bier ausgetrunken [und] auch alles Getreide (hin)weggenommen worden. Desgleichen sind auch die Stadel, die allererst wieder ein wenig zugerichtet worden [waren], sehr zerrissen und das vom jüngsten Marsch übriggebliebene Holz und [Ge]stroh gar verbrannt [worden]. Was aber unverbrannt von den Stadeln übrig und stehen(d) blieb, ist hernach meistentheils vom Wind (gar) über einen Haufen geworfen worden.

Und obwohl wir, wie oben gedacht, wegen der Ranzion[340] akkordiert[341] und in schwedischen Schutz aufgenommen worden sind, so sind doch etlich[e] 100 [Mann] über die Mauern herabgestiegen und [haben] genommen, was sie in der Eile ertappen konnten, worauf der General etliche kommandierte, solchen Einfall zu verwehren. Doch haben sie nit an allen Orten sein und solches hindern mögen, [so] daß endlich das Volk sehr viel herein[ge]kommen ist. Als die übrigen auch zum Tor [her]einbrechen wollten, hat sich H[err] General neben H[errn] Generalmajor Schlang(en) sehr erzürnt. Sie haben solchen Einbruch mit bloßem Degen zurückgebracht und auf diesen Lärmen [hin] auch alsbald zu Pferd blasen [lassen]. [Sie haben] den Aufbruch mit guter Order genommen und [haben] abmarschieren lassen. Sie sind von hier durch Waldershof[342] und noch am selben Abend zu Kulmain[343] angelangt. Doselbst(en) [haben] sie ihr Nachtquartier genommen. Vor ihrem Aufbruch haben wir ihnen eine Obligation wegen der 600 K[ronen] stellen und uns solchergestalt verschreiben müssen, daß wir nämlich solche Summe innerhalb 10 Tagen bezahlen und uns weder von Feind noch von Freund wollen abhalten und hindern lassen. So wir in[nerhalb] solcher Zeit nit zuhalten würden, geben wir ihnen freie Macht und Gewalt, daß sie nach Belieben mit uns, unser[en] Weib[ern] und Kindern, unserer Hab[e] und unseren Gütern mit Grimm, Rache, Feuer und Schwert verfahren können.[344]

Der Hildesheimer[345] Arzt, Ratsherr und Chronist Dr. Conrad Jordan[346] notiert in seinem Tagebuch den Wortlaut der sogenannten „Allianze“ vom 20./30.5.1641, die nach Banérs Tod verfasst wurde und die die Loyalität der Unterzeichneten bekräftigen sollte: „Dieweilen die Fr. Häuser Braunschweig und Lüneburgk und heßen sich als Mitgehülfen erwiesen und mit ihrer Fortze zur Beförderung des gemeinen Evangelischen Wesens und Beschützung ihrer Lande abermal herbey getreten und als getrewen Freunden gebührt, hinwieder auch getrewlich gemeint und tractirt seyn wollen: Als haben wir hohe Officirer und Obristen zue Roß und Fueß der Königl. Armee hiermit zu mehrer der hochfürstl. Versicherung uf Cavalliirs Trawen und Parol kraft dieses Versprechens und zugesaget, bey Vorstellung oder Annehmung eines newen Königl. Schwedischen Grãls. dabey bestehen wollen, daß wir gegen beede Hochfürstl. Häuser uns nicht verbinden, noch denen selben etwas wiedriges, so lang sie bey der Parthey beständig verbleiben, zufügen laßen, können oder wollen, sondern gleichwie getrewen Mitgehülfen gebühret, dieselbe hinwieder mit trewen Meinen, dero Land und Leute Conservation und ruhe nebest dem allgemeinen Evangelischen Wesens Beste befördern und in Summa uns gegen sie in allen, als redliche Cavalleri gebühret, erweisen wollen. Urkuntlich haben wir dieses samtliche mit unserer Hand, Unterschrift und Pitschaft bevestiget, geschehen im Königl. Schwedischen Feldlager bei Halberstadt,[347] den 20. May Ao. 1641 Johan Eberhardt von Bellinghausen,[348] G. M. von Weitzleben, Ro Duglaß[349] Tobias Tuboldt,[350] Gustaff Horrn,[351] Georg Dorfling,[352] Joachim Ludwig von Seckendorf,[353] Heinrich von Münchhausen,[354] Ewaldt Schütz,[355] Ludwig Ranko,[356] Mathias Höten,[357] Hans Seeseman“.[358]

Im Juni 1641 nahm Witzleben an der Schlacht bei Wolfenbüttel[359] teil, ab 1642 lebte er als Privatmann auf Burg Liebenstein[360] bzw. als kursächsischer Kammerherr und Kriegsrat.[361] 1645 wurde sein Sohn Kurt Veit von Witzleben [7.6.1645 Liebenstein-22.6.1719 Elmeloh] geboren.[362]

1658 wurde er Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ als „der Schnelle“.

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] WITZLEBEN; WITZLEBEN, Geschichte 1. Bd., S. 261ff. [Frdl. Hinweise v. Th. Kossert]; KAISER, Politik.
[2] Major [schwed. major, dän. major]: Der Major war im Dreißigjährigen Krieg der Oberwachtmeister des Regiments (zunächst nur in der Infanterie). Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen u. Befehle des Obristen u. Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten, sorgte für die Instandhaltung ihrer Waffen, hatte die Aufsicht über die Munition u. war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte der Major für Ordnung auf dem Marsch u. im Lager, beaufsichtigte die Wach- u. Patrouillendienste u. stellte das Regiment in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- u. Standgericht. Er erhielt 1633 monatlich 200 Rt. bei der Infanterie u. 300 fl. bei der Kavallerie, 200 fl. bei der dänischen Armee.
[3] Obristleutnant [schwed. överstelöjtnant, dän. oberstløjtnant]: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, v. den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch v. Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten u. die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren u. Soldaten bewies u. für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments u. die Anwerbung v. Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- u.Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse u. Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 [nach der Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] und 150 fl. bezog – in besetzten Städten (1626) wurden z. T. monatlich 400 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 – , in der brandenburgischen u. dänischen Armee sogar 300 fl. KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 320 Rt. monatlich zu. Dazu kam sein Anteil an der Beute, der pro 1.000 Rt. 16 Rt. 39 Albus betrug; HOFMANN, Melander, S. 156. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian I. hatte Tilly den Ersatz der „unkatholischen“ Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann oder Rittmeister einer Kompanie, wofür er ein zusätzliches Einkommen bezog, so dass er bei Einquartierungen u. Garnisonsdienst zwei Quartiere u. damit auch entsprechende Verpflegung u. Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[4] Obrist [schwed. överste, dän. oberst]: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer u. exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung u. Bezahlung seiner Soldaten u. deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung u. Befehlsgewalt über Leben u. Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität u. Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) u. Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- u. Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold v. 500-800 fl. je nach Truppengattung, 500 fl. zu Fuß, 600 fl. zu Roß [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] in der kurbrandenburgischen Armee 1.000 fl. „Leibesbesoldung“ nebst 400 fl. Tafelgeld u. 400 fl. für Aufwärter. In besetzten Städten (1626) wurden z. T. 920 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15). Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm als Obrist u. Hauptmann der Infanterie 800 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe v. Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung v. Heiratsbewilligungen, aus der Beute – hier standen ihm 27 Rt. 39 Albus pro 1.000 Rt. Beute zu; HOFMANN, Peter Melander, S. 156 – u. aus Ranzionsgeldern, Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung v. Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ, im Schnitt für 5 Rt., – u. auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung u. Beschaffung von Waffen, Bekleidung u. Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen – Obristen belieferten ihr Regiment mit Kleidung, Waffen u. Munition – , gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischenn handlung, S. 277 (1634) zur schwedischen  Garnison: „Am gemelten dingstage sein 2 Soldaten bey mir hergangen bey r[atsherr] Joh[ann] Fischers hause. Der ein sagt zum andern: In 3 Wochen habe ich nur 12 ß [Schilling = 6 Heller = 12 Pfennig; das entsprach insgesamt dem Tageslohn eines Maurers; BW]. Ich wol, das der donner und der blytz inn der statt schlüge, das es bränte und kein hauß stehen bliebe. Muß das nicht Gott erbarmen. Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Zur brandenburgischen Armee heißt es; OELSNITZ, Geschichte, S. 64: „Fälle, daß die Obersten mit ihren Werbegeldern durchgingen, gehörten nicht zu den größten Seltenheiten; auch stimmte bei den Musterungen die Anzahl der anwesenden Mannschaften außerordentlich selten mit den in der Kapitulation bedingten. So sollte das Kehrberg’sche [Carl Joachim v. Karberg; BW] Regiment 1638 auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Es wurde dem Obersten der Proceß gemacht, derselbe verhaftet und kassirt. Aehnlich machte es der Oberst Rüdiger v. Waldow [Rüdiger [Rötcher] v. Waldow; BW] und es ließen sich noch viele ähnliche Beispiele aufführen“. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen u. nichts anderes als eine Form von Erpressung darstellten, u. die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) u. nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben u. Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über drei Regimenter), was Maximilian I. v. Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel v. seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) u. den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden u. auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist u. Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. OELSNITZ, Geschichte, S. 64f.: Der kurbrandenburgische Geheime Rat Adam Graf zu „Schwarzenberg spricht sich in einem eigenhändigen Briefe (22. August 1638) an den Geheimen Rath etc. v. Blumenthal [Joachim Friedrich Freiherr v. Blumenthal; BW] sehr nachtheilig über mehrere Obersten aus und sagt: ‚weil die officierer insgemein zu geitzig sein und zuviel prosperiren wollen, so haben noch auf die heutige stunde sehr viele Soldaten kein qvartier Aber vnter dem schein als ob Sie salvaguardien sein oder aber alte reste einfodern sollen im landt herumb vagiren vnd schaffen ihren Obristen nur etwas in den beutel vnd in die küch, Es gehöret zu solchen dantz mehr als ein paar weißer schue, das man dem General Klitzingk [Hans Kaspar [Caspar] v. Klitzing; BW] die dispositiones vom Gelde und vonn proviant laßen sollte, würde, wan Churt borxtorff [Konrad [Kurt] Alexander Magnus v. Burgsdorff; BW] Pfennigmeister vnd darvber custos wehre der katzen die kehle befohlen sein, wir haben vnd wissen das allbereit 23 Stäbe in Sr. Churf. Drchl. Dienst vnd doch ist kein einsiger ohne der alte Obrister Kracht [Hildebrand [Hillebrandt] v. Kracht; BW] der nit auß vollem halse klaget als ob Man Ihme ungerecht wehre, ob Sie In schaden gerieten, Man sol sie vornemen Insonderheit die, welche 2000 zu lievern versprochen vnd sich nit 300 befinden vndt sol also exempel statuiren – aber wer sol Recht sprechen, die höchste Im kriegsrath sein selber intressirt vnd mit einer suppen begossen“. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Meist führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 504. Die z. T. für den gesamten Dreißigjährigen Krieg angenommene Anzahl v. rund 1.500 Kriegsunternehmern, von denen ca. 100 bis 300 gleichzeitig agiert hätten, ist nicht haltbar, fast alle Regimentsinhaber waren zugleich auch Kriegs- bzw. Heeresunternehmer. Moritz Heinrich v. Nassau-Hadamar [1626-1679] erhielt 1640 bereits mit 13 Jahren in Anerkennung der Verdienste seines Vaters Johann Ludwig ein Kürassierregiment u. den Sold eines Obristen; Dillenburgische Intelligenz-Nachrichten des Jahres 1779. Dillenburg 1779, Sp. 422. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; BOCKHORST, Westfälische Adelige, S. 15ff., REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte 1. Bd., S. 413ff.
[5] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. 9/10 der Armee Banérs stellten deutsche Söldner; GONZENBACH, Der General Hans Ludwig von Erlach von Castelen II, S. 130. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern u. Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“. Vgl. auch das Streitgespräch zwischen einem kaiserlich u. einem schwedisch Gesinnten „Colloquium Politicum“ (1632). Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen / den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Bettelbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“. Im Mai 1645 beklagte Torstensson, dass er kaum noch 500 eigentliche Schweden bei sich habe, die er trotz Aufforderung nicht zurückschicken könne; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 160.
[6] Gotha; HHSD IX, S. 151ff.
[7] RÜCKERT, Altenstein, S. 82.
[8] Major [schwed. major, dän. major]: Der Major war im Dreißigjährigen Krieg der Oberwachtmeister des Regiments (zunächst nur in der Infanterie). Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen u. Befehle des Obristen u. Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten, sorgte für die Instandhaltung ihrer Waffen, hatte die Aufsicht über die Munition u. war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte der Major für Ordnung auf dem Marsch u. im Lager, beaufsichtigte die Wach- u. Patrouillendienste u. stellte das Regiment in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- u. Standgericht. Er erhielt 1633 monatlich 200 Rt. bei der Infanterie u. 300 fl. bei der Kavallerie, 200 fl. bei der dänischen Armee.
[9] Mandelkow [Bęgargowo; LK Police, Woiwodschaft Westpommern], Ortsteil von Kolbitz [Kołbaskowo], ca. 10 km südwestlich von Stettin.
[10] Kriegsgefangene: Zur Gefangennahme vgl. die Reflexionen des schottischen Söldners Monro bei MAHR, Monro, S. 46: „Es ist für einen Mann besser, tüchtig zu kämpfen und sich rechtzeitig zurückzuziehen, als sich gefangennehmen zu lassen, wie es am Morgen nach unserem Rückzug vielen geschah. Und im Kampf möchte ich lieber ehrenvoll sterben als leben und Gefangener eines hartherzigen Burschen sein, der mich vielleicht in dauernder Haft hält, so wie viele tapfere Männer gehalten werden. Noch viel schlimmer ist es, bei Gefangennahme, wie es in gemeiner Weise immer wieder geübt wird, von einem Schurken nackt ausgezogen zu werden, um dann, wenn ich kein Geld bei mir habe, niedergeschlagen und zerhauen, ja am Ende jämmerlich getötet zu werden: und dann bin ich nackt und ohne Waffen und kann mich nicht verteidigen. Mein Rat für den, der sich nicht entschließen kann, gut zu kämpfen, geht dahin, daß er sich dann wenigstens je nach seinem Rang gut mit Geld versehen soll, nicht nur um stets selbst etwas bei sich zu haben, sondern um es an einem sicheren Ort in sicheren Händen zu hinterlegen, damit man ihm, wenn er gefangen ist, beistehen und sein Lösegeld zahlen kann. Sonst bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich zu entschließen, in dauernder Gefangenschaft zu bleiben, es sei denn, einige edle Freunde oder andere haben mit ihm Mitleid“. Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Leider reduziert die Forschung die Problematik der de facto rechtlosen Kriegsgefangenen noch immer zu einseitig auf die Alternative „unterstecken“ oder „ranzionieren“. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet zu 1633; STEMMLER, Tagebuch 1. Bd., S. 415: „Der Bürger August Diem sei sein Mitgefangener gewesen, für den er, falls er nicht auch in dieser Nacht entkommen sei, fürchte, daß er heute durch Aufhängen umkomme. Dieser sei, schon vorher verwundet, von den Franzosen an den Füßen in einem Kamin aufgehängt und so lange durch Hängen und Rauch gequält worden, bis das Seil wieder abgeschnitten worden sei und er gerade auf den Kopf habe herabfallen dürfen“. Soldaten mussten sich mit einem Monatssold  freikaufen, für Offiziere gab es je nach Rang besondere Vereinbarungen zwischen den Kriegsparteien. Das Einsperren in besondere Käfige, die Massenhinrichtungen, das Vorantreiben als Kugelfang in der ersten Schlachtreihe, die Folterungen, um Auskünfte über Stärke u. Bewegung des Gegners zu erfahren, die Hungerkuren, um die „Untersteckung“ zu erzwingen etc., werden nicht berücksichtigt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold bis zwei Monatssolde ausgezahlt u. wurden samt ihren Kindern fortgeschickt. KAISER, Kriegsgefangene; KROENER, Soldat als Ware. Die Auslösung konnte das eigene Leben retten; SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Zu gleicher zeitt [August 1630] haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd nacher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächte sein sollen, dahero weiln rittmeister Gintfeld eine gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen worden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70 (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Auf Gefangenenbefreiung standen harte Strafen. Pflummern hält in seinem Tagebuch fest: „Martij 24 [1638; BW] ist duca Federico di Savelli, so in dem letzsten vnglückhseeligen treffen von Rheinfelden den 3 Martij neben dem General von Wert, Enckefort vnd andern obristen vnd officiern gefangen vnd bis dahin zu Lauffenburg enthallten worden, durch hilff eines weibs auß: vnd den bemellten 24 Martij zu Baden [Kanton Aargau] ankommen, volgenden morgen nach Lucern geritten vnd von dannen nach Costantz vnd seinem vermellden nach fürter zu dem general Götzen ihne zu fürderlichem fortzug gegen den feind zu animirn passirt. Nach seinem außkommen seyn ein officier sambt noch einem soldaten wegen vnfleißiger wacht vnd der pfarherr zu Laufenburg neben seinem capellan auß verdacht, daß sie von deß duca vorhabender flucht waß gewüßt, gefänglich eingezogen, die gaistliche, wie verlautt, hart torquirt [gefoltert; BW], vnd obwoln sie vnschuldig geweßt, offentlich enthauptet; die ihenige fraw aber, durch deren hauß der duca sambt seinem camerdiener außkommen, vnd noch zwo personen mit růthen hart gestrichen worden“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet über die Verschiffung schwedischer Gefangener des Obristen John Forbes de Corse von Villingen nach Lindau (1633); STEMMLER, Tagebücher Bd. 1, S. 319: „Abschreckend war das Aussehen der meisten gemeinen Soldaten, da sie von Wunden entkräftet, mit eigenem oder fremdem Blute besudelt, von Schlägen geschwächt, der Kleider und Hüte beraubt, viele auch ohne Schuhe, mit zerrissenen Decken behängt, zu den Schiffen mehr getragen als geführt wurden, mit harter, aber ihren Taten angemessener Strafe belegt“. Gefangene waren je nach Vermögen darauf angewiesen, in den Städten ihren Unterhalt durch Betteln zu bestreiten. Sie wurden auch unter Offizieren als Geschenk gebraucht; KAISER, Wohin mit den Gefangenen ?, in: http://dkblog.hypotheses.org/108: „Im Frühsommer 1623 hatte Christian von Braunschweig, bekannt vor allem als ‚toller Halberstädter’, mit seinen Truppen in der Nähe Göttingens, also im Territorium seines älteren Bruders Herzog Friedrich Ulrich, Quartier genommen. In Scharmützeln mit Einheiten der Armee der Liga, die damals im Hessischen operierte, hatte er einige Gefangene gemacht. Was sollte nun mit diesen geschehen? Am 1. Juli a. St. wies er die Stadt Göttingen an, die gefangenen Kriegsknechte nicht freizulassen; vielmehr sollte die Stadt sie weiterhin ‚mit nottürfftigem vnterhalt’ versorgen, bis andere Anweisungen kämen. Genau das geschah wenige Tage später: Am 7. Juli a. St. erteilte Christian seinem Generalgewaltiger (d. h. der frühmodernen Militärpolizei) den Befehl, daß er ‚noch heutt vor der Sonnen vntergangk, viertzig dero zu Göttingen entthaltenen gefangenen Soldaten vom feinde, den Lieutenantt vnd Officiers außsgenommen, Laße auffhencken’. Um den Ernst der Anweisung zu unterstreichen, fügte er hinzu, daß dies ‚bei vermeidung vnser hochsten vngnad’ geschehen solle. Der Generalgewaltiger präsentierte daraufhin der Stadt Göttingen diesen Befehl; bei der dort überlieferten Abschrift findet sich auf der Rückseite die Notiz vom Folgetag: ‚Vff diesen Schein seindt dem Gewalthiger 20 Gefangene vff sein darneben mundtlich andeuten ausgevolgtt worden’. Der Vollzug fand also offenbar doch nicht mehr am 7. Juli, am Tag der Ausfertigung des Befehls, statt. Aber es besteht kaum ein Zweifel, daß zwanzig Kriegsgefangene mit dem Strang hingerichtet wurden. (StA Göttingen, Altes Aktenarchiv, Nr. 5774 fol. 2 Kopie; der Befehl an die Stadt Göttingen vom 1.7.1623 a.St. ebd. fol. 32 Ausf.)“. Bericht aus Stettin vom 8.4.1631; Relation Oder Bericht Auß Pommern. o. O. 1631: „Den 27. Martii sind alhier 108 gefangene eingebracht deren nach mehr folgen sollen / die werden alle in Schweden ins bergwerck gesand / das sie etwas redliches arbeiten lernen“. Teilweise wurden Gefangene auch unter den Offizieren verkauft; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 607 (Schweinfurt 1645). Zur Problematik vgl. KAISER, Kriegsgefangene in der Frühen Neuzeit, S. 11-14. 1633 kostete die Auslösung bei der Kavallerie: Obrist 600 Rt. aufwärts, Obristleutnant 400 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Rittmeister 200 Rt., Kapitänleutnant 70 Rt., Leutnant 60 Rt. bis 10 Rt. für einen Marketender, nach der Schlacht bei Jankau (1645) Obrist 1000 Rt., Obristleutnant 500 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Hauptmann 75 Rt., Kapitänleutnant u. Leutnant 50 Rt.; GANTZER, Archivalien, S. 40f. Einfache Soldaten sollten gegenseitig um einen Monatssold ausgelöst werden.
[11] 1. Schlacht bei Breitenfeld am 17.9.1631: Schlacht bei Breitenfeld (nahe Leipzig) am 17.9.1631, in der das Heer der katholischen Liga unter Tilly durch die Schweden unter Gustav II. Adolf u. die mit diesen vereinigte sächsische Armee unter Kurfürst Johann Georg I. eine vernichtende Niederlage erlitt. HAPPES Zahlen in der „Thüringischen Chronik“ mit 40.000 Mann auf beiden Seiten [MDSZ, I 207r] liegen deutlich zu hoch: Auf kaiserlich-ligistischer Seite dürfte von 8.000 Toten, 6.000 Verwundeten, 3.000 Gefangenen u. 3.000 auf der Flucht Umgekommenen auszugehen sein, auf der Gegenseite waren 3.000 Sachsen u. 2.000 Schweden ums Leben gekommen. Zeitgenössische Flugschrift „Relation / vnd nunmehr recht gründlicher Bericht / von dem Grossen Haupt Treffen vnd Grimmigen Schlacht so … den 7. Septbr. Anno 1631 zu Breitenfeld … gehalten. 1631″, zitiert bei RUDERT, Kämpfe, S. 74: „Die Todten liegen von Leipzig an biß auf die Hohe Leine / seynd noch viel lebendige vnter den Todten / denen Hände vnd Füsse abgeschossen seyn / bitten umb das Jüngste Gericht man soll sie nur todt schiessen / daß sie ihrer Marter loß kommen / wollen sie sich laben / müssen sie Christen Blut trincken“. Der protestantische Schuhmacher Rudolf v. Bellinckhausen 1632 über die Lage nach der Schlacht im kaiserlich besetzten Osnabrück; BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 194: „Als Gott der Herr fur dießer zeyt wie noch itzundt auf diesem heutigen tag und stundt gute victoria durch seinen werck zeugenn Koniglich May[estät] in Schwedn, den h[errn] Churfursten von Sachsen, h[errn] Landgraffen [Wilhelm V.; BW] von Heßenn geben, dafur wir Gott hoch lobenn und danckenn sollenn, darmit die feynde der warheyt und tyrannen der armen christlichen kirchen itzt gesturtzet und gedempfet werdenn. Dannoch die h[errn] Jesuiten mit ihrer gantzn h[heiligen] societet, mit schulern und studentenn wie auch munchs orden und Papistenn, betenn und singenn alle tag in ihrenn kirchenn, Gott wollte den ihrn victorii geben“. Vgl. THEATRUM EUROPAEUM 2. Bd., S. 432ff.
[12] Regiment: Größte Einheit im Heer, aber mit höchst unterschiedlicher Stärke: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold u. die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl v. Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts u. Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute v. ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments v. 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments v. 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 u. 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 u. 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 u. 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 u. 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 u. 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, vom Vorgänger übernommen u. oft v. seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet u. kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[13] Adolf Theodor [Dietrich] v. Efferen, genannt Hall [ -17.9.1631 bei Breitenfeld], schwedischer Obrist.
[14] RUDERT, Kämpfe, S. 55.
[15] Angelroda [Ilm-Kreis].
[16] (Bad) Mergentheim [Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 41ff.
[17] Heilbronn [Stadtkreis]; HHSD VI, S. 315ff.
[18] Albertshausen; unter Reichenberg [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 615.
[19] Lindflur, unter Reichenberg [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 615.
[20] Fuder: Altes Flüssigkeits-, besonders Weinmaß, differierte je nach Territorium oder auch Stadt zwischen 780 und 1856 Liter. 1 Württemberger Fuder = 6 Eimer = 1765, 56304 Liter; 1 Fuder = 1603, Liter Helleich (fertiger Kellerwein); 1 Überlinger Fuder: 11, 6 Hektoliter.
[21] Eimer: altes Flüssigkeitsmaß = 70, 9347 Liter (Erfurt), Leipziger Weineimer 75, 85 Liter, Biereimer 86, 89 Liter, 1 Eimer = 79, 73 Liter (Schmalkalden), 60, 68 Liter (Erzgebirge), 69 Liter (Nürnberg), ca. 76 Liter (Olmütz), 1 Eimer = 3 Hosen = 72 Kannen = 144 Nösel =  67,3632 Liter (Sachsen), 1 Eimer (Überlingen) = 32 Maß = 38, 528 Liter, 1 Eimer (Wasserburg) = 64, 20 Liter.
[22] Maß: 1 Maß (Bad Salzungen, Schmalkalden) = 1, 34 Liter, 1 Maß (Überlingen) = 1, 204 Liter, 1 Maß (Habsburger Lande): = 4 Seidel = 1, 414724 Liter.
[23] Reichstaler/Gulden: 1 Reichstaler = 1,5 Gulden; 1 Reichstaler = 18 Batzen = 72 Kreuzer = 288 Pfennige, 1 Reichstaler = 21 Schillinge (ß) = 252 Pfennige (δ); 1 fränk. Rt. = 1, 2 fl. (1632), 1 fl. = 50 Liter Bier, = 5 Paar junge Hühner, Entgelt für die Säuberung zweier Wachtlokale. Reichsgulden: 1 Reichsgulden = 60 leichte oder rheinische Kreuzer (kr.) = ⅔ Reichstaler (Rtl.) = 16 gute Groschen = 24 Mariengroschen. Zur Umrechnung v. fl. in €: Wie problematisch eine derartige Umrechnung ist, zeigt www.mhoefert.de/PDFs/30_jaehriger_Krieg.pdf, der 30.000 fl. in ca. 3 Mill. € umrechnet (!). 1 fl. dürfte maximal 50 € entsprochen haben. Nach einer anderen nicht unproblematischen Umrechung würde 1 Rt. heute etwa 27, 3 € entsprechen. Nach WILDGRUBER, Dte feste Stadt Wasserburg, S. 74, entspräche 1 Rt. 60 DM, also etwa 30 €. Wenn selbst Bauernstiefel schon mit 20 fl. aufgelistet sind, würde das 540-1.000 € entsprechen. Sinnvoller wäre es, mit den Preisen für Gebrauchsgüter, Löhne etc. in den betreffenden Jahren zu verfahren, die in den einzelnen Gebieten je nach Kriegslage sehr unterschiedlich sind.
[24] ZIMMERMANN, Tagebuch, S. 11.
[25] ENGERISSER, Von Kronach, S. 650.
[26] Leibregiment: Als Leibregiment wurde im 17. Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich, in Dänemark u. in Schweden diejenigen Regimenter bezeichnet, deren Inhaber der regierende Landesherr war. Ihm standen zudem die sich daraus im Rahmen der Regiments- bzw. Kompaniewirtschaft ergebenden Einnahmen zu. Ein Leibregiment hatte daher eine grundsätzlich andere Funktion als die Leibkompanie eines Obristen. Auch die Oberkommandierenden der jeweiligen Armeen hatten ein eigenes Leibregiment. Zudem waren in der Regel die Ausstattung u. Verpflegung besser als in anderen Regimentern bzw. wurden v. den Neugeworbenen eingefordert.
[27] Gustav Karlsson Horn af Kanckas, Greve af Björneborg [22.10.1592 Örbyhus im Kirchspiel Vendel-10.5.1657 Skara], Feldmarschall. Schwiegersohn Axel Oxenstiernas, hatte in Jena, Tübingen u. Rostock studiert u. galt als integrer, nobler Offizier, schwedischer Feldmarschall (seit 1628). Am 17.9.1631 Teilnahme an der Schlacht bei Breitenfeld, am 9.3.1632 Niederlage gegen Tilly in Bamberg. In den folgenden beiden Jahren Kampf gegen Aldringen in Süddeutschland, Oberschwaben, im Breisgau u. im Elsass. Vgl. auch EISELEIN, Geschichte, S. 174ff. Am 6.9.1634 in der Schlacht bei Nördlingen in Gefangenschaft geraten, blieb Horn auf Betreiben Maximilians I. v. Bayern u. wegen der Weigerung der schwedischen Regierung, die geforderte Summe zu seiner Auslösung aufzubringen, sieben Jahre in Ingolstadt u. der Feste Burghausen in Haft. Am 24.3.1642 wurde er gegen Johann v. Werth, Graf Hans Christoph v. Puchheim u. Lorenz v. Hofkirchen ausgetauscht. Anschließend kehrte er nach Schweden zurück, wurde Oberbefehlshaber der Truppen in Südschweden, 1651 Militärgouverneur in Livland u. Präsident des Kriegskollegiums, 1653 Reichsmarschall. NORDISK FAMILJEBOK Bd. 11, 1909, S. 1115-1116; HOFBERG 2. Bd., S. 518f.; HUSCHKE, Herzog Wilhelm. Vgl. http://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=13818.
[28] ENGERISSER, Von Kronach, S. 638.
[29] Donation: Schenkung, Übertragung; ursprünglich im Römischen Recht eine unentgeltliche Zuwendung. Diese schwedische Art der „Schenkung“ v. nach dem „Kriegsrecht“ angeeigneten weltlichen u. geistlichen Besitzungen unterschiedlicher Größe wegen rückständigen Solds, Belohnungen für geleistete Dienste etc. war z. T. sehr einträglich. Der Schweriner Dompropst und Ratzeburger Domherr, Otto v. Estorf [1566-29.7.1637], berichtet unter 1632; DUVE, DIARIUM BELLI BOHEMICI ET ALIARUM MEMORABILIUM 3, S. 33.: „Das Kloster Hamerschleben [Hamersleben, heute Ortsteil von Am Großen Bruch [LK Börde]; HHSD XI, S. 192f.; BW]  hatt der Koning dem Commissario D. Stenborg gegeben. Dazue gehören 365 huefen Landeß, eine jede hueffe helt 30 morgen, jeder morgen 120 ruthen oder 3 himpten Insaat, jeder morgen zue 20 Thaler gerechnet (gilt woll 30 Rthl.) bringt 217,000 Thal. Daß lass mir ein geschenck seyn“. Die Donation war jedoch oft nicht kostenlos. Neben der gewöhnlichen Kontribution mussten noch ganz erhebliche Summen aufgebracht werden. So musste sich etwa Bernhard v. Sachsen-Weimar für das „Herzogtum Franken“ verpflichten, innerhalb v. 4 Jahren 600 000 Reichstaler an die Krone Schweden zu bezahlen u. mit den im Heilbronner Vertrag (April 1633) vereinbarten Zahlungen zu beginnen. Zudem wurde Reichskanzler Oxenstierna u. schwedischen Gesandten kostenlose Bewirtung versprochen. Bernhard v. Sachsen-Weimar übernahm auch die hohen Schulden der beiden Stiftern (Würzburg u. Bamberg) u. musste zudem den Schweden den Besitz alles vorhandenen Getreides u. des Weines einräumen. Das „Herzogtum Franken“ bestand vorwiegend aus den Hochstiften Bamberg u. Würzburg. Die wichtigen Festungen Königshofen u. Marienberg in Würzburg blieben jedoch in schwedischem Besitz. Vgl. DEINERT, Die Schwedische Epoche; SCHAROLD, Geschichte, LEO, Würzburg unter schwedischer Herrschaft.
[30] Heyda, heute Ortsteil von Ilmenau [LK Ilm-Kreis].
[31] Neusiß [Ilm-Kreis].
[32] Schmerfeld, heute Ortsteil von Wipfratal [Ilm-Kreis].
[33] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.
[34] WITZLEBEN; WITZLEBEN, Geschichte 1. Bd., S. 273f.; BARUDIO, Der Teutsche Krieg, S. 380. ENGERISSER, Von Kronach, S. 320.
[35] Bernhard Herzog v. Sachsen-Weimar [16.8.1604 Weimar-18.7.1639 Neuenburg am Rhein], schwedischer, dann französischer General. 1622 Teilnahme an den Treffen bei Wiesloch u. Wimpfen, 1623 bei Stadtlohn. 1625 Eintritt in dänische, 1631 in schwedische Dienste, April 1632 Beförderung zum General. In der Schlacht bei Lützen übernahm er nach dem Tod Gustav Adolfs v. Schweden den Oberbefehl über das schwedische Heer, als Donation erhielt er das Herzogtum Franken. 1635 Eintritt in französische Dienste, 1638 Sieg über die Kaiserlichen bei Rheinfelden, Dezember 1638 Einnahme v. Breisach. Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst; RÖSE, Herzog Bernhard der Große; DROYSEN, Bernhard von Weimar I, II.
[36] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.
[37] Jan Freiherr v. Werth [1594 Büttgen-16.9.1652 Benatek] Sohn westfälischer Bauern, Obrist, Generalwachtmeister, Feldmarschall-Leutnant und General. Werth war der Prototyp des „Soldaten v. Fortune“. Seit 1608 war er Reiter in spanischen Diensten, 1620 nahm er unter Don Balthasar de Marradas an der Schlacht am Weißen Berg teil, 1622 wurde er Rittmeister, anschließend kurkölnischer u. 1631 kurbayerischer Obristwachtmeister, nach einem erfolgreichen Angriff auf Claus Hastvers Belagerungskorps vor Herrieden am 18.12.1632 wurde er am 30.12. Obrist, am 1.2.1634 Generalwachtmeister, nach seinen Erfolgen in der Schlacht bei Nördlingen (am 6.9.1634) Feldmarschall-Leutnant. 1635 wurde Werth in den Reichsfreiherrnstand erhoben, am 26.6.1637 eroberte er die Festung Ehrenbreitstein. Am 3.3.1638 geriet Werth in der Schlacht bei Rheinfelden in Gefangenschaft u. war anschließend vier Jahre lang im französischen Staatsgefängnis v. Vincennes ‚ehrenhaft’ inhaftiert. Am 24.3.1642 wurde er gegen den schwedischen Feldmarschall Gustav Horn ausgetauscht. Im Mai 1643 wurde er kurbayerischer General der Kavallerie u. nahm an den Schlachten v. Herbsthausen (5.5.1645), Jankau (6.3.1645) u. Alerheim (3.8.1645) teil. Nach seiner Revolte im Juli 1647, bei der er vergeblich versucht hatte, das gesamte bayerische Heer u. die v. Frankreich abgefallenen Weimarer in habsburgische Dienste zu bringen, wurde er v. Maximilian I. geächtet u. setzte sich mit wenigen Getreuen ins kaiserliche Lager ab. Am 4.10.1648 Sieg bei Dachau über die Schweden u. Franzosen. Werth verstarb auf der ihm v. Ferdinand III. verliehenen Herrschaft u. Schloss Benatek in Böhmen. LAHRKAMP, Werth; KAISER, Werth. Vgl. LAHRKAMP, Jan von Werth; KAISER: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/W/Seiten/JanvonWerth.aspx [17.6.2014].
[38] Kroaten: kroatische Regimenter in kaiserlichen u. kurbayerischen Diensten, des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die v. „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke u. Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore u. Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung u. Disziplinierung dieser „Streifparteien“ u. wurde v. diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Vgl. GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 85 (1630): „Die Crabaten litten dieser Zeit von den Schwedischen viel schaden / weil es bey ihnen viel stattliche Beuten gab. Dann sie hatten theils Gürtel voller Gold und Silber vmb den Leib / auch gantze Blatten von Gold vnd Silber geschlagen vor der Brust“. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) u. Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian v. Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte”. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet”. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“, S. 75: „In einer Supplik der niederhessischen Stände an Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel aus dem Jahr 1637 heißt es beispielsweise, die „unchristlichen Croaten“ hätten ‚den Leute[n] die Zungen, Nasen und Ohren abgeschnitten, die augen außgestochen, Nägel in die Köpff und Füsse geschlagen, heis Blech, Zinn und allerhand Unflat, durch die Ohren, Nasen und den Mund, in den Leib gegossen [und] etzliche durch allerhand Instrumenta schmertzlich gemartert’ “. http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ “. METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 41: „Diese [Kroaten; BW] nach dem sie die Thor deß Stättleins [Penkun (LK Vorpmmern-Greifswald); BW] zerbrochen / haben sie mit grossem Grimm auff dem Schloß / in der Kirche / in der Pfarr / in den Häusern / Ja auch unerhörter Weise in den Todtengräbern gesuchet: Das Korn theils außgetroschen vnnd hinweg geführet / theils auch zertretten / die Inwohner hefftig geschlagen vnnd biß auff den Todt gemartert / daß sie solten sagen / ob sie Gelt vergraben hetten / vnder denselben haben sie auch deß Pastorn nicht verschonet / der ihnen doch vor diesem alle Ehr vnnd Freundschafft erwiesen: Vnnd welches das allerärgste / haben sie Weibspersonen genothzüchtiget vnd geschändet / vnnd so sich etliche im Wasser vnder dem Rohr / oder sonst verborgen / haben die Crabaten / als deß Teuffels rechte Spürhund / solche auffgesucht / vnd wie das Vieh zur Vnzucht vor sich hergetrieben / auch ein theils Mannspersonen / so ihre Weiber vnnd Kinder wider solchen Teufflischen Muthwillen vnnd Gewalt vertheidigen wollen / jämmerlich erschossen vnd nidergehawen. Vnd dergleichen Vnzucht haben sie auch an Mägdelein von acht vnnd zehen Jahren zu treiben vnd am hellen Tag auff den Kirchhöfen / öfffentlichen Gassen vnd Gärten zu begehen / sich nicht geschewet“. Vgl. auch die Beschreibung des Kroateneinfalls in Neustadt a. d. Aisch am 18.7.1632 => Kehraus [Kerauß, Kehrauß], Andreas Matthias in den „Miniaturen“, bzw. die Aufzeichnungen des Pfarrers Lucas, Trusen (Anfang Januar 1635); LEHMANN, Leben und Sterben, S. 129: „[…] die Dorfschaften sind nacheinander alle ausgeplündert, die Leute übel geschlagen und beraubt worden, einige tot geblieben, Elmenthal und Laudenbach und Heßles sind ganz ledig [menschenleer] diese Zeit über gestanden, alles an Heu, Stroh, Holz hinweg ist geführt worden, das Getreide in den Scheunen ist ausgedroschen oder sonst verdorben worden, die Häuser sind zerschlagen, das Eisenwerk an Türen und Läden, Bratkacheln, Ofenblasen sind ausgebrochen und hinweg genommen worden [ …] sind über 300 Kroaten zu Elmenthal und Laudenbach gewesen, dort geplündert und folgenden Tag nach Brotterode gezogen und dort auch großen Schaden verübt, indem sie allein 100 Pferde allhier weggenommen, des anderen Viehs zu geschweigen, mancher Mensch ist übel traktiert worden, viele sind in großen Schaden gekommen, zu Herges sind alle Pferde hinweg genommen, desgleichen mehrentheils auch die Schafe und jungen Lämmer, in der Auwallenburg sind über 3 Kühe nicht verblieben, sondern alle hinweg genommen worden […]“. THEATRUM EUROPAEUM 2. Band, S. 630 (1631): „Den 10. Martii sind die Crabaten ein halbe Meil von der Prager Newstatt / zimblich starck zu Roß vnnd Fuß ankommen / ein schönes Dorf Micheln genant / in Brand gesteckt / Mann / Weib / vnnd Kinder / was nicht entlauffen können / entweder nidergehawen oder ins Fewer gejaget : ist also groß Elend gewesen. Das verbrandte Stroh hat der Wind / weil er gleich darbey entstanden / biß nach Prag gar auff die Brücke getrieben. Die Sächsische haben sich zwar alsbald zu Roß vnnd Fuß hinauß begeben / in Meynung sich an die Crabaten zumachen: aber selbige hatten sich vor jhrer Ankunfft schon weg gemacht / vnd vnderwegens noch etliche Dörffer angezündet”. WERTHER, Chronik der Stadt Suhl 1. Bd., S. 226f. (1634): „In einem Umlaufschreiben wies die gemeinschaftliche Regierung und das Consistorium zu Meiningen darauf hin: ‚Es gehen viele und große Sünden wider das sechste und siebente Gebot im Schwange, da die Weibspersonen sich leichtfertig an die Croaten gehänget“. Gefangene Kroaten wurden schon unter Gustav II. Adolf in schwedische Kupferbergwerke verbracht; DUVE, DIARIUM BELLI BOHEMICI ET ALIARUM MEMORABILIUM 3, S. 4; THEATRUM EUROPAEUM 2. Bd., S. 349; METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 87.
[39] Feldmarschall [schwed. fältmarskalk, dän. feltmarskal]: Stellvertreter des obersten Befehlshabers mit richterlichen Befugnissen u. Zuständigkeit für Ordnung u. Disziplin auf dem Marsch u. im Lager. Dazu gehörte auch die Organisation der Seelsorge im Heer. Die nächsten Rangstufen waren Generalleutnant bzw. Generalissimus bei der kaiserlichen Armee. Der Feldmarschall war zudem oberster Quartier- u. Proviantmeister. In der bayerischen Armee erhielt er 1.500 fl. pro Monat, in der kaiserlichen 2.000 fl. [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)], die umfangreichen Nebeneinkünfte nicht mitgerechnet, war er doch an allen Einkünften aus der Beute u. Ranzionsgeldern – hier erhielt er 100 Rt. pro 1.000 Rt. Erlös; HOFMANN, Peter Melander, S. 155 – , den Abgaben seiner Offiziere bis hin zu seinem Anteil an den Einkünften der Stabsmarketender beteiligt. Vgl. auch Backhaus, Reichsterritorium; Obolenskīĭ; Posselt, Tagebuch.
[40] Leibregiment: Als Leibregiment wurde im 17. Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich, in Dänemark u. in Schweden diejenigen Regimenter bezeichnet, deren Inhaber der regierende Landesherr war. Ihm standen zudem die sich daraus im Rahmen der Regiments- bzw. Kompaniewirtschaft ergebenden Einnahmen zu. Ein Leibregiment hatte daher eine grundsätzlich andere Funktion als die Leibkompanie eines Obristen. Auch die Oberkommandierenden der jeweiligen Armeen hatten ein eigenes Leibregiment. Zudem waren in der Regel die Ausstattung u. Verpflegung besser als in anderen Regimentern bzw. wurden v. den Neugeworbenen eingefordert.
[41] Otto Ludwig Wild- u. Rheingraf v. Salm in Kirburg, Mörchingen u. Tronecken [13.10.1597-16.10.1634 Speyer], mansfeldischer Obrist, dänischer, dann schwedischer General.
[42] Generalmajor [schwed. generalmajor, dän. generalmajor]: Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen, bayerischen, dänischen u. schwedischen Armee wahr. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen u. dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen u. dem Feldmarschallleutnant.
[43] Johann Philipp Cratz Graf zu Scharfenstein [um 1590-6.7.1635 hingerichtet], bayerisch-ligistischer, dann kaiserlicher Obrist, 1631 Generalfeldwachtmeister, 1632 kurbayerischer Generalfeldzeugmeister, 1634 schwedischer Feldmarschall.
[44] Vgl. auch STOLCH; WÖLLPER, Schweden.
[45] Schlacht am Weißen Berg bei Prag am 8.11.1620: Maximilian I. v. Bayern schlägt das böhmische Ständeheer unter Christian I. v. Anhalt. Friedrich V. v. der Pfalz geht nach Den Haag in die Niederlande. Vgl. KREBS, Schlacht.
[46] [Bad] Wimpfen [LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 51f.
[47] Alte Veste [Gem. Zirndorf LK Fürth]; HHSD VII, S. 14.
[48] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[49] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. 9/10 der Armee Banérs stellten deutsche Söldner; GONZENBACH, Der General Hans Ludwig von Erlach von Castelen II, S. 130. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern u. Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“. Vgl. auch das Streitgespräch zwischen einem kaiserlich u. einem schwedisch Gesinnten „Colloquium Politicum“ (1632). Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen / den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Bettelbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“. Im Mai 1645 beklagte Torstensson, dass er kaum noch 500 eigentliche Schweden bei sich habe, die er trotz Aufforderung nicht zurückschicken könne; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 160.
[50] Finnen [auch hagapells, hakkapeller genannt, nach hakkaa päälle: hau drauf]: Sammelbegriff für Finnen, Lappen u. Finnlanddeutsche im schwedischen Heer. Bei den finnischen Verbänden wäre zu differenzieren zwischen Finnländern u. Finnlandschweden (Soumen Ruotsalaiset), Deutschen in Finnland. Es gab drei Kavallerieregimenter aus dem finnischen Landesteil Schwedens: Nylands och Tavastehus läns kavalleriregemente, Åbo och Björneborgs läns kavalleriregemente sowie Viborgs och Nyslotts läns kavalleriregemente. Vgl. die zahlreichen Arbeiten von PLEISS. Zu den verschiedenen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum vgl. auch SCHWEITZER, Zweihundert Jahre, S. 125f. In der schwedischen Propaganda wurden die Finnländer – als „Truppe des Schreckens“ – als Pendant zu den in kaiserlichen Diensten stehenden Kroaten aufgebaut, die Gustav Adolf als des „Teufels neuen Adel“ bezeichnete. Die Wirklichkeit jedoch sah anders aus, auch wenn sie v. Zeitgenossen als wild u. brutal beschrieben wurden. Zudem standen sie im Verdacht, Wetter machen zu können u. den Teufel anzubeten. Vgl. WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 241 (1647): „So ist aber ein solches ungewüdter, luft, saußen und braußen eben zur selben zeit, wol 2 oder 3 tag und nacht lang, angestanden, daß vermaint, eß werde alle heyßer und palest zue haufen werfen, also und daß sich kain schüff von dannen sich möchte bewögen; hat man auch gänzlich dafürgehalten, haben solches (weilen diese Lapp- und Seeländer in dißer und dergleichen hexen- und unholden künsten wol erfahren und bey ihnen für ain freye kunst gehalten und paßirt) ungewidter selbsten gemacht und verzoberet. Dan man für gewiß gesagt, dass ain ganzes regiment under ihnen dem schwarzen Caspar ergeben und verschriben seye, welcher ihnen den weg naher dem Haagen als vorher geloffen und paßiert. Wie dan auch von Eyßne oder Kämpten wird bericht, daß sie ihnen den M. Hämmerlein in ainem glaß gezaiget: diß seye ihr obrister, deme seyen sie verlobt und geschworen, deßen seyen sie mit leib und seel versprochen, dere ihnen trewlich halt und sie ihme redlich dienen“. Auch in anderen Zeitzeugnissen wurden sie als „gottlose, schändliche Menschen, Saumagen“ bezeichnet (so WINTER, Möser’s Aufzeichnungen, S. 46). Aus Staßfurt wird unter 1639 berichtet; GEISS, Chronik von Staßfurt, S. 135: „Den 20. Octobr. wurde unser Lieutenant mit seinen Soldaten abgefordert. Die folgenden Tage mußten wir einen Fähnrich mit ungefähr 50 Finnen und Teutschen, Reiter, denen theils die Pferde gestorben, theils vom Feinde abgenommen waren, und die sich hier wieder beritten machen sollten, ins Quartier nehmen. Es war muthwilliges Gesindel, das sich nicht commandiren lassen wollte. Den 9. November zogen diese Finnen wieder nach Quedlinburg, weil der Fähndrich sich beklagt hatte, daß er sie weder mit Worten noch mit Prügeln zwingen könnte“. Die Finnländer – „von Natur aus gesetzlose Viehdiebe“ (BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 56), die anfangs noch unzureichend montiert zum Teil mit Pfeil u. Bogen in den Kampf zogen – standen sozial auf der untersten Stufe des schwedischen Heeres, wurden bei Angriffen als erste aufgeopfert u. zu Arbeiten herangezogen, die der gewöhnliche Soldat ablehnte oder nur unter Zwang verrichtete. Sofern eine Entlöhnung überhaupt erfolgte, wurden sie regelmäßig vergessen, oder es wurden ihnen nie eingelöste Verschreibungen ausgestellt. Obwohl die Finnländer nur geringe Chancen hatten, sich in Deutschland in Sicherheit zu bringen, war ihre Desertionsquote mindestens doppelt so hoch wie diejenige der schwedischen Soldaten. Jeder 5. Finne desertierte. Zwischen 1638-1649 waren 15.933 regulär Eingezogene nach Deutschland gebracht worden, daneben Geworbene und Gezwungene. Finnische Reiterregimenter wurden z. B. schlechter besoldet als nationalschwedische. Vgl. die Äußerungen Axel Oxenstiernas über die in Königshofen im Grabfeld liegenden Finnen gegenüber dem schwedischen Statthalter in Franken, Krafft von Hohenlohe, Schleusingen, 1632 XI 27; PLEISS; HAMM, Dreißigjähriger Krieg, S. 49: „Wie ich vorgestrigen dages nahe Königshofen offen, befinde ich die wenige Finnen, so daselbst in Guarnison ligen, zimblich nackhendt und unbeklaidt, auch etwas verdrossen daß sie so gar übel accomodiret, dannenhero sie auch umb dimission, inn ihr vatterlandt widerumb zu ziehen, mir instendig nachgeruffen. Weil dann ich sie zur verdrossenheit ohnedem geneigt weiß, zumahlen sie eine so geraume zeit hero stets an selbigem ort inn guarnison gelegen, unnd nicht wie andere knechte, so zu felde gebrauchet werden, ihnen etwas profit machen oder unnterhalt verschaffen können … bitte, die anordnung zu machen, daß von der regierung daselbst zu einem kleidigen ausgetheilet werde, damit sie gleichwol inn etwas contentement und ergetzlichkeit wider haben mögen“. Vgl. auch BECK, Chronik, S. 26 [Schweinfurt 1631]: „Mit dem König war auch ein Regiment Finnen zu Pferde eingezogen, und hatte auf dem Markte Halt gemacht. Ihr schwaches und mattes Aussehen, ihre geringe, wetterfarbene Bekleidung, ihre kleinen und unansehnlichen Pferde ließen eben nicht viel erwarten, und hätte nicht die Welt von ihren Thaten zu Leipzig gehört gehabt, hätte man wohl fast zweifeln mögen, ob sie auch einen Marsch bis Würzburg auszuhalten im Stande seien. Aber die Bewunderung abnöthigende Schnelligkeit ihrer Bewegungen und die prompte Ausführung jedes Commando’s, ja jedes Winkes der Offiziere erweckte bald bessere Begriffe, die sich, da man noch nicht so ganz wußte, wie die Sache ablaufen werde, allmählig beinahe in Furcht verwandelten“. Vgl. auch die zeitgenössische Einschätzung; GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 72: „An den Finnen und Schweden hette der König diese Vortheil: 1. Könnten sie Frost vnd Kälte besser als Hitze vertragen. 2. Lieffen eher nicht / biß sie gleichsam mit der Natur fechten müsten. 3. Behülffen sie sich kläglich. 4. Ohne alle Meutenacion. 5. Weren vnverdrossen / vnd mit devallisiren fest nit zu erschöpffen / so weit es nicht leicht ein ander Herr mit seinen Vnterhanen gebracht“. Bei dem Rothenburger Chronisten Dehner heißt es unter 1632; HELLER, Rothenburg, S. 94f.: „lauter Schweden und Finnen, darunter auch Lappländer und Irrländer gewest, die hat man den Burgern einquartiert bey 8. 9. 10. u. mehr, haben mit den Burgern für gut genommen, mit ihnen gebetet und gesungen fast in allen Quartieren“. In den Generalstaaten hieß es im August 1633; PLEISS, Der Zug, S. 27: „Ist wacker Volk, die allezeit unter des Königs Batalien gewest seyn … Solche Macht und wacker Volk hat man niemalen in diesen Landen gesehen“. Das „THEATRUM EUROPAEUM, 3. Bd., S. 108f., unter 1633: „Die Schwedische vnd Finnen allesampt ansehenliche starcke starcke Männer / machten die andern Niderländer in dreyen Dingē schamrot / nemlich 1. in Gehorsam / 2. in Ordnung / vnd 3. in Gottesforcht / dann alle Morgen / wann sie auffbrachen / schlossen sie einen Ring / vnnd auff den Knien rufften sie Gott an / beteten vnd sungen / etc“. Ein zeitgenössischer Beobachter schreibt in einem Flugblatt „Schreiben Auß Dem Königklichen Schwedischen Läger. o. O. 1631, S. 43“: „Muß man derhalben rund bekennen daß dem König seine Schweden und Finnen trewlich dienen: Die Finnen sind der mehrtheils kortze Leut ihrer statur halben / aber darbey hertzhafft vnd der Arbeit gewonnet / leben mit wenigem / behelffen sich karglich: wüssen von Wollüsten vberal nichts: den Teütschen Lufft auch mitten im Winter finden sie gar zam / gegen dem ihrigen gehalten. Es sind rechte Eisenbeisser / die niemahlē von hinden sind verwundet worden. Welcher vnder ihnen dem Feind wurde den rucken kehren / der wirdt nie für ihren Landtsman gehalten. Vnnd ist freilich lächerlich / wer die sicht aufziehen. Sie haben Schleiffstein an der seiten hangend / vnnd so bald man anhebt zum Lermen vnnd träffen die Trommel rühren / so wetzen sie ihre dägen / von weitem meint einer nichts ander alsdann es were eine schaar Metzger / oder in hauffen der beysammen / da ein stuck matten solten abmeyen: Aber es laßt sich nicht mit ihnen schimpfen weil es ernst gilt. Der inneren Finlenderen spraach ist gantz von der Schwedischen Nortwegischen / Gottischen vnd Dennenmärckischen / die da vberein stimmen / gescheiden / vnnd ist allein den Finlenderen gemein vñ den Mitternächtigen Völckeren / welche man Lappen nennet“. Zum Teil waren sie noch aus Mangel an Ausrüstung noch mit Bogen bewaffnet. Kommandierender der 1. Finnen-Schwadron war Torsten Stålhandske. Vgl. LANGER, Formen der Begegnung, S. 84f. Zum zeitgenössischen Bild der Lappländer (auch sarkastisch „Lippenländer“, etwa „gefräßige Personen“ genannt) vgl. OPEL; COHN, Dreißigjähriger Krieg, S. 242ff. Zu den zahlreichen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum vgl. auch SCHWEITZER, Zweihundert Jahre, S. 125f. Nach dem Krieg wurden zerstörte Orte wie z. B. Torgelow [LK Uecker-Randow/Mecklenburg-Vorpommern] auf Befehl Christinas v. Schweden mit Finnen und Livländern neu besiedelt. Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; 1625 soll Banérs Armee bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) meist als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Eine Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die von Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, und den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten bastanten Armeen erscheint jedoch überflüssig. Nach ENGLUND, Die Verwüstung Deutschlands S. 76, waren 1630 bereits jeder 10. Schwede und jeder 5. Finne desertiert. Nach LUNDKVIST, Schwedische Kriegsfinanzierung S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. 1651 wurde festgestellt, dass 50 % der Kavallerie u. 41 % der Infanterie aus Finnen bestand; PLEISS; HAMM, Der Dreißigjährige Krieg, S. 41. Nach GUTHRIE, The Later Thirty Years War, S. 59, soll Banérs Armee im Juli 1638 um 9.000 Schweden u. 5.000 Finnen verstärkt worden sein, was wohl zu hochgegriffen erscheint. Zu den Verlusten LINDEGREN, Frauenland, S. 145: „Grob gerechnet kann man behaupten, daß in der ganzen Periode von 1620 bis 1720 ca. 75 % aller Todesfälle auf Krankheiten und andere Entbehrungen zurückzuführen sind. Ca. zehn Prozent starben in Kriegsgefangenschaft. Die restlichen 15 Prozent fielen bei Kampfhandlungen. Ungefähr ein Drittel dieser direkt kampfbezogenen Todesfälle geschah im übrigen im Zusammenhang mit Belagerungen. Große Feldschlachten und kleinere Gefechte forderten im allgemeinen nicht besonders viele Todesopfer, vergleicht man sie mit dem Alltag des Krieges. […] Die Zahl der toten Soldaten kann total auf 1,7 Millionen geschätzt werden. Von diesen starben gut eine Viertel Million im Feld oder infolge von Kampfhandlungen; gut eineinviertel Millionen fielen dem ‚Alltag des Krieges‘ zum Opfer“. => Mortalität.
[51] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung u. zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage v. Belagerungs- u. Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen u. dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen u. schlecht bezahlt wurden. Nach DILICH, Krieges-Schule, S. 42, hatte der Rumormeister „Huren und Buben“ zu dieser Arbeit zu zwingen. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger u. Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten zwangsverpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig u. entzogen sich ihr durch die Flucht. Zum Teil wurden Kinder ab 12 Jahren zu dieser harten Arbeit eingesetzt, sogar ganze Schulklassen dazu getrieben. Vgl. auch die Beschreibung der Drangsalierung der Bürger Iglaus 1647 bei STERLY, Drangsale, S. 64f. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann v. Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Auch eingeflüchtete Bauern wurden zu diesen schweren Arbeiten gezwungen. Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig u. sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255). Bei den Schweden wurden bevorzugt Finnen zu diesen schweren Arbeiten herangezogen. Aus Iglau wird unter 1647 berichtet, wie der schwedische Kommandant Österling die nur noch 299 (v. ehemals 13.000) Einwohner fassende Stadt während der Belagerung durch die Kaiserlichen zur Schanzarbeit trieb;  STERLY, Drangsale, S. 64f.: „In das kaiserliche Lager langte immer mehr und mehr schweres Geschütz an; als dieses der Kommandant erfuhr; ließ er er voll Grimm die Einwohner wie das mit aller Gewalt auf die Schanzarbeit treiben, und erließ das strengste Verboth, daß außer dieser Arbeit sich keine Manns- noch Weibsperson sehen lasse. Was war dieses für ein Trübsal unter den armen Bürgern ! dieselben hatten ihren geringen Vorrath an den nothwendigsten Lebensmitteln bereits aufgezehrt, und konnten sich bei dem bestehenden strengsten Verbothe, nicht auszugehen, keine andere beischaffen; vom Hunger und Durst gequält, und daher ganz erschöpft, mussten sie sich dennoch den schwersten Arbeiten unterziehen. Der Kommandant war taub gegen alles Bitten und Flehen; verlangten einige die Erlaubniß, sich aus der Stadt zu entfernen, so ließ er sie in den Zwinger einschließen, ihnen des Tags ein bischen Brot und ein wenig Wasser reichen, dafür aber unter Schlägen zur Arbeit anhalten. Als der Kommandant die Deserzion zweier seiner Leute am vorhergehenden Tage erfuhr, und besorgte, daß Mehrere diesem Beispiele folgen dürften, so ließ er den Arbeitenden Fußeisen anlegen“. Augsburg 1632; STETTEN, Geschichte 2. Bd., S. 211: „Den 14. Septembris ließ der Gouverneur Oxenstirn [Bengt Bengtson Freiherr v. Oxenstierna; BW] etliche Bischöfliche, Capitlische und Fuggerische Beamte und Vögte, so ihre Unterthanen bey der Schantz-Arbeit zu erscheinen nicht angehalten hatten, zur Straffe durch den Profosen etliche mal um das höltzerne Roß oder Esel herumführen“. Fehlte es auf Grund von grassierender Pest an zwangsverpflichteten Bürgern, mussten auch Soldatenfrauen Schanzarbeiten leisten. Zur Schanze vgl. auch STUHR, Die Schanze.
[52] Regiment: Größte Einheit im Heer, aber mit höchst unterschiedlicher Stärke: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold u. die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl v. Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts u. Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute v. ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments v. 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments v. 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 u. 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 u. 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 u. 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 u. 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 u. 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, vom Vorgänger übernommen u. oft v. seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet u. kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[53] Wilhelm Salentin Graf v. Salm-Reifferscheidt [12.1.1580-10.9.1634 Konstanz], spanischer Obrist u. Domherr zu Köln u. Strassburg.
[54] Erhard Wurmser [Wurmbser, Wurm, Wormes, Worms, Wormbs, Wormbser, Wurm] v. Fendenheim [Fenterheimb, Vendenheim] [ -6.9.1634 bei Nördlingen], kaiserlicher Obrist.
[55] Musketier [schwed. musketerare, musketör, dän. musketeer]: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel u. den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln, den Gabelstock, u. legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) u. die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, 1. Bd., S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 2 – 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge v. 102 cm u. wog etwa 4,5–4,7 kg bei einem Kaliber v. zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- u. Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten u. Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – u. schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber [vgl. auch GROTHE, Auf die Kugeln geschaut, S. 386, hier 16, 8-19,5 mm] verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt u. Chronist Dr. Jordan berichtet 1634, dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe; SCHLOTTER, Acta, S. 194. Der Bad Windheimer Chronist Pastorius hält unter 1631 fest; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 100: „1631. Den 10. May eroberte der General Tylli die Stadt Magdeburg / plünderte sie aus / eine Jungfrau hatte ihres Bruders Kleider angezogen / und sich in ein groß leeres Weinfaß verstecket / ward endlich von einem Reuter gefunden / der dingte sie für einen Knecht / deme sie auch drey Monat treulich die Pferde wartete / und als in einem Treffen der Reuter umkam / und sie von denen Schweden gefangen gen Erffurt kam / ließ sie sich für einen Musquetirer unterhalten / dienete fünff Jahr redlich / hatte in etlichen Duellen mit dem Degen obsieget / wurde endlich durch eine Müllerin / wo sie im Quartier lag / verrathen / daß sie ein Weib wäre / da erzehlete sie der Commendantin allen Verlauff / die name sie zu einer Dienerin / kleidete sie / und schenckte ihr 100. Ducaten zum Heyrath-Guthe“. Weiter gibt es den Fall der Clara Oefelein, die schriftliche Aufzeichnungen über ihren Kriegsdienst hinterlassen haben soll. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch 1. Bd., S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß, S. 43ff., über die Bedienung; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.
[56] Standarte: an einer Stange als => Fahne angebrachtes Feldzeichen berittener Truppen, deren Verlust im Kampfe oder bei der Kapitulation als Verlust der Ehre empfunden wurde. Im Kampf u. bei Belagerungen erbeutete Standarten waren dagegen Zeichen des bewiesenen Mutes der Einheit u. einzelner Soldaten, so dass ihre Anzahl in zeitgenössischen Berichten meist verzeichnet war.
[57] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserlicher Feldmarschall u. Generalleutnant. 1606 Eintritt in spanische Dienste, 1615-1617 Teilnahme am Friaulischen Krieg, 1618 Beförderung zum Hauptmann, Kommandant v. Riva u. Bekanntschaft mit Johann v. Aldringen. Durch dessen Vermittlung 1629 Wechsel aus kurbayerischen in kaiserliche Dienste, nachdem Gallas die Festnahme wegen Unbotmäßigkeiten u. Erpressungen angedroht worden war. Am 18.7.1630 zusammen mit Aldringen Beteiligung an der Plünderung Mantuas, wo er (nach heutigen Begriffen) ein Millionenvermögen erbeutete. Am 10.3.1632 Erhebung in den Reichsgrafenstand, am 13.10.1632 Ernennung zum kaiserlichen Feldmarschall, im September 1633 zum Generalleutnant unter Wallenstein. Zusammen mit Aldringen u. Piccolomini betrieb Gallas die Entlassung Wallensteins. Am 24.1.1634 Übernahme des Oberbefehls über das kaiserliche Heer, nach Wallensteins Ermordung, deren Planung und Durchführung er Piccolomini überlassen hatte, erhielt er dessen Herrschaft Friedland. Am 5./6.9.1634 hatte Gallas entscheidenden Anteil am Sieg über die Schweden bei Nördlingen. Sein schlechter Ruf als Trinker u. Spieler sowie glücklos verlaufene Feldzüge wie im Winter 1633 in Schlesien, 1635/1636 in Lothringen, 1637 gegen Johan Banér u. im Winter 1644 im Rückzug vor Lennart Torstensson brachten ihm bis heute den Ruf eines “Heeresverderbers” ein. Im November 1639 wurde Gallas entlassen, anschließend erneut berufen, im Januar 1645 wiederum entlassen, um dann von Dezember 1646 bis zu seinem Tod letztmalig das Kommando zu übernehmen. Vgl. REBITSCH, Gallas I; REBITSCH, Gallas II; BECKER, Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[58] Ederheim [LK Donau-Ries].
[59] Hürnheim, heute Ortsteil von Ederheim [LK Donau-Ries].
[60] Karl IV. Herzog v. Lothringen [5.4.1604 Nancy-18.9.1675 Allenbach (bei Birkenfeld)]. Vgl. BABEL, Zwischen Habsburg und Bourbon.
[61] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.
[62] Axel Gustafsson Oxenstierna Greve af Södermore [16.6.1583 Fanö bei Uppsala-28.1.1654 Stockholm], schwedischer Reichskanzler. Oxenstierna gehörte einem der ältesten Adelsgeschlechter Schwedens an. Nach dem Studium des Staatsrechts u. der Theologie in Rostock, Wittenberg u. Jena im Spätsommer 1604 Eintritt in den Staatsdienst bei Karl IX. v. Schweden, Ende 1605 Ernennung zum entlohnten Staatsbeamten, am 10.10.1606 Abreise als Sondergesandter nach Mecklenburg, am 18.3.1607 Rückkehr nach Stockholm, Juni 1609 Ernennung zum Reichsrat, am 6.1.1612 zum Reichskanzler Gustav II. Adolfs v. Schweden, Ende Oktober 1626 zum Generalgouverneur Schwedens in Preußen. Oxenstierna trat für eine umfassende Mitverantwortung des Adels ein, die allerdings nur durch ein starkes Königtum gesichert war. Er wandelte den Reichsrat von einem nur vorübergehend eingeberufenen Gremium zur ständigen Regierung um, die unter seinem Einfluss die Politik Gustav II. Adolfs zumeist unterstützte. Auch der Reichstag, die Versammlung der Stände, wurde v. Oxenstierna reformiert. Er sicherte den Einfluss des Königs u. des Adels gegenüber der Bauernschaft, die durch immer neue Steuern diese neue Politik finanzieren musste. 1629 konnte er mit Polen den Frieden v. Altmark abschliessen, der Schwedens Eingreifen in den Dreißigjährigen Krieg erst ermöglichte. Nach dem Sieg bei Breitenfeld wurde Oxenstierna Bevollmächtigter der schwedischen Krone am Rhein, am 22.1.1632 kam er in Frankfurt am Main am Hofe Gustav II. Adolfs an. Am 5.12.1632 übermittelte Oxenstierna die neue „Regierungsform“ Schwedens an den Reichsrat, am 12.1.1633 wurde er bevollmächtigter Legat Schwedens im Heiligen Römischen Reich und Befehlshaber der dort stationierten Heere Schwedens, am 14.3.1633 Mitglied der Vormundschaftsregierung Königin Christinas, April 1633 Direktor des Heilbronner Bundes. Am 29.7.1634 bestätigte der schwedische Reichstag die neue „Regierungsform“. Nach der Schlacht bei Nördlingen löste sich der Heilbronner Bund wieder auf, was im April 1635 zu dem Treffen Oxenstiernas mit Richelieu in Compiègne führte. 1636 wurde er Leiter der Vormundschaftsregierung für Christina. Nach dem Regierungsantritt Christinas schwand sein politischer Einfluss. Am 20.11.1645 wurde er in den Grafenstand erhoben, am 24. 9.1650 bejahte er die Erbmonarchie in Schweden. Oxenstierna, der im Laufe dieses Krieges zu einem der größten Gutsbesitzer Schwedens geworden war, gilt als der intelligenteste Politiker seiner Epoche. Vgl. allgemein WETTERBERG, Kanslern. ENGLUND, Die Verwüstung Deutschlands S. 138, charakterisiert Oxenstierna prägnant als „humorlos, gelehrt, willensstark, arrogant, intelligent, ausgestattet mit einem phantastischen Gedächtnis, unerschöpflicher Energie und einem verblüffenden Organisationsvermögen“. MDSZ; GOETZE, Politik; ZIRR, Oxenstierna. WETTERBERG, Axel Oxenstierna; FINDEISEN, Axel Oxenstierna; BACKHAUS (Hg.), Brev 1-2, IRMER, Die Verhandlungen Schwedens Bd. 1-3.
[63] AOSB II/8, S. 241ff.
[64] BARUDIO, Teutscher Krieg, S. 379ff. Barudio verwendet in der Datierung den alten Stil.
[65] Bopfingen [Ostalbkreis]; HHSD VI, S. 105f.
[66] Otto Ludwig Wild- u. Rheingraf v. Salm in Kirburg, Mörchingen u. Tronecken [13.10.1597-16.10.1634 Speyer], mansfeldischer Obrist, dänischer, dann schwedischer General.
[67] Breitwang: Als Breitwang wird eine auf der Hochfläche des Härtsfeldes gelegene Ebene bezeichnet.
[68] Generalquartiermeister, „Oberstfeldquartiermeister“ [schwed. kvarter allmänna, dän. generalkvartermester]: Der Generalquartiermeister leitete das Quartieramt (mit zwei Oberquartiermeistern u. dem Stabsquartiermeister sowie drei weiteren Offizieren), unterstützt v. der Kriegskanzlei. Die Eingänge wurden dem Feldmarschall vorgetragen u. die Antwortschreiben dementsprechend zur Billigung vorgelegt. Für technische Fragen wurden Ingenieure des Stabs herangezogen. Die mündliche Befehlsübermittlung oblag zwei bis vier Generaladjutanten. Das Quartieramt lieferte je nach Eingang Berichte an den Kaiser, den Hofkriegsrat, Weisungen an Kommandeure der Feldarmeen, an örtliche Kommandeure u. Festungskommandeure, alle zuständigen Verwaltungsbehörden u. gab Lageberichte an hohe abwesende Generäle u. Nachrichten an die Gesandten des Westfälischen Friedenskongresses heraus. Nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) erhielt er 400 fl. monatlich, bei den Dänen dagegen 500 Rt.; OPEL, Der niedersächsisch-dänische Krieg 2. Bd., S. 171. Der Generalquartiermeister hatte als Dienstvorgesetzter alle Quartiermeister der einzelnen Regimenter unter sich, sein Amt war eine sehr lukrative Einnahmequelle wegen der „Verehrungen“, um Einquartierungen (gerade bei den Winterquartieren) abzuwenden oder zu erleichtern. Zudem war er meist Inhaber eines eigenen Regiments, das die besten Quartiere zu erwarten hatte. Außerdem fungierte er auch als Experte für das Auskundschaften feindlicher Festungen.
[69] Paul Morshäuser [ – ], schwedischer Generalquartiermeister.
[70] Dehlingen, heute Stadtteil von Neresheim [Ostalbkreis].
[71] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.
[72] Härtsfeldhausen, heute Ortsteil von Bopfingen.
[73] Schweindorf, heute Stadtteil von Neresheim [Ostalbkreis].
[74] Johann Arndt v. Goltstein [Goldstein, Goldsten, Goldtstein, Golttstein, Golltsten, Golts] [1606-30.5.1654 Königsberg], schwedischer Generalmajor.
[75] Franz Christoph v. Khevenhüller [Khevenhiller] [21.2.1588 Landskron-13.6.1650 Baden bei Wien], kaiserlicher Diplomat u. Annalist.
[76] Ausschuss: Bürgerwehr: (zumeist relativ wirkungslose, unzuverlässige u. aufsässige) Miliz zur selbstständigen Landesverteidigung (vgl. Landwehr), die teilweise schon beim ersten Musketenschuss auseinanderlief oder als Kanonenfutter diente, wenn sie nicht unter dem Schutz v. Soldaten eingesetzt wurde. Zum Dienst im Ausschuss konnten sowohl Bürger – meist kleine Handwerker u. ärmere Bürger, reichere Bürger drückten sich vor diesem Dienst – als auch Bauern der städtischen Dörfer herangezogen werden. Sie erhielten 4 Rt. pro Monat. Üblich war die Stellung des 5. oder 10. Mannes. Die Erfurter Bürgerwehr soll aus 1.200 Mann bestanden haben; BEYER; BIEREYE, Geschichte, S. 537. Zur Nutzlosigkeit des Bürgerausschusses vgl. die Äußerungen des brandenburgischen Kanzlers Friedrich Pruckmann [1562-1630]; FADEN, Berlin, S. 144: Sie wurden „von ihrer zween angeführt, die ihr Lebetage wohl keinen toten Menschen im Felde gesehen. Da war ein Trommelschlagen, Platzen und Schießen, auch Schreien in beiden Städten [Berlin und Cölln] die ganze Nacht hindurch, dass ihrer wohl wenige dieselbe Nacht werden geschlafen haben. Denn es war alles besoffen, was da war. Da hätte man wohlbeschossene Musketiere sehen sollen; der eine schoß die Lunte mit hinweg; dem andern entfiel der Ladestecken, dem dritten die Forschett [Gabelstock]; dem vierten versagte die Muskete zwei- bis dreimal; der fünfte steckte die Nase gar in den Ärmel, wenn er schießen wollte, gleich den Mönchen, Pfaffen und Jesuiten, die vor etlichen Jahren zu Paris gassatim gingen, Die dann losgeschossen hatten, konnten zu keiner Ladung wieder kommen, also voll waren sie. Die Pikeniere trugen die Pike auch gar musterlich, zu geschweigen, dass sie solche sonsten zu gebrauchen sollten gewusst haben. Summa, man hat nur lauter Schimpf gehabt“. FADEN, Berlin, S. 153f. Vgl. auch die Einschätzung Herzog Friedrichs III. v. Schleswig-Holstein-Gottorp; RATHJEN, Soldaten im Dorf, S. 39: „das landtvolckh ohngeubet zu fechten, kleinmüthig und verzagt sein, ihr hertz und muth zurück bei ihren hinterlassenen Eltern, Weib undt Kindern gelassen“. SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 507 (1632): „Bald darauff sind die Bauern bewehret / und hinauff an Wald und Gräntzen verleget worden. Unter diesen waren ihr viel / die aus Mangel anderer Gewehr / Sensen an Stangen liesen machen / und darmit fort zogen / sie wurden aber zuvor am hindern Theil anders gerichtet / daß sie gerade wie Spiesse standen“.
Der niederrheinische katholische Chronist v. Kempen u. Dekan des Stifts Kaiserswerth, Johannes Wilmius [1585-1655]; WILMIUS, Chronicon, S. 115, über die Ernsthaftigkeit v. Verteidigungsmaßnahmen: „Im gleichen Jahr [1641; BW], als vorher im September in Deutschland alles vom Krieg verwüstet wurde und das kaiserliche Heer in Hessen gegen den Schwedengeneral Johannes Banèr lagerte, nahmen die Hessen unter Rabenhaupt [Karl Rabenhaupt von Sucha (1602-1675); BW] Kalkar im Klevischen zu nachtschlafender Zeit. Sie bedrohten uns schwer und kündigten feindselige Handlungen an. In panischem Schrecken befestigten die Kempener den Ort und widersetzten sich dem Amtmann [Johann Konstantin v. Neukirch, gen. Nievenheim; BW], der Soldaten aus ihrer Mitte ausheben wollte. Mit welchem Erfolg, wird die Zeit lehren. Jedoch auf einen Befehl des Fürsten hin, den der Amtmann unter Hinweis auf die Gefahr von ihm erwirkt hatte, wurden einige Abteilungen und Gruppen von Soldaten mit großem Aufwand der gesamten Gemeinde ausgehoben. Als Hauptmann wurde der Sohn des Amtmanns an ihre Spitze gestellt, ein Junge von neun oder zehn Jahren. Er sollte 60 Taler Sold monatlich bekommen. Hieraus kann man schließen, was die einfachen Soldaten erhalten werden. Gegen diese Aushebung erhoben die Vierter und die Gemeinde Einspruch, jedoch der Rat und die Schöffen wagten den Mund nicht aufzutun. Lieber wollten sie den Interessen ihres Vorgesetzten nachkommen, wenn auch die Stadt darüber zu Grunde ginge“.Teilweise wurde schon aus Kostengründen der Ausschuss v. Städten abgelehnt; BRUNS, Hallenberg, S. 258f.; WALLHAUSEN, Defensio Patriae. „Daß die angestellte Landesdefension Erfolg haben konnte, wenn es sich bei den Übergriffen um kleinere Gruppen von Plünderern handelte, zeigte sich in unmittelbarer Nähe der Landeshauptstadt, als man in (Düsseldorf-)Gerresheim eine Gruppe brabantischer Soldaten gefangennahm, die ‚die Gerresheimer Kirch spoliert’ (geplündert) hatten. Dreizehn von ihnen wurden am 27. Januar 1625 gehenkt und sechs enthauptet“. STOMMEL, Johann Adolf Freiherr Wolff, S. 78.
[77] Fuenclara, Don Enrique de Alagón y Pimentel, Conde de [27.2.1602-1651], Maestro de Campo.
[78] Francisco de Escobar [ – ], spanischer Sargente Mayor.
[79] Reimlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 617f.
[80] Schmähingen, heute Stadttteil von Nördlingen [LK Donau-Ries].
[81] Herkheim, heute Stadttteil von Nördlingen [LK Donau-Ries].
[82] Kürassier, Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder) [schwed. kyrassiär, dän. kyrassér]: Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment –  u. am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen u. damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- u. Rückenharnisch, den „Kürass“), Schwert, Ober- u. Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen u. Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel u. zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Kürass ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens 16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold.  Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.
Kurmark: Territorium des Heiligen Römischen Reichs, auf dem die Kurwürde der Markgrafen von Brandenburg beruhte, wie es 1356 die Goldene Bulle festgelegt hatte. Die Bezeichnung Kurmark setzte sich erst im 17. Jahrhundert durch.Die Bezeichnung Churmark ist erst seit 1640 nicht mehr eindeutig zuordenbar. Anfänglich synonym für den Begriff Chur u. Mark Brandenburg verwendet, wurde er zusehend nur für die westliche Hälfte benutzt. In der Bezeichnung Churmark war, bedingt durch diverse territoriale Zugewinne, ab 1648 in der Regel die Neumark nicht mit inbegriffen [Wikipedia].
[83] Vgl. HENGERER, Kaiser Ferdinand III.; HÖBELT, Ferdinand III.
[84] Stück: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5-19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis. Halbe Kartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. „Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Sie hatte eine max. Schussweite v. 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211. Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [DWB]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5-9 cm), Rohrgewicht: 12-24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14-20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12-15 cm), zumeist zum Verschießen v. gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen v. Brand- u. Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575ff. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus diesen ‚Halben [?; BW] Kartaunen’ kosteten fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81; SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel.
[85] Regimentsstück: leichtes Feldgeschütz, ab 1629 durch Gustav II. Adolf eingeführt, indem er jedem Infanterie-Regiment ständig zwei leichte Geschütze zuordnete. Die Bedienung übernahmen erstmals besonders eingeteilte Soldaten. Die Regimentsstücke waren meist 3-4-Pfünder-Kanonen. Sie wurden durch eine Protze im meist zweispännigen Zug, gefahren vom Bock. d. h. der Fahrer saß auf der Protze, beweglich gemacht [Wikipedia].
[86] Philipp [Filip] Sattler [Sadler] v. Salnecke [2.12.1594 Scheinfeld-20.9.1641 Stockholm], Diplomat, Obrist der Kavallerie u. Kriegsrat.
[87] Reinhold v. Rosen [Rosa, Rossa, Rosau, Roß], der „Gute“, Herr v. Bollweiler u. Herrenstein [nach 1595, um 1604 Ninigall, Livland-8./18.12.1667 Schloss Dettweiler], schwedisch-französischer Obrist, Generalmajor.
[88] Ottavio Riccasoli de la Trappola [ – ], kaiserlicher Obrist.
[89] [Wolf] Lorenz [Laurenz] (II.) Freiherr [Graf] v. Hofkirchen [um 1606 -Anfang 1656], kursächsischer Obrist, Generalmajor, dann kaiserlicher Generalleutnant, Feldmarschallleutnant.
[90] Escarmouche: Scharmützel, kleineres Gefecht.
[91] Brigade: Anfangs bestand die schwedische Brigade aus 4 Schwadronen (Squadrons) oder Halbregimentern, also 2.016 Mann u. 256 Offizieren, ab 1631 nach Gustav II. Adolfs Reform nur noch aus 3 Schwadronen Fußvolk zu je 504 Mann u. 64 Offizieren. Die insgesamt 1.512 Mann waren in 648 Pikeniere u. 864 Musketiere eingeteilt, die in Rotten zu je 6 Mann aufgestellt waren.
[92] Malteser-Ritter: Der Souveräne Malteserorden (mit vollem Titel: Souveräner Ritter- u. Hospitalorden vom Hl. Johannes v. Jerusalem, Rhodos u. Malta) ist die römisch-katholische Ordensgemeinschaft, die in Kontinuität zu dem ursprünglich Hospitalorden oder Johanniterorden genannten Ritterorden steht. Die oberste Leitungsgewalt hat der eigentlich auf Lebenszeit gewählte Großmeister inne.
[93] Aldobrandino degli Aldobrandini [ca. 1578-5.9.1634 bei Nördlingen], kaiserlicher Obrist.
[94] Kalesche: Kutsche.
[95] N baron de la Tornett [Torneta, Tournetta] [ -5.9.1634 vor Nördlingen], kaiserlicher Obristleutnant.
[96] Freifahne: Kompanie oder Fähnlein, das bei Umformungen aus dem eigentlichen Regimentsverband frei wurde. Teilweise wurden diese Freifahnen auch v. den Städten zur Verteidigung aufgestellt.
[97] Kompanie [schwed. kompani, dän. kompany]: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch u. schwedisch) umfasste v. der Soll-Stärke her 100 Mann, doch wurden Kranke u. Tote noch 6 Monate in den Listen weiter geführt, so dass  ihre Ist-Stärke bei etwa 70-80 Mann lag. Eine Kompanie zu Pferd hatte bei den Bayerischen 200, den Kaiserlichen 60, den Schwedischen 80, manchmal bei 100-150, zum Teil allerdings auch nur ca. 30. Geführt wurde die Fußkompanie v. einem Hauptmann, die berittene Kompanie v. einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“. Die Kompanie führten ein Hauptmann, ein Leutnant, ein Fähnrich, ein Feldwebel, ein Sergeant, ein Rüstmeister, ein Musterschreiber, die Korporale u. Rottmeister.
[98] Arkebusier [schwed. arquebusier, dän. arquebusier]: Leichter, mit einer Arkebuse bewaffneter Reiter, eigentlich berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß). Die Arkebuse (später Karabiner genannt) war ein kurzes Gewehr v. ca. 1 m Länge, eine Waffe für bis zu über 100 g schwere Kugeln, die in freiem Anschlag verwendbar war; bei der Infanterie als Handrohr, Büchse oder Arkebuse, bei der Kavallerie als Karabiner oder Faustrohr (Pistole mit Radschloss). Der Karabiner war leichter als die Muskete, die Geschosse waren ebenfalls leichter, ihre Durchschlagskraft war auch geringer. Gerüstet war der Arkebusier mit einem Kürass aus schussfreiem Brust- u. Rückenstück (dieses wurde mit 11 Rt. veranschlagt) oder auch nur dem Bruststück. 1635 wurde v. Nürnberger Plattnern ein Arkebusier-Harnisch, der vorn u. hinten schusssicher war, für 3 Rt. angeboten; TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1239. Seitenwehr war ein kurzer Haudegen, in den Sattelhalftern führte er 1 – 2 leichte Pistolen. Er wurde zumeist in kleineren Gefechten oder für Kommandounternehmen eingesetzt. In den Schlachten sollten Arkebusiere die Flanken der eigenen angreifenden Kürassiere decken u. in die von ihnen geschlagenen Lücken eindringen. Sie erhielten als Verpflegung die Hälfte dessen, was dem Kürassier zustand, zudem auch weniger Sold. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 464ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123, BEAUFORT-SPONTIN, Harnisch, S. 96. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter, wenn die Mittel vorhanden waren, in Kürassierregimenter umgewandelt. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. auch http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.
[99] Baptista Sanct Martin de la Baina, marques [ – ], kaiserlicher Obrist.
[100] Wallonen: Französischsprachige Bevölkerung in den Niederlanden (Artois, Hennegau, Namur, Luxemburg, Limburg, Teile Flanderns und Brabants), z. T. im Fürstbistum Lüttich. Die Regimenter mit hohem Anteil an Wallonen (z. B. das Regiment Johanns II. v. Mérode) waren bei Freund u. Feind wegen ihrer Erbarmungslosigkeit seit Anfang des Krieges allgemein gefürchtet. REISNER, Aber auch wie voriges tags, S. 459 (1619): „Die Wallonen und Ungern reissen sehr vom Spannischen Lager auß, weiln sie keine bezahlung haben können, die thun auff den Strassen deß Landts grossen schaden, greiffen die Leut auch gar in theil Vorstätten an, ziehen sie auß und hauens darnieder, wie sie dann den 26. diß drey Dörffer abgebrandt, daß man solches am Kalnberg selbsten zu Wien gesehen“. Zur Einschätzung bei den eigenen Verbündeten (10.1.1632): Man „weiß wohl, wie die Wallonen beschaffen, nur auf Plackherey und rauberey, doch zum fechten seyn sy wenig nuz, es heißt wol dem gemeinen Sprichwort nach: vill geschrey und wenig wohl. Thuet doch den armen undertanen wol soviel plagen als ein ganzes volles Regiment“. HELML, Oberpfalz, S. 121. Nach Ansicht des Grafen Albig von Sulz sei bei ihnen „gantz kein Rgt. zu halten“. HELML, Oberpfalz, S. 87; ENGELBERT, Wallonen. Vgl. auch MITHOFF, Chronik von Rodenberg, S. 235ff. (1629). BECKMANN, Historie 3. Teil, S. 297 (Zerbst 1626): „Den 1. Aug. sein bei 370. Wallonen / mehrentheils ungesundes und dabei boßhaftiges Volck herein gebracht / und im Frauen-Viertel einquartieret worden / wodurch die Stat / welche ohne deß wegen Menge des hereingeflüchteten Volcks voller Kranckheiten gewesen / vollends inficiret worden / so daß manchen Tag 10. biß 12. Personen begraben müssen werden. Gedachte Wallonen aber sein / nachdem sie über 10. Wochen hier gelegen / und viele gute Leute gantz ausgezehret / den 14. Octobr. wiederumb weg machiret“. Vgl. auch das harte Vorgehen Hatzfelds 1637 gegen kaiserliche Marodeure, die hauptsächlich aus Wallonen u. Franzosen bestanden; THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 791. => „Merode-Brüder“.
[101] Hier sollte man die richtige Schreibweise Ehm bevorzugen. => Johann Bernhard v. Ehm [Ehem, Öhm, Öhme] [26.3.1587 Schloss Böckelheim-15.9.1657 Basel], schwedisch-weimarischer, dann französischer Obrist.
[102] Generalleutnant [schwed. generallöjtnant, dän. generalløjtnant]: Der Generalleutnant vertrat den General bzw. Feldherrn u. war in der kaiserlichen, kurbayerischen, dänischen u. schwedischen Armee der höchste Befehlshaber u. Stellvertreter des Kaisers u. des Königs/der Königin, mit weitgehenden politischen u. militärischen Vollmachten. Über ihm stand nur noch der „Generalissimus“ mit absoluter Vollmacht. 1625 wurde er mit 908 Rt. monatlich in der dänischen Armee besoldet; OPEL, Der niedersächsisch-dänische Krieg 2. Bd., S. 171. Als Rekompens erhielt er in der kaiserlichen u. kurbayerischen Armee für seine Leistungen Landzuweisungen (zumeist aus eroberten Gebieten oder den sogenannten „Rebellengütern“) sowie die Erhebung etwa in den Grafen- oder Herzogsstand. Als Stellvertreter seines Dienstherrn führte er Verhandlungen mit den Ständen, erzwang die Depossedierung v. Adligen u. Absetzung v. Territorialherrn in den besetzten Gebieten u. lenkte durch seine Abgesandten auch Friedensverhandlungen. Wichtige Träger der gesamten Organisation des Kriegswesens waren dabei die Generalkriegskommissare u. die Obristen, die in der Regel nach ihm oder nach seinen Vorschlägen bestallt wurden.
[103] Wilcke v. Badendorff [genannt Bodendorf, Battendorf] [ -3.3.1638 bei Rheinfelden], schwedisch-weimarischer Obrist.
[104] Utzmemmingen, heute Ortsteil von Riesbürg [Ostalbkreis].
[105] Neresheim [Ostalbkreis]; HHSD VI, S. 556f.
[106] Don Fernando de Austria [16. oder 24.5.1609 Madrid-9.11.1641 Brüssel], spanischer Kardinalinfant.
[107] Hans (VI.) (Johann) Vitzthum v. Eckstädt [1595-11.1.1648 Sommerschenburg], schwedischer Obrist, Generalmajor.
[108] Don Giovanni Maria Serbelloni [Cerbellone, Cerbelloni, Sorbellone], Conte di Castiglione d’Adda, Signore di Romagnano [1590-1638], spanischer General.
[109] Francisco Antonio Camassa [Gamassa] [1588-1646], Pater SJ, Professor am Madrider Jesuiten-Kolleg, Militär-Ingenieur. Vgl. ENGERISSER; HRNČİŘİK, Nördlingen, S. 108, Anm. 121 (die detaillierteste Darstellung der Schlacht).
[110] Don Caspare [Caspar] de Toraldo [Toralto] de Arágon marchese di Tola [1587-1641], maestro de campo general.
[111] Das Regiment Hannibal v. Schaumburg, der im März 1634 bei Freiburg an einem Fieber verstorben war.
[112] Walter Graf Leslie [Lesle, Lessle, Leßle, Lesly, Lesel, Lesky] [1606 Fettermaer House, Aberdeenshire-4.3.1667 Wien], kaiserlicher Feldmarschall.
[113] Ott Heinrich Fugger, Graf v. Kirchberg-Weißenhorn [12.1.1592 Augsburg-12.10.1644 Augsburg], bayerischer, kaiserlicher Generalleutnant. Vgl. HABERER, Ott Heinrich Fugger.
[114] Generalfeldzeugmeister [schwed. general för artilleriet, dän. generelt feldzeugmeister]: Der Generalfeldzeugmeister war Befehlshaber der dritten, wenn auch teilweise gering geschätzten Truppengattung, der Artillerie; bei Beförderungen wurden die vergleichbaren Ränge bei der Kavallerie, dann der Infanterie bevorzugt. Der Rang umfasste das Kommando über Artillerie. Er erhielt nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) monatlich 1.200 fl. Ihrem Befehlshaber fielen die sogenannten „Glockengelder“  [Geld, womit eine eroberte Stadt, die sich vom groben Geschütze hat beschießen lassen, ihre Glocken u. ihr Kupfergeschirr, welches alles herkömmlich der Artillerie des Eroberers heimfällt, wieder erkaufen oder einlösen muß. KRÜNITZ, Enzyklopädie Bd. 19, S. 192], zu, wenn man während der Belagerung etwa bei Sturmläufen hatte die Glocken läuten lassen, was nach dem „Recht“ des Siegers 12.000 fl. [zum Vergleich: 1634 wurde ein Bauernhof mit 8.-1.000 fl., ein  kleines Schloss mit 4000 fl. veranschlagt; MATHÄSER, Friesenegger, S. 51] u. mehr sein konnte. Vgl. auch HOCHEDLINGER, Des Kaisers Generäle. Ihm unterstanden die Schanzmeister u. die Brückenmeister, zuständig für Wege-, Brücken-, Lager- u. Schanzenbau sowie die Anlage v. Laufgraben vor Festungen.
[115] Francesco [Antonio] Caretto [Carretto, Carretti, Caretti, Claretti], marchese di Grana [Marquis de Grande, Marqui de Grane, Gran, Grane v. Corretto, Coretto u. Grane] de Savona e Caretto, conte di Millesimo [1594/1590/1592-9.11.1651/1652], kaiserlicher Feldmarschall.
[116] Don Martin de Idiáquez y Camarena [1592-1636], spanischer maestro de campo.
[117] Diego Mexia [Mejia, Diego] Felipe de Guzman, marques de Leganés [1580-1655], spanischer Gouverneur v. Mailand, General der Artillerie u. Oberbefehlshaber der deutschen Truppen in den Spanischen Niederlanden.
[118] Schwadron, Esquadron, Geschwader [schwed. skvadron, dän. squadron]: Im 16. Jahrhundert bezeichnete Escadre (von lateinisch exquadra = Gevierthaufen, Geschwader) eine Stellungsform des Fußvolks u. der Reiterei, aus welcher im 17. Jahrhundert für letztere die Eskadron, für ersteres das Bataillon hervorging. Ca. 210 Pikeniere sollten eine Schwadron bilden, 3 eine Brigade. Die Schwadron der Reiterei entsprach der Kompanie der Fußtruppen. Die schwedische Kompanie (Fußtruppen) bestand nach TROUPITZ, Kriegs-Kunst, Franckfurt 1638, aus drei Schwadronen (zu Korporalschaften, eine Schwadron entsprach daher dem späteren Zug). Die Schwadron war in der Regel eine taktische, selbstständig operierende Infanterie- oder Kavallerieeinheit, die nur für die jeweilige Schlacht aus verfügbaren Einheiten gebildet wurde, meist aus einem Regiment bestehend. Nach Bedarf konnten a) bestehende zahlenmäßig starke Regimenter geteilt oder b) schwache Regimenter zu einer Schwadron zusammengelegt werden; SCHÜRGER, Archäologisch entzaubert, S. 380. Bei den Schweden entsprach 1634 eine Schwadron einem halben Regiment (vier Kompanien). Die Schwadron hatte einen Rittmeister, einen Leutnant, einen Kornett, einen Wachtmeister, einen Quartiermeister u. die Korporale.
[119] Gherardo Gambacorta [ -20.6.1636 gefallen bei Tornavento], Obrist u. Generalleutnant der spabischen Kavallerie (Tienente General de la Gaballeria] des Herzogs v. Feria.
[120] Ottavio Piccolomini Pieri di Sticciano [Picoloni, Picolomnini, Bicolomini] P. d’Aragona, Herzog von Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Teilnahme am Böhmischen Krieg, unter Pappenheim Dienst als Obristleutnant, 1627 wurde er Kommandant der Leibgarde Wallensteins, Teilnahme am Mantuanischen Erbfolgekrieg u. am 16.11.1632 an der Schlacht bei Lützen, Mitunterzeichner des 1. Pilsener Revers u. Hauptakteur bei der Verschwörung gegen Wallenstein, danach erhielt er reiche Schenkungen in Böhmen, er war kaiserlicher Feldmarschall in der Schlacht v. Nördlingen am 5./6.9.1634, es folgten Kämpfe in Lothringen, am 7.6.1639 Sieg über die französische Armee unter Feuquières bei Diedenhofen (Thionville) u. Ernennung zum kaiserlichen Geheimen Rat bzw. zum Herzog v. Amalfi durch Philipp IV. v. Spanien, am 5.9.1639 Ernennung zum Befehlshaber der kaiserlichen Hauptarmee in Böhmen. Nach mehreren Niederlagen u. der Katastrophe Piccolominis u. Erzherzog Leopold Wilhelms gegen Torstensson in der Schlacht bei Breitenfeld am 2.11.1642 legte er den Oberbefehl nieder, 1644 war er erneut bei den Kämpfen der Spanier in den Niederlanden aktiv, 26.5.1648 Ernennung zum Generalleutnant, Einsatz als Prinzipalgesandter bei den Nürnberger Verhandlungen zur Umsetzung des Westfälischen Friedens (Mai 1649-Juli 1650), 1650 Erhebung in den Reichsfürstenstand. Vgl. BARKER, Piccolomini, S. 322-369, WOLTZ, Piccolomini, S. 93-145. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten v. ELSTER (=> Literaturregister).
[121] Ernst Christoph I. Graf v. Rietberg [Rittberg, Ridberg, Rehtberg] u. Ostfriesland; Markgraf v. St. Martin, Freiherr in Phäime, Bourgoignon u. Brovet [1.4.1606-31.12.1640 Köln], kaiserlicher Obrist.
[122] Nicola Montard de Noyrel, genannt „Nicola“ [Nicolas, Nicolai, Nicoli, Nicolau, Neyrel, Nicolaus, Lorenzo di] [um 1605-2.11.1642 bei Breitenfeld], kaiserlicher Obrist.
[123] Julius Heinrich [Heinrich Julius] Herzog v. Sachsen-Lauenburg-Ratzeburg [9.4.1586 Wolfenbüttel-20.11.1665 Prag], kaiserlicher Obrist.
[124] Felipe Spinola, II. marques de los Balbases; General [1596-1659], General der Kavallerie des spanischen Kardinal-Infanten u. Befehlshaber in der Schlacht bei Nördlingen.
[125] Carlos Guasco, duque de Lixheim, marchese di Solerio [ -1650], spanischer maestro di campo.
[126] Paolo di Sangro, Duca di Torremaggiore, Marchese di Castelnovo, Principe di San Severo [ -1636], Maestro di Campo.
[127] Carlo Andrea Carraciolo, 2. marqués de Torrecuso [Tarrachuso] [1583-5.8.1646], spanischer General. Vgl. https://caminoarocroi.wordpress.com/2012/07/07/el-marques-de-torrecuso-un-militar-en-tiempos-de-crisis/.
[128] Don Pedro de Cardenas [ – ], Maestre de Campo.
[129] Pierantonio Marchese di Lunati [Lunato], Maestro di Campo.
[130] Maximilian [Maximilien] Freiherr v. Billehé [Billche, Bilhe, Billhe, Bilehe, Pillehe, Billeche, Bülecke, Billay, Ballay, Büleche, Biler, Bille, Billy], Sire de Valensart [ -6.9.1634 bei Nördlingen], ligistischer Feldmarschallleutnant.
[131] Philipp II. v. u. zu Liebenstein [1593-1637], schwedischer Obrist. Vgl. STOLCH; WÖLLPER, Schweden, S. 60ff.; die Erwähnungen bei BURKHARDT, Archiv. STOLCH; WÖLLPER, Schweden, S. 60ff.
[132] Josias v. Rantzau [Rantzow] [18.10.1609 Bothkamp-14.9.1650 Paris], dänischer, später französischer Generalleutnant. Vgl. VALENTIN, Rantzau, Josias von.
[133] Schotten: Von 1626-1632 dienten 25.000 Schotten unter Christian IV. u. Gustav Adolf, was etwa 10 % der Gesamtbevölkerung Schottlands entsprach; PARKER, Military Revolution, S. 200, Anm. 17. 1630 hatte Gustav Adolf 13 Schottenregimentern mit fast 1.000 Offizieren unter seinem Kommando; MINHA, Walter Graf Leslie, S. 139, Anm. 23: Damit „wurde das Schwedenheer zur großen Kriegsschule des anglo-schottischen Adels für den späteren Machtkampf zwischen König und Parlament in der Heimat“. Zur Motivation schottischer Söldner MAHR, Oberst Robert Monro, S. 54: „Hier ist auch zu sehen, dass der Baron von Foulis edlen Andenkens es nicht für eine Beeinträchtigung seines Ansehens hielt, zuerst meinem Lord Reay und seinem Regiment als Freiwilliger zu folgen, bis er einige Gefechte gesehen und einige Erfahrung gesammelt hatte. Dann begann er mit einer Kompanie und wurde zuletzt mit Ansehen Obrist eines Regiments zu Fuß und zu Pferd. So ermunterte er andere seines Namens und seiner Verwandtschaft, seinem Beispiel zu folgen und ehrenvoll im Ausland zu leben, anstatt ihren Freunden zu Hause, wie es viele tun, zur Last zu fallen. Dabei müssen sie, wie wir in Schottland sagen, für einen halben Laib Brot springen, während andere aufgrund ihrer Tapferkeit nobel im Ausland leben, sich Diener leisten können und von silbernen Tellern speisen“. In erster Linie heranziehen ist die große Datenbank v. Steve MURDOCH, SSNE; dort auch jeweils die neueste Literatur, bzw. zu dessen Veröffentlichungen => Literaturregister. Bei der Zusammensetzung der schwedischen Armee Gustavs II. Adolf bis Ende 1632 werden folgende Zahlen angenommen: Schweden 8.000 (5, 5 %), Finnen 3.000 (2, 0 %), Deutsche Söldner: Alte Regimenter (vor Juli 1630 aufgestellt) 15.000 (10, 5 %) Neue Regimenter 65.000 (44, 5 %) Britische Söldner 7.000 (5, 0 %) Verbündete: Sachsen 17.000 (11, 5 %) Brandenburg 6.000 (4, 0 %) Hessen-Kassel 6.000 (4, 0 %) Mecklenburg 4.000 (2, 5 %) Stadtmilizen ca. 15.000 (10, 5 %) Gesamtzahl 146.000. Von diesen ca. 150.000 Mann war etwa die Hälfte im Garnisonsdienst eingesetzt, der Rest war auf die verschiedenen Armeekorps aufgeteilt, deren Größe zwischen 3.000 u. 20.000 Mann lag. Im Falle einer möglichen Schlacht wurden diese dann vorübergehend zusammengezogen. Angaben nach BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 69; ENGERISSER, Von Kronach. Je nach Kriegslage schieden nach Gustav II. Adolfs Tod Verbündete wieder aus, der Anteil der Deutschen unter schwedischer Fahne stieg jedoch weiter an. Vgl. MILLER, Swords for hire. Vgl. das Beschwerdeschreiben Wernigerodes über Hamiltons Schotten (1632); NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 108: „die hier liegenden Schottischen Soldaten wollten mit ihren Wirthen und deren Lägern nicht zufrieden sein, trieben die Leute aus ihren Ehebetten, brächten Gesellschaft mit, gingen mit Sporen und Stiefeln zu Bett, aus denen sie dreitätige Kindbetterinnen jagten. Würde ihnen etwas gesagt, prügelten sie die Leute; sie vernichteten ihrer Wirthe Handwerkszeug. Kein Quartier sei ihnen gut genug, sie wollten stattliche Palatia haben. Wären die Wirthe nicht zu Hause, schlügen sie die Thüren ein. Der Oberste perturbire den Magistrat in seinen Rechten, indem er die Preise der Dinge vorschreibe, unter den Vorgeben, der Rath setze sie ihm zum Tort so hoch. Wollte man diese Waren für diese Preise nicht hingeben, so drohte er, sie gerade wegzunehmen“. Der Osnabrücker Schuhmacher, Amtsbote u. Chronist Rudolf v. Bellinckhausen [1567-19.3.1645] unter dem 24.4.1637; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischenn handlung, S. 354: „Am gemelten tage sein widerumb uber 300 zu fuß von unteutschen volck als Ihrländer, Schotten und Engels[chen] in unser stad kommen, arm, nackt und viel jungs volcks“. HÄVECKER, Chronica und Beschreibung, S. 96 (Calbe 1642): „Uber dieses ist dieser Ort auch mit Theurung und Hungersnoth nicht verschonet geblieben. Denn Ao. 1642. hat ein Scheffel Rocken 3. Thl. und mehr gegolten / und man das Getreyde allhier nicht einmal darum erlangen können / sondern es hat dasselbe von andern Orten müssen geholet werden; Die nun kein Geld gehabt / es so theur zu bezahlen / haben sich mit geschroteten Bohnen / Erbsen- und Gersten-Brod behelffen müssen / so aber auch beynöthig gewesen. Dahero viel arme Leute statt des Korns / mit Knoten-Kafft / Wurtzeln aus der Erden sich sättigen / und das Kraut auf dem Felde kochen und essen müssen. Und weil eben in derselben Zeit die Engel- und Schottländer in der Stadt gelegen / sind derer viel wegen Mangel des Brods gestorben / und haben einige den Hunger mit Pferdefleisch zu stillen gesuchet / und das Fleisch des verreckten Viehes gegessen“.
[134] Lodowick [Ludvig, Ludwig, Lewis, Louis, Lodovick] Leslie [Lessle, Lesley, Leßla] [ – ], schwedischer Obrist. Vgl. MURDOCH, SSNE: 396.
[135] Robert Monro [Munro] [1590 ?-1680], schwedischer Obrist. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 94; http://www.electricscotland.com/history/sweden/robert_munro1; htmhttp://www.electricscotland.com/history/sweden/robert_munro2.htm; generalrobertmonro.com [in Bearbeitung]. BROCKINGTON, Usage of Scottish Mercenaries, online unter: http://generalrobertmonro.com/ebooks/Usage-of-Scottish-Mercenaries.pdf.
[136] William Stewart [ – ], schwedischer Obristleutnant.
[137] Thomas Muschamp [Muscamp, Mustamp, Mustchamp, Mustehemp, Muston, Musten, Mustan, Mussen, Masson, Maßon] [1580-6.9.1629], schwedischer Obrist.
[138] Adam v. Pfuel [Pfull, Pfuhls, Phuell, Pfuell, Pfuhl] [1604-5.2.1659 Helfta], schwedischer Generalleutnant.
[139] Sir John [Jean] Hepburn [Hepburne, Hebron, Hébron, Heberon, Heburn] of Athelstaneford [1598 ?-19.6.1636 Saverne], schwedischer Obrist, französischer maréchal de camp. Vgl. GRANT, Memoirs.
[140] Georg Melchior v. Witzleben [Wetzleben, Weitzleben] [um 1596-1672], schwedischer Major, Obristleutnant bzw. Obrist.
[141] Arvid [Arwid, Ernst, Arfulch] Wittenberg [Wittenbergk, Wirtenberg, Wirtenburg, Württemberg(er), Württenberg, Wütenberg, Wüttenberg] v. Döbern u. Nyborg [1606 Porvoo-7.9.1657 Zamość], schwedischer Generalmajor.
[142] Finnen [auch hagapells, hakkapeller genannt, nach hakkaa päälle: hau drauf]: Sammelbegriff für Finnen, Lappen u. Finnlanddeutsche im schwedischen Heer. Bei den finnischen Verbänden wäre zu differenzieren zwischen Finnländern u. Finnlandschweden (Soumen Ruotsalaiset), Deutschen in Finnland. Es gab drei Kavallerieregimenter aus dem finnischen Landesteil Schwedens: Nylands och Tavastehus läns kavalleriregemente, Åbo och Björneborgs läns kavalleriregemente sowie Viborgs och Nyslotts läns kavalleriregemente. Vgl. die zahlreichen Arbeiten von PLEISS. Zu den verschiedenen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum vgl. auch SCHWEITZER, Zweihundert Jahre, S. 125f. In der schwedischen Propaganda wurden die Finnländer – als „Truppe des Schreckens“ – als Pendant zu den in kaiserlichen Diensten stehenden Kroaten aufgebaut, die Gustav Adolf als des „Teufels neuen Adel“ bezeichnete. Die Wirklichkeit jedoch sah anders aus, auch wenn sie v. Zeitgenossen als wild u. brutal beschrieben wurden. Zudem standen sie im Verdacht, Wetter machen zu können u. den Teufel anzubeten. Vgl. WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 241 (1647): „So ist aber ein solches ungewüdter, luft, saußen und braußen eben zur selben zeit, wol 2 oder 3 tag und nacht lang, angestanden, daß vermaint, eß werde alle heyßer und palest zue haufen werfen, also und daß sich kain schüff von dannen sich möchte bewögen; hat man auch gänzlich dafürgehalten, haben solches (weilen diese Lapp- und Seeländer in dißer und dergleichen hexen- und unholden künsten wol erfahren und bey ihnen für ain freye kunst gehalten und paßirt) ungewidter selbsten gemacht und verzoberet. Dan man für gewiß gesagt, dass ain ganzes regiment under ihnen dem schwarzen Caspar ergeben und verschriben seye, welcher ihnen den weg naher dem Haagen als vorher geloffen und paßiert. Wie dan auch von Eyßne oder Kämpten wird bericht, daß sie ihnen den M. Hämmerlein in ainem glaß gezaiget: diß seye ihr obrister, deme seyen sie verlobt und geschworen, deßen seyen sie mit leib und seel versprochen, dere ihnen trewlich halt und sie ihme redlich dienen“. Auch in anderen Zeitzeugnissen wurden sie als „gottlose, schändliche Menschen, Saumagen“ bezeichnet (so WINTER, Möser’s Aufzeichnungen, S. 46). Aus Staßfurt wird unter 1639 berichtet; GEISS, Chronik von Staßfurt, S. 135: „Den 20. Octobr. wurde unser Lieutenant mit seinen Soldaten abgefordert. Die folgenden Tage mußten wir einen Fähnrich mit ungefähr 50 Finnen und Teutschen, Reiter, denen theils die Pferde gestorben, theils vom Feinde abgenommen waren, und die sich hier wieder beritten machen sollten, ins Quartier nehmen. Es war muthwilliges Gesindel, das sich nicht commandiren lassen wollte. Den 9. November zogen diese Finnen wieder nach Quedlinburg, weil der Fähndrich sich beklagt hatte, daß er sie weder mit Worten noch mit Prügeln zwingen könnte“. Die Finnländer – „von Natur aus gesetzlose Viehdiebe“ (BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 56), die anfangs noch unzureichend montiert zum Teil mit Pfeil u. Bogen in den Kampf zogen – standen sozial auf der untersten Stufe des schwedischen Heeres, wurden bei Angriffen als erste aufgeopfert u. zu Arbeiten herangezogen, die der gewöhnliche Soldat ablehnte oder nur unter Zwang verrichtete. Sofern eine Entlöhnung überhaupt erfolgte, wurden sie regelmäßig vergessen, oder es wurden ihnen nie eingelöste Verschreibungen ausgestellt. Obwohl die Finnländer nur geringe Chancen hatten, sich in Deutschland in Sicherheit zu bringen, war ihre Desertionsquote mindestens doppelt so hoch wie diejenige der schwedischen Soldaten. Jeder 5. Finne desertierte. Zwischen 1638-1649 waren 15.933 regulär Eingezogene nach Deutschland gebracht worden, daneben Geworbene und Gezwungene. Finnische Reiterregimenter wurden z. B. schlechter besoldet als nationalschwedische. Vgl. die Äußerungen Axel Oxenstiernas über die in Königshofen im Grabfeld liegenden Finnen gegenüber dem schwedischen Statthalter in Franken, Krafft von Hohenlohe, Schleusingen, 1632 XI 27; PLEISS; HAMM, Dreißigjähriger Krieg, S. 49: „Wie ich vorgestrigen dages nahe Königshofen offen, befinde ich die wenige Finnen, so daselbst in Guarnison ligen, zimblich nackhendt und unbeklaidt, auch etwas verdrossen daß sie so gar übel accomodiret, dannenhero sie auch umb dimission, inn ihr vatterlandt widerumb zu ziehen, mir instendig nachgeruffen. Weil dann ich sie zur verdrossenheit ohnedem geneigt weiß, zumahlen sie eine so geraume zeit hero stets an selbigem ort inn guarnison gelegen, unnd nicht wie andere knechte, so zu felde gebrauchet werden, ihnen etwas profit machen oder unnterhalt verschaffen können … bitte, die anordnung zu machen, daß von der regierung daselbst zu einem kleidigen ausgetheilet werde, damit sie gleichwol inn etwas contentement und ergetzlichkeit wider haben mögen“. Vgl. auch BECK, Chronik, S. 26 [Schweinfurt 1631]: „Mit dem König war auch ein Regiment Finnen zu Pferde eingezogen, und hatte auf dem Markte Halt gemacht. Ihr schwaches und mattes Aussehen, ihre geringe, wetterfarbene Bekleidung, ihre kleinen und unansehnlichen Pferde ließen eben nicht viel erwarten, und hätte nicht die Welt von ihren Thaten zu Leipzig gehört gehabt, hätte man wohl fast zweifeln mögen, ob sie auch einen Marsch bis Würzburg auszuhalten im Stande seien. Aber die Bewunderung abnöthigende Schnelligkeit ihrer Bewegungen und die prompte Ausführung jedes Commando’s, ja jedes Winkes der Offiziere erweckte bald bessere Begriffe, die sich, da man noch nicht so ganz wußte, wie die Sache ablaufen werde, allmählig beinahe in Furcht verwandelten“. Vgl. auch die zeitgenössische Einschätzung; GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 72: „An den Finnen und Schweden hette der König diese Vortheil: 1. Könnten sie Frost vnd Kälte besser als Hitze vertragen. 2. Lieffen eher nicht / biß sie gleichsam mit der Natur fechten müsten. 3. Behülffen sie sich kläglich. 4. Ohne alle Meutenacion. 5. Weren vnverdrossen / vnd mit devallisiren fest nit zu erschöpffen / so weit es nicht leicht ein ander Herr mit seinen Vnterhanen gebracht“. Bei dem Rothenburger Chronisten Dehner heißt es unter 1632; HELLER, Rothenburg, S. 94f.: „lauter Schweden und Finnen, darunter auch Lappländer und Irrländer gewest, die hat man den Burgern einquartiert bey 8. 9. 10. u. mehr, haben mit den Burgern für gut genommen, mit ihnen gebetet und gesungen fast in allen Quartieren“. In den Generalstaaten hieß es im August 1633; PLEISS, Der Zug, S. 27: „Ist wacker Volk, die allezeit unter des Königs Batalien gewest seyn … Solche Macht und wacker Volk hat man niemalen in diesen Landen gesehen“. Das „THEATRUM EUROPAEUM, 3. Bd., S. 108f., unter 1633: „Die Schwedische vnd Finnen allesampt ansehenliche starcke starcke Männer / machten die andern Niderländer in dreyen Dingē schamrot / nemlich 1. in Gehorsam / 2. in Ordnung / vnd 3. in Gottesforcht / dann alle Morgen / wann sie auffbrachen / schlossen sie einen Ring / vnnd auff den Knien rufften sie Gott an / beteten vnd sungen / etc“. Ein zeitgenössischer Beobachter schreibt in einem Flugblatt „Schreiben Auß Dem Königklichen Schwedischen Läger. o. O. 1631, S. 43“: „Muß man derhalben rund bekennen daß dem König seine Schweden und Finnen trewlich dienen: Die Finnen sind der mehrtheils kortze Leut ihrer statur halben / aber darbey hertzhafft vnd der Arbeit gewonnet / leben mit wenigem / behelffen sich karglich: wüssen von Wollüsten vberal nichts: den Teütschen Lufft auch mitten im Winter finden sie gar zam / gegen dem ihrigen gehalten. Es sind rechte Eisenbeisser / die niemahlē von hinden sind verwundet worden. Welcher vnder ihnen dem Feind wurde den rucken kehren / der wirdt nie für ihren Landtsman gehalten. Vnnd ist freilich lächerlich / wer die sicht aufziehen. Sie haben Schleiffstein an der seiten hangend / vnnd so bald man anhebt zum Lermen vnnd träffen die Trommel rühren / so wetzen sie ihre dägen / von weitem meint einer nichts ander alsdann es were eine schaar Metzger / oder in hauffen der beysammen / da ein stuck matten solten abmeyen: Aber es laßt sich nicht mit ihnen schimpfen weil es ernst gilt. Der inneren Finlenderen spraach ist gantz von der Schwedischen Nortwegischen / Gottischen vnd Dennenmärckischen / die da vberein stimmen / gescheiden / vnnd ist allein den Finlenderen gemein vñ den Mitternächtigen Völckeren / welche man Lappen nennet“. Zum Teil waren sie noch aus Mangel an Ausrüstung noch mit Bogen bewaffnet. Kommandierender der 1. Finnen-Schwadron war Torsten Stålhandske. Vgl. LANGER, Formen der Begegnung, S. 84f. Zum zeitgenössischen Bild der Lappländer (auch sarkastisch „Lippenländer“, etwa „gefräßige Personen“ genannt) vgl. OPEL; COHN, Dreißigjähriger Krieg, S. 242ff. Zu den zahlreichen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum vgl. auch SCHWEITZER, Zweihundert Jahre, S. 125f. Nach dem Krieg wurden zerstörte Orte wie z. B. Torgelow [LK Uecker-Randow/Mecklenburg-Vorpommern] auf Befehl Christinas v. Schweden mit Finnen und Livländern neu besiedelt. Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; 1625 soll Banérs Armee bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) meist als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Eine Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die von Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, und den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten bastanten Armeen erscheint jedoch überflüssig. Nach ENGLUND, Die Verwüstung Deutschlands S. 76, waren 1630 bereits jeder 10. Schwede und jeder 5. Finne desertiert. Nach LUNDKVIST, Schwedische Kriegsfinanzierung S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. 1651 wurde festgestellt, dass 50 % der Kavallerie u. 41 % der Infanterie aus Finnen bestand; PLEISS; HAMM, Der Dreißigjährige Krieg, S. 41. Nach GUTHRIE, The Later Thirty Years War, S. 59, soll Banérs Armee im Juli 1638 um 9.000 Schweden u. 5.000 Finnen verstärkt worden sein, was wohl zu hochgegriffen erscheint. Zu den Verlusten LINDEGREN, Frauenland, S. 145: „Grob gerechnet kann man behaupten, daß in der ganzen Periode von 1620 bis 1720 ca. 75 % aller Todesfälle auf Krankheiten und andere Entbehrungen zurückzuführen sind. Ca. zehn Prozent starben in Kriegsgefangenschaft. Die restlichen 15 Prozent fielen bei Kampfhandlungen. Ungefähr ein Drittel dieser direkt kampfbezogenen Todesfälle geschah im übrigen im Zusammenhang mit Belagerungen. Große Feldschlachten und kleinere Gefechte forderten im allgemeinen nicht besonders viele Todesopfer, vergleicht man sie mit dem Alltag des Krieges. […] Die Zahl der toten Soldaten kann total auf 1,7 Millionen geschätzt werden. Von diesen starben gut eine Viertel Million im Feld oder infolge von Kampfhandlungen; gut eineinviertel Millionen fielen dem ‚Alltag des Krieges‘ zum Opfer“. => Mortalität.
[143] Bernhard Schaffalitzky [Schafelitzky] zu Mukadel [„Mückenthal“] [31.8.1591 Brackenheim-21.101641 Paris], französischer Generalmajor. Vgl. den Beitrag von Jörg WÖLLPER in den „Miniaturen“ unter schaffalitzky-zu-mukadel-bernhard-von.
[144] Friedrich v. Rostien [Rostein, Rossstein, Rostem, Rußstein] [ -16.11.1634 Nürnberg], schwedischer Obrist, Generalmajor.
[145] Wolf Heinrich v. Baudissin [Bauditz, Baudis, Baudish] [1579 (1597 ?) Schloss Lupa (Niederlausitz)-4.7.1646 Elbing (Belschwitz)], schwedischer, dann kursächsischer Generalleutnant. Vgl. http://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=19088.
[146] Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kosteten fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Sie hatte eine max. Schussweite v. 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211.
[147] Hellebarde: Hieb- und Stichwaffe des 13. bis 17. Jahrhunderts mit einem aus einem Stück geschmiedeten Kopf, der ein Beil, eine Klinge und einen Haken besaß, die zu den Stangenwaffen des Fußvolks gezählt wird. Sie wurde vorwiegend im 14. bis 16. Jahrhundert verwendet. Die Hellebarde hat eine breite („Beil“, „Barte“), eine kurze Klinge („Haken“) sowie am Ende eine Stoßklinge. Der meist 1½ bis 2 Meter lange hölzerne Schaft („Halm, Helm“) besaß oft einen mehreckigen Querschnitt oder Lederwicklungen, um beim Hieb das Wegdrehen der Waffe in der Hand zu vermeiden. Der Bereich zwischen Klinge und Schaft wurde seitlich mit „Schaftfedern“ aus Metall verstärkt.
[148] Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen [9.10.1587 München-17.7.1652 München], kurbayerischer Obrist, Generalkriegskommissar u. Direktor des Kriegsrats. Vgl. KAPSER, Kriegsorganisation, S. 116ff.; DACHAUER, Geschichte der Freiherren und Grafen von Ruepp; SAITO, Ruepp, Hans Christoph von.
[149] Bartholomäus Freiherr v. Hartenberg  [Hartenberg] [ -27./28.11.1635 Heidelberg], kaiserlicher Obrist.
[150] Johann Jakob Graf v. Thurn [ -gefallen 5.1.1643 vor Hirschberg], schwedischer Obrist.
[151] Gelbes Regiment (Hofregiment): „Hovregementet/Gula regementet. Besked om att det ska upprättas i brev till Jakob de la Gardie 17/12 1623. Kaptenerna värvar kompanier men ingen överste får värvningspatent (SL, s 479f). Den först tilltänkte chefen, Rhengreven Johan Philip, tillträdde inte (SL, s 419) och överstebefattningen var vakant till maj 1625 då Frans Bernhard von Thurn (se Röda regementet) blev chef (SL, s 436). Han efterträddes av Maximilian Teuffel (från Blå Regementet) i slutet av oktober 1627 (SL, s 535). Teuffel stupade vid Breitenfeld 7/9 1631 och efterträddes 1/10 1631 av Nils Brahe (SL, s 572, 574) som stupade vid Lützen 6/11 1632; http://www2.historia.su.se/personal/jan_glete/Glete_Varvade_reg_1618-31.pdf. Das Gelbe Regiment wurde bis 1632 geführt v. Nils Abrahamsson [„Nelen, Nilius, Niclas“] Brahe, Graf zu Visingsborg, Freiherr zu Rydboholm u. Lindenholmen [14./24.10.1604 Rydboholm-21./1.12.1632 Naumburg], schwedischer Obrist, ab 1632 von Lars [Laes] Graf Kagg [Kagge, Kache, Kaggin, Kaggi, Kago, Kalle, Kaach, Gaugk, Kiege] [1.5.1595 Källstorp-19./29.11.1661 Stockholm], schwedischer Reichsmarschall. Vgl. http://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=12302.; ab 1635 v. Wulf v. Schönbeck [ – ], schwedischer Obristleutnant bzw. französischer Obrist, Generalmajor.
[152] Christoph Carl Graf v. Brandenstein [Bradsten], Freiherr zu Oppurg u. Knau [1593 Oppurg-1637 Dresden] schwedischer Reichsschatzmeister, Obrist.
[153] Eberhard [v.] Beckermann [Beckermandt, Beckermond, Beckermen, Belchermann] [1576 Arnsberg-1641 Kassel], schwedischer Generalmajor.
[154] Friedrich III. Markgraf v. Brandenburg-Ansbach [21.4.1616 Ansbach-6.9.1634 bei Nördlingen], schwedischer Obrist.
[155] Claus [Nicolaus] Conrad Zorn v. Bullach [Bulach] [ -1633 Neustadt a. d. Weinstraße], schwedischer Generalmajor.
[156] Berkefeld [Birkenfeld], Jobst Rudolf von; BW.
[157] Georg v. Uslar [Isler, Islar] [10.9./20.9.1584 Waake-2./12.3.1638 Waake], schwedischer Obrist.
[158] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.
[159] Wilhelm IV. Herzog v. Sachsen-Weimar [11.4.1598 Altenburg-17.5.1662 Weimar], schwedischer Generalleutnant. Vgl. HUSCHKE, Wilhelm IV.
[160] Georg Christoph v. Taupadel [Tupadel, Tupadell, Taubadel, Toupadel, Tubal, Taubald, Thobadel, Tobartel, Dupadel, Dubald, Dubadell, Dubalt, Dubold, Dubartle, Duc Bartel, „Raupartl“, „Raubartel“, Teupold] [um 1600 Fichtenberg-12.3.1647 Basel], schwedisch-französischer Generalleutnant.
[161] Furth i. Wald [LK Cham]; HHSD VII, S. 221f.
[162] Kleinerdlingen, heute Stadtteil von Nördlingen [LK Donau-Ries].
[163] Lodovico [Luigi, Louis] Gonzaga di Bozzolo, principe de Castiglione, marchese di Mantova [1599 San Martino dall’Argine-1660], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[164] Johann [Hans] Lucas Notario [Notteirio] [ – ], kaiserlicher Obristleutnant.
[165] Augustin v. Fritsch auf Moos [1599-23.4.1662], kurbayerischer Obrist. KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 92f.
[166] Bei FRITSCH, Tagbuch, S. 149, heißt der Hauptmann Angellach !
[167] Lars [Laes] Graf Kagg [Kagge, Kache, Kaggin, Kaggi, Kago, Kalle, Kaach, Gaugk, Kiege] [1.5.1595 Källstorp-19./29.11.1661 Stockholm], schwedischer Reichsmarschall. Vgl. http://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=12302.
[168] David Bouillon [Bullion, Bullian, Bullier] [ – ], schwedischer Obrist.
[169] Musketenschussweite: Bis 220 Meter konnte man noch unter günstigen Voraussetzungen eine Trefferquote von 25 % erzielen. ENGERISSER, Von Kronach, S. 552: „Ab ca. 200 m Entfernung waren Musketenschüsse unter normalen Feldbedingungen gegen gepanzerte Soldaten praktisch ohne Effekt und ab 300 m verursachten sie gegen Ungepanzerte auch nur noch Prellschüsse. Die maximalen Schussweiten mit einer gut passenden und verdämmten Kugel lagen bei 350-400 m, d. h. nach spätestens 400 m senkte sich eine waagrecht abgeschossene Kugel in den Boden“. Vgl. „Luntenschloßmuskete, Suhl um 1630“. Online verfügbar unter: engerisser.de/Bewaffnung/Luntenschlossmuskete.html.
[170] Bartholoměj [Bartholomäus] ze Žerotína [Žierotín, Ziertotin, Tscherorin] [ -1640], schwedisch-weimarischer Obrist.
[171] Detlof v. Tiesenhausen [ -1654 ?], 1630 schwedischer Obristleutnant, 1633 schwedisch-weimarischer Obrist. Ein Detlof v. Tiesenhausen, königlicher Kammerrat, verstarb im August 1652 an einem Schuss, den er im Duell mit Vize-Admiral Wrangel empfangen hatte; SCHLEDER, Irenico-Polemographia, S. 332.
[172] James [Jakob] King of Birness and Dudwick, Baron Eythin u. Baron Sandshult [Kieg, Kinge, Kyng, Kingy, Kink, Kinck, Knige, Kurden] [1589-9.6.1652], schwedischer Generalleutnant. MURDOCH, SSNE ID: 2814; MURDOCH; WALES, James King; BLACKER, Brief Sketches, S. 364f.; BACKHAUS, Brev I, II.
[173] Joachim v. Mitzlaff [Metzlaff, Meitzlaff, Mizlau, Mitzlav] [ -nach 1655], dänischer, dann schwedischer Obrist, Generalkriegskommissar, dann kaiserlicher Obrist.
[174] Sir James Ramsey [Ramsay, Rammsey]  „the Black“ [1589-28.6.1639 auf Schloss Dillenburg], schwedischer Obrist. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 3315.
[175] Rüdiger [Rötcher] v. Waldow [Waldau, Waldo, Woldau] zu Bernstein [1604-26.11.1642], kurbrandenburgischer, kaiserlicher, württembergischer, braunschweig-lüneburgischer Obrist.
[176] [Johann] Ferdinand Freiherr v. Puech [du Puich (Puck), du Puis, Pucher, Pais] [zwischen 1610 und 1612-19.11.1685], kurbayerischer Obrist.
[177] Annibale de Gonzaga [Cinzago] marchese di Mantova, principe di Bozzolo [1602 Bozzolo-2.8.1668 Wien], kaiserlicher Feldmarschall.
[178] Egon VIII. Graf v. Fürstenberg-Heiligenberg [21.3.1588 Speyer-14.8.1635 Konstanz], bayerisch-ligistischer Obrist.
[179] Adam Heinrich Keller [Kheller, Keßler] v. Schleitheim [Schlaytheim, Schlayten], Freiherr v. Isenburg [1577 Schaffhausen-1674; 7.11.1664 Horb a. Neckar ?], vorderösterreichischer Obrist.
[180] Klöpper, Klepper: schlankes, schnelles u. wendiges Gebrauchspferd.
[181] Bruno Busch [ -Oktober 1634 Durlach], kurbayerischer Obrist.
[182] Pierre de Fontaine [La Fontana] [ – ], kaiserlicher Generaladjutant, Leutnant u. Rittmeister.
[183] Johann Schneidewind [Schneidewein, Schneidewin] [ – ], schwedischer Generalmajor.
[184] Johan [Hans] Freiherr v. Wachtmeister [1609-1652 Lübeck], schwedischer Generalmajor, Reichsrat.
[185] Arvid [Arwid, Ernst, Arfulch] Wittenberg [Wittenbergk, Wirtenberg, Wirtenburg, Württemberg(er), Württenberg, Wütenberg, Wüttenberg] v. Döbern u. Nyborg [1606 Porvoo-7.9.1657 Zamość], schwedischer Generalmajor.
[186] Bartholoměj [Bartholomäus] ze Žerotína [Žierotín, Ziertotin, Tscherorin] [ -1640], schwedisch-weimarischer Obrist.
[187] Hans Georg Freiherr Colonna v. Fels zu Neudek [ -1634], kaiserlicher Obristleutnant.
[188] Goan Lodovico Hector Graf Isolano [Isolani, Isolary, Isolan, Isolana, Isalon, Iselon, Isolani, Isolam] [1586 Görz-März 1640 Wien], kaiserlicher Kroaten-Obrist. Vgl. BÜCHELER, Von Pappenheim zu Piccolomini, S. 103ff.
[189] Kosaken:In den 50er Jahren des 16. Jahrhunderts baute der mit den Kosaken eng verbündete Fürst Dmytro Wyschneweckyj eine erste Festung auf der Dnipro-Insel Chortyca, um einen Stützpunkt im Kampf gegen die Tataren zu haben. Dabei wurde er sowohl von der litauischen als auch von der Moskauer Obrigkeit unterstützt. Diese Festung diente den Kosaken von dieser Zeit an als Vorbild für die Saporoher Sitsch und weitere Festungsanlagen. Diese Festungen bildeten einen Wendepunkt im Bewusstsein der Kosaken, da sie jetzt einen von der Verwaltung unabhängigen Mittelpunkt hatten. Hier entstand das Bild der rauhen trinkfesten Männergesellschaft, dem sowohl mönchische (weil ohne Eheleben) als auch ritterliche Züge angedichtet wurden. In der Tat errangen die Kosaken jetzt eine gewisse Unabhängigkeit von der polnisch-litauischen Regierung, was von dieser den Türken und Tataren gegenüber auch bestätigt wurde wenn von jener Seite Klagen über die Angriffe kamen. Gegen Ende des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts war das Kosakentum organisiert und in seiner Stellung gefestigt. Versuche des polnischen Königs Stephan Báthory und des litauischen Königs Sigismund August II., die Kosaken in ihren Dienst zu nehmen, waren nur vorübergehend und eingeschränkt erfolgreich. Die Kosaken bildeten zu dieser Zeit einen eigenen Stand mit unabhängiger Rechtssprechung und Obrigkeit“ [http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Kosaken.html. METEREN, Newer Niederländischen Historien Dritter Theil, S. 14 (1620) „Eben wie der newe König auß Mähren nach Schlesien gezogẽ / sind 4000. Cossaggẽ in Mähren eyngefallẽ / vnd nach dem sie das Landt durchstreifft / vnd alles was sie angetroffen / beraubt haben / sind sie den 10. Februar. Zu Wien ankommen /  vnd in den Vorstätten einquartirt worden. Sie habẽ eine ansehnliche Beut von Kleynodien / Ketten / Ringen vnd stattlichen Kleydern / wie dann auch 3. Fahnen / welche sie den Mähren vnder wegs abgenom̃en / mit sich bracht / vnd theils zu Wien verkaufft. Solche Beut hatten sie in dem Stättlein Meseritsch / 18 Meil wegs von Wien gelegen / in welchem sie ohngefehr eines vornemen Landtherrens Hochzeit antroffen / eribert: daselbst sie dann Braut vnd Brätigam / mit all ihren Hochzeitsgästen vnversehens vberfallen / beraubt / vnd das Stättlein geplündert haben. Hergegen ist am Käys. Hoff zu Wien ob ihrer vnverhofften Ankunfft ein grosse Frewd entstanden / weil sie zu gelegener vnd erwünschter Zeit / da man ihrer am meisten bedörfft / vnd Ihre Käyserliche May. an Volck etwas schwach war / ankommen: deßwegen sie also bald in Käyserlichen Dienst angenommen / vnnd Graff Tampier [Dampierre; BW] nach beschehener Musterung vndergeben worden“. Am 6.7.1620 liefen Beschwerden über die Kosaken bei Bucquoy ein: Sie respektieren die Salvagarde nicht, plünderten, brannten, marteten, töteten sogar Kinder, erbrachen Särge vor den Augen der Angehörigen (TOEGEL, Der Beginn, Nr. 619, S. 223), so dass Ferdinand II. am 1.8.1620 Bucquoy befahl, höchstens noch 1.000 bis 1.500 Mann mit zweiwöchiger Kündigung anzumieten u. sie für 1.500 fl. Dampierre zu unterstellen; TOEGEL, Der Beginn, Nr. 639, S. 229f.; vgl. GAJECKA; BARAU, The Cosacks. MILGER, Gegen Land und Leute, S. 144 (nach dem THEATRUM EUROPAEUM): „Indessen streiften die Tillyschen sehr aus in die umliegenden Herrschaften. Besonders die Crabaten (Kroaten) und Kosaken überzogen das Land des Markgrafen von Durlach mit Mord, Raub und Brand bis an die württembergische Grenze. Sie verwüsteten alles jämmerlich, schlugen den Fässern die Böden ein, schnitten die Betten auf und zerstreuten die Federn, den Kindern hauten sie die Köpfe ab, die Eltern, so sie bekamen und nicht gar ermordeten, richteten sie jämmerlich zu. Sie streiften auch bis an den Bodensee, bis sie die eidgenössischen Landleute abpaßten und viele erschlugen“. Die als äußerst unzuverlässig eingeschätzten Kosaken wurden auch in der ligistischen Heerführung mit Gesindel gleichgesetzt; HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 146.
[190] David Leslie [Lesle], Lord Newark [ -1682], schwedischer Obristleutnant.
[191] Generaladjutant [schwed. adjutant allmänt, dän. adjutant general]: Der Generaladjutant war ein dem Stab des Regiments bzw. dem Generalquartiermeister oder dem Feldmarschall zugeordneter Adjutant u. für die mündliche Befehlsübermittlung zuständig.
[192] Johann Christoph Reichsfreiherr v. der [van der] Grün [Green, Cruen] [18.3.1603 Pressath-1666], schwedisch-weimarischer Generaladjutant, Obrist. Vgl. GRÜN, Christoph von der, Des durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Bernharden des Grafen Hertzogen zu Sachßen, Jülich, Cleve und Bergk höchst preißwürdigste Helden Thaten, welche Derselbe nach tödtlichen Abgang des Ehrwürdigsten Königs der Schweden, Gustavi Adolphi, biß an sein Seel. Ende, von Ao: 1632 biß 1639, verübet, wie solche von H. Johann Christoph von der Grün, Seel:; bey Höchstgedacht Sr. Fürstl. Durchl: gewesenen General Adjudanten, mit allen Fleiß auffgezeichnet, und auß dessen Annotatis in dieß Compendium verfaßet worden. Unveröffentlichtes Manuskript, Forschungsbibliothek Gotha, Handschrift Chart. B 67. Eine vollständige Internet-Edition wäre ein Gewinn.
[193] Kriegsverluste: LINDEGREN, Frauenland, S. 145: „Grob gerechnet kann man behaupten, daß in der ganzen Periode von 1620 bis 1720 ca. 75 % aller Todesfälle auf Krankheiten und andere Entbehrungen zurückzuführen sind. Ca. zehn Prozent starben in Kriegsgefangenschaft. Die restlichen 15 Prozent fielen bei Kampfhandlungen. Ungefähr ein Drittel dieser direkt kampfbezogenen Todesfälle geschah im übrigen im Zusammenhang mit Belagerungen. Große Feldschlachten und kleinere Gefechte forderten im allgemeinen nicht besonders viele Todesopfer, vergleicht man sie mit dem Alltag des Krieges“. Nach Scharmützeln, Gefechten etc. fielen viele Verwundete Bauern zum Opfer; LATOMUS, Relationis Historiæ Semestralis Continuatio (1641), S. 19: „Alles / was nicht gefangen / muste fast Haar lassen / dann was sonsten auß der Schwedischen Hände entronnen / vnd vnter die Bawren kam / wurde von denselben vollends von Brod gethan“.
[194] Kriegsgefangene: Zur Gefangennahme vgl. die Reflexionen des schottischen Söldners Monro bei MAHR, Monro, S. 46: „Es ist für einen Mann besser, tüchtig zu kämpfen und sich rechtzeitig zurückzuziehen, als sich gefangennehmen zu lassen, wie es am Morgen nach unserem Rückzug vielen geschah. Und im Kampf möchte ich lieber ehrenvoll sterben als leben und Gefangener eines hartherzigen Burschen sein, der mich vielleicht in dauernder Haft hält, so wie viele tapfere Männer gehalten werden. Noch viel schlimmer ist es, bei Gefangennahme, wie es in gemeiner Weise immer wieder geübt wird, von einem Schurken nackt ausgezogen zu werden, um dann, wenn ich kein Geld bei mir habe, niedergeschlagen und zerhauen, ja am Ende jämmerlich getötet zu werden: und dann bin ich nackt und ohne Waffen und kann mich nicht verteidigen. Mein Rat für den, der sich nicht entschließen kann, gut zu kämpfen, geht dahin, daß er sich dann wenigstens je nach seinem Rang gut mit Geld versehen soll, nicht nur um stets selbst etwas bei sich zu haben, sondern um es an einem sicheren Ort in sicheren Händen zu hinterlegen, damit man ihm, wenn er gefangen ist, beistehen und sein Lösegeld zahlen kann. Sonst bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich zu entschließen, in dauernder Gefangenschaft zu bleiben, es sei denn, einige edle Freunde oder andere haben mit ihm Mitleid“. Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Leider reduziert die Forschung die Problematik der de facto rechtlosen Kriegsgefangenen noch immer zu einseitig auf die Alternative „unterstecken“ oder „ranzionieren“. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet zu 1633; STEMMLER, Tagebuch 1. Bd., S. 415: „Der Bürger August Diem sei sein Mitgefangener gewesen, für den er, falls er nicht auch in dieser Nacht entkommen sei, fürchte, daß er heute durch Aufhängen umkomme. Dieser sei, schon vorher verwundet, von den Franzosen an den Füßen in einem Kamin aufgehängt und so lange durch Hängen und Rauch gequält worden, bis das Seil wieder abgeschnitten worden sei und er gerade auf den Kopf habe herabfallen dürfen“. Soldaten mussten sich mit einem Monatssold  freikaufen, für Offiziere gab es je nach Rang besondere Vereinbarungen zwischen den Kriegsparteien. Das Einsperren in besondere Käfige, die Massenhinrichtungen, das Vorantreiben als Kugelfang in der ersten Schlachtreihe, die Folterungen, um Auskünfte über Stärke u. Bewegung des Gegners zu erfahren, die Hungerkuren, um die „Untersteckung“ zu erzwingen etc., werden nicht berücksichtigt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold bis zwei Monatssolde ausgezahlt u. wurden samt ihren Kindern fortgeschickt. KAISER, Kriegsgefangene; KROENER, Soldat als Ware. Die Auslösung konnte das eigene Leben retten; SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Zu gleicher zeitt [August 1630] haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd nacher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächte sein sollen, dahero weiln rittmeister Gintfeld eine gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen worden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70 (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Auf Gefangenenbefreiung standen harte Strafen. Pflummern hält in seinem Tagebuch fest: „Martij 24 [1638; BW] ist duca Federico di Savelli, so in dem letzsten vnglückhseeligen treffen von Rheinfelden den 3 Martij neben dem General von Wert, Enckefort vnd andern obristen vnd officiern gefangen vnd bis dahin zu Lauffenburg enthallten worden, durch hilff eines weibs auß: vnd den bemellten 24 Martij zu Baden [Kanton Aargau] ankommen, volgenden morgen nach Lucern geritten vnd von dannen nach Costantz vnd seinem vermellden nach fürter zu dem general Götzen ihne zu fürderlichem fortzug gegen den feind zu animirn passirt. Nach seinem außkommen seyn ein officier sambt noch einem soldaten wegen vnfleißiger wacht vnd der pfarherr zu Laufenburg neben seinem capellan auß verdacht, daß sie von deß duca vorhabender flucht waß gewüßt, gefänglich eingezogen, die gaistliche, wie verlautt, hart torquirt [gefoltert; BW], vnd obwoln sie vnschuldig geweßt, offentlich enthauptet; die ihenige fraw aber, durch deren hauß der duca sambt seinem camerdiener außkommen, vnd noch zwo personen mit růthen hart gestrichen worden“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet über die Verschiffung schwedischer Gefangener des Obristen John Forbes de Corse von Villingen nach Lindau (1633); STEMMLER, Tagebücher Bd. 1, S. 319: „Abschreckend war das Aussehen der meisten gemeinen Soldaten, da sie von Wunden entkräftet, mit eigenem oder fremdem Blute besudelt, von Schlägen geschwächt, der Kleider und Hüte beraubt, viele auch ohne Schuhe, mit zerrissenen Decken behängt, zu den Schiffen mehr getragen als geführt wurden, mit harter, aber ihren Taten angemessener Strafe belegt“. Gefangene waren je nach Vermögen darauf angewiesen, in den Städten ihren Unterhalt durch Betteln zu bestreiten. Sie wurden auch unter Offizieren als Geschenk gebraucht; KAISER, Wohin mit den Gefangenen ?, in: http://dkblog.hypotheses.org/108: „Im Frühsommer 1623 hatte Christian von Braunschweig, bekannt vor allem als ‚toller Halberstädter’, mit seinen Truppen in der Nähe Göttingens, also im Territorium seines älteren Bruders Herzog Friedrich Ulrich, Quartier genommen. In Scharmützeln mit Einheiten der Armee der Liga, die damals im Hessischen operierte, hatte er einige Gefangene gemacht. Was sollte nun mit diesen geschehen? Am 1. Juli a. St. wies er die Stadt Göttingen an, die gefangenen Kriegsknechte nicht freizulassen; vielmehr sollte die Stadt sie weiterhin ‚mit nottürfftigem vnterhalt’ versorgen, bis andere Anweisungen kämen. Genau das geschah wenige Tage später: Am 7. Juli a. St. erteilte Christian seinem Generalgewaltiger (d. h. der frühmodernen Militärpolizei) den Befehl, daß er ‚noch heutt vor der Sonnen vntergangk, viertzig dero zu Göttingen entthaltenen gefangenen Soldaten vom feinde, den Lieutenantt vnd Officiers außsgenommen, Laße auffhencken’. Um den Ernst der Anweisung zu unterstreichen, fügte er hinzu, daß dies ‚bei vermeidung vnser hochsten vngnad’ geschehen solle. Der Generalgewaltiger präsentierte daraufhin der Stadt Göttingen diesen Befehl; bei der dort überlieferten Abschrift findet sich auf der Rückseite die Notiz vom Folgetag: ‚Vff diesen Schein seindt dem Gewalthiger 20 Gefangene vff sein darneben mundtlich andeuten ausgevolgtt worden’. Der Vollzug fand also offenbar doch nicht mehr am 7. Juli, am Tag der Ausfertigung des Befehls, statt. Aber es besteht kaum ein Zweifel, daß zwanzig Kriegsgefangene mit dem Strang hingerichtet wurden. (StA Göttingen, Altes Aktenarchiv, Nr. 5774 fol. 2 Kopie; der Befehl an die Stadt Göttingen vom 1.7.1623 a.St. ebd. fol. 32 Ausf.)“. Bericht aus Stettin vom 8.4.1631; Relation Oder Bericht Auß Pommern. o. O. 1631: „Den 27. Martii sind alhier 108 gefangene eingebracht deren nach mehr folgen sollen / die werden alle in Schweden ins bergwerck gesand / das sie etwas redliches arbeiten lernen“. Teilweise wurden Gefangene auch unter den Offizieren verkauft; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 607 (Schweinfurt 1645). Zur Problematik vgl. KAISER, Kriegsgefangene in der Frühen Neuzeit, S. 11-14. 1633 kostete die Auslösung bei der Kavallerie: Obrist 600 Rt. aufwärts, Obristleutnant 400 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Rittmeister 200 Rt., Kapitänleutnant 70 Rt., Leutnant 60 Rt. bis 10 Rt. für einen Marketender, nach der Schlacht bei Jankau (1645) Obrist 1000 Rt., Obristleutnant 500 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Hauptmann 75 Rt., Kapitänleutnant u. Leutnant 50 Rt.; GANTZER, Archivalien, S. 40f. Einfache Soldaten sollten gegenseitig um einen Monatssold ausgelöst werden.
[195] Vgl. dazu STOLCH; WÖLLPER, Schweden, S. 49, die von ca. 2.000 Mann Verlust ausgehen; ferner S. 102f.; ebenso ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634, S. 268 Anm. IV.
[196] Robert Monro [Munro] [1590 ?-1680], schwedischer Obrist. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 94; http://www.electricscotland.com/history/sweden/robert_munro1; htmhttp://www.electricscotland.com/history/sweden/robert_munro2.htm; generalrobertmonro.com [in Bearbeitung]. BROCKINGTON, Usage of Scottish Mercenaries, online unter: http://generalrobertmonro.com/ebooks/Usage-of-Scottish-Mercenaries.pdf.
[197] Sir Donald Mackay [Mackeye, Macken, Macking, Machei, Machey, first Lord Reay [Rhe, Rhay] [Febr./März 1591-10.2.1649], schwedischer Obrist. Vgl. MURDOCH, SSNE: ID 93.
[198] Worms; HHSD V, S. 410ff.
[199] John Forbes [Forbes den Äldre] of Tulloch [ -5./6.9.1634 Nördlingen], schwed. Obristleutnant. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 429.
[200] N Ruthven [ -5./6.9.1634 vor Nördlingen], schwedischer Major.
[201] Patrick Sidserfe [ -5./6.9.1634 vor Nördlingen], schwedischer Major. MURDOCH, SSNE ID: 3656.
[202] David King [König] [ -5./6.9.1634 bei Nördlingen gefallen], schwedischer Obristleutnant. MURDOCH, SSNE ID: 2812.
[203] Silvio Piccolomini, Graf d’Aragona [ -5./6.9.1634 bei Nördlingen], kaiserlicher Obrist.
[204] Lorenzo Ayazzo [Ayasso] [ -5./6.1634 bei Nördlingen], lothringischer Obrist.
[205] Das stimmt nicht.
[206] Nach dem Kriegsbüchlein von Hans Conrad Lavater (65) hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinen Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“.
[207] N Mörmann [ -6.9.1634 vor Nördlingen] [ – ], kurbayerischer Major.
[208] Dr. jur. Reinhard Freiherr Edler v. Walmerode [Waldmend, Walmerod, Walmerot, Walmerodt, Walmerody, Welmroth, Wallmanroth, Wallenrodt, Volmerodt] [ -vor 22.1.1637], kaiserlicher Generalkriegskommissar, Obrist, Hofkammerrat.
[209] Heinrich v. Schlick [Schlik, Šlik], Graf zu Bassano [Passaun] u. Weißkirchen [1580-5.1.1650 Wien], kaiserlicher Feldmarschall, Hofkriegsrat.
[210] Kriegsverletzungen: Bei der Vielfalt u. Schwere der Verletzungen ist es erstaunlich, wieviel Soldaten überlebt haben. In der Leichenpredigt für Johann Schaff v. Habelsee heißt es; PERTZSCH, Heroicum Heroum fideliter & constanter militantium Stipendium: „Insonderheit Anno Sechzehenhundert und vierzig bey Greiffenstein in Slesien / als der Stalhannß mit Fünfhundert Musquetirern und dem Rechten Flügel gegen Ihn kame / Er sich mit den bey sich habenden Troppen / seiner gewöhnlichen Großmüthigkeit nach / deß Stalhannsen Schwager / nemlich den Obristen-Leutenant / so obbesagte Musquetirer commandirte / angegriffen / selbigen alsbald todtgeschossen / und ohnangesehen Er zween Schuß darüber / einen durch zwo Rippen / den andern am lincken Ohr ein- und zum Mund hinaus bekommen / gleichwohl nicht abgelassen / sondern noch einen Cornet, welcher Seiner im Schuß fehlete / erlegt / und selbige rencontra Ritterlich ausgefochten; Nicht anderst auch wieder bald darauf Anno Sechzehenhundert Ein und viertzig für Wolffenbüttel / da zwey Pferde unter Ihm mit Stücken darnieder und Er selbst gefährlich geschossen worden / Sich so Rühmlich gehalten / daß Er zur Obrist-Wachtmeisters Charge gezogen; dieses Officium Er Anno Sechzehenhundert fünf und viertzig / bey Einnehmung Teschen / und Sechzehenhundert sechs und vierzig / in der Blocquada für Frankenstein in Slesien (in welchen beeden Ocasionen Er auch hart an seinem Leib verletzt / also betretten / daß sein Obrister freywillig Ihme die Obrist-Leutenant-Stelle conferirt. Vornehmlich aber hat Er bey dem Treffen zwischen Plan und Trübel / in Führung der Avanguardi, seine bekandte Treüe / dapfern Valor und Heroischen Heldenmuht / mit ungesparter Darsetzung seines Leibes / Lebens und Bluts / Ritterlich / durch zertrennung dreyer Regimenter zu Pferd / als deß Lieffländischen / Wittenbergischen und Durlachischen / auch Eroberung zweyer Standarten / sehen lassen: Wie nicht weniger kurtz darnach Anno Sechzehenhundert acht und viertzig / bey den Dingelfingischen Einfall in der Frantzosen und Schwedischen Läger / in welchem Ihme ein Stück von der Zungen und etliche Zähne aus dem Munde geschossen worden) und sonsten die gantze Zeit durch / seiner wehrender Kriegs / dienste / an allen Plätzen und Oertern / sein Devoir jedesmahl / wieder Unsere und deß Reichs Feinde / mit empfangenen Achtzehn Tödtlichen Stich- und Schüßen durch sein Haubt / Halß / Bauch / arm und Bein (gestalten Er Uns noch jüngst zu Pilsen / die Halbe in seinem lincken Arm zu stücken geschossen / und ausgenommene Röhre Selbst gezeigt) so dapffer und und unverzagt contestirt / daß solches zu seinem Immerwährenden Lob und Ruhm / auch allen Ritterlichen Siegliebenden Soldaten zu einem Exempel der Nachfolge / billich vorgesetzt werden kann“. Vgl. die Kritik Christians des Jüngeren v. Anhalt-Bernburg (1620) an der schlechten Behandlung durch Balbiere; KRAUSE, Briefe, S. XI: „ ‚Nichts verdroß mich mehr‘, äußert er sich, ‚als da der Graf Buquoy einen jungen Balbirer, der mich verband, fragte, wo ich geschädigt wäre, antworte: In den Rücken wäre ich von einer Musketenkugel durchschossen worden, da man doch darnach befunden, daß der Schuß, so durch die Brust gegangen, vom Pistol gewesen, der andere aber nicht durchgangen. Und ich mag mich rührmen, daß in dieser Schlacht ich den Feind ins Gesicht gehabt, auch da ich beide Wunden empfangen, ihm nicht den Rücken zugekehrt, welches wenige werden sagen können.
Dieser unwissende  Balbirer aber, weil er den Eingang der Pistolkugel vorm unterm rechten Arm nicht sah, und ich vor großen Schmerzen in der Achsel mich auch nicht recht alsbald besann, stieß mir das Instrument vorn in die Brust, da die Pistolkugel ausgegangen, hinein, und zur Schulter, da die Musketenkugel hineingegangen, wieder heraus. Ich meinte, es müßte als sein, und litte es geduldig, dessen mir die Wallonischen werden Zeugniß geben, sahe also das frische neue Blut herauslaufen, daß ich auch endlich den Balbirer zur Rede setzte, und glaube, er habe mich durch das Stören, sonderlich auf diese Weise, mehr verderbt, als die Wunden an sich selbst. – Es sind wol ein fünf Balbirer dieselbe Nacht über mich gewesen und taugte keiner nichts: Napolitaner, Teutsche, Franzosen, Wallonen‘ “. Vgl. auch „Die medizinische Versorgung“, in: EICKHOFF; GROTHE; JUNGKLAUS, 1636, S. 119ff. In Schweden verbrachte man Kriegskrüppel ohne Versorgung zusammen mit Leprakranken auf einsame Ostseeinseln wie Gloskär [Åland-Archipel; Finnland]; PLEISS, Der Zug, S. 17, obwohl in den Kapitulationen festgehalten war; MANKELL, Arkiv 3. Bd., S. 265ff.: […] oder sonsten gelähmt und untüchtig gemacht würde, sie nach jedes condition und Verhalt mit Ranzion oder Auswechselung auslösen und einen solchen Beschädigten, so er in Unsern Landen zu bleiben gemeinet wäre, mit notdürft. Unterhalt die Zeit seines Lebens versorgen, oder da er weiter ziehen wollte, mit einem Pass und ehrlichem Zehrpfennig gnädigst verehren lassen“. Der bekannteste aller Kriegsversehrten soll Josias v. Rantzau [18.10.1609 Bothkamp-14.9.1650 Paris], dänischer, später französischer Generalleutnant, gewesen sein. Er soll 60 Wunden davongetragen haben, ein Auge (bei der Belagerung v. Dole), ein Ohr u. vor Arras einen Arm u. ein Bein verloren haben. Vgl. auch FRIEDRICH; SCHRÖDER, Das Massengrab von Lützen, S. 399-404.
[211] Ein durchaus üblicher Vorgang angesichts der meist schlechten Versorgungslage mit Bekleidung. Bei den Schweden wurden Kleider nach Stockholm verbracht, geflickt, gereinigt und wieder an die Truppe ausgeteilt; B. W.
[212] Spanier: Die spanischen Truppen genossen einen ausgesprochen schlechten Ruf. Von Elitetruppen kann nicht die Rede sein, so Blaise de Vignière, französischer Militärschriftsteller (1605), zit. bei PARKER, Soldat, S. 52f. „Was die Spanier betrifft, so kann man kaum leugnen, daß sie die besten Soldaten der Welt sind; aber ihrer gibt es so wenige, daß man zur Zeit wohl kaum fünf- oder sechstausend von ihnen zusammenbekommen kann“. Vgl. dazu die Chronik des allerdings parteiischen Arnold v. Anrath aus Wesel (1616); BAMBAUER; KLEINHOLZ, Geusen und Spanier am Niederrhein S. 106f.: „Nach dem nu veil Soldaten im 1615 im Sommers durch dei Pestilentzi uthengeruckett und dei Companien fast schwag worden, hatt man wederum umb dei Companien zu stercken veil newe Spannier aus Hispannien uberschicket. Den 22. Februarii anno 1616, sein wederum in Wesell gekommen ungefehr 425 ungeruste und unwerbare meisten Thels Junges, und wenig so vor Soldaten bestan muchten, wey wohl artig quat genuch, umb Leutte und Burger zu betruben. Gott gebe, daß diße dei Letzte sein mugen. Den 23. sein dei so inkommen und dei so darin gelegen wahren zemptlich gemunstert worden, und sein diße schlegte Gesellen under dei altte Companien ingeflicket. Ich hilt es darvor, daß es mestendehl Schaff und Ferckens Hirtten gewesen wahren in den Orth darhen sei gekommen wahren. Und wehn daß edle Deutzlandt und dei darinnen wohnnen nicht theten, sey solten sobaldt den Juncker nit spelen alß sei thun, wehn sey dey Plug Bengelß nith in unser Landt gekomen“. Der Pfarrer v. Nauheim u. Verfasser des THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., Heinrich Maul (Henricus Oraeus) [1584-1646]; WAAS, Chroniken, S. 192: „Dieses spanische und kaiserliche Volk [des Kardinal Infanten Ferdinand] hat nicht besser gehauset … Allerorten wo sie hinkamen, erfülleten sie Himmel, Luft und Erden mit mit Feuer, Raub, Dampf, Blut, Mord, Schand und Brand, Leid und Geschrei, daß es in und durch die Wolken erscholl, und hätte nicht ärger gemacht oder erhört werden können. Fast kein Ort blieb ganz stehen. Kein Mensch dorfte sich sehen oder blicken lassen, wer nicht des Todes sein wollte, oder mußte sich entweder in feste Oerter oder ins dicke Gesträuch, Gebürg, Wälde, Höhlen und Steinritzen bei die unvernünftige wilde Thieren verkriechen. War doch manchmal nicht sicher, sondern wurde herausgezogen und ärger als ein unvernünftiges Thier gehauen, geschossen, gemetzget, zerfetzet, daß nimmermehr kein Zung so beredt, noch einige Feder so scharf und spitz, die es ausreden und beschreiben könnte. In Summa, das Land vor ihnen war wie eine lüstige Aue oder wie ein Paradies und Lustgarten und nach ihnen wie eine wilde, wüste Einöde, daß in wenig Tagen nach ihrem Durch- und Abzug man sich gegeneinander vermundern möchte, wo sich einer oder der ander erhalten hätte“. Maximilian I. v. Bayern hatte den Spanien schon in der Anfangsphase des Krieges mangelnden Einsatz vorgeworfen, „weiln alles nur auf einem bleien Spanischen fueß heergeht“. BA NF I/2, Nr. 109, S. 336: Maximilian I. an Herzog Wilhelm V., Straubing, 1621 VIII 25. Zum Teil wurden wie in England Sträflinge aus den Gefängnissen geholt, v. den spanischen  Galeeren rekrutiert u. ins Reich verbracht. Der Waliser James Howell 1623 über den Charakter der Spanier: „Betreffs des Volkes, […] sein Fehler besteht in allzu großer Würde, was mancher, der es nicht so gut kennt, für Stolz hält. […] Er geht, als ob er marschiere, und er sieht selten zu Boden, als ob er ihn verachte“. Zit. bei DAVIES, Spanische Habsburgerportraits, S. 70.
[213] Matteo de‘ Medici [Toscana, Mattia di], Prinz v. Toscana, Herzog v. Florenz [9.5.1613 Florenz-14.10.1667 Siena], kaiserlicher Obrist.
[214] Kornett: das Feldzeichen der kleinsten Einheit der Reiterei (entsprach der Kompanie). „[ …] bei den soldaten ist das cornet dasjenige zeichen, so die helden bei frewd und mut erhaltet, darnach sie alle sehen, und wo dieses verloren, so ist herz und mut und die ganze compagni, das ganze regiment, das feld verloren“ [DWB]. – Fahne: Fahne einer Kompanie; metonymisch die ganze Kompanie. Als Feldzeichen war die Fahne zur Unterscheidung v. Freund u. Feind unverzichtbar, da es im Dreißigjährigen Krieg kaum einheitliche Uniformen gab. Sieg u. Niederlage wurden nach der Zahl der eroberten u. verlorenen Fahnen ermittelt. Die Fahne wurde geradezu kultisch verehrt, Soldaten legten ihren Eid auf die Fahne, nicht auf den Kriegsherrn ab. BRNARDÍC, Imperial Armies 1, S. 38ff.
[215] Beute: Beute war im allgemeinen Verständnis das Recht des Soldaten auf Entschädigung für die ständige Lebensgefahr, in der er sich befand und das Hauptmotiv für den Eintritt in die Armee. BURSCHEL, Söldner, S. 206ff. Vgl. JANSSEN, Bellum iustum, S. 137: “Sei der Krieg als Mittel zur Erhaltung der Gerechtigkeit unter den Menschen gestattet, so sei auch das Beutemachen in einem gerechten Krieg als ein legitimes Mittel, den Gegner zur Aufgabe zu zwingen oder von der Führung eines ungerechten Krieges abzuschrecken, gerechtfertigt. Daß dem Feind alle Güter, die ihm zur Schädigung der gerechten Sache dienen, entwendet werden dürften, liegt, so Grotius, auf der Hand. Des weiteren gäbe es drei schwerwiegende Gründe, aus denen es gerecht erscheine, die Güter des Feindes in Besitz zu nehmen. 1. Als Ausgleich für die Güter, die der gegner sich entweder vor oder während des Krieges widerrechtlich angeeignet hat; 2. Als Entschädigung für die Kriegskosten, die dem gerecht Kriegführenden entstanden sind; 3. Als abschreckende Strafe für den Übeltäter. Sich den Besitz des ungerechten Feindes aus Habgier anzueignen, sei jedoch nicht zulässig. Der gerechte Krieg rechtfertige nicht die Plünderung des Gegners“. Für den lutherischen Theologen Scherertz galten allerdings nur der Bestand der Christenheit, die Reinheit des Glaubens u. der Erhalt der Gerechtigkeit als hinreichender Grund; BITZEL, Sigmund Scherertz, S. 153.  Dabei war Beute ein sehr weit gefasster Begriff, v. Beutekunst wie sakralen Gegenständen, Altarbildern, Bildern, Büchern (wie etwa in der Mainzer Universitätsbibliothek; FABIAN u. a., Handbuch Bd. 6, S. 172), bis hin zu den Wertgegenständen der Bürger. STEGMANN, Grafschaft Lippe, S. 63: Interessant ist auch die Auflistung der v. staatischen Truppen bei einem Überfall erbeuteten Wertsachen des ligistischen Generalproviantmeisters Münch v. Steinach, darunter augenscheinlich auch Beutegut: „Ein gantz gülden Khetten mit zweyen Strengen. Daran ist gewesen ein gantz güldens Agnus Dei. Aber ein kleins auch güldens Agnus Dei Gefeß. Wieder eins von Silber und vergolt. Ein schönes Malekhidt-Hertz mit Goldt eingefast. Ein Goldtstückh mit einem Crucifix. Aber ein Goldstückh mit einem Kreutz. Aber ein Hertz von Jaspis vom Goldt eingefast, so für den bösen Jammer gebraucht wirdt. Ein großer Petschafftring von Goldt. Ein von Silber und vergolts Palsambüchsel. Ein Paternoster an silbern Tradt gefast. Ein Pethbuch. Dan an Geldt, so Herr General-Proviantmeister bey sich gehabt, 7 Thlr. 18 Gr. Von der Handt ein gülden verfachen Denckhring. Aber ein Petschafftring von Goldt, daß Wappen in Jaspisstein geschnidten. Ein gestickt Paar Handtschuch. Ein Paar von silberfarb Daffent Hosenbänder mit lang seiden Spitzen“. In Askola, einer Gemeinde in Südfinnland, nördlich der Hafenstadt Porvoo, befindet sich noch heute in der Holzkirche eine reich verzierte barocke Kanzel, die v. finnischen Söldnern als Kriegsbeute mitgebracht wurde. Die Beutezüge wurden zum Teil mit Wissen der Offiziere unternommen, denen dafür ein Teil der Beute überlassen werden musste. Besonders wertvolle Stücke nahmen die Kommandierenden (oder auch die Marketender) den oft verschuldeten Soldaten gegen einen Bruchteil des Wertes ab. Auch Offiziersfrauen handelten mit Beute oder trieben damit Tauschhandel. Vgl. die Schadensliste vom März 1634 bei BARNEKAMP, Sie hausen uebell, S. 58ff.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 32ff.; REDLICH, De Praeda; ZIEGLER, Beute; KAISER, „ … aber ich muß erst Beute machen“. Auf der Suche nach Beute wurden sogar Latrinen erfolgreich durchsucht; SAUERLÄNDER, Geschichte der Stadt Lüdenscheid, S. 107. Der Superintendent Braun (1589-1651), zit. bei ROTH, Oberfranken, S. 303f.: „Die Ursache dieses Übels wird jeder leicht verstehen, wenn er die völlig aufgelöste Disziplin der Armee näher bedenkt. Die Fürsten selber und die Heerführer bringen ihr Militär ohne Geld zusammen; das muß von schnödem Raub sich selbst erhalten. Sie öffnen ihnen damit die Tür zu aller Nichtswürdigkeit und Grausamkeit, und müssen zu allen abscheulichen Freveln die Augen zudrücken. Pünktlich bezahlte Löhnung erhält den Soldaten, auch den sehr unguten, durch die Furcht vor dem Kriegsrecht bei seiner Pflicht und hindert ihn an Übergriffen. Enthält man ihm hingegen die Löhnung vor, so verwildert er und ist zu jeder Schandtat bereit. Dazu kommt die schon erwähnte Lässigkeit der Führer beim Anwerben der Soldaten. Denen liegt ja an der reinen Lehre und an der Gottesfurcht gar nichts; sondern die blinde Beutegier treibt sie zum Kriegsdienst; dadurch geht alles zu grunde. Wird eine Stadt oder eine Festung eingenommen, so schenkt der Sieger den Mannschaften der Besatzung, wenn sie auch noch so sehr dem päpstlichen Aberglauben ergeben sind, ihr Leben und reiht die Feinde in seine Truppen ein, nicht ohne gewaltigen Schaden der evangelischen Verbündeten. Denn um ihre Niederlage gründlich zu rächen, speien diese Scheusäler unter dem Deckmantel der militärischen Freiheit alles Gift ihrer Seele aus gegen die Bekenner des evangelischen Glaubens und wüten auf alle Weise in unsäglicher Grausamkeit, Raub und Wegelagerei, zünden die Dörfer an, plündern die Häuser, zwingen die Bewohner mit Schlägen, zu tun, was sie verlangen und stehen in keiner Weise auch hinter den grimmigsten Feinden zurück. Wie viel unserer Sache durch den Zuwachs dieser ehrlosen Räuber gedient ist, sieht jedermann leicht ein“. Bei der Plünderung Magdeburgs hatten die Söldner 10 % des Nominalwertes auf Schmuck u. Silbergeschirr erhalten; KOHL, Die Belagerung, Eroberung und Zerstörung, S. 82. Profitiert hatten nur die Regimentskommandeure bzw. die Stabsmarketender. WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 222: „Wie demoralisierend der Krieg auch auf die Landeskinder wirkte, ergibt sich aus einem fürstlichen Erlaß mit Datum Dessau, 6. März 1637, in dem es heißt: ‚Nachdem die Erfahrung ergeben hat, daß viele eigennützige Leute den Soldaten Pferde, Vieh, Kupfer und anderes Hausgerät für ein Spottgeld abkaufen, dadurch die Soldaten ohne Not ins Land ziehen und zur Verübung weiterer Plünderungen und Brandstiftungen auf den Dörfern, zum mindesten aber zur Schädigung der Felder Anlaß geben; sie auch oft zu ihrem eigenen Schaden die erkauften Sachen wieder hergeben müssen und dadurch das ganze Land dem Verderben ausgesetzt wird, befehlen wir (die Fürsten) hierdurch allen unseren Beamten und obrigkeitlichen Stellen, daß sie allen Einwohnern und Untertanen alles Ernstes auferlegen, Pferde, Vieh und sonstige Dinge von den Soldaten nicht zu kaufen“ ’. Gehandelt wurde mit allem, was nur einigermaßen verkäuflich war. Erbeutete Waffen wurden zu Spottpreisen an Städte u. Privatleute verkauft; SEMLER, Tagebücher, S. 27f. Der Überlinger Pflummern berichtet unter dem 4.5.1635; SEMLER, Tagebücher, S. 199: „Vmb dise zeitt daß rauben, stehlen vnd plündern auff dem landt, sonderlich vmb die statt Veberlingen daß tägliche handwerckh geweßt, dan nirgendts ein remedium, kein zucht noch kriegsdisciplin, vnd hatt obrist von Ossa zu Lindaw selbst denen, so vmb abstellung diser straßenraubereyen bei ihme angehalten (der jedoch auf dieses landts defension vom kayßer patenten empfangen) sollche abzustellen nicht möglich, dan wie er discurrirt, müeße der kayßer knecht haben, die knecht müeßen geessen haben, müeßen auch wol gemundirt seyn, vnd müeßen noch darzu fir andere ihr notturfft ein stuckh gellt im peüttel haben, ergo sollen vnd mögen sie stehlen, rauben vnd plündern, waß vnd wa sie finden“. Teilweise waren sogar Pfarrer mit auf Beute ausgezogen“. STÜNKEL, Rinteln, S. 20: „Im Oktober [1623; BW] erhält der Rat Kenntnis von einer für die Stadt sehr unangenehmen Angelegenheit, die unter Umständen die schwerstwiegenden Verwicklungen nach sich ziehen konnte. Uns aber zeigt dieses Vorkommnis, wie sehr schon in den ersten Jahren des Krieges die Moral der Bürgerschaft gelitten hatte. Es handelt sich um folgendes: Bürger der Stadt haben von den kaiserlichen Kriegsvölkern Seiner Exzellenz des Grafen von Tilly, die links der Weser von Exten bis Hemeringen lagerten, unter anderem gestohlenes Vieh gekauft und es durch Tillysche Soldaten nach Rinteln bringen lassen. Bei der Rückkehr von der Stadt in ihre Quartiere haben diese Kriegsknechte die Kirche in Hohenrode aufgebrochen und ausgeplündert. Als der Rat am 2. Oktober davon erfährt, ordnet er sofort eine Untersuchung über diese Vorkommnisse unter den Bürgern und Bürgerschützen an. Dabei stellt sich heraus, daß nicht nur einzelne Bürger im Tillyschen Lager gewesen sind, sondern daß auch Schützen aus allen Korporalschaften die scheinbar billige Kaufgelegenheit wahrgenommen haben und daß in diese schmutzige Angelegenheit, denn es handelt sich ja meist um gestohlene Sachen, nicht nur die Männer, sondern auch deren Ehefrauen und Dienstmädchen und auch die Schutzjuden verwickelt sind. Bürgermeister Curt Hanes Magd hat von den Soldaten Kleider gekauft, ein Knecht dem Juden Leaser eine geringe Kuh für einen Taler abgenommen, ein Fremder hat zwei große Kessel mitgebracht, die Frau von Carl Schnar hat elf Kuhhäute für 4 Tonnen Broihan eingehandelt, Carsten Bohne hat einen Krug für 2 ½ Groschen, Jürgen Bennemanns Magd einige Kleider, Lewin Storck eine Kuh für 2 ½ Taler, Hans Rosemeyer zwei Kühe und ein Rind für 7 Taler gekauft. Andere haben eingehandelt ein Pferd für fünf Koppstück, eine Büchse für einen Taler, Kessel, Messingkannen, Schaffelle, ein Leibstück für drei Brote, fünf Schlösser, die aus dem Hause von Wartensleben in Exten stammten – der Käufer behauptet aber, sie dem früheren Besitzer schon wieder angeboten zu haben – , Feuerschlösser, 15 Stück Leder, Mäntel und Leinwand, ein altes Feuerrohr, Degen, einen Messingkessel für einen Hut, einen kupfernen Kessel für zwölf Groschen, ein Bandelier, eine Kuhhaut, ‚so durchschossen‘, für 2 Koppstück, einen kleinen ‚Pott‘, ein Leinenlaken, ein Stück Samt, Wollgarn usw. Einer kaufte eine Axt von einem Soldaten, ‚der ihn Hungers halber um Gottes Willen gebeten, ihm ein Brot dafür zu geben‘ “.
[216] Quartier: Pardon, Gnade. Das hing zumeist v. den Möglichkeiten ab, sich zu ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen v. Personen, Gegenständen oder Vieh. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand u. Beruf oft 300 Rt. u. mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29.  Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant v. Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man v. ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs u. Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph 3. Bd., S. 450. Nach Lavater, KRIEGSBüchlein, S. 66f., hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „Wann aber ein Soldat eine eiserne / zinnerne / in speck gegossene / gekäuete / gehauene / oder gevierte Kugel schiesset / sol man ihm kein Quartier halten. Alle die / so gezogene Rohre oder Füseschlosse führen führen / haben das Quartier verwürckt. Item / alle diejenigen / die von eisen geschrote / vieregkichte / und ander Geschröt / und Stahel schiessen / oder geflammete Tegen haben / sol man todtschlagen: auch alle diejenigen / so man in einem Land / welches preis gegeben wird / vor dem Feind antrift / sol man henken lassen: Auch alle Spionen haben kein Quartier / sonder sollen ohn alle gnad gehenkt werden. Alle Nachtvögel / so die Strassen unsicher machen / und keinen Herren haben / sol man henken lassen. Item / alle diejenigen / so ohne Paßporten zum Feind überlauffen / und wider ergriffen werden / sol man todtschlagen“. Auch wurde beim Angriff zum Teil die Parole ausgegeben, kein Quartier zu gewähren; THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 609f. (Treffen bei Haselünne 11.1.1636). Doch selbst die Gewährung v. Quartier bedeutete nicht, danach nicht doch noch getötet zu werden.
[217] Göppingen; HHSD VI, S. 260f.
[218] Schwäbisch Gmünd [Ostalbkreis]; HHSD VI, S. 720ff.
[219] Meile: 1 Meile = ca. 7,420 km, eine schwedische (auch große) wie auch westfälische große Meile wurde mit 10 km bzw. 10, 044 km gerechnet. In der Regel kein bestimmtes Maß, sondern eine Strecke, „die ein Fußgänger ohne Anstrengung in zwei Stunden zurücklegen“ konnte. HIRSCHFELDER, Herrschaftsordnung, S. 192.
[220] Walstatt, „Wahlstitte“: Schlachtfeld, Kampfplatz, ursprünglich mhd. „Leichenfeld“, „von Leichen bedecktes Schlachtfeld“ oder überhaupt „Ort, wo gekämpft worden ist“; DWB Bd. 27, Sp. 1360, 62.
[221] Bataille: Schlachtordnung.
[222] Stuttgart; HHSD VI, S. 768ff.
[223] Fritzlar [Schwalm-Eder-Kreis]; HHSD IV, S. 149ff.
[224] Heinrich Christoph v. u. zu Griesheim [Grißheim] [1596/1598-nach 1658], kurmainzischer Oberamtmann.
[225] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen u. Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung v. Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung v. Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen erwarteten je nach Lage der Dinge meist einen ehrenvollen Abzug u. zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Auch wurde festgelegt, z. B. 1634 Landsberg/Warthe beim Abzug der kaiserlichen Garnison; THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 196: „Ingleichen sollen sie vor- vnd bey dem Abzug einigen Einwohner / Bürger vnnd Schutzverwandten / er sey Geist- oder Weltlich / im geringsten nicht beleydigen / vielmehr aber / was jedweder Officierer vnnd Soldat der Burgerschafft schuldig / so entlehnet / oder mit Gewalt abgenommen / vorm Abzug richtig bezahlen“. Vgl. auch die genauen Festlegungen im Akkord v. Dömitz (26.12.1631; THEATRUM EUROPAEUM 2. Bd., S. 497ff.). Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden, z. B.. wegen der Undiszipliniertheit ihrer Truppen oder weil die Abziehenden gegen den Akkord verstießen, nicht eingehalten. CHEMNITZ über durch Wallenstein gewährten Akkord für die Besatzung v. Glogau (1633), Königlichen Schwedischen [ …] Krieg, 1. Buch, 60. Kap., S. 273: „Schrieten also die / darin gelegene / hohe Officirer zum accord / Den der Hertzog von Friedland / mit sack vnd pack / brennenden lunten / fliegenden Fähnlein auszumachiren / vnd gerade auf Landsberg begleitet zu werden / bewilliget / doch schlecht gehalten, in deme Er sie bald vor / bald hinter sich zurücke geführet / dadurch den Soldaten abgemattet / vnd dergestalt schwierig gemacht / das letztlich erst im WinterMonat fast weinig vnd ohngefehr dreyhundert mann davon in Pommern überkommen“. Der Markgröninger Dekan Wendel Bilfinger unter dem 3.12.1634; BILFINGER, Wahrhaffte Beschreibung, S. 233: „Und seind disen tag uf dem Asperg ankommen 3. Stuckh Officiers, ein Leutenant, Fendrich und Corporal, welche von dem Tubadelischen [Georg Christoph v. Taupadel; BW] Volckh, so von Schorndorff außgezogen [25.11. war Schorndorf gefallen; BW], entrunnen, dann ihnen die kaiserische den accord nit gehalten, Sie betrüglicher weiß 6. Tag umbgefüert, hernacher erst gezwungen sich underzustellen, oder sollten nidergemacht werden: Und seind alle Officier dabey gefangen genommen worden“.
[226] ENGERISSER, Von Kronach, S. 321ff.
[227] Alexander Leslie [Lesley, Lesle, Lessle, Leßle, Lassle, Letzle, Lasle, Lesly], 1st earl of Leven [um 1580-4.4.1661 Balgonie, Fife], schwedischer Feldmarschall. MURDOCH, SSNE ID: 1; dort auch weiterführende Literatur; McANDREW, Scotland’s Historical Heraldry, S. 513ff.; MURDOCH; GROSJEAN, Alexander Leslie; BACKHAUS (Hg.), Brev-II.
[228] Schlacht bei Wittstock am 24.9./4.10.1636: Schwedische Truppen (9150 Berittene u. 7228 Infanteristen) unter Johan Banér schlagen die kaiserlich-kursächsischen Truppen (9000 Berittene u. 9000 zu Fuß) unter Melchior v. Hatzfeldt. Dadurch konnten die schwedischen Kontributionsgebiete wieder ausgeweitet werden; Banér hatte bewiesen, dass mit Schweden als Militärmacht in dieser Kriegsphase wieder zu rechnen war. Vgl. Eigentlicher Verlauff Des Treffens bey Wittstock / etc. vorgangen den 4. October / 24. September 1636 [VD17 23.313240S]. Vgl. die hervorragende Edition von EICKHOFF; SCHOPPER, 1636; MURDOCH; ZICKERMANN; MARKS, Battle of Wittstock; ferner HÖBELT, Wittstock; HEßELMANN, Simpliciana XXXIII. Vgl. Quellen 32, 33. – Wittstock [LK Ostprignitz/Wittstock]; HHSD X, S. 394ff.
[229] Hof; HHSD VII, S. 302f.
[230] Gefell [Saale-Orla-Kreis]; HHSD IX, S. 129f.
[231] Mühltroff [Vogtlandkreis].
[232] Saalburg [Saale-Orla-Kr.]; HHSD IX, S. 367ff.
[233] Pausa-Mühltroff [Vogtlandkreis]; HHSD IX, S. 336f.
[234] 27, 48 Liter.
[235] Torgau [LK Nordsachsen]; HHSD XI, S. 467ff.
[236] Neustadt a. d. Orla [Saale-Orla-Kreis]; HHSD IX, S. 301f.
[237] in continenti: unverzüglich.
[238] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.
[239] Christoph Salomon Wuschold [November 1598-14.7.1639], Zuckerbäcker u. Advokat in Hof.
[240] Jöran [Jörgen, Jürgen, Jyri, Georg] Paykull [Paickel, Paijkull, Peikel, Peikul, Peuckel, Peykel, Patkul, Beckel, Beykel, Beichtel, Böckel, Bockihl, Bickell, Pryckel, Poiquel, Poichel, Poickul, Putkul (Patrulius)], Freiherr (1651) v. Vöråberg (Österbotten) [2.5.1605 Reval-1.2.1657 Stockholm], schwedischer Generalmajor. Paykull wurde der Nachfolger v. Ermes als Kommandant v. Erfurt, der „Generalmajor vom Beutel“, so sein berechtiger Spitzname, den seine eigenen Soldaten „pahin“ („Schlechtester, Spitzbube“) titulierten
[241] Friedrich Huldreich v. Varell [ – ], bis 1637 markgräflicher Kanzler.
[242] Johan Banér [Bannier, Panier, Panner] [23.6./3.7.1596 Djursholm-20.5.1641 Halberstadt], schwedischer Feldmarschall. 1614 Offizier unter Gustav II. Adolf v. Schweden, 1620 Beförderung zum Hauptmann, 1621 zum Obristen, 1623 zum Generalmajor, 1630 zum Generalleutnant, am 17.9.1631 Teilnahme an der Schlacht bei Breitenfeld, Herbst 1632 Übernahme des Oberbefehls in Süddeutschland, 1633 Beförderung zum schwedischen Feldmarschall u. Übernahme des Oberbefehls über die in Schlesien stehenden Truppen. Nach der Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 Bruch mit Sachsen, Zurückdrängung seiner Armee nach Norden, am 4.10.1636 Sieg bei Wittstock über kaiserlich-sächsische Truppen unter Melchior v. Hatzfeldt, Eroberung Erfurts u. Belagerung Leipzigs, nach Verstärkung seines Heeres durch Truppenkontingente des verstorbenen Bernhards v. Sachsen-Weimar 1640/1641 vergeblicher Vorstoß auf Regensburg, anschließend Rückzug nach Böhmen u. Sachsen. Vgl. BJÖRLIN, Johan Baner.
[243] Johann Knoll [ – ], Wachtmeister in Hof.
[244] Georg Hendel [ -19.7.1638], Kammermeister u. Stadtrat in Hof.
[245] Harth-Pöllnitz-Frießnitz [LK Greiz].
[246] KLUGE, Hofer Chronik, S. 114ff.
[247] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[248] Ture Nilsson [Duro] Bielke [Bilke, Belke, Beelke, Bilike, Bielecke, Bjelke] [13.6.1606-11.5.1648 Tensta, Uppsala län, Schweden], schwedischer Obrist.
[249] Eberhard Freiherr Zoege v. Manteuffel [Manndeiffl, Mandeuffel, Mann Teuffel, Menteuffel, Monteiffl, Montaiffl, Montaiffel] [1590 Kurland ?-24.12.1637 Königsberg (Niederschlesien)], kaiserlicher Obrist.
[250] Rudolf Georg v. Wolframsdorf [Ramsdorf, Wolffersdorf] [ – ], kursächsischer Obrist.
[251] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 44.
[252] Eisenach; HHSD IX, S. 88ff.
[253] Johann Ernst Herzog v. Sachsen-Eisenach [1.7.1566 Gotha- 23.10.1638 Eisenach].
[254] Tross: Der Tross war der gesamte Begleitzug eines Heeres (ohne Anspruch auf Verpflegungsrationen) u. bildete sich, neben den Offiziers- u. Soldatenfamilien, aus Dienstpersonal, Feldpredigern, Feldchirurgen, Feldschern (vgl. s. v.), „Zigeunern“ als Kundschaftern u. Heilkundigen, Köchen u. Handwerkern, Händler/innen u. Marketender/innen, Invaliden u. Entwurzelten, Glaubensflüchtlingen, Soldatenwitwen u. Kriegswaisen, Hunger leidenden Zivilisten und Bauern, Gefangenen, behördlicher Strafverfolgung Entflohenen u. zum Dienst bei der Artillerie verurteilten Straftätern sowie Gauklern, Wahrsagern und in 4 Klassen eingeteilte Prostituierten („Mätressen“, „Concubinen“, „Metzen“ und „Huren“). Nach der Kapitulation der Kaiserlichen 1632 in Zwickau rückten angeblich 1150 Infanteristen, 800 Kavalleristen (zumeist Kroaten), 2100 Huren u. Troßbuben ab; HERZOG, Chronik von Zwickau 2. Bd., S. 427. Der schwer bewegliche Tross („Geschlaif und Geschlepp“: Bezeichnung aus Württemberg; SIEBER, Oberamt Besigheim, S. 43) und die ambulante Lagergesellschaft waren z. T. doppelt bis viermal so groß wie das Heer, dem er folgte, u. war somit zahlenmäßig größer als eine Großstadt wie etwa Köln. Der Aufwand für die eigenen Bedürfnisse Erzherzog Leopold Wilhelms u. seinen Hofstaat scheint ziemlich groß gewesen zu sein. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 230: „Bei dem Durchzug durch Heilbronn am 10. Oktober [1645; BW] hatte das Heer Leopolds so viel Troß bei sich, daß ‚2 Tage lang eine Kutsche ein Wagen, ein Troß auf den anderen folgte, und das Gesindel so zahlreich war, wie man es noch bei keinem Heere gesehen hatte‘ „. PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 119 (Bad Windsheim 1635), S. 119: „1635. den 11. Martii zogen die beede Schwäbischen Compagnien unterm Hauptmann Rödeln und Richtern aus der Stadt / solten 421. Mann seyn / aber als man sie unter dem Thore zehlete / warens 1800. Köpffe in allem mit Weib und Kindern“.[254] Christian II. v. Anhalt-Bernburg am 22.2.1637 anlässlich der Kämpfe um Leipzig 1637; http://diglib.hab.de/edoc/ed000228/start.htm (1637): „Jtem: daß die Kayserlichen sehr vbel hausen, ärger alß Türcken, mitt schendungen, vndt grawsamkeitten, weil viel Barbarische vndißciplinirte völcker vndter ihnen. Mitt dem droß seyen sie 100 mille Menschen starck, darundter 40 mille combattans“.[254] Während zu Anfang des Krieges der Tross etwa 30 % größer war als die kämpfende Truppe, war er am Kriegsende nach Aussage des bayerischen Feldmarschalls Gronsfeld unkontrollierbar angewachsen. Er erinnerte daran, dass man „in disen beiden armaden sicherlich über 180 000 seelen hat, welche, es sein gleich jungen, fuhrknecht, weiber und künder, doch alle sowoll alß soldaten leben müssen. Nun werden die beeden armaden ungefähr uf 40 000 mann proviantirt, und mehrer nicht, alß ein mensch in 24 stundt nöthig hat. Wie nun die übrige 140 000 menschen leben können, wan sie nicht hin und her ein stuckh brott suchen thun, solches ist über meinen verstandt“. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2961, fol. 29 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I. v. Bayern, Thierhaupten, 1648 III 31. In der Werbeinstruktion (1639 VII 04; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2624, fol. 4-5) war bestimmt worden, dass „taugliche knecht und nit solche, wie zum theil bei vorigen werbungen geschehen, geworben werden, die mit zu villen kindern beladen und sich allein wegen der quartier underhalten lassen, khonfftig aber wanns zum veldzug khombt, wider dauongehn, also werb: und lifergelt umb sonst angewendt wirdet“. Zum Teil wurden sogar Schiffsbrücken im Tross mitgeführt. Zudem unterlag der gesamte Tross der Militärjustiz, vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 35 (1633): „Haben 4 von dem Troß ins Feuer geworfen, wie man denn nach geschehenem Brand 2 Köpf, etliche Finger und einen halben gebratenen Menschen noch übrig gefunden“.Zur „Lagergesellschaft“ vgl. KROENER,  „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“, S. 279-296; LANGER, Hortus, S. 96ff.; WAGNER, Ars Belli Gerendi. In Notsituationen wurden Trossangehörige, wenn auch erfolglos, als Kombattanten eingesetzt; BRNARDIC, Imperial Armies 1, S. 19.
[255] Karl v. Kosbot [Koßboth, Kosboth] [ – ], sachsen-weimarischer Obristwachtmeister.
[256] Georg III. Graf v. Kirchberg, Graf zu Sayn-Hachenburg [10.1.1569-3.11.1641] Herr zu Farnroda, Rat u. Statthalter der Herzöge v. Sachsen-Eisenach. Er studierte in Heidelberg, Straßburg, Genf u. Basel u. war bekannt als Büchersammler, Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ als „der Erweiternde“, verheiratet mit Dorothea Magdalena Reuß j. L. zu Gera [1595-1646], die als „die Gott(s)fürchtige“ Mitglied der „Tugendlichen Gesellschaft“ war; METZGER; SCHADE, Sprachgesellschaften, S. 621. Am 6.11.1620 war sein neu erbautes Schloss zu Farnroda niedergebrannt, ab 1627 amtierte er als Statthalter des Fürstentums Eisenach; SCHMID, Geschichte, S. 70 [MDSZ].
[257] PETER, Eisenach, S. 29.
[258] Greußen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 170f.
[259] Michel Schinckhirt [Schenckhirt] [ – ], Stadtleutnant in Greußen.
[260] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie u. seiner ganzen Habe in des Kaisers u. des Reichs besonderen Schutz u. Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler u. die Wappen der kaiserlichen Königreiche u. Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade u. Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, u. ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 v. Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen“. ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Abt Veit Höser (1577-1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Raub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten – als Beschützer – ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer – und Spion – unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. Auch war das Leben als Salvaguardist nicht ungefährlich. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen: Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.« Teilweise „kauften“ sich begüterte Bürger Offiziere als Salvaguardia, um sich gegen Übergriffe zu schützen; SUTORIUS, Die Geschichte von Löwenburg. 1. Teil, S. 266. Teilweise wurde nur ein einzelner Salvaguardist einquartiert, teilweise aber ging die Zahl je nach Kriegs- u. Ortslage erheblich in die Höhe. 1635 hielt Heinrich Graf Schlick 100 Mann zum Schutz seiner Herrschaft Plan für notwendig; SENFT, Geschichte, S. 124.
[261] Clingen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 69f.
[262] OLEARIUS, Rerum Thuringarum Syntagma, S. 168f. Vgl. auch [N, N], Alte und Neue Thüringische Chronica, S. 174.
[263] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.
[264] Rittmeister [schwed. ryttmåstere, dän. kaptajn]: Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Schwadron, Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung u. Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung u. Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, u. die eigentlich militärischen Aufgaben wurden v. seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscher, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler u. Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler u. Plattner 1 Feldkaplan u. 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- u. Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Der Rittmeister beanspruchte in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold, d. h. 1.800 fl. jährlich, während ein bayerischer Kriegsrat 1637 jährlich 792 fl. erhielt, 1620 war er in der brandenburgischen Armee als Rittmeister über 50 Pferde nur mit 25 fl. monatlich dotiert gewesen. Als kommandierender Rittmeister einer Streifschar einer Besatzung erhielt er auf 1.000 Rt. Beute u. Ranzionierungen quasi als Gefahrenzuschlag 59 Rt. 18 Alb. 4 Heller; HOFMANN, Peter Melander. Bei seiner Bestallung wurde er in der Regel durch den Obristen mit Werbe- u. Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[265] Korporal [schwed. korpral, dän. korporal]: Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich; „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“. Das entsprach immerhin dem Jahreslohn eines Ochsenknechtes, in besetzten Städten (1626) wurden z. T. monatlich 24 Rt. erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 16 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 461. DESING, Historia auxilia 2. Bd., S. 186: „Corporal ist ein Unter-Officier, der viel zu thun hat: Darumb seynd bey einer Compagnie zwey, drey oder vier. Für seine 15. Mann, welche man eine Rott nennt, empfängt er vom Capitain d’Armes das Gewehr, vom Fourier das Quartier, vom Muster-Schreiber das Geld, vom Sergeanten die Ordre, gehört nit zur Prima plana“. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 60: „Die Corporalen sollen gute / redliche / und versuchte Soldaten seyn / die schreiben / lesen / und rechnen können. In dem commandieren sollen sie gleiche ordnung halten / die Schiltwachten zu guter zeit aufstellen / und ihr Ansehen bey den Soldaten erhalten: Sie sollen gantz eiserne Ladstecken / Krätzer / und Kugelzieher an ihren Musqueten haben / daß sie den Soldaten zu hülff kommen mögen“.
[266] Page: junger Adeliger, der kleinere Dienstleistungen unter Aufsicht des Kammerherrn in der Umgebung eines Fürsten verrichtete. Er wurde bei Hofe erzogen u. später Offizier oder selber Kammerherr.
[267] HAPPE II 241v-242v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[268] Kaspar Graf v. Eberstein [Everstein] [6.1.1604-18./28.10. oder 11./21.10.1644 Oldersum], hessen-kasselischer Generalleutnant.
[269] Sömmerda [Kreis Sömmerda], HHSD IX, S. 401.
[270] N Treusch v. Buttlar
[271] Gebesee [Kr. Erfurt]; HHSD IX, S. 128f.
[272] 1 Marktscheffel = 12 Scheffel = 48 Viertel = 96 Metzen = 192 Mäßchen = 547, 58 Liter.
[273] 1 Faß = 4 Tonnen = 114 Stübchen = 997, 08 Liter.
[274] 1 Eimer = 36 Kannen = 61, 83 Liter.
[275] Jena; HHSD IX, S. 215ff.
[276] HAPPE II 252v-253v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[277] Georg Adam v. Pfuel [Pful, Puhl] [6.4.1618 Garzin-9.6.1672 Spandau], schwedischer Major, Obrist.
[278] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.
[279] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[280] Christoph Heinrich v. der Goltz [1.1.1600 Klein Mellen-9.9.1643 Damitz], schwedischer Obrist. Vgl. die Erwähnungen bei mdsz.thulb.uni-jena.de; SCHWARTZ, Neumark; BERG, Regulating war, S. 60f.
[281] HAPPE II 256r-256 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[282] Zeitz [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 519ff.
[283] ROTHE, Zeitz, S. 348f.
[284] Friedrich Freiherr v. Zabeltitz [Zabellitz, Sabalitz, Sabeiditz, Gabeditz, Gabeltitz, Rabeltiz, Zabelditzky] zu Ullersdorf  [20.3.1595 Töppen-13.12.1643 Minden], schwedischer Obrist, Generalmajor.
[285] ROTHE, Historische Nachrichten der Stadt Zeitz, 1. Bd., S. 265, Anm. *: „Die Herren-Freiheit ist die jetzige Domherrnstraße, früher von der Stadt durch ein Thor abgeschlossen, in welchem dicht davon das an den Amtshof grenzende Kramerloch ein mit dem Recht, darin zu kaufen und verkaufen versehenes Haus, lag. Die Herren-Freiheit hieß auch Domfreiheit, Capitulsfreiheit und Freiheit schlecht hin“.
[286] Jacob Baum [Bohm, Boom] [ – ], schwedischer Obrist.
[287] Schindhund: Hund des Schinders, canis excoriatoris, ein Hund, den der Schinder (Abdecker) todschlagen sollte; Leuteschinder, Blutsauger, Geizhals [DWB].
[288] Kapitänleutnant [schwed. kaptenslöjtnant, dän. kaptajnløjtnant]: Der Kapitänleutnant war der Stellvertreter des Kapitäns. Der Rang entsprach dem Hauptmann der kaiserlichen Armee. Hauptmann war der vom Obristen eingesetzte Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung u. Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig u. die eigentlichen militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben u. auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher u. die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- u. Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant u. dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.
[289] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff. Vgl. auch FIEDLER, Mit Sengen und Brennen, S. 8ff.
[290] Montierung, Mundierung: Ausrüstung bzw. Wiederaufstellung u. -ausrüstung (Remonte, Remontierung) v. Truppen. Die Montierung („Mundierung“) war die gesamte (Neu-)Ausrüstung eines Soldaten, die auch von den Bürgern u. Bauern erzwungen wurde. JORDAN, Mühlhausen, S. 66; SCHWARTZ, Die Neumark, S. 51. Die angeblichen Kosten wurden natürlich dem Kriegsherrn in Rechnung gestellt. Ein leichter Reiter sollte mit Helm, Rücken- u. Brustschild, zwei Pistolen u. einem Schwert ausgerüstet sein, aber bereits Ende 1630 wurden Rüstungen nur an die vorderen Reihen der Fußregimenter ausgegeben. 1632 sollen nur wenige Kavalleristen überhaupt eine Rüstung getragen haben. Meist trugen sie Lederjacken. Ende der 30er Jahre war das schlechte Erscheinungsbild „fast schon legendär“; das tschechische Wort „Szwed“ war gleichbedeutend mit „Mann in Lumpen“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 39. 1647 wurden die Ausrüstungskosten für einen Reiter mit 80 Rt. veranschlagt. PETER, Eisenach, S. 52. Ein durchaus üblicher Vorgang war es angesichts der meist schlechten Versorgungslage mit Bekleidung, dass man den Toten u. Verwundeten nach der Schlacht die Kleider auszog. Bei den Schweden wurden Kleider nach Stockholm verbracht, geflickt, gereinigt u. wieder an die Truppe ausgeteilt. Vgl. JORDAN, Mühlhausen, S. 66, über die Leibkompanie Wilhelms IV. v. Sachsen-Weimar: „haben haben die geringsten von ihren Wirthen erpresst Sattel, Zeug, Stiefel, Sporen, Pistolen, Degen etc.“ Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg 3. Bd., S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. Der Sekretär des schwedischen Kommandanten Paykull berichtet im Oktober 1644 während der Belagerung von Olmütz, FLADE, Tagebuch, S. 465, „dass des Feündts nemblichen des Römischen Kaysers Soldathen nur buben, und nackendes gesindl wären, und theilss laimete Säcke anstatt der Hosen, und blosse füsse hätten“. Für seine Ausrüstung war jeder Soldat selbst verantwortlich. So heißt es etwa im Artikelbrief des kaiserlichen Regiments St. Julien vom 24.4.1628; SAINT JULIEN, Heinrich Johann Guyard von St. Julien, S. 101: „Item eß soll auch sonsten ain Jeder sein Rüstung vnd Ober wehr vnd sonderlich die Schüezen Jre Mußquetten, Haggen vnd Zuegehör in guetter gewarsamb vnd bereitschafft auch Jedzeit Rain vnd sauber halten, vnd sich ohne Kraut vnd Loth auch andere notthurfft nicht finden lassen, da aber ainer anderst befunden dergestalt dass Er seiner wöhr, Mußquetten od Haggen, Auf züg vnd achten geg dem feindt nicht gebrauch Kundte, der soll darumben am leib gestrafft werden“. Der Schuster Heberle hält für September 1646 fest, ZILLHARDT, Zeytregister, S. 209f.: „Weil nur die Schwedischen mehr umb und bey der stat gelegen als die Keysserischen, haben die heren von Ulm den Schwedischen vüll mentel und  schuo machen lassen umb das gelt“. Dabei wurde 1 Mantel mit 9 fl., ein Pferd mit 60 fl. veranschlagt. Der Verlust der Montierung eines Reiters z. B. bei der Eroberung einer Stadt durch den Feind war gleichbedeutend mit dem Abstieg innerhalb der militärischen Hierarchie zum einfachen Soldaten. Allerdings wurden auch Reiterregimentier, die sich nicht bewährt hatten, durch Wegnahme der Pferde und der Waffen zu Infanteristen degradiert, so etwa unter Borri vor Olmütz 1643; CHEMNITZ, Königlich Schwedischen in Teutschland geführten Krieges 4. Teil, 3. Buch, S. 39: „Vnter denen verhielten zweyhundert Österreichische Reuter sich in einer Occasion nicht allerdings, wie ihnen gebühret: Daher Er sie abgesetzet zu fußknechten, vnd mit ihren pferden vnd gewehr drey vnberittene Sperreuterische Compagnien wieder beritten gemachet“.
[291] „Ersatzsoldaten“: Der Stadtleutnant Valentin Scharfe v. Nordhausen musste 1642 gleich sieben neue Soldaten für einen von ihm im Streit getöteten Besatzungssoldaten stellen; LESSER, Historische Nachrichten von […] Nordhausen, S. 357: „Ein grösser Unglück begegnete ihm An. 1642. den 20. Sept. da er mit den allhier liegenden Vierlingischen Soldaten, so seinem Bedienten, der um 6 Uhr Bier holen sollen, die Flasche mit Bier genommen, und mit dem bloßen Degen eine Wunde in den Kopf gehauen hatten, ins Handgemenge kam, und einen Soldaten mit einer Pistole tödlich schoß, weßwegen er sich in des Syndici. Hrn. Doct. Michaelis Haus retiriret, aber alsobald von denen hiesigen Soldaten arretiret wurde. Ob nun wohl ein Edler Rath alsofort sich gegen den Obristen Seestett, Schwedischen Commendanten in Manßfeld, unter welchen der Hauptmann Vierling gehörete, erkläret, unpartheyisch Recht ergehen zu lassen, hat doch ermeldter Obrister begehret, den Lieutenant in des Capitain Vierlings Verwahrung zu stellen, und denselben nach Manßfeld zur Rechtfertigung zu schicken, oder er wolte den Rath dem Thäter gleich achten. Weil aber E. E. Rath dem Obristen alle Umstände, und der Zeugen, wie auch des beschädigten eigene Aussage kurtz vor seinem Tode berichtete, blieb der Beklagte zu Nordhausen. Endlich wurde die Sache so vermittelt, daß der Lieutenant dem Obristen in Manßfeld innerhalb 6. Wochen 6 Knechte, und dem Capitain Vierling für den entleibten 1. Knecht verschaffen mußte, worauf er wieder loß kam“. Entsprechend höher fiel dies z. B. bei Obristen aus. Der rheinische Adlige Marsilius III. v. Pallant [1571 ?-?] hält in seinem Tagebuch unter dem 28.2.1626 die Buße für den berüchtigten Adam Wilhelm Schellart v. Dorenwert, Freiherr zu Gürzenich [Goerzenich] [ -12.10.1627 im Feld vor Rendsburg enthauptet] fest; KONRADS, Das Tagebuch, S. 96: „Schellart von Obbendorf, Herr zu Gürzenich, muß dem Kaiser drei Jahre lang eine Kompanie Reiter bezahlen und auf seinen Beutel werben, weil er einen spanischen Leutnant entleibt hat, der von Langerwehe in dem Amt Wilhelmstein gebürtig gewesen ist, und dessen Bruder Diener hat den Offermann in Langerwehe erschossen. Zudem muß der Herr zu Gürzenich 1.000 Pferde im Namen des Kaisers werben, wozu der Herr von Gürzenich die Unkosten und das Anrittgeld vorschießt“. Diese Geldbuße lag im fünfstelligen Reichstalerbereich.
[292] Abtrag: Schadensausgleich, Schadensersatz (Restitution, Satisfaction).
[293] content: zufrieden, hier als Pleonasmus gebraucht.
[294] ROTHE, Zeitz, S. 350f.
[295] Streifpartei: I. Streifkorps; Reiterabteilung, die entweder zur Aufklärung oder zu überraschenden Handstreichen vom zuständigen Kommandeur ausgesandt wurde oder eine auf eigene Rechnung oder mit Wissen des an der Beute beteiligten Kommandeurs herumstreifende Abteilung, um Beute zu machen, Nahrung zu beschaffen oder die Bevölkerung zu terrorisieren. Am 9.5.1643 schrieb Ferdinand III. an Gallas: „auch die Streifparteien gehören bestrafft […], da sy die unterthanen unerhörter barbarischer weiß tractirn, denenselben wan sy nit gleich alles nach ihrem willen thuen, löcher durch die nasen bohren, strick dardurch ziehen und sie die [wie ?] unvernünfftigen thiere mit herumben ziehen, theils gar pulver in die nasenlöcher, auch mundt und ohren stecken und dasselbe anzünden, oder aber haisses bley hinein gießen, auch wohl ihre händt und fueß abhacken, ganze dörffer außplendern, und viel pferdt und viech mit weckh treiben“. REBITSCH, Gallas, S. 218f. II. Kriegspartei: reguläre Truppenabteilung. Vgl. KROENER, Kriegsgurgeln. III. Banden aus Deserteuren, Straftätern, vertriebenen Bauern, die z. T. in Stärke von 400 Mann bevorzugt Dörfer überfielen. LEHMANN, Kriegschronik, S. 105, zu einer Strafaktion: „Zue Crandorf hielte Sich auf Johans Lorentz, ein versuchter Churfürstlicher reuter, aber arger Mauser, der uff den Schwedenschlag an der Böhmischen gräntze großen schaden gethan. Den nahm Künemann, ein keyßerlicher Leutenandt und werber von den Platten mit 6 musquetiren des Nachts auß den bette, führeten ihn biß an Breittenbrunner Wiltzaun, schoßen in todt, zogen ihn auß und ließen ihn liegen, der den 25. April in einen Winckel auf den Gottesacker wurd begraben“. Vgl. auch das Edikt der Grafschaft Limburg (1627): „waß maßen vnd vielfeltiger Dagten Vorkommen [ist], dass sich in Vnser[er] Graffschafft Lymburg fast täglichen Partheyen vnd Soldaten vnd auch noch woll herrenloses Gesindling in Büschen, Bergen vnd Strauchen auffhalten, welche nicht allein Vnsern Vnderthanen, sondern auch der benachbarten Neutralen pressen, knebeln, fangen, stechen vnd sonsten übell tractieren […], welches allen Rechten, Erbarkeitt, guter Policey vnd gemeiner Wolfahrt, auch des Heiligen Reiches Landtfrieden vnd anderen Satzungen zuwiederläufft“. MARRA, Tod, S. 140. „Je länger der Krieg dauerte, um so ärger wurde es. Eine Beschwerde der anhaltischen Fürsten vom 22. Januar 1639 an den Kaiser schildert die Zustände im Lande wie folgt: ‚Die meisten Völker haben sich von der Armee abgetan und unser Fürstentum durch und durch gestreift, Dörfer und Städte, derunter Jeßnitz und Raguhn, ausgeplündert, Adlige und andere Standespersonen ermordet und verwundet, Dörfer in Brand gesteckt, teils ohne Not niedergerissen, Bauernkinder geschlachtet, den Weibern die Brüste abgeschnitten und gegessen, dazu das Land dermaßen verderbt, daß fast niemand sich auf dem Lande aufhalten und das Feld bestellen, noch die Reichsanlage abführen kann“. WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 222. Im Juni 1647 ordnete der Kommandant v. Lippstadt, Rollin de St. André, an, dass alle herumstreifenden Soldaten ohne Ausweispapiere zu erschießen seien. CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 51. Vgl. THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 617 (1641): „Vmb den Eingang Junii liesse sich ein Brandenburgischer Rittmeister gelüsten in Mechelnburg wider voriges Verbott zustreiffen / der auch dariñen geplündert hatte: Darwider Gen. Major Axel Lille vber einen / dem beschehenē Anbringen zu widerlauffenden actum, sich beklagte. Herr Statthalter Marggraffe Ernst liesse diesen Rittmeister einziehen / vnd im Kriegsrecht widerfahren / darumb er enthauptet / vnnd zehen seiner Gehülffen auffgehenckt worden“. Der vorderösterreichische Obrist entschuldigte gegenüber Erzherzogin Claudia v. Tirol 1633 seine Soldaten damit, dass diese „aus noth und hunger verursacht werden, zuweilen anderwerts was zu suchen“. SCHENNAT, Tiroler Landesverteidigung, S. 354.
[296] ROTHE, Historische Nachrichten der Stadt Zeitz, 1. Bd., S. 265ff.
[297] ROTHE, Historische Nachrichten der Stadt Zeitz 1. Bd., S. 268.
[298] Ebeleben [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 84f.
[299] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 286ff.
[300] HAPPE II 258 r – 258 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[301] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.
[302] Martin Maximilian Freiherr v. der Goltz [von der Kron, von Kranz ?; Golz, Goltzke, z Golče, v. u. zu der Goltsch, Golst] [1593-10.5.1653], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[303] Melnik [Mělník, Tschechien]; HHSBöhm, S. 370f.
[304] Franz Heinrich v. Sachsen-Lauenburg [9.4.1604-26.11.1658], schwedischer Obrist.
[305] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder v. der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter u. Heilkundige, Feldchirurg, Feldscher, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern u. Bauernknechte („Wintersoldaten“), die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.
[306] LATOMUS, Historicæ Relationis Semestralis Continuatio (1639), S. 15f.
[307] Leopold Wilhelm Erzherzog v. Österreich [5.1.1614 Wiener Neustadt-20.11.1662 Wien] Bischof v. Straßburg (1625-1662) u. Passau (1625-1662), Erzbischof v. Magdeburg (1629-1635), Olmütz (1637-1662), Breslau (1655-1662) u. Halberstadt (1627-1648), Administrator v. Hersfeld, Fürstabt v. Murbach u. Lüders, Hoch- u. Deutschmeister (1641-1662), Generalstatthalter der Spanischen Niederlande (1646-1656), Oberbefehlshaber über die kaiserlichen Truppen u. kaiserlicher Generalissimus (seit 1639). 1640 Siege über die schwedischen Truppen in Böhmen u. Niedersachsen, Frühjahr 1641 militärische Erfolge in der Oberpfalz u. Entsatz Regensburgs mit Rückzug Johan Banérs, am 2.11.1642 Niederlage in der 2. Schlacht bei Breitenfeld u. Niederlegung des Oberkommandos, 1645 neuerliche Ernennung zum kaiserlichen Oberbefehlshaber u. Abgabe der Erzbistümer Magdeburg u. Bremen, Spätherbst 1646 Ernennung zum Generalstatthalter der Spanischen Niederlande durch Philipp IV., 30.1.1648 Frieden Spaniens mit der Republik der Vereinigten Niederlande, 20.8.1648 Niederlage in der Schlacht bei Lens, 21.1.1656 päpstliche Bestätigung der Wahl Leopold Wilhelms zum Bischof v. Breslau 1655, 1656 Niederlegung des Amtes des Generalstatthalters. 1657 versuchten einflussreiche katholische Kreise, Leopold Wilhelm für eine Kaiserkandidatur zu gewinnen. Vgl. die ausgezeichnete Dissertation v. SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.
[308] PETER, Eisenach, S. 33.
[309] Zwickau [LK Zwickau]; HHSD VIII, S. 380ff.
[310] Fourage [Futterage]: Viehfutter, auch Unterkunft u. Verpflegung für die jeweilige Einheit. Die Fourage musste v. der betreffenden Garnisonsstadt u. den umliegenden Dörfern aufgebracht werden u. war an sich genau geregelt; vgl. auch die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Wrangels Kammerordnung, Bregenz, 20.2.1647, sah vor; HELLER, Rothenburg, S. 362: „Fourage: Auf jedeß Dienst Pferd Monatlich 8 Scheffel Haber Erfurtisch Meeß [1 Scheffel = 59, 6132 Liter], 360 Pfund Hewe, 6 Gebund Stroh; auf die Bagagepferd wird halb so viel Futter alß auf ein Dienst Pferd gereicht“. Natürlich wurde gegen die Bestimmungen immer wieder verstoßen. Auch wurden sogenannte Fouragegelder beigetrieben.
[311] N Rieß [Rise] [ – ], schwedischer Obrist.
[312] THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 360f.
[313] Sondershausen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 402ff.
[314] N Senckel [ – ], schwedischer Rittmeister.
[315] N Paul [ – ], schwedischer Rittmeister.
[316] HAPPE II 317r – 318v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[317] Carl Gustav Wrangel, Graf zu Salmis u. Sölvesborg, Freiherr zu Lindeberg u. Ludenhof, Herr zu Skokloster, Bremervörde, Wrangelsburg, Spycker, Rappin, Ekebyhov, Gripenberg u. Rostorp [13.12.1613 Schloss Skokloster-25.6.1676 Schloss Spyker auf Rügen], schwedischer Obristleutnant, Generalmajor u. Feldmarschall. 1630 Holland-Reise und Ausbildung in Navigation u. Schiffbau, anschließend Weiterreise nach Frankreich, 1631 Eintritt in die Dienste Gustav II. Adolfs v. Schweden als Kammerjunker u. als Kornett in dessen Leibregiment, am 16.11.1632 Teilnahme an der Schlacht bei Lützen, 1633 Dienst als Obristleutnant im Infanterieregiment Bengt Bagges in Elbing, 1634 als Obristleutnant beim Kavallerieregiment Joakim Moltkes in Pommern, am 19.10.1635 Teilnahme am Kampf bei Lüdershausen unter Johan Banér, 1636 Beförderung zum Obristen im Leibregiment zu Pferde, 1638 zum Generalmajor u. Chef des Dal-Regiments (gegen den Widerstand Banérs), 1641 Ernennung zum Regionalbefehlshaber im Reich u. Stabschef bei Lennart Torstensson, am 13.10.1644 Sieg als Oberbefehlshaber der schwedischen Flotte über die Dänen bei Femern, am 28.4.1646 Ernennung zum Feldmarschall u. Generalgouverneur in Pommern; Ernennung zum Reichsrat. Dezember 1646 Aktivität als Oberbefehlshaber der schwedischen Armeen in Deutschland, am 17.5.1648 zusammen mit Turenne Sieg über Holzappel u. Gronsfeld bei Zusmarshausen und anschließende Vandalisierung Bayerns, 1651 Erhebung in den Grafenstand durch Königin Christina v. Schweden, am 26.2.1653 Ernennung zum Reichsvizeadmiral, 1655 Tätigkeit als Verbindungsoffizier zu Kurfürst Friedrich Wilhelm v. Brandenburg in der dreitägigen Schlacht vor Warschau, am 23.10.1657 Eroberung von Fredriksodde im Dänemark-Feldzug, am 11.12.1657 Ernennung zum Reichsadmiral, am 30.1.1658 Übergang über den Kleinen Belt, am 5.2.1658 Marsch über das Eis bei Nyborg nach Langenland u. Seeland, am 6.9.1658 Besetzung Kronborgs, am 29.10.1658 Kampf im Öresund auf dem Flaggschiff “Victoria”, Frühjahr 1660, nach Carls X. Gustav Tod, Ernennung zum Oberbefehlshaber der schwedischen Armee in Dänemark, 1664 Ernennung zum Reichsmarschall u. Präsidenten des Kriegskollegiums, 1665 Aktivität als Befehlshaber des schwedischen Korps gegen Bremen, 1674 als Oberbefehlshaber der schwedischen Armeen in Deutschland. LOSMAN, Carl Gustaf Wrangel, Skokloster und Europa; LOSMAN, Carl Gustav Wrangel och Europa; BAENSCH, Geschichte der Familie von Wrangel Bd. 1. Vgl. auch die Erwähnungen bei BACKHAUS, Brev 1-2; ASMUS, Unter der schwedischen Krone, S. 52ff.; ASMUS, Das Testament des Grafen, S. 193ff.; HEINKE, Carl Gustav Wrangel.
[318] Hans Christoffer [Christoph] Graf v. Königsmarck [Königsmark, Königsmarx, Khiningsmarckh, Köningsmarkt, Coningsmarck, Conigsmarckius, Conigmarc, Kingmark] [12.12.1600 Kötzlin-20.2.1663 Stockholm], schwedischer Feldmarschall. Vgl. [RÜDIGER], Leben und Thaten; FRITZEL, Der Stader Raum, S. 14ff. => Königsmarck [Königsmark, Königsmarx, Khiningsmarckh, Köningsmarkt, Coningsmarck, Conigsmarckius, Conigmarc, Kingmark], Hans Christoffer [Christoph] Graf v. [I], [II], [III], [IV], [V], [VI], [VII], [VIII], [IX], [X], [XI] in den „Miniaturen“.
[319] Christian Günther I. Graf zu Schwarzburg-Hohenstein [11.5.1578- 25.11.1642], jüngster Sohn Johann Günthers I., verheiratet seit 15.11.1612 mit Anna Sibylla v. Schwarzburg-Rudolstadt; Gräfin [14.3.1584-22.8./1.9.1623] Tochter v. Albrecht VII. v. Schwarzburg-Rudolstadt [16.1.1537-10.4.1605] und der Juliane von Nassau-Dillenburg [1546-1588], der Schwester Wilhelms v. Oranien, Volkmar Happes „Gnädiger Herr“. Vgl. die Erwähnungen in den MDSZ.
[320] Bendeleben [Kyffhäuserkreis].
[321] Berka [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 47.
[322] Göllingen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 147f.
[323] HAPPE II 374 r – 374 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[324] Regimentsquartiermeister [schwed. regementskvartermästare, dän. regimentets kvartermester]: Der Regimentsquartiermeister war der Dienstvorgesetzte aller Quartiermeister des Regiments, ein einträgliches Amt, da ihm viele „Verehrungen“ zukamen, um die Einquartierungen abzuwenden. Ein Quartiermeister erhielt in der kaiserlichen Armee 40 fl. [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)], in der brandenburgischen Armee im Monat 50 fl. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 40 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Regimentsquartiermeister führten in der Regel auch eine eigene Kompanie, was ihnen Sondereinnahmen verschaffte.
[325] Proviantmeister: Der Proviantmeister war für die Versorgung der Truppe mit Nahrungsmitteln, für die Fouriere u. die Marketender zuständig. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der kaiserlichen Infanterie Infanterie 16 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) erhielt er 40 fl. monatlich.
[326] HAPPE II 376 v – 377 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[327] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.
[328] Eger [Cheb, Tschechien]; HHSBöhm, S. 119ff.
[329] Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.
[330] Arvid [Arwid, Ernst, Arfulch] Wittenberg [Wittenbergk, Wirtenberg, Wirtenburg, Württemberg(er), Württenberg, Wütenberg, Wüttenberg] v. Döbern u. Nyborg [1606 Porvoo-7.9.1657 Zamość], schwedischer Generalmajor.
[331] Friedrich VI. Markgraf v. Baden-Durlach [16.11.1617 auf der Karlsburg, Durlach-10.1.1677 oder 31.1.1677], schwedischer Obrist. Nach den Mitteilungen Franzins soll es sich dagegen um Karl Magnus von Baden-Durlach gehandelt haben. BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1176.
[332] Kaspar Graf v. Eberstein [Everstein] [6.1.1604-18./28.10. oder 11./21.10.1644 Oldersum], hessen-kasselischer Generalleutnant.
[333] Erik [Erich] Klarson Slang [Slange, Schlange, Schlang, Schlangk, Schleng, Schläge] [1600-2.11.1642 Breitenfeld], schwedischer Generalmajor.
[334] Tross: Der Tross war der gesamte Begleitzug eines Heeres (ohne Anspruch auf Verpflegungsrationen) u. bildete sich, neben den Offiziers- u. Soldatenfamilien, aus Dienstpersonal, Feldpredigern, Feldchirurgen, Feldschern (vgl. s. v.), „Zigeunern“ als Kundschaftern u. Heilkundigen, Köchen u. Handwerkern, Händler/innen u. Marketender/innen, Invaliden u. Entwurzelten, Glaubensflüchtlingen, Soldatenwitwen u. Kriegswaisen, Hunger leidenden Zivilisten und Bauern, Gefangenen, behördlicher Strafverfolgung Entflohenen u. zum Dienst bei der Artillerie verurteilten Straftätern sowie Gauklern, Wahrsagern und in 4 Klassen eingeteilte Prostituierten („Mätressen“, „Concubinen“, „Metzen“ und „Huren“). Nach der Kapitulation der Kaiserlichen 1632 in Zwickau rückten angeblich 1150 Infanteristen, 800 Kavalleristen (zumeist Kroaten), 2100 Huren u. Troßbuben ab; HERZOG, Chronik von Zwickau 2. Bd., S. 427. Der schwer bewegliche Tross („Geschlaif und Geschlepp“: Bezeichnung aus Württemberg; SIEBER, Oberamt Besigheim, S. 43) und die ambulante Lagergesellschaft waren z. T. doppelt bis viermal so groß wie das Heer, dem er folgte, u. war somit zahlenmäßig größer als eine Großstadt wie etwa Köln. Der Aufwand für die eigenen Bedürfnisse Erzherzog Leopold Wilhelms u. seinen Hofstaat scheint ziemlich groß gewesen zu sein. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 230: „Bei dem Durchzug durch Heilbronn am 10. Oktober [1645; BW] hatte das Heer Leopolds so viel Troß bei sich, daß ‚2 Tage lang eine Kutsche ein Wagen, ein Troß auf den anderen folgte, und das Gesindel so zahlreich war, wie man es noch bei keinem Heere gesehen hatte‘ „. PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 119 (Bad Windsheim 1635), S. 119: „1635. den 11. Martii zogen die beede Schwäbischen Compagnien unterm Hauptmann Rödeln und Richtern aus der Stadt / solten 421. Mann seyn / aber als man sie unter dem Thore zehlete / warens 1800. Köpffe in allem mit Weib und Kindern“.[334] Christian II. v. Anhalt-Bernburg am 22.2.1637 anlässlich der Kämpfe um Leipzig 1637; http://diglib.hab.de/edoc/ed000228/start.htm (1637): „Jtem: daß die Kayserlichen sehr vbel hausen, ärger alß Türcken, mitt schendungen, vndt grawsamkeitten, weil viel Barbarische vndißciplinirte völcker vndter ihnen. Mitt dem droß seyen sie 100 mille Menschen starck, darundter 40 mille combattans“.[334] Während zu Anfang des Krieges der Tross etwa 30 % größer war als die kämpfende Truppe, war er am Kriegsende nach Aussage des bayerischen Feldmarschalls Gronsfeld unkontrollierbar angewachsen. Er erinnerte daran, dass man „in disen beiden armaden sicherlich über 180 000 seelen hat, welche, es sein gleich jungen, fuhrknecht, weiber und künder, doch alle sowoll alß soldaten leben müssen. Nun werden die beeden armaden ungefähr uf 40 000 mann proviantirt, und mehrer nicht, alß ein mensch in 24 stundt nöthig hat. Wie nun die übrige 140 000 menschen leben können, wan sie nicht hin und her ein stuckh brott suchen thun, solches ist über meinen verstandt“. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2961, fol. 29 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I. v. Bayern, Thierhaupten, 1648 III 31. In der Werbeinstruktion (1639 VII 04; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2624, fol. 4-5) war bestimmt worden, dass „taugliche knecht und nit solche, wie zum theil bei vorigen werbungen geschehen, geworben werden, die mit zu villen kindern beladen und sich allein wegen der quartier underhalten lassen, khonfftig aber wanns zum veldzug khombt, wider dauongehn, also werb: und lifergelt umb sonst angewendt wirdet“. Zum Teil wurden sogar Schiffsbrücken im Tross mitgeführt. Zudem unterlag der gesamte Tross der Militärjustiz, vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 35 (1633): „Haben 4 von dem Troß ins Feuer geworfen, wie man denn nach geschehenem Brand 2 Köpf, etliche Finger und einen halben gebratenen Menschen noch übrig gefunden“.Zur „Lagergesellschaft“ vgl. KROENER,  „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“, S. 279-296; LANGER, Hortus, S. 96ff.; WAGNER, Ars Belli Gerendi. In Notsituationen wurden Trossangehörige, wenn auch erfolglos, als Kombattanten eingesetzt; BRNARDIC, Imperial Armies 1, S. 19.
[335] Hure: Eine Infamie mit der schandbarsten Wirkung überhaupt, da die Betreffende als außerhalb der ehrbaren christlichen Gesellschaft stehend diffamiert wurde. Vgl. DANCKERT, Unehrliche Leute, S. 146ff. Bei allen Heeren fand sich in der Regel eine große Anzahl Huren oder Gelegenheitsprostituierte aus den unteren sozalen Schichten, die aus Existenznot in den Feldlagern lebten. Der Rothenburger Chronist Dehner 1629; HELLER, Rothenburg, S. 44: „3. May sind 5000 Sold. ankommen von Schweinfurt; hatten 200 Huren und viel Buben und Troß bey sich, sind unter der Predigt beim Galgenthor fürübergezogen, je 5 in einem Glied und allemahl 5 Fahnen miteinander, die Weiber und Trossen haben auch ihrenn sondern Fahnen gehabt, dass ganze Volck ist alles in grün Cosacken gangen, sind aufs Schwabenland zu gezogen in Italiam“. Vgl. die Darstellung des Marktbreiter Pfarrers Ammon (15.8.1633): „15. Aug., da ist der deutschen Amman Tochter öffentlich zur Huren gemacht und mit Steinen ausgeworfen zu Obernbreit und hierdurch, mit Weiden gepeitschet, ins Wasser gesprenget und ist ganz nakkend in der Bulleiten zum ärgerlichen Spectacul, unwissend der Geistlichen, gesessen“. DANCKERT, Unehrliche Leute, S. 146ff. Vgl.  die Chronik des Johann Philipp Mohr; WAAS, Chroniken, S. 246: „Haben meine Herrn durch Kaspar Drappen und dem Herrn Schultheißen seine Richter [Gerichtsbüttel] Lorenz Doppels, Apodeckers seine Wittib, aus der Stadt geboten Hurerei halben, und auch hat sie die Franzosen [Syphilis] gehabt. Item Meister Eckhardt, Neilschmitt [Nagelschmied], hat man aus der Stadt getrieben Hurerei halben. Item einer Wittfrau (des Weißbender, der Pfördner am äußersten Mainzer Thor war, der bei Petterweil ist erschlagen worden), daß sie Hurerei mit Soldaten getrieben hat, ist ihr der Stadt verwiesen woerden“. „Staupbesenhure“ (1766) vereinigte gleich zwei Diffamien in sich; TITZ-MATUSZAK, Starke Weibs-Personen, S. 19. Vgl. die Beschwerden der Stadt Konstanz (1633) über die kaiserliche Garnison; BEYERLE, Konstanz, S. 28: „Das unnütze Gesindel der Huren und Buben wird nit abgeschafft, sondern bei täglicher Annehmung neuer Soldaten, so mit vielen Weibern und Kindern behängt sind, wird der Burger genötigt, neben den einquartierten Soldaten auch diese zu verköstigen, wie dann von solchen verarmten Untertanen mit ihren Weib und Kindern zu allhiesiger Stadt samt ihren gesamten Haushaben großer Zulauf ist, so dass sich zur Zeit uf die 350 Personen an Soldatenweibern und Kindern salvo honore Huren und Buben unter allhiesiger Garnison aufhalten“. Der Hurenwebel führte die Aufsicht über die zahlreichen Prostituierten des Trosses, die sich in 4 Klassen einteilen lassen: „Mätressen“, „Concubinen“, „Metzen“ u. „Huren“. Teilweise wurden Bürger, die sich als „Hurenführer“ betätigten, mit Ruten ausgestrichen. SCHORER, Memminger Chronick, S. 135 (März 1629). Die in den Städten zurückgebliebenen Prostituierten wurden zumeist vom Rat aus der Stadt geschafft; MÜHLICH; HAHN, Chronik, S. 543. In der spanischen Flandern-Armee gab es pro Kompanie von 200 Mann 4-8 Prostituierte, die als Waschfrauen geführt wurden; PARKER, The Army of Flanders, S. 175f. Nach der Kapitulation der Kaiserlichen 1632 in Zwickau rückten angeblich 1150 Infanteristen, 800 Kavalleristen (zumeist Kroaten), 2100 Huren u. Troßbuben ab; HERZOG, Chronik von Zwickau 2. Bd., S. 427.
[336] Brandschatzung: v. der jeweiligen Armee bzw. den Kommandeuren willkürlich festgelegte Summe, die die Einwohner aufzubringen hatten, um das Abbrennen ihrer Stadt, Gemeinde etc. zu verhindern, die v. den Offizieren möglichst hoch festgelegt wurde, um sich dann auf die v. ihnen beabsichtigte Summe herunter handeln zu lassen. Bei den Armeen gab es seit dem Mittelalter sogenannte Brandmeister, Spezialisten im Schätzen u. bei Nichtbezahlung der Brandschatzung im Feuerlegen. Erzherzog „Leopold Wilhelm musste bereits zwei Monate [20.11.1645; BW] nach seiner ersten Weisung mit einem neuerlichen Befehl die Einhaltung der Disziplin und Abstellung der Exzesse energisch einfordern: Er verhängte ein komplettes Ausgangsverbot in seiner Armee, um Delikte wie Kirchenplünderung, Mord, Brandschatzung und die schendung der weibsbilder zu verhindern“. REBITSCH, Gallas, S. 218.
[337] Dukaten, Dukat: ab 1559 Reichsmünze = 4 Gulden. 1 Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer = 240 Pfennige. 1 Reichstaler = 1 ½ Gulden. 1 Golddukat = 2 Taler = 48 Groschen.
[338] Dörflas, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Marktredwitz i. Fichtelgebirge].
[339] spoliert: ausgeplündert.
[340] Ranzion, Rançon, ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, Auslösen v. Personen, Gegenständen oder Vieh. Teilweise wurde Offizieren gestattet, zum „Rekompens“ drei bis Häuser zu ranzionieren; FRITSCH, Tagbuch, S. 129. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade auch der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand u. Beruf oft 300 Rt. u. mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29. Die Gefangenen behielt man solange, bis die teilweise sehr hohen Auslösesummen aufgebracht wurden, was Monate, auch Jahre dauern konnte. Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant v. Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man v. ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs u. Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten je nach Rang in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph 3. Bd., S. 450. SEMLER, Tagebücher, S. 137 (1634): „Hierauff die Schwedische ihre gewohnliche straiff vnd raubereyen noch ferner vnd ernstlicher continuirt, also daß nicht allein auf dem land vnd dörffern sich niemandt betreffen, sonder auch gar in die reben (außerhalb was gegen Sipplingen hinab gelegen, dahin der feind niehmaln kommen) niemandt blicken lassen dörffen, inmaßen ettliche burger vnd salmanßweilische vnderthonen, so in den reben bei vnd gegen Nußdorf und Burgberg schaffen wollen, von denen hin vnd wider vagierenden reüttern aufgehebt, vnd nach Pfullendorf geführt, deren jeder biß auf 60 vnd mehr reichsthaler ranzion angezogen, vnd weilen sie, alß arme rebleütt sollche zu bezahlen nicht vermögt, volgendts mit der armada fortgeführt worden, wie benantlich ein veberlingischer gmainder vmb 68 thaler vnd zwen Nußdorffer jeder vmd 58 thaler ranzioniert, vnd vneracht diese bede für sich 40 thaler angebotten, ein mehrers auch im vermögen nit gehabt, seyn sie doch bei sollchem nicht gelassen worden“. Teilweise trieben Offiziere einen regelrechten Handel mit Gefangenen.
[341] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen u. Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung v. Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung v. Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen erwarteten je nach Lage der Dinge meist einen ehrenvollen Abzug u. zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Auch wurde festgelegt, z. B. 1634 Landsberg/Warthe beim Abzug der kaiserlichen Garnison; THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 196: „Ingleichen sollen sie vor- vnd bey dem Abzug einigen Einwohner / Bürger vnnd Schutzverwandten / er sey Geist- oder Weltlich / im geringsten nicht beleydigen / vielmehr aber / was jedweder Officierer vnnd Soldat der Burgerschafft schuldig / so entlehnet / oder mit Gewalt abgenommen / vorm Abzug richtig bezahlen“. Vgl. auch die genauen Festlegungen im Akkord v. Dömitz (26.12.1631; THEATRUM EUROPAEUM 2. Bd., S. 497ff.). Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden, z. B.. wegen der Undiszipliniertheit ihrer Truppen oder weil die Abziehenden gegen den Akkord verstießen, nicht eingehalten. CHEMNITZ über durch Wallenstein gewährten Akkord für die Besatzung v. Glogau (1633), Königlichen Schwedischen [ …] Krieg, 1. Buch, 60. Kap., S. 273: „Schrieten also die / darin gelegene / hohe Officirer zum accord / Den der Hertzog von Friedland / mit sack vnd pack / brennenden lunten / fliegenden Fähnlein auszumachiren / vnd gerade auf Landsberg begleitet zu werden / bewilliget / doch schlecht gehalten, in deme Er sie bald vor / bald hinter sich zurücke geführet / dadurch den Soldaten abgemattet / vnd dergestalt schwierig gemacht / das letztlich erst im WinterMonat fast weinig vnd ohngefehr dreyhundert mann davon in Pommern überkommen“. Der Markgröninger Dekan Wendel Bilfinger unter dem 3.12.1634; BILFINGER, Wahrhaffte Beschreibung, S. 233: „Und seind disen tag uf dem Asperg ankommen 3. Stuckh Officiers, ein Leutenant, Fendrich und Corporal, welche von dem Tubadelischen [Georg Christoph v. Taupadel; BW] Volckh, so von Schorndorff außgezogen [25.11. war Schorndorf gefallen; BW], entrunnen, dann ihnen die kaiserische den accord nit gehalten, Sie betrüglicher weiß 6. Tag umbgefüert, hernacher erst gezwungen sich underzustellen, oder sollten nidergemacht werden: Und seind alle Officier dabey gefangen genommen worden“.
[342] Waldershof [LK Tirschenreuth].
[343] Kulmain [LK Tirschenreuth].
[344] BRAUN, Marktredwitz, S. 132f.
[345] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff. Zu den Kriegsereignissen in Hildesheim vgl. auch PLATHE, Konfessionskampf.
[346] Dr. Conrad Jordan [10.11.1591 Bockenem-23.10.1659 Hildesheim], Chronist, seit 1620 Arzt, seit 1629 in Hildesheim wohnhaft, ab 1635 mehrfach Ratsherr, Stadtarchivar; SCHLOTTER, Acta; SCHLOTTER, Hans, Der Rat der Stadt Hildesheim von 1300-1634, in: Norddeutsche Familienkunde Heft 4, 1986, S. 581-585; SCHLOTTER, Hans, Die Bürgermeister und Ratsherren der Stadt Hildesheim 1147-1634, in: Norddeutsche Familienkunde Heft 3, 1979, S. 551-558.
[347] Halberstadt [LK Harz]; HHSD XI, S. 169ff.
[348] Johann Eberhardt v. Bellinghausen [Bellingshausen, Billingshausen, Billinghausen, Bülinkhaußen], Freiherr v. Uelzen [1604-13.6.1655], schwedischer Obrist.
[349] Robert [Rupert] Douglas [Duclas, der Lebhafte; Duglaß, Duclas] of Whittinghame, Freiherr [1651], Graf [1654] [17.3.1611 Standingstone/ Schottland-28.5.1662 Stockholm], schwedischer Obrist, Generalleutnant. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 2378 (dort wie immer weiterführende Literatur); DOUGLAS, Robert Douglas; BERG; LAGERCRANTZ, Scots in Schweden; MAIDMENT, Collection, S. 331ff. [Abb. Stein10]
[350] Tobias Duwall [Duval, McDougall, Dubald, Tubalt, Tubold, Tuboldt, Tubolt] [ -1657], schwedischer Obrist. MURDOCH, SSNE ID: 2475; AILES, British Military Community, S. 102; CRONHOLM, Trettioåriga kriget, S. 45; BOETHIUS, Duwall, S. 608.
[351] Gustav Evertsson Horn, Baron af Marienborg [28.5.1614 Finnland-27.2.1666 Stade], schwedischer Feldmarschall. 1635 schwedischer Kapitän (unter Dodo von Knyphausen), unter Banér 1636/37 in Mühlhausen einquartiert [JORDAN, Mühlhausen, S. 90], 1640 Obrist, 1640 in den Grafschaften Schwarzburg-Sondershausen und Schwarzburg-Rudolstadt einquartiert, 1647 Generalmajor der Kavallerie, 1653 Reichsrat, 1654 Generalgouverneur von Ingermanland und Kexholms län [in Karelien], 1656 General, 1657-1658 Generalgouverneur von Finnland, 1663 Feldmarschall und Generalgouverneur von Bremen und Verden. NORDISK FAMILJEBOK Bd. 11, 1909, S. 1118.
[352] Georg v. Derfflinger [Derfling, Doerfling, Dörffling, Törfling, Dorflinger] [20.3.1606 Neuhofen/Österreich-14.2.1695 Gusow], schwedischer Obrist.
[353] Joachim Ludwig v. Seckendorff [Zeckendorff, Sekkendorf] [1591-3./13.2.1642 in Salzwedel geköpft], schwedischer Obrist.
[354] Heinrich v. Münchhausen [ -August 1642 vor Brieg], schwedischer Obrist.
[355] Ewaldt Schütz [ -August 1642 vor Brieg], schwedischer Obrist.
[356] Ludwig Ranko [ – ], schwedischer Obrist.
[357] Mathias Höten [ – ], schwedischer Obrist.
[358] Hans Seesemann [ – ], schwedischer Obrist. –  SCHLOTTER, Acta, S. 341.
[359] Wolfenbüttel [LK Wolfenbüttel]; HHSD II, S. 503ff.
[360] Liebenstein [Ilm-Kreis].
[361] Kriegsrat: landesherrlicher Beauftragter oder Beauftragter der jeweiligen Militärverwaltung für alle militärischen Angelegenheiten, Gesandter in Fragen der Kontribution, des Unterhalts der Garnisonen, der Einquartierung der Truppen, der Militärgerichtsbarkeit, der Vermittlung v. Salvagardien. Bei den Schweden war ihm eine militärische Einheit unterstellt, da er zumeist auch Obrist war. Das monatliche Salär betrug hier 150 fl., jährlich also 1.800 fl., wozu ca. 50 Rt. monatlich Servisgelder kamen, während ein bayerischer Kriegsrat nur 792 fl. erhielt.
[362] http://www.gutsverwaltung-von-witzleben.de/familie_von_witzleben/kurt-veit_von_witzleben/index.html.

Select Files

Dieser Beitrag wurde unter Miniaturen abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.