Schönkirchen, Hans [Johann] Albrecht Freiherr von

Schönkirchen auf Kirchwiedern, Hans [Johann] Albrecht Freiherr von; Obrist [ – 1657] Schönkirchen[1] stand als Hauptmann, dann als Obrist in kaiserlichen Diensten.

1626 stand er noch als Hauptmann in der kaiserlichen Armee.[2]

Am 8.6.1638 schrieb Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg an den kaiserlichen Generalleutnant Gallas: Am 22. Juni werde sich sein Heer bei Neustadt[3] sammeln. Er erwarte den Anmarsch des Generalfeldzeugmeisters Hans Wolf von Salis mit seinen und weiteren Regimentern und forderte das Dragonerregiment d’Espaigne sowie 1000 Infanteristen an. Er hoffte, Gallas werde seine Rückkehr und den Beginn des gesamten Feldzuges beschleunigen. Zwecks größerer Sicherheit der Festung Landsberg[4] möge er den Regimentern Schönkirchen und Jung in Schlesien die Instruktion erteilen, der Festung bei einem feindlichen Angriff zu Hilfe zu eilen.[5]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet für August 1640: „Der Obr. d’Espagny Commendant in Gloga[6] / gienge um diese Zeit mit Tode ab / und wurde einer von Schönkirchen an seine statt dahin verordnet / der that um den 20. Augusti mit dem Obr. Münster einen Außfall / und rencontrirte 600. Stallhansische Reuter und Fouragiers, deren viel erlegt / viel gefangen worden / und der wenigere Theil darvon kommen“.[7]

1642 war er noch Kommandant von Groß-Glogau. Der kaiserliche Feldzeugmeister Fernemont hatte Piccolomini am 3.5.1642 aus Brieg[8] mitgeteilt, dass an diesem Morgen von Obrist Münster die Nachricht eingetroffen sei, dass die schwedischen Abteilungen bei Groß-Glogau stünden und beabsichtigten, die Stadt anzugreifen. Ohne ausgiebige Hilfe werde es ihm jedoch nicht möglich sein, den Feind am weiteren Vormarsch zu hindern.[9]

„Die [schwedische] Armee schlug einen schnellen Bogen durch das nördliche Sachsen, nahm, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen, einige kleinere Festungen ein und erreichte Ende April Glogau im nördlichen Schlesien. Die Festung, die nicht weit entfernt von der polnischen Grenze an der Oder lag, war stark und galt als einer der wichtigsten Stützpunkte der Kaiserlichen in diesem Teil des Reiches. Zunächst leiteten die Schweden eine regelrechte Belagerung der reichen Stadt ein, doch dann traf die Nachricht ein, daß eine kaiserliche Armee im Anmarsch sei. Sie wurde von Herzog Franz Albrecht von [Sachsen-; BW] Lauenburg geführt, der früher einmal auf seiten der Schweden gekämpft hatte; er war es gewesen, der bei Lützen[10] vergeblich versucht hatte, den verwundeten Gustav Adolf im Sattel zu halten. Torstensson beschloß daraufhin, eine Erstürmung zu wagen, und um sich des Siegeswillens der Soldaten zu vergewissern, versprach er ihnen, daß sie die Stadt plündern dürften. Dieser bewährte Trick zeigte Wirkung; zottige Sturmkolonnen schwedischer Soldaten stürmten am 24. April vor, durchquerten einen Wallgraben, kämpften sich an einem niedrigen Erdwall vorbei, strömten über einen weiteren Graben, überwanden ohne Schwierigkeiten eine niedrige Mauer, erkletterten auf Leitern die neun Meter hohen, zinnenbewehrten Mauern und konnten nach kurzem Kampf den Widerstand in der Stadt brechen. Die hungrigen schwedischen Soldaten konnten nach Herzenslust stehlen, was sie von dem Besitz der Bürger haben wollten, und brannten während der Plünderung mehrere Häuser und die große Stadtkirche nieder. Torstensson konnte zufrieden seine Beute zählen: 20 Kanonen, über 21 Tonnen Pulver sowie Mehl, Getreide und andere Lebens-mittel in solcher Menge, daß sie ausreichten, um seine Armee einen ganzen Monat zu versorgen. Wie bei der Einnahme einer Stadt des Kaisers üblich, mussten dessen Beamte und alle katholischen Priester und Mönche sofort die Stadt verlassen – natürlich nach Entrichtung eines saftigen Lösegelds. (Die schwedische Armee – und zweifellos auch ihre Krieger – verschaffte sich während dieser Kampagne gute Einkünfte, indem sie wohlhabende Flüchtlinge auf dem Weg nach Wien abfing und ihnen anschließend hohe Lösegeldsummen abpreßte.)“.[11]

Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg schreibt in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“: „Als nun die gantze Schwedische Armee vor de[r] Statt angelangt / haben sie von stund an sich davor zu verschantzen / alles hefftig zu beschiessen angefangen. Ist ihnen aber gleichwol von dem Commandanten Obrist Moritz August / Freyherrn von Rotaw [Rochow; BW] / neben einem Obristen vnd inliegenden Völckern / solcher Widerstand vnd Gegenwähr geschehen / daß sie also vor dieses mal nichts ausrichten können. Vnd nach dem obgedachter Commendant sich zu keinem Accord vnd Vbergab verstehen / sondern strecken wollen / hat sich General Torstensohn gäntzlichen resolvirt, die Statt durch einen General-Sturm in seine Hände zu bringen / welches ihme Torstensohn dermassen glücklich durch Tapfferkeit der Soldaten gelungen / daß er erstlich den Thumb / so mitten in der Oder vmbflossen / hernacher die Statt sampt allen Schantzen / innerhalb wenig Stunden mit Sturm in der Schweden gewalt gebracht / bey welcher eroberung es dann mit rauben / morden vnd plündern jämmerlich hergangen ( alles was in armis gefunden / nidergemacht / da dann die Keyserischen bey 800. der Bürger Rathsherrn vnd vornehmer Medicus nidergemacht / 700. worunter der Commendant / Obrister Schönkirchen / 2 Obriste Leutenante / vnd andere Officirer gefangen / 26 Stücke Geschütz / 100. Centner Pulver / Herzog Frantz Albrechts [von Sachsen-Lauenburg; BW] gantze Magazin, dreyhundert tausend Schäffel Früchte / erobert / die Statt vnnd Pfarrkirchen / darinnen viel geflehete Sachen / geplündert / vnd viel Frawenzimmer entführet worden“.[12]

Wassenberg hielt im „Florus“ weiter fest: „Zu eingang deß Herbstmonats haben sich die Schwedischen vnterm beleit Herrn Feld Marschallen Leonhard Torstensohns / in Mähren starck sehen lassen. Den 3.[9.1643; BW] dieses seynd sie auff Witschaw[13] zukommen / worauff der daselbst gelegene Obriste von Schönkirchen sampt seiner Reutterey biß nach Brin[14] geflohen / aber vom Feinde biß in selbige Vorstatt spornstreichs verfolget / vnd in solcher Jagt der Obriste Villalobos / deßgleichen der Obriste Leutenant von Schönkirchens Regiment gefangen / der Rittmeister Wang aber geplündert / vnd viel Pferde weggenommen worden. Am 5. dieses ist das Schwedische Volck alles zu Roß vnd Fuß vmb Brin ankommen / vnd sich in die Vorstatt vnd abgebrante Häuser eingeleget. Weil aber zweyerley Entsatz von den Keyserischen angelangt / die Bürger auch in der Statt sich wol wargenommen / vnd mit starcker gegenwähr beschützet; als ist die gantze Macht den 9. dieses wider auffgebrochen / ihr Läger in Brand gesteckt / vnd gegen Austerlitz[15] fortgangen“.[16]

Am 4.9.1643 hatte Ferdinand III. an den kaiserlichen Generalleutnant Gallas geschrieben, Nachrichten zufolge ziehe sich der Gegner von Wischau gegen Olmütz[17] zurück und wolle sich laut Aussage von Gefangenen zwischen Olmütz und Mährisch Neustadt[18] befestigen oder nach Böhmen und Schlesien marschieren. Er hoffe, Gallas werde die Gelegenheit zu nutzen wissen.[19] Formarini hatte noch am 9.9. seinem Gönner Piccolomini aus Wien mitgeteilt, der Gegner sei von Kojetin[20] gegen Wischau angetreten, das er mit Sturm genommen und wo er eine Garnison zurückgelassen habe. Man befürchte einen Angriff auf Brünn; wollte Gallas der Stadt helfen, müsste er dem Gegner eine Schlacht liefern und darauf wolle der Gegner hinaus.[21]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Vgl. die Erwähnungen bei HARRACH, Tagebücher; BEZEMEK; ROSNER, Schönkirchen-Reyersdorf.
[2] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 9.
[3] Eberswalde [Stadtkr./Kr. Eberswalde]; HHSD X, S. 165ff.
[4] Landsberg [Gorzów Wielkopolski, Brandenburg, h. Polen]; HHSD X, S. 446ff.
[5] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 632.
[6] Glogau [Glogów]; HHSSchl, S. 127ff.
[7] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 225f.
[8] Brieg [Brzeg]; HHSSchl, S. 54ff.
[9] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1298.
[10] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.
[11] ENGLUND, Verwüstung, S. 274f. Englund datiert nach dem alten Stil.
[12] WASSENBERG, Florus, S. 480f.
[13] Wischau [Vyškov]; HHSBöhm, S. 664f.
[14] Brünn [Brno]; HHSBöhm, S. 68ff.
[15] Austerlitz [Slavkov u Brna; Bez. Wischau]; HHSBöhm, S. 17ff.
[16] WASSENBERG, Florus, S. 535.
[17] Olmütz [Olomouc]; HHSBöhm, S. 420ff.
[18] Mährisch Neustadt [Uničov; Bez. Olmütz]; HHSBöhm, S. 354.
[19] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 67.
[20] Kojetin [Kojetín, Bez. Prerau]; HHSBöhm, S. 279.
[21] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 71.
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