Schivanski, N

Schivanski, N; Obrist [ – ] Der Pole Schivanski soll 1637 als Obrist in kaiserlichen Diensten gestanden haben. Der Überlinger[1] Advokat Dr. Johann Heinrich von Pflummern [1595 – 1655][2] berichtet in seinem Tagebuch unter dem 11.2.1637: „Obwoln ich in der von herrn obrist Zweyer[3] mihr communicirten quartier außteilung daß gottshauß Salmanßweiler[4] nit gelesen: so hatt mich doch o. commissarius [Ferdinand; BW] Handel einen zettel lesen laßen, so dem obrist [Augustin; BW] Vitzthumb zukommen, deß inhallts, daß ein pollnischer obrister Schivanßkhi (si recte ce[S.421]pi mit seinen polaggen[5] auf dem gottshauß Salmanßweiler, Ochßenhausen[6] vnd dem grafen von Embß[7]) winterquartier haben sollen. Wiewoln diese ordinanz, so auß bevelch deß generaln von Gallass[8] also gemacht worden, ietzo wider geendert worden sein solle“.[9]

[1] Überlingen [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 807f.

[2] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 179f.

[3] Zweyer von Evibach, Sebastian Peregrin; Obrist [1597-1661]

[4] Salem [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 684f.

[5] Polen, Polacken: Die übliche, zunächst nicht pejorative Bezeichnung für die im kaiserlichen Heer wenig geschätzten polnischen Truppen, die hauptsächlich von Spanien besoldet und in habsburgischen Diensten standen. Die Kampfkraft dieser Truppen galt als gering. Einerseits galt ihre Führung als schwierig, andererseits waren sie wegen ihrer Tapferkeit und Geschicklichkeit im Umgang mit Muskete, Pistole, Säbel, Lanze und Wurfspeer gesuchte Söldner. Von Philipp Graf von Mansfeld-Vorderort stammt die negative Beurteilung: „Sie fressen wohl weder Samstag noch Freitag Butter oder Eier; sich aber sonsten für den katholischen Glauben, das Romische Reich oder auch ihr eigenes Vaterland einige Ungelegenheiten zu machen, seind sie ganz keine Leut. Wahrheit oder Ehr hat bei ihnen nicht länger Bestand, als wan es ihnen zum Profit dient; wan der aufhört, schwören sie für fünf Groschen einen Eid, dass Gott nie zur Welt geboren !“ HALLWICH, Wallensteins Ende, S. I51f. Vgl. auch LEHMANN, Kriegschronik (Oktober 1636), S. 89: Die polnischen Reiter „soffen sehr viel bier auß, machten es mit Plündern, schenden erger denn alle feinde, ritten uff die welde, durchschändeten die Weibsbilder, dass Sie nicht gehen kundten, nötigten die Steinalten Weiber, dass Sie starben, zernichteten alles in heußern, weil ihrethalben alles uff die Welder und in die Städte gewichen wahr, haben viel vergrabene sachen aufgesucht, vermaurete keller gefunden, zien und kupfer mitgenommen, kirchen erbrochen, kelche, leichen- und Altartücher mitgenommen. Den 31. October s. n. fiel das Fest aller heiligen ein, drumb blieben Sie liegen, feyerten es mit fasten und speisen nur von öhl, Eßig und fischen, wo sies haben kundten, wahren aber nichts desto frömmer und brachen an Sontag frühe auf und marchirten auf Presnitz und Wiesenthal. Das ärgste und grausambste an ihnen wahr, dass Sie schöne kinder, gleich wehren Sie Turcken oder Tartarn, mitgenommen“. WAGNER, Pforr, S. 129.

[6] Ochsenhausen [LK Biberach].

[7] Graf Hannibal II. von Hohenems [20.3.1595-10.4.1646].

[8] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[9] SEMLER, Tagebücher, S. 323.

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