Uffeln, Johann Friedrich von

Uffeln, Johann Friedrich von; Obrist [1598 ?-22.8.1647 Immenhausen] Uffeln stand bereits 1626 als Obrist[1] in hessen-kasselischen Diensten.

„Ihre erste Kraftprobe bestand die Katz[2] zu Anfang des Dreißigjährigen Krieges bei der gewaltigen Belagerung von 1626, die von dem kurkölnischen Marschall Obrist Johann von der Hövelich[3] im Verein mit zwei Regimentern[4] Spanier unter dem Befehl von General Wilhelm Verdugo[5] unternommen wurde. Die Veranlassung war der im Gefolge des Marburger Erbfolgestreites zwischen den Häusern Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt entbrannte Kampf, bei dem der Reichshofrat zu Gunsten von Darmstadt entschieden und der Kaiser[6] den kölnischen Kurfürst-Erzbischof Ferdinand[7] zum Vollstreckungsbevollmächtigten ernannt hatte, mit der Weisung, die Festen Rheinfels[8] und Katz dem Kasseler[9] mit Gewalt zu entreißen.

Die 33-tägige Belagerung – sie dauerte vom 21. Juli bis 24. August 1626 – war eines der bedeutendsten kriegerischen Ereignisse, den der Rheinstrom bis dahin erlebt hatte. Denn die Kommandanten der beiden Burgen, Obristleutnant Johann von Uffeln auf Rheinfels und Hauptmann Dietrich Suale auf der Katz, waren Kriegsmänner mit harter Stirn und unbeugsamen Willen, gegen die selbst die kriegsgewohnten Spanier vergeblich anrannten. Und der Geist der Führer war auf ihre Leute übergegangen, die wie die Löwen kämpften.

Bei den im Marburger[10] Schloßarchiv befindlichen Kriegsakten von 1626 liegt ein Blatt, von der Hand des Katzenkommandanten geschrieben und an den Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel gerichtet, ein vergilbtes Stück Papier, dem man ansieht, daß es in der Eile, in der letzten Minute, als der Feind schon vor den Toren stand, aus irgend einem Heft herausgerissen und bekritzelt wurde, damit es ein Eilkurier nach Kassel[11] bringe. Trotz seiner wenigen Zeilen ein ergreifendes Stück Geschichte. Es heißt darin, soweit die verblaßte Kritzelschrift entzifferbar:

‚Durch Boten werden Ew. Fürstliche Durchlaucht alle Umstände mündlich vernehmen. Hoffe zu Gott, treulich zu dienen bis in den Tod …. Wäre dringend nötig, daß Ew. Fürstliche Durchlaucht Succurs schicken. Der Allerhöchste wolle Ew. Fürstliche Durchlaucht ein langes friedliches Leben und glückliche fürstliche Wohlstand verleihen ! Amen ! Datum aus Neu-Katzenelnbogen, 18. Julius 1626
Ew. F. D. untertänigster treuer Diener
Diedrich Sualho’

Kürzer und energischer schrieb zwei Tage später der Kommandant von Rheinfels an den Landgrafen:

‚Tue Euch den redlichen Bericht, daß das spanische, darmstädtische und anderes Volk in vollem Anzug mit den Stücken[12] anmarschiert….. Ich habe nun nicht mehr Zeit, die Feder zu gebrauchen, sondern wir müssen den langen Spieß[13] zur Hand nehmen’.

Die Not wurde groß, denn nicht weniger als 8000 Mann hatte der Feind aufgeboten, während die Besatzung von Rheinfels nur 2000 Mann und die der Katz das winzige Häuflein von 86 Mann betrug. An Geschützen hatten die Belagerer sechs Batterien[14] aufgefahren: die erste sechs 24 Pfünder-[15] auf dem St. Goarer Wackenberg, von wo sie gleichzeitig die Katz beschießen konnte, die zweite- ebenfalls sechs 24 Pfünder- auf der Biebernheimer Höhe, die dritte- vier 18 Pfünder[16]- im Biebernheimer Felde westlich von Rheinfels, und die vierte- 4 große Mörser-[17] auf dem Werlauer Berg nördlich von Rheinfels, während die fünfte und sechste Batterie, aus je sechs 24 Pfünder und acht kleineren Geschützen bestehend, auf dem Nocherner Berg und auf der Patersberger Höhe über St. Goarshausen[18] standen. Letztere wird heute noch im Volksmund ‚Die Batterie’ genannt.

Diesen 40 Geschützen standen auf Seiten der Belagerten die gleiche Zahl gegenüber, davon 10 auf der Katz. Am Sonntag, den 6. August 1626, gab es für die Bürgschaft ein schreckensvolles Erwachen. Alle Batterien, hüben und drüben hatten den Kampf eröffnet. Achtzig Feuerschlünde spien ihre todbringenden Geschosse aus. Die Häuser zitterten unter der Wucht der Entladungen. Das ganze Rheintal war ein Flammenkrater. Das Brüllen der Kanonen weckte das Echo in den Bergen. Es war ein grausig Schauspiel. Die geängstigten Bewohner verkrochen sich in den Kellern oder flüchteten in die Kirche zum Beten. Aber selbst das Gotteshaus bot keinen Schutz. Drei 7-pfündige Kugeln, von der Patersberger Höhe geschleudert, schlugen in die St. Goarer Stiftskirche, verwundeten mehrere Bürger und töteten ein junges Mädchen.

Die Katz wurde von zwei Batterien, jener vom Wackenberg und von Patersberg, anhaltend beschossen. Fünfmal führte Verdugo seine Spanier gegen die Burg und fünfmal wurden sie mit blutigen Köpfen zurückgeschlagen. Die Katz hatte die feindliche Batterie auf dem Wackenberg zerfetzt. Über 500 Tote und 900 Verwundete hatte der eine Tag die Belagerer gekostet. Aber auch die Belagerten hatten einen Verlust von 82 Toten und 275 Verwundeten zu beklagen, darunter den wackeren Kommandanten von Rheinfels, Obristleutnant von Uffeln, dem bei dem Ausfalle der linke Arm durch eine Musketenkugel[19] verwundet worden war. Auch den spanischen Anführer, General Verdugo, ereilte einige Tage später sein Geschick. Er stürzte bei einem Sturm auf Rheinfels so unglücklich, daß er nach Kreuznach[20] überführt werden mußte, wo er an den Folgen 1629 starb. Da der Landgraf kein Ersatzheer sandte, ging der ungleiche Kampf noch dreißig Tage in unverminderter Heftigkeit weiter. Schon wiesen beide Burgen gewaltige Verheerungen auf. Eine Reihe von Häusern war von den abirrenden Kugeln beschädigt. Schwer gelitten hatte besonders die Katz. Das Dachwerk des hohen Turmes und die Kommandantenwohnung, von glühenden Kugeln getroffen, waren bis auf das Mauerwerk heruntergebrannt. Der auf drei Monate berechnet gewesene Schießvorrat war aufgebracht. Man war am Ende, aber in deutscher Mannestreue hielt die heldenhafte Besatzung aus. Da, in der entscheidenden Minute, als jeder weitere Widerstand vergeblich schien, traf ein Eilkurier von Kassel ein mit der Weisung, weiteres unnützes Blutvergießen zu vermeiden und die Festen, die doch nur noch Ruinen seien, zu räumen, sofern man den Besatzungen einen ehrenvollen Abzug zugestehe.

Zu Ende ist der heiße Tag, zu Ende das gewaltige Ringen. Die Kartaunen schweigen. Auf Katz und Rheinfels weht die weiße Fahne. Leise senkt die Nacht sich nieder, hüllt in ihren sanften Fittich die zitternden Städtchen und kühlt mit linder Hand den Kämpfern die Stirn. Auf den Bergen glühen, funkelnden Raubtieraugen gleich, die Lagerfeuer, umwirbelt von den dunklen Rauchsäulen, die klagend aufsteigen von Burg und Tal. Wie eine wunde Löwin, schaut todesgrimmig Trutz-Katz ins schlummermüde Land. Um die zerschossenen Mauern wallt’s wie weiße Rosse, klingt’s wie klirrende Schilder. Aufschauernd rieseln die Efeublätter nieder auf Freund und Feind, raunen ihnen seltsame Runen ins Ohr und winden um die bleichen Schläfen immergrüne Kränze !“
(Aus Jörg Ritzel: „Trutz-Katz“)

Am 3. September 1626 wurde der Friedenspakt geschlossen und tags darauf verließ die Besatzung in allen Ehren ‚mit lautenden Trommeln, fliegenden Fähnlein, brennenden Lunten und Kugeln im Munde’ den Schauplatz ihrer heldenhaften Taten. Der Rückzug erfolgte über die Patersberger Höhe nach Kassel hin. Von der Besatzung der Katz blieben zwei zurück: Konrad Ambt aus St. Goarshausen, den man ‚eingelegter Beschwernuß halber’ freigegeben hatte und Johann Maurer aus St. Goar, dem ein Arm abgeschossen war. Sieben andere, aus Bornich[21] und Nochern[22] stammend, die offenbar vom Krieg nichts mehr wissen wollten, waren unterwegs zu Nastätten ‚ausgetrollt’, wie’s in dem Kriegsprotokoll heißt, also auf dem Rückweg fahnenflüchtig geworden. Nicht weniger als 300 Tote, die Menge der Verwundeten nicht eingerechnet, hatte der Bruderkrieg die Belagerten gekostet. Der Verlust des Feindes betrug über 1100 Mann“.[23]

„Mit einer für die damalige Kriegführung außergewöhnlichen Schnelligkeit müssen die hessischen Truppen, ohne sich um die festen Plätze Soest,[24] Werl[25] und Unna[26] zu kümmern, vormarschiert sein. Am 28.1. [1633; BW] erschienen sie überraschend vor der Reichsstadt Dortmund.[27] Die Geschütze waren kaum in Stellung gebracht, da akkordierte[28] die Stadt (29.1.). Als Kommandant von Dortmund wurde der Oberst Joh. von Uffeln mit 5 Kompagnien[29] seines Regiments zurückgelassen. Er sollte weit nach dem Rhein und nach Süden sichern, die Pässe an der Ruhr besetzen, mit den dortigen evangelischen Adeligen fleißig korrespondieren, in Dortmund ein Magazin anlegen und sein Regiment auf 12 Kompagnien komplettieren“.[30]

Uffeln verteidigte am 17.8.1645 Kirchhain[31] mit 120 Mann gegen 16 Kompanien Reiter und 1500 Mann zu Fuß hessen-darmstädtischer Truppen.

Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[32] schreibt in seinem „Florus“ von 1647: „Hergegen hat der Fürstl. Darmstattische Gen. Leut. Ernst Albrecht von Eberstein[33] / das Stättlein Kirchhain belägert vnd am 17. 27. Augusti durch Accord einbekommen / vnnd als der Nider-Hessische Gen. Maj. Geiß[34] solches zu entsetzen im Anzug gewesen / ihm ein Stund darvon / der in Kirchhain gelegende Major Vffeln begegnet / darauff sich wider naher Ziegenhain[35] zu rück gezogen / vnd in die Dörfer daselbst die Völcker eingelegt. Mitlerweil ist der Chur-Beyerische Feld-Marschall Leutnant / Freyherr von Mercy[36] / mit 3000. Pferden Herrn General Leut. von Eberstein gestossen / haben sich so balden resolvirt / dem Gen. Geysen in seine Dörffer gesampter Hand einzufallen / auch alsoches Dienstags den 18. 28. Diß / gegen Abend zu Werck gerichtet / da dann die Hessen zeitlich wacker gewesen / also daß von den 24. Comp. zu Pferdt etwa 50. Mann (andere melden nur 19.) todt blieben / etliche wenige gefangen, beneben 2 Standarten / vnd die Bagage[37] (darunter Herrn Landgraff Ernsten[38] Leib-Kutschen: ) bekommen worden: die Flüchtige aber / sampt dem gantzen Fußvolck / so in Dreyß[39] gelegen / vnd gantz keinen Schaden gelitten / haben sich nach Ziegenhain reterirt. Nicht weniger hat wolgedachter Herr Gen. Leut. von Eberstein / auff Herrn Landgraff Georgens[40] Befehl / noch selbigen Tags / nach beschehenem Einfall / das Schloß Rauschenberg[41] durch Accord erobert und Blankenstein[42] belägert“.[43]

Er war zusammen mit seinen Brüdern an der Zerstörung von Obermarsberg[44] im September 1646 beteiligt: „Die Gelderpressungen der höheren Offiziere nahmen kein Ende. Ein hartes Vorgehen, zu dem aber wohl die Marsberger durch ihre erneuten Befestigungsmaßnahmen selbst Anlaß gegeben hatten. Der Landgräfin,[45] der auch Gerüchte von einer begonnenen Befestigung der gefürchteten Oberstadt zu Ohren gekommen waren, war sehr daran gelegen dies zu verhindern. Sie beschloß nun die Stadt selbst vollständig zu zerstören und die Bürger zu deren Verlassen zu zwingen. Hierzu legte sie der Stadt eine schwere Kontribution[46] von monatlich 20 Talern[47] auf und befahl am 24. September (14.9.) ihrem Oberstleutnant von Uffelen die Tore und letzten Mauerreste der Stadt zu schleifen. Desweiteren sollte dieser die Stiftskirche zumindest auf einer Seite zerstören. Die Bürger[n] sollten entweder innerhalb von 8 Tagen in die Altenstadt ziehen oder bei dem Kurfürsten und der kaiserlichen Generalität die Bürgerschaft erwirken, daß in Zukunft kein Kriegsvolk mehr auf die Oberstadt gelegt werde.

Mit dem Eintreffen des Oberstleutnants und seiner beiden Brüder in der Oberstadt begann erneut das Verwüstungswerk. Die letzten Mauerreste und die starken Tore wurden von den Regimentern abgebrochen. Dem Auftrag entsprechend wurden die Chöre der Stiftskirche mit 3 Tonnen Pulver ‚bey die Thür, wo man oben auf den Thurm geht‘, gesprengt. Bei dem Einsturz der drei Chöre sprangen die 16 Fenster mitsamt dem Maßwerk aus den Mauern. Auch der Kirchturm wurde auf einer Seite gesprengt. Hierbei zerschlugen die Trümmer der 2 1/2 Meter dicken Mauern einen Teil des Langhauses. Verwundern mag es hierbei, daß die Glocken, die mehrere Stunden nach der Sprengung herabfielen, dennoch unbeschädigt blieben. 1686 waren noch 3 Glocken erhalten, darunter die kleinste und älteste, im Jahre 1406 am Lucientage gegossen. Die Chronik berichtet hierzu: ‚Am 14. hujus (September) ist obrist leutn. Bose[48] mitt ohngefehr sechs Compagn. zu Ross und fues von Warburg[49] an der Dimel derauff kommen, zu Westheimb[50] in der nacht ettlich stunde logiret, am 15. forder uff Stattberg gezogen, vermög gehapter ordre die pforten abbrennen, den Stifts Kirchthurm sprengen lassen, welches man alhir gehöret, vermeinend, es seyen groben geschütz,[51] einerseits mawer ist stehen blieben, des nachts ist alles in gebew von holtz mit der glocken herunder gefallen‘ “.[52]

„Nicht einmal vor den Friedhofsmauern und den Mauern des Stifts machte man Halt. Was die Bürger nach der Belagerung und Zerstörung an Vieh und Lebensmitteln noch retten konnten, wurde ihnen nun genommen, viele Schweine und Ziegen noch vor Ort geschlachtet. Vor allem das Stift wurde arg in Mitleidenschaft gezogen. Die Mönche waren gezwungen, ihr letztes Schwein und ihr einziges Pferd abzuliefern. Auch die Kühe wurden ihnen genommen, allerdings später vom hessischen Obristleutnant wieder zurückgegeben. Die Räubereien wurden begünstigt durch die Abwesenheit des Propstes Neuhoff. Sie geschahen gegen den Willen und ohne Wissen der Führer, die ihre Truppen wohl nicht mehr in der Hand hatten.

Nur durch unterwürfige Bitten der Bevölkerung und eine schwere Kontribution von 1000 Talern konnten die Bürger die Hessen von der Zerstörung ihrer letzten Häuser abhalten. Genau an dieser Kontribution aber war dem Oberstleutnant mehr gelegen, als an der Zerstörung der wenigen, nach dem großen Brand noch übrig gebliebenen Häuser der Stadt“.[53]

Uffeln amtierte 1647 als Kommandant in Friedberg.[54] Der Chronist Joh. Philipp Götzenius erinnert sich: „Welcher [Reifenberg] aber, nach dem er 1647 auff den Sonntag Jubilate, den 9. Tag Martii, vom Hessen-Casselischen General, Herrn Caspar Cornelio von Mortaigne,[55] mit bei sich gehabter Armee berennt worden, und folgenden Montag, den 10. Tag Maji, am Mainzer Thor die Mauren etwas nidergeschossen und die Stadt erobert, hernach folgenden Dienstag ein großer Ernst mit Stein einwerffen und ungewöhnliche Granaten ihm gezeigt worden, für sein Person und ihm gehörige Sachen, ein sicher Geleit veraccordiret, die anvertraute Guarnison aber auf Gnad und Ungnad übergeben. Nach dem ist erstlich von den Hessischen Herr Obrist [Joh. Friedrich] von Uffeln und dem nach sein Bruder Herr Obrister Wachtmeister[56] [Heinrich][57] Commandant worden. Diesen beiden nach hat Herr Obrister von Stockheim, genannt Hasselholz,[58] mit 8 Compagnien zu Fuß und einer Comp. zu Pferd, das Commando eine geraume Zeit hier gehabt. Nach dessen Abzug ist Commandant worden Herr Joh. Bönhauß [Bönhausen],[59] Obrister Wachtmeister, so im Sept. des nächstverflossenen Jahres allhier verstorben“.[60]

Am 22.8.1647 fiel er bei einem Ausfall der Feinde vor dem belagerten Paderborn.[61] In der evangelischen Kirche St. Georg seines Heimatortes Immenhausen[62] wurde sein Leichnam beigesetzt und eine Trauerfahne – die älteste heute noch vorhandene hessische Fahne – aufgehängt . Sie trägt die Inschrift: „Meine Begierde Ist ewig Zuleben Und vor das Vaterland zustreben“.[63]

[1] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S.388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.

[2] Burg Katz, Hangburg bei St. Goarshausen [Rhein-Lahn-Kr.].

[3] Johann v. der Hövelich zu Lohmar [ – ], Obrist, kurkölnischer Marschall.

[4] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim von Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[5] Guillermo [Guilelmo] de [Wilhelm v.] Verdugo di Fauleria [1578-15.1.1629 Kreuznach], spanischer General u. Gubernator der Unteren Pfalz.

[6] Vgl. BROCKMANN, Dynastie.

[7] Vgl. FOERSTER, Kurfürst Ferdinand von Köln.

[8] Sankt Goar; HHSD V, S. 328ff.

[9] Moritz Landgraf v. Hessen-Kassel [25.5.1572 Kassel-15.3.1632 Eschwege].

[10] Marburg [LK Marburg-Biedenkopf]; HHSD IV, S. 35ff.

[11] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.

[12] Stück: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis; halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5 – 11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt].

Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [GRIMM; GRIMM, DWB]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5 – 11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5 – 9 cm), Rohrgewicht: 12 – 24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14 – 20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12 – 15 cm), zumeist zum Verschießen von gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- und Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575 ff. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus diesen „Halben [?; BW] Kartaunen“ kosteten fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81; SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel.

[13] Pike: Landsknechtspieß von 3 bis 5 m Länge, die entscheidende Waffe des in geschlossenen Haufen kämpfenden Fußvolkes. Die Pikeniere bildeten die unterste Klasse des Fußvolks. Bei einem Reiterangriff richteten die ersten beiden Reihen des Fußvolkes die Piken gegen die Angreifer. Die Pike war eher eine Defensivwaffe, da die Pikeniere den Rückhalt für die beweglicheren Musketiere bildeten (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, S. 89 f.). Hochrangige Offiziere wie Piccolomini behaupteten gern von sich, sie hätten das Kriegshandwerk „von der Pike auf“ („con una picca“) gelernt.

[14] Batterie: Geschütze wurden zu Gruppen zusammengefasst. Diese Gruppen nannte man Batterie. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. [ENGERISSER]

[15] Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81.

[16] Wahrscheinlich ist hier aber eine Viertelkartaune gemeint: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [GRIMM; GRIMM, DWB].

[17] Feuermörser, Mortier: Steilfeuergeschütz, dessen Rohre aus geschmiedeten Schienen bestanden, die, wie bei einem hölzernen Fass, durch eiserne Reifen zusammen galten wurden. Bei einem Kaliber von bis zu einem Meter Durchmesser waren die Feuermörser bis zu 2, 50 m lang und wurden vor dem Abschuss in die Erde eingegraben. Ihre Stahlkugeln hatten eine sehr steile Flugbahn, man konnte mit ihnen also hinter Mauern schießen. Sie dienten auch zum Werfen von Brand- oder Sprengkugeln (Bomben) mit einem Kugelgewicht zwischen 25 Pfund (1/16 Mörser) und mehreren Zentnern (ganzer Mörser, Kaliber 5-15 Zoll). Nach Pflummerns Aufzeichnungen konnte man mit ihnen Kugeln von 100 Pfund und mehr werfen; SEMLER, Tagebücher, S. 68. Vgl. auch die Abbildung bei FREYTAG, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 1, S. 89.

[18] Sankt Goarshausen [Rhein-Lahn-Kreis].

[19] Muskete: Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I.

[20] Bad Kreuznach; HHSD V, S. 24ff.

[21] Bornich [Rhein-Lahn-Kr.].

[22] Nochern [Rhein-Lahn-Kr.]

[23] Jörg Ritzel, Chronik der Stadt St. Goarshausen. 1640. Verfügbar unter: http://www.burg-katz.de/geschichte/die-erste-kraftprobe.

[24] Soest [LK Soest]; HHSD III, S. 692ff.

[25] Werl [LK Soest]; HHSD III, S. 768ff.

[26] Unna; HHSD III, S. 726ff.

[27] Dortmund; HHSD III, S. 166ff.

[28] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden bzw. durch die Undiszipliniertheit ihrer Truppen nicht eingehalten.

[29] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.

[30] GEYSO, Beiträge II, S. 22.

[31] Kirchhain [Kr. Marburg], HHSD IV, S. 269f.

[32] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.

[33] Ernst Albrecht v. Eberstein [6.6.1605 Gehofen – 9.6.1676 Burg Neuhaus], ab 1632 hessen-kasselischer, ab 1644 hessen-darmstädtischer Generalfeldmarschall, 1648 kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[34] Johann v. Geyso [Geiß, Geiso, Geyß, Geyße, Giese, Gyse, Geihe, Geisse, Grese] [29.1.1593 Borken-1.5.1661 Kassel], hessen-kasselischer Generalleutnant.

[35] Ziegenhain, heute Stadtteil von Schwalmstadt [Schwalm-Eder-Kr.]; HHSD IV, S. 483ff.

[36] Franz Freiherr v. Mercy [Merci, Merse], Herr zu Mandre u. Collenberg [zwischen 1580 u. 1590 Longwy (Lothringen)-3.8.1645 Alerheim], kurbayerischer Feldmarschall.

[37] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder von der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter und Heilkundige, Feldchirurg, Feldscherer, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern und Bauernknechte, die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.

[38] Ernst I. v. Hessen-Rheinfels-Rotenburg [8.12.1623 Kassel-12.5.1693 Köln], hessen-kasselischer Obrist(leutnant).

[39] Treysa, heute Teil von Schwalmstadt [Schwalm-Eder-Kreis].

[40] Vgl. DIEHL, Georg II.; BECK, Die Neutralitätspolitik Landgraf Georgs II.; WACHENDORFER, Möglichkeiten und Grenzen.

[41] Rauschenberg [Kr. Marburg]; HHSD IV, S. 369f.

[42] Blankenstein [LK Marburg-Biedenkopf].

[43] WASSENBERG, Florus, S. 693f.

[44] Marsberg [Hochsauerlandkr.]; HHSD III, S. 494ff.

[45] Amalie Elisabeth: Vgl. BUCKREUS, Die Körper einer Regentin; PUPPEL, Amelie Elisabeth; BECHERT, Die Außenpolitik; PETRI, Das Militärwesen von Hessen-Kassel.

[46] Kontribution: Kriegssteuer, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzlichen Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“. Der Flussmeister und Advokat Johann Georg Maul [? – nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können“. Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt“. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“.

[47] Eine kaum glaubliche Summe angesichts der sonst üblichen Summe.

[48] N Bose [ – 25.9.1647], hessen-kasselischer Obristleutnant.

[49] Warburg [LK Warburg]; HHSD III, S. 752ff.

[50] Westheim, heute Ortsteil von Marsberg [Hochsauerlandkr.].

[51] Grobe Stücke: große Geschütze, meist: Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17, 5 – 19 cm], verschoß 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde nötig: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge des Kalibers (15 cm), schoss 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-75 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt.

[52] STOLZ, Der Dreißigjährige Krieg, S. 128f.

[53] STOLZ, Der Dreißigjährige Krieg, S. 129.

[54] Friedberg [Wetteraukr.], HHSD IV, S. 145ff.

[55] Kaspar Kornelius Mortaigne de Potelles [Mordani, Mordoni, Mortaiger, Montagne, Mortaine, Mortague] [um 1609 Wallonien[55] – 18.7.1647 vor Rheinfels], hessen-kasselischer Generalleutnant.

[56] Obristwachtmeister: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold von 50 fl. entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.

[57] Heinrich v. Uffeln [Uflen] [ – 1648], hessen-kasselischer Obristleutnant.

[58] N v. Stockheim, genannt Hasselholz [ – ], hessen-kasselischer Obrist.

[59] Johann Günther zu Bönhausen [Bonhausen, Böhnhausen] [ – September 1648], kaiserlicher, dann hessen-kasselischer Obristwachtmeister.

[60] WAAS, Chroniken, S. 150.

[61] Paderborn; HHSD III, S. 601ff. Vgl. BRAUN, Paderborn im Dreißigjährigen Krieg.

[62] Immenhausen [LK Kassel].

[63] http://www.burguffeln.de/geschichte/geschichteburguffeln.html.

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