Walderdorf, Johann Adam von

Walderdorf, Johann Adam von; Rittmeister, Oberamtmann [ – ] Walderdorf stand wahrscheinlich als Rittmeister in kaiserlichen Diensten, bevor er würzburgischer Oberamtmann im Amt Jagstberg[1] wurde.[2] Er war 1632 an der Gefangennahme des Grafen Ludwig Eberhard von Hohenlohe-Pfedelbach[3] beteiligt.

„Als nachhaltig schädigend erwies sich für Graf Ludwig Eberhard von Hohenlohe-Pfedelbach seine Gefangennahme durch kaiserliche Soldaten im Jahre 1632. Wie erwähnt, war dem Grafen von den Schweden die Reichsabtei Marchtal[4] geschenkt worden, woraufhin dieser dorthin reiste, um die Huldigung seiner neuen Untertanen entgegenzunehmen. Nachdem dieses am Pfingstmontag, dem 21. Mai des genannten Jahres geschehen war, haben angeblich drei kaiserliche Reiterkompanien das Kloster überfallen sowie nach erfolgloser Gegenwehr den Pfedelbacher Grafen gefangennehmen und nach Lindau[5] verschleppen können. Dessen in seiner Residenz zurückgebliebene Beamte versuchten nun mit Hinweisen auf die Erbeinung von 1511, die Unterstützung der übrigen Grafen von Hohenlohe für die Freilassung ihres Bruders und Vetters zu gewinnen. Die aus dem Hause Erbach stammende Gattin des Gefangenen, Gräfin Dorothea (1593-1643), zeigte sich angesichts der mißlichen Lage untröstlich und wohl nicht hilfreich bei der Suche nach angemessenen Reaktionen.

Während sich etwa die Langenburger[6] Herrschaft auf eine geistliche Unterstützung des Grafen beschränkte, indem der Hofprediger angewiesen wurde, den Gefangenen in den Pfarrkirchen in das Gebet einschließen zu lassen, bemühten sich seine Brüder aus der Waldenburger[7] Linie des Hauses Hohenlohe um eine Freilassung, die sie freilich erst im April 1633 erlangen konnten. Dabei standen vor allem erhebliche finanzielle Engpässe im Wege, die mit Hilfe der Neuensteiner[8] Vettern umgangen werden sollten. Denn die Entlassung des Pfedelbacher Grafen aus der Gefangenschaft erforderte den Einsatz hoher Geldsummen, zumal mit den verschiedenen Kriegsparteien umständlich ein Gefangenenaustausch verabredet werden mußte. Erst im August 1633 ließ der Langenburger Kanzleidirektor Assum im Namen der Regentin Anna Maria ein Schreiben entwerfen, in dem Graf Ludwig Eberhard zu seiner Heimkehr gratuliert wurde.

Die hohen Geldsummen, welche die Freilassung verschlangen, stellten für die Herrschaft Hohenlohe-Pfedelbach eine zusätzliche Belastung dar. Ohnehin war Graf Ludwig Eberhard im Frühjahr des Jahres 1641 gezwungen, mit dem Langenburger Kanzleidirektor Kontakt aufzunehmen, damit wir mit einander ein freundliche Conversation pflegen möchten. Anläßlich dieser Einladung erfuhr Assum, daß der Graf in so großem Elendt und Noth steckhe, das [er s]ich anbderst nit dan durch guetter Freund Rahtt und Hülffe weiß auszuwickeln, dan [es ihm] ad extrema gehet, das [er] weder Frucht, Wein oder Geltt habe, das [er s]eine Haushaltung khan hinausführen. Bemerkenswerterweise suchte Graf Ludwig Eberhard in dieser Situation den Rat eines als guten Freund bezeichneten bürgerlichen Beamten seines verstorbenen Vaters, und hoffte auf dessen Hilfe.

Graf Ludwig Eberhard hatte in seiner Not den – zunächst geheim zu haltenden – Plan gefaßt, seine Anteile an der Stadt Öhringen[9] und am sogenannten Steinhaus, dem Amtssitz der waldenburgischen Linie in der gemeinsamen Stadt, den übrigen hohenlohischen Grafen zu verkaufen. Ein entsprechendes Angebot wollte er zwar zunächst in Waldenburg und Schillingsfürst[10] unterbreiten, ging jedoch nicht davon aus, daß dort genug Geld zur Übernahme seines Sechstels an Öhringen zur Verfügung stand. Deswegen benötigte er den Langenburger Kanzleidirektor, den er durch sein devotes Auftreten dazu bringen wollte, bei dem Grafen Georg Friedrich von Hohenlohe-Weikersheim und Joachim Albrecht von Hohenlohe-Langenburg sein Fürsprecher zu sein. Immerhin hatte Graf Ludwig Eberhard noch genug Geld, Johann Christoph Assum für seine Dienste 1000 fl. anzubieten.

Diese Pfedelbacher Pläne sind indes nie in die Tat umgesetzt worden, zeigen jedoch die verzweifelte Finanzlage, in der sich auch Graf Ludwig Eberhard befand. Sie sind zudem ein weiterer Hinweis darauf, daß die finanzielle Situation in den Herrschaften der Waldenburger Linie des Hauses Hohenlohe während des Dreißigjährigen Krieges dramatisch ungünstiger war als in Weikersheim,[11] Langenburg und wohl auch in Neuenstein. Das hatte schon das Beispiel der Gräfin Dorothea Sophie von Hohenlohe-Schillingsfürst gezeigt, die zur Geldbeschaffung beispielsweise auch ein Darlehen bei der Langenburger Herrschaft aufnahm und zur Rückzahlung die Steuereinkünfte aus mehreren Dörfern abtrat.

Zu allem Übel erreichten den Pfedelbacher Grafen im Winter der Jahre 1641 und 1642 zum wiederholten Male Geldforderungen aus der Zeit seiner Gefangenschaft, in die er nahezu ein Jahrzehnt zuvor geraten war. Mit diesen überzog ihn Johann Adam von Walderdorf, einer der Kommandanten der Reiterkompanien, die ihn in der Reichsabtei gefangen hatten, und deme [er] damahls inn Schreckhen unnd perplexirter Sorge für [s]ein Leben 1000 Ducaten zubezahlen versprochen. Diese nicht in Abrede gestellte Zusage war Gegenstand eines langen, erbitterten Briefwechsels, in dem es vorwiegend um die vom Fordernden bezweifelte Zahlungsunfähigkeit des ehemals Gefangenen ging. Es war nicht ohne Pikanterie, daß Walderdorf zeitweilig Oberamtmann im vom hohenlohischen Territorium nahezu umschlossenen Amt Jagstberg war.

Hartnäckig beteuerte Graf Ludwig Eberhard von Hohenlohe-Pfedelbach, bey [s]einem verderbten statu, da [er] nit allein durch die Capter [Gefangenschaft] in vil 1000 fl. Schaden gerathen, sondern auch nach der Nördlinger Schlacht umb [s]eine Herrschafts[-] unndt in den gefolgten Exilio umb alle [s]eine übrige Mittel vollendts kommen, nicht zahlen zu können. Er konnte Walderdorf, der schon nach seiner Gefangennahme alle seine Pferde und zusätzlich Geld erhalten hatte, freilich nicht zum Forderungsverzicht überreden, mußte im Gegenteil anerkennen, daß ihn die Reiter zwar ihrem Befehl gemäß, aber letztlich doch Dank der Durchsetzungsfähigkeit des Offiziers, nur gefangen und nicht niedergemacht hätten. In Walderdorfs nachhaltigen Forderungen erblickte der Graf aus dem Hause Hohenlohe folglich vor allem eine erhebliche Schmälerung seiner Reputation.

Graf Ludwig Eberhard konnte sich allein nicht, aber auch nicht mit Unterstützung seiner Verwandten aus der Waldenburger Linie helfen und mußte schließlich erneut in Langenburg Hilfe suchen, was erfolglos blieb. So führt die Gefangennahme dieses Grafen aus der Waldenburger Linie des Hauses Hohenlohe vor Augen, wie wenig nützlich die schwedischen Schenkungen den hohenlohischen Herrschaften gewesen sind“.[12]

[1] Jagstberg [Gem. Mulfingen, Hohenlohekr.]; HHSD VI, S. 380.

[2] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 384, N 13 a.

[3] Pfedelbach [Hohenlohekr.]; HHSD VI, S. 626.

[4] Obermarchtal [Alb-Donau-Kr.]; HHSD VI, S. 592f.

[5] Lindau (Bodensee); HHSD VII, S. 414ff.

[6] Langenburg [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 448f.

[7] Waldenburg [Hohenlohekr.]; HHSD VI, S. 845f.

[8] Neuenstein [Hohenlohekr.]; HHSD VI, S. 564.

[9] Öhringen [Hohenlohekr.]; HHSD VI, S. 612ff.

[10] Schillingsfürst, unter Kupferzell [Hohenlohekr.]; HHSD VI, S. 436.

[11] Weikersheim [Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 860ff.

[12] KLEINEHAGENBROCK, Hohenlohe, S. 259ff.

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