t’Serclaes de Tilly, Werner Graf, Baron Montigny; Obrist [12.5.1599 Tilly in Brabant-30.1.1653 Weißenberg an der Krems]
Montigny[1] war der Neffe Tillys[2] und stand als Kapitän[3] im Fußregiment[4] Levin von Mortaigne,[5] später als Kapitän und Obristleutnant[6] in dem als schwierig geltenden Kavallerieregiment Herberstorff,[7] dann unter Pappenheim.[8] Seit 1627 war er mit Franziska Barbara von Liechtenstein [1604 – 1655], der Tochter des einflussreichen Fürsten Karl von Lichtenstein,[9] verheiratet. In der Schlacht am Weißen Berge[10] hatte er zu einem raschen Angriff geraten: „Der Herzog[11] eröffnete die Berathung damit, dass er den Grafen Bucquoy[12] um Mittheilung seiner Ansicht ersuchte. Der Graf wollte nicht zuerst sprechen; nach einigem Sträuben gab er indes seine Meinung dahin ab, dass man nicht Alles auf ein Risico setzen, sondern an der linken Flanke des Feindes vorbei im Thale von Koschir[13] auf Prag ziehen solle, um zu sehen, ob man auf diese Weise den Feind nicht zur Umbildung seiner Schlachtordnung zwingen und ihn aus seinem Vortheile herauslocken könne. Es stimmten, heißt es in Tilly’s[14] Relation, dem Grafen einige kaiserliche Obersten[15] bei; am meisten fanden jene Buquoy’s Pläne für gut, welche von ihm abhingen und ihm einen Gefallen erweisen wollten (massime quelli, che dipendevano da lui per compiacerlo). Und obgleich von den übrigen kaiserlichen Officieren, ‚welche im Kriegswesen erfahrener und geübter waren’, zusammen mit den bairischen die entgegengesetzte Meinung verfochten wurde, so blieb der Graf doch standhaft bei seinem Entschlusse, dass man nicht gegen den Feind, sondern in der Richtung auf Prag vorgehen solle. Unter jenen ‚übrigen Officieren’ (frà gli altri) that sich der Oberstlieutenant Lamotte[16] hervor. Er bemerkte, dass er die Positionen und Verschanzungen der feindlichen Armee recognoscirt, dieselben aber nicht von so grosser Wichtigkeit gefunden habe, um den Entschluss zum Kampfe rückgängig zu machen; die Artillerie der Böhmen würde bei raschem Angriffe den katholischen Heeren wenig Schaden zufügen können. Buquoy’s Vorschlag, sich rechter Hand nach Prag zu wenden, sei im Gegentheil unmöglich, da die vereinigten Armeen beim Marsche nicht nur in die Lage kommen würden, dem Feinde schutzlos die linke Flanke zuzuwenden, sondern auch unter der Discretion bei böhmischen Geschütze vorbeidefiliren müssten. Alles in allem genommen sei es aber nöthig, einen der beiden Vorschläge anzunehmen, entweder dem Feinde hart auf den Leib zu rücken, oder sich in dessen eignem Angesichte zurückzuziehen.
Dasselbe, heisst es im Berichte des bairischen Generals weiter, brachte der Baron von Tilly vor, indem er nachwies, wie schwer ein Rückzug vor dem an Reiterei so starken Feinde zu bewerkstelligen sei. ‚Aber alle diese Gründe und Beweise genügten nicht, den Grafen einen Beschluss fassen zu lassen und unterdessen verlor man Zeit und der Feind arbeitete. Der Baron von Tilly und die Uebrigen wurden schliesslich unruhig (inquieti), dass man S. F. D. und ihnen selbst durch derartige Verzögerungen einen so schönen Sieg entschlüpfen liess. Endlich machte der neapolitanische Oberst Carlo Spinelli[17] den Vorschlag, ein grosses Scharmützel[18] anzufangen, welcher Plan, da er den Mittelweg zwischen einer Schlacht und einem Rückzug bildete, nach einiger Zeit vom Grafen Buquoy gebilligt wurde. Er gab zu, dass es besser sei, den Feind auf diese Art anzugreifen, als den Rückzug zu nehmen’. Natürlich trug das Gefühl, überstimmt worden zu sein, nicht dazu bei, seine gereizte Stimmung zu bessern“.[19]
Werner Wenzel von Tilly nahm am Kampf gegen die pfälzischen Truppen unter Ernst von Mansfeld[20] bei Mingolsheim[21] und am 6.8.1623 unter Tilly und Anholt an der Schlacht bei Stadtlohn[22] teil. Montigny „kehrte nach der Schlacht mit Gesellschaft in Münster[23] bei Dr. med. Johann Gigas ein. Er ist durch zwei Kugeln in Arm und Hand verwundet und läßt seine Verletzung in Münster ausheilen. Der Stadtsekretär Henrich Hollandt verehrt ihm im Namen der Stadt ein ‚Conterfei‘ des Täuferkönigs Jan von Leiden und einen ‚Wiedertäufertaler‘ des Meisters Hermann Potthoff. An Zehrungskosten zahlen die Landstände für ihn 109 Taler“.[24]
„Hinzu kam noch, daß die Stiefmutter des Grafen Ernst, die Gräfin Witwe Anna Ottilie, sich nach dem Sieg des kaiserlichen Feldherrn Tilly bei Stadtlohn über den protestantischen Herzog Christian von Braunschweig im August 1623 von ihrem Witwensitz Schloß Friedewald[25] an jenen wandte, damit er unter Umständen mit Einmarsch seiner Kriegsvölker, die bereits im Siegkreis standen, ihre Erbansprüche für ihre Söhne Wilhelm, Ludwig und Christian gegen ihren Stiefsohn, den Grafen Ernst, unterstützte. Tatsächlich schickte Tilly einen wirr zusammengerotteten Kriegshaufen, darunter auch viele kurkölnische Landsknechte, unter dem Kommando seines Neffen, Werner Tserclas von Tilly, in den Westerwald mit Stoßrichtung auf die Stadt Altenkirchen,[26] da Hachenburg,[27] der Sitz der gräflichen Regierung, stark verteidigt wurde. Obwohl Sayn’sche Truppen, allerdings weit in der Minderzahl, in Waldkämpfen den Vormarsch der Kaiserlichen aufzuhalten versuchten, kündeten brennende Dörfer immer näher an Altenkirchen die Niederlage schon an. Bald war die Stadt genommen, in der der Befehlshaber der Kurkölner, namens Görtzenich,[28] sein Hauptquartier aufschlug und die Bevölkerung derart drangsalierte, daß man ihn beim kaiserlichen Hof in Wien anschuldigte, sodaß er nach einiger Zeit von kaiserlichen Offizieren festgenommen und nach einem Prozeß hingerichtet wurde. Während rings im Land Elend und Not herrschte, gebar im Schloß zu Hachenburg Gräfin Luise Juliane ein Mädchen, obwohl dringend ein Junge als Erbe erwünscht war. Denn sonst würden die Stiefbrüder ihres Mannes von Kurköln die Herrschaft über die Grafschaft erlangen. Es war wieder einmal der Fluch der Regierenden jener Zeit (und mancherorts auch heute noch), neben dem alles andere unwesentlich ist, nämlich einen Sohn und Erben zu bekommen ! In all diesen Niederlagen geschah das Wunderbare, daß Tilly seine Truppen abzog. Wohl streiften noch Abteilungen der Kurkölner durch das Land, auf dessen Durchgangsstraßen bunte Schlangen Kriegsvolks aller Parteien entlangzogen, doch arrangierte man sich mit diesen, da sie sich meist in den Dörfern und Städten nicht lange aufhielten“.[29]
„Wie gut es sich übrigens diese geworbenen Soldaten mit ihren Chefs sein ließen, geht wohl aus Folgendem klar hervor. Werner von Tilly, ein Vetter des berühmten Generals lag seit November 1623 zu Erbenheim,[30] Amt Wiesbaden;[31] es wurden aber an denselben wöchentlich geliefert: zwei Ochsen, vierzehn Hämmel, vierzehn Mass Butter, etliche hundert Eier, 28 Hühner, ein Fuder Wein, 2 Wagen Heu, 28 Sack Hafer, für 22 Gulden Weißbrod, Confect, Käse u. s. w. Dabei musste ihm der wöchentliche Sold mit 200 Rthlrn. berichtigt werden“.[32] Erst am 29.10.1624 zog Werner von Tilly wieder ab.[33]
Ab 1624 führte Montigny das Regiment zu Fuß Jung-Tilly (ehemals Theodor von Haimhausen).[34]
„Die Dänen wurden mehr und mehr von der Weser abgedrängt; doch hielt Rittmeister[35] Damitz[36] noch Fürstenau[37] und Oberst Limbach[38] Nienburg[39] besetzt. Da traf im Spätherbst die Nachricht ein, daß Limbach kapituliert und zugleich die Räumung Fürstenaus[40] versprochen habe. Damitz aber verweigerte die Uebergabe Fürstenaus; daher stand zu befürchten, daß das Belagerungsheer sich von Nienburg gegen Fürstenau und Osnabrück[41] wenden werde. Dazu hatte Bischof Franz Wilhelm[42] das Regiment des Grafen Werner Tilly, eines Neffen des berühmten Oberfeldherrn Grafen Johann Tserklaes Tilly, in Dienst genommen. Damitz machte sich daher auf eine Belagerung Fürstenaus gefaßt und kam nach Osnabrück, um Bier und Brot einzukaufen, benutzte aber auch die Gelegenheit, mit mehreren Mitgliedern der Ritterschaft im Hause des Syndikus Dr. Gildemeister zu verhandeln. Sowie der Bischof dies erfuhr, befahl er der Stadt, Damitz gefangen zu nehmen. Der Rat geriet dadurch in eine peinliche Lage; er hatte sich stets auf die Neutralität der Stadt berufen und sollte sie jetzt selber verletzen, dazu noch auf Befehl des Bischofs ! Aber schließlich siegte doch die Furcht vor Franz Wilhelm: Der Rat gehorchte. Werner Tilly stand bereit, die Belagerung Fürstenaus zu beginnen; auf Entsatz konnte die Festung nicht rechnen, dazu saß ihr Kommandant gefangen. Daher kapitulierte sie, wahrscheinlich unter Damitz‘ Zustimmung. Damit hatten die Dänen ihren letzten Stützpunkt auf dem linken Weserufer verloren; ihren Gegnern fehlte westlich von der Elbe nur noch der Besitz der Städte Bremen,[43] Braunschweig,[44] Magdeburg[45] und Osnabrück“.[46]
Der Ratsherr Andreas Kothe [1602 – 1651][47] aus Wiedenbrück[48] schreibt in seiner Chronik: „Anno 1632 den 20. Februarii ist ein Obriste-Leutenant Timan Theodoruß de Lintelo[49] allhie mit Gewaldt eingefallen mitt ein Companey Reuter und drei Companey zu Fues. Es war newegeworben Volck und waren noch nicht compleit. Es waren aber von den jungen Tillischen Regimendt ein Fenderich,[50] genant Scholer, mit hundert Mußkatireren[51] hie binnen, welche bereitz ein Jahr alhie gelegen waren; die namen die Newen Porten ein des Morgenß früe undt schlussen sie auff. Es wolten es die Börger nicht leiden, war ihnen aber icht möglich, weiln sie die Schlüssell zur Porten hatten. Scharmutzirten[52] ein Zeitlanch gegeneinander, das zwen Soldaten doet bleven undt von der Bürgerschafft Hinrich Biermanß Knecht undt viell verwundet worden. Die Börgere haben dem Obersten eine summa Geldes geben müssen undt sein alhie complet gemaket sechs Companey zu Fues und ein Companey zu Pferdt. Sein in die sechszehendt Wochen alhie gelegen undt den 8. Junii alhie außgezogen“.[53]
„Am 26.4. [1632; BW] brach das schwedische Heer[54] aus dem Feldlager vor Lechhausen[55] auf, war am 27. in Aichach[56] und näherte sich am Abend des 28. der Stadt und Festung Ingolstadt[57] bis auf Sichtweite, worauf der König die Armee in Schlachtordnung stellte und die ganze Nacht in dieser Formation halten ließ. Am folgenden Tag, den 29.4., rückte man weiter am rechten Donauufer bis vor die Stadt, wo man von den Truppen Maximilians,[58] welche teils die Besatzung innerhalb der Mauern verstärkt, teils sich vor dem Feldkirchner Tor gelagert hatten, mit heftigem Geschützfeuer begrüßt wurde. Das Kommando in der Stadt hatte der Neffe des tödlich verletzten bayerischen Generalleutnants, Werner Graf von Tilly, ein Sohn von Tillys älterem Bruder Jakob. Am rechten Donauufer waren zwei Schanzen[59] aufgeführt: ein starkes Hornwerk[60] vor der Donaubrücke und eine weitere Schanze, welche eine Schiffsbrücke schützte, die sich unterhalb des Feldkirchner Tors zum rechten Donauufer spannte. Die Schanzen waren mit 1500 Mann zu Fuß und 500 zu Roß besetzt. Die Schweden lagerten sich zwischen Weichering[61] und Kothau[62] und begannen noch am 29.4. damit, unter starkem Artilleriefeuer der Ingolstädter Besatzung, Laufgräben gegen das Hornwerk vorzutreiben.
Bei Anbruch der Nacht kommandierte Gustav Adolf eine Sturmtruppe aus 1000 schwedischen Musketieren vor das Hornwerk, ‚darauf er in der nacht die Prukhen mit großer Furie angefallen, weil sie aber wol verschanzt gewest, hatte eß bei den seinigen viel khöpf gesetzt, vnd seindt vil in der Donau auf dem rukhen hinabgeschwommen‘ (Maximilian aus Regensburg[63]). Nach dem Bericht Robert Monro’s, zu diesem Zeitpunkt noch Oberstleutnant des schottischen Regiments Mackay, wurden die schwedischen Angreifer hauptsächlich von starkem bayerischen Musketenfeuer aus dem Hornwerk zurückgeworfen und verloren davor mehr als 300 Mann. Monro’s schottische Brigade, welche die ganze Nacht in Bereitschaft stehen mußte, wurde durch starkes Geschützfeuer dezimiert, wobei ‚viele Reihen von den Kanonen hinweg genommen wurden, obwohl wir selbst nicht im Einsatz waren, aber in Bereitschaft standen um die Stellungen zu halten, falls uns der Feind überkommen sollte, welches in meiner Erinnerung, obwohl im April, die längste Nacht des ganzen Jahres war. Mit einem einzigen Kanonenschuß verlor ich 12 Mann von meiner eigenen Kompanie, und ich weiß nicht was aus ihnen geworden ist […]‘.
Monro gewährt uns auch einen Einblick in die Gemütsverfassung der Soldaten, wenn er schreibt: ‚Als Ihre Majestät feststellte, daß auf diese Weise nichts affektuiert [effektuiert ?; BW] werden konnte, zog er die Musketiere zurück, ließ jedoch uns und unsere Brigade[64] in der bisherigen Stellung, um den Ansturm des Feindes zu erwarten und uns mit dem Donnern der Kanonen vertraut zu machen. Dabei konnte niemand, mochte er auch noch so tapfer sein, dafür getadelt werden, daß er im nächtlichen Angesicht der in geschlossenen Linie feuernden Kanonen unwillkürlich den Kopf einzog oder den Körper wandte um einer vorbei schrammenden Kugel zu entgehen und keiner konnte Mitleid erwarten, der aus purer Prahlerei den Tod fand. […] dort blieben wir bis Tagesanbruch und kehrten mit großen Verlusten an toten und verwundeten Männern in unser Lager zurück‘. (Monro/Expedition II-119, 120).
Die Bestürmung der Brückenköpfe vor Ingolstadt[65] wurde am 30. April fortgesetzt, wobei an diesem Tag dem auf schwedischer Seite kämpfenden jungen Markgrafen Christoph(er) von Baden-Durlach[66] beim Rekognoszieren durch eine Geschützkugel der halbe Kopf weggeschossen wurde und auch der schwedische König, der das Hornwerk an der festen Brücke in Augenschein nehmen wollte, in große Gefahr geriet. […] Die Schweden ließen zwar am 1. Mai die Schanzen bei den Donaubrücken abermals stürmen, wobei die kleinere genommen wurde und die dahinter liegende Schiffbrücke verloren ging. Gustav Adolf hielt sich jedoch, von einem Abstecher nach Neuburg,[67] wo er seine Frau besucht hatte, am Abend des 2.5. zurückgekehrt, mit der Belagerung der Festung nicht mehr länger auf, sondern entschloß sich, den bayerischen Kurfürsten in seinem Innersten zu treffen. Am 4. Mai hob er das Feldlager auf und zog, verfolgt von wütenden Attacken Ingolstädter Reiter- und Dragonereinheiten,[68] in Richtung Geisenfeld[69] ab, wo die Armee ihr Nachlager aufschlug. Den gefallenen Markgrafen von Baden, der mit einem Konvoi in die Heimat überführt wurde, verabschiedete man am Nachmittag mit militärischen Ehren. Dazu ließ der König die gesamte Armee Aufstellung nehmen, worauf das Fußvolk mit Musketen, die Reiterei mit Pistolen und die Armee jeweils zwei Salven schossen“.[70]
Am 14.8.1635 schrieb Ferdinand III.[71] aus Heilbronn[72] an Rudolf Graf Colloredo,[73] die Stände von Oberösterreich klagten darüber, dass auf Graf Rappoltsteins[74] Gütern im Elsass die Reiterregimenter Tilly [Montigny] und Suys[75] lägen, ferner ein Vernier’sches[76] Dragonerregiment in Thann,[77] Sulz,[78] Gebweiler[79] und Rufach[80] sowie im Bistum Basel, wo sie Kontributionen[81] eintrieben und Musterplätze[82] errichteten; diesseits des Rheins liege das Regiment des Giovanni Bastista Braccolini[83] und alle verwüsteten das Land. Mit Rücksicht aber auf den Friedensschluss aber sollten sämtliche Musterungsplätze liquidiert werden. Er, Ferdinand, befehle ihm, diese Liquidierung mit Karl IV. von Lothringen[84] zu besprechen und die Regimenter Vernier und Suys samt der Reiterei Bracciolinis zur Armee zu kommandieren.[85]
Später war Tilly zeitweilig Kommandant von Ingolstadt[86] und kaiserlicher Hofkriegsrat. Am 16.3.1639 schrieb der Kaiser Gallas[87] und bestätigte den Empfang seiner Relationen vom 11., 12. und 13.3. Ihnen habe er ebenso wie dem von Gallas an Trauttmansdorff[88] geschickten Brief entnehmen können, dass er nicht recht wisse, ob es jetzt, da der Feind durch das Treffen mit den Sachsen und Salis'[89] Niederlage neue Kräfte gesammelt habe, da andererseits die kaiserlichen Regimenter noch nicht vereinigt seien und Hatzfeldt[90] wegen Georgs von Braunschweig-Lüneburg[91] Widerstand nicht direkt zu ihm marschieren könne, günstig sei, einen unsicheren Angriff auf den Feind zu wagen, und es vielleicht für besser halte, die Vereinigung mit Hatzfeldt und Piccolomini[92] abzuwarten. Er, F., sei gleichfalls gegen einen voreiligen riskanten Versuch und erwarte, dass Gallas so schnell wie möglich die vorher bestimmten Regimenter zu sich ziehen und gemeinsam mit Graf Schlick,[93] Colloredo und Generalkommissar[94] Tilly [Montigny; BW] die Grenzen des Königsreichs Böhmen schützen werde. Er gab Gallas ferner zu bedenken, ob es besser wäre, wenn Hatzfeldt entweder über Hessen und Franken zöge, wenn er schon nicht über die Weser gehen kann, oder ob er die Vereinigung mit gewissen Regimentern des Korps Piccolomini abwarten, sich auf 15.000-16.000 Mann verstärken und den Weg über die Weser nach Lüneburg[95] und Braunschweig[96] mit Gewalt erzwingen sollte, wodurch der Feind von zwei Armeen in die Zange genommen würde. Er habe Hatzfeldt bereits geschrieben, in allem Gallas‘ Befehle zu befolgen.[97]
[1] ENGERISSER, Von Kronach, S. 59, Anm. 31; die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung. Vgl. KELLER-CATALANO, Tagebücher: hier Wenzel Werner [1599-1651].
[2] Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.
[3] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.
[4] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim von Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm von Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[5] Levin v. Mortaigne [ – 1626], bayerischer, dann salzburgisch-ligistischer Obrist in kaiserlichen Diensten, Kommandant der salzburgischen Verbände; HEINISCH, Salzburg, S. 97; BEISEL, Bavarian Nobility, S. 348; die Erwähnungen bei KAISER, Politik.
[6] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[7] Adam Graf Herberstorff [25.4.1585 Schloss Kalsdorf bei Ilz 5-11.9.1629 Schloss Orth am Traunsee], ligistisch-kaiserlicher Obrist. Vgl. STURMBERGER, Adam Graf Herberstorff.
[8] Gottfried Heinrich Graf v. Pappenheim [8.6.1594 Treuchtlingen-16.11.1632 bei Lützen], ligistischer u. kaiserlicher General. Vgl. STADLER, Pappenheim.
[9] Karl Fürst v. Liechtenstein [30.7.1569 Feldberg-12.2.1627 Karlsbad], Statthalter in Böhmen.
[10] 8.11.1620: Maximilian I. von Bayern schlägt das böhmische Ständeheer unter Christian I. von Anhalt. Friedrich V. von der Pfalz geht nach Den Haag in die Niederlande. Vgl. KREBS, Schlacht.
[11] Vgl. ALBRECHT, Maximilian I.
[12] Charles Bonaventure de Longueval, comte de Bucquoy [9.1.1571 Arras-10.7.1621 Neuhäusel], kaiserlicher General.
[13] Koschir [Košíře bei Prag].
[14] Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.
[15] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S.388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.
[16] Pietro Antonio de Lamotta [Peter de la Croix, Herr de la Motte] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[17] Carlo Spinelli, Markgraf zu Orsonovo [1574-1633 Neapel], kaiserlicher Obrist.
[18] Scharmützel: Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“, Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten. oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.
[19] KREBS, Schlacht, S. 96f.
[20] Vgl. KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld.
[21] Bad Mingolsheim [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 43f. 27.4.1622: Ernst von Mansfeld schlägt die Vorhut der ligistischen Armee Tillys in der Nähe von Mingolsheim.
[22] Stadtlohn [LK Ahaus]; HHSD III, S. 699f.
[23] Münster; HHSD III, S. 537ff.
[24] LAHRKAMP, Münsters Rolle, S. 37.
[25] Friedewald [Kr. Altenkirchen]; HHSD V, S. 106f.
[26] Altenkirchen (Westerwald); HHSD V, S. 8.
[27] Hachenburg [Oberwesterwaldkr.]; HHSD V, S. 124.
[28] Adam Wilhelm Schellart v. Dorenwert, , Freiherr zu Gürzenich [Goerzenich] [ – 12.10.1627 im Feld vor Rendsburg enthauptet], kaiserlicher Obrist.
[29] MÜLLER, Hungergräfin.
[30] Erbenheim, heute Ortsbezirk von Wiesbaden.
[31] Wiesbaden; HHSD IV, S. 465ff.
[32] KELLER, Drangsale, S. 54.
[33] KELLER, Drangsale, S. 55.
[34] Theodor Viepeckh v. u. zu Haimhausen [1554-12.11.1626 Haimhausen], ligistischer Obrist, Geheimer Rat, Hofkammerpräsident, Generalkriegskommissar u. Gesandter.
[35] Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte, bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[36] N Damitz [ – ] dänischer Rittmeister.
[37] Fürstenau [Kr. Bersenbrück]; HHSD II, S. 156f.
[38] Isaak Lardijn [Lardinois] v. Limbach [ – 1627 in Nienburg], mansfeldischer Obrist. Vgl. die Erwähnungen bei KRÜSSMANN, Ernst v. Mansfeld.
[39] Nienburg/Weser; HHSD II, S. 346f.
[40] Fürstenau [Kr. Bersenbrück]; HHSD II, S. 156f.
[41] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.
[42] Vgl. GOLDSCHMIDT, Lebensgeschichte des Kardinalpriesters Franz Wilhelm Grafen zu Wartenberg.
[43] Bremen; HHSD II, S. 69ff.
[44] Braunschweig; HHSD II, S. 63ff.
[45] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[46] HOFFMEYER, Osnabrück, S. 118f.
[47] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 143f.
[48] Wiedenbrück [LK Wiedenbrück]; HHSD III, S. 782f.
[49] Timon [Thimon, Timas, Tyman, Tilmann, Thiemann, „Timor“] v. Lintelo [Lindeloo, Lindlo, Lintlo, Lindtloe, Lindloe] [1568-22.4.1650], ligistischer Obrist.
[50] Fähnrich: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f.
[51] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics; EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.
[52] Scharmützel: Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“, Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten. oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.
[53] FLASKAMP, Chronik, S. 16.
[54] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“.
[55] Lechhausen; heute Stadtteil von Augsburg.
[56] Aichach [LK Aichach-Friedberg]; HHSD VII, S. 3.
[57] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.
[58] Vgl. ALBRECHT, Maximilian I.
[59] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255).
[60] Hornwerk: hornförmige Befestigungsanlage. Als Hornwerk wird eine in den Graben vorgeschobene bastionierte Front bezeichnet, die zu den Außenwerken einer frühneuzeitlichen Festung zählte. Es bestand aus zwei mit einer Kurtine verbundenen Halbbastionen, die durch lange Flanken eingefasst wurden. Der Kurtine konnte ein Ravelin vorgelegt sein. Vom Hornwerk zu unterscheiden ist das Kronwerk, welches sich aus mindestens zwei bastionierten Fronten zusammensetzte. Hornwerke kamen im späten 16. Jahrhundert als Element der altniederländischen Befestigungsmanier auf und wurden üblicherweise an besonders gefährdeten Abschnitten vor einer Bastion oder einem Ravelin errichtet. Die Bestreichung ihrer Flügel erfolgte dabei von den Bastionsfacen aus. Das Hornwerk bildete auch eine der Grundformen von Feldbefestigungen und Brückenköpfen. [wikipedia]
[61] Weichering [LK Neuburg-Schrobenhausen].
[62] Kothau, heute Stadtbezirk von Ingolstadt.
[63] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[64] Brigade: Anfangs bestand die schwedische Brigade aus 4 Schwadronen (Squadrons) oder Halbregimentern, also 2016 Mann und 256 Offizieren, ab 1631 nur noch aus 3 Schwadronen Fußvolk zu je 504 Mann und 64 Offizieren. Die insgesamt 1512 Mann waren in 648 Pikeniere und 864 Musketiere eingeteilt, die in Rotten zu je 6 Mann aufgestellt waren.
[65] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.
[66] Christoph v. Baden-Durlach [6.3.1603-30.4.1632 vor Ingolstadt], schwedischer Obrist.
[67] Neuburg a. d. Donau [LK Neuburg-Schrobenhausen]; HHSD VII, S. 497ff.
[68] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Teilweise führten die Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung und Deckung von Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- und Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. auch http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.
[69] Geisenfeld [LK Pfaffenhofen/Ilm]; HHSD VII, S. 230.
[70] ENGERISSER, Von Kronach, S. 58ff.
[71] Vgl. HÖBELT, Ferdinand III.
[72] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.
[73] Rudolf [Rudolfo] Graf Colloredo [Coloredo, Coloreto, Coleredo, Colredo, Kolloredo]-Waldsee [Wallsee] [2.11.1585 Budweis-24.2.1657 Prag], kaiserlicher Feldmarschall.
[74] Johann Jacob Graf v. Rappoltstein, Graf v. Ribeaupierre [2.2.1598 Rappoltstein-18.7.1673 Rappoltstein].
[75] Ernst Roland, Baron de Grysort [Grisart, Chrisom], Graf v. Suys [Soise, Soisse, Sois, Suis, Suise, Suisi, Soy, Suse, Suy, Suyss, Duys] u. Tourabel [ – 1645], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[76] Mathieu [Matthäus] Freiherr de [v.] Vernier de Rougemont et d’Orchamp [„Oberst Werner“] [ – 1658], kaiserlicher Generalwachtmeister.
[77] Thann [Tann, Elsass, h. Frankreich, Dép. Haut-Rhin].
[78] Sulz [Soultz, Elsass, h. Frankreich, Dép. Haut-Rhin].
[79] Gebweiler [Guebweiler; Frankreich, Dép. Haut-Rhin].
[80] Rufach [Rouffach; Frankreich, Dép. Haut-Rhin].
[81] Kontribution: Kriegssteuer, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzlichen Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“. Der Flussmeister und Advokat Johann Georg Maul [? – nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können“. Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt“. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“.
[82] Musterplatz: ein von den Städten und Territorien gefürchteter Platz zur Musterung und Einstellung von Landsknechten oder Söldnern im 16. und 17. Jahrhundert, dessen Einrichtung man nach Möglichkeit zu verhindern suchte. Der militärische Unternehmer richtete einen Platz, meist in der Nähe einer Stadt, in deren Wirtshäusern oder in Landstrichen ein, die wegen ihrer wirtschaftlichen Krisensituation als besonders geeignet galten, ein, an dem sich die von Werbern mit einem Handgeld geworbenen Söldner oder Rekruten einfanden. Wenn sie gemustert und für tauglich befunden wurden, wurden sie durch den Musterschreiber in Musterrollen eingeschrieben und an ihren Bestimmungsort verbracht. Die Heeresunternehmer hatten ein Werbepatent, das sie zur Stellung einer festgelegten Anzahl von Soldaten verpflichtete. Konnte die Anzahl nicht erreicht werden, mussten die Werbegelder vom Kriegsunternehmer aus eigener Tasche zurückgezahlt werden. Im Laufe des Krieges wurden so viele Neuanwerbungen notwendig, dass die Werbung trotz steigender Werbegelder immer schwieriger wurde, so dass sich erzwungene Werbungen häuften. BURSCHEL, Söldner, S. 126f.). LANGER, Hortus, S. 92f. Vgl. Die selbstkritischen Äußerungen des schottischen Söldners Sir James Turner [1615-1686; vgl. MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 63], Memoirs, S. 14: „I had swallowed without chewing, in Germanie, a very dangerous maximie, which militarie men there too much follow; which was, that so we serve our master honnestlie, it is no matter what master we serve; so, without examination of the justice of the quarrel, or regard of my dutie to either prince or countrey, I resolved to goe with that ship I first rencounterd”.
[83] Giovanni Battista Marchese di Bracciolini [ – ], ligistischer Obrist.
[84] Karl IV. Herzog v. Lothringen [5.4.1604 Nancy-18.9.1675 Allenbach (bei Birkenfeld)]. Vgl. BABEL, Zwischen Habsburg und Bourbon.
[85] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 75.
[86] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.
[87] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserlicher Generalleutnant. Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[88] Maximilian Freiherr, 1635 Graf v. u. zu Trauttmansdorff u. Weinsberg [23.5.1584 Graz-8.6.1650 Wien], kaiserlicher Geheimer Rat, Kämmerer u. Obristhofmeister.
[89] Hans Wolf Freiherr v. Salis [1597-6.4.1640 Wismar], kurbayerischer Obrist, kurbayerisch-kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[90] Melchior Reichsgraf Hatzfeldt v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], kaiserlicher Feldmarschall.
[91] Georg Herzog v. Braunschweig-Lüneburg [17.2.1582 Celle -2.4.1641 Hildesheim], kaiserlicher Obrist, 1631 schwedischer General.
[92] Ottavio Fürst Pccolomini-Pieri d’Aragona, Herzog v. Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall.
[93] Georg Friedrich Graf v. Schlick [Schlik] [ – 6.3.1642 bei Mansfeld], kaiserlicher Obrist.
[94] General(kriegs)kommissar: Der General(kriegs)kommissar war das oberste Aufsichts- und Kontrollorgan für das gesamte Kriegswesen, Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontributionen) und zur Kontrolle der Kriegskommissare. Als Quartierkommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung). Der Generalkommissar, der entweder erfahrener Heeresverwaltungsbeamter oder selbst Obrist war, war der Dienstvorgesetzte aller dieser Kommissare, der wiederum seinen Anteil bei seinen untergebenen Kommissaren einforderte. Zudem waren die oft korrupten Generalkriegskommissare verpflichtet, alle Vorkommnisse im Feld und in der Garnison an den obersten Kriegsherrn einzuberichten, weshalb sie nicht zu Unrecht als die „Augen und Ohren“ etwa Maximilians I. bei der Truppe bezeichnet wurden. Sie besuchten bzw. kontrollierten die vom Hauptquartier entfernt operierenden oder liegenden Regimenter. Bei der Truppe waren sie aufgrund ihrer umfangreichen Kontrollfunktionen im Allgemeinen verhasst. Zudem hatten sie die Weisung, die Kosten der Kriegs- und Truppenfinanzierung zu senken und Reduktionen durchzuführen, was zu ständigen, teilweise handfesten Konflikten mit den Obristen als Kriegsunternehmern führen mussten, da die Generalkriegskommissare auch für den Transport und die Auszahlung des Soldes zuständig waren. Bei besonders unruhigen Truppenteilen waren sie auch für die Ausgabe der Munition zuständig. Der Generalkriegskommissar hatte zudem die Aufgabe, in den besetzten Gebieten nach lohnender Beutekunst (Altäre, Gemälde, Bücher etc.) Ausschau zu halten und gemäß seinen Weisungen zu beschlagnahmen. Der Generalkriegskommissar trat als Militärsachverständiger bei Liga-, Kurfürsten- und Reichstagen auf und war bei Friedensverhand-lungen (z. B. beim Abschluss des Lübecker Friedens 1629) und Gesandtschaften beteiligt. Zum Teil kam er durch seine vielfältigen Aufgaben, Einnahmen (Sold etwa 5000 fl., Anteil an Kontributionen ca. 1800 fl. pro Jahr ohne diverse andere Einnahmen) und Belohnungen zu einem beträchtlichen Vermögen. Da die Generalkriegskommissare den Schriftverkehr mit der Kriegskanzlei bzw. dem obersten Kriegsherrn führten, gaben sie oft anders lautende, kritische oder auch gefälschte Berichte weiter.
[95] Lüneburg; HHSD II, S. 311ff.
[96] Braunschweig; HHSD II, S. 63ff.
[97] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 770.