Taube [Daube, Tauben] zu Neukirchen, Dietrich Freiherr von

Taube [Daube, Tauben] zu Neukirchen, Dietrich Freiherr von; Obrist [1594 Maardu [Estland]-29.1.1639 Dresden]

Veit Dietrich Freiherr von Taube [Daube] zu Neukirchen [1594 Maardu [Estland]-29.1.1639 Dresden[1]], Sohn des baltischen Adeligen Johann von Taube [gest. 1603], stand als Hofmarschall, Oberstallmeister, Obristleutnant und Obrist in kursächsischen Diensten.

„Kriegerische Auseinandersetzungen um die Hegemonie im Baltikum zwangen um 1600 die deutschstämmige Adelsfamilie von Taube zur Flucht aus ihrer Heimat, dem Deutschordensstaat Livland (heute: Estland). Als Achtjähriger gelangte Dietrich von Taube (geb. 1594) so an den sächsischen Hof nach Dresden,[2] wo er gemeinsam mit dem Kurprinzen Johann Georg I. aufwuchs. Nach dessen Amtsantritt im Jahr 1611 erfolgte auch der Aufstieg des Dietrich von Taube, welcher erst Reisestallmeister und Oberstleutnant, mit 23 Jahren schließlich Stallmeister wurde und damit eines der höchsten Hofämter inne hatte. Bereits 2 Jahre zuvor hatte er das Gut und Schloss Neukirchen[3] erworben. Obwohl Dietrich von Taube das Leben am kurfürstlichen Hof dem im Wasserschloß Klaffenbach[4] vorzog – der Besitz diente ihm lediglich als Einnahmequelle – , begründete er mit dem weiteren Ausbau des Schlosses im Renaissance-Stil den Glanz und Zauber des heutigen Ensembles“.[5]

Taube führte das Leibregiment zu Roß (Nr. 1), das er am 21.4.1631 als Obristleutnant formierte. Am 22.8.1631 übernahm er auch das 2. Leibregiment als Obrist. Zudem war er Obrist eines Dragoner-Regiments von 9 Fendl; das Datum der Bestallung ist nicht bekannt.[6]

Auch an der Wiedereroberung Leipzigs[7] war er beteiligt.

Sein Regiment nahm an der Schlacht von Breitenfeld[8] am 17.9.1631 teil.

Am 17.11.1631 übernahm er als Obrist das Leibregiment zu Roß.[9]

Johann Georg I. hatte Arnim mit der Weiterführung der Friedensgespräche mit Wallenstein[10] beauftragt. „Dieser kam dann unter Mitnahme der Obersten Dietrich von Taube und Hans Kaspar von Klitzing mit [Hans Philipp v.[11]; BW] Sparr am 17. Mai [1632; BW] in Laun[12] zusammen. Hier sollte er sich Wallensteins neue Vorschläge anhören und auch schriftlich aushändigen lassen. Drei Tage später überbrachte ihm Sparr eine Einladung des Friedländers in sein Hauptquartier nach Rakonitz.[13] Bei der dann am 22. Mai stattgefundenen Zusammenkunft wies Wallenstein seine kaiserliche Vollmacht vor, die ihn bemächtigte, mit den evangelischen Reichsfürsten Frieden zu schließen.

Da ein derartiges Separatabkommen zur Isolation Schwedens geführt hätte, stand der Dresdner Hof dem Anerbieten ablehnend gegenüber. Dass Johann Georg I. weiterverhandeln ließ, kann wohl nur dadurch erklärt werden, dass sich die kursächsische Armee möglichst unbeschadet aus Böhmen zurückziehen wollte. Denn diese sah sich mittlerweile 40.000 von Wallenstein, 12.000 von Marradas und 20.000 von Schaumburg aus Schlesien anmarschierten Mann gegenüber“.[14]

„Inzwischen hatte die sächsisch-lüneburgische Abteilung, die am 7. Torgau[15] verlassen hatte, Nachricht von der Schlacht bei Lützen[16] und deren Ausgang erhalten, war also nur bis Wurzen[17] vorgestoßen, da sie fürchten mußte, in den geordneten Rückzug Waldsteins [Wallensteins; BW] zu geraten, was ihr kaum gut bekommen wäre. Von Torgau aus wurde ihr v. d. Pfordten mit einigen Dragonern von Taube und 2 Kompanien von Klitzing zu Fuß über Eilenburg[18] nachgesandt. Kaum hatten die Sachsen-Lüneburgischen Holcks Abzug vernommen, als sie sich auf den Weg machten. Am 10. nachmittags versuchten sie einen Handstreich gegen die Stadt. Hinter einem Wagen ritten 8 sächsische Reiter an das Grimmaische Tor heran und gaben sich für versprengte Kaiserliche aus. Die wenigen Waldsteiner, die zusammen mit sächsischen Defensionern[19] dort Wache hielten, öffneten. Sofort zogen die Sachsen blank und hieben in die überraschten Feinde ein. Die Defensioner machten natürlich sofort mit ihnen gemeinsame Sache und im Nu war das Tor genommen.

Dann folgten weitere 150 Reiter nach, und ein furchtbares Blutbad hob in den Straßen der Stadt an. ‚Alle Kayserische / so viel sie derselben auff der Gassen / auff dem Marckte / vnd in den Häusern angetroffen’ / wurden ‚niedergestochen / daß ehe recht eine halbe Stunde vorgangen / vber die 100 Todte auff der Gassen lagen / von denen alle ihre Kleider / vnd alles was sie bey sich hatten / von den Schwedischen abgenommen wurde’. Hoffkirchen berichtet über die Greuelszenen aus ‚Leibtzig’ am 11. November: ‚leibtzig die Statt hob ich wieder ein v. sindt in der furie bey die zwey hundtert von feindt nidergemacht das Schloß weret sich noch hoffe aber es soll nicht lange weren ich habe die von Eylenburg v. die Helffte von Torgaw laßen hiher marsiren ich aber bin mit dem rest der Cavalery den Feind zu verfolgen zu der königlichen armee gemarsiret’.

Unter den Opfern befand sich der jüngere Isolani, ein Rittmeister[20] und der Hofmeister des Herzogs von Florenz [Mattia di Toscana; BW] Am Abende rückte Oberst Taube mit seinen Dragonern[21] in die Stadt ein, dann folgten Hoffkirchen, v. d. Pfordten und Lüneburg, schließlich auch Altenburg, zusammen 40 Kornets.[22] Die Dragoner ‚wurden ohne Verzug noch selbigen Abend gegen das Schloß commandiret / die bey anbrechender Nacht starck zu verschantzen anfingen / auch wurden noch selbigen Abend 2 grosse Rathsstücken in die Burgstrasse geführet / deren eines auf die kalckhütte / das andere auf das Petriner Collegium gebracht wurden’.

– – Ein Tagebuch meldet seinen Einzug  in  Leipzig: „Den 10. [11. a. St.; BW] ists gar still gewesen und hat die Bürgerschaft von dem Kommandore [Moser, BW] auf dem Schloß erlangt, daß das Rannische und Grimmische Tor wieder hat sollen geöffnet und mit Soldaten und Bürgern verwahrt werden, wie denn mit dem Rannischen Tor vor Mittag der Anfang gemacht worden, da viel Bürgersvolk in Vorstädten in ihren Häusern gewesen. Es ist aber alsobald nach 12 Uhr dasselbe wieder zugemacht und das Grimmische eröffnet. Nach 1 Uhr aber ist ein Trupp Reiter, und zwar anfänglich nur deren 10, ans Tor kommen, und weil sie sich vor Kaiserliche angegeben, hereingelassen worden, die aber alsbald im Tore die kaiserlichen Soldaten niedergeschossen. Denen ist bald der Trupp gefolgt, der in Gassen, Häusern und auf dem Markt, was sich von kaiserlichem Volk angetroffen, niedergemacht, darauf in einer halben Stunde noch mehr gefolgt, daß in 2 Stunden die Kaiserlichen fast in 100 auf den Gassen tot gelegen, welche stracks geplündert und ausgezogen worden, und sind diesen Abend Herr Obrist Taube mit seinen Dragonern, insgleichen Herr Obrist Hoffkirch [Lorenz v. Hofkirchen; BW], Obrist Hans von der Pforte [Pforten; BW], Herzog [Friedrich Wilhelm; BW] von [Sachsen]-Altenburg und Herzog [Georg; BW] von Lüneburg in Person herein, wie auch über vierzig Cornetts auf den Markt gekommen.[23]

Trotzdem gelang es Mosen noch in der Nacht vom 10. zum 11. nach der  Thomasmühle zu auszufallen und sich zu verproviantieren. Des Flößholzes im Stadtgraben aber konnte er sich nicht bemächtigen. Am 11. früh trafen 250 Mann zu Fuß ein und am 12. Eustachius Loeser mit seinem Regimente zu Fuß, worauf um Mittag die Regimenter zu Roß die Stadt verließen. Als man an diesem Tage die Burg anblasen ließ, schlug Mosen alle Verhandlungen aus, doch wurden ‚noch selbiges Tages viele Kayserliche / so sich hier vnd dort verstecket / gefunden / die alle ohne Gnade niedergemachet wurden’.

Die Belagerung der Burg machte in den folgenden Tagen nur geringe Fortschritte. Der Feuer der sächsischen Musketiere reichte bei weitem nicht aus, die Belagerten einzuschüchtern. So erhielt v. d. Pfordten, als er am 18. die Burg zur Übergabe auffordern ließ, die boshafte Antwort: ‚Wier sollten umb Pfingsten wieder anhalten, Vnter deß nur nach Torgau marsieren, vnd auff dem Schlitten fahren’. Vor allem fehlte es den Sachsen auch an Schießbedarf. Es kam sogar noch schlimmer. In der Nacht vom 20. auf den 21. November fielen die Kaiserlichen überraschend aus, überrumpelten die Wachen und fingen einen Leutnant,[24] einen Feldwebel[25] und 4 Musketiere[26] der Kompanie von Witzleben (Klitzing zu Fuß). Nur v. d. Pfordten persönliches Eingreifen verhinderte größeres Unheil.

Er selbst klagte sehr, er habe nicht genug Leute, um ähnliche Vorfälle unmöglich zu machen. Eins war den Belagerten allerdings nicht gelungen: sie hatten einen Barbier[27] auftreiben wollen, ‚weil es ihnen in der Festung ein Feldscherer[28] gemangelt’. Den zu fangen fehlte es an der Zeit. Übrigens wurden drei nachlässige Wachen ‚zur Justitia geführet’, aber dann nur ein Mann gehangen. Man sah sich schließlich gezwungen, von Chemnitz[29] her schwedische Verstärkung zu holen, denn auch Chemnitz war belagert, weil sich dort Waldsteinsche Truppen festgesetzt hatten und noch hielten.

Am 24. November kündete darauf Dodo von Inn- und Knyphausen[30] seine Ankunft an. Wirklich rückten am 26. die Regimenter Knyphausen zu Fuß (1500 Mann), Franz Karl (600 Mann) und Herzog Bernhard[31] zu Roß (300 Mann) in Leipzig ein, was der Rat am 28. sofort mit einer Jeremiade[32] über Einquartierungslasten an den Kurfürsten beantwortete. Auch der Kurfürst freute sich der schwedischen Hilfe nicht recht. Er befahl am 28. ausdrücklich, daß im Falle der Übergabe die Burg von den Sachsen und ja nicht von den Schweden besetzt werden solle. Auch die ersehnten Belagerungsstücke – zwei halbe Kartaunen[33] – trafen am 30. November aus Wittenberg[34] ein und wurden noch ‚selbige Nacht vor dem Thomasthor gepflantzet’. Am nächsten Morgen beschoß man den Pleißenturm‚ da man denn mit wenigen Schössen die Haube auff dem Thurm dermassen durchlöchert / daß die Büchsen-Meister alßbald von den Stücken weichen müssen / vnd selbige von dar nicht mehr gebrauchen können’.

Jetzt mußte Mosen erkennen, daß die Burg eine ernsthafte Belagerung nicht aushalten konnte. Am 1. Dezember trat er in Akkordverhandlungen, die am 2. dazu führten, daß die Kaiserlichen der freie Abzug in aller Stille bewilligt ward. Mit ‚8 Pagagi-Wägen, einer Kutschen, und 1 Senfften / so 2 Pferde getragen’ zog Mosen am 3. Dezember  ab. Er hatte unter sich gehabt:

Regiment              Leutnant  Feldwebel  Mann  Adjutanten     Summe

Breuner                       1              1             135             –               127

Waldstein                    1               –             131            1               133

Marques de Grana      –              1             154            –               155

Alt-Sachsen[35]          1              2             141            –               144

Geiß                               1              1               55             –                 57

Baden                            –              1               52             –                 53

                                       4              6             658            1               669

Die Hoffnung, viele Überläufer zu bekommen, zerschlug sich zunächst; Mosen hatte seine Leute erst noch tief in die kursächsischen Weinfässer blicken lassen, so daß ‚alle truncken gewesen’, und bei Kursachsen nicht untertreten wollten. Nur ‚etliche zwanzigk Man’ verließen ihre Fahnen. Trotzdem glaubte v. d. Pfordten, daß von den Kaiserlichen ‚Ihrer wenig davon vber die Grenze mit kommen werden’. Es wird auch behauptet, daß ‚auch von denen / so albereit schon vber ein Meil Weges hinausgewesen / viele wieder zurücke kommen / vnd Bestallung angenommen’“.[36]

Nach der Eroberung Leipzigs heißt es: „Dabei verübten die Dragoner von Taube und andere Reiter in der Umgebung der Stadt ‚große Insolentien’. Sie überfielen den schwedischen Heereslieferanten Andreas Jedler von Treitstagk, den Leipziger Bürgermeister Christoph Schwendendörffer, George Haubold von Berbisdorff und einen Herrn von Dieskau. Ihnen wurden die ‚Pferde genommen vnd sie gentzlich außgezogen’. Infolge solcher Unsicherheit der Straßen blieben die fremden Kaufleute der Neujahrsmesse fern“.[37]

„Bernhard [v. Sachsen-Weimar; BW] kümmerte sich indes wenig um seines Bruders [Wilhelm IV.; BW] Ansprüche. Er hatte schon von Schweinfurt[38] aus Befehle an Lohausen und Bulach erteilt, ohne die Zustimmung Wilhelms einzuholen. Als er dessen Aufforderung, sich zur Armee zu begeben, erhielt, war er bereits bei den Truppen in Bamberg.[39] Dieses Verhalten Bernhards blieb Wilhelm nicht verborgen. Um endlich Klarheit zu bekommen, ob er überhaupt in die fränkischen Dinge noch hineinzureden hatte, bat er ihn um Nachricht, ‚was die endliche Abrede zwischen dem Herrn Reichskanzler[40] und E. Ld. gewesen‘ sei. Außerdem verlangte er Bericht über die Lage der Armee. In Thüringen beabsichtigte er eine Truppenmacht zu sammeln, die er entweder zum Schutz Erfurts[41] verwenden oder, bei einem Einfall des Feindes in Franken, zur Verstärkung der fränkischen Armee dorthin führen wollte. Diese Truppenmacht gedachte er aus den von ihm in Thüringen noch zurückgehaltenen Kompanien, drei magdeburgischen Regimentern und 3000 Mann thüringischen Ausschuß zu bilden. Ihre Stärke berechnete er auf 5400 Mann. Er ging sofort daran, die einzelnen Truppenkörper zusammenzuziehen. Den Statthalter von Magdeburg[42] und Halberstadt,[43] Fürsten Ludwig von Anhalt, ersuchte er, drei schwedische Regimenter nach Halle[44] zu schicken, wo sie seinen Befehl erwarten sollten. Um nicht durch einen Einbruch des Feindes von Eger[45] aus überrascht zu werden, legte er den Obersten Christoph von Taupadel nach Saalfeld,[46] der den Feind beobachten sollte, da dieser schon ziemlich weit von den vogtländischen Grenzen hereingestreift war. Den Kurfürsten von Sachsen bat er, die Truppen unter Oberst Dietrich von Taube ‚etwas näher zusammenzuziehen und auf des Feindes Vorhaben ein wachendes Auge zu haben‘. Taupadel sollte mit Taube in Verbindung treten“.[47]

Am 18.2.1633 hatte Taube aus Leipzig ein Dekret gegen räuberische Soldaten erlassen.[48]

Am 20.2.1633 waren Reiter unter Taube in dem mittlerweile von schwedischen Truppen geräumten Chemnitz eingetroffen, die aber wegen der Pest am 8.3.1633 wieder abzogen.[49]

„Ein Entsatzversuch Weismains[50] durch kaiserliche Kroaten[51] unter dem Obristen Marcus Corpes schlug fehl; er mußte wegen Mangels an Feldstücken wieder abziehen. Am 29. März/8. April 1633 wurde Corpes, der sich ‚mit 12 Cornets Reitern, etlichem Fußvolk und Artillerie‘ auf dem Rückweg von Weismain befand, von dem schwedischen Obersten Georg Christoph von Taupadel, der sich in Hof[52] mit dem Reiterregiment des kursächsischen Obristen Dietrich von Taube vereinigt hatte, überfallen und bis nach Kirchenlamitz[53] verfolgt. Die schwedischen Truppen ‚gingen also in gesambt gerades weges auff den Feind zu, traffen denselben an und setzten dermassen in ihn, daß er das Feld räumen, alle Pagage im Stiche, auch über hundert todt und viel gefangen hinterlassen müssen‘. (Chemnitz II, S. 111)„.[54]

„Den um Erfurt und Schmalkalden[55] quartierenden eigenen Truppen gab der Herzog am 27. März den Befehl zum Aufbruch nach Saalfeld. Das Kommando über sie und die schon bei Saalfeld liegenden Abteilungen übergab er dem Obersten Taupadel. Wilhelms Ziel war Eger. Daß er in seinem Plan auf Unterstützung durch Kursachsen rechnen könnte, glaubte er bestimmt, zumal Bernhard ihm einen Brief des sächsischen Feldmarschalls Herzog Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg zugesandt hatte, in dem dieser erklärte, er sei entschlossen, in Böhmen einzurücken, wenn die schwedische Armee gegen Eger und die Oberpfalz anmarschieren würde. Außerdem ging ja der ganze Plan auf die Anregung Arnims zurück. Wilhelm bat deshalb den Kurfürsten, indem er auf das Schreiben Franz Albrechts Bezug nahm, den Obersten Taube und andere umliegende sächsische Truppen mit den Seinen zu verbinden und ihn außerdem durch Munition und Artillerie zu unterstützen.

Am Dresdener Hof aber, wo man eben noch die Bitte Bernhards, Taube möge in der Not unterstützen, mit der Begründung abgelehnt hatte, daß Taube die Grenze decken müsse, begegnete man der Bitte Wilhelms mit Argwohn. Sein Schreiben wurde ‚von etlichen präokkupierten Gemütern nicht so wohl aufgenommen und bei dem Herrn Kurfürsten interpretiert als es I. f. G. gemeint haben‘. Man glaubte, ‚es läge hierunter etwas verborgen‘, und man suche schwedischerseits Sachsen zu schwächen. Der Kurfürst ließ dem Herzog auch in der Tat eine aufschiebende Antwort zugehen: Er erwarte ‚fernere Nachricht, sonderlich wie stark Sie eigentlich vermeinen, an Volk aufzubrechen‘: Dann wolle er sehen, ob er aus Schlesien etwas Kriegsvolk heranführen könne. Immerhin war diese Antwortung keine Ablehnung der Wünsche Wilhelms, zumal der Kurfürst gestattete, daß Abteilungen des Obersten Taube sich mit Taupadels Truppen um Hof vereinigten. Eine über die Grenze gerückte Abteilung des Feindes konnten sie gemeinsam am 8. April zurückjagen und ihr die Bagage abnehmen“.[56]

„Auf Anordnung Wilhelms von Weimar versammelte Taupadel im April 1633 seine Truppen um Hof und schloß sich mit dem kursächsischen Obristen Dietrich von Taube zusammen. Beide Obersten unterstützten sich nun in ihren Operationen im Fichtelgebirge. Zusammen zählten sie etwa 2000 Reiter. (Huschke, S. 114). Wie wir bereits erfahren haben, konnte das kleine Corps das Kroatenregiment des Marcus Corpes am 8. April bei dessen Rückmarsch von Weismain abfangen und ihm eine empfindliche Niederlage zufügen (s. S. 148), nachdem bereits Anfang Februar der Taupadel’sche Oberstleutnant Reinhold von Rosen gegen Corpes’sche Streiftruppen in der Gegend von Burgkunstadt[57] und Weißenstadt[58] erfolgreich war. Zu diesem Zeitpunkt hatte der kaiserliche Feldmarschall Heinrich Holk[59] mit starken Truppenverbänden um Eger Stellung bezogen. Als Taupadel Nachricht bekam, daß sich die Kroatenregimenter Paulus Orossy (genannt ‚Horatius‘), Daniel Beygott und Peter Graf Keglewich als Teil der Holk’schen Truppenverbände in der Nähe von Arzberg[60] logiert hatten, brach er am 15./25. April mit 40 Cornets Reitern von Hof auf, zog über Kirchenlamitz nach Arzberg und überfiel in den Morgenstunden des 16./26.4.1633 die Regimenter Orossy in Arzberg und Keglewich in Schlottenhof.[61] Das Regiment Orossy wurde ‚dergestalt ruiniert, daß von vierhundert Mann, so es effective stark gewesen, über zwanzig nicht das Leben davon gebracht. Ohne was von des Obristen ‚Kegelwitzen‘ Regiment im Lauffe geblieben‘. Der Kroatenoberst Paul Orossy wurde gefangengenommen und 8 Cornets (in diesem Fall Kompaniestandarten) erobert. Das Quartier des Regiments Beygott in Fischern war nicht bekannt geworden, so daß dieses entwischen konnte. Drei in der Nähe lagernde Kürassierkompanien vom Alt-Sächsischen Regiment (Regiment Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg unter Oberstl. Albrecht Gaston Spinola, Gr. von Bruay) ließ der Obristleutnant vom Regiment Taube entwischen. (Chemnitz II, S. 111; Braun/Leopold, S. 31)„.[62]

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold [1603 – 1676][63] aus dem von Eger abhängigen Marktredwitz[64] erinnert sich an den März 1633: „Den 29. dito hat der chursächsische Oberst(e) Daube, so bishero in der Stadt Hof und Plauen[65] (nit allein, sondern) mit etlichen sächsischen Völkern gelegen, das Kaiser[ische] Forgatzische Regiment Kroaten in ihren Quartieren zu Kirche[n]lamitz,[66] Leutten [= Marktleuthen[67]] usw. überfallen und gute Leut gemachet“.[68]

„Seine [Wilhelms IV.; BW] Versuche, sich Kursachsen zu nähern, blieben den Schweden nicht verborgen. Herzog Bernhard warnte seinen Bruder, sich zu sehr zu ‚engagieren‘ und dadurch ‚ins Unglück zu ziehen‘. Er solle seine ‚concilia‘ lieber mit ihm ‚führen, sintemal Sie hier zu befehlen haben, dort aber nur bitten müssen‘. Auch Taupadel riet ihm, ‚sich nicht auf die Sächsischen zu verlassen. Denn es wird nimmer mehr ein Kurfürst von Sachsen einem Prinzen aus Ihrer Linie trauen, am wenigsten einem so geachteten Fürsten als E. f. G. sind‘. ‚Ihre kurfürstliche Durchlaucht suchen nichts anderes als E. f. G. zur Sicherung Ihrer Grenzen aufzuhalten‘. Wilhelm setzte trotzdem seine Verhandlungen mit den Sachsen fort“.[69]

Am 10.9.1633 erhielt Taube die Bestallung zum Obristen des Leibregiments zu Fuß. Drei Freifahnen wurden unter dem Befehl des Daniel von Schlieben, Claus von Taube, am 13.4.1631 bereits ernannt, und am 4.5.1631 in Mühlwerck[70] errichtet, und Albanus von Brandenstein, am 16.4.1631 ernannt, geführt; drei markgräfliche Fähnlein waren am 27.7.1631 errichtet worden. Zwei Fendl unter den Hauptleuten Thimmel und Boldbach, formierten am 28.9.1631 in Leipzig,  Der Chef des Leibregiments war Johann Georg I. von Sachsen.[71]

Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann [11.11.1611-11.12.1688][72] schreibt in seiner „Kriegschronik“: „Den 11. November [1633; BW] kahmen die Taubischen, verjagten die in der [Reitzenhainer;[73] BW] schantze und schleiften Sie. Derowegen commandirte auf Churfürstlichen befehl in anfang des September der Obrist Dietrich Taube auß der Lausnitz seine 2 Regiementer an Cavallerie und Trajoner in Meißen;[74] sein Obrist-Wach-Meister Bodo von Bodenhausen ging den 9. November mit 300 Pferden dem feindt entgegen ans Böhmische gebirg und schleiften mit Zuthun des landtvolcks die Reitzenhaner schanz und beritten stez die Paße, streiften oft in Böhmen und hohlten Viehe, und damit mann die Böhmen gar abschaffte, marchirten theils regiementer zue Roß und fuß auß dem lager bey Dresden, darinnen der Chur-Sächsische General Arnheim [Arnim; BW] mit der Churfürstlichen Armee von 29. September biß den 1. November Müßig lage. Des Obrist Posens [Poser; BW] regiement zue fuß wurde in Zwicka[75] gelegt, der Obrist Dietrich Taube kam den 3. Dezember mit den andern Compagnien zue den Obrist-Wachmeister von Bodenhausen umb Chemnitz an, conjungirte sich mit des Posen regiement zue fueß auß Zwickau und zogen vor Schwartzenberg.[76]

Nach deme nun der Commendant in Schwartzenberg mit seinen Crabaten und Zigeunern 17 wochen auf den Schloß von 4. August biß den 5. december gelegen und mächtigen Schaden gethan in gebirge, marchirte den 5. December der Obrist Taube mit 22 Compagnien Cavallerie und Tragonern von Chemnitz herauf auf Dorf-Zwenitz,[77] Grünhein,[78] Saxenfeld[79] gar frühe und bekahmen doselbst eine Parthei Crabaten mit Wägen, die Futterage zueführen solten, theils kamen darvon und machten lerm in schloß. Des Posens Fußvolck marchirte uff Elterlein[80] zue und bliebe in Schletta[81] liegen. Von der Cavallerie aber stelleten Sich ezliche Compagnien mit fliegenden Standarten auf den Wildenauer[82] und Grunstedler[83] weg. Die Trajoner Musten in Schwartzenberg beym Rathhauß absteigen und sich zum sturm bereit halten. Nachdeme der Commendant lose word gabe und sich zue wehren resolvirte, brachten Sie fäßer ans Schloßthor und zündeten Sie an, das feuer ergriff auch das Ampthauß und verzehrete es mit vielen Acten, briefen und registraturen, und Do sie den ernst sahen, baten Sie um accord und abzug, musten Sich aber auf gnade und ungnade ergeben, und wurde ihnen nur das leben geschenckt, der Commendant mit seiner dama nach Annenberg geführt und behalten biß zur abstattung seiner Ranzion, Die Gemeine Crabaten und Zigeuner außgezogen und durch Elterlein nach Chemnitz geschaffet, der Leutenandt und Fehnrich wurde auch in Arrest behalten.* Drauf wurden die 22 Compagnien in Grundt herauf in Pöle,[84] Rascha,[85] Mitweida,[86] Crotendorf,[87] Scheibenberg[88] einquartirt und lagen 3 tage stille. Den 8. December kam der Obrist Taube mit seinem Compagnien den grundt herauf und hielte Randefoi uff den Acker nebenst den Gottesacker zum Scheibenberg und legte darnach dieselben um Annenberg[89] herumb biß den 10. December. Do brach er auf mit seiner Cavelleri und Posischen Fußvölckern und zog auf die Presnitz[90] vor das Schloß, daß mit einen keyßerlichen Haupt-Mann und 30 Mann besezt war, Pflanzten 1 Feuer-Mörsel und 3 stücke vor das Rathhauß kaum 100 schritt vom schloß; weil sie aber vor den gezauberten Nebel nichts sehen kundten, flogen die kugeln uber das schloß und thaten keinen schaden. Seine Compagnien beritten Sich weit auß und raubten aller ortten das Viehe zum kupfer[91]- und Schmiedeberg,[92] zur Presnitz, daß Sie uber 500 stücke mit sich herauß trieben, Darzue die gebirgischen Walt- und bergleute viel geholffen, die auß denen Amptern Grünhein, Schwartzenberg und Wolckenstein[93] mit gelauffen und auch beute hohlen wollen. Weil in Böhmen Die gantze Holkische[94] und Wallensteinische Armeen Müßig lagen, die von diesen einfall lermen bekommen, also daß schon 500 Crabaten von klösterlein[95] her avancirten, Muste der Obrist mit Den stucken und allen volck wieder abziehen, daselbe ubern paß in sicherheit führen und sich von diesen raub begnügen laßen. Den 12. December fielen 30 Pferde von diesen Volck bey Wiesenthal[96] hinein auf die Böhmische gräntze, brandtschazten Die Gottesgabe[97] pro 30, Die Böhmische Seite pro 20 und Stoltzenhan[98] pro 15 thl. und nahmen ihnen all ihr viehe. Den 16. December that der Obrist Unger mit 60 Pferdten einen streif durch die Pöle auf die Platta,[99] Plünderte die Andreas Siegelin in der Pöle, nahmen ihren Sohn gefangen, 6 Pferde und uber 1000 fl. wehrt weg, ritten ferner und Plünderten David Zobeln, Böhmischen Hammerherrn auf Ziegenschacht,[100] und dergleichen streiffungen gingen gar ofte für, sonderlich do 4 Compagnien von Taubischen Regiement in gebirg liegen blieben.

Der Obriste Taube lag in Chemnitz. Sein Obrist-Wach-Meister Bodo von Bodenhausen lage in Annenberg und bliebe liegen 34 wochen, kostete der Stadt die Zeit uber 10902 thl. 9 gr. 3 pf. von 8. December.  Den 16. December wurden zue Marienberg einquartirt 2 Compagnien zue Pferd von Taubischen Regiement, 1 unter Rit-Meister Lucca uff 26 wochen, die andere untter Rit-Meister Buchnern und blieb liegen 32 wochen und machten alles fertig. Die kosteten 5177 fl. 13 gr. 7 pf. ohne anderen Vorrath. Auch muste die Stat geben von 16. Martii biß 17. Junii auf verordnung der Kriegs-Commißarien Christof von Raschau und Rudolph von Schmertzing 440 thl. Die Annenbergischen Compagnien solten den Presnitzer Pas und die Marienberger den Reitzenhainer Pas bewahren und die einfälle verwehren helffen, wahren aber mehr schedtlich dem gebirg den vorträglich. Den weil sie stez ubers gebirge fielen und raubten, so verursachten Sie auch, daß keyßerliche volcker an Ihre grantze und in die Stadte geleget wurden. In December kahmen in Jochimsthal[101] Ungern an, blieben den gebirg zum schaden liegen 10 wochen bis den 13. Martii 1634. Die sazten ubern walt in contribution, forderten von Wiesenthal wöchentlich 100 thl., bliebe bey 26 thl. und brachten die Dörfer in solche Furcht, daß Menschen und Viehe in hartten winder auf den Wäldern lagen. Sie ritten auch stez durchn Wiesenthal ubern Paß uffn Streif. Die Cranzler lagen mit ihren Viehe hinder den Habichtsberg im holtz, und weil das liebe Newe jar einfiele, hatten Sie 68 stück heimgetrieben vor den frost und die heilige Zeit uber außzueruhen, Aber das wurde balt verrathen. Den 31. December, den tag vor den Neuen jahr fielen die Jochimsthalischen Crabaten ein, branden eine scheuen ab, hieben Michel Otten, einen heußler, nieder, der mit seinen mobilien auf den Schiebebock[102] nach den Walt eilete und zerstreueten die Cranzler bauern, die sonst wohl beschoßen wahren, daß sich keiner wehrete, und nahmen alles viehe weg. Den andern tag, am Neuen jahr, fielen Sie wieder in Neudorf[103] ein, raubten, was Sie funden, und trieben das Viehe weg nach der Weiperter[104] schantze. Das wehrete den gantzen Winder durch; kein Mensch wahr sicher uffn wald, uff der straßen, in hauße und des Nachts. Die feinde troheten und vergalten raub mit rauben, wies die Chur-Sächsischen reuter machten, und die Chur-Sächsischen Volcker alß freundte mauseten uff den Schlag der feindte, daß jammer und noth an allen ortten wahr.

Ao. 1634. (Vorbemerkung: Der sächsische General Arnheim [Arnim] rückt wieder nach Schlesien.) Umb Ostern hielte der General Arnheim General-Randevous bey Torgau,[105] darzue des Obrist Posen Regiement zue fuß, die 5 Mondten lang in Zwicka gelegen, auch stoßen und gleich am heiligen Osterfest aufbrechen musten. (Vorbemerkung: Arnheim und Banér fallen zusammen in Böhmen ein. Die Sachsen lagen in Melnik.[106] Denen zogen zue von Taubischen und andern Chur-Sächsischen Völckern 1000 zue fuß und 10 Compagnien zue Pferd, welche in Zwicka, Chemnitz und Freyberg[107] gelegen und umb Annenberg außgeruhet hatten durch Presnitz in Böhmen in August. (Vorbemerkung: Die Kaiserlichen denken unter Colloredo an eine Diversion ins Meißnische.) Darzue die Chur-Sächsischen Compagnien zue Pferd in gebirge mit ihren Plündern und streiffen große Ursache gaben.*)

Rit-Meister Güntherroth und Rit-Meister Brunner lagen in Annenberg. Den 22. Mai wurde Rit-Meister Hans Georg Lowe [Löwe]** mit seiner Compagnia einlogirt, den Presnitzer Pas[108] zue verwahren. Ritmeister Düring [Dühring; BW] mit seiner Compagnia lag in Elterlein drithalbe woche lang. 26. December (1633) lag das Taubische volck in der Pöhle, Rit-Meister Curt in Marienberg mit seiner Compagnie, Rit-Meister Heinrich Wagner in der Schletta; der wurde den 28. Maii in Scheibenberg einlogirt, lag biß den 19. Junii. Die solten den Pas Rittergrün[109] bewahren, weswegen Sie fort ab- und zuereiten musten. 100 Pferde sub Obristen Tauben, 3 wochen 1 tag, ieden Reuter wöchentl. 1 fl., Sum 350 fl. In Jochimsthal lagen Ungern den winder durch 10 wochen lang biß auf den 13. Martii, do sie abgelöset wurden; es kamen aber hungrigere an Ihrer statt, die großen raub verubten und gleichs mit gleichen vergolten.

Den 4. Februar [1634; BW] fielen von Annenberg 40 Pferd uff den Stoltzenhein,[110] raubten Pferde und viehe und was Sie funden. Den 23. April fielen Sie auf die Presnitz, plünderten es reine auß und nahmen 40 Pferde. Den 24. April wolte Obrist Unger einen streiff uff Die Platte thun, kommen uber Breittenbrunn[111] des Nachts in einen Morrast, drinnen Sie halten mußen, frühe kehren Sie wieder umb und frühestücken in Breittenbrunn. Den 6. Maii fielen auß Jochimsthal durch den Rittersgruner Pas 30 Crabaten und Plünderten auß an viehe und mobilien Die Rittersgrün, Groß- und kleine Pöle, Grünstedtel,[112] Rascha und gingen sicher mit den raub wieder zuerück. Hingegen ging eine Parthei Taubische Reuter den 12. Maii durch Breittenbrunn auf den Ziegenschacht; Plünderten Davit Zobels hammerwerck, nahmen sein weib gefangen und muste Sich mit 200 thl. lösen.

Den 21. Mai ginge aber Mahl eine Taubische Parthei auf recognition in Böhmen durch Wiesenthal*** und in rückzug Plunderten Sie auß das arme Stadtlein Gottesgabe. Weil denn nun des streiffens so viel mehr, musten gleich die keyßerlichen sich der gewalt entgegen sezen und fielen in das Churfürstliche Landt ein auf ezlichen ortten …

Darnach fiel von Presnitzer Pas herauß der Morzinische Obrist-Leutenandt Hans Heinrich von und zue Schuz [Schütz v. Schützky; BW] mit 1000 Musquetirern und ezlichen Esquadronen Reutern uber 2000 starck in Annenberg, brandschazte die Stadt pro 12000 thl., ließ ezliche läden Plündern, bekam vor seine Person eine güldene Kette an leib zue sänfftigung der Tyranney, nahmb nichts desto weniger zum Geißel mit Herrn Georg Wahlen, Mühlverwaltern, den Sie absonderlich mit 700 thl. lösen musten, und ließ darzue beym abzug wieder gegebene Parole umb die Statt alles Viehe auf den feld und in fuhrwercken wegnehmen pro 4000 thl.  Es lag in der Statt zwar der Churfürstliche Obrist-Leutenandt Bodo von Bodenhausen und ließ seine 5 Compagnien, die in benachbarten Stadtlein umbherlagen, zuesammen führen; weil er aber keine fußvölcker hatte, muste er sich biß an Schönfeldt[113] retteriren, iedoch do der feindt zuerück marchirte, fiel er hinden in sie, Machte einen Rit-Meister mit 30 Mann nieder, drunder auch gewesen Ein Capitänleutenandt,[114] Wach-Meister-Leutenandt,[115] Secretarius und andere officirer, nahmb ezliche gefangen, die Sich verspätet hatten. Das bekam der armen Stadt ubel, weil sie die gefangenen und nieder gemachten teuer genug bezahlen musten.

Interim wurden die straßen uberall Unsicher und gingen die Partheien durch einander, das niemandt wusste, wer sie wehren. Zue Zwicka lagen ezliche Compagnien zue fuß von Wilsdorfischen Regiement untter dem Commendo des Obrist-Leutenandt Kelchsteins, welche liegen blieben biß in anfang des Augusti.  Es wurden auch die Defensioner-Fehnlein wieder aufgerichtet, und darvon ein theil in Zwicka und Freyberg geleget in die 11 wochen lang. Weil demnach der feindt in Böhmen sich an gräntzen so gewaltig sterckte, hat der Obriste Taube, der zue Chemnitz lage, seine ubrigen Völcker den außgang des Maii zue sich gezogen, Sie umbhergelegt biß ins Vogtlandt[116] und darmit den Obergebürgischen[117] Creiß großes Unglück zuegezogen. Böhmen war gesperret; Man durfte bey leibesstraffe keine Victualien heraußfahren, noch ein teutscher sich drinnen antreffen laßen. Auß dem Niederland kunde mann wegen mangel der Pferde, die von Soltaten uberall außgespannet wurden, kein Saltz und gedreit herzueführen, sondern muste alles durch Schiebeböcker herbey gebracht werden, Darumb Mangel an brod und allen Victualien in gebirg einfiele; Die Contribution* und einquartirungen machten, das die leute hauß und hof stehen ließen und uber die grentze liefen, das leben zue fristen oder nur Sicherheit und ruhe zue suchen. Den 20. Junii kame der Obrist Taube mit 500 Pferden in die Schletta, logirte ezliche tage, commandirte ezliche 100 Pferde in Bohmen, umb zue recognosciren, wo der feindt stünde, und was Er in willens zue thun wehre. Durch den gantzen Julium partheieten Die Chur-Sechsischen volcker, So in und umb Annenberg lagen, in Böhmen und raubten Mit, was Sie funden. Am 6. Trinitatis, 13. Julii, Plünderten 200 Pferde von Annenberg die Platta auß; nahmen die gantze heerde viehe von der weite weg sambt den hirdten und bekahmen darzue in den Stedlein ohne gefehr. … Macasium, den Berg-Meister von Jochimsthal, der seiner bergtheile halber dohin kommen wahr, nahmen ihn gefangen mit, und muste Sich teuer ranzioniren. Donnerstag darnach, 17. Julii, Plünderten 30 Mann, halb zue Pferdt die Gugel-Glashütte, die doch Saxisch ist, und Sie meinten Böhmisch zue sein, bekamen schöne Sachen, welche Sie auf befehl ihrer Officirer solten wieder bekommen, das geschah in geringen, das beste behilten Sie.

Den 27. Julii, wahr der 8, Trinitatis, fielen (sie) in Böhmen nach Schlackenwerth[118] und Jochimsthal, brandtschatzen sie Städte, blünderten die umbliegende ortte auß und belagerten darneben frühe umb 3 Uhr das Schloß Freudenstein in Jochimsthal, drinnen eine Compagnie keyßerliche von Fränckischen Regiement [Franck; BW] lage; In der Statt zwar lage eine Compagnie Commandirte keyßerliche Völcker, aber die riß auß und ließe das Schloß ohne Succurs. Darumb bekahmen die Taubischen Fußvolcker nach 2 stündiglichen Scharmiziren unter den Parliren das Schloß, nahmen den Hauptmann Hans Steinern mit D. Francisco Albano, Dechant in Jochimsthal, der sich sicherheit halben hatte hienein salvirt, gefangen, führeten ihn nach Annenberg, und Muste die Statt ihn ranzioniren. Die Gemeinen Knechte steckten Sie untter. Der Taubische Haupt-Mann Andreas Hoßmann, der das Schloß mit seinen Fußvölckern eingenommen, besezte das Schloß mit 32 Mann, die aber dasselbe lenger nicht innen hatten den 2 tage. Den des anders tages kahmen die keyßerlichen umb 8 Schon wieder und belagerten das schloß wieder, daß niemandt bey tage auß noch ein kommen kundte. Nach zweyen tagen rißen die 32 Mann im Schloß des Nachts wieder auß uff Wiesenthal und Annenberg zue, und zogen die keyßerlichen wieder ein und sindt lange droben blieben, brachen viel wüste heußer, aber zum brennholtz, damit Sie auch das Schloß angezündet,. daß es gantz außgebrandt und Sie förder ziehen Müßen. Den 29. Julii samleten Sich in der Rittersgrün ezliche Taubische Reuter und raubbegieriges gesindtlein von berg- und waltleuten umb Crandorf[119] und Breitenbrunn, die fielen in Böhmen und Plunderten. Desgleichen geschahe den 2. August umb Perniger (?)[120] und kahmen reich beladen wieder. Das streiffen erbitterte die Böhmen, das Sie dem Meisnischen Ertzgebirg hefftig troheten und sich ihres schadens an ihnen wohl erholen wolten, wie auch geschehen, das Sich an Rittersgrüner Pas undt zum Breittenbrunn kein Mensch durfte Sicher aufhalten, sondern Menschen und Viehe sich nach Elterlein und Zwenitz[121] eine Zeit lang retteriren musten*).

(Vorbemerkung): Banér zieht** nach Thüringen, die Sachsen müssen sich aus Böhmen zurückziehen; der Churfürst unterhandelt mit den Kaiserlichen zu Pirna[122] ohne Erfolg.)

Mittler Zeit handelten die Keyßerlichen immer feindtseelig, Darzue die Chur-Sechsischen Reuter einen anfang machten. Den 19. September fiel Ritmeister Kropp von Taubischen mit seiner Compagnie nach Neudeck[123] in Böhmen, hatten es rein außgeplündert und 200 stück mit weggetrieben, ein Reuter, in Neudecker grundt von einen schützen geschoßen, starb den 20. September zum Breittenbrunn“.[124]

Im „Theatrum historiae universalis“ ist festgehalten: „Weil auch der bißhero gewesene ChurSächsische General Leutenant Arnheim / auß mißfallen deß FriedenSchlusses / wie man vorgab / seine Charge resigniret, als haben Ihre Churfürstliche Durchläuchtigkeit die hohen Officien vnd Officirer wieder bestellet / vnd Herrn Baudiß[125] zum General Leutenant angenommen / Obristen Dehnaw zum General Major vber die Cavallery / vnd Obristen Tauben zum General vber die Infanteria geordnet / auch etliche Obristen mit stattlichen Ketten[125a] / Brustbildern vnd Præsenten begabet“.[126]

Für 1637 heißt es: „In Chemnitz wurde den 22. Februar gelegt der Obriste Wachmeister Churt Reinecke von Callenberg mit 5 Taubischen Compagnien zue Roß und hatte zue seiner Verpflegung die ampter Augustusburg,[127] Lichtenwalde,[128] Franckenberg[129] und Neusorge“.[130]

In der Chronik der Stadt Beelitz[131] heißt es unter 1638: „Ein anderer Unfall war dieser: Als gegen den damaligen Feind, den General Banier, von allen Orten her die Völker zusammengeführt worden waren, geschah es auch, daß zu der Zeit der neue General Marozin [Morzin; BW], ein Katholik, mit einer starken sächsischen Armee von 8000 Mann, wie man sie schätzte, sich nach der Mark begab. Indem nun der Obrist [Dietrich; BW] Taube und mehre andre mit viel Volk über den Teltowschen[132] Kreis herabzogen, kam ein Vortrab von 60 Reitern zu Abend um 7 Uhr – da man von keinem Volke etwas Gewisses hatte – vor unsre Stadt mit den Windmühlen her, und sind Willens in der Furie die Stadt zu überfallen. Sie ertappen aber zu ihrem doch schlechten Vortheil vor dem Thore einen Bürger, Urban Fleming, und zwingen ihn, sie an einen Ort zu führen, da man leicht in die Stadt könnte kommen; dieser, weil er nun ein listiger Fuchs war, wußte, daß an einem Orte die Mauer eingefallen war, an welchem jedoch eine kleine Wache stand, führet sie da hin und da er an einen fast trockenen Stadtgraben kommt, springt er bald hinein und schreit der Wache zu, sie solle Feuer geben. Die Wache vernimmt des Bürgers Stimme, giebt Feuer unter die Reiter und Plünderer, und da etliche getroffen werden, weichen die andern zurück und wollen nicht standhalten; andere Räuber aber fallen in ein Thorhäuschen am Heidethor und gedenken hier in die Stadt zu kommen; aber sie werden bald von der Bürgerschaft und den hier liegenden Schutzsoldaten zurückgetrieben und es blieb also damals durch Gottes Gnade die Stadt ungeplündert“.[133]

Lehmann notierte für 1639: „Der Churfürst zue Sachsen hatte die gewalt des Baners und seine elenden Zuestandt dem Römischen keyßer zeitlich zue wißen gethan, darumb derselbe ihn auch durch den Freyherrn von Traun und untterschiedliche Currier eines gewißen Succurs versichert an Assistenz, Munition, artollerey und proviant auß seinen Erbländern. Die Churfürstlichen Regiementer, so in der Laußnitz gelegen, musten nach Dresden, darüber Ihr Obrist Diedrich Taube den 19. Januar verstorben“.[134] Ein Teil seines Regiments nahm unter Stritzky am Kampf gegen die Schweden in Marienberg teil.[135] Magdalene Sibylle von Sachsens[136] wohltätigen Dienste betrafen nicht nur die Armen, sondern in besonderer Weise auch die Opfer der Politik ihres Mannes. So sorgte sie sich um die böhmischen Exilanten, schwedischen Kriegsgefangenen und evangelischen Priester. Ihre Klagen betrafen vor allem die politischen Missstände: „Gott erbarms, der arme gemeine Soldat kriegt nichts, die Großen stecken es in ihren Beutel. E[uer] L[iebden] melden mich nicht, sagen es nur dem Kriegs-Commissarius[137] und dem Obersten Taube nicht, dass von mir kommt, sie stecken alle unter einer Decke. E[uer] L[iebden] sein leider, Gott erbarm es, verraten und verkauft, sie haben wenig, die es mit ihnen meinen, wie sie vorgeben. Die Bitten um eine bessere Behandlung der gefangenen Schweden, dass der Zeugmeister[138] nicht mit ihnen so unbarmherzig umgehen lässt und sie so tirannisch und barbarisch tractirt, ignorierte Kurfürst Johann Georg, auch wenn seine Gattin ihn darauf hinwies, es sind wackere Kerls darunter […], es sein Christen und Religionsverwandte“.[139]

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold [1603 – 1676][140] aus dem von Eger abhängigen Marktredwitz[141] erinnerte sich an den November 1639 und die Einquartierung des Regiments: „Den 4. dito ist wieder Bericht hierher(o) [ge]kommen, daß das Chursächsische Taubische Regiment zu Pferd, dabei auch etliche Kroaten, an [die] 1300 Mann stark, zu und um Auerbach[142] kursiere und den Marsch auf Kemnath[143] und hie[r]her(o) nehmen werde. Welches wir dann auch alsbald(en) nach Eger berichtet, worauf ein edler, hochweiser Rat doselbst(en) uns ein Schreiben zugesandt, daß wir dem Obristleutnant Kallenberg [Reinicke v. Callenberg; BW], der das Taubische Regiment kommandierte, zustellen sollten. Darinnen [haben] sie ihn gebeten, uns zu verschonen. Den 5. dito ist eine Partei von dem Taubischen Regiment von Thölau[144] herüber, durch Oberrebitz, gegen Waldershof[145] und wieder auf das Regiment zu [ge]gangen. [Diese hat] die Straße(n) sehr rein gehalten. Eodem, in der Nacht, haben wir gewisse Nachricht erlangt, daß das ganze Regiment auf Ebnath[146] zu [ge]kommen [ist], sich doselbst einquartiert und sehr übel gehaust [hat].

Den 6. dito ist dies[es] Volk zu Ebnath still gelegen. Sie haben sehr gestreift und viel[e] Dörfer geplündert; wie denn auch [zur] Mittagszeit Rittmeister Grave mit einer Partei von 60 Pferden hie[r]her(o) [ge]kommen [ist] und Quartier machen wollte. Doch ließ er sich vermerken: wann wir spendierten, so wolle er weiterrücken. Daher [haben] wir uns mit ihm verglichen und ihn und seine Offiziere hereingelassen und gespeist. Seinen Reitern haben wir sowohl Bier und Brot vor das Tor hinaus [als] auch ihm an Geld vierzehn Reichstaler [ge]geben. Hernach begab er sich nach Brand und machte es sowohl doselbste(en), [als] auch auf anderen Dörfern auf diese Weise und schätzete die Bauern unchristlich.

Eodem die, abends um 4 Uhr(en), folgte diesem der Regimentsquartiermeister mit allen Fouriere(r)n[147] und begehrte, allhier Quartier zu machen für das ganze Regiment, welches seinem falschen Vorgeben nach alsbald (her)nachmarschierte. Als wir hart darwider stritten und uns darein nit verstehen wollten, sprach er, er hätte Order und gemessenen Befehl. Er könnte davon nit weichen. Man müsse ihn hereinlassen. Und [als bereits] auf dem Rathaus ein Anfang gemacht wurde, die Quartiere auszuteilen und Bolletten[148] zu schreiben, wir aber [immer noch] sehr lamentierten, sagte er: wann wir 100 Dukaten geben wollten, so wolle er solches ändern. Worauf wir mit ihm so lang[e] flehentlich gehandelt, bis wir es mit ihm [wegen der] Abwendung des Quartiers auf 30 Taler und ein neu[es] Paar Pistol[en] gebracht haben. Hingegen hat er uns ein[en] Fourier(er) zur Salva Guardi[a][149] hiergelassen, dem wir auch 3 Taler [haben] geben müssen. Er begab sich [an] diesem Abend wieder zurück in das Quartier“.[150]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] LEHMANN, Kriegschronik, S. 101. Lehmann datiert nach dem alten Stil. Vgl. KUNATH, Kursachsen, S. 234.

[2] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.

[3] Neukirchen [Erzgebirgskreis]

[4] Klaffenbach, heute Stadtteil von Chemnitz.

[5] http://www.wasserschloss-klaffenbach.de/cgi-bin/click.system?navid=17._und_18._Jahrhundert_2168&sid=wd.

[6] SCHERER, Sächs. Regimenter, Dragonerreg. Nr. 1. Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer (ab November 2012).

[7] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[8] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f. Schlacht bei Breitenfeld (nahe Leipzig) am 17.9.1631, in der das Heer der katholischen Liga unter Tilly durch die Schweden unter Gustav II. Adolf und die mit diesen vereinigte sächsische Armee unter Kurfürst Johann Georg I. eine vernichtende Niederlage erlitt. HAPPES Zahlen (vgl. mdsz.thulb.uni-jena.de) liegen deutlich zu hoch: Auf kaiserlich-ligistischer Seite dürfte von 8.000 Toten, 6.000 Verwundeten, 3.000 Gefangenen und 3.000 auf der Flucht Umgekommenen auszugehen sein, auf der Gegenseite waren 3.000 Sachsen und 2.000 Schweden ums Leben gekommen. RUDERT, Kämpfe, S. 49ff.; WALZ, Der Tod, S. 51ff.

[9] SCHERER, Sächs. Regimenter, Kavallariereg. Nr.2.

[10] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.

[11] So behauptet es jedenfalls KUNATH, Kursachsen, während in der bisherigen Literatur Ernst Georg von Sparr zu Trampe erwähnt wird (vgl. auch ENGERISSER, Von Kronach, S. 107, Anm. 65).

[12] Laun [Louny]; HHSBöhm, S. 319f.

[13] Rakonitz [Rakovník]; HHSBöhm, S. 508f.

[14] KUNATH,  Kursachen, S. 85.

[15] Torgau [Kr. Torgau]; HHSD XI, S. 467ff.

[16] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f. Schlacht bei Lützen am 16.11.1632 zwischen den Schweden unter Gustav II. Adolf (18.000 Mann) und den Kaiserlichen (16.000 Mann) unter Wallenstein. Die für die Schweden siegreiche Schlacht endete mit dem Tod Gustav Adolfs und dem Rückzug Wallensteins, der etwa 6.000 Mann verloren hatte, nach Böhmen. Nach Lützen schlug Wallenstein keine Schlacht mehr. Vgl. dazu HAPPES ausführliche Schilderung und Reflexion der Ereignisse [HAPPE I 295 v – 302 r; mdsz.thulb.uni-jena]. Vgl. SIEDLER, Untersuchung; STADLER, Pappenheim, S. 729ff.; WEIGLEY, Lützen; BRZEZINSKI, Lützen 1632; MÖRKE, Lützen als Wende; WALZ, Der Tod, S. 113ff.

[17] Wurzen; HHSD VIII, S. 365ff.

[18] Eilenburg [Kr. Delitzsch/Eilenburg]; HHSD XI, S. 100ff.

[19] Defensioner: Angehöriger der Landesverteidigung, Landwehr.

[20] Rittmeister: (Capitaine de Cavallerie). Oberbefehlshaber eines Cornets (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Corporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte,  bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.

[21] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. Der Dragoner war ein berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd.

[22] Kornett: Ein Kornett war die kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entspricht der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold. => Fähnrich; Fahne.

[23] JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 320f.

[24] Leutnant: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Lieutenant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompagnie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-60 fl.

[25] Feldwebel: Unteroffiziersdienstgrad. Der Feldwebel war ein vom Obristen oder Hauptmann eingesetzter Gehilfe in der Infanterie. Er wirkte zunächst an der Einteilung und Aufstellung der Schlachtordnung des Fähnleins mit. Im 17. und 18. Jahrhundert übernahm diese Funktion der Major/Obristwachtmeister, und im Zuge dessen beschränkten sich die Aufgaben des Feldwebels auf den inneren Dienst: auf Empfang und Ausführung der Kommandos der höheren Offiziere, die Abholung und Weitergabe der Losung an die Korporale und Gefreiten, die Aufsicht über die Disziplin der Compagnie und die Erfüllung der herrschaftlichen Dienstverpflichtungen, auf das Schreib- und Rechnungswesen. Der Feldwebel wurde teilweise auch Sergeant genannt, bei Artillerie und Kavallerie hieß er Wachtmeister. Im Schultheißengericht, der genossenschaftlichen und von den Kriegsherren weitgehend unabhängigen Rechtsinstanz in den Landsknechtsheeren (die im Laufe des Dreißigjährigen Krieges von den Unter[kriegs]gerichten abgelöst wurde) dienten Feldwebel als Gerichtsoffiziere. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 46ff.

[26] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. BRNARDÍC, Imperial Armies I.

[27] Barbier: Im Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit wurden im Bereich der Körperpflege, Wundheilung und Krankenpflege tätige Personen wie Bartscherer, Badeknechte und Krankenpfleger als Barbiere bezeichnet. Zusammen mit dem Bader versorgte der Barbier die vorwiegend männlichen Klienten, indem er deren Haare und Bärte pflegte. Aufgabe der Barbiere war es auch, Zähne zu ziehen, zur Ader zu lassen, Klistiere zu verabreichen und ähnliche Behandlungen zu geben. Die Barbiere haben sich vermutlich aus den Baderknechten entwickelt und auf einige bestimmte Aufgaben der Bader spezialisiert. Die erste Erwähnung der Barbiere findet sich 1397 in einem Amtsbrief in Köln. Barbierzünfte sind in den Hansestädten ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu finden: 1457 in Danzig, 1480 in Lübeck, 1486 in Hamburg. Wie die Bader konnten auch die Barbiere die von ihnen genutzten Badestuben oft nur pachten, weil Bau und Ausstattung oft zu teuer waren, und zu dem die Badestubengerechtigkeit gewahrt werden musste. Mit dem Niedergang der Baderstuben ab dem 16. Jahrhundert überflügelten die Barbiere oft den Stand der Bader. Zwar gehörten beide Berufe zum Chirurgenhandwerk, jedoch konnten die Barbiere oft auch außerhalb der Barbierstuben arbeiten. Riskante, aber gewinnbringende Eingriffe wie Steinschnitte, Starstiche, Amputationen, sogar operative Geburtshilfe wurde bis zum 18. Jahrhundert von Barbieren übernommen. Die Mehrheit der Barbiere lebte von einfachen, gering bezahlten Tätigkeiten wie Rasieren, vom Aderlassen, Schröpfen und Zahnziehen sowie Wund- und Frakturbehandlung. Entgegen den gesetzlichen Verordnungen besaßen die Barbiere und Bader auch Kenntnisse in der inneren Medizin und der Pharmazie. [wikipedia]

[28] Chirurgus, Wundarzt im Dienst einer Armee, des Generalstabes (hier Hofstabsfeldscherer genannt) bzw. eines Regiments. In der Regel hatten die Feldschere, im Unterschied zu den studierten Medici, ihre Kenntnisse nicht auf Universitäten, sondern auf dem Schlachtfeld oder als Wanderärzte auf Jahrmärkten erworben. Sie waren in erster Linie für die primäre Wundversorgung, darüber hinaus jedoch auch für Knochenbrüche und Amputationen zuständig. Die Verwertung der Menschenhaut bei Delinquenten war ihnen gestattet. Auch waren sie wegen der grassierenden Lagerkrankheiten ständig im Einsatz. Feldschere waren oft schlecht ausgebildet und unzureichend ausgestattet (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 268f.). In der kaiserlichen Armee erhielten sie 60 fl. pro Monat. Die medizinische Versorgung der Soldaten wurde jedoch zum Teil auch von kundigen Ärzten und studierten Medizinern geleistet. Ärztliche Oberaufsicht im Feld hatte der General-Stabs-Chirurgus (neben dem Feld-Medicus). Unter ihm stand der Regiments-Feldscher, seinerseits mit Weisungsbefugnis über die Compagnie-Feldschere. Bei militärischen Einsätzen wurden die Feldscher mitgeschickt. Ihnen oblagen zusammen mit den Führern die Krankenversorgung und die Sorge für die Feldapotheke. Kranke und verwundete Soldaten blieben zumeist in Städten und Orten zurück und fielen diesen zur Last – sofern sie keine Familie als Schutzgemeinschaft im Lager besaßen – , obgleich man dort zum Teil die Aufnahme der Kranken aus Furcht vor der Ausbreitung von Seuchen und vor den Kosten verweigerte. Verwundete erhielten z. B. im Neumarkter (Oberpfalz) Lazarett (1647): ein gemeiner Soldat wöchentlich 1 fl. 30 kr.; ein Feldwebel oder Korporal täglich 18 kr.; RIED, Neumarkt, S. 106. Zudem erhielt ein Angeschossener 18 gr. oder den Gegenwert in Heringen, für einen abgeschossenen Daumen gab es 1 Rt., was etwa 36 Eiern entsprach. Finanziert wurden die Spitalkosten über die erhobenen Kontributionen. Daher liegen die Kosten für die medizinische Notversorgung, für das Feldspital (ein studierter Arzt erhielt etwa 260 fl., der „Chirurgus“ 60 fl. monatlich), in der Hauptkostenrechnung nur bei 1 %.

[29] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.

[30] SATTLER, Reichsfreiherr Dodo zu Innhausen und Knyphausen.

[31] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.

[32] Jeremiade: Klage (nach den Klageliedern Jeremiä).

[33] Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5 – 11,5 cm), schoß 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt.

[34] Wittenberg [Kr. Wittenberg]; HHSD XI, S. 504ff.

[35] Julius Heinrich v. Sachsen-Lauenburg.

[36] RUDERT, Kämpfe, S. 112ff.

[37] RUDERT, Kämpfe, S. 115.

[38] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.

[39] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.

[40] Vgl. FINDEISEN, Axel Oxenstierna.

[41] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[42] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[43] Halberstadt [Kr. Halberstadt]; HHSD XI, S. 169ff.

[44] Halle a. d. Saale [Kr. Halle]; HHSD XI, S. 177ff.

[45] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[46] Saalfeld [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 369ff.

[47] HUSCHKE, Wilhelm IV., S. 107f.

[48] VD17 14:016531R: Demnach Churfürstliche Durchl. zu Sachsen / [et]c. gnädigsten Zuschreiben und Ordre nach / ich mit meinem Regiment Tragoner … von hiero uff zubrechen … und weil sich etzliche Gesellen … finden lassen … sich des Raubens … vorzunehmen/ Als bitte ich / es wolle Ein Ehrenvester Hochw. Rath allhier hin und wieder deswegen fleissig inquiriren … das solches nicht gestattet … : Signatum Leipzig den 18. Febr. An. 1633. / Churfürstl. Durchl. zu Sachsen etc. Uber dero LeibRegiment zu Roß und Tragoner bestelleter Obrister/ und Ober-Stallmeister. Dieterich von Taube, o. O. 1633.

[49] KUNATH, Kursachsen, S. 122.

[50] Weismain [Gem. Altenkunstadt, LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 797f.

[51] Kroaten: (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“ http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „.

[52] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[53] Kirchenlamitz [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].

[54] ENGERISSER, Von Kronach, S. 148 (die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).

[55] Schmalkalden [Kr. Schmalkalden]; HHSD IX, S. 387ff.

[56] HUSCHKE, Wilhelm IV., S. 110f.

[57] Burgkunstadt [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 117.

[58] Weißenstadt [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 803f.

[59] Vgl. ARENDT, Wallensteins Faktotum.

[60] Arzberg [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 31f.

[61] Schlottenhof, heute Ortsteil von Arzberg [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[62] ENGERISSER, Von Kronach, S. 174.

[63] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[64] Marktredwitz; HHSD VII, S. 429f.

[65] Plauen; HHSD VIII, S. 279ff.

[66] Kirchenlamitz [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].

[67] Marktleuthen [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].

[68] BRAUN, Marktredwitz, S. 30.

[69] HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 117.

[70] Mühlwerck: Mühlberg [Kr. Liebenwerda]; HHSD XI, S. 338ff. ?

[71] SCHERER, Sächs. Regimenter, Fußregiment Nr. 1.

[72] SCHMIDT-BRÜCKEN; RICHTER, Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann.

[73] Reitzenhain; heute Ortsteil von Marienberg [Erzgebirgskreis].

[74] Meißen; HHSD VIII, S. 223ff.

[75] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff

[76] Schwarzenberg [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 328f.

[77] Dorfzwönitz (Niederzwönitz); => Zwönitz [Kr. Aue]; HHSD VIII, S. 385f.

[78] Grünhain, heute Ortsteil von Grünhain-Beierfeld [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 140f.

[79] Sachsenfeld, heute Ortsteil von Schwarzenberg; HHSD VIII, S. 328f.

[80] Elterlein [Erzgebirgskr.]; HHSD VIII, S. 89.

[81] Schlettau [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 319f.

[82] Wildenau, heute Ortsteil von Schwarzenberg; HHSD VIII, S. S. 328f.

[83] Grünstädtel, heute Ortsteil von Schwarzenberg, HHSD VIII, S. 328f.

Anm.: Lehmann: * „Der Crabaten-Furirer auf den Schloß Schwartzenberg hieß Andreas Prüsmann, der wahr klug und hatte zuevor einen rantzen mit gelt und geschmeide den Richter zum Scheibenberg, Heinrich Tuchscherer aufzuheben gegeben, alß er nun gefangen wurde, ranzionirte er sich selbst und lies sich durch einen Scheibenbergischen Schmid, Wolf Spieler, mit seines verstorbenen Camerathen weib ubers gebirg in Bohmen führen. Wie Er ihn auf der Preßnitzer Straße nahe Johstad brachte, kahmen uber 50 bauern, so uff Paß gelegen und wolten Sie alle 3 todt schmeißen, und wen Wolf Spieler nicht ezliche daron gekennet und genennet, wehren sie nicht darvon kommen: so Unsicher wehr es zue der Zeit. Alß die uff die Presnitz kahmen, geb der furirer Seinen fuhrer 3 dicke thl. Expiratio [Ex ore eius]. Der Croaten Obrist uffn Schloß lag mit seiner Dama 14 tage in Annenberg, ehe er sich ranzioniren konnte“.

[84] Pöhla, heute Ortsteil von Schwarzenberg.

[85] Raschau, heute Ortsteil von Raschau-Markersbach [Erzgebirgskreis].

[86] Mittweida, heute Ortsteil von Raschau-Markersbach [Erzgebirgskreis].

[87] Crottendorf [Erzgebirgskr.]; HHSD VIII, S. 55.

[88] Scheibenberg [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 316ff.

[89] Annaberg-Buchholz [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 5ff.

[90] Pressnitz [Přisečnice; Kr. Chomutov (Komotau)]:  Bergstadt im Erzgebirge, bis 1974 an der Stelle, wo sich heute die große Fläche der Pressnitztalsperre (vodní nádrž Přisečnice) erstreckt. Häuser, Kirchen und Schloss von Přisečnice sowie die benachbarten Dörfer Rusová (Reischdorf) und Dolina (Dörnsdorf) wurden abgerissen und an deren Stelle der Fluss Přísečnice (Pressnitz) gestaut.

[91] Kupferberg [Měděnec, Bez. Komotau]; HHSBöhm, S. 307.

[92] Schmiedeberg; sächs. Hammergut an der Pressnitz; HHSD VIII, S. 320.

[93] Wolkenstein [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 364f.

[94] Vgl. ARENDT, Wallensteins Faktotum.

[95] Klösterlein Zelle [Kr. Aue]; HHSD VIII,  S. 167.

[96] Oberwiesenthal [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 261.

[97] Gottesgab [Boží Dar, Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 168.

[98] Stolzenhain, heute Ortsteil von Lengefeld [Erzgebirgskreis].

[99] Bergstadt Platten [Horní Blatná, Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 33.

[100] Stráň (Ziegenschacht), heute Ortsteil von Potůčky (deutsch Breitenbach), Bez. Karlovy Vary.

[101] Sankt Joachimsthal [Jáchymov; Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 540ff.

[102] Schiebebock: „Schiebkarren, Schubkarren, ein mit einem kleinen Rade versehenes Gerüst, welches aus zwei langen Hölzern, mit Quersprossen versehen, besteht, und gegen das vordere Ende zu etwas geschweifte Sprossen hat, unter welchen das kleine Rad mit den Zapfen seiner Welle in den Büchsen der Enden der langen Seitenhölzer läuft. Man kann darauf eine Last laden, die ein Mensch, welcher mit einem Trageriemen die beiden Vorderenden der langen Seitenhölzer, zwischen welchen er geht, umschlungen hat, fortschieben kann, welches durch das Umlaufen des Rades erleichtert wird. Verschieden von diesem Karren, ist der Schubkarren, die Radeberge, der Kastenkarren. Hat dieses Werkzeug statt des Kastens ein Gestell, so heißt es ein Schiebebock“.[KRÜNITZ]

[103] Neudorf [Sehmatal].

[104] Weipert [Vejprty, Bez. Komotau]; HHSBöhm, S. 650.

[105] Torgau [Kr. Torgau]; HHSD XI, S. 467ff.

[106] Melnik [Mělník]; HHSBöhm, S. 370f.

[107] Freiberg [LK Mittelsachsen].

Anm. Lehmann: * „Loßnitz: 3. Dezember fielen die keyßerlichen ein und nahmen 75 stück viehe. In Chemnitz lag der Obrist Schütz“.

Anm. Lehrmann: ** „Von 24. August biß den 17. September hat Marienberg Ritmeistern Lowen zum Annenberg gegeben alle wochen 60 thl“.

[108] Pressnitzer Pass: Der Pressnitzer Pass stellt eine der ältesten Pfadanlagen dar, die aus dem Zentrum Mitteldeutschlands über den dichten Grenzwald nach Böhmen führte. Sein ursprünglicher Verlauf ging von Halle (Saale) kommend über Altenburg, Zwickau, Hartenstein, Grünhain und Zwönitz nach Schlettau. Hier wurde die obere Zschopau gequert. Anschließend führte der Weg über Kühberg am Blechhammer vorbei nach Weipert (Vejprty) und erreichte dann östlich schwenkend über Pleil (Černý Potok) mit Pressnitz (Přísečnice) die älteste Bergstadt des Erzgebirges. Von hier aus verlief der sogenannte Böhmische Steig vermutlich über Kaaden (Kadaň) und bis nach Saaz (Žatec). Die Passhöhe selbst befand sich auf böhmischer Seite nahe Pleil (Černý Potok) auf ca. 800 m ü. NN. Damit war der Pressnitzer Pass deutlich niedriger als die sich nach Westen hin anschließenden Pässe über Wiesenthal, Rittersgrün, Platten, Hirschenstand und Frühbuß. Dies war einer der Gründe für seine häufige Benutzung während des Dreißigjährigen Krieges. [wikipedia]

[109] Rittersgrün, heute Ortsteil von Breitenbrunn [Erzgebirgskr.]. Vgl. HIELSCHER, Rittersgrün.

[110] Stolzenhain, heute Ortsteil von Lengefeld [Erzgebirgskreis].

[111] Breitenbrunn/Erzgeb. [Erzgebirgskreis].

[112] Grünstädtel, heute Ortsteil von Schwarzenberg, HHSD VIII, S. 328f.

Anm. Lehmann: *** „Wiesenthal muste wechentlich contribuiren 10 thl. den Fernamontischen [Fernemont; BW] in Jochimsthal“.

[113] Schönfeld, heute Ortsteil von Pfaffroda [Erzgebirgskreis].

[114] Kapitänleutnant: Der Kapitänleutnant war der Stellvertreter des Kapitäns. Der Rang entsprach dem Hauptmann der kaiserlichen Armee. Hauptmann war der vom Obristen eingesetzte Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig und die eigentlichen militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.

[115] Wachtmeister-Leutnant: Der Wachtmeisterleutnant fungierte als Adjutant in militärischen Einheiten, Festungen und größeren Städten.

[116] Vogtland; HHSD VIII, S. 350ff.

[117] Erzgebirge; HHSD VIII, S. 90ff.

Anm. Lehmann: * „Den Winder uber (1633/4 lagen die Keyßerlichen zue Jochims- und Wiesenthal, denen das gebirge muste Contribuiren. Die Scheibenberger schickten den Fick Wolf, einen Berg-Mann in Advent hin zue recognosciren. Den treffen 100 Reuter darvon uffn Wald an. Die muste er uff 4. flugel heraußfuhren. Des Nachts umb 9 kahmen Sie zum Scheibenberg an, gingen halb nach Schletta und halb nach Elterlein, Plunderten alles auß und nahmen alles viehe von beyden orten mit nach Scheibenberg, Plünderten es auch auß und nahmen das viehe, darzue die Weibsbilder banden Sie an die treppen und Seulen und schendeten Sie bald zue tode, das ezliche die haut von fingern drubergewunden. Des andern tages bekahmen Sie allererst 2 Salvagarden von ihnen, einen Rothkopf und Steffan“.

[118] Schlackernwerth [Ostrov]; HHSBöhm, S. 547ff.

[119] Crandorf, eine heute zum Schwarzenberger Ortsteil Erla gehörende Siedlung.

[120] Bernecker bei Breitenbrunn [Erzgebirgskreis].

[121] Zwönitz [Erzgebirgskr.]; HHSD VIII, S. 385f.

Anm. Lehmann: * „Angst und Noth in Ampter Schwartzenberg und Grünhein: den 6. und 16. April musten die Dorfer in amptern heu, haber und gelt Contribuiren, Pferde vor die stücke spannen und in der Ober-Scheibe ieder bauer 2 gr. darzue geben. Nach Scheibenberg kam alle Wochen ein 7 dresnische Scheffel haber, das geschahe 3 wochen lang, 2 wochen lang musten Sie geben 4 Dresnische Scheffel Haber in die Schletta, darnach 3 1/2 scheffel. Den 28. September fielen die keyßerlichen in Annenberg und Plunderten; eine Partey darvon wolte uff Schletta; weil aber Caspar Born, der Pottiger, die Drummel schlug, und der Ampt Schößer zue Grünhein mit volck ankam, stuzten Sie, getraueten sich nicht, sondern gingen zueruck“.

** Dazu bemerkt Lehmann: „Diese Armee von 10 000 Mann starck zog bey Freyberg 19. 20. September, wo sie in der vorstatt uber 50 heußer weggebrandt, weg uff Chemnitz durch das Schönburgische und Altenburgische landt und sazte Sich umb Erfurt“.

[122] Pirna; HHSD VIII, S. 276ff.

[123] Neudek [Nejdek]; HHSBöhm, S. 396.

[124] LEHMANN, Kriegschronik, S. 7Off. LEHMANN datiert nach dem alten Stil.

[125] Wolf Heinrich v. Baudissin [1579 (1597 ?) Schloss Lupa-4.7.1646 Elbing (Belschwitz)], schwedischer, dann kursächsischer Generalleutnant. Vgl. http://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=19088.

[125a] Gnadenkette: Halsketten, die fürstliche Personen vor dem Aufkommen der Verdienstorden an verdiente Militärs, Höflinge, Beamte etc. oder auch bloß als Zeichen ihrer Huld zu verleihen pflegten; solche Ketten waren öfters mit Münzen oder Medaillen mit dem Bildnis des Spenders, Emblemen, Sprüchen etc. verziert.

[126] HELWIG, Theatrum Historiae Vniuersalis, S. 368.

[127] Augustusburg [Kr. Flöha]; HHSD VIII, S. 13f.

[128] Lichtenwalde [Kr. Flöha]; HHSD VIII, S. 202.

[129] Frankenberg [Kr. Hainichen]; HHSD VIII, S. 97f.

[130] LEHMANN, Kriegschronik, S. 91; Neusorge [Gem. Zschöppichen, Kr. Hainichen]; HHSD VIII, S. 247.

[131] Beelitz [LK Potsdam-Mittelmark].

[132] Teltow [LK Potsdam-Mittelmark].

[133] SCHNEIDER, Chronik der Stadt Beelitz, S. 32.

[134] LEHMANN, Kriegschronik, 101.

[135] LEHMANN, Kriegschronik, 110.

[136] http://saebi.isgv.de/biografie/Magdalena_Sibylla,_Kurf%C3%BCrstin_von_Sachsen_%281586-1659%29.

[137] Kriegskommissar: Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontribution). Als Quartiercommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung; vgl. s. v. „Fourier“.) Der Mustercommissarius führte in landesherrlichem Auftrag die Musterungen durch und überwachte die Zusammensetzung des Heeres. Musterkommissare waren bei gemeinen Soldaten wie Offizieren gleichermaßen verhasst, da sie Manipulationen und Betrügereien auf den Musterplätzen zu unterbinden suchten: Söldner erschlichen sich vielfach Sold, indem sie sich unter verändertem Namen mehrfach mustern ließen, Offiziere führten zuweilen mehr Männer in den Soldlisten, als tatsächlich vorhanden waren, um die eigene Tasche mit den überschüssigen Löhnungen zu füllen (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 120ff.). Auch hatten sie die Abdankungen und die Zusammenlegung und Neuformierung kleiner Einheiten zu überwachen.

[138] Zeugmeister: Artillerie-Offizier oder Zeughaus-Vorsteher.

[139] Nach KNÖFEL.

[140] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[141] Marktredwitz; HHSD VII, S. 429f.

[142] Auerbach i. d. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.

[143] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.

[144] Thölau, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[145] Waldershof [LK Tirschenreuth].

[146] Ebnath [LK Tirschenreuth].

[147] Fourier: Der Fourier übte eine ähnliche Aufgabe wie der Quartiermeister aus, indem er vor allem die Verpflegung der Truppe und die Beschaffung von Viehfutter in den besetzten Gebieten sicherstellen sollte. Geschickte Fouriere konnten gerade in ausgezehrten Landstrichen wichtig für das Überleben der Einheiten werden.

[148] Bolletten: meist in Übereinkunft mit Stadtbeauftragten ausgestellter Einquartierungszettel, der genau festhielt, was der „Wirt“ je nach Vermögen an Unterkunft, Verpflegung (oder ersatzweise Geldleistungen) und gegebenenfalls Viehfutter zur Verfügung stellen musste, was stets Anlass zu Beschwerden gab. Ausgenommen waren in der Regel Kleriker, Apotheker, Ärzte, Gastwirte. => Einquartierung.

[149] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefster Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen“. ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Taub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten – als Beschützer – ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer – und Spion – unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen:

Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.«

[150] BRAUN, Marktredwitz, S. 114f.

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