Sturm von und zu Vehlingen und Weißkirchen, Bertram

Sturm von und zu Vehlingen und Weißkirchen, Bertram; Kriegsoberkommissar [um 1595 – 20.1.1639 Frankfurt/M.] Sturm zu Vehlingen und Weißkirchen[1] stand als Rat, Kriegsoberkommissar in kaiserlichen Diensten. Zudem war er freiherrlich von lobkowitzischer Oberamtmann der Herrschaften Idstein und Weilburg.Am 12.9.1632 wurde er in Wien unter Bestätigung seines Adels von Kaiser Ferdinand II.[2] mit der Namensmehrung „von und zu Vehlingen“ offiziell in den Reichsadelsstand erhoben. Am 23. September 1633 wurde ihm in Ebersdorf[3] durch den Kaiser das Prädikat „von Vehlingen“ verliehen.

Obwohl die Franzosen Ende 1634 als Teil ihrer logistischen Planung Strassburg, Speyer,[4] Philippsburg,[5] Mannheim[6] und Worms[7] als notwendige Proviantmagazine ansahen,[8] sollte zuerst zum Sturm auf die von den kriegführenden Parteien als wichtige rheinische Operationsbasis eingeschätzte, von schwedischen Truppen gehaltenen Stadt Heidelberg[9] angesetzt werden. Wie wichtig die Einnahme der Stadt war, zeigt das Schreiben Sturms an Karl IV. von Lothringen,[10] dass man sich dann auf der anderen Mainseite ausdehnen könne, was einerseits die häufigen Klagen der Offiziere abstelle und andererseits den nach Fulda[11] abgezogenen schwedischen Truppen den Weg nach Mainz[12] abschneiden könne.[13]

Der ligistische Generalwachtmeister Jost Maximilian von Gronsfeld gab zur Überraschung der kaiserlichen Heeresleitung die Belagerung wieder auf, als Bernhard von Sachsen-Weimar[14] mit seiner Reiterei und seinen Dragonern in der Nähe Darmstadts[15] auftauchte[16] und zudem schlagkräftige französische Verbände unter La Force und Brézé jenseits des Rheines bei Oggersheim[17] gemeldet wurden,[18] obwohl er sich am 1.12. noch recht optimistisch über die Erfolgsaussichten des Unternehmens geäußert und trotz starker Truppenkonzentrationen nicht an einen französischen Entsatz geglaubt hatte.[19] Dass die französische Armee aus gepressten Bettlern, Vagabunden und Straftätern bestanden haben soll, scheint übertrieben,[20] allerdings wohl auch der kaiserliche Generalleutnant Gallas'[21] in seiner mehr sich selbst absichernde Einschätzung, der ohne Grund gewarnt hatte: „Die Franzosen sind nicht, wie vor diesem vermeint worden, etwan ein neu geworbenes Volk, sondern die ältesten und besten Regimenter und der Kern ihrer Militia“.[22] Gewann man gegen sie, wuchs die Reputation, verlor man, schadete es einem nicht, da man es mit einem überlegenen Gegner zu tun hatte. Tags darauf hatte Sturm Gallas informiert, Gronsfeld habe zweifellos schon berichtet, dass Bernhard von Sachsen-Weimar mit viertausend Reitern heranziehe, um das Schloss zu entsetzen, und die Franzosen bereits alle Vorbereitungen träfen, um bei Mannheim überzugehen.[23] Angesichts dieser Entwicklung zog sich Gronsfeld zur großen Verärgerung der Kaiserlichen am 4.12. bis Bretten[24] und Pforzheim[25] zurück.

„Mit dem Anfang November [1635; BW] kam der Kaiserliche Obercommissar Bertram von Sturm nach Wiesbaden,[26] Idstein,[27] Usingen[28] und Weilburg,[29] der die sämmtlichen Grafschaften als in Kaiserlich Sequester verfallen erklärte. Er reiste darauf in allen Ämtern umher, um die zurückstehenden Gefälle, Renten, Zinsen und Pächte für Kaiserliche Rechnung einzufordern. Die Flecken, Dörfer und Städte waren aber beinahe menschenleer, so verderblich hatten die durchziehenden Soldaten und ansteckende Seuchen unter der Bevölkerung gehaust“.[30]

Im November 1635 erklärte Sturm in kaiserlichem Auftrag Graf Wilhelm Ludwig von Nassau-Saarbrücken seiner Grafschaft für verlustig. Sturm hatte in der Region als Stellvertreter des Kaisers eine sehr wichtige Funktion. Er verwaltete in des Kaisers Namen u. a. auch Ländereien abtrünniger und geflohener Landesherren, wobei er sich auch teilweise selbst bereichert haben dürfte. „Fast ganz hatten sich die unglücklichen Einwohner [Kloppenheims;[31] BW] dem Kaiserl. Rat Ober-Kommissar des Ober- und Niederrheinkreises und freiherrlich von Lobkowitzischen Oberamtmann der beiden Herrschaften Idstein und Weilburg, Bertram von Sturm, überantwortet. Dieser hatte sie in den Notjahren 1635-37 auf ihr „um Gotteswillen geschehenes Bitten aus dem großen Elend und der Hungersnot, darin sie sonst hätten sterben und verderben müssen“, dadurch „errettet“, daß er ihnen den halben Ort und einige hundert Morgen Land für 3.250 fl. abnahm“.[32]

Sturm unterrichtete am 11.3.1637 Gallas aus Oppenheim:[33] Auf kaiserlichen Befehl solle er, St., die spanische Krone wieder in den Besitz der Unteren Pfalz einführen, so, wie es „in politicis et militaribus“ 1630 der Fall war. Daher möge das sämtliche in der Unteren Pfalz liegende kaiserliche Kriegsvolk von dort abkommandiert werden.[34]

Bei der Taufe seines Sohnes Ferdinand Philipp Casimir am 14.4.1637 waren sowohl Ferdinand II. als auch Philipp III. von Spanien die Ehrenpaten.

[1] Vgl. STURM, Die von Sturm.

[2] Vgl. BROCKMANN, Dynastie.

[3] Kaisersebersdorf, heute Stadtteil von Wien.

[4] Speyer; HHSD V, S. 350ff.

[5] Philippsburg [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 632f.

[6] Mannheim; HHSD VI, S. 501ff.

[7] Worms; HHSD V, S. 410ff.

[8] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1634/11/172 (Ausfertigung): Reinhard von Walmerode an Ferdinand von Ungarn, 1634 XI 29. Richelieus Gebietsforderungen umfassten 1634 Mainz u. seine linksrheinischen Stiftsterritorien, das gesamte linksrheinische Territorium der Pfalz mit Bacharach, Kreuznach, Oppenheim, Frankenthal, das Elsass u. Bistum Strassburg, Breisach u. Philippsburg, Caub u. Mannheim.

[9] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.

[10] Vgl. BABEL, Zwischen Habsburg und Bourbon.

[11] Fulda; HHSD IV, S. 154ff.

[12] Mainz; HHSD V, S. 214ff.

[13] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1634/11/ad 4 a (Ausfertigung): Bertram v. Sturm an Karl IV., Mainz, 1634 XI 28; vgl. Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1634/11/ad 173 e (Ausfertigung): Ruepp an Gallas, Hauptquartier Tübingen, 1634 XI 29.

[14] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.

[15] Darmstadt; HHSD IV, S. 79ff.

[16] DROYSEN, Bernhard Bd. 2, S. 51f.; JENDRE, Diplomatie.

[17] Oggersheim [Stadt Ludwigshafen]; HHSD V, S. 277f.

[18] KREBS, Hatzfeld II, S. 9ff.

[19] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2521, fol. 402-403 (Ausfertigung): Gronsfeld u. Ruepp an Max., Heidelberg, 1634 XII 01. Nach Bernhard v. Weimar an Oxenstierna, Pfungstadt, 1634 XI 24 (a. St.), sollten 4.000 Frz. in Bereitschaft stehen; AOSB II/7/1, S. 251. Unter dem 23.11. (a. St.) hatte er aus Groß-Gerau berichtet, dass Heidelberg bereits im Akkord stehe u. der Gegner seine Truppen über den Odenwald zusammenziehe; AOSB II/7/1, S. 249f.; vgl. dessen Schreiben aus Pfungstadt, 1634 XI 24 (a. St.); AOSB II/7/1, S. 252.

[20] So etwa HOENIGER, Armeen.

[21] Vgl. SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.

[22] Zit. bei KREBS, Hatzfeld II, S. 81.

[23] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 134/12/ ad 21 d (Ausfertigung): Bertram v. Sturm an Gallas, Heidelberg, 1634 XII 02. Vgl. auch Maximilian I. an Barberini, Braunau, 1634 XII 06; BA NF II/9, Nr. 169, S. 381-383.

[24] Bretten [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 116.

[25] Pforzheim [Stadtkreis]; HHSD VI, S. 627ff.

[26] Wiesbaden; HHSD IV, S. 465ff.

[27] Idstein [Untertanuskr.]; HHSD IV, S. 241f.

[28] Usingen [Kr. Usingen]; HHSD IV, S. 437.

[29] Weilburg [Oberlahnkr.]; HHSD IV, S. 452f.

[30] KELLER, Drangsale, S. 254.

[31] Kloppenheim, heute Ortteil von Wiesbaden.

[32] home.vrweb.de/~teppers/1370934.htm.

[33] Oppenheim [Kr. Mainz]; HHSD V, S. 279ff.

[34] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 416.

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