Schmidt, N

Schmidt, N; Hauptmann [ – ] Schmidt stand als Hauptmann in weimarisch-schwedischen Diensten, als er beim Sturm auf Kronach[1] erschlagen wurde.

„Lassen wir nun unseren Chronisten als Augen- und Zeitzeugen weiter zu Wort kommen: ‚Der Feind ruckete mit dem Fueßvolck gantz in die Vorstadt, besetzte die Gemäuer und Häuser die er noch vom Feuer errettet hätte, aller orthen mit Mußquetirern, fienge an von frühe morgens [21.3.] biß abend um drey Uhr, mit den groben Stucken continuirlich an die Stadtmauern vnd unter die Stadtschreiberei zuschiessen, machte ein grosses Loch hinein, daß er gar leicht zwischen zweyen Thorn sein kondte. Wir verlegten vnd verschütteten das innere Thor mit Steinen, Mist, Erden, vnd alles was wir in der Eil bekommen möchten. Die Stadtmauern alwo er die Preß schusse, suncke wegen stettigen canonirn sehr hinaußwerts, daß wir uns inwendig mit höltzern Pfaden vnd Feuerspalten vor den Anlauff zuverbauen höchst bemühen musten.

Nach drey Uhr ließ der Feind nach an die Preß zuschiessen, vnd wurden alle stuck oben vff den Wehren in die stadt vnd vffm Kirchhoff gerichtet. Da sahe man daß er in voller batalia [Schlachtordnung] mit fliegenden Fahnen theils vffm Platz bey dem Stadtgraben nechst dem Mariabrunnen [Marienplatz], theils aber bey des Wolff Fröligs vnd Endres Pornschlegels Haus stunde, vnd mit Laitern herüber vff die gemachte Preß anluffe, die untern aber neben dem Brunnen den Zwinger bestiegen, und gaben die übrigen, so in batalia stunden, vnd zuforderst die so hinder den abgerändten [abgebrochenen] Gemäuer vnd noch stehenden Häuser lagen, ein continuirliches Salve vff unsere Wehren, ober der Preß vffm Kirchhoff vnd in Pfarr-Saal. Wir säumeten auch nicht, aus allen Schußlöchern vnd orthen, wo wir beykommen kondten, Feuer vff die batalia zugeben, da man nicht fehlen [vorbeischiessen] kondte, in deme sie gantz dick aneinander standen, die anlauffenden aber wurden mit kurtzen Wehren, Picken, Schlachtschwerdtern,[2] Prügeln vnd Pflastersteinen empfangen, daß sie hauffenweiß hinunder fielen, theils bey der Preß ligen blieben, viel ihre blutige Köpf sonst nicht weit trugen. Unter der Stadtschreiberey stiegen sie hinein, vnd kamen zwischen die zwey Thor, funden das innere mit Erden verschüttet, da wurden sie von oben von der Stadtmauern herab mit Pflastersteinen also tractirt, daß sie bald wider hinaus zuspringen genöthiget.

Bey dem Marien-Bronnen am Stadtgraben erstigen sie den Zwinger, da man ihnen zwar vffm Pfarr-Saal mit Pflastersteinen, welche unser Weiber-Volk vnd Dienst-Mägd häuffig hinzu trugen, auch im untern Brauhauß die Pfannen anschüren vnd heisses Wasser machen mußten, starck begnet, auch hinaus vffm Platz mit solchen Steinen unter die Völcker wurff, daß es viel blutige Köpff setzte. Nichts destoweniger setzten sie fort, lauffen hinumb in den anderen Zwinger, vermeinen unter der Capellen durch, vnd also hinauff in Kirchhoff zukommen. Da hätte Gott uns den Tag zuvor in Sinn geben, daß wir selbiges Gewelb mit Steinen verlegt, etliche Schußlöcher gemacht, vnd inwendig mit einer Wacht von 20. Mann besetzt. Als derentwegen der Feind diß Orths angestochen kam, etliche hohe Officirer mit Pardesanen[3] vorher, vnd dann der Vortrab mit wohl in dreysig kurtzen Wehren der Capellen zueileten, da wurden sie von unsern Mußquetirern, welche einander mit schiessen stettig secundirten also empfangen, daß gleich einem Hauptmann Schmidt genant, das Bein entzwey, ein CapitainLeütenant vnd etliche gemeine tod liegen blieben, die übrige über Hals vnd Kopf wieder zurück über den Zwinger hinab gesprungen, daß man des andern Tags etliche todte im Stadtgraben, darunter ein Trommelschlager mit sambt der Trommel schwimmen sahe.

Vierzehen kurtze Wehrn und ein pardison liessen sie in Zwinger liegen, der Hauptmann Schmidt bate erbärmlich umb Quartier, es waren aber unsere Leuth dermassen ergrimmet, daß sie sich oben im Kirchhoff mit langen Stangen hinab in Zwinger liessen, den Hauptmann mit Musqueten folgends zu tod schlugen, hisce formalibus, weist du nicht daß man unter wehrendem Sturm kein Quartier giebt, zogen ihn vnd andere Todte aus, und theilten die Göller[4] vnd Kleyder vnter sich’ “.[5]

[1] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.

[2] Zweihänder.

[3] Partisane: Spieß mit breitem Stecheisen.

[4] Koller: Brustwams aus Leder oder starkem Leinen; Jacke, Unterjacke, Strickjacke. Die qualitativ hochwertigen Elchslederkoller der Offiziere kosteten 1632 zwischen 12 und 20 Reichstaler, bei guter Verarbeitung teilweise bis zu 45 Reichstaler (zum Vergleich: ein kompletter Kürassierharnisch war bereits für 12 Reichstaler zu haben). Der einfache Soldat trug dagegen, wenn überhaupt, ein Wams aus Rindsleder.

[5] ENGERISSER, Von Kronach, S. 249ff. (die derzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).

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