Schwarzenberger, Niclas

Schwarzenberger, Niclas; Kapitänleutnant [ – ] Schwarzenberger stammte aus Dalmatien. Er stand als Kapitänleutnant der Kroaten in kaiserlichen Diensten. Er diente 1644 zunächst unter dem im April 1644 im Kampf gegen Königsmarck erschossenen Kroatenobristen Nikola Rajkovič und nach dessen Tod unter Lubedich.

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[1] aus dem von Eger[2] abhängigen Marktredwitz[3] erinnert sich an den 9. 4.1644: „Als wir nach Seußen[4] [ge]kommen [waren], kamen uns etliche Kroaten entgegen, die uns berichteten, daß der schwedische Generalmajor Königsmark auf unseren Oberst(en) Reykowitz – welcher sich bishero zu Zeitz[5] aufgehalten [hat] – losgegangen sei, in welchem Scharmützel der Oberst, der sich tapfer gewehrt, erstlich gefangen, hernach [aber] – wie sie vorgaben – [zu] allerst niedergeschossen worden sei.

Weil nun der Oberst solchergestalt gefallen und bei diesem Regiment kein Haupt vorhanden [war], so hat fast jeder Soldat Herr sein und keiner auf den andern [etwas] geben wollen. Dahero haben wir unter diesen Leuten in höchster Gefahr leben und schweben müssen; wie denn auch der Kapitänleutnant, der [zu] dieser Zeit Kommandant hier war, [Trotz] seiner Abwesenheit von uns, ziemlich [viel] Geld (er)forderte. Da wir wir ihm nichts geben wollten, sondern [es] dem H[errn] Oberstwachtmeister dieses Regiments nach Eger berichteten, hatten wir an ihm einen sehr ungnädigen Herrn, der uns [immer]fort bedrohte und [der] oft[mals] seinen bloßen Degen über uns zückte“.[6]

„Den 14. April ist in der Nacht dem hiesigen Kommandanten, [dem] Kapitänleutnant, Order zu[ge]kommen, daß er mit den berittenen Reitern puncto aufbrechen und nach Eger gehen soll. Er hat uns dahero bei der Nacht vor sich gefordert und von uns 50 Taler prätendiert und verlang, die wir ihn aber ohne Konsens [des] H[errn] Oberstwachtmeisters in Eger nicht geben wollten. Aus Cortesia haben wir ihm 10 Taler angeboten, wegen deren er anfangs hofieren wollte, die er dann aber aber doch mit unserer höchster Gefahr angenommen hat. Um(b) 2 Uhr in der Nacht ist er dann mit 20 Pferd[en] fortgeritten. Den 19. dito ist dieser Kapitänleutnant samt den ihm nachgegangenen Reitern wieder hie[r]hero [ge]kommen. Vorhero sind sie dem toten Körper des Oberst etwas entgegengeritten und haben ihn zu Eger eingebracht.

Den 23. April abends hat uns der Oberstwachtmeister eine Zitation eingeschickt, daß wir den morgenden Tag früh bei Aufsperrung der Tor[e] bei ihm unfehlbar erscheinen sollten, da er sich (dann) mit uns wegen der Tafelgeld[er] berechnen wolle. Dahero mußte ich dann noch selbige Nacht abermals mit H[errn] Sebastian Schmidt nach Eger hinein, [um] soviel Gerechtigkeit als möglich zu erlangen. Weil wir ihm dabei [noch] 200 fl. als Rest abgeführt, hat er uns eine Quittung über die Tafelgelder auf 1620 fl. zugestellt. Die Abrechnung über die übrigen Stabspersonen und die Leibkompagnie sollte auf Gutachten ihro Gnaden, [des] H[errn] Generalwachtmeister Webel, dem Kommandanten in Eger, so lange verbleiben, bis der kaiserliche Generalkriegskommissar selbst ankommen würde.

Weil [am] Nachmittag der Leichnam(b) des H[errn] Oberst in Eger erhoben und nach Wien abgeführt werden sollte, haben wir zur Bezeugung unserer Kondolenz selbigem Prozeß beigewohnt. Während er in dem Johanniskirchlein beigesetzt war, ist doselbst erstlich von dem Jesuitenpater Emerich einen Leich[en]sermon gehalten worden, [wobei] seine Leben[s]taten, von denen wir anders(t) und besser reden gekonnt hätten, hochgerühmt wurden. Hernach ist er in einer Prozession über den Markt hinaus vor das Obertor getragen worden. Doselbst wurde er dann auf einen schwarzen Wagen gelegt und (al)so – mit Hinterlassung seines zusammengepreßten Geldes – hin[weg]geschleppt. Diesem Prozeß hat unter anderen hohen Kriegsoffiziere(r)n auch H[err] Generalwachtmeister Webel beigewohnt. Das Regiment ist ihm auch zu Fuß bis zum Wagen mit um(b)gekehrtem Gewehr und Trauerspiel gefolgt, [während] die Musketen etlich[e] Male losbrannten.

Als wir abends wieder auf dem Weg nach Haus[e waren], kamen uns 3 Kroaten zu Fuß, die alle sehr bezecht waren, entgegen. Sie fielen mich an, hatten Korbiner und Streithämmer, schlugen die Hähne über und wollten nur [eins], mich (zu) erschießen. Ich war zu Roß, gab ihnen gute Wort[e] [und] riß mich [endlich] von ihnen [los]. Meine Gefährten aber, die auch zu Fuß und ziemlich weit hinter mir waren, wollten sie auch anfallen. Weil sie aber Weibervolk[s] ansichtig wurden, ließen sie von ihnen. Unterdessen entliefen ihnen die Weiber aber auch“.[7]

„Den 29. April hat es sich hier fast so angesehen, als würde es unter den Kroaten zu einer Revolution kommen, da etliche Reiter eine Konspiration wider ihren Kapitänleutnant, den Kommandanten, beschlossen hatten. Von ihnen sind 2 zu Pferd vor das Haus Peter Dannhorns, in welchem der Kommandant sein Quartier hatte, angeritten gekommen, haben Feuer zu[r] Tür und zu den Fenstern hineingegeben, ihre Pistolen und Karabiner wieder[um] geladen, sind den Markt auf- und niedergesprengt und haben vielmals losgeschossen. Da in solchem Schrecken fast niemand sicher gewesen ist, sind die Tor[e] etwas zugetan worden. Weil nun ein Soldat solchen Frevel auf dem Markt mit bloßem Degen wehren wollte, kommt ihm ein anderer zu Fuß über den Hals und will ihn mit aufgepaßtem Karabiner, unter Meldung, daß er nichts nit zu wehren hätte, totschießen. Dabei entstand unter den Soldaten und Bürgern ein so großer Auflauf, daß unter diesem Tumult die 2 zu Roß zum Tor hinaus entwischen konnten. Der aber, der den anderen erschießen wollte, wird auf ganz meutenuirische Weise vor das Quartier des Kapitänleutnants gebracht, der Feuer auf ihn abgibt und dabei so durch einen Arm und den unteren Leib schießt, daß er alsbald fiel und für tot gehalten, in sein Quartier getragen wird. Daraufhin ist der Lärm(en) etwas still[er] geworden. Der Beschädigte aber ist nit gestorben, sondern nach [dem] Abzug des Volks noch hier geblieben. Wir haben ihm [auch noch] in einem fort die Alimentation verschaffen müssen. Den 2. Mai sind in dieser Faktion abermals 2 widerwärtige Soldaten so aneinander[ge]kommen, daß der eine auf den Feuer gegeben hat. Da er aber fehlte, traf er [die] Hausfrau des Schmieds Hanns(en) Rößler, die, hochschwanger, unter ihrer [Haus]tür gestanden hatte. Die Kugel ist durch[s] Bein [ge]gangen, das aber wieder heil wurde.

Den 11. Mai ist dem Reyckowitzischen Regiment auf Befehl der Generalität durch Oberst Mirko [Marcovich; BW] ein anderer Oberst(er), nämlich Marko Cabalet oder Marco Lubeditsch – wie er sich schreiben lassen hat – vorgestellt worden. Dieser Oberst(e) ist des andern Tags – weil er wegen eines Schusses weder reiten, gehen noch sitzen konnte – auf einer Kalesch[e] hie[r]herogefahren worden, mit einem Teil seiner Offiziere und Knechte(n), an die 35 Pferd[e] stark. Er hat sich im Quartier des vorigen Oberst, nämlich bei H[errn] Bürgermeister Hans Georg Steinl einlosieren lassen. Dort haben wir dann auf ihn gewartet, ihn empfangen, gratuliert und gebeten, daß er bei uns armen, ausgezehrten und im Grund verdorbenen Leuten wohl vorlieb nehmen wolle. Er ließ uns durch seinen Dolmetscher solchergestalt trösten und ernstlich vorhalten, daß wir ihm die [seit] dem Tod des (abgeleibten) Oberst angewachsenen Tafelgelder noch [am] selben Tag bezahlen sollten. Wir gaben zur Antwort, daß wir nit (ver)hofften, daß er solche Gelder von fordern könne, [da] wir wegen dieser Tafelgelder von dem damaligen Regimentskommandanten – dem Oberstwachtmeister – schon solcher Gestalt quittiert wären, daß vom Tod des Oberst an alle Tafelgelder fallen, nicht mehr kassiert und von uns nicht mehr gefordert werden sollten, ganz gleich, wie lang sich das Quartier erstrecken möge. Außerdem wären wir auch nicht in der Lage, [zu zahlen], da kein Geld vorhanden und auch keines mehr aufzubringen [sei]. Wir baten ihn, von seiner Meinung abzulassen; er aber beharrte darauf und wollte ernstlich noch selbige Stund 100 Taler von uns haben.

An diesem Tage, weil (eben) Jubilate und unser[e] Kir[ch]weih war, waren die Kroaten sehr [be]trunken und fingen nicht nur untereinander, sondern auch mit den Bürgern und Krämern groß[e] Ungelegenheit[en] an. Sie haben auch dann einen Krämer von Tirschenreuth[8] – ohne [jede] Ursache – sehr schädlich über den Kopf gehauen. Der Oberst ließ [daraufhin] etliche prügeln und ins Loch stecken.

H[err] Vetter, Bürgermeister Adam Scharff und Mathes Pöpel sind alsbald nach Eger gesandt worden, Geld aufzunehmen. In derselben Nacht ist von Eger ein Reiter zum Oberst herausgeschickt worden, welcher Schreiben mitgebracht [hat], daß die ganze kayserl. Armada nach Eger gehen soll, weshalb alle Quartiere geändert werden müßten. Zu dem Ende solle auch morgenden Tages das ganze Regiment herausrücken. Daraufhin wurden die Reiter, die bisher zu Manze[n]berg[9] und Pfaffe[n]reuth[10] gelegen [sind], nach Dörflas losiert. [diese] mußten dem Oberst dazu auch noch Geld geben, damit er – seinem Vorgeben nach – nit gar 3 Kompagnien hinauslege.

Den 13. Mai nachmittags ist das ganze Regiment herbei[ge]kommen. Sie haben sich zwar in die zwei Dörfer einlosiert, doch hatten wir wir sie hier in dem Markt fast alle über dem Hals. Da in den Dörfern niemand zu Haus war, waren hier fast alle Häuser von ihnen erfüllt. Einige besuchten [hier] ihre Kameraden. Das Fressen und Saufen ist dann [so] recht wieder an[ge]gangen.

Das Schloß Pilgramsreuth,[11] auf dem Kindstaufe gehalten wurde, ist damals – aus Verwahrlosung – angezündet worden – und abgebrannt“.[12]

Im Februar 1646 sollte Schwarzenberger wieder in Marktredwitz auftauchen: „Auch der Kapitänleutnant Niclas Schwarzenberger, der vor 2 Jahren das Winterquartier mit den Kroaten bei uns gehabt, focht uns, wie ebenergestalt der Oberst Lubeditz, an und forderte von uns 200 Taler, die wir ihm – seiner Meinung nach – von Rechts wegen schuldig (verblieben) wären, und die er nunmehro bezahlt haben, andernfalls er alles niederschießen und -hauen wolle, was er anträfe. Weil er nun mit uns diesmal wegen der starken Salva Guardia nichts anfangen konnte, hat er uns deswegen bei der Generalität im Hauptquartier verklagt. Daher sind wir in Schriften zur Verantwortung dahin begehrt worden.

Den 23. (dieses) mußte ich mich deswegen aufmachen und mit einer Konvoi nach Tirschenreuth reiten. Als ich nach Mitterteich[13] kam, wurde ich mit meiner Konvoi von dem Königseckl. Oberstleutnant angehalten. Mein Reiter wurde in das Stockhaus gelegt, weil er vorhero von diesem Regiment entwichen war. Mich ließ er letz[t]lich passieren, weil ich General[s]paß hatte. Er gab mir auch einen anderen Reiter zur Konvoi mit. Zu Tirschenreuth habe ich mich bei der Generalität wegen der Anklag[e] des Kapitänleutnants im Namen eines e[hrbaren] Rates verantwortet. Später habe ich es auch noch schriftlich tun müssen. Daraufhin ist dann der Bescheid gefallen und mir schriftlich zugestellt worden, dem Kapitänleutnant nichts [weiter] zu geben. Dem Kläger wurde bei hoher Strafe geboten, uns von allen Sprüchen und Forderung[en] frei zu lassen. Wie er das hörte – er war aus Dalmatien und konnte nicht recht deutsch – , sagte er: „Ich, guter Soldat ! Dem Kaiser redlich gedient und mir nit will helfen. Aber Rabitz sind alle Rebellen ! Kontribuieren Erfurt[14] ! Schicken Tag und Nacht Boten zum Feind ! Verraten gut Kaiser Soldaten ! Man sollte alle an Galgen henken !“ Ich widersprach seinem fälschlichen Vergeben und habe mich erboten, Leib und Leben zu verfallen, wenn er uns nur das Geringste [nach]weisen würde; ausgenommen, daß es schon lange Zeit her ist, daß wir – zu unserem größten Schaden – nach Erfurt kontribuieren mußten. Ich bat, man wolle ihn zum Beweis anhalten, aber der Generalkommissar Zaharadesky [Zahrádecky, BW], der wohl merkte, daß der Kapitänleutnant aus Ungeduld gehandelt habe, wies uns beide ab. Es wurde auch weiter nichts getan“.[15] Am 15.4.1646 sollten Montecuccoli und Linckh angeblich in Marktredwitz auftauchen: „Eodem – um Mittag – ist der Stabsquartiermeister des Generals, Graf Montecuenti [Montecuccoli; BW] mit etlich 20 Pferden anher[ge]kommen und hat für sich und den Oberst Linck – für 400 Pferde – Quartier machen wollen. Unser Kapitänleutnant [Schwarzenberger, BW] hat es abgeschlagen, doch haben sie in den Vorstädten und für den Grafen das Quartier beim Schlosser vor dem Untern Tor gemacht.

Als aber unser Kapitänleutnant dem Grafen bis oberhalb Wunsiedel[16] entgegengeritten [war], hat befunden, daß der Graf Cuenti mit der Post nach Eger in Böhmen [ge]gangen und der Oberst Linck den Weg nach Arzberg[17] genommen hat. Als er wieder zurück[ge]kommen ist, haben die Quartiermacher auch wieder fort und noch am Abend nach Arzberg ziehen müssen“.[18]

[1] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[2] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[3] Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.

[4] Seußen, heute Ortsteil von Arzberg [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].

[5] Zeitz; HHSD XI, S. 519ff.

[6] BRAUN, Marktredwitz, S. 210f.

[7] BRAUN, Marktredwitz, S. 211f.

[8] Tirschenreuth; HHSD VII, S. 747f.

[9] Manzenberg, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[10] Pfaffenreuth, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[11] Pilgramsreuth, heute Ortsteil von Rehau [LK Hof].

[12] BRAUN, Marktredwitz, S. 212ff.

[13] Mitterteich [LK Tirschenreuth].

[14] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[15] BRAUN, Marktredwitz, S. 255f.

[16] Wunsiedel [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 836f.

[17] Arzberg [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 31f.

[18] BRAUN, Marktredwitz, S. 266.

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