Rehden [Rhode, Rheden, Reden], Joachim von; Obristleutnant [ – ] Rehden, Erbsasse auf Pattensen,[1] stand 1624 in den Diensten der niedersächsischen Kreistruppen und war 1624 Kommandant in Holzminden.[2]
„Brun Borchart Reichen gehörte zu einer der ‚großen’ Holzmindener Familien des 15., 16. und 17. Jahrhunderts. Es bestand kaum ein Grund, daß er sich mit der Bürgerschaft oder diese sich mit ihm anlegte. Das gilt eigentlich für seine Funktion als fürstlicher Vogt und Zollschreiber in der Stadt. Die bürgerlichen Freiheiten des städtischen Gemeinwesens waren seit 1245 schriftlich fixiert. Der Vogt hatte eher eine wirtschaftliche als eine hoheitliche Funktion. Er mußte den fürstlichen Besitz, das ist die Burgfreiheit, verwalten und Einkünfte, die der landesherrlichen Kammer zuflossen, einnehmen.
Aber 1624 brachte er die Bürgergemeinde höchst unbedacht in Gefahr. Dadurch ergaben sich erhebliche Spannungen zwischen ihm und dem Rat. Der Bericht darüber ergänzt das, was weiter oben zu seinem Streit mit der Stadt um den Wert einer Anleihe ausgeführt ist.
Als Generalleutnant Tilly mit der ligistischen Armee in den Stiftern Corvey[3] und Paderborn[4] lag, erschien 1624 einer seiner Soldaten ‚von ungefähr’, ohne besondere Absicht, in Holzminden. Ihn nahmen Reiter von Truppen des Niedersächsischen Kreises, der protestantischen Partei, die in der Zeit in Holzminden stationiert waren, gefangen. Ihn hat der Zollschreiber … „…temerario ausu [leichtfertig, aus Übermut] … undt fürsetzlicher Weise mit einem Knebelspieße in den Kopf geschlagen, undt ihne dermaßen todtlich verwundet, dass er auch in der negstfolgenden nacht daran gestorben’. Obristleutnant Jochim von Rehden, derzeitig kommandierender Offizier in der Stadt, machte Reichen Vorhaltungen wegen des Totschlags und ließ den Soldaten bestatten. Doch wurde die Tat bei Tllys Leuten in Höxter ruchbar. Die Armee setzte der Einwohnerschaft nicht nur mit harten Drohungen zu. Vielmehr wurde sie später … ‚… mit allerhandt hoch verderblichen exactionen, Preßuren undt inquartirungen der maßen belegt undt beschwert …, dass solchs mit vielen tausent rtlern [Rtl.] nicht zu bezahlen …’ Zum Schaden kam Schimpf: Holzmindener mussten sich des öfteren ‚für einen Merder aufruffen’ lassen, auch sogar aus ihren Häusern entweichen und kaiserliche Soldaten darin wirtschaften sehen, die bewegliches Gut teils verdarben, teils raubten.
Den Einwohnern wurde hier 1624 anscheinend zum ersten Mal sehr ‚hautnah’ der Respekt vermittelt, den die Kriegstruppen für sich beanspruchten. Die Vorgänge des Jahres 1625 sind mit dem Bericht offenbar noch gar nicht gemeint. Denn das Jahr 1625 wird gesondert angesprochen: ‚Alß die kaiserl. Völcker in Holtzminden gelegen …’, hat sich B. B. Reichen davon gestohlen und wochenlang an anderen Orten aufgehalten. Tillys ‚Generalprofoß’ Schwartze – Ankläger, Feldrichter des Söldnerheeres – verlangte im Verlauf von zwölf Wochen 144 ‚Contribution’ für Reichen, die Rat und Bürgerschaft für ihn bezahlten.
Was den Zollverwalter zu seinem folgenreichen Totschlag am gefangenen Soldaten veranlasst haben mag, war der Quelle nicht zu entnehmen“.[5]
Rehden wird für 1625 wieder erwähnt. In der Hannoverschen[6] Chronik heißt es: „Joachim von Reden, zu Pattensen erbgesessen, ist Tilly unter Augen gen Eltze[7] gezogen, hat mit ihm accordiret und ihn in Pattensen geführet, dar Tilly sein Hauptquartier genommen“.[8] Anscheinend war Rehden 1627 in der Festung Neustadt am Rübenberge[9] einquartiert: „Bald darnach [April 1627, BW] hat Tilly an Obrist-Lieutenant Joachim von Rheden und Friedrich Mollin, Voigt auf der Neustadt, geschrieben wegen 2 Compagnien Tillische auf die Neustadt zu einquartieren, welche von der Stadt Hannover besoldet werden sollten“.[10]
[1] Pattensen [Kr. Springe]; HHSD II, S. 376f.
[2] Holzminden [LK Holzminden]; HHSD II, S. 240f.
[3] Corvey [Stadt Höxter]; HHSD III, S. 146ff.
[4] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.
[5] KIECKBUSCH, Von Ackerleuten, S. 258f.
[6] Hannover; HHSD II, S. 197ff.
[7] Elze [Kr. Alfeld]; HHSD II, S. 133f.
[8] JÜRGENS, Chronik, S. 370.
[9] Neustadt am Rübenberge; HHSD II, S. 343ff.
[10] JÜRGENS, Chronik, S. 443.