Rochow [Rochau, Rotau, Rotaw], Moritz August Freiherr von

Rochow [Rochau, Rotau, Rotaw], Moritz August Freiherr von; Feldzeugmeister [28.6.1609 Golzowin in der Mittelmark-25.8.165325.6.1653 Schloß Königsberg (Kynsburg, Zamek Grodno) bei Schweidnitz(1)] Rochow, Erbherr auf Golzowin,[2] Herr zu Sasterhausen[3] und Raben[4] im Fürstentum Schweidnitz, war der Bruder des Georg Wilhelm von Rochow.

„Die Kaiserlichen kamen eher, als man erwartet hatte. Schon am 10. April 1627 griff der kaiserliche Obristlieutenant von Bodendiek mit einigen ausgesuchten Korporalschaften des Regiments [Rudolf v.; BW] Colloredo überraschend Plaue[5] an. Die Märker konnten unter der Leitung des schnell herbeigeeilten Kommandeurs der Lehnpferde Kapitän [August Moritz; BW] von Rochow erfolgreich abwehren, da die Kaiserlichen kein Geschütz mit sich führten. Bodendiek aber gab seine Sache nicht verloren. Er schloß sich nun mit dem Obristquartiermeister von Wurm und dem Obristen Altringen zusammen und zog wol mit 4000 Mann und 5 Stücken am 11. April erneut auf Plaue. Auf die Kunde hiervon hielt Rochow jeglichen Widerstand auf dem linken Ufer der Havel für nutzlos. Er ließ Plaue räumen und auch die jenseits der Havel liegende neuerbaute Schanze, die den Zugang zur Havelbrücke hatte sperren sollen. Dann ließ er 4 Joch der Holzbrücke abwerfen und den Rest abbrennen. Trotz dieser Vorsichtmaßnahme und trotz des von den Märkern geleisteten Widerstandes gelang es den Kaiserlichen, noch am 11. April den Übergang über die Havel zu erzwingen. Ein Teil der Verteidigungsmannschaften, darunter 40 Berliner, wurden gefangen genommen und entwaffnet, darunter der Kapitän von Rochow mit seinen Lehnpferden, suchten ihr Heil in der Flucht nach der Neustadt Brandenburg.[6] Plaue wurde geplündert. Noch am gleichen Tage ließ Bodendiek von Plaue aus, wo er Quartier genommen hatte, die Städte Brandenburg und Rathenow[7] auffordern, sich zu ergeben. In unverhofften wiedrigen Fall aber, und daß solches nicht erfolgen, wollte er sich ihrer mit Gewalt bemächtigen. Diese Aufforderung verfehlte bei den Räten der Städte ihre Wirkung nicht. Als Bodendiek darauf in der Frühe des folgenden Tages mit seiner Armee vor Brandenburg erschien, und den Magistrat beider Städte hinnauß begehrt, folgten sie willig seinem Geheiß. Bodendiek verlangte von ihnen kampflose Übergabe der Städte und die sofortige Zahlung von 6000 Talern Kontribution. Die Räte der Altstadt nahmen die Forderungen Bodendieks bedingungslos an. Nicht so die Räte der Neustadt. Sie wollten sich vorher erst mit ihren Bürgern unterreden. Nachdem er zwei Mitglieder des Neustädter Rates als Geiseln zurückbehalten hatte, schickte Bodendiek die Räte wieder heim. Zurückgekehrt, verschlossen die Räte der Altstadt das Rathaus, in dem die Bürger ihre Waffen niedergelegt hatten, und öffneten die Tore. Als die Kaiserlichen in die Altstadt einzogen, erhielt das Domkapitel einen Schutzbrief. Bei der Neustadt aber wiederholte sich das gleiche Spiel wie im Jahr vorher. Die Räte der Neustadt hatten sofort nach ihrer Rückkehr die Lange Brücke zwischen beiden Städten zerstören und die Tore verrammeln lassen, im Einverständnis mit den Bürgern. Als sich nun die Kaiserlichen der Neustadt näherten, erhielten sie, obgleich sie die Geiseln vor sich her führten, aus einem Falkonet Feuer. Das war das Signal zu einem heftigen Kampf, in welchem es auf beiden Seiten Tote und Verwundete gab. Die Kaiserlichen eröffneten darauf ein kurzes Artilleriefeuer auf die Neustadt und gingen zum Sturmangriff über. Sie nahmen die Stadt, nachdem die Bürgermeister Freund und Zieritz, die die Bürgerschaft zum Widerstand angefeuert hatten, schwer verwundet worden waren. Rochow sowie sämtliche Lehnpferde gerieten in Gefangenschaft. Nun folgte eine Plünderung der Stadt, der Bodendiek nur mit Mühe Einhalt gebieten konnte. Danach wurden die märkischen Soldaten in die Reihen der Kaiserlichen eingereiht. Bodendiek schickte darauf 500 Mann nach Rathenow. Zwei Rathenower Ratsmitglieder eilten, als die davon hörten, zu Bodendiek und suchten bei ihm um Dilation nach, bis ihnen Verhaltensmaßregeln von der Regierung zugegangen wären; aber Bodendiek ließ sich nicht darauf ein. Schnell reisten nun die beiden Rathenower in ihre Stadt zurück und veranlaßten die Bürger und Soldaten zur kampflosen Übergabe. Am 13. April nahmen die Kaiserlichen von Rathenow Besitz. Bürger und Soldaten wurden entwaffnet und die Waffen im Rathaus niedergelegt. Nachdem Bodendiek die Verpflegung seiner Truppen geregelt und das höchste Kommando über die bei Brandenburg stehenden Truppen dem Obristquartiermeister v. Wurm übertragen hatte, fuhr er am 14. April im Wagen des Brandenburger Dompropstes v. Bredow nach Rathenow. Von dort begab er sich nach kurzer Rast unter Mitnahme von 90 Mann kaiserlichen Volks nach Havelberg,[8] um dieses befestigen zu lassen. Sicher hatte Bodendiek davon Nachricht erhalten, dass König Christian IV. seinem Generalwachtmeister Schlammersdorf[9] und den Obristen [Konrad; BW] Nell und Bernhard v. Weimar Befehl gegeben hatte, daß sie … nach der Marck Brandenburch sich begeben, und allda sich der Passen bemechtigen sollen an die Streume, so nach dem Land Holstein sich wenden. Zur Schanzenarbeit in Havelberg zog Bodendiek alle verfügbaren Kräfte der Umgebung mit heran, selbst an die entfernter liegenden Städte Rathenow und Brandenburg erging am 23. April seine Aufforderung, je 200 Mann mit Schippen, Spaten und Karren nach Havelberg zu schicken. Auch der Herzog [Georg; BW] von Lüneburg erschien jetzt an der Havel und überprüfte den Verteidigungszustand der Pässe. Am 23. April war der Herzog in Rathenow, am 25. treffen wir ihn in Brandenburg, wo er übernachtete. Von hier aus fuhr er am 26. April gen Plaue, überschritt dort die Havel und nahm seinen Weg nach Sandau,[10] das er zu seinem Hauptquartier ausersehen hatte. Die Dänen waren inzwischen nicht müßig gewesen. In langsamem Marsch hatten sie sich an die Kaiserlichen herangearbeitet. In der Nacht vom 25. zum 26. April griffen sie Havelberg an und nahmen den Domberg. Weiter aber kamen sie nicht. Während sie sich nun sorgfältig für einen Sturmangriff vorbereiteten – der in den ersten Tagen des Mai den erwünschten Erfolg hatte – entsandte Schlammersdorf, den der König zum Oberbefehlshaber der dänischen Truppen ernannt hatte, etliche Truppen ins nördliche Havelland, um die dortigen Pässe zu besetzen. Am 29. April mußte die brandenburgische Besatzung des Städtchens Fehrbellin[11] zu ihrem nicht geringen Entsetzen feststellen, daß sich ihnen ein starker Trupp Dänen vom Havellande her nahte. Leute aus Fehrbellin hatten den Dänen einen unbewachten Weg beim Dorfe Lentzke[12] gezeigt. Der brandenburgischen Besatzung blieb nichts weiter übrig, als den Schauplatz kampflos zu räumen und den Dänen Stadt und Paß Fehrbellin zu überlassen. Von Fehrbellin aus stießen die Dänen ins Innere des Havellandes vor und besetzten das ganze nördliche Havelland bis zur Höhe von Friesack.[13] Um ein weiteres Vordringen der Dänen nach Süden zu verhindern, machten die Kaiserlichen einen Ausfall und sicherten sich am 6. Mai Nauen,[14] das sie mit einer kleinen Besatzung versahen und stark durch Schanzen befestigten. Dem Herzog von Lüneburg aber genügte das noch nicht. Er ließ Wurm ablösen und übergab das höchste Kommando über die in den Havelpässen stationierten kaiserlichen Truppen dem draufgängerischen Obristen Hans von Götze [Johann v. Götz; BW], der sich sofort auf den Weg nach Brandenburg machte, wo er am 9. Mai in Begleitung zweier je 110 Kopf starker Kompanien Reiter eintraf“.[15]

Rochow hatte 1632 noch als Kapitän im kurbrandenburgischen Regiment Konrad von Burgsdorf gestanden.[16] 1634 lag er in der Festung Peitz.[17] Sein Bruder Georg Wilhelm schreibt: Der Kurfürst von Brandenburg habe seinem Bruder „ein Regiment zu Fuß zu werben undt auf die Beine zu bringen gnädigst anvertraut, welcher mein Bruder mich denn dazumalen für seinen Major bestellet, bei welchem Regiment ich mich denn in allen damaligen S. Churfl. Durchl. zugestoßenen Kriegß-Actionen habe gebrauchen lassen, undt in ao. 1638 das sehr beschwerliche Lager undt Feldzugk von Malzien[18] in Mecklenburgk mit beigewohnet, undt weilen dieser Feldzugk, sowohl bei den Kaiserl. Chursächßl. undt Churbrandenb. Völkern indem aus selbigen allem ein großes Corpus gemacht worden, sehr unglücklich abgelauffen, undt die meisten Völker aus Hungersnoth, indeme der Hunger wohl so balden in einem Krieg nicht wird erhöret worden wie im freyen Feldlager undt da wir so großen Wiederstandt von den Feynden nicht gehabt, also groß letzlichen geworden, daß auch die Menschen selbst einander gefressen, und das todte Aaß an Pferden, Vieh undt Hunden das beste Wildpreth gewesen, so dergestalt die ganze Armee zu Grunde gegangen, und darauf S. Churfl. Durchl. Lande undt status, nachdem dieselben in das Herzogthumb Preußen sich begeben, und mehr gemelten Herrn Meister undt Graffen zu Schwarzenbergk alß Statthalter dieses Churfürstenthumbs hinterlassen, nicht in geringe Noth undt Gefahr gesetzet gewesen; Auch hochnöthig gewesen daß die Vestungen mit mehrerer Besatzung undt Völkern versehen würden, ist resolviret die Churbrandenb. Völker ao. 1638 im Decbr. welche dazumahlen unter dem Commanto des Hr. General Klitzingen[19] geführet, von der anderen Armee abzufordern undt in die Vestungen zu verlegen, da demselbigen als meines Bruders Regiment das Looß gefallen daß es in Spandow[20] geleget worden, undt weil ich gefunden daß solches Regiment so balden nicht wieder aus diesem Post kommen undt im Felde gebraucht werden möchte“, habe er daran gedacht, den Kriegsdienst wieder zu verlassen.[21]

Moritz August von Rochow wurde am 17.1.1640 in den Freiherrnstand erhoben,[22] von den kurbrandenburgischen Ständen 1641 als einer der furchtbarsten Obristen bezeichnet,  war verheiratet  mit Anna Catharin, der Tochter des Johann Georg von Hohenzollern-Sigmaringen, die Burg und Herrschaft Kynau[23] bei Schweidnitz[24] mit in die Ehe brachte. Rochow zog am 26.2.1642 dort ein. 1641[25] als Nr. 363 „der Behende“ in die „Fruchtbringende Gesellschaft“ aufgenommen,[26] stand er als Obrist bis 1641 in kurbrandenburgischen, dann in kaiserlichen Diensten.[27]

„Inzwischen war [Adam v.; BW] Schwartzenberg nicht müßig gewesen. Er wollte versuchen, Landsberg[28] wieder zu erobern und gleichzeitig das bedrohte Driesen[29] an der polnischen Grenze zu retten. Was die Berliner von den Truppenbewegungen zu sehen bekamen, konnte sie nur in ihrem alten Misstrauen bestärken. Oberst v. Rochow, der ihnen von dem ‚Einfall’ der kurfürstlichen Truppen in die ‚rebellische’ Residenz vor drei Jahren noch in übler Erinnerung war, benutzte die Unternehmung zu einem Streifzug durchs Magdeburgische und Anhaltische, statt sich sofort zum Sammelplatz zu begeben. In einem jämmerlichen Zustande langte die Truppe am 11. Oktober [1639; BW] in Berlin an; die Leute waren müde und ‚abgeritten’, die Pferde lahm und wund. So ward der rechte Zeitpunkt versäumt, und der Zug gegen Landsberg unterblieb. Auch die Bemühungen, Driesen zu halten, misslangen; die Festung fiel am 27. November durch Verrat in die Hände der Feinde. So war die Lage der Mark um die Jahreswende wenig ermutigend“.[30]

1640 führte Rochow ein Fußregiment von 10 Kompanien, insgesamt 700 Mann.[31] Am 1.12.1640 sollen es 1000 Mann gewesen sein.[32]

„Anfang Februar 1640 gelang den Schweden bei der Einnahme der Stadt Frankfurt/Oder[33] ein wahrer Husarenstreich. Der Obristenleutnant Radicke hatte in der gegenüberliegenden Ortschaft Kunersdorf[34] seine schwedischen Reiter sammeln und sie dann als Bauern verkleidet in Kähnen über die Oder setzen lassen.

Den Bürgermeister Meurer zehrten die ohne großes Aufsehen in die Stadt gelangenden Schweden aus dem Bett und zwangen ihn, die Tore zu öffnen. Die wenigen Besatzungskräfte in der Stadt waren durch das gelungene Überrumpelungsmanöver nicht in der Lage, ernsthaften Widerstand zu leisten. Vergeblich versuchten nun brandenburgische Truppen unter Konrad von Burgsdorf, August von Rochow und Günther die schwedische Besatzung wieder zu vertreiben. Den Frankfurtern wurde später vorgeworfen, sie hätten gemeinsame Sache mit den Schweden gemacht“.[35]

„Sofort nach dem Tode [Adam v.; BW] Schwarzenbergs [14.3.1641] hatte Friedrich Wilhelm seinen Vetter, den Markgrafen Ernst von Brandenburg, zum neuen Statthalter der Mark ernannt. Der mußte sich nun mit meuternden Offizieren herumschlagen, die offen den Gehorsam verweigerten, allen voran der Kommandant von Spandau, Oberst Moritz August Freiherr von Rochow, ein Menschenschinder. Über ihn beschwerten sich die Geheimen Räte in Berlin im April 1641 beim Kurfürsten: «Geringer Ursachen halber werden die Knechte gehauen und gestochen, durch die Spießgerten gejagt, gebrandmalt, Nasen und Ohren abgeschnitten, geprügelt …» Als der Pfarrer Joachim Mauritius bei einem Sonntagsgottesdienst in der Spandauer Kirche auf die «löchrigen Beutel» der Soldaten angespielt hatte, die selten zu Spenden bereit waren schickte ihm Rochow am Nachmittag das ganze Regiment vors Pfarrhaus. Drei Offiziere gingen hinein und forderten für alle Mann «Fressen und Saufen». Aus Königsberg[36] kam daraufhin ein strenger Verweis für den Oberst und für alle Offiziere die Ordre, sich an keinem Untertanen, mochte er Pfarrer oder sonstwer sein, zu vergreifen. Gab es Streit, so sollte ein ordentliches – und kein Kriegsgericht – den Fall klären.

Die Einzelheiten sind unwichtig. Es ging ohne Blutvergießen ab: Die widerspenstigen Offiziere wurden abgesetzt, Reiterei und Fußvolk bis auf zwei Kompanien und drei Regimenter ausbezahlt und entlassen“.[37]

Im Mai 1641 drohte er mit der Sprengung der Festung. Er wurde von Markgraf Ernst von Spandau nach Berlin gelockt und seines Amtes entsetzt;[38] nach anderen bei einer Jagd gefangen genommen, um darauf in kaiserliche Dienste zu flüchten.[39]

„Diese Ruhe [nach dem Abzug der Schweden aus dem Havelland; BW] benutzte die brandenburgische Landesherrschaft, um mit den unbotmäßigen Heerführern abzurechnen. Markgraf Ernst ließ sich am 19. Mai [1641; BW] [August Moritz v.; BW] nach Berlin kommen, wo er ihm seine Absetzung verkündete und ihn sofort in Haft nehmen ließ, weil Rochow sich weigerte, sein Regiment zu entlassen. Noch am Nachmittag desselben Tages begab sich Markgraf Ernst in Begleitung von Konrad von Burgsdorff nach Spandau, dessen Tore er vorsichtshalber schließen ließ. Sämtliche Offiziere des Rochoiwschen Regiments wurden darauf für den nächsten Morgen zum Rapport befohlen. Gehorsam waren die Offiziere am 30. Mai zur Stelle. Auch die Mannschaften waren gerufen worden. Nun wurde den Versammelten die Absetzung Rochows bekanntgegeben und [Johann Georg; BW] von Ribbeck als neuer Befehlshaber des Regiments in die Pflicht genommen. Alle Mannschaften und alle Offiziere bis auf den Obristleutnant [Jobst Friedrich; BW] v. Oppen erkannten v. Ribbeck als ihren neuen Befehlshaber an und schwuren dem Kurfürsten den Eid der Treue; v. Oppen, der zu dem v. Ribbeck keine Affection trug, bat um seine Entlassung und kam damit der bereits befohlenen Amtsenthebung zuvor. Darauf rechnete der Kurfürst am 2. Juni mit den an der Rathenower Plünderung beteiligten Heerführern ab. Osten erhielt einen strengen Verweis, ebenso Lütke [Markus Lüdicke; BW] und [Georg v. der; BW] Marwitz, auch des Kurfürsten Freund Burgsdorff kam nicht ohne Rüffel davon. Der Kurfürst verbat sich das Rauben der kurfürstlichen Truppen. Goldacker, der sich eigentlich schon mit Rochow in Berlin zur Amtsenthebung hatte einfinden sollen, entfloh, als er hörte, daß Volkmann mit seiner Verhaftung beauftragt worden war, mit wenigen Reitern zur kaiserlichen Armee. Der Stadt Rathenow aber gab der Kurfürst auf ihre Beschwerde über die durch seine Truppen erlittene Plünderung zur Antwort, daß augenblicklich zu einer eingehenden Untersuchung der empörenden Vorfälle keine Zeit sei, daß aber nechtskünftig und zu besserer Gelegenheit von dieser Sach wol weiter geredet, und so wol wegen Bestrafung der Thädter, als auch euerer Befriedigung halber fernere gebührende Verordnung gemacht werden solle“.[40]

1642 war Rochow Kommandant von Groß-Glogau.[41] Der kaiserliche Generalfeldzeugmeister Fernemont hatte am 2.5.1642 besorgt aus Brieg[42] an Ottavio Piccolomini geschrieben: Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg sei im März nach Wien berufen worden und enttäuscht zurückgekehrt, da er auf mehr Militär gehofft hatte. Nun stehe er, Fernemont, der schwedischen Übermacht gegenüber. Torstensson und Stålhanske hätten schon viele Orte in der Lausitz und einige Grenzorte in Schlesien besetzt. Am heutigen Morgen sei von Obrist [Christian v.; BW] Münster die Nachricht eingetroffen, dass die schwedischen Abteilungen bei Groß-Glogau ständen und beabsichtigten, die Stadt anzugreifen. Ohne ausgiebige Hilfe werde es ihm nicht möglich sein, den Gegner am weiteren Vormarsch zu hindern.[43] „Die [schwedische] Armee schlug einen schnellen Bogen durch das nördliche Sachsen, nahm, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen, einige kleinere Festungen ein und erreichte Ende April Glogau im nördlichen Schlesien. Die Festung, die nicht weit entfernt von der polnischen Grenze an der Oder lag, war stark und galt als einer der wichtigsten Stützpunkte der Kaiserlichen in diesem Teil des Reiches. Zunächst leiteten die Schweden eine regelrechte Belagerung der reichen Stadt ein, doch dann traf die Nachricht ein, daß eine kaiserliche Armee im Anmarsch sei. Sie wurde von Herzog Franz Albrecht von Lauenburg geführt, der früher einmal auf seiten der Schweden gekämpft hatte; er war es gewesen, der bei Lützen[45] vergeblich versucht hatte, den verwundeten Gustav Adolf im Sattel zu halten. Torstensson beschloß daraufhin, eine Erstürmung zu wagen, und um sich des Siegeswillens der Soldaten zu vergewissern, versprach er ihnen, daß sie die Stadt plündern dürften. Dieser bewährte Trick zeigte Wirkung; zottige Sturmkolonnen schwedischer Soldaten stürmten am 24. April vor, durchquerten einen Wallgraben, kämpften sich an einem niedrigen Erdwall vorbei, strömten über einen weiteren Graben, überwanden ohne Schwierigkeiten eine niedrige Mauer, erkletterten auf Leitern die neun Meter hohen, zinnenbewehrten Mauern und konnten nach kurzem Kampf den Widerstand in der Stadt brechen. Die hungrigen schwedischen Soldaten konnten nach Herzenslust stehlen, was sie von dem Besitz der Bürger haben wollten, und brannten während der Plünderung mehrere Häuser und die große Stadtkirche nieder. Torstensson konnte zufrieden seine Beute zählen: 20 Kanonen, über 21 Tonnen Pulver sowie Mehl, Getreide und andere Lebensmittel in solcher Menge, daß sie ausreichten, um seine Armee einen ganzen Monat zu versorgen. Wie bei der Einnahme einer Stadt des Kaisers üblich, mussten dessen Beamte und alle katholischen Priester und Mönche sofort die Stadt verlassen – natürlich nach Entrichtung eines saftigen Lösegelds. (Die schwedische Armee – und zweifellos auch ihre Krieger – verschaffte sich während dieser Kampagne gute Einkünfte, indem sie wohlhabende Flüchtlinge auf dem Weg nach Wien abfing und ihnen anschließend hohe Lösegeldsummen abpreßte.)“.[46]

Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[47] schreibt in seinem 1647 neu aufgelegten „Florus“: „Nach eroberung der Statt Guben[48] / vnd anderer vmliegender Stätte / als Sommerfeld[49] / Soraw[50] / Javer[51] vnd Sprokaw[52] / ist General Major Stallhans [Stålhanske; BW] auff Sagan[53] gangen / mit welchem sich der General Torstensohn mit seiner Armee daselbst conjungirt / vnd also mit gesamter Macht bey Krossen[54] neben den Oderstrohm hin / auff Groß-Glogaw / einen vornehmen Paß in in Schlesien (welcher dieser zeit mit 1700 Mann / starcken Bollwercken / Stücken / Ammunition vnd Proviant auff Jahr vnd Tag wol versehen) seinem March genommen / auch gleich nach seiner ankunfft 200. Reutter vnd 50. zu Fuß / so zur Besatzung geleget werden solten / angetroffen / selbige gantz ruinirt / vnd neben einem Obristen Leutenant / auch drey Standarden überkommen.

Als nun die gantze Schwedische Armee vor de[r] Statt angelangt / haben sie von stund an sich davor zu verschantzen / alles hefftig zu beschiessen angefangen. Ist ihnen aber gleichwol von dem Commandanten Obrist Moritz August / Freyherrn von Rotaw / neben einem Obristen vnd inliegenden Völckern / solcher Widerstand vnd Gegenwähr geschehen / daß sie also vor dieses mal nichts ausrichten können. Vnd nach dem obgedachter Commendant sich zu keinem Accord vnd Vbergab verstehen / sondern strecken wollen / hat sich General Torstensohn gäntzlichen resolvirt, die Statt durch einen Generalsturm in seine Hände zu bringen / welches ihme Torstensohn dermassen glücklich durch Tapfferkeit der Soldaten gelungen / daß er erstlich den Thumb / so mitten in der Oder vmbflossen / hernacher die Statt sampt allen Schantzen / innerhalb wenig Stunden mit Sturm in der Schweden gewalt gebracht / bey welcher eroberung es dann mit rauben / morden vnd plündern jämmerlich hergangen ( alles was in armis gefunden / nidergemacht / da dann die Keyserischen bey 800. der Bürger Rathsherrn vnd vornehmer Medicus nidergemacht / 700. worunter der Commendant / Obrister Schönkirchen / 2 Obriste Leutenante / vnd andere Officirer gefangen / 26 Stücke Geschütz / 100. Centner Pulver / Herzog Frantz Albrechts [v. Sachsen-Lauenburg; BW] gantze Magazin, dreyhundert tausend Schäffel Früchte / erobert / die Statt vnnd Pfarrkirchen / darinnen viel geflehete Sachen / geplündert / vnd viel Frawenzimmer entführet worden“.[55]

Am 5.7.1645 übersandte Erzherzog Leopold Wilhelm Gallas[56] das Originalschreiben Mörders, des Kommandanten von Brieg, vom 25.6., das einen militärischen Lagebericht über Schlesien und die Anforderung von Verstärkungen enthielt. Laut Mörders Darstellung ziehe sich der Gegner bei Sillein[57] und Trentschin[58] zusammen, um über den Jablunkapaß[59] in Schlesien einzudringen. Deshalb sei das Regiment De Vacchi zusammen mit den Polen gegen Jablunkau[60] vorgerickt und das dortige Oberamt schicke die Untertanen der benachbarten Herrschaften hin. Trotzdem forderten De Vacchi und Rochow fast täglich Verstärkungen an. Angesichts der Nähe des Feindes, der bei Brünn[61] stehe, sei es nicht ratsam, die Wachtposten zu schwächen, doch stehe keine andere Reiterei zur Verfügung und Niederschlesien sei schutzlos dem Feind ausgeliefert. Er habe Rudolf von Colloredo bereits über alles informiert und ihn gleichzeitig um schnellste Abhilfe gebeten.[62]

Im April 1646 weilte Rochow in Breslau,[63] wo er in Streit mit Villalobos geriet, danach in Oppeln,[64] wo es eine Beschwerde des Don Louis de Gonzaga gab.[65]

1648 wird er in der Oberen Pfalz erwähnt: „Als der kaiserliche Obrist Rochau am 30. März nach Waldmünchen[66] kam, ließ er 1 Reiter, der am 29. durch Unvorsichtigkeit einen Brand verursacht hatte, den ganzen Tag mit offenen Rücken an eine Schandsäule binden und 100 Spießruten an ihm abschlagen“.[67]

Er starb am 25.8.1653 auf Schloß Königsberg (Kynsburg, Zamek Grodno) bei Schweidnitz.[68]

[1] SCHMIDT-BRENTANO, Die Generale, S. 409ff.; wikipedia.org/wiki/Rochow_(Adelsgeschlecht): auf Schloss Königsberg a. d. Eger [Kynšperk nad Ohří, Bez. Falkenau], HHSBöhm, S. 277f.

[2] Golzow [LK Potsdam-Mittelmark].

[3] Sasterhausen, heute Ortsteil von Neumarkt [LK Schweidnitz].

[4] Nicht identifiziert. Raabe [Hrabová, Bez. Šumperk] ?

[5] Plaue, heute Stadtteil von Brandenburg [Stadtkr.]; HHSD X, S. 135ff.

[6] Brandenburg [Stadtkr.]; HHSD X, S. 135ff.

[7] Rathenow [Stadtkr. Rathenow/Kr. Rathenow]; HHSD X, S. 333f.

[8] Havelberg [Kr. Westprignitz/Havelberg]; HHSD X, S. 217ff.

[9] Jakob Balthasar v. Schlammersdorff auf Blankenfels und Hopfenohe.

[10] Sandau [Kr. Jerichow II/Havelberg]; HHSD XI, S. 407f.

[11] Fehrbellin [Kr. Osthavelland/Neuruppin]; HHSD X, S. 172.

[12] Lentzke, heute Ortsteil von Fehrbellin [Kr. Osthavelland/Neuruppin].

[13] Friesack [LK Havelland].

[14] Nauen [LK Havelland].

[15] SCHRÖER, Havelland, S. 31ff.

[16] ROCHOW, Nachrichten, S. 95.

[17] Peitz [Kr. Cottbus]; HHSD X, S. 307f. Vgl. auch: festungpeitz.de/forthistory.html.

[18] Malchin [LK Demmin]; HHSD XII, S. 61f.

[19] Hans Kaspar von Klitzing [1594-24.6.1644] war ab dem 19.4.1638 Kommandant der Festung; festungpeitz.de/fortgouver.html.

[20] Berlin-Spandau; HHSD X, S. 97ff.

[21] ROCHOW, Nachrichten, S. 98.

[22] KÖNIG, Biographisches Lexikon, S. 294f.; KRÜGER, Chronik, S. 275.

[23] Kynau [Zagórze Śląskie; LK Walbrzych].

[24] Schweidnitz [Świdnica]; HHSSchl, S. 491ff.

[25] DROYSEN, Geschichte der Preußischen Politik, 3. Teil, 1. Abt., S. 181, Anm. 1.

[26] Vgl. auch Slg. 15: Autographensammlung des Königlichen Hausarchivs der Niederlande. Online verfügbar unter: sachsen-anhalt.de/fileadmin/Elementbibliothek/Bibliothek_LHA/FB/Slg_15_00_Findbuch.pdf.: Moritz August von Rochow an Fürst August von Anhalt-Plötzkau, Zerbst 1641 (Nr. 89).

[27] MOERNER, Kriegsobristen, S. 239f.

[28] Landsberg/Warthe [Gorzów Wielkopolski, Brandenburg, h. Polen]; HHSD X, S. 446ff.

[29] Driesen [Kr. Friedeberg]; HHSD X, S. 429ff.

[30] FADEN, Berlin, S. 216.

[31] Online unter: grosser-generalstab.de/regiment/bredow/bw001.html.

[32] MEBES, Beiträge, S. 919.

[33] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.

[34] Kunersdorf [Kunowice, LK Słubice].

[35] GRIESA, Frankfurt/Oder, S. 27f.

[36] Königsberg (Stadtkr.); HHSPr, S. 100ff.

[37] BEUYS, Kurfürst, S. 74f.

[38] KRÜGER, Chronik, S. 275.

[39] BARTHOLD, Geschichte der Fruchtbringenden Gesellschaft, S. 236.

[40] SCHRÖER, Havelland, S. 101.

[41] Glogau [Glogów]; HHSSchl, S. 127ff.

[42] Brieg [Brzeg]; HHSSchl, S. 54ff.

[43] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1298.

[44] ENGLUND, Verwüstung, datiert nach dem alten Stil.

[45] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.

[46] ENGLUND, Verwüstung, S. 274f.

[47] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.

[48] Guben [Gubin, Niederlausitz]; HHSD X, S. 210ff.

[49] Sommerfeld [Lubsko, Kr. Krossen/Oder].

[50] Sohrau [Żory, Kr. Rybnik]]; HHSSchl, S. 510ff.

[51] Jauer [Jawor, Stadt u. Fürstentum; Schlesien, h. Polen]; HHSSchl, S. 206ff.

[52] Sprottau [Szprtawa]; HHSSchl, S. 512ff.

[53] Sagan [Żagań; Kr. Sprottau/Sagan]; HHSSchl, S. 462ff.

[54] Krossen oder Crossen a. d. Oder [Krosno Odrzańskie; Brandenburg, h. Polen]; HHSD X, S. 246f.

[55] WASSENBERG, Florus, S. 480f.

[56] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[57] Sillein [Žilina; Oberungarn, heute Slowenien].

[58] Trentschin [Trenčín; Oberungarn, (deutsch Trentschin, ungarisch Trencsén, lateinisch Laugaricio) heute Westslowakei nahe an der Grenze zu Tschechien.

[59] Jablunka-Pass [Jablunkovský prusmyk; Westkarpaten].

[60] Jablunkau [Jablunkov], HHSBöhm, S. 221f.

[61] Brünn [Brno]; HHSBöhm, S. 68ff.

[62] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 616.

[63] Breslau [Wroclaw]; HHSSchl, S. 38ff.

[64] Oppeln [Opole], HHSSchl, S. 378ff.

[65] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 276.

[66] Waldmünchen [LK Cham]; HHSD VII, S. 785.

[67] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 288.

[68]  Nach wikipedia.org/wiki/Rochow_(Adelsgeschlecht) auf Schloss Königsberg (Kinsburg).

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