Widerholt, Konrad

Widerholt, Konrad; Obrist [20.4.1598 Neidlingen oder Ziegenhain (Hessen)[1] – 13.6.1667 Kirchheim unter der Teck[2]]

Widerholt[3] stand ab 1615 in Diensten der Hanse in Bremen und Hamburg als Reiter und Musketier. 1617 heiratete er Anna Hermengard Burckhardt aus Delmenhorst, die Tochter des Kommandanten von Helgoland,. Im selben Jahr begab er sich in die Dienste Venedigs. In Venedig begegnete er Herzog Magnus von Württemberg (gefallen 6.5.1622 bei Wimpfen), dem jüngeren Bruder Herzog Johann Friedrichs, der eine Militärkarriere eingeschlagen hatte und ihn 1619 in württembergische Dienste holte. Vom Drillmeister stieg er 1622 zunächst zum Kapitän-Leutnant, 1627 zum Kapitän-Major auf. Im August 1633 tat er sich bei der Einnahme Schrambergs[4] hervor und wurde zum Kommandanten von Hornberg[5] ernannt. Im April und Mai 1634 stand er mit dem schwedischen Feldmarschall Gustaf Horn (erfolglos) vor Überlingen. Am 13.6.1634 wurde er stellvertretender Kommandant der Festung Hohentwiel[6] unter Johann Joachim von Rochau, Obervogt von Tuttlingen.[7] Nach der Schlacht bei Nördlingen wurde er zum Kommandanten befördert.

1634 ließ er die vorderösterreichischen Burgen, darunter die Burgen Mägdeberg[8] und Hohenkrähen[9] niederbrennen, um den Kaiserlich-Ligistischen keine Schlupfwinkel zu bieten. Die Blockaden der Festung Hohentwiel blieben allerdings erfolglos. Er hielt bis zum Kriegsende auf dem Hohentwiel aus, während seine Soldaten Raubzüge in ganz Südwestdeutschland unternahmen und Kontributionen eintrieben.

Widerholt hatte 1634 Bargeld, Silbergeschirr, Gold, Kleinodien und Gültbriefe im Wert von über 20000 Gulden mit Bewilligung Eberhards III. auf dem Asperg verwahren lassen, die bei der Übergabe an die Kaiserlichen im Juli 1635 verloren waren. Der dortige Kommandant Waldow, dem Mittel zur Besoldung seiner Mannschaft fehlten, ließ sich mehrfach Beträge von den Flüchtlingen auszahlen und – nicht ohne Druck – unter Anwesenheit von Beamten auch Flüchtlingstruhen öffnen und durchsuchen. Aus dem Widerholt’schen Vermögen allein wurden 2500 Gulden für Besoldungszwecke verwendet. Widerholt beklagte sich bitter, dass Waldow sein Eigentum entwendet oder zumindest sich sichergestellt habe und verlangte Ersatz.

Seit 1636 stand Widerholt in Diensten Bernhards von Weimar. Bernhard hatte ihm 20.000 Reichstaler für die (württem-bergische) Garnison, weiter „Ersatz ausgelegter Gelder“ und ein Regiment in französischen Sold gegeben. Er führte den Titel: „Der Kronen Frankreich und Schweden, des Generalissimi Herzogs Bernhard von Weimar und Herzogs Eberhard von Württemberg auch gesamten Evangelischen Bundts bestalter Obrist und Kommandant auf Hohentwiel“.[10]

Ab 1639 stand Widerholt in französischen Diensten.

Auseinandersetzungen waren zwischen bayerischen, kaiserlichen und vorderösterreichischen Truppen nach einem Bericht Widerholts, 18.7.1641, nicht selten. „Zwischen den Kaiserlichen und Bayerischen Garnisonen im Herzogthum Württemberg und den Oestreichischen Völkern ist große Zwiespalt und Erbittrung vorhanden, also sie denn einander anderes nit den Feind zu tractiren beginnen; maßen der Generalcommissär Schefer [Schäffer; BW] von Tübingen[11] etliches Volk ausgesandt, den Sepossi mit seiner an sich gehängten Compagnie im Dorf Poltering[12] angetroffen, etlich niedergemacht, den Sepossi verwundet, und Alles was ihnen getaugt hinweggenommen haben etc“.[13]

Im Oktober 1641 versuchte Ernst Georg von Sparr mit 3.000 Mann den Hohentwiel einzunehmen. So berichtet der Ulmer Chronist Heberle: „Es ist auch in disem jar von dem keysserischen oberste Spara die gewaltige vestung Hohenwiehl angegriffen worden, in meinung die selbige zu bezwingen und von dem felßen herunder zu stirtzen. Aber es hat im weit gefehlt, indem er lange zeit darvor gelegen, die selbig starckh beschoßen, granaten und feür hinauffgeworffen, hat er nichts mögen außrichten, dan der schwedisch oberest Widerhold, ein dapfferer man, ist mit seinem kriegsvolckh starckh außgefallen und im grossen schaden thaun, das er unverrichter sachen muß abziehen mit grossem schaden und spot“.[14] Sehr viel ausführlicher berichtete der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg in seinem 1647 erneut aufgelegten Florus über diese Belagerung: „Nun müssen wir auch etwas meldung thun / was sich vmb diese zeit mit der Vestung Hohenwiel zugetragen. Diese Vestung wird zu dieser zeit vnter andern in Teutschland gelegenen für eine weltberühmte vnnd fast vnüberwindlich gehalten : Solche ist von dem Keyserischen General Sparren / vnnd Cantzler Volmarin [Volmar; BW] in den 9. 19. Octobris mit drey tausent Mann zu Roß vnnd Fuß würcklich vnnd ernstlich belägert / vnd so nahe vmbgeben worden / daß die Belägerten von der Vestung sie mit den Stücken erreichen können.

Vnterdessen sind die Keyserischen mit verfertigung etlicher Battereyen starck fortgefahren / auch von einer verfertigten bey dem Schloß Hohenstauffen / die Vestung mit zehen stücken zu beschiessen angefangen / die mitler Brücke des Schlosses vnnd Vorhoffs zu ruinieren / vorhabens / auch gäntzlichen vermeinet diesen vesten Orth mit Gewalt vnd Fewerkugeln zu bezwingen / welcher Intent vnd Meynung allerdings ihnen gefehlet / dieweil die Granaten die höhe vnd weite der Vestung nicht erreichen können.

Ob nun wohl mit canoniren vnd schiessen so viel außgerichtet worden / daß eine Fallbrücken den Belägerten ruiniret / haben sie solches sehr wenig geachtet / in dem sie angesichts dieselbe ernstlich wiederumb repariret, auch mit Stücken von Hagel geladen / also grawsamlich vnter die Keyserlichen geschossen / daß sich keiner blicken / viel weniger zu miniren gelüsten lassen dörffen: Vnd weiln der Commendant / Obrister Widerholt / nach abschaffung der Reutterey / Weib vnd Kindern / den Orth sehr tapffer vnd mannlich defendirt, als haben die Keyserischen mit verlust die Belägerung vnverrichter sachen nothdrünglich auffheben müssen.

Vnerachtet nun solches schlechten fortgangs / haben sich die Keyserischen auff einen andern Weg bedacht / vnd die Vestung abermahls noch häfftiger zu belägern / zu beschiessen vnd zu ruiniren angefangen / der Hoffnung / den Belägerten je länger je näher bey zu kommen; welches ihnen doch vnmüglich / weiln der Berg / worauff die Vestung gelegen / einer vngläublichen Höhe vnd grösse : Doch sind sie letztlich mit Schantzen vnnd Lauffgraben biß an den Vorhoff kommen / also daß beyde Theile mit einander reden können / welches aber den Keyserischen sehr geringen Nutzen gebracht / in dem sie von den Belägerten zum öfftern überfallen / viel schaden zugefüget / vnd viel von den Keyserischen nieder gemacht worden.

Bey dieser Gelegenheit / ob es wol den Keyserischen ziemlich schlecht her gangen / haben sie doch nicht vnterlassen am Stauffenberg Häuser vnd Hutten auffzurichten (als wolten sie sich Jahr vnnd Tag daselbsten auffhalten) vmb die Belägerung ferner vnd länger zu continuiren, wie ihnen dann / ohne Keyserliche Ordre davon nicht abzulassen / anbefohlen worden / deßwegen in die drey hundert Bawren auß dem Würtenberger Land zum schantzen / vnd viel Ertz-Knappen zum vntergraben dahin geführet / wie auch das ander Volck mit Geld vnd Lebensmittel versehen / dieselbe zur ernstlichen Belägerung / vnd harter Arbeit desto williger zu machen.

Ob nun die Keyserischen ihr bestes gethan / sind doch die Belägerten den 18. Novembr. vnversehens außgefallen / sich einer Schantz bemächtiget / vnd der Keyserischen in 50. darinn nider gemacht / der Rest sich salviren / eine halbe Carthaunen / zwo Feldschlangen / welche die victorisirende vernagelt / etliche Tonnen Pulvers / welche angezündet worden / hinterlassen müssen.

Als nun die Keyserischen vor der Vestung wiederumb viel Munition zu kommen / ist das schiessen beyderseyts starck fortgesetzet / Generalen Gil de Haes, in abwesen General Sparren das Commando übergeben / den Constabeln zimlich Geld versprochen worden / wann sie das Geschütz in den Vorhoff richten / vnnd denselben sampt den new erbaweten Häusern in die Asche legen würden. Da aber solches dem Commendanten durch einen Gefangenen verkundschafftet / ist ein blinder Alarm mit anzündung etlicher bund Stroh gemacht / vnd da die Belägerten vermeinet / daß es nun vmb den Vorhoff geschehen seyn müste / desto behertzter vnd näher den Berg Vorhoff angefallen / ihnen dermassen mit starckem Außfall vnd dem Geschütz begegnet worden / daß sie also nicht mit geringem verlust ihren Intent ändern / vnd davon ablassen müssen.

Bey solchem Verlauff haben die Keyserischen doch nicht gefeyret / sondern sie von einer Batterey acht hundert Canonschüsse auff einen sehr hohen vnd vesten Thurn gethan / in Meynung damit den Commendanten zur übergab zu bringen / hat doch solches / nach dem er nur die höhe des Thurns gefället / keinen glücklichen fortgang gewinnen mögen.

Da nun die Keyserischen gesehen / daß die Belägerung ihren gewünschten Außgang nicht gewinnen mögen / hat der Keyserische Feld-Zeugmeister Sparr versucht / ob die Belägerte durch Keyserliche Mandata vnd general Perdon / welche zu Regenspurg kürtzlichen beschlossen / vnd publiciret, zur Vbergabe vnd in Keyserliche devotion köndten gebracht werden / vnd ob zwar die Stadt Schaffhausen sich auch häfftig bemühet / den Commendanten durch schreiben zur Vbergabe zu bereden / haben sie doch gantz das contrarium vnnd Widerspiel / in dem sich gedachter Commendant zu keinem Accord / viel weniger zur Vbergabe verstehen wollen / sondern in beständiger vnnd auffrichtiger Resolution, sich zuverthätigen / vernehmen müssen“.[15]

Wassenberg berichtet weiter:Zu Außgang des Julii [1642] hat es den Hohenwielern sonderlich geglücket / in dem sie das überauß veste Schloß / Wildenstein[16] mit Kriegeslist einzubekommen. Dann als der Commendant einen Sergeant mit 17. Soldaten außcommandiert / vmb zu verkundschafften / was es vor ein Gelegenheit vmb Wildenstein hätte. Als nun selbiger vernommen / daß der Commendant mit seinen Soldaten in die nächstgelegene Dorff-Kirch gegangen / nur eine Schildwacht vnd zwey Weiber im Schloß gewesen / hat er die Schildtwacht hintergangen / nach der Schloßpforten zugeeylet / sich des Schlosses ohne einigen Mannes Verlust bemächtiget / sehr geringe Lebens-Mittel / jedoch 8. achtpfündige / 4. zweypfündige / 6. Canonstücklein / 14. Falckoneten / 40. Doppelhacken / viel Kugeln / aber kein Pulver darinnen gefunden. Nach dem nun solches der Commendant auff Hohenwihl erfahren / hat er ohne verzug eine compagnie Pferde mit Mähl / Munition / Officirern / vnd in 60. Soldaten dahin geschicket welche auch daselbst glücklich einkommen / haben also die Hohenwihler die vmbliegende Länder biß an die Vlmische Landschafft vnder die Contribution gebracht“.[17]

Das Theatrum Europaeum hält fest: „Der auff Hohen-Twiel liesse eine Parthey ums Ende Octobris auff Humberg[18] und Mellenburg[19] gehen / welche sich Humberg 4. Meilen vom Hohen-Twiel gelegen / impatroniret.

General Major von Erlach hatte im Eingang Novembr. einen Anschlag auff die Marggraffschafft Baden / der ihm aber starcken Regenwetters halben mißlungen / darum er einen andern nach dem Bodensee richtete / mit deme sich der auff Hohen-Twiel zu conjungiren vermeynte / der auch zuvor das Closter bey Blaubeuren[20] eingenommen / und den Abt mit gefundener Beuthe hinweggeführet / worzu desto mehrern Anlaß gegeben haben mag / daß Chur-Bäyern dero Gen. Feld-Zeugmeistern Herrn [Franz von; BW] Mercy, von Hufflingen[21] abfordern lassen / der auch um diese Zeit mit seinem Volck gegen Donawerth[22] zu / schon im Anzug war / fürters / wegen ereigneter Käiserl. Niederlag bey Leipzig / nach der Obern Pfaltz zu gehen : es wurde aber von beyden Herren / den Breysachischen[23] und Hohen-Twielischen / nicht alles vollzogen / sondern nur der Obr. Lieutenant Rosen [Johann von Rosen; BW] nach Düttlingen[24] geschickt / die daselbst liegende 150. Käiserl. Reuter / samt 50. Mußquetirern außzuheben“.[25]

Weiter heißt es im Theatrum Europaeum: „Der Commendant auff Hohen-Twiel / Herr Obrister Widerhold / hatte besser Glück / darzu ihme eben wohl gedienet / daß das meiste Volck vom Bodensee abgeführet gewesen war / inmassen auch alles Käiserliche und Bäyrische Volck / so im Algäu / und Würtembergischen gelegen / auß den Besatzungen genommen / und unter dem General Mercy, wegen der Schwedischen Successen, nach Donawerth[26] geführet worden / geführet worden / massen dann erwehnter Herr Obrister Widerhold / auff empfangene gute Kundschafft / wie es um Uberlingen[27] am Bodensee beschaffen / den Orth auf den 19. 29. Januarii deß 1643. Jahrs / Morgens um 5. Uhr überfallen / ein Thor petardiret und einbekommen / drey Stund lang geplündert / darinnen eine gute Quantität Früchten gefunden / und die Stadt mit 600. Mann besetzt / welches denen zu Costnitz[28] nicht geringe Perturbation und Schrecken gegeben / angesehen der Orth zu erhalten / und von ansehnlicher importantz ist : insonderheit auch der in Costnitz gewesene Commendant, Obrister Keller / seithero der von Erlach im Ende Novembris vor der Stadt gewesen / und ge-nugsamen Schaden gethan / sich so verdächtig gemacht / daß man ihn Wehrloß gemacht / seinen Secretarium zu examiniren angefangen / und den Obr. Lieutenant vom Commendanten verordnet hat.

Viel Bürger / Weiber und Kinder haben im ersten Schrecken die Flucht von Uberlingen nach Costnitz zu nehmen vermeynet / und sind darüber auff der See ersoffen. Der von Erlach aber hatte sich um diese Zeit deß Januarii allbereit mit Weymarischer Armee am Württemberger-Land conjungiret / und Baron d’Oysonville hatte seinen Weg schon Eingangs Decembris nach Pariß genommen / um Heraußsendung mehrern Volcks in Person zu sollicitiren“.[29]

Im 5. Band des Theatrum Europaeum wird die Eroberung, jetzt einen Tag später datiert, noch ausführlicher dargestellt: „Nach dem der Obrister / vnd Commendant auff Wyhl / gute Kundschafft erlangt / wie liederlich vnd schläfferig die Wachten zu Vberlingen bestellt / in dẽ er kurz zuvor durch seine Schnapphanen recognosciren lassen : Welche durch die Pallissaden getrungen / an die pforten kommen / angeklopfft / aber niemand sich mercken lassen. Diese haben zum Waarzeichen / ein stück auß der Pforten gehawen / vnnd mitgebracht. Darauff wie Blomberg[30] übergangen / hat besagter Commendant auff Wyhl fürgeben / er wolle mit den Völckern auff Rottweil[31] gehen / vnd den March zum Schein nach dahin gerichtet / sich aber bald gewendet / vnd den Weg auff Vberlingen genommen / da er dann in der Nacht / am 30. Januarii / S. N. angelangt / die vorige Schnapphanen an die Statt geschickt : Die sind abermals wie vor / durch die Pallissaden an die Pforten hinan kommen / einen von ihnen zu dem Obristen geschickt / vnd dieses angezeigt. Darauff er selbsten mit der Petarden erschienen / vnd helffen anschrauben / die dann ihren Effect gethan / also / daß sie gerades Wegs zu der Wachtstuben / in welcher 3. oder 4. gesessen / vnd gespielt / ankommen / selbige gleich bezwungen / daß sie keinen Alarm machen können. Inmittelst / als das andere Thor auffgehawen worden / sind die Frantzosen anmarchirt / der Pförtner ist von dem Schlag der Petarden erwacht / vnd auffgestanden / vnd als er nicht gewust / was dieses Wesen wäre / ist er zwischen den Thoren vnter den Feinden nicht erkandt worden. In dem aber dardurch seine Thür offen worden / sind etliche von den Frantzosen den Thurn hinauff geloffen. Da sich dann ein Bürger / seines Handwercks ein Gärber / bey dem Schutzgatter befunden / vmb denselben herunter zu lassen : als aber ihm dieses Vorhaben nicht von statten gehen wollen / ist er darbey erstochen worden. Vnter diesem Verlauff sind die Frantzosen zugleich vff der Seiten / nicht weit vom See / bey einem Nebenthürlein auch hinein getrungen : Vnd ob zwar auff einem Thurn zween Schüß / vnd mehr nicht geschehen / in völligem March hinein gezogen / vnd in die Gassen Gliederweiß zum Schrecken Fewer geben : die Bürger konten nicht mehr zur Wehr kommen / noch Widerstand thun. Daher / was in Waffen funden / nidergemacht worden / vnd vngefährlich 12. oder 15. Mann blieben.

Dieses ist die allgemeine Relation derselben Occupirung. Wie aber solche alte Jungfraw (Vberlingen) es der Zeit übersehen / vnd zu Fall kommen / solches berichtet der Commendant / vnd Obrister / welcher der Occupation selbsten mit beygewohnet / vnd effectuiret / auß Hohenthwyl / vnter dem 5. Febr. Anno 1643. nachfolgender massen.

Mein schuldiger Eyfer / sagt er / hat mich je vnd allwegen / vnter andern / auch darzu veranlasset / einen Fuß an den Bodensee / als meinem nechsten Nachbarn / zu setzen / vnd vnser Heyl zu ersten an Costnitz zu probieren. Vnd ohngeachtet von selbigem Orth / alle gute Kundschafft beykommen : zugleich auch Herr General Major von Erlach / mit einer zimblichen Anzahl Völcker vorhanden / wir auch darmit den 17. Nov. 1642. zu Nachts biß allernechst an die Stattmawer / sonder Vermerckung der Schildwachten / auff deren Posto hin vnd wieder gekommen / hat jedoch das vermeynte Vorhaben nicht können völlig effectuirt werden. In deme die nechst darbey liegende Poursambe alert worden / den darinnen mit Loßbrennen vnd Ruffen die Losung geben. Darauff sie sich anderwerts beobachtet / vnd ebenmässig auch ihre Stück anheben loß zu brennen. Als wir nun gesehen / daß die Vnmüglichkeit vorhanden / hat sichs nicht länger mehr gesaumbt : sondern / weil wir ihnen mit allem im Vortheil gestanden / wiederumb zurück geeylet worden / da wir dann folgenden Tags etliche Meinawische[32] Flecken (sintemalen sie sich der Contribution verwäigert) mit mili-tärischer Execution heimgesucht / vnd darauff mit Herrn General Major / eine Cavalcade in das Württembergische gethan / zu Ebingen[33] in den Vorstätten den Obrist-Leutenant Creutzen / Sporckischen Regiments / in dreyhundert Pferd starck angetroffen / recontriert / etliche erlegt / vnd nebens hundert mundirter Pferden / vnterschiedlich gefangen bekommen. Von den Vnserigen wurden ebenmässig auch todt geschossen / vnd beschädiget / darunter vornemblich der Obrist-Leutenant Roß. Vnd nach deme die andern sich auch sehr starck zur Resistentz verfasst machten / also daß Herr General Major bey sich befandte / ihnen nicht mehr bestant zuseyn / ist er wieder zurück gegen Duttlingen[34] / welchen Orth jene mit hundert Pferden / vnd siebentzig Mußquetierern besetzt : Wir aber mit der Infanterey beschlossen gehalten / vnd den 23. Octobris / nach gefällter Bresche / mit Sturm occupirt / vnd fürters mit dem gantzen Corpo gegen den Waldstätten[35] / in die alten Guarnisonen / ich aber mit den Stücken / vnd was mir zugehörig gewesen / auff hiehero gangen / meinen Eingang vermeldtes propos, wo müglichen / zu statten zu bringen : gestaltsamb liesse ich an meiner Arbeitsamkeit / keines wegs nichts ermanglen / wie ich es dann endlichen so weit gebracht / daß mir offenbahr worden / daß Vberlingen eine Pforten / das Grund-Thor genandt / hätte / so alleinig mit dreyen einfachen Thoren versehen / vnd guteGelegenheit zu finden wäre / Petarden sehr füglich anzubringen : wurde darauff solches von mir bey Herrn General Majorn von Erlach / vnd Ihr Excell. Herrn Baron de Oysonville, anhängig gemacht / daß wolermeldt Ihr Excell. mit bey nahend funffzehenhundert Mann zu Fuß / den 16. Januarii instehenden Jahrs / vor dem Städtlein Planbeeg[36] / so der Feind mit 30. Mußquetierern besetzt gehabt / angelangt / vnd selbes nach etlich wenig Schüssen andern Tags zur Vbergab gezwungen : Folgends / vnd zwar gegen den 19. wir lauter Nachts in aller stille gegen Vberlingen marchirt / vnd eben / in deme daß sich Nacht vnd Tag hat beginnt zu scheiden / gantz vnvermerckt darbey ankommen. Gestalt dann die Bürger drinnen (als die niemals weder Freund noch Feinden kein gutes Wort gegeben / viel weniger eingelassen) ehender nicht alert worden / biß die erste Petarden gespielt / vnnd gleich das eine Thor gantz zerscheittert. Darauff sie auß einem zur lincken Hand / auf einem Berg stehenden Thurn / der Galler genandt / auß kleinen Stücken vnd Mußqueten sich vnterschiedlich vermercken lassen / etliche todt geschossen vnd gequetscht. In diesem aber wurde mit Petardiern der übrigen Pforten nicht nachgelassen / alle auffgebracht / vnd also dieser alten Jungfrawen das Ehrenkräntzlein abgezogen / darinnen zimblicher Vorrath an Früchten vnd wein / 80. kleine Metallene Stück / darunter das vornehmste ein halbe Carthaunen / 70. messinge Doppelhacken / 400. Mußqueten / ohne der Bürger gewehr / vnd 100. gantze Curassier : Andere Beuten zu geschweigen / gefunden worden. Dieser Orth ist nicht nur der Schlüssel zum Bodensee / sondern auch an / vnnd für sich selbsten dergestalten wol beschaffen : Dahin dann der König in Franckreich den Graffen von Corval [Courval; BW] zum Gubernatoren verordnet / vñ ihm 100000. Pf. Francken übermacht / allda nebenst Fortificirung dessen Orths 500. Pferd / 800. zu Fuß / vnd 6. armirte Schiff auff dem Bodensee zu vnterhalten.

Nach dem die Chur-Bäyerische Reichs-Armee gegen den Weymarischen / vnd Hessischen Trouppen angezogen / auch bereits gegen ihnen in der mitteln Marggraffschafft Baden offensivè gestanden / sind sie darauff eylends auffgebrochen / vnd sich mit zimblicher Confusion / auch Hinderlassung theils ihrer pagagy-Wägen gegen Breysach[37] gezogen / Steinbach[38] abgebrennt / viel Stättlein vnd Flecken / auch mehrentheils der thäler / wie nicht weniger Gernßbach[39] / Obernkirch[40] vnd Baden[41] / wider gegebene Salva-Guardien / außgeplündert / vnd alles vieh weggetrieben worden.

Den 19. martii hatten etliche Erlachische / vnd andere Frantzösische Trouppen eine Stund von Zell[42] sich in einem Busch versteckt. Von selbiger Guarnison vngefehr 120. Pferd herausser gelockt / solche auß einem Hinderhalt vmbringt. Vnd biß auff 10. so entwischt / theils niedergemacht / die übrigen aber gefänglich mitgenommen. Ingleichem ist der Paß zu Lauffen[43] den 23. dieses / das Hauß Stettenfelß[44] aber den 25. erobert worden / welche sich auff Discretion ergeben müssen“.[45]

Johann von Werth hatte 1644 auf Wunsch Maximilians I. ein Gutachten über den mit Widerholt abgeschlossenen Waffenstillstand abgegeben. Da nach seiner Meinung die Festung nicht zu erobern war, riet er, Eberhard III. von Württemberg beim Kopf zu nehmen, doch bat er um Geheimhaltung, „angesehen die große Herren Herren, wir aber arme Soldaten verpleiben“.[46]

Mit dem Westfälischen Frieden von Münster und Osnabrück von 1648 fiel die Bergfeste Hohenwiel an Württemberg zurück, die eigentliche Übergabe an Eberhard III. von Württemberg erfolgte aber erst im Juli 1650. Wahrscheinlich wollte Widerholt die Ratifizierung der Verträge abwartete, um sicherzugehen, dass keine österreichischen Ansprüche mehr geltend gemacht werden konnten.

Für seine Verdienste erhielt Konrad Widerholt 1650 als Mannlehen das Rittergut Neidlingen[47] und wurde in den Rang eines Kriegsrates und Obervogts im nahen Kirchheim erhoben.


[1] LEISTIKOW, Sperreuter, S. 39, Anm. 120.

[2] Lahrkamp, Werth, S. 145, 211.

[3] WÖLLPER, Conrad Widerholt (1598-1667). Online verfügbar unter: http://schwedenlager-1634.de/wuerttemberg_offiziere.htm; FINCKH, Konrad Widerholt, Stuttgart 1960; ferner GONZENBACH, Hans Ludwig von Erlach; STEMMLER, Tagebücher Bd. 2.

[4] Schramberg [LK Rottweil]; HHSD VI, S. 715f.

[5] Hornberg [Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 364f.

[6] Hohentwiel; HHSD VI, 352ff. Heydendorff, Vorderösterreich im Dreißigjährigen Kriege, 12/1959, S. 74-142, und 13/1960, S.107-194; Bumiller: Hohentwiel.

[7] Schweri, Gregor,  Die Herrschaft Ramsen im 16. und 17. Jahrhundert (1539-1659). 1974, S. 89.

[8] Burg Mädgeberg im Hegau, zwischen den Ortschaften Mühlhausen, Hilzingen-Weiterdingen und Hilzingen-Duchtlingen.

[9] Burg Hohenkrähen, hochmittelalterliche Höhenburg bei Mühlhausen-Ehingen in der Nähe von Singen [LK Konstanz].

[10] LAHRKAMP, Werth, S. 98, Anm. 26.

[11] Tübingen; HHSD VI, 801ff.

[12] Poltringen, heute Ortsteil von Ammerbuch [LK Tübingen]; HHSD VI, S. 635.

[13] Zit. bei GONZENBACH, Hans Ludwig von Erlach, Bd. 2, S. 111, Anm. 2.

[14] ZILLHARDT, Zeytregister, S. 187.

[15] WASSENBERG, Florus, S. 460ff.

[16] Wildenstein, Burg [Gem. Leibertingen, LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 890.

[17] WASSENBERG, Florus, S. 495f.

[18] Gemeint ist hier die Honburg, unter Tuttlingen [LK Tuttlingen], HHSD VI, S. 806f., 1645 von Widerholt, dem Kommandanten des Hohentwiel, im Handstreich genommen und zerstört.

[19] Mellenburg, vorderösterreichische Grafschaft.

[20] Blaubeuren [Alb-Donau-Kr.]; HHSD VI, S. 92ff.

[21] Hüfingen [Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 366ff.

[22] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.

[23] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.

[24] Tuttlingen [LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 806f.

[25] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 794.

[26] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.

[27] Überlingen [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 807f.

[28] Konstanz [LK Konstanz]; HHSD VI, S. 419ff.

[29] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 794f.

[30] Blumberg [Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 95f.

[31] Rottweil [LK Rottweil]; HHSD VI, S. 676ff.

[32] Mainau [Konstanz, LK Konstanz], HHSD VI, S. 498f.

[33] Ebingen [Albstadt, Zollernalbkr.]; HHSD VI, S. 160ff.

[34] Tuttlingen [LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 806f.

[35] Gemeint sind wohl die vier österreichischen Waldstädte Waldshut, Rheinfelden, Laufenburg und Säckingen.

[36] unbekannt

[37] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.

[38] Steinbach [Stadtkr. Baden-Baden ]; HHSD VI, S. 753.

[39] Gernsbach [LK Rastatt]; HHSD VI, S. 251f.

[40] Oberkirch [Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 587f.

[41] Baden-Baden; HHSD VI, S. 53ff.

[42] Zell am Harmersbach [Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 905f.

[43] Lauffen am Neckar [LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 456f.

[44] Stettenfels, Schloß [Gem. Untergruppenbach, LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 762.

[45] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 5, S. 31f.

[46] Mit archival. Beleg bei LAHRKAMP, Werth, S. 145.

[47] Neidlingen [LK Esslingen]; HHSD VI, S. 553.

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