Sazenhofen, Georg von

Sazenhofen, Georg von; Landrichter [ – ] Sazenhofen [Satzenhofen] war Landrichter von Auerbach[1] und Pfleger von Murach[2] in der Oberen Pfalz.

Zudem war er wiederholt als Kriegskommissar eingesetzt, ohne jedoch die von den Truppen angerichteten Schäden und Misshandlungen der Einwohner verhindern zu können. „Schwere Plünderungen und Verheerungen verübte die kaiserliche Armee Hatzfelds auf beiden Durchzügen [durch die Obere Pfalz; BW]. Am 22. Mai [1639; BW] haben die Soldaten die Kirche in Hahnbach[3] geplündert, in Traßlberg[4] 9 Häuser, 8 Städel und 2 Stallungen niedergebrannt. Viel schlimmer ging es beim 2. Durchzug zu. Sie haben alles zerschlagen, das ungedroschene Getreide teils zum Bau von Strohhütten, teils zur Unterhaltung des Wachfeuers verwendet, in Isgier[5] bei Pleystein[6] den besten Bauernhof niedergebrannt, so daß der Pfleger Schad von Treswitz[7] berichtete, er habe seit 20 Jahren schon über 100 Durchzüge aber noch nie derartige Ausschreitungen erlebt. Hatzfeld versprach dem Begleitkommissar, Landrichter von Satzenhofen von Auerbach, daß dieser beim Passieren der verschiedenen Rgt. durch die Grenzsperre das geraubte Vieh wieder zurücknehmen dürfe. Als Satzenhofen aber bei Waidhaus[8] den Versuch hierzu machte, wurde er mit Gewalt hieran gehindert und von Oberst Radowitz[9] mit der geladenen Pistole bedroht, so daß die Hatzfelder mit mehreren 100 Stück Viehs nach Böhmen abzogen“.[10]

„Der Landrichter von Satzenhofen berichtete am 4. Januar [1641; BW] an die Regierung in Amberg,[11] daß auf die Bürger und Bauern ohne eine militärische Besatzung kein Verlaß sei, daß die Bürger die von ihm vorgeschlagene Besatzung von Auerbach durch eine Garnison von 100 Mann ablehnten und selbst Wache halten wollten. Die Stadtmauern seien gut, der Graben mit Pallisaden gut verwahrt. Eine Trommel sei nicht vorhanden. In einem Bericht vom 7. klagte Satzenhofen, daß kein Soldat, kein Schuß Pulver vorhanden sei.

Am 9. Januar flüchteten der Landrichter, der Kastner von Asch,[12] der Pfarrer und 3 Bürgermeister nach Amberg, gleichzeitig kamen viele Bauern mit ihrem Vieh nach Auerbach. Da hier nur 600 Pferde waren, erhielt der in Amberg weilende Landrichter von Satzenhofen am 10. von der Regierung den Auftrag, sich nach Auerbach zu begeben und die Pferde zu mustern. Als dies nun am 12. vormittags beginnen sollte, waren nur wenige Pferde auf Nürnberger[13] Gebiet, das Aussicht hatte, von den Schweden verschont zu bleiben, in Sicherheit gebracht.

Kaum war diese Musterung beendet, als ein um 11 Uhr von Thurndorf[14] kommender Bote meldete, daß vom Kalvarienberg aus der Anmarsch der Schweden von Bayreuth[15] festgestellt worden sei. Nun begann eine allgemeine Flucht“.[16]

„Am 18. März holten 20 schwedische Reiter mehrere Säcke Malz. 1 ½ Stunden später erschien von Amberg der Landrichter von Satzenhofen mit 50 Musketieren, um das Mehl im Auftrag der Regierung nach Amberg zu bringen. Die Aufbringung von Gespannen war jedoch so schwierig, daß erst am 23. 50 Wagen bereit gestellt werden konnten. Als sie nun abfahren sollten, erschienen auf dem Gottvaterberg 100 schwedische Reiter, 100 andere waren nach Altenweiher[17] geritten. Sie kamen offenbar von Kemnath,[18] um das zurückgelassene Getreide zu holen. Am Abend kamen noch weitere 500 Reiter, die in der Umgebung blieben. Ein Angriff auf Auerbach erfolgte nicht, so daß Satzenhofen am 24. nach dem Abzug der Schweden mit dem Mehl nach Amberg fahren konnte“.[19]

Sazenhofen hielt sich einen eigenen Spion, um Kenntnisse über Truppenbewegungen bzw. Truppenstationierungen zu erlangen: „Landrichter von Satzenhofen in Auerbach bediente sich [1644; BW] eines Maurers Brem als Spion gegen die Schweden. Brem war seit 3 Jahren in Auerbach ansässig, vorher in sächsischen Diensten unter Oberleutnant Baudissin, dessen Schwester mit dem schwedischen Oberleutnant Knorr in Erfurt[20] verheiratet war. Brem ging nach Meißen[21] und Erfurt, wurde von den Schweden zum Viehtreiben von Lobenstein[22] nach Erfurt benützt und hielt sich 2 Tage in Erfurt auf, von wo er am 10. Mai die Nachricht brachte, dass dort 5 Rgt. z. Pf. und 3 Rgt. z. F. liegen“.[23]

„Im November [1645; BW] näherte sich Erzherzog Leopold Wilhelm mit 16 000 Mann und 57 Geschützen auf seinem Zug von Heilbronn[24] nach Böhmen der Oberpfalz. Am 8. November war sein Hauptquartier in Windsheim,[25] am 9. in Niederndorf,[26] am 10. in Ammerndorf,[27] am 11. und 12. in Schwabach,[28] am 13. in Pyrbaum,[29] am 14. und 15. in Neumarkt,[30] am 16. in Velburg,[31] am 17. in Hohenburg,[32] am 18. in Rieden[33] und Ensdorf,[34] am 19. und 20. in Schwandorf,[35] am 21. in Bruck,[36] am 22. in Roding,[37] am 23. und 24. in Cham,[38] am 25. in Furth.[39] Als Begleitkommissare waren Landrichter [Georg; BW] von Satzenhofen von Auerbach und Pfleger Fuchs von Hartenstein[40] beigegeben; als täglicher Proviantbedarf waren 25 277 Pfund Brot zu liefern. Die hausten entsetzlich, erschossen Einwohner, raubten in Gnadenberg[41] allein 48 Pferde, die dorthin in vermeintliche Sicherheit gebracht worden waren, erschossen den dortigen Amtsknecht und brachten dem Land einen viel größeren Schaden als die Schweden im Jahr 1641 während ihrer mehr als zweimonatigen Anwesenheit. Als Leopold Wilhelm sich näherte, wurde er gebeten, nur mit seinem Stab und den Generälen in der Stadt, die schon eine sehr starke Garnison hatte, Quartier zu nehmen, was er auch bereitwilligst zusagte.

Als er aber mit seinem Stab in Amberg einritt, drängte alles ohne jede Ordnung nach, so daß in kurzer Zeit über 3 000 Pferde in der Stadt waren, für welche die Bürger in ihren Häusern Platz schaffen mußten. Der Erzherzog hatte den besten Willen, diesen Unfug abzustellen, aber er war gegen seine Generäle und Offiziere machtlos, seine Befehle in dieser Richtung wurden einfach nicht befolgt. Jedoch ließ er die Quartiermeister, die einen großen Teil der Schuld trugen, in Eisen schlagen und am 16. z. F. hinter der Truppe nachmarschieren. Der bei diesem Durchzug in der Oberpfalz ausschließlich der Jungpfalz angerichtete Schaden betrug 89 613 fl 40 kr. Die Regierung in Amberg berichtete hierüber am 29. November an Maximilian:  ‚ … alles was sie an essenden waren gefunden, hinweggenommen, das Vieh niedergeschlachtet, das getreid ausgedroschen und verfüttert oder weggeführt, und was sie nit fortbringen können, aufs feld getragen, in Kott vertretten oder verbrannt … Tisch, Benk, fenster, türen, Pflüge und anders Geschirr zerschlagen, zerhaut … unerachtt sie Holz genug gefunden, die hölzerne und stroene Dächer abgedeckt, die Zimmer abgebrochen, alles Holzwerk verbrennt, die Teich und Weiher abgegraben … alles Futter verwüstet und verbrennt … Mit einem Wort haben diese undisziplinierten Völker in diesem langsamen Durchzug übler gehaust, als Anno 1641 der armen leuth geschrey und bewainen nach durch den Banér, der doch feind gewesen, in seinem etliche Monat lang gewehrten stilliegen beschehen seye’ “.[42]

„Hans Tucher von Schoberau hatte bei der Belagerung von Eger[43] mit seiner Familie und den nötigen Habseligkeiten bei Verwandten und Bekannten in der Oberpfalz, in der noch der Waffenstillstand bestand, Zuflucht gesucht und war seit Monaten von Ort zu Ort gewandert. Am 28. September [1647; BW], als das bayr. Rgt. [Ulrich v.; BW] Württemberg unter seinem Oberstleutnant Dunkel auf dem Weg von Cham nach Waldsassen[44] war, reiste die Frau des Tucher mit ihrem kleinen Sohn, der Frau des Muracher[45] Pflegers [Georg; BW] von Satzenhofen und ihren Habseligkeiten von Engelsberg[46] nach Murach. Unterwegs wurde sie von 3 Reitern dieses Rgt., das in Schwarzhofen[47] im Quartier lag, mit gezogenen Degen und gespannten Pistolen überfallen, beraubt und mißhandelt. Obwohl Frau Tucher erklärte, daß sie eine Schwester des bayerischen Oberstleutnant Kürmreuther[48] [Kürnreiter; BW] sei, obwohl ihr vom Pferd gefallener Bub und die Frau von Satzenhofen auf Knien um Gnade baten, riß ihr 1 Reiter den silbernen Gürtel vom Körper, versetzte ihr mit dem Degen Stiche in den Rumpf und Hiebe über den Kopf, so daß das Blut über die Stirn in das Gesicht lief. Die Reiter wurden später festgestellt. Maximilian verfügte, daß dem einen Reiter zum Schrecken die Todesstrafe anzukündigen, dann aber zu erlassen sei; die beiden anderen sollten 6 Tage in Eisen und Banden gelegt werden. Die Reiter dieses Rgt. haben überall in Waldmünchen[49] und Kastl[50] viel geraubt, den Hans Beck in Mantlach[51] jämmerlich mißhandelt, die Frau des Adam Prunner in Schlegelsmühle nackt ausgezogen und verprügelt, in Neumarkt fortwährend mit Brand und Totschießen gedroht. Als die Amberger[52] Regierung sich über diese Ausschreitungen beschwerte, gab Oberstleutnant Dunkel keine Antwort und schritt auch gegen seine Reiter nicht im Geringsten ein. Maximilian ließ ihn deshalb am 24. Dezember wegen ’seiner Connivenz gegen die Räubereyen und seines verlorenen Respects gegen die Amberger Regierung‘ in Untersuchungshaft bringen, und seinen Oberst anweisen, ihn zur Schadloshaltung anzuhalten. Später wurde Dunkel entlassen“.[53]

[1] Auerbach i. d. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.

[2] Murach; HHSD VII, S. 489.

[3] Hahnbach [LK Amberg-Sulzbach].

[4] Traßlberg [heute neben Michaelpoppenricht Teil der Gemeinde Poppenricht [LK Amberg-Sulzbach].

[5] Isgier, heute Ortsteil von Moosbach [LK Neustadt a. d. Waldnaab].

[6] Pleystein [LK Neustadt a. d. Waldnaab]; HHSD VII, S. 589f.

[7] Treswitz, heute Ortsteil von Moosbach [LK Neustadt a. d. Waldnaab].

[8] Waidhaus [LK Neustadt/Waldnaab]; HHSD VII, S. 781.

[9] Rajkovič, Nikola !

[10] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 178f.

[11] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.

[12] Asch, heute Ortsteil von Mähring [LK Tirschenreuth].

[13] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.

[14] Thurndorf, heute Ortsteil von Kirchenthumbach [LK Neustadt a. d. Waldnaab].

[15] Bayreuth; HHSD VII, S. 77f.

[16] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 195.

[17] Altenweiher, in Grafenwöhr [LK Neustadt a. d. Waldnaab] aufgegangen.

[18] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.

[19] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 197.

[20] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[21] Meißen; HHSD VIII, S. 223ff.

[22] Lobenstein [Saale-Orla-Kreis]; HHSD IX, S. 261f.

[23] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 224.

[24] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.

[25] Bad Windsheim [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 63f.

[26] Niederndorf, heute Ortsteil von Herzogenaurach [LK Erlangen-Höchstadt].

[27] Ammerndorf [LK Fürth].

[28] Schwabach; HHSD VII, S. 681f.

[29] Pyrbaum [LK Neumarkt]; HHSD VII, S. 597f.

[30] Neumarkt i. d. OPf.; HHSD VII, S. 505f.

[31] Velburg [LK Neumarkt OPf.]; HHSD VII, S. 766f.

[32] Hohenburg [Stadt Parsberg, LK Neumarkt/OPf.]; HHSD VII, S. 309.

[33] Rieden [LK Amberg-Sulzbach].

[34] Ensdorf [LK Amberg-Sulzbach].

[35] Schwandorf i. Bay. [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 684.

[36] Bruck i. d. OPf. [LK Schwandorf].

[37] Roding [LK Cham], HHSD VII, S. 629.

[38] Cham [LK Cham]; HHSD VII, S. 124ff.

[39] Furth i. Wald [LK Cham]; HHSD VII, S. 221f.

[40] Hartenstein, heute Ortsteil von Velden [LK Nürnberger Land].

[41] Gnadenberg, Kloster [Gde. Berg bei Neumarkt/OPf., LK Neumarkt/OPf.]; HHSD VII, S. 237f.

[42] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 228f.

[43] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[44] Waldsassen; HHSD VII, S. 785ff.

[45] Murach; HHSD VII, S. 489.

[46] Engelsberg [LK Traunstein].

[47] Schwarzhofen [LK Schwandorf].

[48] Wilhelm Balthasar von Kürnreiter, bayr. Obristleutnant, Obrist, vor Freiburg 1644 gefallen.

[49] Waldmünchen; HHS VII, S. 785.

[50] Kastl; HHSD VII, S. 346f.

[51] Mantlach, heute Ortsteil von Markt Lauterhofen [Neumarkt i. d. Oberpfalz].

[52] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.

[53] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 249f.

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