Schieke, N; Obrist [ – ] Schieke stand 1642 noch als Obristleutnant in schwedischen Diensten.
In der Delitzscher[1] Chronik heißt es unter 1642: „Die Stadt war in dieser Zeit auch mit flüchtigen Bewohnern der weiten Umgebung angefüllt. Mütter aus den Städten Brandis,[2] Bitterfeld,[3] Brehna,[4] Eisleben[5] etc. und fast allen Amtsdörfern ließen ihre Kinder hier taufen und die Bedrückung der ohnehin verarmten Stadt war umso größer, als das Heer in den durch Plünderung und Brand verwüsteten Dörfern keine Unterstützung fand. Sechs bis sieben Kontributionen an Geld mußten mit Naturallieferungen aller Art ausgebracht und die Ratsdörfer dem Oberst-Leutnant Schieke wegen der Duglasischen [Robert Douglas; BW] verpfändet werden“.[6]
Schieke war 1644 Obrist.
„Den Zoll erhob der jedesmalige Commandant für sich. Der Oberste Schieke, der einige Zeit den Oberbefehl hatte, stellte daher gewöhnlich zwei Reiter mit geladenen Pistolen vor das Rathhaus und die Schenkstube, die die Gleitspflichtigen[7] zu ihm weisen mußten, und die folgenden thaten es ihm nach“.[8]
„Am beschwerlichsten war die Gegenwart des Obersten Schieke, welcher den größten Teil des Jahres mit seinem Regimente hier lag, sich alles erlaubte und zuletzt, im Dezember dieses Jahres, sogar Stücke der Stadtmauer niederriß. Um Abberufung desselben wendete man sich zu verschiedenen Malen an die schwedischen Befehlshaber in Leipzig,[9] an Königsmark und Torstenson; die Umstände gestatteten aber keine Erleichterung, weil bald die Kaiserlichen, bald die Sachsen, Königsmarcks Abwesenheit benutzend, ihre Angriffe auf Leipzig und die Umgegend erneuerten und den Feind erbitterten“.[10]
[1] Delitzsch [LK Nordsachsen]; HHSD XI, S. 73f.
[2] Brandis [LK Leipzig].
[3] Bitterfeld, heute Ortsteil v. Bitterfeld-Wolfen [LK Anhalt-Bitterfeld]; HHSD XI, S. 44ff.
[4] Brehna, heute Ortsteil v, Sandersdorf-Brehna [LK Anhalt-Bitterfeld].
[5] Eisleben [Kreis Mansfeld-Südharz]; HHSD XI, S. 103ff.
[6] LEHMANN, Chronik der Stadt Delitzsch, 2. Bd., S. 98.
[7] Geleitspflichtige: Personen, die durch eine bewaffnete Begleitung geschützt wurden u, dafür eine Abgabe zu zahlen hatten.
[8] LEHMANN, Chronik der Stadt Delitzsch, 2. Bd., S. 101.
[9] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[10] LEHMANN, Chronik der Stadt Delitzsch, 2. Bd., S. 103.
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