Rauchhaupt, Johann Gottlieb

Rauchhaupt, Johann Gottlieb; Obrist [ – 1667] Rauchhaupt führte 1647/48 ein Regiment in französischen Diensten und war in Lauingen[1] (Herzogtum Pfalz Neuburg) einquartiert.

„Im September zog endlich auch das zweite (Montos’sche) [Montausier; BW] Regiment ab und es blieb in Lauingen nur mehr eine kleine Garnison unter dem Kommando des Monsieur de Laubergatt und Commissarius Baussbach, welche dafür desto unverschämter in ihren Forderungen waren. Ersterem mussten täglich 12 Reichstaler gereicht werden, während der andere sich mit 4 Reichstaler begnügte.  An Stelle des vorgenannten Kommandanten trat anfangs Oktober Monsieur de Groot. Auch wurde uim dieselbe Zeit die Garnison wieder bedeutend verstärkt. Es kam das Regiment des Obersten Rauchhaupt in die Stadt und ausserdem noch 3 Kompagnien. Die Verpflegungsgelder, welche die Stadt infolgedessen monatlich aufzubringen hatte, stiegen wieder über 2000 fl. ohne die Summen, welche die Stadt für Servis, Futter und Befestigungen aufwenden musste. Es wurde daher eine neue Gesandtschaft von seiten der Bürgerschaft nach Heilbronn[2] geschickt, welche dem Marschall Turenne den Vorschlag machte, man möchte das Rauchhaupt’sche Regiment nach Dillingen[3] verlegen, da ja diese Stadt auch unter der Protektion Seiner Allerchristlichsten Majestät stehe. (16. Okt.). Herzog Wolfgang Wilhelm unterstützte diese Bemühungen seiner Untertanen mit einem persönlichen Schreiben an den Kardinal Mazarin. Allein alles war umsonst. Als am 1. Dezember die fällige Contribution zu Lauingen noch nicht beisammen war, wurden etliche Musketiere und 1 Sergeanten dem Herrn Amtsbürgermeister in das Haus gelegt mit dem Auftrage, solange darin zu bleiben und sich mit Essen und Trinken unterhalten zu lassen, bis das Geld beisammen wäre. Der Stadtschreiber, der den Kommandanten zur Zurücknahme dieser Maßregel bewegen wollte, wurde gar nicht vorgelassen und erst am folgenden Abende die Mannschaft, die sich »sehr hitzig und zornig« benahm, abberufen.

Wie sehr die Vermögensverhältnisse der einzelnen Bürger unter dem Drucke dieser Kriegslasten litten, erhellt daraus, dass von der herzoglichen Regierung im Dezember 1647 ein eigener Erlass über Vergantungen herausgegeben wurde. Vom 8. Mai bis zum Ende des Jahres 1647 hatte die Stadt an barem Geld, ohne Futter, Servis, Botengelder und Fortificationskosten dem unersättlichen Moloch des Krieges über 22,000 fl. in den Rachen geworfen. […]

Am 10. Januar [1648] betrug die Garnison zu Lauingen im ganzen 948 Mann, für welche nach einer Ordre des Kommandanten die Verpflegung in natura gereicht werden musste. Dies bedeutete für die Stadt einen täglichen Aufwand von 2744 Pfd. Brot, 2064 Pfd. Fleisch und 1584 Mass Bier. – Die Truppen wurden in den Quartieren verpflegt. – Zu gleicher Zeit, nämlich vom 8. Januar bis 31. März, war Lauingen von den Bayern blockiert. Infolgedessen blieben die auswärtigen Hilfsgelder aus und in der Stadt gingen die Lebensmittel auf die Neige. Schon am 16. Januar musste bei der selbst notleidenden Bürgerschaft eine Kornanlage erhoben werden. Die Stadt musste in diesen 3 Monaten insgesamt 18000 fl. aufbringen. Das Militär beging manche Gewalttätigkeiten. Wegen des Feldbaus war man sehr im Ungewissen. Der Kommandant verlangte, dass die Bewohner von Dillingen und Höchstädt[4] behufs Bebauung ihrer Felder (wahrscheinlich wegen Stellung von Sauvegarden) sich an ihn wendeten.

Vom 1. April an liess der Kommandant de Groot wieder die Geldverpflegung in Kraft treten, welche auf täglich 100 fl. festgesetzt wurde. Alle 10 Tage mussten 1000 fl. erlegt werden. In diesem Frühjahre wandte sich die Bürgerschaft wiederholt mit Gesandtschaften an den Marschall Turenne, jedoch ohne Erfolg. Am 26. März hiess es, der Marschall werde in zwei Tagen selbst hier durchkommen. Es wurden ihm zwei Ratsherrn entgegengeschickt; sie brachten ein Schreiben an den Kommandanten mit, aber die Lasten wurden nicht gemildert. Vielmehr musste die Contribution von täglich 100 fl. bis in den Monat Juli bezahlt werden. Zuletzt war die Bürgerschaft so ausgesogen, dass von den gewöhnlichen Leuten kein Kreuzer mehr zu erhalten war. Deshalb wurden die Beiträge der Reicheren erhöht, was diese trotz alles Jammerns und Protestierens sich gefallen lassen mussten, »weilen vorkommt, dass sie noch in ziemlicher Nahrung und Hantierung, als sollen sie sich darob um soviel weniger beschweren«. am 4. August wurde endlich die Contribution um 500 fl. ermässigt. Die Bürgerschaft beschwerte sich nun beim Rate, dass die Anlage nicht vermindert worden sei. Der Rat entschuldigte sich damit, dass nunmehr ja die Extraordinari (Anlage) aufgehoben sei.

Vom 14. Juli an musste Dillingen einen Beitrag für die im Lauinger Schloss und Spital liegenden kranken Mannschaften leisten. In Lauingen selbst mehrten sich von Tag zu Tag die Klagen der Bürgerschaft über die masslosen Forderungen und Ansprüche der französischen Offiziere und Mannschaften. Diese Klagen brachte wahrscheinlich Herzog Wolfgang Wilhelm zur Kenntnis der französischen Regierung und da er ein Vetter des jungen Königs Ludwig XIV. war, so liess dieser am 18. Septbr. einen Befehl an Turenne ergehen, die die genaue Einhaltung der dem Herzogtum Neuburg erteilten Salvaguardien vorschrieb, sowie Satisfaction für alle Mehrforderungen und Erpressungen.

Von einer wirklichen Ausführung dieses Befehles war natürlich keine Rede. Am 19. September musste Lauingen 60 Malter Mehl nach Neuburg[5] zur Verproviantierung liefern. Anfangs Oktober zog Turenne mit seiner Armee nach Donauwörth.[6] Der Rat zu Lauingen beschloss, den Herrn Dechant und Bürgermeister Mayr an ihn zu schicken, damit sie ihm die Beschwerden der Stadt vortrügen.

Daraufhin wurde über die Verpflegung des Rauchhaupt’schen Regimentes in der Weise verfügt, dass Lauingen demselben täglich 100, Höchstädt 40, Dillingen 60 und Gundelfingen[7] 50 Rationen Brot zu liefern hatte. – Am 23. Oktober befand sich Turenne im Hauptquartier zu Dillingen und legte der Stadt Lauingen aufs neue eine nicht unbeträchtliche Summe zum Unterhalte der kranken und verwundeten Soldaten auf. Die Garnison kostete die Stadt vom 1. April bis 31. Oktober 1648 22674 fl.

Auf dem umliegenden Lande, das von seinen Bewohnern fast ganz verlassen war, verübten die Soldaten manche Räubereien. So wurden in Faimingen[8] sogar die Glocken aus dem Turme gestohlen und in Stücke zerschlagen. Einige Bürger von Lauingen fanden die in einem Gebüsch versteckten Trümmer, ungefähr im ganzen 2 Zentner und verkauften sie um 20 fl. an einen Juden.

Am 27. November erliess der Kommandant de Groot, der eben zur Generalität abreiste, für Lauingen eine Eventual-Verpflegungs-Ordre, worin er seinen Offizieren und Mannschaften alle Ausschreitungen und Mehrforderungen auf das strengste untersagte. Durch seine Verwendung wurde anfangs Dezember das Rauchhaupt’sche Regiment auch wirklich abgeführt, wofür die Stadt ihm eine Renumeration verehrte“.[9]

[1] Lauingen (Donau) [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 396f.

[2] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.

[3] Dillingen a. d. Donau; HHSD VII, S. 140f.

[4] Höchstädt a. d. Donau [LK Dillingen]; HHSD VII, S. 301f.

[5] Neuburg a. d. Donau [LK Neuburg-Schrobenhausen]; HHSD VII, S. 497ff.

[6] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.

[7] Gundelfingen a. d. Donau [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 257ff.

[8] Faimingen, heute Ortsteil von Lauingen (Donau) [LK Dillingen/Donau].

[9] RÜCKERT, Lauingen II, S. 38ff.

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